Mehr Informationen gibt es online Die digitale Ausgabe des TKGeschäftsberichts finden Sie unter www.tk.de/geschaeftsbericht Folgen Sie der TK-Pressestelle auch in den sozialen Medien: 20.1/002 t h c i r e b s t f Geschä 2014 „Mit Qualität und Digitalisierung auf dem Weg in die Zukunft.“ Herzlich willkommen im Geschäftsbericht der Techniker Krankenkasse! Gern laden wir Sie ein, mit uns einen Blick auf das ereignisreiche Jahr 2014 zurückzuwerfen und auch auf aktuelle Trends und Projekte zu schauen. Ein Jahr, das den Krankenkassen ihre Beitragsautonomie zurückbrachte, im dem die Gesundheitsvorsorge im Mittelpunkt vieler Diskussionen stand und auch die Telemedizin wieder stärker in den allgemeinen Fokus rückte. Und in dem Maße, in dem die Digitalisierung und das „Internet der Dinge“ bei den Menschen zu Hause Einzug halten, beschäftigt uns das Thema als Krankenkasse insbesondere: Im Service können wir damit vieles noch einfacher machen, und in der Versorgung erleichtern neue elektronische Helfer den Umgang mit der eigenen Krankheit. Und für unsere Verwaltung bedeutet dies die Chance, unsere jetzt schon hohe Effizienz weiter auszubauen. All dies lässt uns auch für 2014 eine sehr positive Bilanz ziehen – ein Erfolg, den wir nicht für selbstverständlich halten, sondern der das Ergebnis des konsequenten Strebens nach der besten Qualität zu einem guten Preis ist. Daran arbeiten wir – der ehrenamtliche Verwaltungsrat und der hauptamtliche Vorstand – Hand in Hand zusammen. Viel Spaß bei der Lektüre wünschen Dr. Jens Baas Vorsitzender des Vorstands Dieter F. Märtens Alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrats Print oder digital? Wie Sie es gerne hätten. Unter www.tk.de/geschaeftsbericht finden Sie die digitale Ausgabe des TK-Geschäftsberichts. Inhalt Vorwort ................................................................................................................. 3 Unternehmen ........................................................................................................ 6 Interview mit Dr. Jens Baas zum Wachstum und zum Erfolgskurs der TK ........ 8 Flexibilität als Erfolgsfaktor................................................................................. 10 Neues aus dem Unternehmen ........................................................................... 14 Der Geschäftsbericht 2014 steht ihnen auch als PDF zum Download unter www.presse.tk.de zur Verfügung. Versorgung .......................................................................................................... 16 Interview mit Thomas Ballast zur Digitalisierung in der Versorgung ................. 18 Die Therapie kommt aus dem Internet .............................................................. 20 Neue Versorgungsangebote der TK ................................................................... 24 Zu Artikeln, die mit diesem Symbol gekennzeichnet sind, finden Sie ausführliche Videos im digitalen Geschäftsbericht. Service .................................................................................................................. 26 Interview mit Frank Storsberg zum Thema Kundenorientierung ....................... 28 Unkomplizierter Begleiter für alle Gesundheitsfragen ....................................... 30 Neues aus dem Service ..................................................................................... 34 Impressum Verantwortlich für den Inhalt | Techniker Krankenkasse, Bramfelder Straße 140, 22305 Hamburg, Telefon: 040 - 69 09-17 83, Internet: www.presse.tk.de, E-Mail: [email protected], Twitter: www.twitter.com/tk_presse Verantwortlich | Dorothee Meusch; Redaktion | Hermann Bärenfänger, Inga Laboga; Texte | Hermann Bärenfänger, Dorothee Meusch, Theresa Urban; Konzept und Gestaltung | Christina Bartheidel; Produktion | Oliver Kühl Fotos | Andreas Friese, GettyImages, Marius Schwarz, Michael Zapf; Litho | Hirte GmbH & Co. KG, Hamburg; Druck | Industrie + Werbedruck, Herford © Alle Rechte vorbehalten, Nachdruck und sonstige Formen der Vervielfältigung – auch auszugsweise – nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung. Selbstverwaltung ................................................................................................ 36 Mehr Prävention: Selbstverwalter fordern breite Basis ..................................... 38 Die Mitglieder des TK-Verwaltungsrats .............................................................. 39 Finanzen ............................................................................................................... 40 Vermögensrechnung........................................................................................... 42 Vermögen und Erfolgsrechnung ......................................................................... 43 Einnahmen und Ausgaben.................................................................................. 44 Pflegeversicherung ............................................................................................. 46 Leistungsausgaben Pflegeversicherung ............................................................. 47 4 | Geschäftsbericht Geschäftsbericht | 5 „Alles, was die TK ausmacht, sind ihre Mitarbeiter.“ Dr. Jens Baas, Vorsitzender des Vorstands 6 | Unternehmen Unternehmen | 7 „800.000 Versicherte haben sich im letzten Jahr für die TK entschieden.“ Ina Böttcher | Dr. Baas, sind Sie zufrieden mit dem letzten Geschäftsjahr? Baas | Ja, es war in der Tat ein sehr erfolgreiches Jahr – in allen Bereichen. Über 800.000 Versicherte haben sich im letzten Jahr für die TK entschieden. Das macht uns froh, ist für uns zugleich ein Ansporn, auch im nächsten Jahr weiter an uns zu arbeiten, damit das so bleibt. Sie sind der Konkurrenz einige Schritte voraus. Was unterscheidet denn die TK von anderen Krankenkassen? Baas | Uns unterscheidet im Wesentlichen unser Selbstbild. Wir sehen uns als Unternehmen, das dafür da ist, unsere Kunden möglichst gut zu betreuen. Andere Kassen mögen etwas in der Behördenvergangenheit stecken geblieben sein. Das ist etwas, was wir anders machen. Wir sehen – in allem, was wir tun – zuerst die Versichertenperspektive. Wenn es zum Beispiel um Leistungen geht, fragen wir uns immer, was wir für die Kunden möglich machen können. Das kommt gut an und unterscheidet uns deutlich von anderen Krankenkassen. 8 | Unternehmen Sie sind also am Ziel angekommen? Baas | Nein, es besteht kein Grund, sich auf dem Erfolg auszuruhen. Wir müssen weiter an uns arbeiten, auch wenn wir gut aufgestellt sind. Ich sehe dabei vor allem zwei Perspektiven: den Service in seiner heutigen Qualität zu halten und idealerweise weiter zu verbessern. Und wir müssen uns überlegen, wie wir es schaffen, dem Kunden unser gutes Leistungsspektrum auch in Zukunft anbieten zu können. Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung? Baas | Digitalisierung ist in zwei Aspekten sehr wichtig für uns. Zum einen im Umgang mit unseren Kunden: Fragen wie „Auf welchen elektronischen Wegen kann ich direkt mit der TK kommunizieren?“ oder „Kann ich mein Anliegen direkt online klären?“ stehen dabei im Vordergrund. Der zweite Aspekt ist die Frage, was mit den Gesundheitsdaten geschieht. Wir verfügen über viel mehr Daten, als wir heute im Sinne unserer Versicherten verwenden könnten. Hier gibt es sicher eine ganze Reihe sinnvoller Nutzungsmöglichkeiten. Und wenn wir aufgrund von Gesundheitsdaten erkennen, dass ein Versicherter ein bestimmtes Risiko trägt – zum Beispiel, einen Herzinfarkt zu erleiden –, wäre es doch schön, wenn wir auf ihn zugehen und ihm raten könnten, gegen dieses Gesundheitsrisiko rechtzeitig vorzugehen. All das dürfen wir heute nur sehr eingeschränkt im Rahmen von DiseaseManagement-Programmen. Daher würde ich mir wünschen, dass wir hier mehr rechtliche Möglichkeiten bekommen, aus unseren Daten – unseren digitalen Schätzen – mehr Nutzen für die Versicherten zu ziehen. Sie wollen sich also mehr um die Versicherten kümmern? Baas | Mehr noch. Wir verstehen uns als Interessenvertreter der Versicherten. Das ist genau das, was wir sein müssen. Wir bekommen das Geld von den Versicherten, damit sie die beste Versorgung bekommen. Also müssen wir uns überlegen, wie wir das in ihrem Sinne sicherstellen. Da ist die Krankenkasse eigentlich die einzige Institution, die das kann – dem Versicherten für sein Geld die bestmögliche Versorgung einzukaufen. Seit Beginn 2015 gelten neue gesetzliche Rahmenbedingungen für die Kassen. Wie ist Ihr erstes Resümee? Baas | Es ist gut, dass wir aus dieser alten Zusatzbeitragswelt heraus sind und dass wir den Beitragssatz wieder selbst festlegen können. Schlecht ist, dass das Hauptaugenmerk wieder sehr stark auf den Preis gelegt wird. Besser wäre es, den Fokus im Wettbewerb auf ein preiswertes Angebot zu lenken, also das beste Angebot für den günstigsten Preis, wie man das in anderen Industrien auch tut. Und ich glaube, der Leistungsaspekt fällt hier noch zu oft hinten runter. Jedes Jahr wachsen die Ausgaben für das Gesundheitssystem um fünf Prozent. Muss ich denn jetzt davon ausgehen, dass letztendlich doch an den Leistungen geschraubt wird, um einen niedrigen Beitragssatz halten zu können? Baas | Die Kosten werden auch in Zukunft stärker steigen als die Beitragseinnahmen – davon müssen wir ausgehen. Das heißt, dass der Beitragssatz in der gesamten gesetzlichen Krankenversicherung weiter steigen wird. Wir als TK werden sehr hart daran arbeiten, dass dieser Anstieg bei uns unterdurchschnittlich ist. Bevor man jedoch den Verzicht auf sinnvolle Leistungen diskutiert, sollten wir erst einmal schauen, wo es noch unnötige Ausgaben gibt. Und die gibt es in der Tat, wenn man den Faktor Qualität näher betrachtet. Hier muss es gelingen, gute Qualität künftig vielleicht sogar besser als heute zu bezahlen, dafür aber schlechte Qualität ganz aus der Bezahlung herauszunehmen. Wenn ein Arzt schlecht behandelt oder ein Krankenhaus schlechte Qualität erbringt, dann will ich das nicht mehr in der Versorgung haben. Hier haben wir eine Reihe von Sparpotenzialen mit dem Effekt, dass die Qualität für den Patienten steigt und der Preis für den Versicherten geringer ist – er muss dann nicht mehr so viel bezahlen für seine Krankenversicherung. Diesen Weg müssen wir sehr konsequent weitergehen. Wenn Sie drei Wünsche frei hätten: Was würden Sie an den politischen Rahmenbedingungen verändern? Baas | Fokus auf Qualität! Fokus auf Qualität! Fokus auf Qualität! Das wären meine drei Wünsche. Qualität ist unser einziger Schild, den wir gegen den ungebremsten Kostenanstieg im Gesundheitswesen haben. Qualität erfordert aber Transparenz und Transparenz erfordert Daten. Das heißt, wir brauchen mehr Möglichkeiten, die uns vorliegenden Daten aus dem Gesundheitswesen auch zu nutzen. Damit können wir eben auch Aussagen über die Qualität treffen. Und wenn wir das umgesetzt bekommen, sind wir einen großen Schritt weiter. Nicht nur den Versicherten, auch den Mitarbeitern geht es bei Ihnen sehr gut. Sie sind gerade wieder als attraktiver Arbeitgeber ausgezeichnet worden. Was macht die TK attraktiv? Baas | Alles, was die TK ausmacht, sind ihre Mitarbeiter. Wir produzieren nichts, wir haben keine Patente. Deshalb kann nur ein zufriedener Mitarbeiter den Versicherten glücklich machen. Darum hängt der Unternehmenserfolg von jedem Einzelnen ab. Und wir müssen dafür sorgen, dass sich die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit auch wohl fühlen. Das gelingt über die Rahmenbedingungen, aber auch sehr stark über das Unternehmensimage. Wir sind eben ein sehr innovatives Unternehmen im Gesundheitssystem. Wir geben uns nicht mit den Dingen zufrieden, wie sie sind, sondern wir wollen selbst aktiv gestalten. Das spornt alle an und zieht eben auch die entsprechenden Mitarbeiter an. Ich glaube, diese Kombination macht uns als Arbeitgeber so attraktiv. Dr. Jens Baas ist Vorsitzender des Vorstands. Er ist bei der TK für die Unternehmensbereiche Marke und Marketing, Finanzen, Personal, Unternehmensentwicklung und Controlling sowie für die Landesvertretungen verantwortlich. Zudem gehören die Stabsbereiche Gesundheitspolitik, Unternehmenskommunikation, Revision und Verwaltungsrat/Vorstand, Justiziariat sowie Compliance zu seinem Verantwortungsbereich. Er gehört dem Vorstand der TK seit dem 1. Januar 2011 an, seit dem 1. Juli 2012 ist er Vorsitzender des Vorstands. Nach seinem Studium der Humanmedizin arbeitete Dr. Jens Baas (Jahrgang 1967) an der Universität Heidelberg und der University of Minnesota (USA) und als Arzt in den chirurgischen Universitätskliniken Heidelberg und Münster. Ab 1999 war er bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group tätig; seit 2007 als Partner und Geschäftsführer. Unternehmen | 9 Flexibilität als Erfolgsfaktor Die TK gehört zu den am stärksten wachsenden Playern im deutschen Gesundheitssystem. Im Jahr 2014 konnte sie fast eine halbe Million Kunden hinzugewinnen. Und mit einem Umsatz von 26 Milliarden Euro im Jahr 2014 hat sie die Größe eines DAX-Unternehmens. Ihr Erfolg beruht ganz wesentlich auf ihrer Veränderungsbereitschaft, dem Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und dem Vertrauen der Kunden. Techniker und Ingenieure sind niemals mit ihrer Arbeit fertig. Sie werden angetrieben von der Überzeugung, dass ein Werkstück immer noch besser werden kann. Fortschritte treten aber meistens nicht über Nacht ein, sondern sind das Ergebnis vieler kleinerer Verbesserungen. und natürlich auch Versicherte, die ihre Krankenkasse wechseln, weil sie sich bei der TK besser aufgehoben fühlen. Interessenvertreter der Versicherten Die TK versteht sich als Interessenvertreter ihrer Versicherten: So vielfältig wie ihre Erwartungen und Bedürfnisse sind, so flexibel müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein. Und so unterschiedlich sind auch ihre Aufgaben: Sie entwickeln mit Vertragspartnern neue Versorgungsmodelle, programmieren Rechnungsprüfungs-Programme, arbeiten an Gesundheits-Apps, beraten die Kunden auf allen Kanälen und kümmern sich um die Abwicklung des Versorgungsalltags mit allein 6.000 Krankenhausaufenthalten, einer halben Million Arztbesuchen und mehr als 100.000 Rezepten – pro Tag. Die TK arbeitet nicht gewinnorientiert. Sie ist vielmehr Treuhänderin der von den Mitgliedern und Arbeitgebern aufgebrachten Beiträge und setzt diese bestmöglich und verantwortungsbewusst ein. Dazu trägt auch bei, die internen Abläufe und Strukturen immer wieder zu hinterfragen und sie fortlaufend zu optimieren. Nur so kann es gelingen, den Kunden reibungslose Dienstleistungen anzubieten und gleichzeitig bei den Verwaltungskosten Benchmark in der gesetzlichen Krankenversicherung zu sein. 26 Milliarden Euro Jahresumsatz: Damit hat die TK die Größe eines DAX-Unternehmens. 2015 9.154.155 6.721.642 Dieser Zuspruch der Kunden ist für die Mitarbeiter und das Management Anerkennung und Ansporn zugleich. Denn anders als in der privaten Kranken- Mitglieder- und Versichertenentwicklung 1996 4.584.948 2.693.255 Versicherte Mitglieder 10 | Unternehmen Veränderungen gehören zum Wesen der TK: Heute zu bedenken, was morgen wichtig wird, den rasanten Wandel in Technologie und Gesellschaft frühzeitig und kontinuierlich in den eigenen Angeboten und Prozessen abzubilden und immer mit dem Kopf des Kunden zu denken sind ganz wesentliche Erfolgsfaktoren für die TK. Die Anstrengungen haben auch 2014 wieder Früchte getragen: Um 402.000 Mitglieder und insgesamt 474.000 Versicherte ist die TK gewachsen – rechnerisch um rund 1.300 Männer, Frauen und Kinder an jedem Tag. Ungefähr die Hälfte aller Menschen, die sich im Jahr 2014 mit der Wahl einer Krankenkasse beschäftigt haben, hat sich für die TK entschieden: Menschen, die in Ausbildung oder Berufstätigkeit starten, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen, um hier zu arbeiten, versicherung können Mitglieder des Solidarsystems spätestens alle 18 Monate ihre Krankenkasse wechseln – ohne Angabe von Gründen und mit der Gewissheit, dass andere Krankenkassen sie ohne Ansehen der Person aufnehmen. Der Gradmesser, wie gut eine Kasse ihre Arbeit macht, ist daher nicht nur die reine Zahl der Versicherten, die sie neu für sich gewinnen kann. Ganz entscheidend ist es, den Kunden immer wieder zu beweisen, dass sie bei der richtigen Kasse sind. Ihre Anliegen müssen so reibungslos, schnell und effizient wie möglich erledigt werden – insbesondere, wenn einmal der „Fall der Fälle“ eintritt. Hier sind nicht allein optimale Strukturen und Prozesse innerhalb der TK gefragt, sondern ebenso die Fachkompetenz, die Serviceorientierung und das Engagement der Mitarbeiter. Unternehmen | 11 So ist allen gedient. Und manche Arbeitszeitmodelle – etwa eine flexibel absenkbare Arbeitszeit – machen es möglich, dass Kinder zu keinem Zeitpunkt mehr auf elterliche Betreuung verzichten müssen, weil immer ein Elternteil da ist, wenn beide die Möglichkeit dazu haben, dieses Modell zu nutzen. Andere tarifliche Angebote bieten Entlastung, wenn plötzlich das Privatleben wichtiger werden muss: Ein naher Angehöriger braucht pflegerische Hilfe oder steht vor dem Ende seines Lebens, die Kinderbetreuung ist ausgefallen und man weiß nicht wohin mit den Kleinen. Oder man hat das Gefühl, einfach mal rauszumüssen. So ging es Susanne Zehm, die Zeit ihres Lebens von einer Weltreise geträumt hat. Ein Jahr aussteigen – normalerweise muss man damit bis zum Rentenalter warten. Doch das Lebensarbeitszeitkonto machte ihr den Ausstieg möglich. „Ich hätte das nie gewagt, wenn ich nicht hätte zurückkommen können“, sagt die Weltenbummlerin, die während ihrer Auszeit alle Kontinente bereist hat. Mit ihrem Lebensarbeitszeitkonto wurde für Susanne Zehm aus Hamburg der Lebenstraum von einer Weltreise wahr. Veränderung als permanenter Prozess 13.000 Menschen arbeiten bei der TK. Überhaupt ist die stetige Modernisierung einer der Erfolgsfaktoren: Denn seit Jahren bewältigt die TK ihr steigendes Wachstum mit einer im Kassenvergleich geringen Anzahl von Mitarbeitern. So werden viele Arbeitsprozesse inzwischen direkt vom Großrechner der TK abgewickelt, ohne dass noch ein Mensch darauf schauen muss: Weit über eine Million Krankenhausrechnungen werden auf diesem Weg geprüft und bezahlt, Arzneimitteldokumentationen für Versicherte automatisch erstellt oder Familienversicherungsfragebögen automatisch eingelesen. Letztere beantworten Versicherte seit neuestem auch direkt elektronisch – schlanke Verwaltungsprozesse für alle. Das spart Geld – und Zeit. Mit all diesen Veränderungen hat sich die TK im Wettbewerb gut behaupten können, auch wenn die stetige Änderung gesetzlicher Rahmenbedingungen nicht immer für die besten Startvoraussetzungen gesorgt hat. Über das System des Gesundheitsfonds fließen Jahr für Jahr Beitragsgelder in Milliardenhöhe an andere Kassen, die von der Gemeinschaft der TK-Versicherten erwirtschaftet worden sind. Und zum Teil werden diese auch noch für krankenkassenfremde Zwecke eingesetzt, die eigentlich Aufgabe des Gesetzgebers und damit durch Steuern zu finanzieren wären. Immerhin brachten gesetzliche Neuregelungen der TK 2014 einen Teil ihrer Beitragsautonomie zurück: Sie kann jetzt den neuen, kassenindividuellen Zusatzbeitragssatz selbst festlegen. Und der liegt unter dem Durchschnitt, weil auch die Verwaltungskosten unterdurchschnittlich sind und sie insgesamt wirtschaftlich arbeitet. 12 | Unternehmen Andere gesetzliche Änderungen weisen den Weg in Richtung Zukunft. So zum Beispiel das E-HealthGesetz, mit dem Barrieren abgebaut werden sollen, um die Vernetzung und digitale Kommunikation im Gesundheitswesen endlich ins 21. Jahrhundert zu bringen. So bietet sich jetzt die Chance, die Versorgung effizienter und sicherer zu gestalten und Daten, die ohnehin vorliegen, in Zukunft zum Nutzen der Patienten besser zu verknüpfen. So wird der Weg frei für die bessere Vernetzung ambulanter und stationärer Einrichtungen, neue telemedizinische Leistungen und digitale Medikationspläne. Zufriedene Mitarbeiter für zufriedene Kunden Um all diese Zukunfts-Chancen in konkrete Angebote für eine bessere Versorgung zu übersetzen, braucht es Mitarbeiter, die zu ihrer TK stehen, an jedem Tag mit neuem Elan ihre Aufgabe angehen und die zur Verfügung stehenden gesetzlichen Spielräume zu Gunsten der Versicherten interpretieren und nutzen. Deshalb setzt die TK als Dienstleister konsequent auf die Mitarbeiter als ihr höchstes Gut. Denn nur zufriedene Mitarbeiter können die besten Verträge verhandeln, intuitiv steuerbare Apps entwickeln oder den Kunden auch noch am Sonntagabend nach dem Tatort im Chat oder am Telefon kompetent beraten. Aus diesem Grund setzt die TK auf flexible Arbeitszeitmodelle, die die Interessen aller Beteiligten unter einen Hut bringen: Kunden mit dem Anspruch, auch am Wochenende mit der TK zu kommunizieren, auf der einen Seite – und Mitarbeiter, die gerne am Wochenende oder nachts arbeiten, weil der Partner sich dann um die Kinder kümmern kann, auf der anderen Seite. Klaus Dieter Nowas, Leiter Innerbetriebliches Gesundheitsmanagement Warum legen Sie den Fokus so stark auf die Gesundheit der Mitarbeiter? Nowas | Die Gesundheit der Mitarbeiter ist ein wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg. Ich sehe es als eine wichtige strategische Management-Aufgabe, im Unternehmen die richtigen Voraussetzungen für gesundheitsförderndes Verhalten zu schaffen. Dabei geht es auch um Empowerment – also darum, die Eigenverantwortung jedes Einzelnen zu stärken –, da ist jeder Mitarbeiter, aber auch jede Führungskraft selbst gefordert. Gesundheitsförderung im Betrieb geht heute weit darüber hinaus, etwa nur ein passendes Kursangebot bereitzuhalten. Wie wirkt sich das auf die Unternehmenskultur aus? Gleichstellung großgeschrieben: Die Teilnehmerinnen des Girls‘Day konnten mit der Auszubildenden Manuela Deinert (h. l.) erleben, welche Entwicklungsmöglichkeiten die TK Frauen auch in Männerberufen bietet. So konnten sie nicht nur in die hauseigene Druckerei hineinschnuppern, sondern besuchten auch die Werkstätten der Haushandwerker und schauten den TKlern in der IT-Abteilung und der Pressestelle über die Schulter. Einen problemlosen und flexiblen Wiedereinstieg in den Job nach einer längeren Auszeit – das ist auch ein wichtiges Thema für Carmen Schlutow. Nach 16 Monaten Elternzeit freut sich die 33-Jährige darauf, wieder in ihre alte Führungsaufgabe zurückzukommen. Die Leitung eines Teams übernehmen und gleichzeitig die Mutterrolle ausfüllen – was in vielen Unternehmen oft unvereinbar ist, wird durch variable Arbeitszeiten bei der TK möglich. Great Place to Work Nicht umsonst gewinnt die TK als Arbeitgeber deshalb regelmäßig wichtige Preise wie die Auszeichnung „Great Place to Work“ – ein Arbeitgeber zu sein, für den man gerne arbeitet, ist ein gute Investition in die Gegenwart, aber auch ein Investment in den Unternehmenserfolg der Zukunft. Nowas | Das betriebliche Gesundheitsmanagement ist bei der TK ein wichtiges Element der Personalentwicklung. Es fördert eine Unternehmenskultur, die auf gegenseitigem Respekt beruht, wenn sich Mitarbeiter bei der Gestaltung der gesundheitlichen Rahmenbedingungen einbezogen und ernst genommen fühlen. Als Teil einer von Wertschätzung getragenen Führungskultur bietet es das berufliche Fundament für eine Servicekultur, die dem Kunden zugewandt ist. Welchen Anteil hat Gesundheitsmanagement am Unternehmenserfolg? Nowas | Auf der Basis von Mitarbeitergesundheit und -motivation trägt die gesundheitsförderliche Personalentwicklung zur Kundenzufriedenheit bei und ist somit Teil der Wertschöpfung. Denn um eine vertrauensvolle Beziehung zum Kunden aufzubauen, muss der Mitarbeiter schnell und flexibel in Kontakt gehen und dem Kunden vor allem wertschätzend gegenübertreten. Deshalb haben wir ein systematisches, messbares und ganzheitliches Gesundheitsmanagement eingeführt. Es zielt darauf ab, alle Personalprozesse so zu gestalten, dass die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei allen Maßnahmen mit im Fokus steht. Unternehmen | 13 Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel auf dem diesjährigen Girls‘Day am Stand der TK. Telemedizin liegt der Kanzlerin am Herzen „#wireinander“ – berührende Geschichten von Versicherten Die Digitalisierung in Deutschland voranbringen – dazu haben sich eine Reihe großer Unternehmen in der Initiative D21 zusammengeschlossen. Ihr Ziel: die Digitalisierung in Deutschland zu fördern, die Technik voranzubringen, Hürden abzubauen und den möglichen Nutzen von elektronischen Neuerungen herauszustellen. Über neun Millionen Menschen bilden die Versichertengemeinschaft der TK. Die Werte und die Haltung dieser Gemeinschaft über die sozialen Netzwerke auch anderen jungen Menschen näherzubringen, ist das Ziel der Imagekampagne „Mein Weg“, in deren Verlauf viele junge Menschen ihre eigenen Geschichten öffentlich machten. Schon seit mehr als zehn Jahren beteiligt sich die TK aktiv an dieser Hightech-Initiative und zeigt, welche Neuerungen sie im Gesundheitssektor vorantreibt. Einmal im Jahr ergibt sich die Gelegenheit, der Kanzlerin persönlich die Neuerungen vorzustellen. Das übernahmen die Teilnehmerinnen des Mädchen-Zukunftstages „Girls‘Day“ und erklärten Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, wie kinderleicht Medizintechnik funktioniert und welche Neuerungen in der Telemedizin es bei der TK derzeit gibt – ein Thema, das der Kanzlerin am Herzen liegt. Depressionen, Mobbing oder Tod eines Angehörigen: „Es ist ein guter Zeitpunkt, um bei der Aktion mitzumachen ... Ich rede über Krankheit, Trauer und Verlust, weil ich das selber erlebt habe, denn ich will ja Mut machen“, sagt die Youtuberin „Prinzessin Leia“ in ihrer Videobotschaft. Sie berichtet von ihrem Verlust, teilt ihre Geschichte mit der Gemeinschaft und will damit anderen in der gleichen Situation helfen. Compliance – ein Kodex für korrektes Verhalten Die Beitragsgelder der Versicherten für den höchstmöglichen Nutzen ausgeben, für den Kunden nach den besten Lösungen suchen und jeglicher Art von Diskriminierung entschieden entgegen treten – dafür steht die TK als Unternehmen und auch jeder einzelne der 13.000 Mitarbeiter. TKler verhalten sich ehrlich und fair, gehen respektvoll und korrekt mit Kunden und Dienstleistern um und achten auf einen ökonomischen Einsatz der ihnen anvertrauten Mittel. Um der Mitarbeiterschaft, Einsteigern und Bewerbern eine Orientierungshilfe zu geben, was von ihnen erwartet wird, hat die TK diese Ansprüche im neuen Compliance-Verhaltenskodex zusammengefasst. Er legt einfache und klare Regeln als Verhaltensrahmen für die tägliche Arbeit fest. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TK sind engagiert, ökonomisch, verschwiegen, korrekt, ehrlich und respektvoll – diese Ansprüche bilden jeweils den Oberbegriff für die kurzen VerhaltensKapitel einer Broschüre, die jeder Mitarbeiter auf seinem Schreibtisch und im Computer hat. Sie gelten für alle gleichermaßen – vom Auszubildenden bis zum Vorstand. 14 | Unternehmen Den Anstoß dazu hatten vier TK-Versicherte gegeben, die ihre Geschichten in verschiedenen Werbespots im Fernsehen, Kino und im Internet selbst erzählen. Unter dem Motto „#wireinander – den eigenen Weg gemeinsam gehen“ zeigen die Spots, wie Menschen große persönliche Herausforderungen meistern können. Mit all ihren Höhen, aber einem ebenso ungeschönten Blick auf die Tiefen. Einer von ihnen ist Robert Kronekker: Der Basketballprofi bekam eines Winters die Diagnose Krebs im fortgeschrittenen Stadium. Im Zuge seiner Therapie fragte er sich, wie er seine Ernährung gesünder gestalten kann, und kam darauf, Müsliriegel selbst zu machen. Heute ist Robert kein Basketballprofi mehr, sondern Müsliriegel-Produzent und macht anderen Menschen mit seiner Geschichte Mut: „Gesunde Ernährung, ein guter Fitnesszustand und eine positive Einstellung haben Einfluss auf den TherapieErfolg“, sagt der 31-Jährige, der seine Krebserkrankung gemeistert hat, heute. Eine andere – seine – Geschichte erzählt Florian Mundt, im Internet besser als „LeFloid“ bekannt. Früher wollte er Chirurg werden. Dann hatte er einen Fahrradunfall, der ihm einen Strich durch die Rechnung machte. Heute ist er Youtuber und erzählt davon sowohl in einem ausführlichen Video auf seinem eigenen Kanal als auch im Clip der TK. Weitere Videoblogger wie „Unge“, „Julien Bam“ und „Dner“ schlossen sich der Kampagne an und gaben ebenfalls einenEinblick in ihre persönliche Geschichte. Allen ist eines gemein: Sie leben selbstbestimmt und versuchen, ihre Träume zu verwirklichen – doch manchmal kommt alles anders und die Vorstellungen von der eigenen Zukunft stehen infrage. Dann ist es gut, wenn eine starke Community hinter einem steht – sei es die Gemeinschaft mit Menschen in einer ähnlichen Situation oder die TK, die im Fall der Fälle die passenden Angebote bereithält. Unternehmen | 15 „Patientensicherheit ist vor allem eine Frage der Qualität.“ Thomas Ballast, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands 16 | Versorgung Versorgung | 17 auch andere Netzwerke unter Vertrag. Wir glauben, dass dies eine Organisationsform ist, die einerseits dem Trend der Spezialisierung vorbeugt und mit der sich andererseits komplexer werdende Behandlungsprobleme besser lösen lassen. Über 70 Prozent der Menschen wollen in Gesundheitsfragen mitentscheiden. Sie wollen für Ihre Versicherten Angebote vorhalten, bei denen die Versicherten auch selber Kompetenz entwickeln können. Wie sieht das in der Praxis aus? Ballast | Wir möchten das Selbstmanagement der Patienten stärken. Aus diesem Grund haben wir sehr viele Informationsangebote, mit denen wir medizinisches Wissen und Wissen über die Versorgung möglichst einfach und verständlich vermitteln. Das reicht von Broschüren über umfassende Angebote auf unserer Website bis hin zu Kursen, die wir für und mit Patienten durchführen. Diese Veranstaltungen laufen unter der Überschrift „Kompetent als Patient“. Dort kann man lernen, was die Rechte und die Pflichten im Gesundheitssystem sind und wie der aktuelle Stand der Medizin aussieht. Dies hilft Patienten, gemeinsam mit dem Arzt Entscheidungen zu treffen und nicht einfach nur als Objekt im Versorgungssystem zu verharren. „Die Digitalisierung wird den Versorgungsalltag dramatisch verändern.“ Ina Böttcher | Herr Ballast, die TK ist die größte Kasse und wächst weiter. Die Kosten für das Gesundheitssystem allerdings auch – jedes Jahr um etwa fünf Prozent. Wie versuchen Sie, trotz dieser steigenden Kosten die Qualität in der Versorgung beizubehalten? Ballast | Es ist wichtig, dass wir immer wieder prüfen und neu entscheiden, an welcher Stelle wir Geld ausgeben. Unsere Kunden müssen darauf vertrauen können, dass sie eine gute und qualitativ hochwertige Versorgung erhalten. Deshalb müssen wir sorgsam mit den begrenzten Mitteln umge- 18 | Versorgung hen. Das heißt aber auch: Dort, wo Patienten überflüssige oder zum Teil medizinisch fragwürdige Leistungen angeboten bekommen, auch einmal Nein zu sagen. Hier die richtige Balance zu finden, ist nicht einfach, aber genau die Herausforderung, der wir uns als Interessenvertreter unserer Versicherten gerne stellen. In vielen Bereichen geht die TK neue und innovative Wege – zum Beispiel beim Praxisnetzwerk MecklenburgVorpommern. Hier geht es um eine bessere Versorgung, Sie haben aber auch viele innovative Therapie- und Diagnoseverfahren. Wie schwierig ist es, dies auf den Weg zu bringen? Ballast | Die TK steht wie kaum eine zweite Kasse für Innovationen im Gesundheitswesen. Das erfordert natürlich auch manches Mal Mut. Deshalb findet man nicht immer sofort einen Partner, der bereit ist, gemeinsam neue Wege zu beschreiten. Aber das hindert uns nicht daran, neue Produkte auf den Weg zu bringen. Wir sind insofern immer auf der Suche nach der besten Lösung und entwickeln ständig etwas Neues. Neben dem Praxisnetzwerk Mecklenburg-Vorpommern haben wir Die Patientensicherheit ist für Sie auch ein zentrales Thema. Die Qualität der Versorgung soll im Mittelpunkt aller Maßnahmen stehen mit dem Ziel, die Patientensicherheit noch zu verbessern. Welchen Herausforderungen sehen Sie sich da in der Zukunft gegenüber? Ballast | Die Gesundheitsversorgung wird immer komplexer. Für den Patienten wird es daher immer schwieriger und unübersichtlicher, sich in diesem System zurechtzufinden. Unter Patientensicherheit verstehen wir daher auch, die Versicherten durch Informationsangebote und andere Unterstützung in die Lage zu versetzen, souverän aufzutreten. Auf der anderen Seite geht es bei dem Thema um die Frage, inwieweit in der Medizin ausreichend Vorkehrungen getroffen werden, um die Sicherheit für die Patienten zu gewährleisten. Dies diskutieren wir mit Ärzten, Krankenhäusern sowie unseren Vertragspartnern und unterstützen Aktivitäten, die die Patientensicherheit erhöhen. Es ist in jedem Fall besser, hier vorbeugend zu agieren, als sich im Nachhinein zum Beispiel mit den Folgen von Krankenhausinfektionen oder Behandlungsfehlern auseinandersetzen zu müssen. An welcher Stelle im System sehen Sie weiteres Potenzial, um die Qualität der Versorgung zu verbessern? Ballast | Die Art und Weise, wie die niedergelassenen Ärzte heute vergütet werden, ist aus unserer Sicht nur bedingt zukunftstauglich. Immer kompliziertere Vergütungsmodelle und Honorarverteilungsregeln frustrieren die Mediziner. Deshalb hat die TK ein Gutachten in Auftrag gegeben, das eine Einzelleistungsvergütung vorsieht. Die Ärzte sollen wissen, welchen Preis sie für eine Leistung bekommen. Das trägt zur Transparenz und Planbarkeit bei, vor allem aber zur Zufriedenheit bei den Ärzten. Und wer motiviert ist, bringt bessere Leistungen. Davon profitieren dann auch die Patienten. Ein großes Thema ist auch für Sie die Digitalisierung. Welches Umdenken erfordert dies für die TK? Ballast | Als Krankenkasse stehen uns heute bereits sehr viele Daten zur Verfügung – im Wesentlichen Abrechnungsdaten, aber auch Daten aus Erhebungen, die wir durchführen. Diesen Schatz möchten wir gerne nutzen, um daraus Produkte, Angebote und unterstützende Maßnahmen für unsere Kunden zu entwickeln. Wir sehen dies als große Chance, um noch gezielter auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer Versicherten eingehen zu können. Aber natürlich wird die Digitalisierung der Medizin ganz allgemein ein großes Zukunftsthema in den nächsten Jahren sein. Es wird nicht nur die Behandlungsmöglichkeiten erweitern, sondern auch die Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Arzt und Patient verändern. Beide – also Arzt und Patient – müssen nicht mehr in jedem Fall am gleichen Ort sein, sondern können sich auch über Datenleitungen oder Video miteinander unterhalten, um therapeutische und diagnostische Maßnahmen durchzuführen. Das wird die Versorgung nachhaltig verändern. unsere App bereits heruntergeladen haben und sie auch tatsächlich nutzen. Es verändert das Erleben des Erkrankten, wenn er nicht mehr irgendwelche Tagebücher oder Zettel ausfüllen muss, sondern alles komfortabel in dieser App managen kann – und das sogar kombiniert mit aktuellen Behandlungstipps. Sie manövrieren den Versicherten durch ein Gesundheitssystem, das sich stetig verändert. Wo liegt da für Sie persönlich die Herausforderung? Ballast | Da komme ich gerne auf Ihre Einstiegsfrage zurück: Ich persönlich finde es spannend, dafür zu sorgen, dass die Mittel, die die Solidargemeinschaft aufbringt, an der richtigen Stelle eingesetzt werden. Deshalb möchte ich meinen Beitrag dazu leisten, dass tatsächlich diejenigen von guten Versorgungsangeboten profitieren, die sie wirklich benötigen. Thomas Ballast ist stellvertretender Vorsitzender des Vorstands. Er ist bei der TK für die Unternehmensbereiche ambulante und stationäre Versorgung, Informationstechnologie und Interne Dienste sowie für den Stabsbereich Gesundheitswissenschaften, die Stabsstelle Strategisches Versorgungsmanagement sowie für die Referate Vergabestelle und Datenschutz verantwortlich. Er gehört dem Vorstand seit dem 1. Juli 2012 an. Der Diplom-Volkswirt (Jahrgang 1962) war vorher Vorstandsvorsitzender des Ersatzkassenverbands vdek. Zuvor war er in verschiedenen verantwortlichen Positionen in der gesetzlichen Krankenversicherung tätig. Es gibt eine sehr innovative App, die Sie speziell für Diabetiker entwickelt haben. Wie lange tüfteln Sie an solch einer Innovation? Ballast | Für solche Produkte wie das Online-Diabetes-Tagebuch muss man schon ein bis zwei Jahre einplanen – von der Idee über das Programmieren, das Testen bis zur Marktreife. Alles muss sicher sein und den aktuellen medizinischen Erkenntnissen entsprechen. Aber wir stellen fest: Die Nachfrage ist in jedem Fall da, denn wir erleben, dass dieses Angebot stark genutzt wird. Wir haben viele Tausend Nutzer, die sich Versorgung | 19 Die Therapie kommt aus dem Internet Das „Internet der Dinge“ erobert nicht nur die privaten Haushalte, sondern auch das deutsche Gesundheitswesen. Online-Angebote erleichtern vor allem chronisch Kranken den Umgang mit ihrer Krankheit und bieten immer mehr Möglichkeiten, Patienten zu coachen und sogar zu therapieren. Stechen, piepsen, aufschreiben – bis zu acht Mal müssen viele Diabetiker ihren Blutzucker Tag für Tag messen. Und wer auf Insulin angewiesen ist, legt seinem Arzt sein Tagebuch vor. Seit Jahrzehnten geht das so – ein Fortschritt war lange Zeit nicht in Sicht. Nun markiert ausgerechnet ein unscheinbares Blutzuckermessgerät den Wandel zu einer digitalen Zukunft: Denn zum ersten Mal in der Regelversorgung des deutschen Gesundheitswesens kommuniziert ein Messgerät via Bluetooth mit einem Smartphone und darüber nisch Kranken der Nutzen neuer Anwendungen im Vordergrund. Und so bahnt die beinahe revolutionäre App mit dem schlichten Namen „DiabetesTagebuch“ den Weg für neue Versorgungsangebote. So liegt es in Zeiten des Smartphones auch für andere chronische Erkrankungen auf der Hand, diejenigen Einflussfaktoren anzuzeigen und auszuwerten, die die jeweiligen Symptome entweder begünstigen oder lindern. Besonders bei Zivilisationskrankheiten liegt dies nahe – wenn es „300.000 Diabetiker stehen allein bei der TK im Fokus einer zukunftsweisenden Versorgung.“ Klaus Rupp, Leiter des TK-Versorgungsmanagements um ausreichende Bewegung geht, aber auch um Ernährungsgewohnheiten oder die psychische Belastung durch täglichen Stress. Mit dem Blutzuckermessgerät den Kurs der Krankheit bestimmen – das ist für Bastian Hauck an Land und auf dem Wasser alltäglich. hinaus via App weiter mit einem Coaching-Angebot einer Krankenkasse. Die Idee: Routinedaten aus dem Patientenalltag für eine bessere individuelle Versorgung nutzbar zu machen. „Der Anfang ist gemacht“, freut sich Klaus Rupp, der das Versorgungsmanagement bei der TK leitet. Denn nach langen öffentlichen Diskussionen um Risiken und die strengen Anforderungen an den Datenschutz steht in Zeiten des „Selftrackings“ und der „Wearables“ vor allem bei chro- 20 | Versorgung Aus diesem Grund beobachten die Versorgungsexperten der TK dauernd den Markt der neu entwickelten Medizingeräte und der GesundheitsApps. Sie prüfen, ob neue Angebote das Portfolio der TK sinnvoll ergänzen können, oder entwickeln eigene Apps. Gut ein Jahr dauert es dann von der ersten Idee bis zur Marktreife, wenn eine App sich als geeignet herausstellt. Nach der Programmierung folgen Tests unter Labor- und schließlich unter Praxisbedingungen. Einer der Tester: Weltumsegler Bastian Hauck. Der 36-Jährige ist seit seinem 20. Lebensjahr Typ1-Diabetiker und hat seinen Blutzucker zwischen Neuseeland und Schleswig via Kap Hoorn unter widrigsten Bedingungen bestimmen müssen: „Im Praxistest mit echten Patienten zeigen sich die Schwachstellen“, weiß Hauck, der als Patient schon unterschiedlichste Anwendungen auf Herz und Nieren geprüft hat. Und so gab es auch bei der TK-Diabetes-App letzte Fehler, die nach dem Test unter „Diabetes ist kein Grund, nicht die Welt zu entdecken“ ist das Motto von Bastian Hauck, der mit seinem Folkeboot „Tadorna“ Tausende von Meilen allein segelte. Echtbedingungen korrigiert werden mussten. Routine in der App-Welt – „Bug-Fix“ nennen das die Programmierer. „Husteblume“ – auch die Pollen gehen online Und so entstehen in der TK laufend neue Apps, die den Alltag mit der Krankheit erleichtern sollen. Die neueste richtet sich an Allergiker, die mit den sich dauernd verändernden Pollenbelastungen klarkommen müssen. Für sie bietet die TK jetzt eine neue App, die nicht nur den täglichen Pollenflug anzeigt, sondern sich individuell auf die Belange der Patienten einstellen lässt und die Schwere der Symptome im Verlauf dokumentiert. Zusammen mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst entstand so die App „Husteblume“ – ein neuer Service, der jetzt überall in Deutschland mobil erreichbar ist. Als Gesundheitshelfer sind geeignete Apps längst dabei, zum ständigen Begleiter der Patienten zu werden. Dass ihr Potenzial dabei längst noch nicht ausgeschöpft ist, zeigen die Anwendungen, die entweder direkt oder drahtlos mit einem Medizingerät verbunden sind. So ist das Tele-Monitoring von von Herz-Kreislauf-Patienten oder von COPDPatienten und Asthmatikern längst möglich, indem der Blutdruck oder der Sauerstoffgehalt im Blut bestimmt und anschließend über eine telemedizinische Verbindung übertragen werden. Bereits etablierte telemedizinische Projekte der TK stehen kurz davor, die Hürde zur mobilen Welt zu nehmen, andere haben sie bereits genommen. So verblüfft Tinnitracks – die Entwicklung eines Hamburger Start-ups – damit, dass selbst Kopfhörer zum Medizingerät werden können und Menschen mit einem Dauerton im Ohr ihre Krankheit behandeln, indem sie ihre Lieblingsmusik hören. Projekte wie dieses zeigen: Der Therapeut muss dem Patienten längst nicht mehr gegenübersitzen, wenn die Diagnose einmal gestellt ist. Und in der Therapie sind Wege möglich, die bisher als unvorstellbar galten. Telemedizin wird so den Arztbesuch in absehbarer Zukunft nicht vollständig ersetzen, kann aber in nahezu allen Bereichen eine gute Unterstützung sein. Sie eignet sich überall dort besonders gut, wo Distanzen zu überwinden sind – seien sie räumlicher, physischer oder psychischer Natur. Gerade in ländlichen Gebieten lassen sich damit Patienten besser überwachen beziehungsweise begleiten und regelmäßiger betreuen, als wenn sie sich jedes Mal auf den Weg zum Arzt machen müssten. Und auch die fachärztliche Versorgung kann davon profitieren – sei es zum Beispiel bei der Diagnostik von Hautproblemen via Smartphone oder bei Zweitmeinungsverfahren. 400.000 Menschen nutzten 2014 einen OnlineCoach der TK. Noch vor wenigen Jahren lagen die Themen Diagnostik und Therapie – ohne den Patienten persönlich zu sehen – noch im Bereich der Utopie. Heute etablieren sie sich im Alltag – sei es bei der Therapie von jugendlichen Stotterern via Internet oder bei der Therapie von leichten Depressionen über den Bildschirm. Versorgung | 21 Arzttermine online buchen Inzwischen ist auch eine andere Utopie dabei, sich im Alltag zu etablieren. „Wir möchten, dass unsere Versicherten einen Arzttermin mit dem Smartphone so einfach buchen können wie ein Hotelzimmer“, sagte Klaus Rupp zu Beginn des Projekts „Arzttermine Online“. Zwei Jahre später ist die App nicht nur produktiv, sondern täglich werden es mehr Ärzte, die ihre Termine dafür online zu Verfügung stellen. Die Erkenntnis setzt sich allgemein durch: Die Zeit ist nicht nur in der Arztpraxis knapp, sondern auch beim Patienten. Und wenn die Terminvergabe einfacher wird, spart das für alle Zeit und sorgt sogar kurzfristig für Ersatz, wenn ein Termin einmal abgesagt werden muss. Patienten übernehmen mehr Verantwortung So wird dieser Wandel im technischen Miteinander begleitet vom Wandel des Verhältnisses zwischen Arzt und Patient. Längst bestimmen nicht „In der Tele-Therapie sind Wege möglich, die bisher als unvorstellbar galten.“ mehr „Halbgötter in Weiß“ über das Schicksal des Patienten, sondern ein gemeinschaftliches Entscheiden über eine geeignete Therapie setzt sich durch. Der Arzt weiß, dass nur ein informierter Patient sich zuverlässig an die vereinbarten Therapieschritte hält, und der Patient fühlt sich einbezogen und ernster genommen. Die TK unterstützt diesen Dialog mit einer Reihe von Maßnahmen: Seminare mit dem Titel „Kompetent als Patient“ versetzen die Versicherten in die Lage, mehr über ihre Krankheit und das Gesundheitswesen zu erfahren, und Patienteninformationen in gedruckter Form oder auf der Website der TK unterstützen den Arzt bei seiner Aufklärungsarbeit. TK-Kopfschmerz-Coach setzt auf Eigenverantwortung Einer von ihnen ist Prof. Dr. Hartmut Göbel, der sich in Kiel auf die Schmerztherapie spezialisiert und eine entsprechende Klinik aufgebaut hat. Gemeinsam mit der TK hat er jetzt ein Beratungsprogramm für Migräne-Patienten entwickelt, das stark auf der Eigenbeobachtung und Selbsterkenntnis der Patienten aufbaut. Sein Ziel: Wer es vermag, die Vorzeichen zu erkennen und sein Verhalten entsprechend zu steuern, kann seine nächste Migräne-Attacke damit lindern oder ganz verhindern. Der Arzt wird hier zum Berater und Coach und trennt sich ein Stück weit von seiner Rolle als reiner Verordner von Arzneimitteln oder Überweisungen. Und der Patient lernt, dass er die Verantwortung für seine eigene Gesundheit selbst übernehmen muss und diese nicht beim Arzt abgeben kann. Der Kopfschmerz-Coach ist als vollkommen neues Angebot inzwischen bundesweit online verfügbar und gilt mit seinen hochwertigen Informationen, seinen Informationsvideos und mit seinen wissenschaftlich geprüften Inhalten als qualifizierte Patientenberatung. Deshalb muss die Teilnahme auch von einem anderen Arzt verschrieben werden – allerdings nicht per Rezept, sondern mit einem Freischaltcode, ebenfalls ein Novum im deutschen Gesundheitswesen. Sport als Therapie – Power statt Pillen Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Prof. Dr. Martin Halle aus München. Der Sportmediziner weiß, dass der Mensch eben nicht zum Sitzen gemacht ist und jeden Tag wenigstens eine kurze Beanspruchung bis zur Belastungsgrenze braucht. „Bereits acht Minuten Bewegung täglich unter einer gewissen Last verlängern das Leben und helfen schwer kranken Patienten wie Diabetikern wie ein Medikament“, sagt der Sportmediziner und verordnet seit einigen Jahren seinen Patienten „Sport als Therapie“. Die Ergebnisse seiner begleitenden Studie sprechen für sich: Mit „Power statt Pillen“ verändern sich lebensrelevante Parameter erheblich, und insulinpflichtige Diabetiker konnten ihren Insulinbedarf zum Teil drastisch reduzieren. Klaus Rupp, Leiter des TK-Versorgungsmanagements 22 | Versorgung Eine von ihnen ist Marianne Deubzer aus München. Sie freut sich, dass sie durch die Bewegungs-Therapie deutlich an Gewicht verloren hat Prof. Dr. Martin Halle verordnete der Diabetikerin Marianne Deubzer aus München „Sport als Therapie“ – mit gutem Erfolg: Sie konnte ihren Insulinbedarf deutlich senken. und ihren Insulinbedarf senken konnte. Und auch nach einem halben Jahr „Sport als Therapie“ ist die 58-Jährige dabeigeblieben und bewegt sich jetzt regelmäßig allein oder mit ihrer Laufgruppe. Das Beispiel zeigt: Bei all diesen Angeboten steht nicht eine kurzfristige Therapie im Vordergrund, sondern eine langfristige Veränderung des persönlichen Verhaltens. Deshalb bietet die TK begleitend zur Therapie entsprechende Gesundheits-Coaches im Internet an, die von den Versicherten gut angenommen werden: 400.000 Patienten nutzten allein 2014 einen Online-Coach – so viele wie in 2.000 Präventionskursen Platz fänden. Daher bieten die onlinegestützten Versorgungsangebote für alle Beteiligten einen hohen Nutzen: Teilnehmende Patienten übernehmen mehr Verantwortung für sich selbst, verbessern ihren Gesundheitszustand und verringern das Risiko, dass sich ihre Erkrankung manifestiert oder soweit verschlimmert, dass ein Krankenhausaufenthalt unausweichlich wird. Ärzte können ihre Patienten qualifizierter beraten, anstatt ihnen nur gut zureden zu müssen, und die Solidargemeinschaft der Beitragszahler spart Geld, das an anderer Stelle für die Versorgung besser ausgegeben werden kann. Sport als Therapie Sauerstoffaufnahme um Mit Sport als Therapie steigt die Sauerstoffaufnahme und damit die körperliche Belastbarkeit chronisch Kranker bereits nach sechs Monaten deutlich an. 11 % innerhalb von sechs Monaten gesteigert. 23 Max. Sauerstoffaufnahme VO2peak, ml/kg/min Der Vorteil: Die Patienten müssen vor allem in ländlichen Gebieten nicht mehr lange Wege in Kauf nehmen, finden schneller einen Therapieplatz und müssen sich, wie im Falle der Stotterer, nicht mehr überwinden, den Therapeuten aufzusuchen. Der wartet bereits im Jugendzimmer. Allerdings: Eine erste persönliche Untersuchung stellt dabei nach wie vor sicher, dass Arzt und Patient sich kennenlernen – ein Tribut an das Fernbehandlungsverbot, das langsam in die Jahre kommt. 21 19 17 15 Vorher Nach 6 Monaten Quelle: Evaluation des Angebots „Sport als Therapie“ der TU München, Prof. Dr. Martin Halle Krankenhausaufenthalte vermeiden Denn im Durchschnitt schlägt ein einziger Krankenhausaufenthalt mit etwa 4.000 Euro zu Buche. Und oft geht der Einweisung eine Verschlimmerung der Krankheit voraus, die der Patient durch aktives Zutun hätte vermeiden können. So helfen die Telefon-Coaches der TK schwer kranken Patienten dabei, in Bewegung zu bleiben und ihre persön- lich gesteckten Ziele zu erreichen. Dabei muss es nicht gleich die Teilnahme an einem Marathon sein wie im Diabetes-Programm-Deutschland. Manche Patienten freuen sich darüber, dass sie es mit TK-Unterstützung vermögen, aus eigener Kraft wieder in die erste Etage ihres Reihenhauses zu kommen. Versorgung | 23 Stottern: zur Therapie ins Jugendzimmer Gerade für junge Menschen ist Stottern mehr als nur lästig. Sie leiden unter der sprachlichen Beeinträchtigung, scheuen die Öffentlichkeit und den Gang zum Therapeuten. Für sie ist die Kasseler Online-Stottertherapie eine gute Alternative: Wer mindestens 13 Jahre alt ist, kann sich dabei ab sofort in einem virtuellen Therapieraum mit seinem Therapeuten zu Einzel- und Gruppensitzungen treffen. Die Erfahrungen zeigen: In zwölf Monaten hilft die Teletherapie Stotternden, flüssiger sprechen zu lernen. Am Anfang steht die Teilnahme an einem Diagnostikund Informationstag in Kassel, damit sich die Thera- peuten einen persönlichen Eindruck von ihrem Online-Schützling machen können. Dann folgt eine reine Online-Therapie, die auf dem Prinzip des „Fluency Shaping“ basiert – das Ziel ist dabei, eine veränderte, weichere Sprechweise zu erlernen. Zu Beginn trainieren die Teilnehmer täglich drei bis sechs Stunden. Später reduziert sich der Zeitaufwand für die Gruppensitzungen auf ein bis drei Stunden pro Woche. Eine Lernsoftware unterstützt beim Üben außerhalb der Sitzungen. Der Einsatz lohnt sich, denn die meisten Teilnehmer können am Ende der Teletherapie sicherer und flüssiger sprechen. Mit dem Coach die Kopfschmerzen verstehen lernen 54 Millionen Menschen in Deutschland leiden regelmäßig an Kopfschmerzen. Wenn der Schmerz kommt, folgt der Griff zur Tablette oft schnell. Zwei von drei Erwachsenen kennen das: Sie leiden zeitweilig unter Spannungskopfschmerzen oder Migräne und wissen sich nicht anders zu helfen. Doch den richtigen Umgang mit Kopfschmerzen kann man lernen und so auch selbst aktiv etwas dagegen tun. Denn neben der medikamentösen Therapie sind es vor allem die richtigen präventiven Maßnahmen und die individuelle Strategie zur Schmerzbewältigung, mit der sich die eigene Lebensqualität verbessern lässt. Wie das geht, lernen die Teilnehmer in einer OnlinePatientenschulung, die der Kieler Schmerztherapeut Prof. Dr. Hartmut Göbel entwickelt hat: Zwei Monate lang klicken sich die Patienten Woche für Woche durch eine neue Lektion. Hier bekommen sie vielfältige Anregungen, um ihre individuelle Strategie zur Vorbeugung und Bewältigung ihrer Kopfschmerzen zu erarbeiten. Ein weiterer Baustein ist das interaktive Kopfschmerz-Tagebuch, in dem Patienten ihre Schmerzen regelmäßig dokumentieren – eine wichtige Voraussetzung, die eigenen Kopfschmerzen besser zu verstehen und die Wirksamkeit der Behandlung zu überprüfen. Therapeut am Ohr: mit Lieblingsmusik gegen den Tinnitus Manchmal sind große Lösungen ganz klein. Und Medizin muss nicht bitter schmecken, um zu helfen. Ein Beispiel dafür ist Tinnitracks, die Erfindung eines Hamburger Start-up-Unternehmens. Die Idee: Das störende Geräusch eines Tinnitus zu lindern, indem man seine Lieblingsmusik hört. Möglich macht dies eine App, die aus der eigenen Musik den störenden Ton herausfiltert und sie so für die Therapie aufbereitet. Hat der Arzt einmal die Frequenz bestätigt und festgestellt, dass es sich um einen subjektiven (also eingebildeten) Ton handelt, ist die Behandlung verblüffend einfach: Ein bis zwei Stunden pro Tag mit dem MP3-Player oder dem Smartphone Musik hören genügt. In klinischen Studien konnte Tinnitracks bereits seine Wirksamkeit bei Patienten im Alter von 18 bis 60 Jahren und mit einer Tinnitus-Frequenz unter 8.000 Hertz beweisen. Die Ergnisse sind eine gute Basis für die TK, um eine Erprobung in der Praxis in Erwägung zu ziehen. Denn die neuen teletherapeutischen Innovationen wie Tinnitracks bieten der TK neue digitale Möglichkeiten zur Versorgung als Alternative zu konventionellen Therapien. Pollenvorhersage aus der App Mit der neuen Smartphone-App „Husteblume“ können Allergiker erstmals ihre persönliche Pollenbelastung vorhersehen und sich Tipps zur medikamentösen Behandlung geben lassen. Das neue Programm zeigt nicht nur die Pollenanzahl in der Luft an, sondern errechnet mit einem aufwändigen Verfahren auch, wie stark der eigene Körper darauf reagiert und wann beispielsweise der beste Zeitpunkt für eine frühzeitige Einnahme von Medikamenten ist. Seine Patienten zeigen Prof. Dr. Hartmut Göbel an einer Skulptur, wo ihr Schmerz sitzt. Mit dem von ihm entwickelten Online-Kopfschmerz-Coach können sie den Ursachen für ihren Schmerz jetzt auch selbst auf den Grund gehen. 24 | Versorgung Damit es mit der individuellen Vorhersage klappt, müssen Nutzer fünf Tage lang ihre Allergiesymptome und die von ihnen eingenommenen Medikamente in der App erfassen. Dann prognostiziert das System aus den Angaben des Allergikers, den per Internet zugelieferten Pollenflug-Informationen und anhand der Wetterdaten die zu erwartenden Symptome für drei Tage im Voraus. Ärzte und Patienten können die erfassten Symptome auch in einem Tagebuch anzeigen. Dabei vergleicht die App die persönlichen Beschwerden auch mit der Dichte bestimmter Pollen in der Luft. Patienten erhalten darüber hinaus individuelle Behandlungshinweise, die den aktuellen medizinischen Leitlinien entsprechen. Bei konkreten Fragen zur Therapie sollten sich die Patienten natürlich weiterhin an ihren Arzt wenden. Erhältlich ist die kostenlose TK-Allergie-App „Husteblume“ für Smartphones mit iOS und Android-Betriebssystem. Versorgung | 25 „Wir müssen wissen, was der Kunde heute braucht und morgen will!“ Frank Storsberg, Mitglied des Vorstands 26 | Service Service | 27 Neuer Fokus 2015 ist auch die Prävention bei der TK. Sie legen sehr viel Wert auf das betriebliche Gesundheitsmanagement – jetzt vermehrt auch in mittelständischen Unternehmen. Warum ist Ihnen dies so wichtig? „Auf allen Kanälen für den Kunden ansprechbar sein.“ Ina Böttcher | Herr Storsberg, laut Focus-Money ist die TK die beste Krankenkasse 2014. Auch in den letzten Jahren hatte sie eine sehr hohe Kundenzufriedenheit. Wie lautet Ihre Erfolgsformel? Storsberg | Die Erfolgsformel heißt eigentlich, den Kunden im Auge zu behalten, zu hinterfragen: Ist das, was wir tun, für den Kunden auch wirklich nutzbringend, stiftet das irgendeinen Sinn, hat das irgendeinen Vorteil? Wenn Ihnen das gelingt, bleiben Sie auf Servicehöhe. Die TK hat auch rund 700.000 Firmenkunden – vom Handwerksbetrieb bis zum großen internationalen Konzern. Wie gehen Sie mit diesen unterschiedlichen Bedürfnissen um? Storsberg | Beide müssen wir befragen. Den Selbstständigen mit einem oder gar keinem Angestellten genauso wie den Großkonzern, der multinational tätig ist. Natürlich sind das andere Ansprüche. Sie müssen die Gespräche mit den Menschen führen und klar festhalten, wo deren Bedürfnisse sind. Dann die Produkte darauf abstellen und die Leute wirklich dort abholen, wo ihre Probleme sind. 28 | Service Was ist dem Kunden wichtig? Ist es die Versorgungsqualität, ist es der Service? Ist es die Beratung oder doch der Preis, sprich der Beitrag? Storsberg | Wahrscheinlich ein Mix. Ich glaube, dass in verschiedenen Situationen mal der Preis, mal die Versorgung und mal der Service der wesentliche, ausschlaggebende Punkt ist, der die Erlebniswelt Krankenkasse ausmacht. Aber insgesamt sehen wir, dass der Kunde ein klares, gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis haben will bei einem sehr guten Service. Seit 2015 gelten neue Regeln – wir haben jetzt den Beitragssatz von 14,6 Prozent plus den Zusatzbeitrag. Das Gesundheitssystem verteuert sich trotzdem jedes Jahr. Welche Herausforderungen bedeutet dies für die Kundenbindung? Storsberg | Dem Kunden nahezubringen, dass das Produkt Gesundheit und Gesundheitskosten auch einer Preissteigerung unterliegen, ist keine dankbare Aufgabe, aber eine Aufgabe, die uns der Gesetzgeber nahegelegt hat und der wir uns stellen. Storsberg | Ja, der Mittelstand war so ein wenig unser Stiefkind, wir hatten einen Fokus auf große Unternehmen, die auch den Background haben, um sich um betriebliche Gesundheitsförderung zu kümmern. Im Mittelstand war das oftmals nicht möglich. Hier haben wir ganz gezielt Foren als Gesundheitszirkel eingerichtet. Wir führen Mittelständler zusammen, schauen, wo die gemeinsamen Interessenlagen sind, und versuchen dann mit ihnen gemeinsam Lösungen zu finden für die gesundheitlichen Fragestellungen in den jeweiligen Branchen und den jeweiligen Regionen. Eine aktuelle Fragestellung ist in diesem Zusammenhang auch die Digitalisierung, die immer weiter voranschreitet. Sie sprechen dabei von einem Multikanal-Ansatz. Inwieweit hat das die Kommunikation zwischen der TK und ihren Versicherten verändert? Storsberg | Es macht sie anspruchsvoller. Sie müssen auf allen Kanälen präsent sein. Während Sie früher sehr traditionell das Telefon und den Schriftverkehr als Hauptkanäle hatten, haben Sie jetzt fünf oder sechs Kanäle, über die der Kunde an Sie herantritt oder Sie umgekehrt die Möglichkeit haben, an den Kunden heranzutreten. Sie bieten ja auch ganz neue Zugangsformen an, wie zum Beispiel die „Familienversicherung online“. Dabei handelt es sich um eine postfreie Kommunikation. Wie wird das von den Kunden angenommen? Storsberg | Der Kunde nimmt das sehr gut an – das zeigen unsere ersten Erfahrungen. Er versucht schon seit langem, aus dem schriftlichen Formularwesen herauszukommen. Und wir bilden mit dieser Möglichkeit einen Geschäftsprozess komplett digital ab. Der Kunde freut sich über die Möglichkeit, auch in dieser Form mit uns in Verbindung zu treten. Wir haben eine sehr hohe Teilnahme. Ganz neu ist auch eine App, mit der Sie Rechnungen aus dem Ausland per Smartphone einreichen können. Wie wird dem Versicherten denn so eine Möglichkeit publik gemacht? Storsberg | Das geschieht relativ schnell. Die Welt, in der sich Apps bewegen, ist keine, die Sie in Schriftform bewerben müssen. Wenn eine App gut ist, setzt sie sich schnell durch und wird entsprechend gelistet und dann von den Leuten genutzt. Herr Storsberg, Sie haben einmal gesagt: Digitalisierung hat geklappt, wenn der Kunde eine Erlebniswelt bei der TK hat. Ist das auch Ihre Vision für die nächsten Jahre? Storsberg | Absolut. Ich glaube, „Krankenkasse“ ist nicht per se so attraktiv, dass sich der Mensch permanent damit beschäftigen will. Tut er es aber, muss er eine positive Erlebniswelt spüren und muss wissen, dass er gut aufgehoben ist. Und das ist unser Bestreben. Frank Storsberg ist Mitglied des Vorstands. Bei der TK ist er für die Unternehmensbereiche Markt und Kunde, Kundenservice, Qualitäts- und Kundenbeziehungsmanagement sowie Mitgliedschaft und Beiträge verantwortlich. Weiterhin fallen in seinen Verantwortungsbereich die Themen „Gesundheitsmanagement“ und „Forderungen gegenüber Dritten“. Er gehört dem Vorstand seit dem 1. Oktober 2011 an. Der Krankenkassenfachwirt (Jahrgang 1965) war zuvor stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK PLUS. Er hat langjährige Berufs- und Führungserfahrung in der gesetzlichen Krankenversicherung. Nach unterschiedlichen Leitungsfunktionen – unter anderem bei der AOK Hessen und der AOK Thüringen – wurde er im Jahr 2002 in den Vorstand der AOK Thüringen berufen. Hier wirkte er drei Jahre lang als Alleinvorstand. Die Gespräche mit allen Vorständen führte die Journalistin Ina Böttcher. Service | 29 Den Kunden in jeder Lebenslage den richtigen Service zu bieten, ist eines der Erfolgsrezepte der Techniker Krankenkasse. Dabei stehen die ständige und einfache Verfügbarkeit von Gesundheitsinformationen und -kursen, leicht bedienbare Online-Anwendungen und auf die individuelle Situation zugeschnittene Beratungs-, Coaching- und Unterstützungsangebote im Mittelpunkt. Unkomplizierter Begleiter für alle Gesundheitsfragen Zweitmeinungsberatung TK-Postfach Rückruf-Service Anträge und Bescheinigungen online Gesundheitskurssuche Auslandsservice Arzneimittel-Datenbank Diagnoseauskunft Arzttermine online Ärzteführer Kunden-Chat Arzthotline Gesundheitscoach online Erinnerungs-Service 30 | Service Formulare so einfach wie möglich Dies gilt in besonderer Weise für Angaben oder Bescheinigungen vom Versicherten, ohne die es nicht geht: Bei Fragen wie „Kann das Kind noch beitragsfrei mitversichert werden?“, „Wie bekomme ich meine Gesundheitskarte, wenn ich zur TK wechsele?“ oder „Was muss ich tun, um Pflegegeld für meine kranke Mutter zu erhalten?“ braucht die TK die jeweiligen Informationen, um das Anliegen schnell klären zu können. Dem gegenüber stehen Familien, die im Stress sind. Neukunden, die es möglichst einfach haben wollen, und Menschen, die in Sorge um ihre Angehörigen sind und in dieser Situation am liebsten nicht mit Formalitäten behelligt werden wollen. Es diesen Menschen möglichst leicht zu machen – das steht bei der TK im Mittelpunkt des Strebens um den besten Service. Karsten Brucker, Bereichsleiter Qualitäts- und Kundenbeziehungsmanagement Auslandsreise, Impfschutz, Familienplanung – gerade wenn junge Menschen an ihre Krankenkasse denken, wollen sie vor allem eins: schnelle und unkomplizierte Hilfe, keine Formulare und all das möglichst zu jeder Tages- und Nachtzeit. Krank zu sein oder zu werden – dieser Gedanke liegt für die meisten zum Glück in weiter Ferne. Und deshalb suchen sie meist den starken Partner an ihrer Seite. Einen, der nicht stört. Aber immer dann bereitsteht, wenn man ihn gerade braucht. Das Tagesgeschäft einer Krankenkasse wie der TK vereinigt beides – den Helfer in der Not und den unkomplizierten Begleiter. Damit dies reibungslos funktioniert, sitzen in den Fach- und Kundenzentren vor Ort und in der Hamburger TKZentrale Tag für Tag Kollegen zusammen und fragen sich: „Sind wir gut genug – was können wir künftig besser machen?“ Helfer in der Not Ganz anders geht es denjenigen, die zwar jung, aber schwer krank sind: Sie suchen die beste Therapie, das geeignetste Krankenhaus oder eben das beste Hilfsmittel wie eine Insulinpumpe oder eine muskelgesteuerte Prothese für die verlorene rechte Hand, um über den nächsten Monat, das nächste Jahr zu kommen. Um wieder gesund zu werden oder mit der Krankheit besser zu leben. Und um wieder ins Leben zurückzufinden. Aus diesem Grund setzt die TK zum einen konsequent auf elektronische Lösungen, die möglichst überall und so einfach zu bedienen sind wie irgendwie möglich. Damit TK-Kunden, die andere Sorgen haben, ihre Angelegenheiten schnell und unkompliziert regeln können. „Den Kunden mit exzellentem Service verblüffen“ Karsten Brucker Bereichsleiter Qualitäts- und Kundenbeziehungsmanagement Herr Brucker, was zeichnet den Service der TK aus? Brucker | Ein starker, verlässlicher Partner zu sein – das ist es, was unsere Kunden von uns erwarten. Dabei haben die meisten ja nur selten Kontakt mit ihrer Krankenkasse – etwa wenn es um die nächste Reise-Impfung oder den anstehenden Gesundheits-Check geht. Wer dann zum Hörer greift oder eine Nachricht per E-Mail schickt, soll ein positives Erlebnis mit seiner TK haben und nicht nur zufrieden, sondern begeistert sein – das ist unser Ziel. Wie machen Sie das? Brucker | Oft sind es schon kleine Dinge, die verblüffen: ein minutengenauer Rückruf, der Abschluss eines Gesprächs mit dem Wunsch „Gute Besserung“ oder wenn jemand beim Arztbesuch seine Gesundheitskarte vergessen hat, dann genügt ein Anruf bei der TK – und schon geht eine Bestätigung über die bestehende Mitgliedschaft sofort und direkt an die Arztpraxis. Und welche Angebote planen Sie für die Zukunft? Brucker | Wir möchten, dass Kunden künftig mehr Transparenz haben – also sehen können, welchen Stand ihr Anliegen bei uns hat – etwa wenn es um einen Kurantrag geht. Zum anderen sollen Kunden mehr an der Entwicklung neuer Services teilhaben und auch ihre Ideen einbringen können. Daran arbeiten wir. Service | 31 Pries, die im schleswig-holsteinischen Nehmten im TK-Ärztezentrum arbeitet: „Ich bin froh, dass mich TK-Versicherte um Rat fragen und dass ich ihnen bei ihren Problemen beistehen kann“, sagt die Ärztin. Zusammen mit ihren 70 Kollegen gibt sie Rat und qualifizierte Antworten und macht sich auch ein eigenes Bild, wenn Versicherten zum Beispiel von ihrem Arzt eine Operation empfohlen wurde. Oder sie überprüft auf Basis der von den Patienten eingereichten Unterlagen, ob ein geplanter Zahnersatz in Bezug auf den Aufwand und die veranschlagten Kosten schlüssig ist. Auslandsservice hilft Urlaubern Pries und ihre Kollegen kümmern sich auch um Patienten, die im Ausland ein Problem haben, vermitteln einen Arzt, der Deutsch spricht, oder helfen bei der Suche nach einem geeigneten Krankenhaus. Denn in vielen Urlaubsregionen – von den Kanarischen Inseln über die Iberische Halbinsel und die Balearen bis hin zu den alpenländischen Skiregionen oder Schweden – bietet die TK inzwischen eine problemlose Behandlung gegen Vorlage der Gesundheitskarte an: Der TKEuropaservice macht es möglich. Ärztin Claudia Pries berät die Versicherten auch nachts bei gesundheitlichen Problemen am TK-Ärztetelefon. Am Wochenende die Familie mitversichern Gerade hat die TK ein vollkommen neuartiges Online-Angebot aufgelegt, das die jährliche, gesetzlich vorgeschriebene Familienabfrage mobiler und einfacher macht: Wer kann aus der Familie noch beitragsfrei mitversichert werden? Die Auszubildende mit eigenem Einkommen, der Ehemann, der sich um die Kinder kümmert und nebenbei Reiseführer schreibt, oder der Sohn, der längst studiert und abends in der Kneipe jobbt? All das musste bisher mit den jeweiligen Einkünften in ein Formular eingetragen und per Brief verschickt werden. Jetzt geht das unkompliziert und online – mit großem Erfolg: Fast jeder Zweite bevorzugt die Online-Variante – und die meisten kümmern sich darum am Sonnabend, wenn die Familie zusammensitzt und ihre Angelegenheiten schnell bespricht und unkompliziert auf dem Tablet regelt. Online geht schneller – auf beiden Seiten Online – das geht einfach und schnell auf beiden Seiten. Und so entstehen immer mehr Angebote, die den Informationsfluss in beide Richtungen vereinfachen. So können Versicherte heute per Mausklick oder mit dem Smartphone ihren Arzt bewerten oder einen Termin beim Facharzt verbindlich buchen, ein Krankenhaus unter Berücksichtigung der Erfahrungen anderer Patienten auswählen oder eine Arzneimitteldokumentation für die letzten zwei Jahre anfordern. Oder mit einem TK-Tool ihren Krankengeldanspruch berechnen. Und ganz neu: Wer im Ausland Geld für die Behandlung beim Arzt oder für Arzneimittel aus- 32 | Service Ein Willkommen für Fachkräfte aus dem Ausland Einen Auslandsservice ganz anderer Art übernehmen die Vertriebsberater der TK. Sie stehen im engen Kontakt mit Unternehmen, die auf spezialisierte Fachkräfte aus anderen Ländern angewiesen sind: Wenn diese Fachkräfte aus Indien, Spanien oder Südamerika nach Deutschland kommen, hilft der so genannte Relocation-Service, um den Berufsstart hier in Deutschland so leicht und angenehm wie möglich zu machen. So rekrutiert allein das stark wachsende Hamburger Start-up-Unternehmen Goodgame pro Jahr mehrere Hundert Mitarbeiter, die hierzulande für die ganze Welt kostenlose Internet-Spiele konzipieren, programmieren und betreiben. „Vor fünf Jahren hat das Unternehmen hier mit 20 Mitarbeitern angefangen – nun sind es schon über 1.000“, erinnert sich Firmenkundenberater Martin Wiemer aus Hamburg. Der 30-Jährige arbeitet unter anderem eng mit der Willkommensabteilung der Goodgame-Studios zusammen und sorgt dafür, dass Einwanderer wie der Produktmanager Bhanu Vikrant aus Indien reibungslos krankenversichert werden. Rund 100.000 Fachkräfte aus dem Ausland haben die Vertriebsberater alleine im Jahr 2014 auf diese Weise betreut – ein gelungenes Willkommen für hochqualifizierte Fachkräfte und ein guter Service für die Arbeitgeber. 100.000 Mitglieder kamen allein 2014 aus dem Ausland zur TK. gelegt hat, schickt der TK zur Abrechnung einfach ein Smartphone-Foto der Rechnung. Nichts scheint unmöglich in der neuen Servicewelt – und immer mehr Anwendungen sind in der Entwicklung, um das Alltägliche unproblematisch abwickeln zu können. Der Augenblick, in dem es darauf ankommt Und dann ist der Augenblick plötzlich da, in dem es darauf ankommt und die Krankenkasse schnell helfen soll: Das neugeborene Kind schwer krank, der eigene Rücken kaputt oder der Arzt stellt aus heiterem Himmel eine Diagnose, die von jetzt auf gleich das ganze Leben verändert: Krebs. Multiple Sklerose. Alzheimer. Mehrere Hunderttausend Menschen müssen Jahr für Jahr lernen, entweder selbst oder als Angehöriger mit solch einer schweren Krankheit umzugehen. Und in dem Maße, in dem die Therapie und die Genesung alles andere in den Schatten stellen, steigen auch die Ansprüche an den Service der eigenen Krankenkasse. Jederzeit erreichbar durch 24-Stunden-Service Und die ist im Idealfall 24 Stunden am Tag für die Versicherten da – so wie die TK: Auch nachts die Chatfunktion nutzen oder anrufen oder lieber gleich den Mediziner im TK-Ärztezentrum um Rat fragen – kein Problem. Wer nicht schlafen kann, weil die Probleme eben nachts immer noch größer scheinen als am Tag, bekommt auch morgens um drei eine Antwort. Ärzte – die in ihrem Alltag auch noch täglich Patienten in der Praxis sehen – machen es möglich. Eine von ihnen ist Claudia Der Produktmanager Bhanu Vikrant kam 2014 aus Indien nach Deutschland und analysiert hier Online-Spiele aus der ganzen Welt. Service | 33 TÜV bescheinigt TK hervorragenden Service Die TK bietet einen herausragenden Service – davon hat sich der TÜV SÜD nach intensiver Prüfung verschiedener Qualitätskriterien überzeugt und der TK – als erster bundesweit geöffneter gesetzlicher Krankenkasse – das TÜV-Siegel „ServiceExcellence“ verliehen. Die Qualitätsprüfer nahmen in einer mehrwöchigen Untersuchung die TK gründlich unter die Lupe. Bewertet wurden Servicekultur und -zuverlässigkeit, die Kundenzufriedenheit, Qualifikation und Zufriedenheit der Mitarbeiter sowie der Umgang mit Beschwerden. Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen, führten die Tester unter anderem Audits im Unternehmen durch und werteten Kunden- sowie Mitarbeiterbefragungen aus. Bereits seit 2008 lässt die TK ihren Kundenservice von den unabhängigen Testern des TÜV SÜD prüfen und konnte seitdem ihre Servicequalität kontinuierlich steigern. 2014 hat sich die TK erstmals nach dem neuen TÜV-Standard „ServiceExcellence“ bewerten lassen, der noch umfangreichere Prüfkriterien zugrunde legt als der bisherige Standard „ServiceQualität“. Das Zertifikat „ServiceExcellence“ bescheinigt der TK exzellenten Service. Weitere Informationen zum Siegel „ServiceExcellence“ gibt es auf der Internetseite des TÜV SÜD. Gesundheitspass: ein Benefit im doppelten Wortsinn Eine zusätzliche Qualifikation für Hochschulabsolventen bietet der Gesundheitspass „beneFIT“, den die Universität Paderborn in Zusammenarbeit mit der TK herausgibt. Studierende können während ihres Studiums in Kursen und Aktionen Schlüsselqualifikationen im Bereich Gesundheit erwerben – von der eigenen Gesundheitsinspektion über Stressvermeidungs-Strategien bis hin zur Rückenfitness oder Kursen zur richtigen Ernährung: Das macht nicht nur die Beine fit, sondern ist auch eine wertvolle Zusatzqualifikation für die spätere Bewerbung. Das Ziel des Gesundheitspasses: Aus gesunden Studierenden werden Spezialisten und Führungskräfte, die sich seit ihrer Ausbildung mit der Gesunderhaltung von Mitarbeitern beschäftigt haben. Und das kommt bei den künftigen Arbeitgebern gut an, denn immer mehr Unternehmen sehen Gesundheit inzwischen als wichtigen Faktor des Unternehmenserfolgs und bieten ihrer Belegschaft heutzutage Präventionsmaßnahmen an, um sich fit zu halten. Denn Mitarbeiter, die durch regelmäßige Bewegung, richtige Ernährung und Maßnahmen zum Stressabbau gesund und fit sind, sind leistungsbereiter und ausgeglichener, motivierter und produktiver. Vorderseite m ei n Studienjahr1: Studiumleichtgemacht: Fragen? Servicebüro: Raum SP2 1.223 E-Mail: [email protected] Internet: upb.de/beneFIT Studienjahr1: be ne FI T MeineGesundheitsinspektion: @upb.de Gesundheitsbewusstes Verhalten gewinnt als Erfolgsfaktor in Betrieben und Hochschulen immer mehr an Bedeutung. Uni-Kooperation legt den Grundstein für Gesundheit am Arbeitsplatz schon im Studium Die Gesundheitskompetenz von Studierenden entwickeln und nachhaltig festigen – das will auch eine Kooperation zwischen der TK und der Technischen Universität in Wildau bei Berlin. Die Idee: Schon im Studium bei den Spezialisten und Führungskräften von morgen den Grundstein für gesundheitsbewusstes Verhalten am Arbeitsplatz und gesunde Führung zu legen. So verfügt der Campus neben einem TK-ServicePoint auch über eine Gesundheitslounge, in der Gespräche und Aktionen mit Studierenden und Mitarbeitern der Hochschule zum Thema Gesundheit und Prävention an der Tagesordnung sind. Dabei tragen Gesundheitsbotschafter aus dem Kreis der Mitarbeiter und der Studierenden dazu bei, eine ganzheitliche Gesundheitskultur auf allen Ebenen der Hochschule zu verankern. Nach den ersten positiven Erfahrungen in Wildau plant die TK, Angebote nach diesem Vorbild auch mit anderen Hochschulen zu entwickeln. Forum Gesunde Wirtschaft sensibilisiert Unternehmen für Gesundheit Name: Studiengang: Stressvermeiden–dranbleiben: Geburtsdatum: Entspannt&fit–machmit: E-Mail: Es erfolgt keine Weitergabe der Daten an Dritte! © www.rls.de Der Gesundheitspass dokumentiert, welche zusätzlichen Kompetenzen Studierende in Paderborn erworben haben. 34 | Service Mittelständische Unternehmen für betriebliches Gesundheitsmanagement zu sensibilisieren und eine Plattform für den Erfahrungsaustausch zu bieten – das ist das Ziel der TK-Veranstaltungsreihe „Forum Gesunde Wirtschaft“. Dabei treffen sich in loser Folge auf regionaler Ebene Personalverantwortliche aus allen Branchen in Talkrunden, blicken über den eigenen Tellerrand und holen sich neue Anregungen, zum Beispiel aus der Sportpsychologie. Unter dem Motto „Leistung beginnt im Kopf“ diskutierten zum Beispiel rund 120 Unternehmer und Personalentscheider in Städten wie Köln und Lüdenscheid mit Gästen wie Skisprungweltmeister Sven Hannawald. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie Sportler lernen, mit permanentem Druck umzugehen und dabei den Stresspegel niedrig zu halten. Ein Beispiel für eine Strategie, mit der Unternehmen gemeinsam und dauerhaft gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen schaffen können. Service | 35 „Ein Parlament im Dienste der Versicherten.“ Dieter F. Märtens, alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrats 36 | Selbstverwaltung Selbstverwaltung | 37 Mehr Prävention: Selbstverwalter fordern breite Basis Prävention, Pflege, Krankenhausreform – der Verwaltungsrat der Techniker Krankenkasse begleitet die gesundheitspolitische Gesetzgebung. „Zusammen mit dem Vorstand diskutieren wir bei fast jedem Gesetz, welche Auswirkungen es auf die TK hat“, erklärt der alternierende Vorsitzende Dominik Kruchen. So hat die Selbstverwaltung die Prävention 2014 zu einem ihrer zentralen Themen gemacht. Durch das Präventionsgesetz garantiert künftig ein Mindestwert, dass ein bestimmtes Finanzvolumen für Präventions- und Gesundheitsförderungsausgaben zuverlässig zur Verfügung steht. „Das begrüßen wir außerordentlich. Denn nur so lassen sich Initiativen auch nachhaltig ausrichten“, so Kruchen. „Doch Gesundheitsförderung braucht eine breite gesellschaftliche Basis. Alle Träger müssten in gleichem Maße ins Boot geholt werden.“ Vor dem Hintergrund fast 15-jähriger praktischer Erfahrungen fordern die Selbstverwalter zudem, dass die betriebliche Gesundheitsförderung weiterhin in den Händen und in der Verantwortung der Krankenkassen liegen muss. Mehr Finanzautonomie: Beitragssatz gesenkt Mit der Reform der Beitragsätze in der gesetzlichen Krankenversicherung, die zu Beginn des Jahres 2015 in Kraft getreten ist, hat die TK wieder mehr Finanzautonomie zurückerlangt. „Und so konnte der Verwaltungsrat der Techniker Krankenkasse die Senkung des Beitragssatzes für 2015 von 15,5 auf 15,4 Prozent des Einkommens beschließen“, erläutert der alternierende Vorsitzende Dieter F. Märtens einen der wichtigsten Beschlüsse des Gremiums. Mehr Demokratie: Sozialwahlreform verpasst Kritisch begleitet hat der TK-Verwaltungsrat die Entscheidung der Bundesregierung gegen OnlineWahlen. Anders als zuvor diskutiert und im Koalitionsvertrag vereinbart, hat sie keine gesetzliche Neuregelung auf den Weg gebracht, die eine Online-Stimmabgabe bei der nächsten Sozialwahl 2017 ermöglicht. „Wir verlangen schon seit langem von der Politik ein modernes Wahlverfahren. Wir wollen die Sozialwahlen auch für jüngere Menschen attraktiver machen“, so Märtens. Alle sechs Jahre sind die Mitglieder der TK aufgerufen, ihre Interessenvertreter in den Verwaltungsrat zu wählen. „Die Menschen wollen mitbestimmen, wenn es um ihre Gesundheit geht. Und über die Selbstverwaltung haben Versicherte und Arbeitgeber ein starkes Mitspracherecht.“ Ein Interview mit den beiden alternierenden Vorsitzenden des TK-Verwaltungsrats finden Sie unter www.tk.de/geschaeftsbericht Die Mitglieder des TK-Verwaltungsrats Versichertenvertreter Arbeitgebervertreter Dieter F. Märtens, Offenbach Alternierender Vorsitzender Dominik Kruchen, Düsseldorf Alternierender Vorsitzender Rosemie Bilz, Radebeul Detlef Decho, Syke Peter Duchene, Großrosseln Friedrich Gosewinkel, Hamm Karla Hasenauer, Suhl Uwe Klemens, München Bärbel Richling, Bremen Bianca Schiwnak, Altenau Norbert Schneider, Schwerin Harald Schulte, Königswinter Erika Streit, Köln Johanna Vieweg, Dresden Harald Wagner, Sipplingen Gerard Wolny, Remagen Heiner Bögemann, Bremen Rainer Bruns, Nordstrand Joachim Feldmann, Oldenburg Helmut Fitzke, Woggersin Wilfried Grunau, Edewecht-Friedrichsfehn Jörg Henschen, Bremen Klaus H. Kober, Rheinmünster Udo Nicolay, Pinneberg Volker Rosenberger, Herford Dr. Anne Scholz, Berlin Johannes Seiboldt, Nidda Rainer Tietz, Bottrop Roland Unzeitig, Wettmershagen Bernd Wegner, Riegelsberg Der Hauptausschuss Die Widerspruchsausschüsse bereitet die Sitzungen des Verwaltungsrats vor und überwacht die Ausführung seiner Beschlüsse. Unter anderem legt er die Rahmendaten fest, auf deren Basis der Haushalt kalkuliert wird, regelt die Anstellungsbedingungen der Vorstände und entsperrt Haushaltsmittel. bieten den TK-Versicherten die Möglichkeit, Entscheidungen der Verwaltung überprüfen zu lassen. Das Besondere bei der TK: Alle Mitglieder sind ehrenamtlich tätig, während bei vielen anderen Krankenkassen auch hauptamtliche Mitarbeiter im Widerspruchsausschuss Sitz und Stimme haben. Zusammensetzung der Selbstverwaltung Dominik Kruchen*, Dieter F. Märtens*, Rainer Bruns, Karla Hasenauer, Jörg Henschen, Uwe Klemens, Udo Nicolay, Harald Schulte Versichertenvertreter Der Finanzausschuss TKG (12 Sitze) TK-Gemeinschaft, unabhängige Versichertengemeinschaft der Techniker Krankenkasse e.V. kümmert sich um alle Fragen rund ums Geld. Zum Beispiel bereitet er die jährliche Entscheidung über den Haushalt vor. Außerdem überwacht er die Finanzentwicklung, befasst sich mit den finanziellen Auswirkungen von Gesetzen und bereitet finanzpolitische Empfehlungen und Beschlüsse vor. A: Prof. Dr. Martin Spülbeck*, Marion Tögel*, Volker Rosenberger, Alfred Thunig B: Roland Unzeitig*, Gerard Wolny*, Rainer Bruns, Johanna Vieweg C: Karla Hasenauer*, Reiner Hoffmann*, Christina Hömke, Ditmar Starnitzki D: Peter Duchene*, Hanns-Jürgen Redeker*, Christian Eichhorn, Friedrich Gosewinkel E: Franz Neubrand*, Rainer Struck*, Birgit Huster, Rainer Tietz ver.di (1 Sitz) Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft IGM (1 Sitz) Industriegewerkschaft Metall ACA (1 Sitz) Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Deutschlands e.V., Kolpingwerk Deutschland, Bundesverband Evangelischer Arbeitnehmerorganisationen e.V. Arbeitgebervertreter ZI HSH (15 Sitze) Zahntechniker-Innung Hamburg und Schleswig-Holstein * Alternierende Vorsitzende ihres Ausschusses. Rosemie Bilz*, Klaus H. Kober*, Detlef Decho, Joachim Feldmann, Bärbel Richling, Dr. Anne Scholz Der Sozialpolitische Ausschuss hat die Satzung der TK und die gesundheitspolitischen Entwicklungen fest im Blick. Soll die Satzung geändert, ergänzt oder ganz neu gefasst werden, bereitet er dies vor. Außerdem kümmert sich der Ausschuss darum, das Leistungsangebot der TK kontinuierlich im Interesse der Versicherten weiterzuentwickeln. Helmut Fitzke*, Harald Schulte*, Wilfried Grunau, Franz Neubrand, Volker Rosenberger, Erika Streit 38 | Selbstverwaltung Selbstverwaltung | 39 2014 – das Jahr in Zahlen. Wäre die TK keine Krankenkasse, sondern ein Wirtschaftsunternehmen, wäre sie mit einem DAX-Konzern vergleichbar: Auf rund 26 Milliarden Euro belief sich der Etat der TK im Jahr 2014. Eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft begutachtete die Bilanz nach handelsrechtlichen Vorschriften und erteilte einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk. Krankenversicherung: mehr als eine halbe Milliarde Euro Dividende für TK-Mitglieder In der Krankenversicherung verzeichnet die TK für 2014 ein geplantes Minus: Der Ausgabenüberschuss von 517 Millionen Euro geht auf die Dividendenauszahlung an die Mitglieder zurück; sie belief sich 2014 auf 538 Millionen Euro. Mit der größten Beitragsrückzahlung, die es bei einer Krankenkasse je gegeben hat, war die TK im Jahr 2014 auch für circa 20 Prozent des gesamten Scheckaufkommens in Deutschland verantwortlich. Die Leistungsausgaben lagen um 5,9 Prozent je Versicherten über dem Vorjahr und kletterten auf knapp 20 Milliarden Euro. Der kostenträchtigste Anstieg ist bei den Krankenhäusern zu verzeichnen (5,5 Prozent je Versicherten), in die erstmals mehr als sechs Milliarden Euro flossen. Der Kliniksektor macht mit über 30 Prozent den größten Block der Leistungsausgaben aus. Für die Behandlung bei niedergelassenen Ärzten überwies die TK knapp vier Milliarden Euro, je Versi- 40 | Finanzen cherten – 4,4 Prozent mehr als noch 2013. 20 Prozent der Leistungsausgaben entfallen auf diesen Bereich. Bei den Arzneimitteln machte sich die gesetzlich verordnete Senkung des Herstellerrabatts deutlich bemerkbar: Die Pro-Kopf-Zuwachsrate belief sich auf 9,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit fast 3,4 Milliarden Euro entfielen knapp 17 Prozent der gesamten Leistungsausgaben auf Medikamente. Der Fiskus kassiert dabei mit: Würde für Arzneimittel der ermäßigte statt des vollen Mehrwertsteuersatzes erhoben – wie bei Schnittblumen oder Tierfutter – wäre auf diesem Weg nicht eine halbe Milliarde Euro an den Staat geflossen, sondern „nur“ 200 Millionen Euro. Die TK ist ein effizient arbeitendes Unternehmen: Mit 120 Euro je Versicherten liegen ihre Verwaltungskosten deutlich unter dem Durchschnitt der gesetzlichen Krankenversicherung (142 Euro). Abnahmen Mitglieder- und Versichertenentwicklung Der Verwaltungsrat hat die Jahresrechnung 2014 der Techniker Krankenkasse und die Jahresrechnung 2014 der Techniker Krankenkasse Pflegeversicherung abgenommen und dem Vorstand dafür Entlastung erteilt. Juli 2015 Stichtag 01.01.2014 01.01.2015 2013 2014 6.319.407 6.721.642 6.134.426 6.513.003 + 5,9 + 6,4 + 5,3 + 6,2 Familienangehörige 2.360.701 2.432.513 2.333.658 2.403.427 Versicherte insgesamt 8.680.108 9.154.155 8.468.084 8.916.430 + 5,1 + 5,5 + 4,4 + 5,3 Mitglieder % zum Vorjahr Dieter F. Märtens Alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrats der TK und der TK-Pflegeversicherung Jahresdurchschnitt % zum Vorjahr Pflegeversicherung: zwei Drittel an den Ausgleichsfonds In der Pflegeversicherung bot sich wieder ein bekanntes Bild: Mit fast 2,3 Milliarden Euro musste die TK erneut zwei Drittel ihrer Beitragseinnahmen an den Ausgleichsfonds abführen und damit andere Pflegekassen unterstützen. Die Leistungsausgaben für die pflegebedürftigen Versicherten beliefen sich auf rund eine Milliarde Euro. Dominik Kruchen Alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrats der TK und der TK-Pflegeversicherung Finanzen | 41 Vermögensrechnung Vermögen 2013 2014 Aktiva in Tsd. Euro 2013 2014 je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 3.851.485 454,82 - 7,0 3.334.136 373,93 - 17,8 je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 2.649.640 312,90 - 14,0 2.071.348 232,31 - 25,8 je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 825.700 97,51 + 9,7 889.000 99,70 + 2,3 je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 376.146 44,42 + 22,8 373.788 41,92 - 5,6 2013 2014 19.291.115 20.980.351 2. Erstattungen 35.759 38.470 3. Einnahmen aus Ersatzansprüchen 48.787 50.791 4. Leistungsaufwand 17.822.546 19.877.321 5. Verwaltungskosten 1.104.348 1.073.424 448.767 118.868 7. Zinsergebnis 35.023 30.666 8. Sonstige Einnahmen 14.798 9.115 9. Sonstige Ausgaben 132.297 137.683 479.424 538.315 - 113.133 - 517.349 Netto-Reinvermögen in Tsd. Euro A. Langfristiges Vermögen I. Verwaltungsvermögen II. Mittel der Rückstellungen III. Finanzanlagen 296.146 293.788 1.421.645 1.660.290 4.423.463 3.196.513 B. Kurzfristiges Vermögen I. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände II. Kurzfristige Geldanlagen 719.984 2.039.179 2.373.790 III. Kassenbestand und Giroguthaben 26.502 37.700 C. Rechnungsabgrenzungsposten 18.722 6.893 D. Sondervermögen AAG-Kassen 392.900 321.507 9.241.292 8.610.464 A. Netto-Reinvermögen 3.851.485 3.334.136 B. Rückstellungen 1.421.645 1.660.290 C. Verpflichtungen 3.561.024 3.279.339 14.238 15.192 392.900 321.507 9.241.292 8.610.464 Passiva in Tsd. Euro E. Sondervermögen AAG-Kassen In dieser und in den folgenden Tabellen sind Rundungsdifferenzen möglich. Betriebsmittel Rücklagen 622.735 D. Rechnungsabgrenzungsposten Davon: Verwaltungsvermögen inkl. Investitionsrücklage Erfolgsrechnung in Tsd. Euro 1. Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds 6. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 10. Aufwendungen für Prämienauszahlungen 11. Jahresfehlbetrag 42 | Finanzen Finanzen | 43 Einnahmen und Ausgaben 2013 2014 19.438.404 2.295,49 + 1,7 21.142.924 2.371,23 + 3,3 2013 2014 Einnahmen im Detail Gesamtsumme absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten Davon: Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds Sonstige Einnahmen absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 19.291.115 2.278,10 + 2,0 20.980.351 2.353,00 + 3,3 absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 147.288 17,39 - 25,0 162.573 18,23 + 4,8 Ausgaben im Detail Gesamtsumme absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 19.551.536 2.308,85 + 8,2 absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 5.473.035 646,31 + 4,4 6.079.654 681,85 + 5,5 Krankengeld absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 1.183.600 139,77 + 2,9 1.338.246 150,09 + 7,4 Fahrkosten absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 302.618 35,74 + 10,5 326.953 36,67 + 2,6 Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 254.125 30,01 + 0,1 279.157 31,31 + 4,3 Schutzimpfung absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 137.940 16,29 - 23,0 172.862 19,39 + 19,0 Früherkennungsmaßnahmen absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 251.018 29,64 - 3,8 296.413 33,24 + 12,1 Schwangerschaft und Mutterschaft ohne stat. Entbindung absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 202.108 23,87 + 10,4 228.124 25,58 + 7,2 Davon: Leistungsausgaben 21.660.273 2.429,25 + 5,2 Krankenhausbehandlung absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten Davon: 17.822.546 19.877.321 2.104,67 2.229,29 + 5,8 + 5,9 Ärztliche Behandlung absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 3.621.378 427,65 + 13,7 3.980.522 446,43 + 4,4 Behandlungspflege und häusliche Krankenpflege absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 254.817 30,09 + 16,5 302.473 33,92 + 12,7 Zahnärztliche Behandlung ohne Zahnersatz absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 1.255.176 148,22 + 3,8 1.354.874 151,95 + 2,5 Dialyse absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 119.334 14,09 + 1,0 122.757 13,77 - 2,3 Zahnersatz absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 318.200 37,58 - 1,1 339.905 38,12 + 1,4 Sonstige Leistungsausgaben absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 340.711 40,23 + 9,8 359.827 40,36 + 0,3 Arzneimittel absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 2.923.724 345,26 + 4,4 3.364.271 377,31 + 9,3 Prävention und Gesundheitsförderung absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 588.421 69,49 - 1,9 695.640 78,02 + 12,3 Hilfsmittel absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 623.204 73,59 + 2,9 706.590 79,25 + 7,7 Prämienauszahlungen (gemäß Satzung) absolut in Tsd. Euro je Mitglied in Euro 479.424 80,00 538.315 80,00 Verwaltungsausgaben Heilmittel absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 561.558 66,31 + 5,8 624.692 70,06 + 5,6 absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 1.104.348 130,41 + 0,0 1.073.424 120,39 - 7,7 Sonstige Ausgaben absolut in Tsd. Euro je Versicherten in Euro % zum Vorjahr je Versicherten 145.218 17,15 + 26,1 171.213 19,20 + 12,0 44 | Finanzen Finanzen | 45 Pflegeversicherung Leistungsausgaben Pflegeversicherung 2013 2014 2013 2014 Pflegesachleistung 145.725 155.805 Pflegegeld 283.835 310.438 52.082 57.843 Stationäre Leistungen 315.204 339.808 Übrige Leistungen 137.025 160.290 Leistungsausgaben insgesamt 933.871 1.024.184 Vermögensrechnung Leistungsausgaben in Tsd. Euro Aktiva in Tsd. Euro A. Kurzfristiges Vermögen I. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 74.956 78.696 317.088 337.594 83 83 19.708 22.058 411.836 438.432 A. Reinvermögen 186.518 197.983 B. Verpflichtungen 225.318 240.449 411.836 438.432 II. Kurzfristige Geldanlagen III. Kassenbestand und Giroguthaben B. Rechnungsabgrenzungsposten Leistungen für Pflegepersonen Passiva in Tsd. Euro Erfolgsrechnung in Tsd. Euro 1. Beiträge 3.146.118 3.414.000 4.751 3.458 933.871 1.024.184 2.098.478 2.273.925 5. Verwaltungskosten 99.501 109.215 6. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 19.021 10.135 1.663 1.367 1 0 847 37 19.838 11.465 2. Einnahmen aus Ersatzansprüchen 3. Leistungsaufwand der Pflegeversicherung 4. Zahlungen an den Ausgleichsfonds 7. Zinsergebnis 8. Sonstige Einnahmen 9. Sonstige Ausgaben 10. Jahresüberschuss 46 | Finanzen Finanzen | 47
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