8 Fokus ZPK «Klee in Bern», 3. Phase, 15.09.2015 – 12.01.2016 Fokus ZPK 9 Gespräch und Lesung «Hommage an Paul Nizon», mit Lukas Bärfuss, Pino Dietiker, Marie-Luise Scherer, Alexander Tschäppät, Paul Nizon und einem Überraschungsgast, 15.09.2015 NACHWIRKUNGEN: OTTO NEBEL, BRUNO WURSTER, PETER SOMM DER GROSSE EINZELGÄNGER AUS BERNISCHEM STEIN UND DEM LÄNDLICH SCHÖNEN … Paul Nizon ist über die Jahre einer der bedeutenden europäischen Schriftsteller geworden. Seine Leserschaft umspannt mehrere Generationen, und namhafte Autorinnen und Autoren im In- und Ausland sehen in ihm ein Vorbild. Im vergangenen Jahr erhielt er den Grand Prix Literatur und durfte überdies seinen 85. Geburtstag feiern. Der in Bern geborene und aufgewachsene Paul Nizon lebt seit Jahrzehnten in der europäischen Hauptstadt schlechthin, in Paris, und gilt als grosser Einzelgänger, als Solitär. Sein reichverzweigtes Werk, das neben Romanen auch Essays, Schriften zur Kunst und Tagebücher umfasst, wurde vielfach ausgezeichnet. So erhielt er 2014 den Grand Prix Literatur der Schweiz oder 2012 den Österreichische Staatspreis für europäische Lite- Peter Somm Vollmond über der Stadt, Juni 1967 Aquarell, 31 x 45,8 cm Privatbesitz, Schweiz Mitte September startet die dritte Phase der ganzjährigen Sammlungsausstellung «Klee in Bern». Neben den Themen Darstellungen Berns und Umgebung, Berner Sammler (diesmal E. W. Kornfeld) sowie Felix Klee als Botschafter wird auch dem Aspekt von Klees Ausstrahlung auf Zeitgenossen und seinem Nachwirken auf spätere Künstler nachgegangen. Der Bauhausmeister Paul Klee prägte manchen seiner Schüler nachhaltig, wie das Beispiel von Petra Petitpierre in der zweiten Phase der Ausstellung gezeigt hat. Seine künstlerische Ausstrahlung erreichte aber auch Künstlerfreunde wie Otto Nebel (1892 –1973), welcher im Mai 1933 - ein halbes Jahr vor Klee - Deutschland endgültig verliess, um sich in Bern niederzulassen. Neben stilistischen Parallelen zeigt sich der Einfluss Klees bei Nebel auch in der Nummerierung und Betitelung der Werke sowie in der Buchführung in Form eines Werkkataloges. Begegnung mit Klees magischer Welt Nicht in direktem Kontakt zum Künstler, jedoch umgeben von dessen Werken erlebte Bruno Wurster (1939 –2003) bereits als Kind die magische Welt Klees. Seine Eltern waren mit der Familie Klee befreundet und pflegten einen regen Kontakt, während ihre Söhne im Haus und Garten in Köniz zusammen spielten. Später, als sich der junge Bruno zum Künstlertum hingezogen fühlte, flossen Motive und Ideen Klees in sein Werk ein oder er huldigte mit «Hommages» dem von ihm bewunderten Paul Klee. Aus Bruno Wursters Nachlass gingen im vergangenen Jahr rund 40 Werke als Schenkung in den Besitz des Zentrum Paul Klee. Über die Medizin vom Hobby zur Kunst Einen ganz anderen Zugang zu Klee erfuhr Peter Somm (geb. 1940). Er wuchs fern ab von der Ära Klees in Sulgen im Kanton Thurgau auf und studierte in Fribourg und Zürich Medizin. In der Freizeit ging er seiner Vorliebe zur Kunst in Zeichenkursen nach und setzte sich mit den farbtheoretischen Schriften von Johannes Itten auseinander. Seit 1972 lebt er in Herrenschwanden und widmet sich nun voll der Kunst. Dass er sich auch mit Klee auseinandersetzte, zeigt sich in seinem Frühwerk deutlich. «Vollmond über der Stadt» vom Juni 1967 erinnert stark an die zarten Aquarelle Klees aus der Zeit unmittelbar nach seiner Tunisreise im Frühjahr 1914, während in «Puzzle, 25-teilig» aus dem Jahr 1965 das Spätwerk Klees, welches im Berner Atelier am Kistlerweg 6 entstanden ist, nachwirkt. Die dritte Ausstellungsphase «Klee in Bern» steht somit ganz im Zeichen der Nachwirkungen Klees in Bern und Umgebung. Eva Wiederkehr Sladeczek Dauer: 14.02.2015 – 12.01.2016 Herzlichen Dank für die Unterstützung www.ottonebel.ch | www.brunowurster.ch | www.petersomm.ch «Paul Nizon ist ein Sänger der Liebe, ein Grenzgänger und ein Fährtensucher. Er lebt in der Lichterstadt Paris und glaubt nicht an den Tod. Keiner lacht wie er. Keiner schreibt wie er. » Lukas Bärfuss ratur, den vor ihm Grössen wie Salman Rushdie, Umberto Eco, Cees Nooteboom, Claudio Magris, Jorge Semprún, Ágota Kristóf und A. L. Kennedy erhalten haben. Im Konzert der europäischen Literatur verfügt Paul Nizon tatsächlich über eine herausragende Stimme. Sein legendäres Roman-Debüt «Canto» von 1963 liest sich im Rückblick wie ein poetisches Manifest. Ein Manifest, dem der Autor bis heute treu geblieben ist. Es geht um den kühn gewagten Selbstausdruck eines emphatischen Ichs, das lyrische und epische Töne mischt und zwischen feierlichem Überschwang und vollkommener Entfremdung im Schreiben wohnt. Paul Nizon war nie ein Autor, der schreibt, um erfundene Geschichten zu erzählen. Er geht immer von sich selber aus. Er schreibt über sich selbst, als ein der Sprache verfallenes Wesen, das in immer neuen Anläufen die eigene Geschichte erzählt und weiterschreibt. Was ihn als Schriftsteller unverwechselbar macht, ist seine immer wieder neu ansetzende autofiktionale Neugierde, die erkundet, was es bedeutet, über das eigene Ich zu schreiben: «Die in der Sprache zustandekommende Wirklichkeit ist die einzige, die ich kenne und anerkenne. Sie gibt mir das Gefühl, vorhanden und einiger- Paul Nizon © Jerry Bauer / Suhrkamp Verlag
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