Landverkehr 6 - Nagel

6
Landverkehr
DVZ • NR. 68 • DIENSTAG, 25. AUGUST 2015
Rhenus Partnership
setzt Neubau in Fahrt
INNOVATION Rhenus Partnership
hat mit dem Motorschiff „Rhenus
Duisburg“ einen mit zwei technischen Raffinessen ausgestatteten
Neubau in Duisburg getauft und in
Fahrt gesetzt. Zum einen ist der in
Rumänien gebaute und in den Niederlanden ausgestattete Neubau mit
einem glatten Hinterschiff sowie hydraulisch ausfahrbarem Flex-Tunnel
ausgestattet. Diese vom Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und
Transportsysteme in Duisburg entwickelte Innovation wurde erstmals in
Europa in ein Binnenschiff eingebaut.
Durch hydraulisch ausfahrbaren
Klappen am Heck kann die Funktion des großen Propellers gerade bei
niedrigen Wasserständen und in der
Leerfahrt optimiert werden, erklärt
Rhenus-Partnership-Geschäftsführer
Wolfgang Hönemann. Dies führt zu einem niedrigeren Treibstoffverbrauch
und geringeren Emissionsausstoß.
Zudem wird der Neubau, der
künftig als Koppelverband mit bis zu
drei Schubleichtern eingesetzt wird,
von einer sogenannten Vater-SohnModernisierung angetrieben. In der
beladenen Bergfahrt auf dem Rhein
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MILANO
werden die zwei leistungsstarken
Väter-Motoren mit je 1500 PS verwendet, in der Kanal- und leeren
Talfahrt laufen die beiden SohnMotoren mit 500 PS. Auch diese
Technik trägt zu verbrauchs- und
emissionsoptimierter
Fahrweise
bei. Für den Neubau hat Rhenus gut
4 Mio. EUR investiert.
Die „Rhenus Duisburg“ wird künftig als Koppelverband in der Kohleversorgung für ein Kraftwerk zwischen den Seehäfen Rotterdam und
Amsterdam sowie dem Löschhafen in
Lünen eingesetzt. Auf der Fahrt von
den Seehäfen bis Wesel kann ein Koppelverband bis zu 8000 t befördern.
In der Kanalfahrt bis Lünen sind es
mit einem Leichter gut 4500 t.
Einen neuen Namen erhielten außerdem zwei baugleiche Koppelverbände, die seit Juli 2015 zur RhenusFlotte gehören. Die Schiffsverbände
„Rhenus Dillingen“ und „Rhenus
Thionville“ fuhren zuvor als „Amesha“ und „Astakhan“ für die von
Rhenus übernommene französische
Reederei CFNR. Die bis zu 5000 t
tragenden Verbände werden für den
Kohletransport auf Rhein, Mosel und
Saar eingesetzt. (la)
Nagel organisiert
FTL-Verkehre neu
Lebensmittellogistiker will vom zunehmenden Komplettladungs­geschäft
profitieren. Eine industrialisierte Struktur soll dabei helfen.
FOTOS: NAGEL-GROUP
Binnenschiff
mit technischen
Raffinessen
Von Sebastian Bollig
D
ie Nagel-Group aus dem ostwestfälischen Versmold, einer der
führenden Lebensmittellogistiker Europas, stellt sich im Komplettladungsverkehr neu auf. Nagel fährt über
alle Produktgruppen und Temperaturbereiche derzeit zwischen 200 
000
und 225 000 internationale Komplettladungen (FTL) im Jahr; Hauptgeschäft
ist jedoch das temperaturgeführte Sammelgut mit rund 100 000 Sendungen
am Tag. „Wir wollen mit FTL wachsen“,
sagt Björn Schniederkötter, Geschäftsführer Spedition und Logistik bei Nagel. „Die Sendungsgrößen nehmen in
unserer Branche tendenziell zu“, betont er. Gründe seien sowohl die fortgesetzte Konsolidierung im Handel als
auch die Konzentration bei den Verladern im Lebensmittelmarkt und als Folge veränderte Güterströme. „Die Nach­
frage nach Komplettladungen wird also
steigen“, meint Schniederkötter. Um
hiervon stärker zu profitieren, arbeitet
Nagel seit Mai 2014 an einer industria­
lisierten FTL-Struktur.
In den vergangenen Monaten wurden sogenannte FTL-Center aufgebaut.
Außer den beiden traditionell FTL-lastigen Standorten Verona und Dover sind
dies das niederländische Venlo, das dänische Padborg und das deutsche Dissen. Bis Ende des Jahres kommen zwei
weitere Standorte in Tschechien und
Polen hinzu, so dass ein europaweites
Netz entsteht. „Wir wollen so viel wie
möglich optimieren, dabei jedoch die
Nähe zum Kunden nicht verlieren“,
betont Ben Klaassen, Leiter des Geschäftsbereichs FTL. „Gute Software
und eine klare Organisationsstruktur –
das ist das Fundament für unsere FTLVerkehre.“
Zentraler Laderaumeinkauf
Zentralisiert wurden der Laderaum­
einkauf und das Carrier-Management.
Großkunden mit Produktions- und Lagerstandorten in mehreren Ländern
werden durch eine zentrale Auftragssteuerung betreut. Sie leitet die Aufträge in die regionalen FTL-Center weiter,
damit mit dem Versender wie auch
dem Empfänger der Waren möglichst
in Landessprache kommuniziert wird.
Die den regionalen FTL-Centern zugeordneten Logistikstandorte der NagelGroup geben ihre lokalen FTL-Aufträge
ebenfalls in diese FTL-Organisation und
profitieren von dem Netzwerk. Zudem
wurde eine eigene Software für die FTLDisposition entwickelt. Diese schafft
eine europaweite Transparenz. „Alle
Disponenten sehen aktuell, wo die Ladungen sind und wo sich die Fahrzeuge
befinden“, erläutert Klaassen.
Die Produktionscenter berichten an
die FTL-Business-Unit unter der Leitung von Klaassen. Sie sind eigene Profitcenter, die als interner Dienstleister
für die europaweit mehr als 100 NagelNiederlassungen auftreten. Damit soll
der Netzwerkgedanke forciert werden,
und alle Niederlassungen erhalten unabhängig von der Größe und dem FTLAufkommen die Möglichkeit, in ihrer
Region wettbewerbsfähig anzubieten.
„Durch einen vernetzten, mehr industrialisierten Ansatz steigt die Wettbewerbsfähigkeit im FTL-Segment“, ist
Schniederkötter überzeugt. Für Frachtführer erwartet er zudem eine höhere
Planungssicherheit, da diese nicht nur
einen Oneway-Transport angeboten bekommen, sondern idealerweise gleich
über eine Anschlussfracht verfügen.
Die Disponenten an den einzelnen Logistikstandorten bleiben die wichtigste Schnittstelle zwischen Kunden und
FTL-Center. Die FTL-Center sind vor
allem für regelmäßige Verkehre auf sogenannten Power-Lanes zuständig, um
diese möglichst industrialisiert zu produzieren. „Wir wollen das dezentrale
Profitcenter-Handeln, welches uns in
all den Jahren so stark gemacht hat, mit
den regionalen FTL-Centern, die sich
auf Produktion konzentrieren, kombinieren“, erläutert Schniederkötter.
Für die FTL-Verkehre hat Nagel Zugriff auf die eigene Flotte von rund
6000 Fahrzeugen. „Hier tauschen wir
uns eng mit den Kollegen von den Systemverkehren aus“, berichtet Klaassen.
Der zentrale Überblick auf den europaweit geplanten Bedarf für die FTLVerkehre gestatte es, diesen Austausch
effizienter zu organisieren. Die neue
Software nimmt den Disponenten sehr
viel Routinearbeit ab. Dennoch bleibt
die Entscheidungskompetenz bei den
Mitarbeitern in den FTL-Centern.
Lebensmittelsicherheit ist für den
Dienstleister ein sehr sensibles Thema.
„Wir wollen deshalb immer wissen, wo
unsere Fracht steht und ob alles damit
stimmt“, sagt Klaassen. Dabei gehe es
auch um die Kommunikation mit den
Kunden. „Niemand will sich den Zustand oder den Standort seiner 900 Ladungen pro Tag anschauen. Aber Kunden möchten sofort informiert werden,
wenn etwas nicht stimmt.“ Die Dispo
meldet sich, wenn absehbar wird, dass
der LKW die vorgesehene Ankunftszeit nicht schafft. Denn der gebürtige
Niederländer weiß: „Kein Kunde re-
Beim Flotteneinsatz tauschen
sich die Nagel-Sparten FTL und
Systemverkehre eng aus, um die
Fahrzeuge so effizient wie möglich
einzusetzen.
”
Wir wollen so
viel wie möglich
optimieren, dabei aber
die Nähe zum Kunden
nicht verlieren.
Ben Klaassen, Leiter
Geschäftsbereich FTL,
Nagel-Group
”
Die Disposition
will ich nicht
einem Algorithmus
überlassen.
Björn Schniederkötter,
Geschäftsführer Spedition und
Logistik, Nagel-Group
agiert mit Unverständnis, wenn sich
die Ware wegen eines Staus verspätet.
Er reklamiert aber zu Recht, wenn der
LKW ohne Hinweis zeitverzögert an die
Rampe fährt.“ Hier hilft die neue Software und weist Disponenten auf verspätete LKW hin.
„Die Software kann nicht alle Probleme lösen, dafür brauchen wir gute Mitarbeiter“, sagt Schniederkötter. „Unsere
Disponenten tragen jeden Tag die Verantwortung für etliche Kundenaufträge
und Transportkosten in Millionenhöhe.
Sie entscheiden damit direkt über unsere Betriebsergebnisse. Die Disposition
will ich deshalb nicht einem Algorithmus überlassen. Wir setzen stattdessen
auf kluge Köpfe, die individuell auf den
Kunden eingehen können.“ Die direkte
Ansprache von Kunden, Empfängern,
Frachtführern und Fahrern sei wichtig.
„Es geht um persönliche Beziehungen,
um Sympathie und Empathie – das
kann keine Maschine leisten.“ Disponenten würden immer wichtiger, deshalb bildet Nagel aus und sucht stets
nach gutem Personal. Schließlich stecken hinter jeder theoretisch erdachten
Struktur Mitarbeiter, die diese in der
Praxis leben müssen.
Tests mit Nikrasa laufen
Seit 2012 testet Nagel mit dem Eisenbahnunternehmen TX Logistik das
System Nikrasa, um mehr Trailer im
Kombinierten Verkehr (KV) zu transportieren (DVZ 2.10.2014, Seite 1). Mit
der Nikrasa-Plattform können nicht
kranbare Standardauflieger auf Taschenwagen gehoben werden. Für
Klaassen sprechen derzeit der Fahrermangel, die zunehmende Überlastung
der Straßen und die höheren Ladegewichte für den Wechsel auf die Schiene.
Im Oktober 2014 wurde aus dem
Test auf der Strecke zwischen Padborg
und Verona Alltag. „Derzeit prüfen wir
noch weitere Strecken, denn Kunden
melden Bedarf an“, so Klaassen. Interessant seien sicherlich Ost-West-Verkehre. „Der Transport auf der Schiene
ist sehr zuverlässig“, nennt Klaassen
Vorteile, „und für einige Kunden lohnt
sich der Wechsel auch finanziell.“ Es
komme immer auf das Produkt und vor
allem die Entfernung an. „Wenn der
Preis pro transportierte Palette wegen
des höheren Ladegewichts sinkt, dann
rechnet sich ein gebrochener Verkehr“,
meint Klaassen.
Schniederkötter sieht gute Chancen,
mehr Volumen auf die Schiene zu bringen. Dieses Jahr will Nagel eine innerdeutsche Strecke über rund 400 km
mit Sammelgut testen.
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