MARCEL PROUST – S - Institut français Stuttgart

© Walter Bayer
INSTITUT FRANÇAIS STUTTGART / LITERATURHAUS STUTTGART
STOFFE DER ERINNERUNG
MARCEL PROUST –
VERANSTALTUNGSREIHE
28.1.– 4.3.2016
28.1.–4.3.2016
VERANSTALTUNGSREIHE
MARCEL
PROUST –
STOFFE DER ERINNERUNG
„Tout comme l’avenir, ce n’est pas tout à la fois, mais grain par grain que
l’on goûte le passé“ – wahre Worte aus Marcel Prousts erstem Werk
Les Plaisirs et les Jours, erschienen im Jahre 1896.
Ob er damals ahnte, wie seine Zukunft aussehen würde? Dass sein
Hauptwerk À la recherche du temps perdu (Auf der Suche nach der
verlorenen Zeit) zu den wichtigsten erzählenden Werken des 20.
Jahrhunderts gehören würde? Literaturhistorisch bedeutend ist
der Roman vor allem deshalb, weil er mit einer bis dahin ungekann­
ten Konsequenz die Subjektivität der menschlichen Wahrnehmung
inszeniert: So zeigt er, dass kein Mensch die Wirklichkeit oder
Wahrheit als solche erkennen kann, sondern allenfalls eine
subjektive Wahrheitsvorstellung besitzt. Proust hat das Erzählen
als eine Möglichkeit entdeckt, anderen Menschen zumindest Teile
dieser einzigartigen, subjektiven Welt eines „Ich“ zugänglich zu
machen. Eine weniger subjektive Wahrheit ist allerdings die Tatsache,
dass man Prousts Werk nicht nur literarisch betrachten kann.
Das zeigt die Veranstaltungsreihe „Marcel Proust – Stoffe der
Erinnerung“, die dazu einlädt, das Werk des Schriftstellers sowie
seine Rezeption aus unterschiedlichen Blickwinkeln – Grafische
Kunst, Literatur, Musik und Kino – bis in die Gegenwart zu ent­
decken und wiederzuentdecken.
„Proust. Ein junger Mann am Strand.“
© Stanislaus Müller-Härlin
Raphaël Enthoven © LDD
Fr 29.1.–4.3.2016
Fr 5.2.2016, 20 Uhr
STOFFE DER ERINNERUNG –
MARCEL PROUST IM GRAPHISCHEN
WERK VON MANUEL THOMAS
ALBERTINE – PROUST UND DIE FRAUEN
AUSSTELLUNG
Institut français Stuttgart, Schloßstr. 51, 70174 Stuttgart
Seit nunmehr 40 Jahren befasst sich der in München lebende
vielseitige Künstler Manuel Thomas immer wieder mit Marcel Proust
und dessen berühmter „Recherche“. In diesen Jahrzehnten ist
daraus bis zum heutigen Tag eine eindrucksvolle Serie von etwa
200 Blättern „hors texte“ entstanden. Die Textildrucke, Zeichnungen
und Collagen, dazu eine Gruppe von Pastellen, illustrieren nicht
konkret, gehen vielmehr assoziativ auf Milieus, Atmosphäre und
biografische wie narrative Fragmente des großen Themas ein.
Zwischen Bewunderung und Ironie bewegen sich die Gestalten der
„Recherche“ ebenso wie die Freunde Prousts, insbesondere aber
auch umschwärmte Damen der Gesellschaft. Mit Leichtigkeit und
Leidenschaft, Liebenswürdigkeit, Ernst und mondäner Delikatesse
zieht Manuel Thomas die fadendünnen Linien seiner Zeichnungen
um Marcel Prousts gefährdete Sensibilität. Und wie immer gilt:
Je mehr man weiß, je mehr man sieht. Thomas’ Blätter sind auch –
immer eine Hommage an den Dichter – die verschwiegene Auf-­
forderung zum genauen Lesen. Wobei auch dem Spiel aus Linie
und dem winzig geschriebenen Wort eine eigene Rolle zukommt:
Manuel Thomas ist auch Schriftsteller, der Romane und Lyrik
veröffentlicht hat.
Karol Beffa © Amélie Tcherniak
LITER ATURKONZERT
Literaturhaus Stuttgart, Breitscheidstr. 4, 70174 Stuttgart
Albertine – eine unverstandene Liebhaberin, viel zu früh verstorben,
beispielhaftes Waisenkind und große Unruhestifterin in der
Suche nach der verlorenen Zeit. Nach „Swann“ und „maman“ ist
Albertine Simone die von Marcel Proust am häufigsten erwähnte
Person und zugleich die beweglichste und somit auch die am
schwierigsten zu fassende Frau.
In einem Literaturkonzert widmen sich der französische Philosoph
Raphaël Enthoven und der Pianist Karol Beffa Albertine und
anderen Frauen an Prousts Seite.
Raphaël Enthoven lehrt als Professor Französische Philosophie
an der École Supérieure des Sciences Politiques und an der École
Polytechnique in Paris. Er ist redaktioneller Berater der Zeitschrift
Philosophie Magazine, moderiert auf France Culture die Sendung
Les nouveaux chemins de la connaissance und ist Produzent und
Moderator des arte-Magazins Philosophie. 2013 wurde er zu­sammen mit Jean-Paul Enthoven für Dictionnaire amoureux de
Marcel Proust mit dem „Prix Femina Essai“ ausgezeichnet.
Karol Beffa, französisch-schweizerischer Pianist, Komponist und
Improvisationstalent wurde 2012-2013 als bisher jüngster Lehr­stuhlinhaber zur création artistique ans Collège de France in
Paris berufen. 2013 wurde er im Rahmen der „Victoires de la
musique classique“ als Komponist des Jahres ausgezeichnet.
Seine Werke werden von zahlreichen großen internationalen
Orchestern aufgeführt, darunter z.B. das Orchestre de l’Opéra de
Lyon, London Symphony Orchestra und das Orchestre de chambre
de Paris.
Konzeption:
Barbara Mors-Stammler und die Arbeitsgruppe der Freunde des
Institut, Institut français Stuttgart
Kooperationspartner:
Literaturhaus Stuttgart, Reclam Verlag
Gesamtkoordination:
Institut français Stuttgart
Tel. 0711 239 25 0
[email protected]
www.stuttgart.institutfrancais.de
Vernissage: Donnerstag, 28. Januar 2016 um 19.00 Uhr
Begrüßung: Nicolas Eybalin, Generalkonsul und Leiter des Institut
français Stuttgart, Barbara Mors-Stammler aus der Arbeitsgruppe
des Vereins Freunde des Institut français
Künstlergespräch: Manuel Thomas und Dr. Simon Frisch (Kunst­
historiker, Bauhaus-Universität Weimar)
Musikalisches Programm: Christiane Edinger (Violine)
mit Stücken von Johann Sebastian Bach und Eugène Ysaye
Aufnahme aus dem Film
Die wiedergefundene Zeit
© Institut français
Luc Fraisse
Do 11.2.2016, 19.30 Uhr
Do 18.2.2016, 19 Uhr
Mi 2.3.2016, 20 Uhr
CINÉJEUDI SPEZIAL:
„DIE WIEDERGEFUNDENE ZEIT“
SOIRÉE DE LECTURE – MARCEL PROUST
À LA RECHERCHE…
PROUSTS REZEPTION HEUTE
Institut français Stuttgart, Schloßstr. 51, 70174 Stuttgart
Ein besonderer Abend mit Marcel Proust in deutscher und fran­zö­
sischer Sprache gestaltet von Simone Rist, Barbara Mors-Stammler
und Michael Raffel.
FILM VORFÜHRUNG
Beim Cinéjeudi Spezial wird der Film Le Temps retrouvé (Die wieder­
gefundene Zeit, F, I, P – 1999, 162 Min.) des chilenisch-portugiesi­
schen Regisseurs Raúl Ruiz mit Marcello Mazzarella, Catherine
Deneuve und Emmanuelle Béart gezeigt. Der Film basiert auf dem
letzten Band von Marcel Prousts Hauptwerk À la recherche du temps
perdu (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit), das zwischen 1913 und
1927 erschienen ist und in seiner Gesamtheit als nicht zu verfilmen gilt.
Zum Film: Im Bett liegend erinnert sich der von Alter und Krankheit
gezeichnete Schriftsteller Marcel Proust an sein Leben im Kreise
der dekadenten Pariser Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts.
Dabei vermischen sich seine Erinnerungen an die Menschen, die
ihm als Vorlagen für die Romanfiguren seines Hauptwerks Auf der
Suche nach der verlorenen Zeit dienten. Er begegnet ihnen wechsel­
weise als Kind, Jugendlicher und Erwachsener…
„Lang, doch nur selten langatmig, erstklassig besetzt und vom
ersten bis zum letzten Bild eine Augenweide, verhilft Ruiz’ Film dem
cineastischen Stilmittel der Rückblende zur Ehrenrettung: Als wäre
sie in erster Linie erfunden worden, um Proust im Kino gerecht zu
werden.“ (Karl-Heinz Schäfer, Cinema.de)
Einführung: Ulrike Barth
Französische Originalversion mit englischen Untertiteln
Eintritt frei. Anmeldung:
[email protected] oder Tel. 0711 239 25 13
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Mo-Do 10-18 Uhr, Fr 10-16 Uhr
Eintritt frei
LE SUNG
Haus Ströbel Stuttgart
Mehrere kurze Episoden enthüllen die Faszination und das
Geheimnis der einzigartigen Schreibweise Prousts.
Die persönliche Salon-Atmosphäre der Veranstaltung unterstützt
das Eintauchen in die unterschiedlichsten Facetten seiner Erinne­
rungen und seiner Gedankenwelt. Mit diesem ganz eigenen
Blickwinkel hat er das Leben und den Geist einer ganzen Epoche
eingefangen.
Im Anschluss laden die Freunde des Institut français Stuttgart zu
einem Pot de l’amitié ein.
In dt. und frz. Sprache
Eintritt frei. Details und obligate Anmeldung:
[email protected] oder Tel. 0711 239 25 21
In dt. und frz. Sprache
Eintritt: 15/12 /7,50 €
Kartenreservierung in der Buchhandlung im Literaturhaus
oder unter www.reservix.de, für Literaturhausmitglieder
unter Tel. 0711 22 02 17 47 oder [email protected]
Bernd-Jürgen Fischer © Vincent Mosch
PODIUMSDISKUSSION
Literaturhaus Stuttgart, Breitscheidstr. 4, 70174 Stuttgart
Bis tief ins 20. Jahrhundert wurde Prousts Suche als ein
Sittengemälde der Belle Époque gelesen, als ein Schlüssel­
roman der frivolen Pariser Oberschicht der vorletzten Jah­rhundert­wende. Aus heutiger Sicht geht es um Tieferliegendes,
um die unaufhebbare Einbindung des Individuums in die
Gesellschaft und seine Abhängigkeit von deren Entwicklung.
Das erfordert einen ganz neuen Blick auf den Text. In den
vorhandenen Übersetzungen fehlte Bernd-Jürgen Fischer
„ein ganz bestimmter Sprachklang“ – mehr als zehn Jahre hat
er der Neuübersetzung gewidmet, deren erster Band Auf dem
Weg zu Swann 2013 im Reclam Verlag erschien. Auf was es
bei der Übersetzung und der Rezeption eines solchen Monuments
der Weltliteratur ankommt, darüber sprechen er und der
Proustkenner Luc Fraisse. Bernd-Jürgen Fischer arbeitet als
Sprachwissenschaftler, Autor und Übersetzer und war als
Dozent der Germanistik an der Freien Universität Berlin tätig.
Luc Fraisse ist Professor für Französische Literatur des 20.
Jahrhunderts an der Université de Strasbourg und Mitglied am
Institut universitaire de France. Seine Arbeiten, u.a. mit dem
großen Preis der Académie française ausgezeichnet, beschäftigen
sich vor allem mit dem Werk von Marcel Proust.
Gäste: Bernd-Jürgen Fischer, Proust-Übersetzer
Prof. Luc Fraisse, Université de Strasbourg
Moderation: Martin Ebel, Züricher Tages-Anzeiger
In dt. und frz. Sprache
Eintritt: 10 / 8 / 5 €
Kartenreservierung in der Buchhandlung im Literaturhaus
oder unter www.reservix.de, für Literaturhausmitglieder
unter Tel. 0711 22 02 17 47 oder [email protected]