Augenmenschen – gehörlos unter Hörenden REGIONALBIBLIOTHEK SURSEE BUCHTIPP Ja, sie leben mitten unter uns – geschätzte 8000 in der Schweiz – und wir merken es kaum. Wer sind sie denn überhaupt? Das wollte Johanna Krapf genauer wissen. So entstand „Augenmenschen“, ein Buch mit acht Geschichten von gehörlosen Menschen. Dazu schildert ein Jugendlicher, wie er mit einem Hörimplantat lebt. Und eine Gebärdendolmetscherin gibt Einblick in ihre Arbeit. Johanna Krapf, beruflich als Englischlehrerin tätig, ist bereits als Autorin des Lehrmittels „Hände bewegen“ bekannt. In ihrem neuen Buch „Augenmenschen“ präsentiert sie eine eindrückliche Sammlung von Porträts über Menschen mit einer Hörbehinderung. Sie schildert, wie wenig Hörende über dieses Thema wissen, möchte falsche Vorstellungen entkräften, aufzeigen, was es heisst, taub zu sein, aber auch Vorurteile abbauen und zum Nachdenken anregen. In acht Porträts erzählt sie eindrückliche Lebensgeschichten. Entstanden ist das Buch mit Interviews, jedes in sich eine äusserst komplexe Arbeit, waren doch die Voraussetzungen immer wieder neu. Gehörlose erzählen aus ihrem Leben Ueli Matter, Sohn des bekannten Berner Liedermachers und Mundartsängers Mani Matter, ist hochgradig schwerhörig. Er hatte das grosse Glück, dass die Behinderung in seinem ersten Lebensjahr entdeckt und sofort entsprechende therapeutische Massnahmen eingeleitet wurden. Sprechen lernen ist für Taube ein sehr schwieriger Prozess. Aber Ueli Matter schaffte es, dank der grossen Unterstützung durch seine hörende Familie und der Möglichkeit, ab dem Kindergartenalter während elf Jahren eine Sprachheilschule besuchen zu können. Er machte eine Lehre als Automechaniker und ist heute in Bern als Taxifahrer tätig, wenn er nicht gerade irgendwo auf der Welt unterwegs ist. Von einer Reise durch Südamerika kam er auch zurück, als er für das Interview eingeladen wurde. Er war schon in Kanada, auf Kuba und in den USA, wo sich in Washington DC die weltweit erste Universität für schwerhörige Studierende befindet, die ihr ganzes Programm auf diese Gruppe ausrichtet. Wenn es blinkt statt klingelt Das passiert, wenn bei Familie Rohrer jemand an der Haustüre steht und den „Klingelknopf“ drückt. Denn Pauline, die Interviewpartnerin, ihr Bruder Calvin und auch die Eltern sind gehörlos. Pauline, 2001 geboren, macht sich jeden Morgen vor sechs Uhr auf den Weg ins Zentrum für Gehör und Sprache in Zürich und bereitet sich auf die berufliche Zukunft vor. Sie ist ein aussergewöhnliches Gebärdensprachtalent. Das rührt daher, dass zuhause nicht Deutsch, sondern Gebärden die Familiensprache ist. So wirkte Pauline im DVD zum Buch „Hände bewegen“ als Erzählerin mit. In ihrem noch kurzen Leben oft als Aussenseiterin abgestempelt, ist Pauline gewohnt, sich den Weg zu erkämpfen. Werden sich ihre Träume für eine ganz besondere Lehrstelle erfüllen? „Augenmenschen“ – im 3. Stock der Regionalbibliothek Im dritten Stock unserer Bibliothek finden die Benutzer einerseits klassische Biografien, andererseits im Bestand „Erlebnisse und Persönlichkeiten“ Porträtsammlungen wie „Augenmenschen“, biografische Romane, Reiseberichte und andere Lebensgeschichten. Das Buch kann auch bei DiBiZentral heruntergeladen werden. Robert Wey
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