das businessmagazin

FRAUEN, DIE BEWEGEN
SABINE HolBRook, RENAtE FUcHS, MoNIkA RIBAR
FEAtURING: ANAt BAR-GERA
Anne Richards, Petra Janeczka, Philipp Gut, oliver Damm, Eva Herzog, Anne Baumgartner, Daniela Bunschi
DAS BUSINESSMAGAZIN
FÜR lADIES MIt DRIVE
No. 29 . Frühling 2015 . 8./Jahrgang
Ausgabe Schweiz & Deutschland
Schweiz cHF 15.– Europa EUR 11,–
ein kaBeLsaLat aus
geFühLen
text: Jessica mor camenzind*, Foto: Lian mor
„die Batterie vom auto ist leer. Könntest du bitte heute abend
überbrücken?“, fragte ich meinen mann per sms. er, im schuss:
„Weiss gerade nicht, wo das Kabel ist. Frag doch deine nachbarin, sie kann dir bestimmt helfen.“ ich, entsetzt: „Äh, hallo? Wir
sind zwei Frauen! Wie soll das bitte gehen?!“ er, leicht genervt:
„Zuerst minus zu minus, dann plus zu plus!“ na gut, dachte ich,
es ist einen Versuch wert, und rief meine nachbarin an: „Hi, cornelia, kannst du mir bitte helfen?
ich brauche für die autobatterie
ein Überbrückungskabel.“ sie
antwortete ohne zu zögern: „ah,
ja ja, ich verstehe, warte, komme
sofort vorbei …“ und was bringt
sie mir? ein Verlängerungskabel!
Warum hört mein mann bloss
nicht auf mich?!
nachdem ich mich von meinen
Lachkrämpfen beziehungsweise
meiner Verzweiflung über das
immer noch nicht fahrtüchtige
auto erholt hatte, musste ich als
rege nutzerin von Facebook dieses schmankerl gleich meinen
FB-friends mitteilen. „geliked“
wurde meine statusmeldung nur
– von Frauen. ein einziger
mann begab sich in die Höhle
der Löwinnen, indem er meine
anekdote so kommentierte:
„Weil ihr Frauen hart daran arbeitet, uns männer denken zu
lassen, ihr KÖnnt aLLes
ohne uns …“
Hand aufs Herz. in meinem
text suggerierte ich doch nicht,
superwoman zu sein, im gegenteil! ich kann nicht für alle Frauen sprechen, aber für meinen
part kann ich mit stolz sagen, dass ich weder reifen wechseln
noch überbrücken kann. aber das liegt wohl daran, dass ich in
mathe und physik schon früher eine niete war, von wegen minus zu minus, plus zu plus.
Warum also fühlt sich ein verheirateter mann durch diesen
harmlosen text provoziert? als Laien-psychologin würde ich
davon ausgehen, dass der gute Hausmann zuhause die Hosen
auch nur im schrank hat. Vielleicht liege ich falsch, und wir
Frauen wollen wirklich alles perfekt machen, ohne Hilfe des star-
Ladies drive no.29 20
ken geschlechts. nun, in welchen Lebenslagen könnten wir
Frauen die männer denn „denken“ lassen, dass wir es ohne sie
können? Beim sex? (Von wegen „wir arbeiten hart daran“)
ich würde es mir nie anmassen, für andere Frauen das Wort zu
ergreifen, darum habe ich zur abwechslung ein paar „normale“
Frauen gefragt. und das Feedback war unisono: „Wir haben
schlichtweg zu wenig Zeit, uns
zu überlegen, was männer von
unseren aktionen denken.“ –
„Wir arbeiten nicht hart daran,
wir sind einfach besser als sie,
und können auch alles besser!“
als ich die feinen feministischen
antworten las, kam mir der gedanke, dass der ausdruck, den
man immer wieder von prominenten, sich trennenden paaren
hört, daher kommt: „sie lassen
sich wegen ‚unüberbrückbarer’
differenzen scheiden.“ die hatten wohl kein Überbrückungskabel ...
aber der obenerwähnte Hausmann macht meines erachtens
einen gedankenfehler: Wir
Frauen arbeiten nicht hart daran, sondern wir tun es einfach, und – meistens kommt es
gut! Vielleicht wurde ich von
meinem eigenen mann betreffend auto, Batterie und aufladen einfach überschätzt (was
per se schon überrascht, sonst
ist's ja eher umgekehrt), und
meine nachbarin arbeitet lieber
an ihrem doktortitel als an einer autobatterie. mein Fazit:
schlussendlich brauchen wir im partnerschaftlichen Zusammenleben doch beides: ein Überbrückungs- wie auch ein Verlängerungskabel. eines löst die unüberbrückbaren differenzen, das
andere gibt einem den nötigen abstand, den partner nicht ständig zu analysieren. und wem’s doch zu viel wird, kann ja dann
immer noch – den stecker ziehen!
* Jessica mor camenzind ist eine leidenschaftliche mezze-Köchin mit libanesischen
Wurzeln. Wie ihre gerichte sind auch ihre geschichten bunt und spicy. als zweifache
mutter, Bloggerin und unternehmerin hat sie immer etwas zu erzählen.
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