Mahnmal in Dinslaken Mahnmal zur Erinnerung an die Zerstörung der jüdischen Gemeinde Dinslaken Das Mahnmal zur Erinnerung an die Zerstörung der jüdischen Gemeinde Dinslakens wurde am 10. November 1993, 55 Jahre nach dem Reichspogrom 1938, der Öffentlichkeit übergeben. Es steht im Dinslakener Stadtpark vor dem Rathaus. Zu der Feierstunde hatten eingeladen: Superintendent Ulrich Bendokat, Evang. Kirchenkreis Dinslaken, Dechant Bernhard Kösters, Dekanat Dinslaken, Jacques Marx, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Mülheim-Ruhr/Duisburg/Oberhausen, Bürgermeister K.H. Klingen, Stadt Dinslaken Seite 1 Mahnmal in Dinslaken Die Verfolgung der deutschen Juden seit 1933 gipfelte auch in Dinslaken vorläufig in dem Pogrom vom November 1938: In den Morgenstunden des 10. Nov. 1938 überfielen etwa 50 Männer das jüdische Waisenhaus und zerstörten es systematisch, während andere die Synagoge und einige Privathäuser jüdischer Bürger in Flammen aufgehen ließen. Die Kinder des Waisenhauses wurden mehrere Tage lang schikaniert und mehrfach durch die Straßen Dinslakens getrieben. Die Großen mußten die Jüngsten auf einem Leiterkarren transportieren. Schließlich mußten sie Dinslaken verlassen. Ihr Leidensweg führte sie über Köln und Holland in eine sehr ungewisse Zukunft. Nur einige überlebten. Von den etwa 250 Gliedern der jüdischen Gemeinde wurden viele verschleppt und in Konzentrationslagern ermordet. 1942 gab es in Dinslaken keine Juden mehr. Die Initiative zur Errichtung des Mahnmals ging von dem synodalen Ausschuß für das christlich-jüdische Gespräch im Kirchenkreis Dinslaken aus. Seite 2 Mahnmal in Dinslaken Am 10. November 1988, zum 50. Jahrestag des Pogroms, hatte dieser Ausschuß unter Mitwirkung der katholischen Gemeinde einen „Weg der Erinnerung“ durchgeführt. Mit einem Leiterwagen und den Namen der 28 Kinder des Waisenhauses waren etwa 1000 Menschen durch die Innenstadt Dinslaken gezogen und hatten des „Judenzugs“ vom 10.11. 1938 gedacht. Unmittelbar danach wurde der Beschluß gefaßt, daß ein Mahnmal an die ehemals blühende jüdische Gemeinde und an die Waisenkinder erinnern sollte. Das Dekanat und die Stadt Dinslaken unterstützten von Anfang an dieses Projekt. Vier Künstler wurden gebeten, ihre Vorstellungen zu einem solchen Mahnmal zu unterbreiten. Der erweiterte Mahnmal-Ausschuß entschied sich mit Mehrheit für den Entwurf des Künstlers Alfred Grimm http://www.alfred-grimm.com/, weil er am deutlichsten eine Mahnung an das konkrete Geschehen zum Ausdruck brachte. Die mehrteilige Bronzeplastik zeigt einen Leiterkarren, der, von einer uniformierten Figur bewacht, eine Mauer durchbricht. Auf dieser Mauer stehen auf der Vorder- und Rückseite in hebräischer und deutscher Schrift zwei Bibeltexte und die Namen der Dinslakener Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Das Mahnmal hat nach der Konzeption des Hünxer Künstlers weder nur symbolisch-sinnhaften, noch nur reduziert-formalen Charakter. Die entscheidende Begegnung mit dem Mahnmal soll zuerst sinnlich erlebt werden können. Statt der Kinder, die auf dem Karren saßen, hat Grimm fünf Container komponiert, deren Inhalt – Taschen, Jacken, Mützen, Schuhe, Gebißteile, Knochen u.a.m. – auf das spätere Schicksal der Juden in Deutschland und Europa hindeuten, gleichzeitig aber auch an die anderen Verfolgten und Opfer der Nationalsozialisten erinnern soll. Damit zielt das Seite 3 Mahnmal in Dinslaken Mahnmal über die Ereignisse des 10. November 1938 hinaus. Grimm bezieht den Betrachter in das Ensemble der Bronzeplastik mit ein, um es vollständig und lebendig zu machen. Da ist beispielsweise das Absperrgitter vor dem Leiterkarren. Durch den Winkel im Gitter blicken die Betrachter voneinander abgewandt als Außenstehende auf die in Bronze gegossene Szene. Wechselt man einige Schritte nach links, gerät man aus der Rolle des Nur-Zuschauers in die Rolle des aktiven Täters: die seitlich vom Karren stehende, bedrohlich wirkende Figur ist eine Negativfigur. Sie hat keine Körpermasse, sondern wird durch das positive Umfeld des Blocks bestimmt. Der Betrachter blickt durch diese Figur hindurch direkt auf den Leiterwagen. Der Blickwinkel allein beunruhigt, liefert Denkanstöße und macht uns die zeitliche und geistige Dimension der damaligen Ereignisse bewußt. Den Künstler Alfred Grimm können Sie auch im Internet errreichen: http://www.alfred-grimm.com/ Seite 4
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