Bausteine therapeutischer Identität Modul 1: Moralische Gefühle und ihre Begleiterscheinungen 20./21. Mai 2016 Prof. Dr. Annette Kämmerer Scham- und Schuldgefühle sind die im therapeutischen Kontext wohl relevantesten moralischen Gefühle, denn sie haben eine enge Verbindung zur Depression, aber auch zu Selbstwertstörungen in einem allgemeineren Sinn. In diesem Seminar werden zunächst Informationen zur ätiologischen Bedeutung von Scham- und Schuldgefühlen gegeben und diese dann anhand eigener biographischer Erfahrungen reflektiert. Andere moralisch konnotierte Gefühle sind solche, die eher den Ressourcen eines Menschen zugeordnet werden können, etwa die Dankbarkeit oder die Bereitschaft zur Vergebung. Auch hierzu wird es einen sowohl konzeptuellen Input geben als auch Anleitungen zur Selbsterfahrung. Modul 2: Blinde Flecken und dunkle Kontinente – eigene Bindungsstile und Beziehungsmuster in der therapeutischen Interaktion 10./11. Juni 2016 Prof. Dr. Henning Schauenburg Die Kenntnis eigener Empfindsamkeiten ist für Psychotherapeuten wichtig, um in aversiven, bzw. häufiger, unproduktiven therapeutischen Interaktionen handlungsfähig zu bleiben. Im Workshop werden kurz bindungstheoretische und psychodynamische Aspekte der Therapeutenpersönlichkeit erläutert. In Klein- und Großgruppenarbeit können Teilnehmer eigene biographische oder berufliche Erfahrungen vorstellen, die unter den genannten Gesichtspunkten betrachtet werden. Ziel ist ein besseres Verständnis automatisierter und teilweise unbewusster Reaktions- bzw. Gegenübertragungsbereitschaften für zukünftige Psychotherapeuten. Modul 3: Wie gestalte ich Beziehung? Von familiären Bindungserfahrungen zur therapeutischen Interaktion 15./16. Juli 2016 Prof. Dr. Annette Kämmerer, Dr. Friedrich Kapp In diesem Seminar wird zunächst auf der Grundlage eines gemeinsam im Rahmen des Seminars erstellten Genogramms reflektiert, welche familiären Strukturen und damit verbundenen Lernerfahrungen als wesentlich für die eigene Beziehungsgestaltung angesehen werden können. Darauf aufbauend soll die Betrachtung aktueller Beziehungskonstellationen und Interaktionsgestaltungen dazu genutzt werden, eigene Interaktionsmuster besser zu erkennen und zu verstehen. Mit Blick auf den therapeutischen Alltag wird abschließend anhand konkreter Therapiesituationen analysiert, welche Schwierigkeiten sich daraus für konkrete therapeutische Interaktionen ergeben können und gemeinsam in Kleingruppen erarbeitet (und ggf. in Rollenspielen geübt), wie diese möglichst elegant gemeistert werden können. Dieses Seminar erfordert Bereitschaft, Offenheit und Neugier, sich wohlwollend mit den Lernerfahrungen in der eigenen Familie als auch mit den Erfahrungen der anderen Gruppenmitgliedern auseinanderzusetzen. Modul 4: Bewältigte Krisen: Persönliche Resilienzerfahrungen, individuelle Ressourcen und AntiBurnout-Strategien 5./6. August 2016 Dr. Friedrich Kapp Die Forschung zu Resilienz und Salutogenese zeigt, dass Menschen mit Hilfe einer ganzen Reihe von Widerstandskräften auch schwere Krisen bewältigen bzw. das damit erlebte Leid in ein zukünftiges Leben integrieren können. Welche Faktoren und Verhaltensweisen halfen nun uns ganz persönlich, unsere individuellen Krisen zu überstehen? Was – und wer? - hat geholfen, hat uns vor Leid bewahrt oder Kraft gegeben, erlebtes Leid zu überstehen? Für was - und wem - können wir beispielsweise dankbar sein? Welche Ressourcen gilt es mit Blick auf die Zukunft weiter im Auge zu haben oder gar auszubauen? Und wo brauchen wir Mut, diese erkannten Fertigkeiten anzuwenden, um mit Hilfe dieser Widerstandsfaktoren auch in Zukunft (wieder-)Stehen zu können? Antworten auf diese Fragen zu suchen, ist Gegenstand dieses Seminars, mit dem Ziel, auch zukünftige Belastungen und Krisen (z.B. bei beruflichem Burnout) gut bestehen zu können. Dieses Seminar erfordert die Bereitschaft und den Mut, sich mit eigenen Krisen und deren Bewältigung auseinanderzusetzen. Modul 5: Führen und lenken – Führungsstile und ihre Implikationen 23./24. September 2016 Dr. Frauke Ehlers Wie stehen Sie zu den Themen Führung, Einflussnahme, Macht? Was bedeutet es für Sie zu führen – was, geführt zu werden? Wen führen Sie wie wohin? Welche Grundwerte verfolgen Sie dabei? Wie geht es Ihnen und den anderen damit? In diesem Workshop geht es darum zu beobachten und reflektieren, wie wir uns selbst führen, wie wir andere führen und wie unser Führungsverhalten wirkt. Ausgehend von den Erfahrungen der Teilnehmenden entwickeln wir für verschiedene Führungskontexte – im Umgang mit uns selbst, im Umgang mit Patienten in der Psychotherapie oder im Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – Ansatzpunkte und Strategien, unser persönliches Führungspotenzial weiter zu entfalten. Modul 6: Entwicklung und Wirkung persönlicher Schemata im therapeutischen Kontext 21./22. Oktober 2016 Dr. Claudia Stromberg Patientinnen und Patienten mit komplexen Störungen, z.B. Persönlichkeitsstörungen, chronische Depressionen, Somatisierungsstörungen, chronifizierte Zwangsstörungen oder andere überdauernde Symptome, bringen verschiedenste Schemata im Bereich von dysfunktionalen Bewältigungsstrategien mit. Diese haben das Potential, auch persönliche Schemata der Therapeutinnen und Therapeuten zu triggern. Die Aktivierung eigener, in der Kindheit erworbener emotionaler Schemata kann wiederum zu spezifischen Schwierigkeiten in der Beziehungsgestaltung und damit im Therapieprozess führen. In diesem Selbsterfahrungsworkshop besteht die Möglichkeit, anhand anstrengender Therapiesituationen oder als schwierig empfundener Patienten zu erleben, welche Schemata das jeweils in uns, den Therapeuten und Therapeutinnen aktiviert, wodurch diese individuellen Schemata entstanden sind, und wie wir damit möglicherweise in zukünftigen Therapieprozessen anders umgehen können. Modul 7: Erst kommt das Fressen, und dann kommt die Moral – Bedürfniskonstrukte in der Klinischen Psychologie: Was bringen sie, was nicht? 18./19. November 2016 Prof. Dr. Annette Kämmerer In den letzten Jahren sind Bedürfniskonstrukte, die ja eine recht lange Tradition in der Psychologie haben, wieder verstärkt in den Blickpunkt der Ätiologieforschung gerückt. Der Stellenwert des Bindungsbedürfnisses oder des Kontrollbedürfnisses, um nur zwei Beispiele zu nennen, wurde in vielfältigen empirischen Studien erforscht. Besonders populär wurden die Ansätze von Klaus Grawe und von Rainer Sachse. Im Seminar gehe ich der Frage nach: Was bringen diese Konzepte zum Verständnis einer psychischen Störung und zur Planung einer therapeutischen Intervention? Anhand des eigenen Erlebens kann dann erkundet werden, welchen Erkenntnisgewinn die Analyse des eigenen Erlebens anhand von Bedürfnissen bringen kann. Modul 8: Umgang mit Konflikten, Lösung von Konflikten 9./10. Dezember 2016 Dr. Frauke Ehlers Konflikte gehen uns an. Sie werfen das Licht auf unvereinbar scheinende Bedürfnisse, Sichtweisen, Handlungsoptionen in unserer Innen- oder Außenwelt. Sie zeigen Grenzen auf, lassen Emotionen hochschießen, fordern Auseinandersetzung. Spaß machen sie nicht. Aber sie bergen auch viele Chancen, die zur Klärung, zur Weiterentwicklung, zur Verständigung, Einigung oder Versöhnung beitragen. Im Workshop reflektieren wir auf eine spielerische Art die eigene Haltung zu Konflikten. Wir wenden lösungsfokussierte und systemische Ansätze des Konfliktmanagements auf konkrete Fallbeispiele an und üben verschiedene Methoden für die Konfliktbewältigung und auch für die Konfliktberatung ein. Und das wird Spaß machen. Modul 9: Spiritualität, religiöse Sozialisation und existentielle Fragen: Tabuthemen in der Psychotherapie? 20./21. Januar 2017 Prof. Dr. Henning Freund Spiritualität und Religiosität können als das verstanden werden, was den Menschen unbedingt und im Kern seines Wesens angeht. Sie sind auch persönliche oder kulturgebundene Antworten auf existenzielle Fragen des Lebens nach Tod, Leid oder Sinn. Obwohl sie damit für Therapeuten und Patienten von höchster Relevanz sind, galten sie lange Jahre in der Psychotherapie als Tabuthemen. Seit etwa einem Jahrzehnt findet eine Neubewertung in psychotherapeutischen Fachkreisen unterschiedlicher Schulen statt. In diesem Kurs werden wir erkunden wie sich unser eigener religiös-spiritueller Hintergrund (oder dessen Fehlen) auf die therapeutische Arbeit auswirkt. Übungen zur Erstellung einer „Spirituellen Anamnese“ und zu existenziellen Erfahrungen in der eigenen Lebensgeschichte schaffen mehr Bewusstheit und Sensibilität für dieses Themenfeld. Ziel ist ein reflektierter Umgang mit den religiös/spirituellen Ressourcen und Problemen unserer Patienten. Modul 10: Persönlichkeitsentwicklung, Persönlichkeitsstile und Anforderungen der professionellen Tätigkeit 17./18. Februar 2017 Dr. Bernt Schmitz Im ersten Teil der Veranstaltung können die Teilnehmer ihre Erfahrungen mit signifikanten Bezugspersonen im Verlauf ihrer Lebensgeschichte und die daraus resultierenden Prägungen und Übertragungshypothesen erforschen. Im zweiten Teil können die Teilnehmer ihre dominanten Persönlichkeitsstile und damit verbundene Stärken und Schwächen untersuchen und - im Hinblick auf die Anforderungen und Belastungen der professionellen Tätigkeit - individuelle Ressourcen und Entwicklungsziele im Vergleich von Selbst- und Fremdbild klären und reflektieren. Modul 11: Ohne Worte – Sexualität und Sprachlosigkeit im therapeutischen Kontext 24./25. März 2017 Dipl.-Psych. Patricia Marnet Epidemiologische Studien deuten auf eine sehr hohe Vorkommenshäufigkeit von sexuellen Problemen bei Frauen und Männern hin. Insbesondere die sexuellen Funktionsstörungen gehen oftmals mit anderen organischen und psychischen Krankheiten einher bzw. sind eine Folge von medikamentösen Therapien oder chirurgischen Eingriffen. Es kann nicht bezweifelt werden, dass sexuelle Störungen ein ernsthaftes Problem mit erheblichen negativen Auswirkungen auf die psychische Befindlichkeit, die Partnerbeziehung und die Lebensqualität darstellen. In der Praxis werden sexuelle Störungen jedoch häufig übersehen. Obwohl Selbstoffenbarung maßgeblich für den Therapieerfolg ist, sprechen Patienten sexuelle Probleme und Erfahrungen, sexuelle Präferenzen oder Unsicherheiten im sexuellen Bereich häufig nicht an - und Therapeuten auch nicht! Die Veranstaltung fokussiert auf das Sprechen über Sexualität und sexuelle Probleme, denn nur Therapeuten die sexualanamnestische und diagnostische Informationen einholen, können dem Patienten weiterführende Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen. Die Selbsterfahrungsleiter Dr. Frauke Ehlers Systemische Organisationsberaterin und Coach Team- und Organisationsentwicklung „Zusammen- Wirken.net“ Prof. Dr. Henning Freund Psychologischer Psychotherapeut und Supervisor Praxis für Psychotherapie, Heidelberg Evangelische Hochschule Marburg Prof. Dr. Annette Kämmerer Psychologische Psychotherapeutin und Supervisorin Praxis für Psychotherapie, Heidelberg Psychologisches Institut Universität Heidelberg Dr. Friedrich Kapp Psychologischer Psychotherapeut und Supervisor Praxis für Psychotherapie, Heidelberg Dipl.-Psych. Patricia Marnet Psychologischer Psychotherapeutin und Supervisorin Praxis für Psychotherapie, Ludwigshafen Prof. Dr. Henning Schauenburg Nervenarzt, Psychoanalytiker, Familientherapeut Klinik für Allgemeine und Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg Dr. Bernt Schmitz Psychologischer Psychotherapeut und Supervisor Heidelberg Dr. Claudia Stromberg Psychologische Psychotherapeutin und Supervisorin Praxis für Psychotherapie, Frankfurt
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