RECYCLING & RESSOURCEN - Klimaschutz

Ein unabhängiges Produkt von Mediaplanet
DEZEMBER 2015 WWW.SOZIALEVERANTWORTUNG.INFO, WWW.ERFOLG-UND-BUSINESS.DE
RICHTIG TRENNEN Was
kommt in welche Tonne? S.06
CRADLE TO CRADLE Interview
mit Michael Braungart. S.08
ENERGIEEFFIZIENZ So sparen
Unternehmen. S.11-14
RECYCLING &
RESSOURCEN
Weg vom Müll
Für einen bewussten
Umgang mit unseren
Ressourcen
14 WWW.ERFOLG-UND-BUSINESS.DE
MEDIAPLANET
GASTKOMMENTARE
Dr. Stefan Stegemann
Sonepar Deutschland GmbH
Jan Eschke
Vorstandsvorsitzender,
Klimaschutz-Unternehmen e. V.
Guido Broda
Product Manager Adiabatic Cooling,
Colt International GmbH
Energieaudits schaffen
Transparenz
und Mehrwert
KlimaschutzUnternehmen
gehen voran
Nachhaltige
Klimaanlagen?
Die Bundesregierung verpflichtet Unternehmen
mit der Neufassung des Energiedienstleistungsgesetzes (EDL-G) zu Energieaudits. Werden diese nicht
oder nur unzureichend umgesetzt, drohen Sanktionen. Doch für Unternehmen bedeutet es vor allem
auch einen Mehrwert. Dr. Stefan Stegemann, Sprecher der Geschäftsführung der Sonepar Deutschland GmbH, zu Chancen der Gesetzesänderung und
dem Beratungsnetzwerk von Sonepar.
2008 wurde von der Bundesregierung die Nationale Klimaschutzinitiative ins Leben gerufen, um mit allen Akteuren der Gesellschaft – also auch der Wirtschaft – dem
Klimawandel entgegenzuwirken.
■ Klimaanlagen und Nachhaltigkeit – das passt
doch nicht zusammen?
■ Für welche Unternehmen gilt die Neufassung des EDL-G?
Die Neufassung des EDL-G gilt grundsätzlich für alle
Unternehmen mit 250 oder mehr Mitarbeitern oder
Firmen mit mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz oder mehr als 43 Millionen Euro Jahresbilanzsumme. Das sind sogenannte Nicht-KMU, also keine
kleinen und mittelständischen Unternehmen. Dazu
zählen zum Beispiel Handel, Krankenhäuser, Hotels
und Pflegeeinrichtungen sowie nicht produzierende Firmen in dieser Größe.
■ Welche Pflichten kommen auf die Unternehmen zu?
Allen Pflichten sei vorangestellt: Die Gesetzesänderung bietet Firmen vor allem die Chance, einen
Mehrwert zu erzielen. Denn wer regelmäßig seine Energieströme messen lässt, erhält Transparenz über den Energieverbrauch. Das spart Kosten und schont Ressourcen. Verpflichtend gilt: Ist
der Betrieb ein Nicht-KMU, sollte er erstmalig zum
5. Dezember 2015 und im Anschluss alle vier Jahre ein Energieaudit nach DIN EN 16247-1 durchführen. Falls Betriebe das bislang noch nicht umgesetzt
haben, sollten sie dies jetzt noch tun. Alternativ
sieht der Gesetzgeber die Einführung eines Energiemanagement-Systems nach ISO 50001 vor. Je nach
Unternehmensgröße bietet das eine gute Alternative: Im Gegensatz zum Energieaudit beinhaltet es
die kontinuierliche Verbesserung der Energiebilanz durch selbst gesetzte, messbare Ziele. Aus diesem Grund haben auch wir, Sonepar, uns für die ISO
50001 entschieden.
■ Wie kann Sonepar die Unternehmen unterstützen?
Die Qualität der auf dem Markt angebotenen Energieaudits ist sehr unterschiedlich. Für viele Unternehmen ist es schwierig, das richtig einzuschätzen.
Genau an der Stelle können wir die Firmen mit
unserem Kompetenznetzwerk bestehend aus
eigener Expertise, Ingenieurbüros, Elektrofachbetrieben sowie Herstellern umfassend beraten.
Durch unsere Unterstützung sparen die Firmen
erhebliche Zeit- und Personalressourcen, denn wir
bieten eine „Komplettlösung“ von der ersten Analyse über die Planung bis zur Umsetzung der notwendigen Energieeffizienzmaßnahmen an.
■ Was konkret bedeutet:
Bis 2020 sollen die Treibhausgasemissionen in Deutschland um mindestens 40 Prozent gesenkt werden – und
bis 2050 sogar um 80 Prozent gegenüber 1990. Im Rahmen dieses Programms wurden 2009 die „KlimaschutzUnternehmen“ von den Bundesministerien (BMUB/BMWi) und dem DIHK als Partnerschaftsprojekt initiiert.
■ Das Ziel:
Besonders engagierte innovative Unternehmen in
diesem Bereich mit ihren Ideen, Maßnahmen, ihrem
Know-how zu vernetzen. So andere zur Nachahmung zu
motivieren. Und letztlich die Unternehmen für ihre herausragenden Leistungen auch zu würdigen. Die Initiative stand (und steht) allen Branchen offen. So entstehen
eine außergewöhnliche Qualität und Ideenvielfalt. In ihr
arbeiten Unternehmen aller Größenordnungen zusammen, von lokalen KMUs bis zu international agierenden
Konzernen.
■ Vom Projekt zum progressiven Akteur
2013 entwickelte sich aus dem Projekt ein eigenständiger Verband, der nach wie vor durch die drei Initiatoren (BMUB, BMWi, DIHK) unterstützt wird: Die Klimaschutz- und Energieeffizienzgruppe der Deutschen Wirtschaft e.V. Ein innovatives Netzwerk aus aktuell 31 von
den Bundesministerien und dem DIHK ausgezeichneten Mitgliedern, mit klar definierten Zielen, Regeln und
einer gemeinsamen Identität: Exzellenz für Energieeffizienz und Klimaschutz – aus der Praxis für die Praxis.
Oder anders gesagt: Wir unterstützen als Vorreiter der
Wirtschaft die Energiewende in Deutschland. Indem wir
außergewöhnliche, erfolgreiche Beispiele für energieeffiziente, klimaschützende Produktionsverfahren, Unternehmensprozesse, nachhaltige Produkte und Dienstleistungen liefern. In allen Branchen. Für alle Größen
von Unternehmen. Und zeigen so: Klimaschutz zahlt
sich aus. In jeder Hinsicht übrigens, denn der gekonnt
sparsame Umgang mit Ressourcen wie Energie bringt
zwangsläufig Wettbewerbsvorteile mit sich. Und das ist
noch nicht alles.
Klimaanlagen sind in der Regel Energiefresser - mit
der adiabatischen Kühlung gibt es allerdings eine
alternative Technologie, die nachhaltig, energiebewusst und zugleich bezahlbar ist.
■ Was ist adiabatische Kühlung?
Das ist anhand eines einfachen Beispiels zu erläutern. Wenn Sie über angefeuchtete Haut pusten,
spüren Sie unmittelbar die Kühlung der Haut durch
den Effekt der Verdunstung. Stärker ist der Kühleffekt, wenn Sie nach dem Sport, verschwitzt, im Zug
stehen. Das verschwitzte T-Shirt ist in dem Fall der
Träger für Wasser, welches von der vorbeiströmenden Luft verdunstet wird. Die Kühlung, die Sie spüren, ist die adiabatische Kühlung.
■ Wie senkt die adiabatische Kühlung den
Energieverbrauch in der Gebäudetechnik?
Auf dem Dach eines Gebäudes werden Lüfter nach
dem adiabatischen Prinzip installiert. Diese ersetzen die konservative Klimaanlage. Die Abkühlung
der Lufttemperatur wird alleine durch das verdunstende Wasser bewirkt, im Sommer um mehr als
10°C. Da dieser Vorgang völlig ohne stromfressende
Kompressoren und ohne umweltschädliche Kühlmittel auskommt, braucht die adiabatische Kühlung bis zu 90% weniger Energie als die klassische
Klimaanlage.
■ Und was ist mit dem Wasser?
Das Wasser wird der Luft zugeführt, wo es wieder
dem natürlichen Kreislauf zu Gute kommt – jedoch
ohne jede Verschmutzung.
■ Wo wird adiabatische Kühlung angewendet?
Direkte adiabatische Kühlung wird seit Jahren in
den verschiedensten Industrien und auch immer
mehr in kommerziellen großvolumigen Räumen
eingesetzt, wie beispielsweise Logistik- und Distributionszentren. Räume, in denen die Alternative
„adiabatische Kühlung“ eine auch für die Menschen
bessere Arbeitsumgebung schafft – und dies energiesparend und investitionsschonend.
■ Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?
■ Vorausdenker und Vorantreiber.
Durch ihre große Innovationskraft und die vielen
erfolgreichen Projekte sind die Klimaschutz-Unternehmen gefragte Gesprächspartner für Politik und
Wirtschaft.Was für den Verband ebenso gilt wie für
die einzelnen Mitglieder. Ein Effekt, den wir immer
wieder nutzen, um das Thema Klimaschutz als
nachahmenswertes Geschäftsmodell bei Konferenzen u.Ä. in den Fokus zu rücken. Denn auch das ist
eines unserer erklärten Ziele: andere für Energieeffizienz und Klimaschutz zu begeistern. Schließlich
lässt sich die Energiewende nur so – gemeinsam –
auch wirklich meistern.
Die adiabatische Kühlung ist ein uraltes Kühlprinzip,
welches seit Jahrzehnten in Schwellenländern
eingesetzt wird. Die Erwartungen an Leistung,
Sicherheit und Zuverlässigkeit sind allerdings in
Europa viel höher, gerade im industriellen Umfeld,
und machen den Einsatz durch passende Produkte
erst seit einigen Jahren möglich. Ich sehe die adiabatische Kühlung als Schlüsseltechnologie im Bereich
der Gebäudeklimatisierung – welche dazu beitragen
wird weltweit den immer weiter steigenden Energieverbrauch vorzubeugen. Die Technologie wird permanent weiterentwickelt, um weitere und vor allem eine
breitere Anwendung zu erlauben.