Wir erzeugen elektrischen Strom mit Methanol - energie

Zum NewsLetter 203 vom 4. November 2015
Interview mit Dr. Urs A. Weidmann
CEO & Inventor Silent Power AG, Cham
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«Wir erzeugen elektrischen Strom mit Methanol»
Die Welt sucht nach neuen innovativen Lösungen für die
Gewinnung, Speicherung und den Verbrauch von Energie.
Die Schweiz ist führend in diesem Rennen, das zu höherer
Effizienz und einer geringeren Abhängigkeit von fossilen
Energieträgern und der Kernenergie führen wird. Einen
interessanten und inspirierenden Beitrag auf diesem Gebiet
leistet die Silent Power AG. Seit über zehn Jahren befasst
sie sich mit der Implementierung eines neuartigen und
nachhaltigen Energiekreislaufes, basierend auf einem flüssigen synthetischen
Brennstoff. Als Energieversorger will die Gesellschaft zukünftig mittels Tausenden
von
Minikraftwerken
anstelle
von
Grosskraftwerken
die
Stromversorgung
sicherstellen.
Im Handelsregister ist der Zweck der Silent-Power AG als die Umsetzung einer
grossen Vision formuliert. Worin besteht diese Vision?
Silent-Power will der Klimaerwärmung gegensteuern, indem Methanol als synthetischer,
CO2-neutraler und umweltfreundlicher Brennstoff eingeführt wird. Ein einziger Alkohol,
Methanol, ersetzt alle heutig gängigen zwölf fossilen Brenn- und Treibstoffe in der Schweiz,
deren Logistik parallel und kostenintensiv aufrechterhalten werden muss.
Was ist Methanol? Wie kann man es sich zu Nutze machen?
In der freien Natur gibt es kein konservierbares Methanol, da es sofort durch Bakterien im
Boden zersetzt wird. Deshalb drohen mit ihm keine Umweltkatastrophen, wie wir sie von
der Ölförderung her gewohnt sind. Seit Prof. George Olah vor wenigen Jahren für die
vollsynthetische Herstellung von Methanol mit Strom, Wasser und CO2 den Nobelpreis in
Chemie erhalten hat, lässt es sich als umweltfreundlicher chemischer Stromspeicher
betrachten. Es gilt als CO2-neutraler Brennstoff, da es wieder in die ursprünglichen
Komponenten zerfällt. Methanol ist nicht explosiv, biologisch abbaubar und viel weniger
giftig als Benzin. Es kann zu Heizzwecken, zum Antreiben von Automotoren oder
Flugzeugturbinen dienen, wie wir es von Benzin, Diesel, Kerosin und Heizöl gewohnt sind.
Und wie erfolgt die Verwandlung in Energie?
Methanol kann in Brennstoffzellen geräuschlos mit hohem Wirkungsgrad in Strom
umgewandelt werden. Brennstoffzellen sind jedoch heute noch teuer, sie haben ausserdem
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eine zu kurze Lebensdauer und sind sehr empfindlich auf Verunreinigungen im Brennstoff.
Wir haben uns deshalb entschlossen, dem Thermophotovoltaischen Wandler, einem neuen
Wandlerprinzip, zum Marktdurchbruch zu verhelfen: Methanol wird durch Licht und
photovoltaische Zellen in Strom umgewandelt. Dieser Vorgang erfolgt geräuschlos,
wartungsfrei und startet auf Knopfdruck.
Wie muss man sich die Silent-Power-Minikraftwerke vorstellen? Welche Grösse
besitzen sie und was geschieht dort?
Unsere Silent-Power-Minikraftwerke gibt es in einer einzigen standardisierten Grösse: Sie
produzieren 25 kW elektrische Leistung, 70 kW Wärme und 40 kW Kälte.
Blockheizkraftwerke, erzeugen nur Strom und Wärme. Sie können nur dann in Betrieb sein,
wenn Wärme gefragt ist – also während den drei Wintermonaten. Im Gegensatz dazu
können unsere Minikraftwerke ganzjährig betrieben werden, weil sie im Sommer Kaltwasser
zur Kühlung der Gebäude erzeugen. Um sie von Blockheizkraftwerken unterscheiden zu
können, nennen wir sie Econimo (Energy Converter Integral Module), ein international
geschützter Name. Jedes Econimo hat Aussenmasse von 2 x 1,10 m und eine Gesamthöhe
von 2 m. Es versorgt typischerweise einen Wohnblock mit zehn Wohnungen, ein Schulhaus,
eine der 400 Denner-Filialen, ein Altersheim usw. Wird zusätzliche Energie für ein Gebäude
benötigt, lassen sich mehrere Module parallel schalten. Um die Mietfläche im Gebäude zu
maximieren, werden die Minikraftwerke im Freien aufgestellt. Da sie fast geräuschlos
arbeiten und keine schädlichen Abgase ausstossen, brauchen sie auch keine Kamine.
Klein- und Minikraftwerke werden einen entscheidenden Beitrag bei der
Energieversorgung von Plusenergie-Arealen spielen. Wie soll man sich Ihre
Kraftwerke in diesem Kontext vorstellen?
Zurzeit beträgt der ins Netz der Wasserwerke Zug AG eingespeiste Photovoltaikstromanteil
um ein Prozent. Doch daraus sollen bald 30 Prozent werden, so das kantonale Amt für
Umweltschutz Zug. Naht dann eine Wolke über den Zugersee, fallen in wenigen
Augenblicken in gewissen Quartieren bis zu 30 Prozent Stromproduktion weg. In diesem Fall
starten unsere Econimos – die mitten in den Quartieren aufgestellt sind – selbstständig.
Innert Sekunden laufen sie auf voller Kapazität und produzieren so wertvolle Spitzenenergie.
Im Falle, dass zuviel Photovoltaikstrom eingespeist wird weil die Bewohner in den
Sommerferien sind, oder am Sonntagmorgen, wenn die Industrie nicht arbeitet, reagieren
unsere Econimos selbstständig und erzeugen warmes und kaltes Wasser nicht mehr aus
Methanol, sondern durch Verbrauch von elektrischer Energie aus dem Netz. Unsere
Minikraftwerke übernehmen – neben der Lieferung von Strom, Wärme und Kälte – so auch
die wichtige Rolle des Netzstabilisators, ohne die die Energiewende in der Praxis nicht
umsetzbar ist.
Und weshalb genau ist diese Energieproduktionsart leise?
Unsere Minikraftwerke arbeiten nicht wie herkömmliche Blockheizkraftwerke mit
Kolbenmotoren, sie haben praktisch keine beweglichen Teile und sind deshalb sehr
wartungsarm und äusserst leise. Deshalb nennen wir unsere Firma Silent-Power.
Woher soll die elektrische Energie für die die vollsynthetische Herstellung von
Methanol stammen?
Aus erneuerbaren Stromquellen. Optimal geeignete Beispiele sind günstiger Nachtstrom aus
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Windkraftwerken in England, Strom aus geothermischen Kraftwerken in Kalifornien, aus
Wellenkraftwerken an Orten, wo ganzjährig mehrere Meter hohe Wellen vorkommen, etwa
auf den neuen Hebriden oder in Feuerland. Es handelt sich um Energie, die am Ort ihrer
Entstehung keine Abnehmer findet, da sie weit weg von der zivilisierten Welt anfällt. Auch
Photovoltaikanlagen in Wüstenregionen oder als schwimmende Inseln auf dem Meer sind
zukünftige Stromquellen. Tatsache ist, dass sich weltweit ein einziger Preis für diesen global
gehandelten gespeicherten Strom einstellen wird.
Welche Rolle spielen die Lagerung und der Transport von Methanol in Ihrer Vision?
Lagerung und Transport von Methanol gestalten sich äusserst problemlos: Als
Transportmedium eigenen sich neben Pipelines ganz gewöhnliche, einmal gereinigte
Öltanker. Es braucht keinen Überdruck und auch keine Kühlung wie beispielsweise bei LNG,
also verflüssigtem Erdgas. Dadurch werden die Transportkosten extrem günstig – günstiger
als der Öltransport, da Methanol dank dem vorteilhaften flüssigen Aggregatszustand
äusserst schnell be- und entladen werden kann. Geschieht ein Tankerunglück, verdunstet
ausgelaufenes Methanol innert kurzer Zeit – verseuchte Strände mit Rohöl und
zurückbleibenden Asphaltklumpen gehören der Vergangenheit an. Obwohl Methanol zu den
meist gehandelten und weltweit transportierten Flüssigkeiten gehört, ist noch kein grosses
Transportunglück registriert worden – zu bekannt sind die Regeln im Umgang mit diesem
Brennstoff und zu etabliert sind bereits die Sicherheitsvorschriften.
Derzeit wird im Zusammenhang mit der Energieeffizienz intensiv über das
Management des elektrischen Stroms diskutiert (Stichwort Smartgrid). An welchen
Stellen im Versorgungsnetz positioniert sich Silent-Power?
Silent-Power-Minikraftwerke werden auf der Quartierebene ins Netz integriert. Sie finden
selbstständig heraus, ob zuviel oder zuwenig elektrische Energie im lokalen Netz vorhanden
ist. Dank ihrer eigenen Intelligenz arbeiten sie autonom. Zusätzlich werden sie über das
Internet ferngesteuert und fernüberwacht. Wir erfahren auf diesem Weg, welche
Methanoltanks nachgefüllt werden müssen und welche Minikraftwerke den Besuch eines
Servicetechnikers nötig haben. Der lokale Stromversorger kann die automatische Steuerung
der Geräte übersteuern und manuell oder via Internet eingreifen.
Ist die staatliche Förderung für Sie und Ihre Firma ein Thema?
Ich habe als Wissenschaftler am PSI mit der Evaluation des am besten geeignetsten
flüssigen synthetischen Brennstoffs Methanol als Favoriten bereits 1982 bekannt gemacht.
Bedauerlicherweise sind diese Erkenntnisse bis heute aber noch nicht in der Politik
angekommen. Dort setzt man immer noch auf das hochexplosive Gas Wasserstoff, ein Relikt
aus den 1970er Jahren. Wir hingegen sind der Überzeugung, dass der Verbraucher in Zukunft
wieder eine Flüssigkeit will, die ähnlich praktisch zu handhaben ist wie das eingeführte
Benzin. Dass Methanol nicht explosiv und biologisch abbaubar ist, dürfte zudem für unsere
Lösung sprechen.
Welche Zukunftsperspektiven können Sie für Ihre Firma und den weiteren Verlauf
der Umsetzung der Energiestrategie 2050 in der Schweiz erkennen?
Silent-Power plant, mit 100'000 Econimos die Stromlücke zu schliessen, die das Abschalten
unserer aus Altersgründen stillzulegenden Kernkraftwerke mit sich bringt. Um das
notwendige Kapital zu beschaffen, ist deshalb in vier Jahren ein Börsengang geplant. SilentSeite 3 von 4
Power ermöglicht die Umsetzung der Energiestrategie 2050: Nur wir können das noch
fehlende Glied – den Netzstabilisator – in der notwendigen Menge bereitstellen!
Kontakt:
Silent-Power AG
Gewerbestrasse 11
CH-6330 Cham
Tel. 041 740 66 16
Fax 0 41 740 66 17
E-Mail [email protected]
www.silent-power.com
Mehr Informationen zur Silent-Power AG bietet die Bau+Energie Messe, die
vom 26. - 29. November 2015 in der Bernexpo in Bern stattfindet.
Silent-Power AG: Halle 3.2, Stand G16
Dr. Urs A. Weidmann ist anwesend im OpenForum, Halle 3.0,
www.bauenergie.ch
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