Erfahrungsbericht Erasmus Sommersemester 2015 – Istanbul

Erfahrungsbericht
Erasmus Sommersemester 2015 – Istanbul (Cerrahpasa)
Istanbul – eine Weltmetropole mit über 14 Millionen Einwohnern zwischen Europa und Asien. Die
Stadt ist sehr lebendig und es gibt immer etwas Neues zu entdecken. Und aus meiner Sicht eine der
schönsten Städte in denen ich bisher war. Bei meiner Ankunft war ich sehr überwältigt von der Größe
der Stadt und den Menschenmassen, habe mich dann aber relativ schnell daran gewöhnt. Auch an
die Sprache, die Universität und die neue Kultur muss man sich erst gewöhnen. Jedoch genau das
war es, was mich bei der Bewerbung auf Istanbul gebracht hat. Jetzt nach meiner Rückkehr bin ich
sehr glücklich über meine Entscheidung und habe die Zeit dort sehr genossen.
Organisation
Visum/Residence Permit:
Für einen Aufenthalt in der Türkei, der länger dauert als 90 Tage, benötigt man eine sogenannte Residence Permit. Zu meiner Zeit (Sommersemester 2015) konnte man einfach mit dem Touristenvisum
(90 Tage gültig) in die Türkei einreisen und dann innerhalb der ersten 30 Tage einen Termin für das
Residence Permit in Vatan online beantragen: https://e-ikamet.goc.gov.tr/
Online sucht man sich also einen freien Termin aus und erscheint dann zu diesem mit den entsprechenden Unterlagen. Der Preis für das Residence Permit wurde vor ein paar Monaten von ca. 300TL
auf ca. 60TL heruntergesetzt. Das bezahlt man direkt im Hauptgebäude in Vatan. Ein paar Wochen
später kann man die Residence Permit dann bei Umut im English Department abholen.
Bei mir war es also nicht nötig bereits in Deutschland ein Studentenvisum zu beantragen (relativ aufwendig und kostet 60 Euro). Aber für aktuelle Informationen empfehle ich die Seite vom Istanbul foreigners office: http://istanbulforeignersoffice.com/en/residencepermit/touristic-stay
Unterkunft:
Der Wohnungsmarkt in Istanbul ist sehr groß, deshalb ist es möglich in sehr kurzer Zeit eine Wohnung zu finden und direkt einzuziehen. Dazu kann man die Facebook-Seite: „Erasmus Istanbul Flats
and Flatshares“ nutzen oder man schaut auf „Craigslist“.
Den ersten Monat habe ich im konservativen Stadtteil Fatih nahe der Cerrahpasa gewohnt. Die Lage
zur Universität war super, jedoch spielt sich das Erasmusleben eher in der Taksimgegend ab, weshalb
ich abends oft länger mit dem Bus oder dem Dolmus nach Hause fahren musste. Deshalb bin ich nach
Beyoglu (Tarlabasi) gezogen. Von dort waren es 5 Minuten zur Istiklal (Haupteinkaufsstraße) und 2
Minuten zur Bushaltestelle Ömer Hayyam (von der der Bus 35C abfährt und einen direkt zur Cerrahpasa bringt).
Handy:
Euer deutsches Handy wird nach 60 Tagen gesperrt! Solange könnt ihr es ohne Probleme mit einer
türkischen Sim-Karte nutzen. Also geht nach eurer Ankunft in Istanbul zu einem der 3 großen Anbieter: Vodafone, Turkcell oder Avea. Am besten Ihr sucht euch ein großes Geschäft (z.B. auf der Istiklal), wo auch jemand Englisch spricht. Ich selbst habe mir bei Vodafone eine Simkarte für 65TL (inklusive 20TL Startguthaben) gekauft und mir dann ein monatlich kündbares Paket für 18TL (1GB In-
ternet, 500 Freiminuten, 1000 SMS) besorgt. Nach ca. 1 Stunde funktioniert alles wie aus Deutschland gewohnt. Dann hat man 60 Tage Zeit um sein Handy zu registrieren. Zuerst geht man in ein Verwaltungsgebäude nahe der Metrostation Shishane. Dort zahlt man ca. 131TL und erhält eine Quittung. Mit dieser und anderen Unterlagen muss man dann wieder zu einem der 3 großen Anbieter (je
nachdem wo man sich die SIM-Karte gekauft hat) und nochmals 70TL zahlen. Die Unterlagen werden
dann nach Ankara geschickt und das Handy bleibt funktionstüchtig.
Eine Alternative ist es, sich ein Handy in der Türkei zu kaufen. Dann spart man sich die Registrierungskosten (131+70TL).
Öffentliche Verkehrsmittel:
Holt euch direkt nach eurer Ankunft am Flughafen eine Istanbulkart und nehmt diese solange, bis ihr
euch eine Studentenfahrkarte organisiert habt (damit kosten die Fahrten ca. die Hälfte). Nachdem ihr
die Bestätigung eurer Uni erhalten habt, könnt ihr mit der Bestätigung das IETT-Gebäude in Karaköy
aufsuchen, dort eine Nummer ziehen, kurz warten und schon habt ihr die Studentenfahrkarte.
Sprachkurse:
Dilmer, Tömer und Naber? sind die 3 geläufigsten Sprachschulen unter Erasmusstudenten gewesen.
Dilmer hat die meisten Schüler, legt vor allem Wert auf Grammatik und verteilt zum Abschluss
Sprachzertifikate (nach schriftlicher Prüfung). Der Preis liegt hier bei 260 Euro für 72h verteilt über 8
Wochen. Die beiden anderen Sprachschulen sind ein wenig günstiger und legen mehr Wert aufs
Sprechen (natürlich abhängig vom Lehrer). Bei Naber? kann man sich als Kleingruppe (4-5 Personen)
anmelden und erhält dann individuelleren Unterricht und kann die Termine auch zusammen mit dem
Lehrer festlegen.
Universität
Am einfachsten erreicht man die Cerrahpasa mit einem der 35er Busse (35, 35A oder 35C). Prüfungen galten bei uns allgemein als bestanden wenn man über 50% (von 100%) erzielt.
Kurse:
Pulmonary Medicine (3 Wochen)
Von 9 - 10.30 Uhr hatte man praktischen Unterricht beim Hoca (Prof. Gül). Dieser war sehr strukuriert und lehrreich. Danach hatte man noch 2-3 Vorlesungen, die leider fast ausschließlich auf Türkisch gehalten wurden. Am Ende gab es eine mündliche Prüfung beim Hoca (Röntgenbild erklären,
Patient abhören,…). Insgesamt ein eher mittelmäßiger Kurs.
Dermatology (2 Wochen)
Die Vorlesungen waren alle in Englisch und auf passablem Niveau. Der praktische Unterricht stand
zwar auf dem Stundenplan, aber da sich keiner für uns zuständig fühlte, ging auch keiner hin. Es gab
nur eine schriftliche Prüfung mit 20 Fragen. Insgesamt ein ordentlicher Kurs.
Otorhinolaryngoloy/HNO (3 Wochen)
Vormittags gab es laut Stundenplan 2-3 Vorlesungen. Jedoch fanden viele Vorlesungen nicht statt,
weil die Professoren andere Termine zur selben Zeit hatten. Da es aber keine Anwesenheitskontrolle
gab, war es einem selbst überlassen zu kommen oder nicht. Danach hatten wir Unterricht bei unserem Hoca (Prof. Inci). Er spricht solides Deutsch und prüfte uns in der mündlichen Prüfung (40%)
auch auf Deutsch. Die schriftliche Prüfung (60%) bestand größtenteils aus Altfragen.
Opthalmology (3 Wochen)
Ein gut organisierter Kurs. Vorlesungen und Praktika fanden immer statt und waren auf Englisch. Außerdem wird die Anwesenheit kontrolliert. Die mündliche Prüfung (zählt 40%) war leicht, die schriftliche (zählt 60%) hingegen eher schwer. Insgesamt der zweitbeste Kurs, den ich besucht habe.
Neurology (3 Wochen)
Dies war der beste Kurs, den ich in meiner Zeit an der Cerrahpasa besucht habe. Von 9-10 Uhr hatten
wir Unterricht bei unserem Hoca (Prof. Altintas). Danach fanden Vorlesungen statt und nachmittags
gab es gelegentlich noch einen Untersuchungskurs. Auch hier gab es eine mündliche Prüfung beim
Hoca und anschließend eine schriftliche Prüfung.
Freizeit/ Aktivitäten
Istanbul ist so riesig und bietet eine Fülle an Aktivitäten. Ich glaube da findet jeder seinen eigenen
Weg, die Stadt zu erkunden und zu entdecken. Empfehlenswert sind außerdem Ausflüge nach Kappadokien, Fethyie und Pamukkale. Diese kann man sich selbst organisieren oder werden auch von
der ESN angeboten.
Nach dem Semester habe ich die Zeit genutzt, um ein wenig zu reisen. Meine Route führte mich von
Izmir entlang der Küste bis nach Antalya. Auf dem Weg findet man tolle Strände und Landschaften.
Die Pensionen und Unterkünfte sind auch relativ preiswert. Außerdem waren Bulgarien und Israel
beliebte Reiseziele der Erasmusstudenten. Ein weiteres Land, das so langsam die Grenzen öffnet ist
der Iran, wobei es bei einer Reise dorthin einige Dinge zu beachten gilt (Visum, man kann kein Geld
an Automaten abheben,…).
Langweilig wird einem in Istanbul und Umgebung auf alle Fälle nicht!