Istanbul SoSe 2015 Istanbul... Istanbul ist eine überwältigende Stadt, riesig groß, mit unzählbaren Minaretten, den zwei Kontinenten und Dutzenden von Fähren, die zwischen ihnen hin und her fahren. Am Anfang kann euch das alles ein wenig überfordern, die Menschenmassen, der Lärm und die Hektik, aber wenn ihr euch ein wenig daran gewöhnt habt, könnt ihr eine traumhafte Zeit in Istanbul verbringen! Ihr könnt euch darauf einstellen, jeden Tag an den verschiedensten Orten mehrere Cays zu trinken, die Horden von Katzen in den Straßen lieb zu gewinnen und ihren entspannten Lebensstil zu bewundern und immer wieder neue Orte zu entdecken. Was wirklich sehr empfehlenswert ist, ist ein wenig Türkisch zu lernen, denn mit einem Sprachniveau von A2/B1 wird man schon überschwänglich von den Türken in Gespräche verwickelt und ganz anders wahrgenommen. Zum Zimmer: Zimmer kann man gut auf Craigslist finden. Die Türken sind dabei meist sehr spontan, das heißt, dass man oft auch gut ein Zimmer für den nächsten Monat finden kann. Dabei sollte man ein bisschen aufpassen nicht zu viel Geld zu bezahlen. Alles über 300 Euro (900 Lyra) ist schon teuer, 1000 Lyra würde ich als maximale Miete für ein gutes Zimmer ausgeben. Ankommen in Istanbul Öffentliche Verkehrsmittel: Zunächst habt ihr noch keine Studentenkarte, deshalb ist es empfehlenswert sich ein Istanbul Akbil, eine aufladbare Karte, an einem Kiosk zu kaufen. Eine Fahrt kostet 2,15 Lyra und eine Anschlussfahrt 1,10 Lyra. Studentenausweis, Studienbescheinigung: Um die Studienbescheinigung für die Istanbul University abzuholen müsst ihr zu Mustafa Kaplan im Erasmus-Büro der Istanbul Universität. Dies befindet sich beim Hauptcampus in der Nähe der Tramstation Beyazit. Die Öffnungszeiten dort sind in der Woche 12:30-15:30 Uhr. Außerdem bekommt ihr dort euren Studentenausweis. Kurswahl, HU-Studienanfangsbescheinigung: Nach dem Abholen der Studienbescheinigung könnt ihr direkt weiter nach Cerrahpasa fahren. Dafür einfach mit der Tram bis Yusufpasa und dort in einen Bus nach Cerrahpasa umsteigen (35,35A,35C). Umut, den Erasmuskoordinator findet ihr dann in der Ingilicze Tip Facültesi, die ihr erreicht, indem ihr nach dem Haupteingang links geht. Außerdem könnt ihr euch zum Entspannen auch kurz in einem der Cay Bahcesi (Teegärten) auf dem Krankenhausgelände ein Cay oder Kaffee holen. Bei Umut könnt ihr dann das Formular für die HU abgeben, müsst außerdem eventuell nochmal eure Kurswahl korrigieren und das Learning Agreement unterschreiben. Student Akbil: Nachdem ihr euch euren Studentenausweis abgeholt habt, könnt ihr nach Tünel bei Karaköy an der Galata-Brücke fahren. Dort befindet sich hinter der Tünel-Station die Verkaufsstelle der Istanbuler Verkehrsbetriebe. Dort bekommt ihr euer Student-Akbil, was das Fahren ca. halb so teuer macht. Außerdem ist es empfehlenswert sich einen monatlichen Tarif für 77 Lyra zu kaufen, damit habt ihr 200 Fahrten und wenn ihr viel unterwegs seid lohnt sich das! Krankenversicherung: Für die Resident Permit braucht ihr ein Formular von der türkischen Krankenversicherung! Dafür müsst ihr euer mitgebrachtes Deutsch-Türkisches T/A-11-Krankenversicherungsformular (im Original) der türkischen Versicherung SGK vorzeigen. Der Ort dafür ist in Unkapani in Fatih (viele Buslinien z.B. 35C von Taksim/Cerrahpasa). Es gibt mehrere Versicherungsgebäude, wichtig ist das SGK-Besiktas-Gebäude, wo ihr dann eine türkische Versicherungsnummer bekommt. Resident Permit: Die Resident Permit zu bekommen war von allen das meist gefürchteste, weil immer viele schlimmes Geschichten kursierten über ganz viel Stress. Letztendlich war es aber halb so schlimm, vor allem weil die Polizei kurz vor unserer Ankunft den Prozess stark vereinfacht hatte und das ganze dadurch auch etwa 100 Euro billiger wurde. Wichtig ist, dass es immer noch oft Änderungen gibt, die ihr am besten auf der Seite Istanbulforeignersoffice.com lesen könnt. Dort gibt es echt immer sehr hilfreiche Beschreibungen auch zu anderen Themen! Handy: Ihr könnt euch entscheiden ein gebrauchtes Handy zu kaufen oder euer Handy freischalten zu lassen. Ausländische Handys werden in der Türkei nach 60 Tagen gesperrt und es muss eine Steuer gezahlt werden damit das nicht passiert. Das Entsperren könnt ihr im Dairi Vergesi (Steueramt) an der Metrostation Sishane für 130 Lyra machen, außerdem muss im Shop eures Telefonanbieters das Handy nochmals für 50 Lyra freigeschaltet werden (dazu ist es wichtig, dass eurer Visumstempel komplett sichtbar ist, die Bürokratie ist manchmal sehr korrekt!). Als Anbieter hatte ich Vodafone und war damit sehr zufrieden. Es gibt Prepaid-Tarif, wo ihr immer jeden Monat Guthaben auf die Sim ladet und dann ein Paket gebucht wird. Passt auf, dass ihr beim Tariffestlegen sagt, dass ihr türkische Studenten seid und zeigt euren türkischen Studentenausweis. Das macht es billiger. Kurse: Im Allgemeinen sind die Stundenpläne bei den Sekretären oder auf den Stationen der Fachgebiete angeschlagen. Am besten ein Foto davon machen. Die Vorlesungspläne variieren in der Realität aber häufig. Auch die im Internet lesbaren Pläne stimmen vom Umfang gar nicht, also macht euch bei Stundenplänen mit Zeiten von 8-16 Uhr keine großen Sorgen, dass das die Realität widerspiegelt. Außerdem ist es gut, mit den türkischen Mitstudenten in Kontakt zu treten und in eine Whatsapp-Gruppe zu kommen und diese regelmäßig zu verfolgen, denn die Mitstudenten schreiben oft spontan, dass der Unterricht mal wieder von 9 Uhr auf 14 Uhr verlegt wurde . Und zuletzt noch müsst ihr euch darauf einstellen, dass leider nicht alle Kurse im EnglishProgramm wirklich auf Englisch sind, das betrifft leider auch wichtige Kurse für uns wie Kardiologie. Im Folgenden stelle ich die Kurse vor, die ich absolviert habe. Ich werde mein Semester in Berlin wiederholen, weil ich bestimmte Inhalte lieber noch auf Deutsch statt auf Türkisch lernen will. Aber es ist auch möglich das Semester in Berlin komplett anerkennen zu lassen, eine Freundin hat dies gemacht. Pulmonary Medicine: Der Kurs dauert 3 Wochen und besteht aus Vorlesungen und Praxiseinheiten. Wir waren bei Gül Hoca (Hoca gleich „Meister“ so werden alle Professoren angesprochen), die sehr nett war und auch Englisch gesprochen hat. Wir hatten immer von 9-10:30 Uhr Praxisunterricht und danach noch die Seminare bis maximal 14:30 Uhr. Die Seminare waren leider größtenteils auf Türkisch und der Stundenplan wurde nicht eingehalten von der Reihenfolge. Die Prüfung war relativ anspruchsvoll, mündlich und schriftlich, aber trotzdem schaffbar und auf Englisch (Schwere ist abhängig davon welchen Hoca ihr habt!). Cardiovascular Surgery: Dieses Staj dauert 2 Wochen und ist auch aus Praxiseinheiten und Vorlesungen aufgebaut. Wir haben nach ein paar Tagen unseren Hoca (Deniz-Hoca) gefunden und dieser hat gemeint, wir sollten die Vorlesungen nicht besuchen, da sie auf Türkisch sind und wir sie nicht verstehen. Er hat uns trotzdem eine gute Note gegeben und gemeint, wir sollten ihm bei Herz-Ops zuschauen. Das haben wir dann auch gemacht und einige spannende Ops bei offenem Herzen gesehen (Klappenersatz, Aortenprothese, Carotis-Graft). Dabei gilt, dass man gehen kann, wann man will und es gibt eine kostenlose Yemekhane(Mensa) im Chirurgietrakt für die Chirurgen (und Studenten)! Thorax Surgery: Dieses sehr kurze Staj dauert nur eine Woche ist dafür aber sehr straff geplant. Der Hoca Akif gilt als bester Hoca der Uni unter Studenten und hält sehr gute Vorlesungen auf Englisch. Einzig die Themen sind nicht unbedingt neu, vor allem wenn man Pulmonary Medicine vorher gemacht hat! Jeden Tag gibt es Vorlesungen ab 9-10:30 und nachmittags, dann aber meistens nicht bis 16:30 wie auf dem Plan angegeben! Dazwischen geht jede Gruppe zwei Mal auf Station, einmal in die Poliklinik und einmal ins Op. Wichtig bei dem Kurs ist, Anwesenheit zählt 40 % und wird immer kontrolliert, also die eine Woche sollte man da sein! Die Prüfung war dann schriftlich und machbar. Üroloji: Dieses Staj findet im 4. Lehrjahr der Türken statt und ist somit in einem etwas anderem Kalenderrhythmus als die anderen Stajs. Außerdem ist die Gruppe recht groß mit ca. 50 Studenten. Der Unterricht war sehr gut, komplett auf Englisch und meist sehr kurz, von 10-12 Uhr. Auch hier galt oft, dass es spontan Ausfälle und Zeitveränderungen gab. Praktischen Unterricht gab es an 5 Tagen. Die Praxis war dann aber auch häufiger in Türkisch und somit weniger effektiv. Am Ende musste wir noch eine kurze Präsentation auf Englisch (5 Minuten) halten und hatten eine mündliche Prüfung. Beides war sehr entspannt und somit würde ich sagen war Urologie eines der Erasmusfreundlichsten Stajs. Nöröloji: Das Neurologie-Staj dauert 3 Wochen und ist wieder mit dem 5. Jahrgang der Türken zusammen. Man wird einem Hoca zugeteilt, bei dem man täglich von 9-10 Uhr praktischen Unterricht hat. Im Anschluss gibt es meist Vorlesungen von 10-12 Uhr manchmal auch noch von 13-14 Uhr. Außerdem wird man einem Assistenzarzt zugeteilt, der je nach Lust und Laune entweder einmal in den 3 Wochen oder jeden Tag mit einem praktischen Unterricht macht (bei meiner Gruppe war es ersteres). Die Vorlesungen sind alle auf Englisch variieren aber in ihrer Qualität ziemlich. Trotzdem kann man hier einiges mitnehmen, da bestimmte Professoren sehr viel zu MS forschen und dazu viel berichten können und werden (es gibt eine 4 Stunden Vorlesung zu MS). Die Prüfung war mündlich und schriftlich und bei uns recht schwer. Gerade bei der schriftlichen Prüfung ist immer sehr entscheidend wie viele Altfragen abgefragt werden. Cocuk Cerrahi: Kinderchirurgie ist eins der anstrengensten Stajs, was ein wenig überraschend ist, da es nur 2 Wochen dauert. Aber die Professoren von Kinderchirurgie haben es sich als Ziel gesetzt einem alle möglichen Krankheiten, die in der Kinderchirurgie existieren, vorzustellen, egal ob diese nur eine Inzidenz von 1/400.000 haben. Das ganze resultiert in sehr viele Vorlesungen (26!) und keinen Praxisunterricht (es sei denn man geht abends noch freiwillig ins OP). Die Vorlesungen sind oft gut und auf Englisch. Für die Prüfung darf man dann ein 850 Folien-Skript lernen. Es gibt eine schriftliche und mündliche Prüfung. Bei der mündlichen Prüfung bekommen wir zum Glück Erasmusnoten, denn es gibt einen Hoca, der reihenweise türkische Studenten durchfallen lässt, auch wenn sie gut gelernt haben. Radiasyon Oncolojisi: Strahlungsonkologie dauert eine Woche und ist nicht sehr arbeitsintensiv. Man hat morgens mit seinem Hoca von 9:30-11 Uhr Unterricht, danach gibt es noch Vorlesungen von 11-13 Uhr. Diese können zwar auf Englisch gehalten werden, aber der Redefluss ist bei den Dozenten eher auf Türkisch vorhanden. Im praktischen Unterricht bekommt man das Prozedere einer Strahlentherapie gezeigt und kann Follow-Up Untersuchungen bei vornehmlich Brustkrebspatientinnen beobachten. Am Ende muss man eine kurze Hausarbeit und eine schriftliche Prüfung schreiben. Zuletzt kann ich euch nur viel Spaß wünschen. In Istanbul ist immer etwas los, also langweilen werden Ihr euch wohl nicht. Wichtige Websites/Apps: Trafi-App: gute App für die Öffis in Istanbul, sogar mit live Businfos, die aber nur manchmal funktioniert haben Istanbulforeignersoffice.com : sehr gut für alle Infos über Resident Permit, Handy und Versicherung, wird immer gut aktualisiert
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