European Centre for Press and Media Freedom Pressemitteilung Neues Schutzprogramm für unter Druck geratene Journalisten – ECPMF ‚Journalists in Residence’ Leipzig, 15. Oktober 2015. (Leipzig) Pressefreiheit sollte in europäischen Ländern eine Selbstverständlichkeit sein. Jedoch sind Journalisten auch hier immer wieder ernsten Gefahren ausgesetzt: Drohungen, Haftstrafen, Hausdurchsuchungen, Anschlägen und im schlimmsten Fall sogar Mord. Hinzu kommen subtilere Bedrohungen wie wirtschaftlicher Druck, Gesetzgebungen, langwierige Gerichtsverfahren, Überwachung, abgelehnte Visa oder Druck auf Redaktionen, um kritische Themen zu verhindern. Das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) hat deshalb ein Schutzprogramm ins Leben gerufen, das unter Druck geratenen europäischen Journalisten vorübergehend einen sicheren Arbeitsort in Leipzig bietet. Das ECPMF stellt eine Unterkunft, ein monatliches Stipendium, eine Krankenversicherung und einen Arbeitsplatz. „Immer wieder geraten Journalisten, die sensible Themen anpacken, in das Visier der Mächtigen. Die Liste der europäischen Journalisten, die derzeit oder in der Vergangenheit bedroht wurden oder werden ist lang und wächst ständig. Darunter Anna Politkowskaja, Roberto Saviano, Hans-Martin Tillack, Oleg Kashin, Dušan Miljuš, Khadija Ismajilowa, um nur Einige zu nennen“, erklärt Lutz Mükke, Managing Director des ECPMF. „Manchmal bleibt gefährdeten Journalisten nur die Option, ihr Land für eine Zeit zu verlassen und aus der Schusslinie zu gehen. Es ist dann die einzige Möglichkeit, um ihre Arbeit fortzusetzen und vor dem Gefängnis beschützt zu werden. Unser Programm kann stark gefährdete Kollegen von permanentem Druck befreien und die Aufmerksamkeit auf ihren Fall lenken“, führt Lutz Mükke weiter aus. In Leipzig – einem historischen Ort im Kampf für Presse- und Meinungsfreiheit – können die Journalisten zwischen sechs und zwölf Monaten leben und arbeiten, je nach Einzelfall und Bedrohungslage. Alle Reise- und Visakosten sowie Krankenversicherung und Unterkunft auf dem Gelände der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig übernimmt das ECPMF. Darüber hinaus erhalten die Journalisten European Centre for Press and Media Freedom ein monatliches Stipendium in Höhe von 1000 Euro und die Möglichkeit, über das ECPMF zu veröffentlichen. Journalisten, die sich für das Programm bewerben möchten, müssen bestimmte Kriterien erfüllen. Unter anderem sollten sie bereits seit mindestens fünf Jahren investigativ arbeiten und einen Nachweis über ihre Gefahrensituation erbringen. Sie sollten keiner bestimmten politischen Bewegung angehören und möglichst in der Lage sein, nach dem Programm in ihrem Heimatland ihre Arbeit für die Pressefreiheit fortzusetzen. Die erste Bewerbungsrunde hat begonnen. Die Kandidaten werden von den ECPMF-Vorständen, denen erfahrene Journalisten, Wissenschaftler, Gewerkschafter und Juristen angehören, ausgewählt. Für die Gestaltung des Programms hat sich das ECPMF Unterstützung von den erfahrenen Organisationen International City of Refugee Network (ICORN) und der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte geholt. „Solche Programme sind nicht einfach und stellen eine Organisation vor große Herausforderungen, vor allem personell. Die Menschen, die in einem Schutzprogramm aufgenommen werden sind oft traumatisiert und blicken in eine unsichere Zukunft. Zudem können viele die Sprache des Gastlandes nicht. Deshalb ist viel Einsatz und Fingerspitzengefühl nötig“, erklärt Peter Ripken, Vorsitzender von ICORN, das mehr als 50 europäische Städte vertritt. „Wir freuen uns deshalb über jede neue Initiative und eine Zusammenarbeit mit bisherigen Projekten. Denn ein starkes Netzwerk bietet für bedrohte Menschen einen zusätzlichen Schutz“, so Ripken weiter. Informationen zum Programm und zum Bewerbungsverfahren erhalten Sie unter http://ecpmf.eu/get-help/journalists-in-residence (Englisch) oder per Mail an: [email protected]. Europäisches Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) Am 24. Juni 2015 gründeten Vertreter von 25 Journalistenorganisationen, Medienunternehmen und gewerkschaften sowie Medienwissenschaftler und -anwälte aus 16 europäischen Ländern das ECPMF (European Centre for Press and Media Freedom) in Leipzig. Unter anderem gehören die European Federation of Journalists, Index on Censorship, Scoop, Journalisten helfen Journalisten, Axel Springer SE, die Media Legal Defence Initiative, Westminster University, Gruner + Jahr, Journalismfund und SEEMO zu den Gründungsmitgliedern. In seiner Dimension und Struktur ist das ECPMF weltweit einmalig. Ziel ist es, die vielen verschiedenen Medienfreiheitsinitiativen in Europa zu einen und gemeinsam aktiv zu werden. Das Journalists-in-Residence Programm des ECPMF wird von der Europäischen Kommission, der Medienstiftung Sparkasse Leipzig, der Stadt Leipzig und dem Freistaat Sachsen unterstützt. www.ecmpf.eu
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