sicherheit, schutz und gesundheit auf geschäftsreisen und bei

DATENBLATT
SICHERHEIT, SCHUTZ UND
GESUNDHEIT AUF GESCHÄFTSREISEN
UND BEI EINSÄTZEN IM AUSLAND
Arbeitsbedingte Auslandsreisen und -einsätze
IN DEN LETZTEN JAHREN IST DIE ZAHL DER GESCHÄFTSREISEN
UND EINSÄTZE IM AUSLAND ERHEBLICH GESTIEGEN.
Globalisierung, neue Märkte und der Bedarf an Dienstleistungen
führen zu wachsender Mobilität. Studien haben gezeigt,
dass die Zahl der mobilen Arbeitskräfte bis zum Jahr 2020
voraussichtlich um 50% zunehmen wird1. Die große Bedeutung
von Auslandsreisen führt in vielen Unternehmen dazu, dass
sich Arbeitsplatzbeschreibungen durch die Einbeziehung von
Auslandsreisen und -einsätzen ändern. Die Verpflichtungen einer
Firma gegenüber ihren reisenden Mitarbeitern bleibt dabei ein
wichtiges Thema.
In der Vergangenheit waren die Schutzmaßnahmen meist auf die
Belange der „reisenden Führungskraft” ausgerichtet. Dagegen
gibt es heute verschiedene Typen von Geschäftsreisenden:
beispielsweise den Geschäftsführer, der für einen
Vertragsabschluss anreist, den betreuenden Techniker, der zur
Wartung eines Systems unterwegs ist, den Bauarbeiter, der mit
seinen Kollegen eine Straße durch den Dschungel errichtet oder
eine im Ausland angestellte Haushaltshilfe. Zu jeder Zeit sind
Vertreter der verschiedensten Berufe rund um den Globus auf
Reisen.
Risikoeinschätzung vor Reisebeginn
AUSSER DEN „TRADITIONELLEN” THEMEN WIE
ARBEITSSCHUTZ, SICHERHEIT UND GESUNDHEIT (BSPW.
LATENTE HERZ-KREISLAUF-ERKRANKUNGEN) GIBT ES FÜR
DIENSTREISENDE ODER BERUFSTÄTIGE IM AUSLAND NOCH
VIELE ANDERE WICHTIGE ASPEKTE.
Dazu gehören die Qualität und der Zugang zu einer angemessenen
medizinischen Versorgung, ortsspezifische Infektionsrisiken, der
Verlust von Medikamenten oder Reisedokumenten, die Qualität
staatlicher Sicherheits- und Rettungsdienste, Verkehrsunfälle,
politische Unruhen, Kriminalität, Terrorismus und Konflikte,
schwere Arbeitsunfälle, Naturkatastrophen sowie kulturelle und
rechtliche Unterschiede. Meistens kann ein Problem vor Ort mit
lokaler Hilfe gelöst werden, aber manchmal sind komplexere
Maßnahmen erforderlich. Um im globalen Umfeld einen Vorfall
erfolgreich zu bewältigen und Abhilfe zu schaffen, ist eine aktive
und präventive Vorgehensweise erforderlich. Nur so lassen sich
sowohl die Eintrittswahrscheinlichkeit als auch die Auswirkungen
auf den Einzelnen und die Organisation minimieren.
http://www.pwc.com/talentmobility2020
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Solche Ereignisse sollten präventiv bei der Beurteilung von
Arbeitsschutz- und Sicherheitsrisiken für Mitarbeiter berücksichtigt
werden. Versicherungen, die finanzielle und medizinische
Risiken abdecken, bieten gegebenenfalls keine angemessene
Hilfe, da ihnen das Prinzip der Risikoüberwälzung und nicht
der Risikoprävention zugrunde liegt. Unternehmen sollten
sicherstellen, dass für ihre Mitarbeiter in internationalen
Einsätzen angemessene Gesundheits-, Sicherheits-, Arbeits- und
Rechtsschutzvorkehrungen getroffen sind, denn:
 Prävention, Reaktion und Begrenzung bei Zwischenfällen tragen
zur Reduzierung teurer Geschäftsunterbrechungen und möglicher
Rechtsstreitigkeiten bei. Sie verbessern die Arbeitsmoral und
erhöhen die Produktivität.
 Bedrohungen und Gefahren zu kennen und Risiken bei einem
Zwischenfall zu managen, ermöglichen gegebenenfalls die
Fortführung von Geschäftstätigkeiten oder die Entwicklung neuer
Möglichkeiten, die anderenfalls eventuell nicht wahrgenommen
werden könnten.
 Es ist entscheidend, dass alle einschlägigen rechtlichen
Verpflichtungen eingehalten werden.
 Die Erfüllung der Fürsorgepflicht ist ein wichtiger Teil der
Unternehmensverantwortung.
Abgrenzung der Risiken von Geschäfts- und Privatreisen
INTERNATIONALE GESCHÄFTSREISEN KÖNNEN TEILWEISE
MIT PRIVATREISEN KOMBINIERT WERDEN:
Will ein Unternehmen nur für die Risiken der Geschäftsreise
aufkommen, sollte diese Abgrenzung klar kommuniziert werden.
Der reisende Mitarbeiter sollte auf die Notwendigkeit hingewiesen
werden, für die privaten Risiken seiner Reise selbst Vorsorge zu
treffen.
Betreuung vor, während und nach Reisen und Einsätzen
DERZEIT GIBT ES NUR IN AUSTRALIEN UND KANADA
BESONDERE GESETZLICHE REGELUNGEN FÜR
ARBEITSSCHUTZ UND GESUNDHEIT VON MITARBEITERN IM
INTERNATIONALEN EINSATZ.
Obwohl die praktische Durchsetzung des Strafrechts über
nationale Grenzen hinweg möglicherweise schwierig ist, stehen
die Arbeitgeber unter dem Druck der Rechtsprechung und ihrer
zivilrechtlichen Haftung. Sie müssen die arbeitsbezogenen Risiken
ihrer Mitarbeiter, wo immer sie entstehen mögen, bewerkstelligen.
Die Arbeitgeber sollten deshalb systematisch vorgehen und
 gemäß den internationalen Richtlinien Impfprogramme für die
zu besuchenden Länder planen.
besonders aufmerksam und sicherheitsbewusst sein, da sie sich
möglicherweise unsicher und auffällig verhalten und deshalb
leicht zum Angriffsziel werden können. Sie sollten ganz besonders
darauf achten, Geld, Wertsachen und persönliche Dokumente
sicher aufzubewahren. In Ländern, in denen die Einhaltung
der Gesetze nicht ausreichend gewährleistet ist, besteht für
die Mitarbeiter multinationaler Unternehmen möglicherweise
das Risiko, Opfer einer Entführung mit Lösegeldforderung zu
werden. Alle Mitarbeiter, die in Länder reisen, in denen dieses
Risiko besteht, sollten ein entsprechendes Training erhalten, um
die Entführungsgefahr zu minimieren. Zivile Unruhen, Krieg und
Terrorismus können in einigen Gebieten kurzfristig aufflammen;
hier sollte vor Reiseantritt eine umfassende Beratung mit aktuellen
Informationen und Empfehlungen eingeholt werden.
 Erste-Hilfe-Sets aushändigen, wozu auch Spritzen und
Dentalzubehör gehören können, sowie zu ihrer Handhabung
in kleinen Notfällen informieren und schulen.
Pflichten gegenüber Mitarbeitern auf arbeitsbedingten
Auslandreisen und -einsätzen
 den Gesundheitszustand ihrer Mitarbeiter vor Reisebeginn
prüfen und die Risiken möglicher Erkrankungen
oder Verletzungen während der Reise und des
Auslandsaufenthaltes bewerten.
 den Mitarbeiter zum Thema Gesundheit, Sicherheit und Schutz
auf Geschäftsreisen informieren und schulen; dazu gehören
auch Hinweise wie der, dass das Risiko eines Schlangenbisses
häufiger in ländlichen Gebieten von Entwicklungsländern und
normalerweise nicht in Industrieländern auftritt.
 darüber informieren und trainieren, was bei Krankheiten oder
Verletzungen auf Reisen zu tun ist.
 darüber informieren und trainieren, was in Not- und
Katastrophensituationen zu tun ist.
 die Risiken entsprechend versichern.
 Kommunikationsmittel bereitstellen, die es ermöglichen, die
Lage genau zu beobachten und aktuelle Auskünfte zu erteilen.
 den Mitarbeiter nach Rückkehr von seiner Reise befragen,
um einschlägige Informationen auszutauschen sowie
Situationsberichte zu verbessern und zu aktualisieren.
Es ist allgemein bekannt, dass aus Industrieländern stammende
Mitarbeiter sich auf Reisen in Entwicklungsländer schwere
Infektionen mit exotischen Erregern zuziehen können. Darüber
hinaus muss darauf hingewiesen werden, dass das Immunsystem
bei jedem Ortswechsel durch Krankheitserreger, gegen die die
betreffende Person noch keine Abwehrstoffe gebildet hat, stark in
Anspruch genommen wird. Auch die Überquerung internationaler
Zeitzonen kann gesundheitliche Auswirkungen auf Geist und
Körper haben. Ein Jetlag lässt sich nicht vermeiden, aber es gibt
Möglichkeiten, seine Auswirkungen zu mildern.
REISEN AUF DEM LANDWEG BERGEN EIN HOHES RISIKO
Statistisch stellen Auto- und insbesondere Motorradunfälle
das größte Risiko für Tod oder schwere Verletzungen dar. In
Bezug auf Fahrzeugsicherheit, Straßenzustand, sich auf die
Infrastruktur auswirkende extreme Wetterbedingungen und
Fahranforderungen bestehen weltweit riesige Unterschiede; in
manchen Entwicklungsländern können einige oder alle diese
Komponenten besonders schlecht sein. Ist der reisende Mitarbeiter
mit solchen Umständen nicht vertraut, wird das Risiko noch
größer. In Situationen wie diesen empfiehlt es sich, die jeweiligen
Vorteile öffentlicher Verkehrsmittel, Mietwagen und lokaler Fahrer
sorgfältig abzuwägen. Fahrer und Fahrgäste sollten sich an die
Vorschriften halten, ggf. das Fahrzeug überprüfen, den Gurt
anlegen, die Verkehrsregeln beachten, Ablenkungen vermeiden
und niemals unter Drogen- oder Alkoholeinfluss fahren.
DIEBSTAHL, KÖRPERVERLETZUNG, TERRORISMUS UND
ENTFÜHRUNG
Diebstahl und Körperverletzung können jederzeit und überall
vorkommen, aber gerade auf Auslandsreisen sollten Reisende
AUCH WENN ES KEINE DIESBEZÜGLICHEN GESETZE
ODER WENIG RECHTSPRECHUNG GEBEN MAG, IST DIE
ENTSENDUNG VON MITARBEITERN INS AUSLAND EINE
INVESTITIONSENTSCHEIDUNG.
Die damit verbundenen Risiken und Chancen sollten geregelt
werden, um die Ergebnisse für den Einzelnen, seine Angehörigen
und das Geschäft zu maximieren.
Aus Erfahrung lernen für künftige Risikoeinschätzungen,
Kontrollmaßnahmen und Unterstützung von Mitarbeitern
NACH DER RÜCKKEHR VON INTERNATIONALEN
GESCHÄFTSREISEN SOLLTEN DIE REISENDEN IN EINER
NACHBESPRECHUNG BEFRAGT WERDEN, UM AKTUELLE
INFORMATIONEN ZUR SITUATION DER BESUCHTEN LÄNDER
ZU ERHALTEN.
Dies erleichtert die Einschätzung künftiger Risiken und ermöglicht
es dem Arbeitgeber zu beurteilen, ob die derzeitigen Ratschläge,
Informationen, Ressourcen und Unterstützungsangebote für
geschäftlich reisende Mitarbeiter angemessen sind. Besonders zu
beachten ist die Möglichkeit, dass Krankheiten, die der Reisende
sich auf Auslandseinsätzen zugezogen hat, auch später auftreten
können. Für einige Krankheiten ist die Inkubationszeit länger
oder sie variiert. Die Mitarbeiter sollten dazu angehalten werden,
auf alle Symptome zu achten. Sie sollten ihren Hausarzt über
ihre Reisen informieren, damit dieser sich auch auf Symptome
von Krankheiten einstellen kann, die in seiner Praxis nur selten
auftreten.
Nützliche Informationsquellen
Neben den hier schon genannten Informationsquellen
enthalten auch die IOE-Publikation - Helping Employers
manage Risks to Employees from International Travel for
Business Purposes und die Publikation Globale Empfehlungen:
Sicherheit und Gesundheit auf arbeitsbedingten Auslandsreisen
und -einsätzen der International SOS Foundation nützliche
Informationen und Ratschläge.
Mehr Informationen und Antworten auf Ihre Fragen
finden Sie unter den Rubriken OSH und CSR auf unserer Website www.ioe-emp.org. Sollten Sie nicht finden, was Sie suchen, wenden Sie sich
bitte an Pierre Vincensini, IOE Berater: [email protected]/Tel. +41 22 929 00 15.
(©IOE OKTOBER 2015)