Lörrach: Chorwallfahrt von mystischer Intensität - Lörrach - Verlagshaus Jaumann 17/12/15 12:40 Lörrach Chorwallfahrt von mystischer Intensität Die Oberbadische, 14.12.2015 20:42 Uhr Die Basler „Männerstimmen“ in der Lörracher Stadtkirche. Foto: Walter Bronner Foto: Die Oberbadische Von Walter Bronner Lörrach. Weder Programmblatt noch Ansage gaben diesmal Auskunft zu Inhalt und Vortragsfolge des jüngsten Abends der Lörracher „Stimmen im Advent“. Dafür war die Begegnung mit den Basler „Männerstimmen“ und der Vorleserin Doris Wolters in der evangelischen Stadtkirche ein Wort-Klang-Ereignis von geradezu mystischer Intensität. Schon der erste Auftritt der über 30 professionell geschulten Sänger – ehemals Mitglieder der Knabenkantorei Basel – die sich in körperlange Pelerinen gehüllt zu drei Seiten entlang der Balustrade auf der Empore positionierten und einen altkirchlichen Gesang anstimmten, verströmte ein zeremonielles Flair, das dem Auftritt und Abgang des Pilgerchors in Wagners „Tannhäuser“ zur Ehre gereicht hätte. Und selbst die Zeichengebung von Dirigent Oliver Rudin war bei aller Präzision von ritualisierter ruhiger Gestik. Der gut besuchte Anlass unter dem Titel „Pilagrimr“ (nordisch für Pilger) geriet http://www.verlagshaus-jaumann.de/inhalt.loerrach-chorwallfahrt-vo…et.7f765df9-c3d9-41df-90a2-b43b31d00504.presentation.print.v2.html Page 1 of 2 Lörrach: Chorwallfahrt von mystischer Intensität - Lörrach - Verlagshaus Jaumann 17/12/15 12:40 denn auch zu einer wahren Wallfahrt durch den Kosmos des vorwiegend a cappella vorgetragenen, zwischendurch auch von Orgel (Alexandra Nigito) und – besonders effektvoll – von Percussions (Martin Huber, Christian Rombach) flankierten geistlichen Liedguts. Im musikalischen Streifzug vom Mittelalter bis zur Gegenwart wechselten kontemplative Mönchsgesänge im Sinne der ambrosianischen Glaubenszuversicht auf die „Ankunft der Heiden Heiland“ mit aktuellen Tonexperimenten und klangsinnlicher Melodik der Romantik in unkonventioneller Abfolge. Bezwingend interpretiert in Beispielen der satztechnisch vollendeten Sakralwerke eines Guillaume de Machaut (um 1350) oder Tomás Luis de Victoria (um 1600). Aber ebenso in Max Regers vor etwa 100 Jahre vertontem Psalmtext „Ach Herr, lehre mich bedenken…“ oder in frommen Chören von Rudolf Mauersberger und Peter Cornelius. Brillant formulierte Sprachbilder Abschluss der Pilgerreise war dann zu beiden Seiten des Kirchenschiffs unter anderem mit Anklängen an die orthodoxen Gesänge der Ostkirche (Pavel Chesnokov) und einem Chorwerk des zeitgenössischen estnischen Klangmystikers Arvo Pärt. Alsdann versammelten sich die „Männerstimmen“ im Altarraum, wo sie im Schlabberlook der 50er Jahre (von breiten Hosenträgern gehaltene Knickerbocker aus derbem Zwirn) neben geistlichem auch profanes Liedgut mit absoluter Perfektion intonierten. Darunter auch Stücke des Amerikaners Eric Whitacre und des experimentierfreudigen Finnen Jaakko Mäntyjärvi. Dabei beeindruckten sie neben ihrer ausgefeilten Vokalkunst mit staunenswerten Geräuschimitationen von Zischen und Zirpen bis zu beängstigendem Sturmwindgeheul plus finalem Flintenschuss. Die Zugaben eines mittelalterlichen Vagantenlieds und einer intimen nordischen Melodie vergalten den starken Applaus. Dieser galt in gleichem Maße auch der großartigen Rezitatorin Doris Wolters, die brillant formulierte, von faszinierenden Sprachbildern und Metaphern durchwobene Essays des in Basel lebenden, ebenfalls anwesenden und inzwischen 80-jährigen Autors Werner Lutz vorlas. http://www.verlagshaus-jaumann.de/inhalt.loerrach-chorwallfahrt-vo…et.7f765df9-c3d9-41df-90a2-b43b31d00504.presentation.print.v2.html Page 2 of 2
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