Focke, Wilhelm Heinrich, Wrack auf Juist

Wilhelm Heinrich Focke
1878 – Bremen – 1974
Wrack auf Juist, 1930er/40er Jahre
Öl auf Leinwand auf Hartfaserplatte
37 x 58,2 cm
Bez. u. l.: WF (Monogramm)
Aufschrift verso: „Meer und Insel entschlafen/Still grauer Mittsommertag/Hoch im
Raum dem gigantischen Hafen/Die Wellenflotte vor Anker lag./F“
Inv. Nr. 767–1958/16
Provenienz
Erworben für 500 DM vom Künstler aus Mitteln der Freien Hansestadt Bremen
(Stadtgemeinde) 1958
Kommentar
Die ostfriesische Insel Juist war schon seit Kindheitstagen ein beliebter Urlaubsort
Fockes. Auf Juist probierte er 1908 seine ersten Strandsegler aus, und hier malte er bis
ins hohe Alter zahlreiche Strand-, Dünen- und Meerbilder. Als Motiv für dieses Bild
diente ein weitgehend zerfallener, wohl auf einer der Sandbänke angeschwemmter
hölzerner Schiffsrumpf, dessen Querspanten wie eine dunkle Zahnreihe die schmale
Landzone im Vordergrund beleben. Im Hintergrund öffnet sich das Wattenmeer.
Darüber ziehen dichte, dunkle Wolkenbahnen, die drei Viertel der Bildfläche
einnehmen. Wolken und Schiffswrack ergänzen sich sowohl im Schwung ihrer
Bewegung als auch in ihrer düsteren, unheilvollen Ausstrahlung.
Focke betätigte sich zeitweise auch als Dichter. Die rückseitig geschriebenen Verse
evozieren dieselbe Stimmung, die auch im Bild eingefangen ist, hier allerdings eher
bedrückend wirkt. Im Gedicht geht es dagegen mehr um die Ruhe eines bewölkten
Sommertages am Meer.
In der übergreifenden Bewegung, der oftmals zeichnerische Elemente betonenden
Pinselschrift und der expressiven Malweise reiht sich das Bild in die Wolken- und
Meerlandschaften der 30er und 40er Jahre, in denen Focke bei aller Treue zur
Gegenstandsfarbe die Naturschauspiele in ihrer dramatischen Erscheinung zum
eigentlichen Bildmotiv erhob.
Katharina Erling