Südostschweiz, Graubünden, 29.8.2015

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REGION
Erster Schritt
zum grossen
Forstverband
Der Klosterser Gemeinderat hat dem Beitritt zum
geplanten Forstbetrieb
Madrisa zugestimmt.
Der im Hinterprättigau geplante
Zweckverband im Forstwesen hat eine
erste Hürde genommen (Ausgabe vom
18. August). Der Gemeinderat von Klosters hat sich an seiner Sitzung vom
letzten Donnerstag mit 12:1 Stimmen
für den Beitritt ausgesprochen. Mitte
Oktober entscheidet das Stimmvolk
von Klosters und Saas (das per 2016 in
Klosters eingemeindet wird) über die
Vorlage. Der Zweckverband trägt den
Namen Forstbetrieb Madrisa. In ihm
sollen die Forstbetriebe der Gemeinden Conters, Fideris, Klosters-Serneus
(mit Saas), Küblis und Luzein (mit St.
Antönien) per 2016 zusammengeführt
werden. Diese Gemeinden bewirtschaften heute total rund 7000 Hektaren
Wald mit einer Nutzungsmenge von
jährlich rund 21 400 Kubikmetern. Bis
Ende Oktober sollen in allen Gemeinden die Abstimmungen über den Beitritt durchgeführt werden.
Zusatzkredit wegen Eventhalle
Mit 10:2 Stimmen, bei einer Enthaltung, genehmigte der Gemeinderat
einen Zusatzkredit über 300 000 Franken für einen Vollausbau der Cateringküche für die vom Stimmvolk 2014
bewilligte Multifunktionshalle beim
Sportzentrum. Begründet wurde die
Vorlage damit, dass man zum Zeitpunkt der Abstimmung von einer «bedeutend geringeren Anzahl» an Veranstaltungen pro Jahr, die ein Catering
beinhalten, ausgegangen sei. Im Anschluss an die Abstimmung sei grosses
Interesse an der Nutzung der neuen
Halle laut geworden. In den 300 000
Franken sind rein bauliche Massnahmen enthalten. Die Küchengeräte, für
die gemäss der Gemeinde mit Kosten
von 235 000 Franken gerechnet wird,
sollen durch Klosterser Hotelbetriebe
finanziert und in eine Catering-Trägerschaft eingebracht werden. Der Gemeinde liege seitens des Hoteliervereins Klosters eine entsprechende
schriftliche Absichtserklärung vor. Der
Cateringbetrieb soll durch Klosterser
Anbieter aus der Hotellerie/Gastronomie sichergestellt werden. (béz)
Südostschweiz | Samstag, 29. August 2015
Gemeinderat St. Moritz sagt
Ja zu Gesundheitshotel
An der Gemeinderatssitzung vom Donnerstag stimmte der Rat für die Teilrevision der
Ortsplanung «Serletta Süd» und gab damit grünes Licht für den Bau des Gesundheitshotels
und den Neubau der Klinik Gut. Diese zeigte sich erfreut, während sich die Hotels «auf
diesen Entscheid ausrichten». Das Schanzenprojekt ist gestoppt und wird überarbeitet.
Pressebild
von Jürg Wirth
D
er Schulsaal in St. Moritz
war zum Bersten gefüllt.
Rund 150 St. Moritzerinnen und St. Moritzer
wollten genau wissen,
wie der Gemeinderat bei den Traktanden Sprungschanze und Teilrevision
Ortsplanung «Serletta Süd» entscheiden würde.
Die Teilrevision soll die planerischen Voraussetzungen schaffen, um
auf dem jetzigen Post-/Swisscom-Areal
ein Gesundheitshotel und den Neubau der Klinik Gut zu realisieren. Dieses Geschäft warf bereits im Voraus
hohe Wellen. Hoteliers waren erbost
über das Projekt, weil sie um ihre Aussicht fürchteten (Ausgabe vom 12. August). Die Befürworter hingegen befürchteten, dass die Klinik Gut bei
einer allfälligen Ablehnung einen
neuen Standort ausserhalb St. Moritz
suchen würde.
Störendes Volumen
Nach dem der Gemeinderat einstimmig Eintreten beschlossen hatte, begann er damit, die Teilrevision Seite
für Seite durchzugehen. Nach rund
der Hälfte der Botschaft meldete sich
Gemeinderat Leandro Testa zu Wort
und verlangte eine Rückweisung des
Projektes. Er störte sich an der Bauhöhe, an dessen Volumen und auch die
Rundbögen vor der Fassade waren
ihm ein Dorn im Auge. Er betonte jedoch, dass er das Projekt nicht abschiessen wolle. Die Diskussion war
lanciert und wogte hin und her. Nebst
dem Volumen beschäftigte vor allem
noch die verfügbare Bruttogeschossfläche. Diese beträgt beim Projekt fast
20 000 Quadratmeter, gegenüber den
16 900 Quadratmetern im Originalzustand. Der Baujurist begründete dies
mit einem Hotelbonus und Geschos-
Schwaches Schanzenprojekt wird überarbeitet
Bei der Schanze bemerkten der Gemeinderat und die Schanzenkommission, dass
das laufende Projekt
teurer als geplant werden würde. Deshalb beantragten sie bereits im
Januar eine Kostenüberprüfung und verhängten danach einen
Planungsstopp. Die
Überprüfung ergab
Baukosten von rund
19 Millionen Franken
anstatt der vom Volk
bewilligten elf Millionen
Franken. Schuld daran
waren gemäss Urs
Simeon, der die Überprüfung vornahm, unter
anderem Änderungen
bei der Anlaufgeometrie der Schanze, das
neue Schanzengebäude oder der um drei
Meter höhere Hillpoint.
Zudem stellte Simeon
dem ganzen Projekt ein
schlechtes Zeugnis
aus. Bereits der
Planungskredit sei
mit 280 000 Franken
viel zu tief gewesen.
900 000 Franken wären laut ihm realistisch
für ein Projekt dieser
Grössenordnung,
zudem habe man
es versäumt, einen
Tiefbauingenieur
beizuziehen. Dem
Botschaftsprojekt
bescheinigte Simeon
höchstens Vorprojektcharakter. Schuldige
wolle er aber keine
suchen, erklärte er.
Stattdessen schlug er
vor, ein vollständiges
Projektteam zu bilden
und eine Projekt- sowie Kostenkontrolle
aufzuziehen. Die
Schanzenkommission
nimmt diese Anliegen
auf, will das Projekt
überarbeiten und dem
Gemeinderat einen
Lösungsvorschlag mit
Kosten unterbreiten.
Und im nächsten
Frühling soll dann das
Volk über einen Nachtragskredit abstimmen
können. (jw)
sen unter der Erde zur Kliniknutzung.
Einzelne Gemeinderäte beklagten sich
darüber, dass man nicht wisse, wie die
Gemeinde diese Mehrfläche abschöpfen wolle, wenn überhaupt. Tatsächlich musste der Jurist eingestehen,
dass eine Abschöpfung im Sinne einer
Standortförderung nicht geplant sei,
dies aber durchaus hätte getan werden können. Höhe, Volumen und Erscheinungsbild des Projektes wurden
noch des Öfteren ins Feld geführt,
Wirtschaftsförderung und Rücksicht
auf die Klinik Gut ebenfalls.
Nach langer Diskussion stimmte
der Gemeinderat über Testas Antrag
schriftlich ab und verwarf diesen mit
7:6 Stimmen. Die Teilrevision hiess
der Rat dann mit 10:3 Stimmen gut.
Abstimmung am 18. Oktober
Die Klinik Gut freut sich über diesen
Entscheid, wie sie in einer Pressemitteilung schrieb. Jörg Röthlisberger, der
für das Hotel «Kulm» und das «Badrutt’s Palace» kommuniziert, erklärte, dass sich die Hotels dazu nicht äussern. Sie würden sich auf diesen Entscheid ausrichten, lässt er sich zitieren. Gemeindepräsident Sigi Asprion
hofft, dass sich die beiden Parteien
noch einigen können. Vorausgesetzt
natürlich, das Volk heisst die Vorlage
am 18. Oktober überhaupt gut.
Nationalpark-Bike-Marathon – die Insel
im rauen touristischen Gewässer
Er ist der grösste Bike-Event Graubündens: der Nationalpark-Bike-Marathon. Heute Samstag ist es wieder so weit. Rund 2000 Teilnehmer
sausen durchs Engadin. Für die Tourismusregion bringt die Veranstaltung eine Million Franken zusätzlichen Umsatz.
von Fadrina Hofmann
Es sind beeindruckende Zahlen, welche die Organisatoren des 14. Nationalpark-Bike-Marathons präsentieren können: Rund 2000 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer aus 20 Nationen nehmen
am Rennen teil. 500 Helferinnen und
Helfer sind hinter den Kulissen aktiv.
Das Budget liegt bei 250 000 Franken
und das Preisgeld bei 7000 Franken.
Kaum jemand wird allerdings wegen
des Preisgelds beim Nationalpark BikeMarathon mitmachen. Die Tour rund
um den Nationalpark hat sich längst
zur Kultveranstaltung für Bikerinnen
und Biker entwickelt.
Heute Samstag ist um 7.15 Uhr in
Scuol der Startschuss für die Teilnehmer der Paradestrecke «Vallader» gefallen. Diese führt vom Unterengadin
in die Val Müstair nach Livigno und
über das Oberengadin einmal rund
um den Schweizerischen Nationalpark
herum – 137 Kilometer lang, mit einem
Höhenunterschied von über 4000 Meter. Insgesamt gibt es sechs verschiedene Strecken sowie die Stafette mit
Langläufer Gianluca Cologna und Alpin Snowboarder Nevin Galmarini. Im
Zielgelände erwartet alle erschöpften
Biker ein grosses Volksfest bei strahlendem Spätsommerwetter. Zumindest
versprechen das die Wetterfrösche.
Wichtige Konstante im Tourismus
Das Wetter ist die wichtigste Rahmenbedingung für einen erfolgreichen
Nationalpark Bike-Marathon. Urs Wohler, Tourismusdirektor der Tourismus
Engadin Scuol Samnaun Val Müstair
AG ist auch OK-Präsident. Er freut sich,
dass sich am diesjährigen Marathon
eine Rekordbeteiligung abzeichnet.
«Das können wir in Zeiten der negativen Schlagzeilen wirtschaftlich gut
brauchen», meint er. Im Durchschnitt
rund eine Million Franken mehr Umsatz bringt der Event der Region.
«Solche Events sind wichtige Konstanten im touristischen Jahr. Wir leben
im Moment von diesen erfolgreichen
Ereignissen», sagt Wohler. Der grosse
Vorteil von Grossanlässen sei, dass sie
ein kalkulierbares Geschäft garantieren. «Am Samstagabend werden die
Restaurants gut besetzt sein, die Hotels
gut gebucht», ist der OK-Präsident
überzeugt. Der Markt liefere momentan nur rote Zahlen und das übe einen
enormen Druck auf die gesamte Destination aus. «Umso wichtiger sind positive Ereignisse, wie der Nationalpark
Bike-Marathon», betont Wohler. Es seien solche Veranstaltungen, die der Region Rückenwind geben.
Gute Grundlage für andere Events
Ein weiterer Pluspunkt, den der Nationalpark Bike-Marathon mit sich bringt,
ist die Kompetenz, welche die Region
«Das können wir in
Zeiten der negativen
Schlagzeilen
wirtschaftlich
gut brauchen.»
Urs Wohler
Tourismusdirektor
mittlerweile in der Organisation von
Grossanlässen erworben hat. «Das bietet eine gute Grundlage für die Organisation von weiteren Events, wie die
Tour de Ski oder auch die Junioren OLWeltmeisterschaften, die nächstes Jahr
im Unterengadin und in der Val Müstair stattfinden», meint Wohler. Die Region könne mit solchen Anlässen beweisen, dass sie in der Lage sei, positive
Impulse zu verbreiten.
Noch vor zehn Jahren galt der Nationalpark Bike-Marathon als eines
von vielen Elementen in einer gut aufgestellten Tourismusregion. Heute umschreibt Wohler die Bedeutung von solchen Grossveranstaltungen mit folgenden Worten: «Wir schwimmen, erreichen wieder eine wunderschöne Insel,
dann geht es zurück ins raue Gewässer.»