Stuttgart und die Region Nummer 174 • Freitag, 31. Juli 2015 KNITZ Der Flughafen und seine Nachbarn: Von hier stammen die Klagen über Lärm Drrrrrrr! Stuttgart Zahl der Beschwerden beim Lärmschutzbeauftragten wegen Fluglärm 2014 Wir haben seit ein paar Tagen die – Drrrrrr! – Handwerker im Pressehaus. Sie machen sich mit ihren – Drrrrrr! – Press lufthämmern an einer Treppe im Außen bereich zu – Drrrrrr! – schaffen. Bebauung Büsnau Für gewöhnlich schieben wir Fehler – Drrrrrr! – dem Fehlerteufel in die Schuhe. Dieses Mal aber – Drrrrrr! – ist der Kerl fein raus. Schuld sind einzig und allein die – Drrrrrr! – Handwerker mit ihrem schweren Gerät. Einerseits beneidet – Drrrrrr! – KNITZ Männer mit Presslufthämmern, ist ihnen doch einen gewisse Beachtung bei ihrem Tun sicher. Wenn sie – Drrrrrr! – arbeiten, kann man das – Drrrrrr! – nicht über hören – manchmal erreicht einen auch die Vibration der Meißel. Andererseits sind auch – Drrrrrr! – die Pausen der Männer unüberhörbar. Während KNITZ – Drrrrrr! – diese Zeilen schrieb, haben die – Drrrrrr! – Männer ihre Presslufthämmer nicht eine Minute aus der – Drrrrrr! – Hand gelegt. Nur, falls Sie es nicht – Drrrrrr! – mitbe kommen haben sollten. Waldgebiete A8 A 81 65 A 831 Vaihingen 44 A 81 7 Musberg Möhringen Unteraichen Scharnhausen 14 Berkheim 37 Flughafen Stuttgart Bernhausen Stetten Steinenbronn Nellingen Neuhausen auf den Fildern 36 31 B 10 Plochingen Deizisau 42 22 Wernau Köngen A8 Sielmingen FILDERSTADT Harthausen Wolfschlugen Oberboihingen Hardt Waldenbuch Glashütte Weil im Schönbuch Wendlingen Unterensingen Bonlanden 14 Altbach Sirnau 20 Plattenhardt Schönaich Holzgerlingen Zell Denkendorf Böblingen 11 Esslingen Zollberg Scharnhauser Park 50 Steckfeld kar Plieningen 66 Leinfelden Birkach Kemnat Aichschiess 51 Oberesslingen Ruit Echterdingen 14 Nec 35 Asemwald Oberaichen Aichwald Mettingen Heumaden 18 14 Obertürkheim Sillenbuch Degerloch Rohr Sindelfingen Hedelfingen übrige Stadtteile Kaltental Das ist das, was – Drrrrrr! – KNITZ mit eigenen Ohren und von – Drrrrrr! – Kolle gen gehört hat. Ob die Treppe platt gemacht oder nur saniert wird, spielt keinen Rolle. Krach – Drrrrrr! – ist Krach. Sie, liebe Leserinnen und – Drrrrrr! – Leser, werden, sofern Sie nicht im akusti schen – Drrrrrr! – Einzugsbereich des Pressehauses in Möhringen wohnen, nicht – Drrrrrr! – davon behelligt. Seien Sie froh – Drrrrrr! – drum. KNITZ erzählt Ihnen auch nur deshalb von den – Drrrrrr! – Baumaßnahmen, um Sie – Drrrrrr! – milde zu stimmen, falls Sie an der einen oder – Drrrrrrr! – anderen Stelle auf einen Fehler stoßen. B 14 51 B 27 Neuenhaus Grötzingen Aich 5 B 27 Nürtingen Ne r cka übrige Orte 186 StN-Grafik: Lange / Quelle: Regierungspräsidium Stuttgart 18 1156 Beschwerden über Fluglärm Viele Klagen aus Leinfelden-Echterdingen und dem Raum Vaihingen – Steinenbronn trotz höheren Lärmpegels kaum vertreten Leserbriefe Billig-Ticket am Ziel vorbei Zum Kommentar „Höchste Zeit“ vom 30. Juni: Es ist bemerkenswert, dass der Service in Stuttgart immer schlechter und dafür der Preis immer höher wird. Leider ist für einen Arbeitslosen oder Geringver diener der Preis für eine Monatsfahrkar te nicht bezahlbar, wie Sie vollkommen richtig bemängeln. Jahrelang habe ich im Niedriglohnsektor gearbeitet und hätte zwar formal einen Anspruch auf eine verbilligte Fahrkarte gehabt. Allerdings nützte mir das gar nichts, wenn ich be reits um 8 Uhr bei der Arbeit sein musste und erst ab 9 Uhr fahren durfte. Das ist ein Witz und geht am Ziel vorbei. Ich ver stehe nicht, dass Stuttgart eine günstige Monatskarte für Geringverdiener anbie tet, die faktisch nicht zu nutzen ist. Christian Glocker, Stuttgart Rote Karte für blaue Plakette Zu „Erste Fahrverbote 2018 – weitere frü hestens 2019“ vom 28. Juli: Blaue Plakette? Fahrverbote? Lieber Herr Verkehrsminister Hermann, wir Bürger haben genug von dieser andau ernden Gängelei, dem Kontrollzwang und der Maßregelung der weltfremden grünen SlapstickPolitiker. In erster Li nie geht es nicht um die Stuttgarter Luft qualität, sondern darum, den noch ver quereren Regelungsfanatikern in Brüssel gerecht zu werden, mit welcher Legiti mation eigentlich? Es wird allerhöchste Eisenbahn, dass der Wähler diesem Spuk ein Ende setzt und Herrn Hermann und seinen K+KBrüdern im Geiste (Minis terpräsident Kretschmann und OB Kuhn) nicht die blaue Plakette, sondern die rote Karte zeigt. Matthias Hammer, Möglingen Der Ärger über den Lärm, der vom Flughafen Stuttgart ausgeht, schwillt nicht ab. Die Zahl der Beschwerden stagnierte 2014 bei geringfügig weniger Flugbewegungen als im Jahr zuvor. Von Josef Schunder STUTTGART. Aus dem Umfeld des Flugha fens sind 2014 fast genau gleich viele Be schwerden wegen Fluglärms gekommen wie 2013. Es waren 1156, heißt es im Lärm schutzbericht 2014, den das Regierungsprä sidium (RP) Stuttgart jetzt veröffentlicht hat. 2013 hatte man 1152 Beschwerden ver zeichnet. Das bedeutet, dass die Zahl im Grunde auf einem Niveau stagniert, das deutlich niedriger liegt als beispielsweise 2009 mit damals 1599 Beschwerden. Aller dings gab es 2014 geringfügig weniger Starts und Landungen als 2013. Die Zahl fiel um 0,4 Prozent auf 127 678. Zu „WespenPlage freut die Kammerjä ger“ vom 24. Juli: Wespen stehen unter Naturschutz. Nach dem Artenschutzgesetz dürfen sie nur getötet, dürfen ihre Nester nur zerstört werden, wenn sie für Menschen oder Tie re gefährlich werden und die Versetzung technisch unmöglich ist. Meiner Ansicht nach hat sich der in Ihrem Bericht „Wes penPlage“ vom 24. Juli erwähnte Kam merjäger deshalb strafbar gemacht. Dass er und andere Kammerjäger durch die angebliche Wespenplage von ängstli chen Mitbürgern viele Aufträge erhal ten, schlägt dem Fass den Boden aus. Der Artikel ist eine Hetzjagd gegen nützliche Insekten. F. Gerhard Zahn, Stuttgart-Bad Cannstatt gab. Eine mögliche Erklärung: Die Nacht postflüge finden seit 19. September 2014 nur mit besonders leisen Flugzeugen statt, die nach dem Kapitel 4 zum Abkommen über die internationale Zivilluftfahrt (ICAO) ein gestuft sind. Das ist bedeutsam, weil die Nachtpostflüge den Hauptanteil aller Flüge in der nächtlichen Beschränkungszeit des Flughafenbetriebs ausmachen. Im Jahr 2014 lag ihr Anteil bei 73 Prozent. Insgesamt gab es über das Jahr 1266 Nachtflüge. Im Juli 2014 hagelte es 187 Prozent mehr Klagen als im gleichen Monat des Vorjahres Starten und landen dürfen nachts alle Hubschrauber und Militärflugzeuge, außer dem leise Nachtposttransporter. Mit sonsti gen Maschinen darf der Flughafen Stuttgart bei schwierigen Wetterlagen als Not und Ausweichflughafen genutzt werden oder Stuttgart hat niedrigsten Krankenstand Techniker-Krankenkasse: Je höher der Lebensstandard, umso niedriger der Krankenstand Von Carolin Stihler STUTTGART. Die Stuttgarter melden sich am wenigsten krank im Landesvergleich. Dies geht aus einer aktuellen Erhebung der Tech nikerKrankenkasse (TK) unter den Be schäftigten und den Empfängern von Arbeitslosengeld I ihrer Versicherten hervor. Demnach liegt Stuttgart mit 10,2 Krank heitstagen fast 17 Prozent unter dem Lan desschnitt von 12, 2 Tagen. BadenWürttemberg hat trotz eines leich ten Anstiegs gegenüber dem Vorjahr im bun desweiten Vergleich den niedrigsten Kran kenstand. In den Betrieben fehlten 2014 pro Arbeitstag durchschnittlich 3,35 Prozent des Personals. Im Bundesdurchschnitt wa ren es 4,06 Prozent. In Stuttgart lag der Krankenstand im vergangenen Jahr bei 2,8 Prozent. „Wir haben festgestellt, dass man sich in den größeren Städten grundsätzlich seltener krankmeldet. Wir führen das darauf zurück, dass die Bevölkerung dort im Durchschnitt jünger ist als in ländlichen Ge bieten“, sagt Nicole Battenfeld, Sprecherin der TK. Außerdem seien die Fehltage bei körperlich anstrengenden Berufen höher als bei Bürotätigkeiten, die in der Stadt häufi ger sind. „Grundsätzlich gilt: je höher der Lebensstandard, desto niedriger der Kran kenstand.“ Dass sich Arbeitnehmer aus Angst um ihre Arbeitsstelle weniger krank melden, hält sie dagegen für eine weniger wahrscheinliche Erklärung. Die häufigste Ursache für eine Krankmel dung war in Stuttgart eine psychische Dia gnose. Wegen einer psychischen Erkrankung hat statistisch gesehen jede TKversicherte Erwerbsperson zwei Tage gefehlt. Damit liegt die Landeshauptstadt nur knapp unter dem Landesdurchschnitt. Danach folgen Erkrankungen durch einen Infekt der obe ren Atemwege – also einen grippalen Infekt – mit 1,8 Tagen und Rückenbeschwerden mit 1,7 Tagen. „Der Trend steigender psychisch bedingter Fehlzeiten setzt sich fort“, warnt Andreas Vogt, Leiter der TKLandesvertre tung in BadenWürttemberg. Hier seien Unternehmen, Beschäftigte und Kranken kassen gleichermaßen gefordert, entgegen zuwirken. auch von Flugzeugen, die infolge von Streiks verspätet eingehen. Letzteres spielte 2014 tatsächlich eine große Rolle. Dass die Zahl der verspäteten Landungen (nach 23.30 Uhr) um 54 Fälle zunahm, dürfte von Streiks bei den Lotsen, bei den Bodenverkehrs diensten und bei den Piloten herrühren, heißt es. Überdies von Schlechtwetterpha sen in den Sommermonaten. Im Juli hagelte es besonders viele Be schwerden. Da stieg die Zahl um 187,5 Pro zent. Allein wegen Flugwegabweichungen meldeten sich 91 Personen. Im Juli war das Wetter schlechter als im Juli 2013. Solche Wetterlagen zwingen Piloten aus Sicher heitsgründen oft, vom Kurs abzuweichen. Statistisch ausgewertet wurden nur 833 Beschwerden. Wer sich laufend meldet, wird nicht mehr berücksichtigt, weil die Statistik sonst verzerrt würde, meint man im RP. Außerdem bleiben Beschwerden über Poli zeihubschrauber im Einsatz unberücksich tigt, wenn kein direkter Zusammenhang mit dem Flughafen besteht. BUND-Protest gegen Fällung zweier Bäume STUTTGART (gös). Zwei große Bäume an der Rückseite des Kaufhauses Breuninger in der Sporerstraße sollen fallen. Sie müssen ein bis zweigeschossigen Ladengeschäften wei chen, die an der BreuningerRückfront an gebaut werden. Während der öffentlichen Anhörung des Bebauungsplans hat sich jetzt die Naturschutzorganisation BUND dazu kritisch geäußert. „Der Blauglockenbaum und der Götterbaum müssen unter allen Umständen erhalten werden“, sagt BUND Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer. Die Baumverluste in der Stuttgarter Innen stadt seien in letzter Zeit enorm, unter ande rem durch Stuttgart 21, den Umbau der ehe maligen Stadtbücherei in ein Stadtmuseum und die Vorbereitungen für den Bau der JohnCrankoSchule. Ein Leben als fürsorgende Ärztin und Anwältin Susanne Hönes ist tot – Gründerin der Beratungsstelle Pro Familia war unermüdlich im Einsatz für Frauen Von Barbara Czimmer-Gauss Nur ausnahmsweise töten Der zuständige Mitarbeiter habe bei der Auswertung der Beschwerden keine Verstö ße entdeckt, die beim Bundesamt für Flugsi cherung hätten angezeigt werden müssen, teilte das RP mit. Die meisten Beschwerden kamen aus LeinfeldenEchterdingen (66) sowie den Stuttgarter Stadtteilen Vaihin gen, Rohr und Kaltental (65). Bemerkens werterweise war die Beschwerdequote in Steinenbronn mit 14 Fällen besonders nie drig, obwohl hier der zweithöchste Lärmpe gel im Umfeld des Flughafens ermittelt wur de – und obwohl Steinenbronn von beson ders vielen Maschinen überquert wird. In LeinfeldenEchterdingen sei der Lärmpegel deutlich geringer gewesen, heißt es. Hauptgrund für die Beschwerden waren mit 31,9 Prozent vermeintliche Abweichun gen der Flugzeuge von den vorgesehenen Flugrouten. Dann folgten allgemeine Be schwerden über Fluglärm (29,4) sowie über Nachtflüge (24,1). Hier ist die absolute Zahl aber auf 201 zurückgegangen, obwohl es mehr Starts und Landungen in den Nächten STUTTGART. Eine Beratungsstelle zu Sexua lität, Partnerschaft und Familienplanung war 1965 ein Skandal. Schlimm genug, dass Oswalt Kolle offen aufklärte, Begriffe ver wandte, die andere aus Prüderie nicht über die Lippen brachten, und die Frauenbewe gung die Diskussion um die Pille anzettelte. In dieser ablehnenden Atmosphäre began nen Dr. Susanne Hönes und eine Kollegin in einem Stuttgarter Kellerraum, Frauen zu den oben genannten Themen zu beraten. „Auf dem Land hatten die Frauen keine Ahnung von Empfängnisverhütung“, er zählte Suse Hönes einst über die Anfänge der Beratungsstelle Pro Familia. Manche Frauen waren wegen einer Schwangerschaft ihr Leben lang unglücklich, andere starben unter den Händen der Engelmacherin. Trotzdem gab es enormen Widerstand gegen die beiden Ärztinnen: Der erste öffentliche Vortrag wurde kurzfristig abgesagt, weil die Frauen mit ihrem Pfarrer gesprochen hatten, der ihnen von der Teilnahme abriet. Entmu tigen ließ sich Suse Hönes trotzdem nicht. Im September 1923 in Stuttgart geboren, be suchte sie die Oberschu le, machte Abitur und wollte an der Uni Tü bingen Gynäkologie studieren, als der Krieg ihr einen Strich durch die Rechnung machte. 1951 schloss Hönes ihr Medizinstudium ab, heiratete 1954, gebar Hönes (†) 1956 und 1960 Töchter, machte eine Ausbildung als Homöopathin und arbeitete in der Gynäkologie in Hanau. Als 1965 der Landesverband der Pro Familia gegründet wurde, berief man Suse Hönes zur Vorsitzenden, zur stellvertretenden Vorsit Foto: Pro Familia Stuttgart [email protected] Auf Facebook: http://stn.de/knitz zenden des Bundesverbands und stellte sie als Ärztin und Leiterin der ebenfalls neuen Beratungsstelle Stuttgart ein. Der zupa ckenden Frau erlaubte diese Stelle, Kinder und Beruf zu vereinbaren. Verhütungs und Abtreibungsmittel ge hörten aus ideologischen Gründen in einen Topf und durften deshalb nicht öffentlich zur Schau gestellt werden. Suse Hönes und ihre Kolleginnen fanden trotzdem einen Weg, den Frauen zu helfen: Sie reisten mit dem sogenannten VerhüterliKoffer von Schule zu Schule und waren dort hochwill kommen. Das lag nicht nur an dem Erkennt nisgewinn, sondern auch an der mütterli chen Art von Suse Hönes und ihrem Ziel, den jungen Frauen zu einem selbstbestimmten, glücklichen Leben zu verhelfen. Auch für Termine am Abend nahm sie sich immer Zeit, wohl wissend, dass Frauen und Paare in Konfliktsituationen keinen Rat zwischen Tür und Angel suchen. Als 1976 die Bundes regierung den Weg zur sozialen Indikation bei Schwangerschaftsabbrüchen ebnete, leistete Pro Familia Konfliktberatung. Suse Hönes sprach sich immer offen für die Fris tenlösung aus und war fürsorgende Anwäl tin der Frauen, weil diese in einer Notlage nur selbst entscheiden könnten. 25 Jahre, bis 1991, arbeitete sie für Pro Fa milia als „hoch geschätzte, kluge und auf sympathische Art kritische Kollegin“, sagt Annette Sawade, die Vorsitzende. Hönes wurde mit der HippokratesMedaille der Ärzteschaft, der Goldenen Ehrenplakette des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, der silbernen Medaille der Stadt Stuttgart und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 1993 wurde sie zur Vorsitzenden des Kinder schutzbunds Stuttgart gewählt und enga gierte sich dort mehrere Jahre für Familien in Not. Diese Woche erlag Suse Hönes mit 91 Jahren ihrer Krankheit, an diesem Freitag wird sie in Bad Urach beerdigt.
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