Gottesdienst zur Sommerpredigtreihe - Vorbilder im Glauben Pfarrerin Ulrike Ebisch zu: Teresa von Avila (1515-1582) - Aus der Stille wächst die Kraft So kommen wir zu dir – mit allem, was uns aus der vergangenen Woche beschäftigt. Die Not der Flüchtlinge, und die Aufgabe sie menschenwürdig unterzubringen. Vorspiel Die Freude über die Sommerferien und die freie Zeit Lied: EG 165, 1.5-6.8 Gott ist gegenwärtig Die Trauer über Menschen, die gestorben sind oder schwer krank sind. Votum/Begrüßung Damit sind wir hier: und mit allen ganz persönlichen Gedanken – Diesen Gottesdienst feiern wir im Namen Gottes, des Vaters und des Freuden und Bedrängungen Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. In der Stille vertrauen wir sie dir an. Willkommen zu einem Gottesdienst im Rahmen der diesjährigen Sommerpredigtreihe zum Thema „Vorbilder im Glauben“. Im - Stille – Gott, lass uns aufatmen und Kraft schöpfen bei dir. Amen. Mittelpunkt steht dazu heute die spanische Mystikerin Teresa von Avila. In diesem Jahr hätte sie ihren 500. Geburtstag feiern können. Schriftlesung 40 Jahre nach ihrem Tod wurde sie in der katholischen Kirche heilig Lust auf Leben gesprochen und 1970 vom damaligen Papst als erste Frau in den Rang einer Kirchenlehrerin erhoben. Psalm 143 EG 755 Gebet/Stilles Gebet Wir stehen Gott vor dir, verbunden mit der Erde, die du liebst ausgestreckt zum Himmel den du versprichst. Du sagst: Ihr seid meine Kinder. Herr der Töpfe und Pfannen, ich habe keine Zeit, eine Heilige zu sein und dir zum Wohlgefallen in der Nacht zu wachen, auch kann ich nicht meditieren in der Morgendämmerung. Mache mich zu einer Heiligen, indem ich Mahlzeiten zubereite und Teller wasche. Nimm an meine rauen Hände, weil sie für dich rau geworden sind. Kannst du meinen Spüllappen als einen Geigenbogen gelten lassen, der himmlische Harmonie hervorbringt auf einer Pfanne? Herr der Töpfe und Pfannen, bitte darf ich dir die Ermüdung anbieten, die mich überkommt, beim Anblick von angebrannten Gemüsetöpfen? Erinnere mich an alles, was ich leicht vergesse, nicht nur um Treppen zu sparen, sondern, dass mein vollendet gedeckter Tisch ein Gebet werde. Wer ist diese Frau, die sich mit allen möglichen Autoritäten ihrer Zeit (Teresa von Avila) in die Neuzeit. Kolumbus hat das Tor zur neuen Welt aufgestoßen, aus anlegte und voller Selbstbewusstsein sagen konnte: „ Gott und ich – wir zusammen sind immer die Mehrheit.“ Teresa von Avila kommt in einer aufgewühlten Zeit zur Welt. Im Geburtsjahr 1515 steckt die mittelalterliche Welt im Umbruch – hinein der Mitte Europas verbreiten sich erste reformatorische Gedanken. In Lied NL 26 Du bist meine Zuflucht und Stärke / Stadtkirche NL 20 dieser Zeit wird die Nonne mit dem Ordensnamen Teresa de Jesus Predigt ebenfalls viele Türen öffnen. Die wichtigste Tür ist die nach innen. Gott Liebe Gemeinde, wohnt im Menschen, das ist die grundlegende Erkenntnis der vor Jahren habe ich den Comic der französischen Kartoonistin Claire Bretecher „die eilige Heilige“ gelesen. Das war meine erste Begegnung mit Teresa von Avila. Im Comic sieht man sie ständig unterwegs auf teresianischen Spiritualität, von der aus sich ihr äußerer und innerer Weg entwickelt. Und der – so meine ich - ist auch für heutige Gottsuchende aktuell. einem Esel von Kloster zu Kloster. Sie ist verrückt nach rosa Teresa hat erkannt, dass in der Seele des Menschen ein Verlangen nach Zuckerbonbons, zeichnet Baupläne, putzt und hämmert, näht Wahrheit, eine Frage nach dem Sinn des Lebens wohnt, die Antwort Ordenskleider, schreibt Bettelbriefe, empört sich über die Sturheit der fordert. Männer ihrer Zeit, die meinen, Zitat“ jede gute Fähigkeit bei einer Frau verdächtigen zu müssen.“ Sie blieb mir in Erinnerung als Wie fand Teresa ihre Antwort? unerschrockene, mitreißend impulsive, und hartnäckig ihr Ziel verfolgende Person. Ich fand sie erstaunlich modern mit ihren Aussagen über die Gleichberechtigung der Frau in geistlichen Fragen. Sie ist das vierte von elf Kindern einer Familie aus uraltem kastilischen Adel. Aber zugleich auch Angehörige einer verfemten Minderheit – ihr Großvater war ein zum Christentum konvertierter Jude. Als junges Mädchen ist sie der angebetete Mittelpunkt der Gesellschaft von Avila. Ungemein attraktiv – mit schlanker Figur, ausdrucksvollen schwarzen Augen und prachtvollen Locken, gepflegt, charmant, der Zerrissenheit erfährt Teresa, dass sie bedingungslos geliebt ist und intelligent. Trotzdem entscheidet sich das umschwärmte Mädchen – ihr in Jesus Gott begegnet. Der Weg aus dem Zustand der gegen den willen des Vaters für den Eintritt ins Kloster. 1535 geht sie Selbstentfremdung führt über die Erfahrung, liebe- und verständnisvoll ins Karmeliterinnenkloster Maria von der Menschwerdung. In ihrer angeschaut zu werden. Autobiografie nennt sie Höllenangst als Motiv für das Leben als Nonne Dieser wechselseitige Augen-Blick ereignet sich in der Fastenzeit 1554, und die Sehnsucht Gott nah zu sein. Aber die innere Zerrissenheit blieb Teresa ist 39 Jahre alt. auch im Kloster. Was sie sich erhofft hat, in einer engen Verbindung Das verändert sie grundlegend. Seither wohnen in ihr eine Gewissheit mit Gott zu leben, gelingt ihr nicht. Sie hat Gott geliebt, aber sich nicht und innere Ruhe, die durch alle Zweifel, Schmerzen, Anstrengungen radikal genug für ihn entschieden. Sie hat den Ruf gehört aber mit der und Ängste tragen. Antwort getrödelt. Wer kennt sie nicht die Versuchung zum Glauben Als "inneres Beten" gibt sie ihre Erfahrungen weiter: Das beschreibt sie nebenbei. Bloß nichts übertreiben, nur nicht auffallen, Gott wird schon so: "Meiner Meinung nach ist inneres Beten nichts anderes als damit zufrieden sein. Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft allein Dazu ist das Klosterleben wenig ernsthaft. Das Kloster mehr eine zusammenkommen, einfach um bei ihm zu sein, weil wir sicher wissen, Versorgungsanstalt für die unverheirateten Töchter des Adels. Ständig dass er uns liebt." sind irgendwelche vornehmen Leute zu Besuch und die Nonnen lassen sich durch das Sprechgitter mit Pralinen und Klatsch versorgen. Ihr Gott- das ist das Stichwort ihres Lebens, Freundschaft mit ihm ihre Leben beschreibt Teresa in dieser Zeit als ein Stolpern von Zeitvertreib stärkste Sehnsucht. Dass eine persönliche innige Verbundenheit mit zu Zeitvertreib. Gott möglich ist, stellt vielleicht Teresas wichtigste Botschaft dar. Gott Die Unzufriedenheit mit diesem Leben führt zu einem hat sich nicht verabschiedet. Er ist kein bloßes Prinzip, keine Zusammenbruch ihres Nervensystems, zu allerhand psychosomatischen Denkfigur, um letzte Leerstellen in unserem Weltbild zu füllen, keine Erkrankungen und schließlich sogar zu einer dreijährigen Lähmung. Chiffre für Mitmenschlichkeit. Gott kann unser Freund sei, unser In dieser Zeit erzwungener völliger Ruhe muss Gott selbst sie Bruder und Herr, wenn wir die Mauer überspringen. Uns ganz in seine umgekrempelt haben. Eine Statue, die Jesus als Schmerzensmann Hand begeben. Springt doch, sagt Teresa, und ihr werdet es erleben darstellt, verhilft ihr zum Durchbruch: Nach Jahren des Suchens und identisch mit euch selbst zu sein und in Freundschaft mit anderen zu leben. Denn die Freundschaft mit dem Himmel verändert die Erde. Standesunterschiede spielen keine Rolle. "Alle sollen gleich sein", gilt Wer mit Gott verbunden ist, kann nicht still sein, wenn Unrecht in Teresas Klöstern. geschieht. Teresa praktiziert das, was man einen mystischen Lebensstil nennen Gewaltsame Konflikte und körperliche Strapazen sind ständige kann. Bei den Quäkern habe ich eine sehr passende Beschreibung für Begleiter der Ordensreform und der Klostergründungen. Teresa und einen solchen Lebensstil gefunden. ihre Gefährtinnen wurden durch Beschuhte, städtische Magistrate, 3 Merkmale kennzeichnen ihn: Kirchenobere und andere einflussreiche Leute schwer angegriffen. 1. Vollkommen glücklich (weil in Gott geborgen) Ohne Unterstützung durch bedeutende Theologen und Spaniens König 2. Absolut furchtlos ( wenn es um Eintreten für die erkannte Philipp II. wäre das Reformprojekt gescheitert. Wahrheit geht. Furchtlos gegenüber allen Autoritäten) 3. Immer in Schwierigkeiten. War Teresas rege Tätigkeit ab 1562 für eine damalige Frau mehr als außergewöhnlich, wird das noch getoppt durch ihre Bedeutung als Gebetslehrerin, die die Grenzen des eigenen Ordens weit übersteigt. Die innige Verbundenheit mit Gott führt zu vielen menschlichen Den Vollzug des Glaubens, ihre Erfahrungen mit sich selbst und mit Freundschaften. Johannes vom Kreuz und insbesondere Jerónimo Gott schildert Teresa auf anschauliche Weise. Aber eine Frau, die in der Gracián werden Teresas wichtigste Weggefährten. Zusammen kämpfen Volkssprache Bücher verfasst, ist der Inquisition verdächtig. Ihre sie für die Reform des männlichen Zweiges des Karmelitenordens. Manuskripte wurden zensiert oder auf den Index verbotener Bücher Eine weitere Frucht der Gottesfreundschaft ist die grundlegende gesetzt. Theologische Fürsprecher stehen ihr bei. Anders hätte sie wohl Ordensreform, die Teresa trotz Widerständen gelingt und zur Gründung keine Chance gehabt. von 17 Frauen- und zwei Männerklöstern führt. Die Karmelitinnen, die sich Teresas Reform anschließen, nennen sich "unbeschuht", in Was von ihr kann uns heute inspirieren? Anknüpfung an die franziskanischen Barfüßerbewegungen. Kleinere Auch heute ist eine Zeit des Umbruchs. Kirche ist nicht mehr so Kirche Gemeinschaften von rund 13 bis 15 Mitgliedern entstehen. Sie pflegen wie noch vor 20 oder 30 Jahren. Neue Herausforderungen sind da. Wir das innere Beten, sind finanziell und ideell möglichst unabhängig, und können uns nicht mehr auf eine Vertrautheit von christlichen Inhalten verlassen. Sinkende Mitgliederzahlen und Finanzen stellen die grundsätzliche Frage: Was braucht eine Kirchengemeinde, was braucht Dieses Eintauchen ist aber nicht in erster Linie Pflege der eigenen eine christliche Gemeinschaft um als solche zu leben. Seelenlandschaft, sondern Kraftquelle für eine unwahrscheinliche Und auch individuell stellt sich für viele Menschen auf neue Weise die Aktivität: Denn beides gehört zusammen: die feste Verankerung im die Frage: wie lebe ich mein Leben, was gibt Sinn, was stützt mein Ewigen und der wache Blick, das offene Herz und die entschlossene Leben und füllt es aus. zupackende Hand für die Nöte der Menschen. Ich erlebe auch heute viele Menschen Teresa nah, in der Sehnsucht nach einer klaren Verbindung zu Gott, die Teil des Lebens ist. Aus dem Verweilen in der Stille, dem verweilen bei Gott – wird Teresa Für mich steckt darin auch die Frage, wie wir heute als einzelne und als beziehungsfähiger und aus dieser Beziehungsfähigkeit wächst die Gemeinde so leben können, dass wir uns nicht v.a. von äußeren Dingen Fähigkeit zur Einfühlung und zum Mitgefühl mit anderen und die Kraft bestimmen oder ablenken lassen, oder uns immer wieder in zum Handeln. Kränkungen verstricken, sondern uns mehr und mehr von Christus „Gewöhnt euch daran, Jesus immer bei euch zu haben“ sagt sie ihren leiten lassen. Schwestern. Das genügt. Es sei nicht nötig, viel über Jesus Das heißt wohl auch: sind wir bereit nicht unser Ego oben anzustellen, nachzudenken oder scharfsinnige theologische Erwägungen sondern Gott? anzustellen. Sie ist davon überzeugt, wer seine Gedanken immer wieder zu Gott schickt, mittendrin und zwischendurch, bei dem wird sich Gott Und wie entdecken wir Gott? Es ist anregend von Teresas Erfahrungen schon verständlich machen. So kann man Gott überall bei sich haben, zu lesen und sich ihrer Anleitung zu überlassen. überall entdecken auch „zwischen Töpfen und Pfannen.“ Teresa lädt ein, die "Seele als eine gänzlich aus einem einzigen Diamanten oder sehr klaren Kristall bestehende Burg zu betrachten". In Wäre das nicht die richtige Übung auch für unseren Umgang in der der innersten Wohnung dieser "Burg" weilt Gott selbst. In seine Gemeinde oder der Familie, in Sitzungen, Veranstaltungen und allen fürsorgliche Gegenwart will sie eintauchen. Sie erfährt, das hilft sich unseren alltäglichen Aufgaben. den Ängsten, dem Dunklen, den Verletzungen zu stellen, geheilt und Regelmäßig im Tun kurz innezuhalten, in der Diskussion für einen frei zu werden von den Kräften des Egoismus. Augenblick sich innerlich hinzuwenden und nur das alte Gebet sprechen: Jesus Christus – du in mir, ich in dir. Ich bin davon überzeugt, das würde vieles ändern. Hinweis: im Segensgebet ist an einer Stelle vom Atem die Rede, da werde ich eine kleine Pause machen. So dass Sie ganz bewusst ein Ich wünsche mir, dass wir das üben. Dass wir wieder mehr mit Christus paar mal Ein und Ausatmen können. umgehen. Christus wird uns helfen in unserer Angst vor Bedeutungsverlust. Christus wird uns zeigen, wo wir in dieser Welt gebraucht werden. Christus wird unser Herz froh machen und Angst und Griesgrämigkeit vertreiben. Allein Gott genügt. Das gibt uns Teresa mit. So stand es bei ihrem Tod 1582 auf einem kleinen Zettel, den sie bei sich trug: Nada te turbe Nichts soll dich ängstigen, Nada te espante, Nichts dich erschrecken, Todo se pasa, Alles vergeht, Dios no se muda, Gott bleibt derselbe. La paciencia Geduld Todo lo alcanza; Erreicht alles. Quien a Dios tiene, Wer Gott besitzt, Nada le falta. Dem kann nichts fehlen. Sólo Dios basta. Gott allein genügt. Amen. Möge heute überall Frieden sein. Mögest du Gott vertrauen, dass du genau dort bist, wo du vorgesehen bist zu sein. Mögest du dir der unendlichen Möglichkeiten gewahr sein, die durch den Glauben geboren werden. Mögest du jener Geschenke bedenken, die du erhalten hast und die Liebe weiterleiten, die dir gegeben wurde. Mögest du in Zufriedenheit wissen, dass du ein Kind Gottes bist. Lass diese Gewissheit mit tiefen Atemzügen bis in deine Knochen dringen und dort ihren Platz finden und erlaube deiner Seele die Freiheit zu singen, zu tanzen, zu loben und preisen und zu lieben. All dies ist da für jeden und jede von uns. Vater unser Lied: EG 646, 1-5 Aus Gottes guten Händen… Lied: NL 46, 1-3 Gott deine Liebe reicht weit Abkündigungen Gebet mit einem Segensgebet von Teresa v. Avila Anleitung Stilleübung: Hände locker auf die Oberschenkel legen – Offen als Schale Einfach da sein. Sich Gott anvertrauen. Segensstrophe EG 574 Nada te turbe (4x) Segen Nachspiel
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