Motivation Alphatier Nachdem sich das erste Buchprojekt „Gefühllos… über Liebe Angst und Sucht“ zunächst mit Süchten beschäftigte, die sich außerhalb einer Paarbeziehung befinden, konzentriert sich Alpahtier auf das Thema Sucht innerhalb von Beziehung bzw. die Entstehung von Sucht geprägten Verhaltensmustern durch die Beziehung. Die Entdeckung der so genannten „Suchtbeziehung“ ist nicht neu. Am Anfang hatte sie sogar etwas Aufrührerisches, denn es war und ist nur schwer verständlich, dass ein Mensch tatsächlich nach einer Beziehung süchtig sein kann oder eine Beziehung aus bestimmten Suchtformen entsteht. Es gibt in jedem Menschen drei Ich - Ebenen. Eltern, Kind, Erwachsener. In der offiziell perfekten Paarbeziehung fungiert der Mann als Elternteil und die Frau als Kind, oder es geschieht umgekehrt. Die Person in der Elternrolle kümmert sich um die Welt draußen, verdient den Hauptteil des Geldes, trifft Entscheidungen, beschäftigt sich mit dem Auto und handhabt im Allgemeinen die Alltagsgeschäfte. Sie kümmert sich perfekt um die Bedürfnisse der Person mit der Kindrolle. Die zweite Person, hat vielleicht das Wissen, wie das zu tun wäre, übernimmt aber die Aufgaben nicht, weil sie im Kind-Verhalten steckt. Person 2 ist abhängig von Person 1 (ich brauche dich zum Leben) Person 1 ist auch abhängig von Person 2 (da sie ihren Wert daraus bezieht und die Leistung hier Ernte findet). In den meisten Beziehungsmodellen tauchen allerdings Probleme auf, so bald sich Rollen tauschen. Die Rollentausche können verschiedene Ausprägungen haben: Die Frau schlüpft in die Rolle der Mutter, oder der Mann wird zum (Ersatz-) Vater. In beiden Fällen lässt das sexuelle Begehren irgendwann nach, denn mit den Eltern schläft man nicht. Leider ist auch die „perfekte“ Form der Beziehung (Eltern/Kind) nicht von Dauer und zerbricht zumeist, weil Wachstum und Veränderung ganz normale Zustände des menschlichen Organismus darstellen. Es ist nur allzu verständlich, dass eine Beziehung auf dieser Basis keine Zukunft hat, denn Weiterentwicklung bzw. Persönlichkeitsentwicklung über Jahre ist vorprogrammiert. © Natalia Sanchez Friedrich 2009-2010 Motivation Alphatier Letztlich hat aber auch das Phänomen der heutigen Gesellschaft, dass Frauen „ihren Mann stehen“, dazu geführt, dass Männer sich immer häufiger überfordert fühlen, wenn die Frau allein lebensfähig ist und in der Beziehung vermeintlich den „Elternpart“ übernommen hat. Denn historisch gewachsen, fühlt sich der Mann häufig für die Rolle als „Versorger“ zuständig. Dies stürzt den Mann in Konflikte und verursacht oder verstärkt erheblich bereits vorhandene Störungen in der Selbstwahrnehmung. Mangelndes Selbstwertgefühl, Komplexe und Sucht nach Bestätigung in Sex oder der Beziehung sind häufige Folgen. Letztlich resultieren daraus erhebliche Paarkonflikte und es folgt der Ausbruch einer der beiden Partner. Man unterscheidet bei der Beziehungssucht 2 Arten. Zum einen die Sucht, bei der der „Süchtige“ ständig eine Beziehung braucht und sich in Beziehungen flüchtet. Dieser ist also nach „Beziehung“ selbst süchtig und fühlt sich komplett orientierungslos, wenn er ohne sie ist. Die zweite Form der Beziehungssucht, ist von einer ganz bestimmten Beziehung oder Person abhängig. Im ersten Fall ist der Süchtige auf die Idee fixiert, im zweiten auf eine Person. Beziehungssüchtige der zweiten Erscheinungsform können lange Zeit ohne einen festen Partner auskommen. Wenn sie sich dann aber auf einen fixieren, wird dieser zum zentralen Lebensinhalt, so bald die echte Partnerschaft beginnt. Die Beziehungssucht hat tatsächlich die Nähe zum anderen zum Ziel. Aber sie ist dennoch das Gegenteil, nämlich die Flucht vor Nähe. Wer süchtig nach einer Beziehung und/oder Sex ist, erkennt das jedoch nicht. Wenn wir Nähe zu einem anderen Menschen herstellen wollen, müssen wir zuerst einmal bereit sein, uns selber nahe zu sein oder zu kommen. Jede Sucht, egal wonach (Alkohol, Drogen, Sport, Sex oder Partner ...) vermeidet dieses sich „selber nah sein“. Es ist im Gegenteil eine Ablenkung vom eignen ICH. Ein Alkoholiker oder Drogensüchtiger etwa gerät mit der Zeit in immer größer werdende Isolation. Da wir in einer Suchtgesellschaft leben, führen die Fähigkeiten, die man uns für den Aufbau von Beziehungen mitgegeben hat, beinahe zwangsläufig zu Pseudo-Beziehungen. So haben wir beispielsweise „gelernt“, dass intime Partnerschaft etwas mit gegenseitiger Abhängigkeit zu tun hat. Man hat uns beigebracht, dass jede Form von © Natalia Sanchez Friedrich 2009-2010 Motivation Alphatier Abhängigkeit zerstörerisch ist. Solche Beziehungen können nicht intim und vertraut sein. Abhängigkeit tötet Nähe, weshalb die Quote dieser Pseudo-Beziehungen enorm ist. Beeinträchtigt werden Nähe und Intimität in der Beziehung von Ablehnung von Verantwortung, vom Aufrechterhalten eines Kontrollwahns, schließlich von Unehrlichkeit und letztlich von Egoismus. Jedes dieser vier Verhaltensmuster zerstört garantiert jegliche Nähe und jede Beziehung. Und Suchtbeziehungen sind immer auf diesen Prozessen aufgebaut. Selbstbezogene Menschen neigen dazu, die Gefühle und Aktivitäten des Partners entweder für oder gegen sich zu empfinden. Dementsprechend reagieren sie, und je nach Persönlichkeit unangemessen heftig und inadäquat. Sie sehen sich selbst als Mittelpunkt und setzen alles in ihrer Umgebung zu sich selbst in Bezug. Somit erscheinen sämtliche Gefühle und Gedanken durch den Partner verursacht. Beziehungssüchtige geben nicht nur ihre moralischen und andere Wertvorstellungen auf. Sie verwenden auch unendlich viel Zeit auf den Versuch, die Beziehung zu beleben und den Partner mit Aufmerksamkeit zu überschütten, sodass ihnen die notwendige Zeit für ihre eigene Entwicklung, Freiheit in der Beziehung und Freude fehlt. Beziehungssüchtige sind oft durch die Tatsache des Vorlebens ihres Partners beunruhigt und sie reagieren höchst eifersüchtig. Sie können es nicht ertragen, dass der Mittelpunkt ihrer Sucht mit jemand anderem außer ihnen früher einmal zusammen gewesen sein soll oder zusammen ist. Deshalb ist er auch auf Freunde, Verwandte, Kollegen und sogar Interessen eifersüchtig. Je länger die Beziehung dauert, umso eifersüchtiger wird er. Damit jedoch eine echte Beziehung mit Nähe gelebt werden kann, muss ein Vakuum existieren. Beziehungssüchtige sind ständig angespannt und deprimiert. Da sich ihr Selbstwertgefühl, ihre eigene Bedeutung und ihre Sicherheit einzig aus der Beziehung nähren, müssen sie sich unbedingt an sie klammern. Wer dies jedoch von © Natalia Sanchez Friedrich 2009-2010 Motivation Alphatier einer Beziehung abverlangt, erwartet natürlich etwas vollkommen Unmögliches. Wird sich der Beziehungssüchtige schließlich über die Vergeblichkeit seiner Kontrollversuche bewusst, gerät er in zunehmende Verzweiflung. Er macht dem Gegenüber ständig Vorwürfe, provoziert Streitereien. Wenn das dann auch nicht hilft, sucht er meist den Ausweg, indem er flüchtet, ausbricht und sich dem nächsten Willigen zuwendet. Was man bis vor kurzem noch als Co-Abhängigkeit bezeichnet hat, ist vermutlich ebenfalls Beziehungssucht und in der Realität sind wahrscheinlich auch viele CoSexsüchtige beziehungssüchtig. Der Roman Alphatier versucht anschaulich zu beschreiben, wie Besessenheit, Ritualisierung, zwanghafte, neurotische und narzisstische (Beziehungs-) Verhaltensweisen und Verzweiflung die Beziehung des Süchtigen prägen. Nach einer aufwühlenden Entdeckung über das Vorleben der Freundin, schafft die Hauptfigur es nicht, die vermeintliche Verletzung zu verarbeiten. Die Beziehung beginnt das gesamte Denken und Handeln zu beherrschen. Sie wirkt sich fast tranceartig und stimmungsverändernd aus. Zwanghaft stürzt er sich in Verhaltensweisen, die ihm selbst bis dahin unbekannt sind. Sex und Frau werden zum Lebensmittelpunkt. Der Druck wird für beide in der Partnerschaft unerträglich und irgendwann spürt der Süchtige, dass dieser Fix nicht funktioniert und damit verbundene Gefühle der Hoffnungslosigkeit und Machtlosigkeit ergreifen Besitz von ihm. Mit Hartnäckigkeit und Engagement „kämpft“ er weiter um ihre Liebe und wird dabei immer kontrollierender, defensiver und vorwurfsvoller. Statt Nähe zu finden, treibt er seine Partnerin weiter von sich fort. Die Sucht vereinnahmt ihn, treibt ihn regelmäßig in Eskalationen und Fluchtattacken, bis er schließlich in one-night-stands ausbricht, weil er nur damit den Sprung in die Distanz schafft. © Natalia Sanchez Friedrich 2009-2010
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