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Akupunktur
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D O I : 1 0 . 1 0 1 6 / j . d z a . 2 0 1 3 . 0 6 . 0 0 3 1 2 D t. Z t s c h r . f. A k u p u n k t u r 5 6 , 2 / 2 0 1 3
Deutsche Zeitschrift für
German Journal of Acupuncture & Related Techniques
H. Tessenow
Historische Grundlagen der Entwicklung
der chinesischen Akupunktur
– erörtert anhand von Grabbeigaben und überlieferten frühen Texten (Teil 2)
Historical background in the development
of Chinese acupuncture
– explored on the basis of tomb objects and early written sources (Part 2)
1.3.2 Mögliche ideologische Grundlagen für die
Entwicklung des Systems der Hauptadern
In der Regel sind traditionelle chinesische Systeme (und zwar
nicht nur medizinische Systeme) in einen Rahmen von Ideen
über den Kosmos eingebettet. Es gilt im alten China generell
das Modell der Entsprechung des Menschen mit dem Kosmos,
d. h. mit Himmel und Erde, Tag und Nacht, Yin und Yang, den
fünf Grundkräften und sechs Hauptklimata etc. Im Fall des
Systems der Hauptadern fällt auf, dass sie alle nach unterschiedlichen Yin- oder Yang-Kategorien benannt werden, und
zumindest dies könnte auf einen kosmologischen Hintergrund
verweisen. Nun bedeuten die Termini Yang und Yin, für sich
genommen, kaum mehr als jeweils zwei gegensätzliche Aspekte, unter denen man beliebige Dinge betrachten kann, nämlich u. a. „beleuchtet (Yang) vs. unbeleuchtet (Yin)“, „offen vs.
versteckt“, „geöffnet vs. geschlossen“, „an der Oberfläche vs.
in der Tiefe“, „aktiv vs. passiv“, „bewegt vs. ruhig“, „hart vs.
weich“. Und so könnte es sich um ein rein technisches Vokabular handeln. Auf den menschlichen Körper bezogen, ist die
(eher beleuchtete) Außenseite des Körpers grundsätzlich Yang,
das (unbeleuchtete) Innere des Körpers Yin, und ähnlich lässt
sich auch grundsätzlich die Zuordnung der Hauptadern zu
Yang bzw. Yin erklären: Die Yang-Adern laufen an den Außenseiten der Arme und Beine, die Yin-Adern an ihren Innenseiten, der Verlauf über den Rücken entspricht eher Yang, über
Bauch und Brust eher Yin (dies ist dann plausibel, wenn man
den Körper im eingerollten Zustand betrachtet, mithilfe dessen
man im Notfall die empfindlichere weiche Vorderseite vor Angriffen von außen schützen kann).
Nun gibt es aber jeweils drei verschiedene Yin- und YangKategorien, mit denen die Hauptadern bezeichnet werden (also
insgesamt sechs Kategorien) - abgesehen von der weiteren Unterscheidung der Adern nach Bein- und Arm-, (bzw. Fuß- und
Hand-) Adern. In der frühen Kosmologie (z. B. im Orakelkanon
Yijing, dem „Buch der Wandlungen“), werden dagegen die
Aspekte Yang und Yin, die sich z. B. in den Linien der Hexagramme äußern, nur zweigeteilt: So gibt es ein junges Yang und
ein altes Yang, ein junges und ein altes Yin, wobei das jeweils
„junge“ mit Kraft und Beständigkeit, das „alte“ mit Schwäche
und Überfälligkeit assoziiert ist. Die Dreiteilung und vor allem
die entsprechenden spezifischen Bezeichnungen scheinen nach
bisherigem Befund frühestens in den medizinischen Texten des
MWD belegt zu sein.1
Zur ursprünglichen Bedeutung der Dreiteilung gibt es keine
einhellige Meinung. Klar ist wohl, dass es sich um verschieDr. Hermann Tessenow
Türkenstr. 80
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dene Grade oder Quantitäten von Yang und Yin handelt (zumindest bei den vier Termini shaoyin („Klein-Yin“), taiyin
(„Groß-Yin“), shaoyang („Klein-Yang“) und taiyang („GroßYang“). Bei den beiden übrigen Termini jueyin („Weichendes
Yin“) und yangming („Yang-Leuchten“) werden wohl – zusätzlich zu bestimmten Quantitäten oder Graden – bestimmte Stufen in einem Entwicklungsprozess von Yin zu Yang und von
Yang zu Yin gekennzeichnet. Wie sieht aber diese Stufenfolge
aus, und welche Bedeutung hat sie bei der Anwendung auf die
Hauptadern?
Ein möglicher Schlüssel für die Beantwortung dieser Frage ist
die Lage der „Adern“ zueinander im Bereich der Füße und Hände/
Unterarme. In beiden Fällen haben die Adern, von hinten (dorsal) nach vorne (ventral) betrachtet, an der Außenseite (von Fuß
bzw. Hand/Unterarm) die Reihenfolge „Groß-Yang“ – „KleinYang“ – „Yang-Leuchten“, an der Innenseite die Reihenfolge
„Klein-Yin“ – „Groß-Yin“ – „Weichendes Yin“2 (die letztere Ader
fehlt lediglich in den MWD-Texten bei den Hand/UnterarmAdern (s. u.)3). Dies spricht dafür, dass für diese Bezeichnungen
ursprünglich nichts anderes als die unterschiedliche AußenweltExposition der betreffenden Stellen von Fuß bzw. Hand/Unterarm maßgebend war. Die Stelle der stärksten Exposition
hinsichtlich Beleuchtung bzw. möglicher Gefahr durch Fremdeinwirkung („Groß-Yang“) befindet sich auf der dem Rücken
zugekehrten Außenseite von Fuß bzw. Hand/Unterarm, die Stelle
der geringsten Exposition („Groß-Yin“) liegt etwa in der am
ehesten beschatteten Mitte der Innenseite von Fuß bzw. Hand/
Unterarm. Die übrigen Adern liegen in Übergangsbereichen
zwischen stärkerer und schwächerer Exposition.
Aus all dem lässt sich nun kaum schließen, dass sich das System
der Hauptadern unter der Voraussetzung eines Systems der drei
Yin und drei Yang entwickelt habe. Es scheint eher so zu sein,
dass die Hauptadern primär auf empirischer Grundlage entstan-
1
2
3
Vergl. [1].
Diese Reihenfolge ergibt sich dann, wenn man die „Adern“ im Bereich des Fußes bzw. des
inneren Knöchels vergleicht. Laut dem Text der beiden MWD-Versionen und auch des Huang
Di Neijing Lingshu, Kap. 10, kreuzen sich die beiden Adern Fuß-Groß-Yin und Fuß-Weichendes-Yin im Bereich des mittleren Unterschenkels, wobei die Fuß-Weichendes-Yin-Ader hinter
der Fuß-Groß-Yin-Ader verläuft. Wenn man von dieser Stelle aus nach oben steigt, ergibt sich
die Reihenfolge: „Klein-Yin“ – „Weichendes Yin“ – „Groß-Yin“ (von hinten/dorsal nach vorne/
ventral betrachtet). Für die Benennung dieser Adern scheint mir aber immer die möglichst nahe
am Ende der Extremität liegende Stelle der Adern (d. h. im Fall des Lingshu Zehen und Finger,
im Fall der MWD-Texte eher der Bereich der Knöchel bzw. Handgelenke) maßgebend zu sein.
Im Lingshu verläuft diese Ader im Hand- und Armbereich zwischen den beiden Adern HandKlein-Yin und -Groß-Yin, sodass sich hier eine andere Reihenfolge ergibt als diejenige für den
Fußbereich. Dies lässt sich damit erklären, dass diese Ader erst eingefügt wurde, nachdem die
übrigen Verläufe und Namen der Adern bereits eingeführt waren.
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den sind und die Terminologie der drei Yin und drei Yang
sekundär konstruiert wurde, um sie zu bezeichnen.
Dafür spricht auch die Tatsache, dass in den MWD-Texten
nur elf Adern auftreten – hier fehlt im Unterschied zu den
Texten des HDNJ und den späteren Akupunkturtexten bei
Hand/Unterarm eine Ader der Kategorie „Weichendes Yin (jueyin)“. Aus einem vorgefassten System der drei Yin und drei
Yang würde sich bei der Anwendung auf obere und untere
Extremitäten aber zwangsläufig eine Gesamtheit von zwölf
Adern ergeben.
Für diesen Unterschied gibt es bisher keine allgemein akzeptierte Erklärung. U. a. sind hierzu drei verschiedene Hypothesen
denkbar:
a) Die Adern werden im HDNJ (z. B. im Kapitel 10 des Lingshu4)
jeweils mit einem der inneren Organe (zang und fu) verbunden, von denen es dort insgesamt zwölf gibt.5 Es könnte also
sein, dass in den MWD-Texten nur mit elf dieser Organe
gerechnet wurde – wobei der sogenannte xinbao („Herzbeutel“) oder xinzhu („Herzverwalter)“ noch fehlte, der ja laut
HDNJ der Ader „Weichendes Yin der Hand“ korrespondiert
und dort ein sechstes zang-Organ bildet.
Gegen diese Hypothese spricht aber, dass sich im MWD-Korpus
keine Hinweise auf eine systematische Verbindung zwischen
Hauptadern und Organen finden. Und in den seltenen Fällen, in
denen in der Beschreibung des Verlaufes einer Ader ein Organ
auftritt, ist es meist nicht identisch mit dem entsprechenden
Organ des HDNJ.6
b) Völlig unabhängig von der Korrespondenz mit Organen
könnte die Gesamtzahl von elf Adern eine wichtige symbolische Rolle gespielt haben. Zusammenstellungen von Gesamtheiten bzw. Reihen aus sechs Gliedern sind in der ausgehenden Zhou-Zeit ebenso beliebt wie solche aus fünf
Gliedern. Um der Symbolik, die mit diesen beiden Zahlen
verbunden war, insgesamt gerecht zu werden, könnte hier
die Verbindung aus sechs Fuß-Adern und fünf Hand-Adern
zu einer Gesamtheit von elf Adern dienlich gewesen sein.
c) Für die Gesamtheit von elf Adern könnten empirische
Voraussetzungen maßgebend gewesen sein. Vielleicht war
eine sechste „Ader“ bei der Hand bzw. beim Unterarm im
Erfahrungsbereich der Mediziner, auf die die MWD-Texte
zurückgehen, einfach nicht vorhanden.
Man könnte vermuten, dass das Kategoriensystem der drei
Yin und drei Yang im Laufe der Zeit so dominant wurde, dass
schließlich ein theoretischer Zwang bestand, nachträglich eine
zwölfte Ader (und ein entsprechendes zang-Organ) einzurichten.
Es muss noch erwähnt werden, dass die Kategorien der drei
Yin und drei Yang in späten Teilen des HDNJ (d. h. in den
„7 großen Abhandlungen“ (qi da lun) der Kapitel 66 bis 71
und 74 des Suwen, die frühestens wohl in der späteren HanZeit entstanden sind) eine zentrale Rolle bei der Beschreibung
von klimatischen Erscheinungen spielen. Sie stehen hier für
sechs klimatische Qi, die innerhalb eines Jahres und auch jahresübergreifend einen Einfluss auf die Gesundheit bzw. Krankheitsanfälligkeit der Menschen ausüben. Aus verschiedenen
Gründen kann diese Verwendung der Terminologie kaum bereits den MWD-Texten vorhergegangen sein. Es ist eindeutig
eine neue Anwendung dieser Terminologie, die aber ihre
Produktivität und Dominanz in der Medizin des HDNJ zeigt.
2. Werkzeuge und Techniken der Behandlung
2.1 „Brennen“ ( jiu 䌇) an Linien und Punkten (MWD, HDNJ)
Wie bereits im ersten Teil meines Artikels gesagt, wird in den
MWD-Texten, die die „Adern“, ihre möglichen Krankheiten und
entsprechende Leidenszustände beschreiben, als Therapie nur
„Brennen“ (jiu 䌇) an der betreffenden Ader genannt. Der
chinesische Terminus jiu wird auch mit „Kauterisieren“ wiedergegeben, was aber die Bedeutung von jiu in den gegebenen
Texten eher zu eng beschreibt. „Kauterisieren“ impliziert das
Zerstören von Körpergewebe, und das scheint mir in den
„Adern“-Texten des MWD-Korpus nicht intendiert zu sein.7
Sicher sollte aber ein Hitzereiz auf die betreffende „Ader“
ausgeübt werden, wohl um einen normalen Fluss des Qi zu
bewirken.8 Auch der den Adern-Texten des MWD-Korpus
folgende Text Maifa (厗㽤setzt wohl die Vorstellung einer
möglichen Regulierung des Qi-Flusses durch das „Brennen“
voraus. Ausgangspunkt ist hier ein pathologischer Zustand, bei
dem das eingeatmete Qi im Körper nur wieder aufsteigt und
nicht absinkt.9 Dazu müsse man die hierfür verantwortliche
„Ader“ feststellen und am Ort, wo das Qi sich umkehrt (huan
䜿/挓10, die Ader durch Brennen behandeln. (Im vorhergehenden Text wird gesagt, dass Qi generell der Wärme zustrebt und
Kälte meidet; also soll durch das Brennen Wärme erzeugt werden, um den normalen Fluss des Atem-Qi zu befördern.)
Dieser Hitzereiz wurde vielleicht bereits damals durch Verbrennen von Substanzen auf der Haut oder in Hautnähe erzeugt,
aber dabei muss es sich nicht um das Verbrennen von
Moxa-Pulver gehandelt haben; eindeutig beschrieben wird dies
jedenfalls im MWD-Korpus nicht.11 Es gibt im MWD-Korpus nur
zwei Stellen, wo offenbar das Verbrennen der Blätter von Beifuß
(Artemisia argyi Lévl. et Vant.)12 – der Pflanze, aus der auch das
Moxa-Pulver hergestellt wurde (beides wird mit ai 唍 bezeichnet) – eine Rolle spielt: An einer Stelle wird Beifuß als Umhüllung von Hanf-Abfall eingesetzt, um mit diesem auf der Kopfmitte verbrannt zu werden, was gegen eine „Schwellung“ bzw.
Hernie im Leistenbereich wirken soll.13 An einer anderen Stelle
wird Beifuß zusammen mit einer anderen Substanz in einer
Erdgrube angezündet und mit Erde bedeckt, um einen Menschen,
der unter Hämorrhoiden mit „Würmern“ und Juckreiz am After
leidet, durch den austretenden Rauch zu behandeln; dazu muss
sich der Patient über die Erdgrube hocken.14 U. a. aufgrund von
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
Vergl. die von mir benutzte Ausgabe des Huang Di Neijing Lingshu: [2].
Allerdings wird auch im HJDNJ noch manchmal zur Bezeichnung der Gesamtheit dieser Organe
der Ausdruck „elf zang und fu“ verwendet., und bis heute spricht man von „fünf zang“ und
„sechs fu“, obwohl es ja seit Langem sechs zang gibt.
So wird für die Hand-Groß-Yin-Ader in MWD I.A und I.B das Herz genannt, im HDNJ (z. B. im
Kapitel 10 des Lingshu) dagegen die Lunge, für die Fuß-Groß-Yin-Ader in MWD I.B der Magen,
im HDNJ dagegen die Milz, für die Fuß-Klein-Yin-Ader in MWD I.A die Leber, in MWD I.B und
im HDNJ dagegen die Niere(n).
In einigen anderen MWD-Texten, in denen die Adern nicht thematisiert sind, kann allerdings
mit jiu durchaus „Kauterisieren“ (d. h. Ausbrennen) gemeint sein, so z. B. wenn mit der jiuTherapie Warzen oder Hämorrhoiden beseitigt werden sollen (die wohl als schädliche Fremdkörper betrachtet werden); vergl. [3:244, MSI.E. 64; 270, MSI.E. 143]. Auch das Ausräuchern
mit Beifuß könnte der Beseitigung von schädlichen Fremdkörpern dienen; s. u.
Vergl. eine Stelle im MWD-Text Tian xia zhi dao tan ⮸ₚ咂拢嵖: Hier findet sich der Ausdruck:
„durch Brennen sein Qi zum Ziel bringen“ zhuo jiu yi zhi qi qi 䌋䌇ⅴ咃␅㺲 [4:1032, Nr. 6].
Vergl. im ersten Teil, Punkt 1.3.1, den letzten Absatz auf S. 9 und den ersten Absatz auf S. 10.
Ich folge an dieser Stelle nicht der Interpretation von D. Harper, sondern eher derjenigen von
Ma Jixing.
Vergl. [3:5, note 1].
Botanische Bezeichnung nach [3:477].
Vergl. [3:263, MSI.E. 127].
Vergl. [3:275, MSI.E. 155].
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solchen Stellen vermutet Yamada Keiji, dass das Verbrennen von
Beifuß primär als Mittel zum Ausräuchern von Schädlingen bzw.
ursprünglich zum Exorzieren von üblen Dämonen eingesetzt
wurde.15 Zum „Brennen“ werden aber außer Beifuß auch andere
Substanzen verwendet. Es wird z. B. aus Schilfblättern oder
Schilfstroh einer Ruhematte ein Strick geformt, der an einem
Ende angezündet wird, um eine Warze zu „brennen“.16
Im HDNJ spielt die Brenntherapie eine eher untergeordnete
Rolle, im Unterschied zu der jetzt vorherrschenden Nadeltherapie. Sie tritt auch selten als einzige Therapie auf, sondern meist
im Kontext anderer Therapien (in der Regel der Nadeltherapie).
Immerhin wird sie aber bei bestimmten diagnostischen Indikationen als einzige relevante Therapie genannt, so z. B.:
• für die Behandlung von Adern, wenn diese „eingefallen“
sind17
• für die Behandlung von entweder „Hauptadern“ oder „Netzadern“, wenn sie Qi-Mangel haben (in Abgrenzung zu der
Behandlung von Qi-Überfülle, die mit Nadeln abgeleitet
werden soll)18
• für die Behandlung von bestimmten Punkten bei Krankheiten, die durch Wind und damit verbundene Kälte verursacht
sind.19
Offensichtlich hat in diesen Fällen die Brenntherapie die beiden
Funktionen, pathogene Kälte zu vertreiben und/oder Qi-Mangel
in bestimmten Körperbereichen zu beheben.20
Weitere Krankheitsbilder, bei denen die Brenntherapie lt. HDNJ
angebracht ist, werden in Lingshu 22 genannt. Eine allgemeine
Regel für die Anwendung der Brenntherapie findet sich in
Lingshu 73: Da, wo die Nadelbehandlung nicht eingesetzt wird,
ist die Brenntherapie angebracht.21
Ebenso wie bei den MWD-Texten ist auch hier keineswegs klar,
ob das „Brennen“ immer das Verbrennen von Moxa-Pulver
beinhaltet. Aus Lingshu 51 geht immerhin hervor, dass die Art
der Verwendung von Moxa-Pulver eine wichtige Rolle spielt:
Bei der Behandlung der für die fünf zang-Organe zuständigen
Punkte auf dem Rücken soll man nicht (mit der Nadel) stechen,
sondern nur die Brenntherapie anwenden (wohl wegen der
Gefahr für diese Organe). Diese Behandlung wird folgendermaßen spezifiziert: Beim Auffüllen eines Qi-Mangels soll man das
Feuer nicht ausblasen, sondern warten, bis es von selbst erlischt;
beim Ableiten von Qi-Überfülle soll man das Feuer sofort
ausblasen und dann das Moxa(pulver) verteilen.22
2.2 Behandlung mit „spitzen und/oder
scharfen Steinen“ (bian 䪼) (MWD, HDNJ)
Spitze oder scharfe Steine – sie werden manchmal auch als
„Nadelsteine“ (zhen shi 朗䪂) bezeichnet23– treten im MWDKorpus in zwei verschiedenen Funktionen auf:
• sie werden zum Entfernen von Eiter verwendet24 oder
• zur chirurgischen Öffnung bestimmter Stellen der Körpers,
um z. B. Hernien zu behandeln25
Eine Funktion, die der letztgenannten ähnlich ist, scheint bian
auch bei der Behandlung der Kniekehle und der Ellenbogenbeuge zu haben, die in Maifa 厘㽤 geschildert wird:26 Im Fall,
dass das Qi abwechselnd auf- und absteigt, solle man bei den
Adern in der Kniekehle und in der Ellenbogenbeuge bian
ausführen. – Ob es sich hier um ein Ablassen von Qi oder Blut
handelt (das letztere meint Ma Jixing) erscheint mir unsicher;
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dies wäre im Text wohl näher ausgeführt worden. Eine Situation, bei der Qi seine Fließrichtung im Körper dauernd umkehrt,
deutet auf inneren Druck und Ausweglosigkeit. Vielleicht sollten
durch das zeitweilige Öffnen der betreffenden Körperstellen (die
Bereiche der größeren Gelenke galten als für derartige
Manipulationen besonders geeignet) Ventile hergestellt werden,
um Qi eine Selbstregulierung zu ermöglichen.
Im HDNJ kommt der Terminus bian insgesamt nur elfmal vor,
davon zehnmal in der pleonastischen Verbindung bian shi (䪼䪂,
„Spitzstein-Steine“). Der Ausdruck zhen shi (朗䪂), der sowohl
„Nadelsteine“ als auch „Nadeln und (Spitz-)Steine“ bedeuten kann,
findet sich insgesamt 15-mal. Schon dieser insgesamt seltene
Gebrauch – gegenüber der sehr häufigen Verwendung von Termini
für die Behandlung mit Eisennadeln – deutet darauf hin, dass die
Behandlung mit Spitz- oder Scharfsteinen im Laufe der Han-Zeit
von der Behandlung mit Nadeln abgelöst wurde.
2.3 Behandlung mit Nadeln (Huang Di Neijing)
Das erste Kapitel des Lingshu wird mit einer fiktionalen Rede
des legendären „Gelben Kaisers“ eingeleitet. Dort heißt es u. a:
„… Ich möchte nun, dass sie (mein Volk) nicht mit den giftigen
Arzneien und mit Spitzsteinen behandelt werden, sondern dass
man mit feinen Nadeln ihre Hauptadern durchgängig macht, ihr
Blut und Qi reguliert und sich [besonders] darum (d. h. um die
kritischen Stellen) kümmert, wo anomal laufendes und normal
laufendes [Qi], hinein- und herausgehendes [Qi] zusammentreffen …“ Aus diesen Worten ist ersichtlich, dass die Nadeln als eine
besondere Errungenschaft gegenüber den „Spitzsteinen“
betrachtet wurden. Seit wann aber existierten diese „feinen
Nadeln“? Vermutlich konnten solche Nadeln erst auf einer hohen
Entwicklungsstufe der Eisen-Schmiedekunst hergestellt werden.
In frühen Gräbern gefundene Knochen-, Bronze- und Goldnadeln, die bei Lu Gwei-djien und Joseph Needham beschrieben
werden und eher Ahlen zur Bearbeitung von Leder oder Nähnadeln gleichen, sind kaum als Werkzeuge der medizinischen
Behandlung einzustufen27. Über die Vielfalt der Nadeln und ihrer
medizinischen Verwendung gibt vor allem das Huang Di Neijing
Lingshu Auskunft, dessen Texte weitgehend aus der Han-Zeit
stammen. Spätestens in dieser Zeit müssen also die „feineren
Nadeln“ vorhanden gewesen sein.
Das Folgende soll einen Eindruck dieser Vielfalt vermitteln, ist
aber nicht etwa eine umfassende Beschreibung der Inhalte des
Lingshu.
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
Vergl. [3:263, MSI.E. 127, note 7].
Vergl. [3:244, MSI.E. 64]. Hier handelt es sich allerdings um einen Fall von „Kauterisieren“.
Vergl. Lingshu 10 passim (übrigens ist dieser Text eine Weiterentwicklung der MWD-Adern-Texte).
Vergl. Suwen 28, 174-12 u. 13; [5: Vol. I, 463 unten und dort Fußnote 16].
Vergl. Suwen 60, besonders am Ende, wo die Behandlung einer Krankheit oder Symptomatik
von „Kälte-und-Hitze“ thematisiert ist; [5: Vol. II, 85 bis 87].
Vergl. [6:315 ff].
Vergl. [2:471, 2. Absatz, Zeile 7].
Vergl. [2:366 f]. Vergl. auch weiter unten meinen Abschnitt 2.3.2 zu den Techniken des Auffüllens und Ableitens mit der Nadel.
Es gibt auch das Verb shi 䪂 („mit Steinen behandeln“).
Vergl. Maifa 厗㽤 [3:215–216; 4:285–291].
Vergl. [4:492, Nr. 141]. Ich folge hier der Textinterpretation von Ma Jixing. Hiernach wird eine
Stelle auf der dem Gesäß zugewandten Rückseite des Hodensacks geöffnet, um eine Hernie der
Leistengegend zu behandeln. D. Harper betrachtet dagegen die Gegend des Nabels als Ort der
Behandlung, obwohl sich die Hernie nicht dort befindet; vergl. [3:267, MSI.E. 135].
Vergl. [4:283, Nr. 5]; ich folge hier der Textversion von Ma Jixing.
Vergl. [7:69 ff].
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2.3.1 Arten und Funktionen der Nadeln
In den Kapiteln 1 und 7 des Lingshu werden neun verschiedene
für die medizinische Behandlung relevante Typen von Nadeln
beschrieben28. Diese unterscheiden sich durch verschiedene
Spitzen, verschiedene Längen und Durchmesser, je nach Behandlungsort und Behandlungsziel:
Lingshu 1 C3 (Beschreibung der Neun Nadeln)29
„Die Namen der Neun Nadeln; jede hat eine verschiedene Gestalt:
(1)30 Die erste heißt „Meißelnadel“, sie ist 1,6 Zoll31 lang.
(2) Die zweite heißt „Rundnadel“, sie ist 1,6 Zoll lang.
(3) Die dritte heißt „Pfeilspitzennadel“, sie ist 3,5 Zoll lang.
(4) Die vierte heißt „Spitznadel“, sie ist 1,6 Zoll lang.
(5) Die fünfte heißt „Schwertnadel“, sie ist 4 Zoll lang und 0,25
Zoll breit.
(6) Die sechste heißt „Rund-scharfe Nadel“, sie ist 1,6 Zoll lang.
(7) Die siebte heißt „Härchennadel“, sie ist 3,6 Zoll lang.32
(8) Die achte heißt „Langnadel“, sie ist 7 Zoll lang.
(9) Die neunte heißt „Große Nadel“, sie ist 4 Zoll lang
(1) Die „Meißelnadel“ hat einen großen Kopf und ein spitzes
Ende; [mit ihr] leitet man yang-qi (= Qi in äußeren Körperbereichen) ab.33
(2) Die Spitze34 der „Rundnadel“ hat eine Gestalt wie ein Ei; [mit
ihr] reibt man die Zwischenräume35, ohne das Muskelfleisch zu
verletzen, um Qi aus den Zwischenräumen abfließen zu lassen.
(3) Die „Pfeilspitzennadel“ hat eine Spitze wie die von
Hirse(körnern); sie hat die Funktion, Adern zu pressen, ohne
einzusinken, um auf diese Weise zu erreichen, dass Qi an den
[gewünschten] Punkt kommt.
(4) Die „Spitznadel“ hat eine Schneide mit drei Kanten; sie dient
zum Auflösen von lang andauernden Krankheiten.
(5) Die „Schwertnadel“ hat ein Ende wie eine Schwertspitze; sie
dient zum Wegnehmen von großen Vereiterungen.
(6) Die „Rund-scharfe Nadel“ ist so spitz wie ein Körperhaar;36
sie ist sowohl rund als auch spitz und am mittleren Schaft
etwas größer; sie dient zum Wegnehmen von heftig [sich
bewegendem] Qi.
(7) Die „Härchennadel“ ist so spitz wie ein Mückenmaul; [man
hält sie] ruhig und geht [mit ihr] langsam voran, [man sticht]
ganz fein, verweilt [danach] lange und nährt so [das gute
Qi]. Sie dient [auch] dazu, Schmerzen und Blockierungen
wegzunehmen.
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
Die Anzahl 9 (3 mal 3) ist in China mit der Assoziation von Vollkommenheit verbunden. Es ist
daher nicht auszuschließen, dass in der historischen Realität eigentlich mehr (vielleicht auch
weniger) als neun Nadeln für die medizinische Behandlung relevant waren.
Vergl. [2:6, Abschnitt 2, Zeile 1 ff].
Die Nummerierung „(1)“ etc. am Zeilenanfang hier und in den folgenden Übersetzungen stammt
von mir.
In der Han-Zeit , aus der die Lingshu-Texte wohl stammen, hatte ein „Zoll“ (cun ⺇) die Länge
von 2,31 cm. Vergl. [8:1807].
Laut Lingshu Kap.78 hat diese Nadel nur eine Länge von 1,6 Zoll. Vergl. [2:518].
Laut Lingshu Kap. 78 wird diese Nadel erst ab einer Entfernung von einem halben Zoll, von der
Nadelspitze aus gerechnet, ganz spitz; vorher ist sie also breiter. Das hat offenbar den Sinn, sie
nicht tief eindringen zu lassen, da sie ja nur in der Körperoberfläche wirken soll. Vergl. [2:7,
Abschnitt 2, Fußnote 4] und [2:519, Abschnitt 2, Fußnote 2].
Vergl. Lingshu Kap. 78, [2:518, Abschnitt 4].
Mit fen jian (⒕栢) sind Zwischenräume gemeint, durch die unter der Haut liegende solidere
Strukturen (vor allem Muskeln) voneinander „getrennt“ (fen) werden und die man evtl. von
außen ertasten kann.
Vergl. [2:6, Abschnitt 3, Fußnote shi-er (◐ℛ)] und [2:7, Abschnitt 2, Fußnote 9].
Vergl. [2:6, Abschnitt 3, Fußnote shi-qi (◐ₒ)].
Vergl. [2:73, 2. Abschnitt].
Die hier abgebildeten Neun Nadeln (die Reihenfolge der abgebildeten Nadeln
ist von rechts nach links zu lesen: Nadel Nr. 1 befindet sich ganz rechts, Nadel
Nr. 9 ganz links) wurden von Yang Fusheng (㯙㈸䞮), Beijing-tongxian (抩傲),
Yongledian (㻇㲑ㄦ), Houyingcun (㈛䑮㧠) hergestellt.
(Er lebte von 1919 bis 2004.) Sie sind eine moderne Rekonstruktion dieser
Nadeln auf der Grundlage des HDNJ-Lingshu, Kapitel 78. (Die Angaben dieses
Kapitels stimmen mit den Angaben von Lingshu Kapitel 1 ziemlich genau überein.) Für die Rekonstruktion der Nadeln wurde allerdings auch eine sehr späte
Quelle, das Zhen Pu (摬巫, „Nadel-Handbuch“) aus der Ming-Zeit, berücksichtigt; daher entsprechen sie nicht in allen Punkten dem Lingshu. Ein Beispiel
hierfür ist die Bezeichnung der neunten Nadel als „Feuer-Nadel“ (huo zhen
䋺摬), statt wie im Lingshu als „Große Nadel“ (da zhen ⮶摬). Vielleicht
geschah das, weil diese Nadel in späterer Zeit zum Kauterisieren verwendet
wurde. Laut dem Lingshu wird sie dagegen für das Ablassen von Wasser oder Qi
aus den Gelenken eingesetzt.
(8) Die „Langnadel“ hat eine scharfe Spitze und einen dünnen
Schaft; [mit ihr] kann man weit entfernt gelegene Blockierungen wegnehmen.
(9) Die „Große Nadel“ ist so spitz wie ein (abgebrochener) [Bambus-]Stengel37; die Spitze ist etwas rund; sie dient zum
Ablassen von Wasser in den Gelenken.“
Lingshu 7, „Der Einsatz der Nadeln“38
(1) „Wenn sich die Krankheit in der Haut befindet, ohne festen
Ort, dann greift man sie mit der Meißelnadel, und zwar am
Ort der Krankheit (wo sie sich gerade befindet). Am Weißen
der Haut greift man nicht an.
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(2) Wenn sich die Krankheit in den Zwischenräumen zwischen
dem Fleisch befindet, greift man sie mit der Rundnadel am
Ort der Krankheit.
(3) Wenn sich die Krankheit in den Haupt- und Netzadern
befindet und in chronischer Blockierung besteht, greift man
sie mit der Spitznadel (vergl. voriger Abschnitt Nr. 4).
(4) Wenn die Krankheit darin besteht, dass das Qi in den Adern
vermindert ist und man es ergänzen muss, dann bekommt
man dies mit der Pfeilspitzennadel (vergl. voriger Abschnitt
Nr. 3) in den Griff, und zwar an den verschiedenen „Transportstellen“ der „Brunnen“ und „Bäche“.
(5) Wenn die Krankheit große Eiterungen verursacht, dann greift
man sie mit der Schwertnadel.
(6) Wenn die Krankheit darin besteht, dass sich Blockierungs-Qi
heftig ausbreitet, dann greift man sie mit der rund-scharfen
Nadel.
(7) Wenn die Krankheit darin besteht, dass Blockierungs-Qi
Schmerzen verursacht, die nicht weggehen, dann greift man
sie mit der Härchennadel.
(8) Wenn sich die Krankheit im Inneren befindet, dann greift
man sie mit der Langnadel.
(9) Wenn die Krankheit darin besteht, dass aufgrund von Wasserschwellungen (Ödemen) die Gelenke nicht mehr durchgängig sind, dann greift man sie mit der Großen Nadel …“
2.3.2 Techniken der Nadelbehandlung (Lingshu 1 und 7)
Im Lingshu (besonders in den Kapiteln 1 und 7) werden viele
verschiedene Techniken der Nadelbehandlung beschrieben: z. B.
flaches oder tiefes Stechen, beidseitiges Stechen, Stechen nach
bestimmten Mustern, seitliches Stechen, Stechen mit erhitzter
Nadel etc.
Eine besonders wichtige Unterscheidung ist die zwischen dem
Stechen zum Ableiten von (schlechtem/pathogenem) Qi und
dem Stechen zum Auffüllen des (guten) Qi, die u. a. im ersten
Kapitel des Lingshu beschrieben wird (vergl. Lingshu 1 C).39
„Abfließen lassen“ heißt:
[Die Nadel] unbedingt ganz fest halten und einführen, [dann
den Griff] lockern und sie herausziehen, [dabei] den YangBereich (d. h. die Körperaußenseite) weit öffnen und die Nadel
in [spürbaren] Kontakt mit ihm treten lassen, sodass [auf diese
Weise] das schlechte Qi abfließen kann …
39
40
Vergl. [2:3, ab der zweiten Zeile von unten].
Vergl. [2:2, Abschnitt 2, Zeile 3 ff]; [2:29, Abschnitt 2 und 6]; [2:30, Abschnitt 3].
D Z A 1 6 D t Z t s c h r f A k u p. 5 6 , 2 / 2 0 1 3
„Ersetzen“ heißt:
[Dem Fluss des Qi] folgen; beim Folgen muss der Geist [so
gelassen] sein, als ob man [alles] vergessen hätte. Beim Bewegen
der Nadel und beim [gleichzeitigen] Drücken darf man [in der
Spürbarkeit für den Patienten] nicht über das hinausgehen, wie
es [beim Stechen] eines Moskitos geschieht. [Die Nadel sollte]
mal verweilen und mal zurückgehen [in die Richtung, woher der
Qi-Fluss kommt]. Wenn [die Nadel dann] herausgezogen wird,
so muss das so (abrupt) geschehen wie bei einem Faden, der abreißt. [Man muss dann] mit der linken Hand dahin gehen [und
pressen], wo die rechte [gerade die Nadel herausgezogen hat];
[auf diese Weise] wird das Qi ganz sicher festgehalten. Wenn das
Tor nach außen verschlossen ist, wird das Qi im Innern [wieder]
voll. Man muss darauf achten, dass kein Blut (auf der Haut) zurückbleibt. [Vorhandenes Blut] muss man schleunigst entfernen.“
2.3.3 Verwendung der Nadeln für die Diagnostik
(Lingshu 1 und 3)
An zwei Stellen im Lingshu finden sich Hinweise darauf, dass
die Nadel auch zu einer Art Diagnostik auf der Grundlage der
Qi-Bewegung verwendet wurde: Hiernach sollte der Arzt offenbar nach Einführen der Nadel das „Bekommen/Ankommen des
Qi“ (deqi ㈦㺲), die Fülle (bzw. relative Leere) des Qi in den Adern
und die Richtung seiner Bewegung feststellen, bevor er zur
Behandlung schritt.40
Literatur
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4. Ma Jixing 泻其␃. Ma Wang Dui gu yishu kao shi 泻䘚⪕♳◊⃵劒摙 (Erforschung
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of California Press 2011
6. Unschuld PU. Huang Di nei jing su wen – Nature, Knowledge, Imagery in an
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7. Lu Gwei-djien und Joseph Needham. Celestial Lancets. Cambridge University
Press, Cambridge 1980
8. Wang Li. Wang Li gu hanyu zidian 䘚┪♳䆱崭ⷦ␇. Zhonghua Shuju, Beijing 2000