Geschäftsbericht 2014 - Techniker Krankenkasse

Mehr Informationen
gibt es online
Die digitale Ausgabe des TKGeschäftsberichts finden Sie unter
www.tk.de/geschaeftsbericht
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20.1/002
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f
Geschä
2014

„Mit Qualität und
Digitalisierung auf dem
Weg in die Zukunft.“
Herzlich willkommen im Geschäftsbericht der Techniker Krankenkasse! Gern laden wir
Sie ein, mit uns einen Blick auf das ereignisreiche Jahr 2014 zurückzuwerfen und auch
auf aktuelle Trends und Projekte zu schauen.
Ein Jahr, das den Krankenkassen ihre Beitragsautonomie zurückbrachte, im dem die
Gesundheitsvorsorge im Mittelpunkt vieler Diskussionen stand und auch die Telemedizin
wieder stärker in den allgemeinen Fokus rückte.
Und in dem Maße, in dem die Digitalisierung und das „Internet der Dinge“ bei den
Menschen zu Hause Einzug halten, beschäftigt uns das Thema als Krankenkasse insbesondere: Im Service können wir damit vieles noch einfacher machen, und in der
Versorgung erleichtern neue elektronische Helfer den Umgang mit der eigenen
Krankheit. Und für unsere Verwaltung bedeutet dies die Chance, unsere jetzt schon hohe
Effizienz weiter auszubauen.
All dies lässt uns auch für 2014 eine sehr positive Bilanz ziehen – ein Erfolg, den wir
nicht für selbstverständlich halten, sondern der das Ergebnis des konsequenten Strebens
nach der besten Qualität zu einem guten Preis ist.
Daran arbeiten wir – der ehrenamtliche Verwaltungsrat und der hauptamtliche Vorstand –
Hand in Hand zusammen.
Viel Spaß bei der Lektüre wünschen
Dr. Jens Baas
Vorsitzender des Vorstands
Dieter F. Märtens
Alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrats
Print oder digital? Wie Sie es
gerne hätten.
Unter www.tk.de/geschaeftsbericht
finden Sie die digitale Ausgabe des
TK-Geschäftsberichts.
Inhalt
Vorwort ................................................................................................................. 3
Unternehmen ........................................................................................................ 6
Interview mit Dr. Jens Baas zum Wachstum und zum Erfolgskurs der TK ........ 8
Flexibilität als Erfolgsfaktor................................................................................. 10
Neues aus dem Unternehmen ........................................................................... 14
Der Geschäftsbericht 2014 steht
ihnen auch als PDF zum Download unter www.presse.tk.de zur
Verfügung.
Versorgung .......................................................................................................... 16
Interview mit Thomas Ballast zur Digitalisierung in der Versorgung ................. 18
Die Therapie kommt aus dem Internet .............................................................. 20
Neue Versorgungsangebote der TK ................................................................... 24
Zu Artikeln, die mit diesem
Symbol gekennzeichnet sind,
finden Sie ausführliche Videos
im digitalen Geschäftsbericht.
Service .................................................................................................................. 26
Interview mit Frank Storsberg zum Thema Kundenorientierung ....................... 28
Unkomplizierter Begleiter für alle Gesundheitsfragen ....................................... 30
Neues aus dem Service ..................................................................................... 34
Impressum
Verantwortlich für den Inhalt | Techniker Krankenkasse, Bramfelder Straße
140, 22305 Hamburg, Telefon: 040 - 69 09-17 83, Internet: www.presse.tk.de,
E-Mail: [email protected], Twitter: www.twitter.com/tk_presse
Verantwortlich | Dorothee Meusch; Redaktion | Hermann Bärenfänger, Inga
Laboga; Texte | Hermann Bärenfänger, Dorothee Meusch, Theresa Urban;
Konzept und Gestaltung | Christina Bartheidel; Produktion | Oliver Kühl
Fotos | Andreas Friese, GettyImages, Marius Schwarz, Michael Zapf; Litho |
Hirte GmbH & Co. KG, Hamburg; Druck | Industrie + Werbedruck, Herford
© Alle Rechte vorbehalten, Nachdruck und sonstige Formen der Vervielfältigung –
auch auszugsweise – nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung.
Selbstverwaltung ................................................................................................ 36
Mehr Prävention: Selbstverwalter fordern breite Basis ..................................... 38
Die Mitglieder des TK-Verwaltungsrats .............................................................. 39
Finanzen ............................................................................................................... 40
Vermögensrechnung........................................................................................... 42
Vermögen und Erfolgsrechnung ......................................................................... 43
Einnahmen und Ausgaben.................................................................................. 44
Pflegeversicherung ............................................................................................. 46
Leistungsausgaben Pflegeversicherung ............................................................. 47
4 | Geschäftsbericht
Geschäftsbericht | 5

„Alles, was die TK
ausmacht, sind ihre
Mitarbeiter.“
Dr. Jens Baas, Vorsitzender des Vorstands
6 | Unternehmen
Unternehmen | 7
„800.000
Versicherte haben
sich im letzten
Jahr für die TK
entschieden.“
Ina Böttcher | Dr. Baas, sind Sie
zufrieden mit dem letzten
Geschäftsjahr?
Baas | Ja, es war in der Tat ein sehr
erfolgreiches Jahr – in allen Bereichen.
Über 800.000 Versicherte haben sich
im letzten Jahr für die TK entschieden.
Das macht uns froh, ist für uns zugleich ein Ansporn, auch im nächsten
Jahr weiter an uns zu arbeiten, damit
das so bleibt.
Sie sind der Konkurrenz einige
Schritte voraus. Was unterscheidet
denn die TK von anderen Krankenkassen?
Baas | Uns unterscheidet im Wesentlichen unser Selbstbild. Wir sehen
uns als Unternehmen, das dafür da
ist, unsere Kunden möglichst gut zu
betreuen. Andere Kassen mögen etwas
in der Behördenvergangenheit stecken
geblieben sein. Das ist etwas, was wir
anders machen. Wir sehen – in allem,
was wir tun – zuerst die Versichertenperspektive. Wenn es zum Beispiel
um Leistungen geht, fragen wir uns
immer, was wir für die Kunden möglich
machen können. Das kommt gut an und
unterscheidet uns deutlich von anderen
Krankenkassen.
8 | Unternehmen
Sie sind also am Ziel angekommen?
Baas | Nein, es besteht kein Grund, sich
auf dem Erfolg auszuruhen. Wir müssen
weiter an uns arbeiten, auch wenn wir
gut aufgestellt sind. Ich sehe dabei vor
allem zwei Perspektiven: den Service in
seiner heutigen Qualität zu halten und
idealerweise weiter zu verbessern. Und
wir müssen uns überlegen, wie wir es
schaffen, dem Kunden unser gutes Leistungsspektrum auch in Zukunft anbieten
zu können.
Welche Rolle spielt dabei die
Digitalisierung?
Baas | Digitalisierung ist in zwei Aspekten sehr wichtig für uns. Zum einen im
Umgang mit unseren Kunden: Fragen
wie „Auf welchen elektronischen Wegen
kann ich direkt mit der TK kommunizieren?“ oder „Kann ich mein Anliegen
direkt online klären?“ stehen dabei im
Vordergrund. Der zweite Aspekt ist die
Frage, was mit den Gesundheitsdaten
geschieht. Wir verfügen über viel mehr
Daten, als wir heute im Sinne unserer
Versicherten verwenden könnten. Hier
gibt es sicher eine ganze Reihe sinnvoller Nutzungsmöglichkeiten. Und wenn
wir aufgrund von Gesundheitsdaten
erkennen, dass ein Versicherter ein
bestimmtes Risiko trägt – zum Beispiel,
einen Herzinfarkt zu erleiden –, wäre es
doch schön, wenn wir auf ihn zugehen
und ihm raten könnten, gegen dieses
Gesundheitsrisiko rechtzeitig vorzugehen. All das dürfen wir heute nur sehr
eingeschränkt im Rahmen von DiseaseManagement-Programmen. Daher würde
ich mir wünschen, dass wir hier mehr
rechtliche Möglichkeiten bekommen,
aus unseren Daten – unseren digitalen
Schätzen – mehr Nutzen für die Versicherten zu ziehen.
Sie wollen sich also mehr um die
Versicherten kümmern?
Baas | Mehr noch. Wir verstehen uns
als Interessenvertreter der Versicherten. Das ist genau das, was wir sein
müssen. Wir bekommen das Geld von
den Versicherten, damit sie die beste
Versorgung bekommen. Also müssen
wir uns überlegen, wie wir das in ihrem
Sinne sicherstellen. Da ist die Krankenkasse eigentlich die einzige Institution,
die das kann – dem Versicherten für
sein Geld die bestmögliche Versorgung
einzukaufen.
Seit Beginn 2015 gelten neue gesetzliche Rahmenbedingungen für die
Kassen. Wie ist Ihr erstes Resümee?
Baas | Es ist gut, dass wir aus dieser alten Zusatzbeitragswelt heraus sind und
dass wir den Beitragssatz wieder selbst
festlegen können. Schlecht ist, dass das
Hauptaugenmerk wieder sehr stark auf
den Preis gelegt wird. Besser wäre es,
den Fokus im Wettbewerb auf ein preiswertes Angebot zu lenken, also das beste
Angebot für den günstigsten Preis, wie
man das in anderen Industrien auch tut.
Und ich glaube, der Leistungsaspekt fällt
hier noch zu oft hinten runter.
Jedes Jahr wachsen die Ausgaben
für das Gesundheitssystem um fünf
Prozent. Muss ich denn jetzt davon
ausgehen, dass letztendlich doch an
den Leistungen geschraubt wird, um
einen niedrigen Beitragssatz halten
zu können?
Baas | Die Kosten werden auch in Zukunft stärker steigen als die Beitragseinnahmen – davon müssen wir ausgehen.
Das heißt, dass der Beitragssatz in der
gesamten gesetzlichen Krankenversicherung weiter steigen wird. Wir als
TK werden sehr hart daran arbeiten,
dass dieser Anstieg bei uns unterdurchschnittlich ist.
Bevor man jedoch den Verzicht auf
sinnvolle Leistungen diskutiert, sollten
wir erst einmal schauen, wo es noch
unnötige Ausgaben gibt. Und die gibt es
in der Tat, wenn man den Faktor Qualität
näher betrachtet. Hier muss es gelingen,
gute Qualität künftig vielleicht sogar
besser als heute zu bezahlen, dafür aber
schlechte Qualität ganz aus der Bezahlung herauszunehmen.
Wenn ein Arzt schlecht behandelt oder
ein Krankenhaus schlechte Qualität
erbringt, dann will ich das nicht mehr
in der Versorgung haben. Hier haben
wir eine Reihe von Sparpotenzialen mit
dem Effekt, dass die Qualität für den
Patienten steigt und der Preis für den
Versicherten geringer ist – er muss dann
nicht mehr so viel bezahlen für seine
Krankenversicherung. Diesen Weg müssen wir sehr konsequent weitergehen.
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten:
Was würden Sie an den politischen
Rahmenbedingungen verändern?
Baas | Fokus auf Qualität! Fokus auf
Qualität! Fokus auf Qualität! Das wären
meine drei Wünsche. Qualität ist unser
einziger Schild, den wir gegen den ungebremsten Kostenanstieg im Gesundheitswesen haben. Qualität erfordert
aber Transparenz und Transparenz
erfordert Daten. Das heißt, wir brauchen
mehr Möglichkeiten, die uns vorliegenden Daten aus dem Gesundheitswesen
auch zu nutzen. Damit können wir eben
auch Aussagen über die Qualität treffen.
Und wenn wir das umgesetzt bekommen, sind wir einen großen Schritt
weiter.
Nicht nur den Versicherten, auch den
Mitarbeitern geht es bei Ihnen sehr
gut. Sie sind gerade wieder als attraktiver Arbeitgeber ausgezeichnet
worden. Was macht die TK attraktiv?
Baas | Alles, was die TK ausmacht, sind
ihre Mitarbeiter. Wir produzieren nichts,
wir haben keine Patente. Deshalb kann
nur ein zufriedener Mitarbeiter den
Versicherten glücklich machen. Darum
hängt der Unternehmenserfolg von
jedem Einzelnen ab. Und wir müssen
dafür sorgen, dass sich die Mitarbeiter
bei ihrer Arbeit auch wohl fühlen. Das
gelingt über die Rahmenbedingungen,
aber auch sehr stark über das Unternehmensimage.
Wir sind eben ein sehr innovatives
Unternehmen im Gesundheitssystem.
Wir geben uns nicht mit den Dingen zufrieden, wie sie sind, sondern wir wollen
selbst aktiv gestalten. Das spornt alle an
und zieht eben auch die entsprechenden Mitarbeiter an. Ich glaube, diese
Kombination macht uns als Arbeitgeber
so attraktiv.
Dr. Jens Baas ist Vorsitzender des
Vorstands. Er ist bei der TK für die
Unternehmensbereiche Marke und
Marketing, Finanzen, Personal,
Unternehmensentwicklung und
Controlling sowie für die Landesvertretungen verantwortlich.
Zudem gehören die Stabsbereiche
Gesundheitspolitik, Unternehmenskommunikation, Revision
und Verwaltungsrat/Vorstand,
Justiziariat sowie Compliance zu
seinem Verantwortungsbereich.
Er gehört dem Vorstand der TK seit
dem 1. Januar 2011 an, seit dem
1. Juli 2012 ist er Vorsitzender des
Vorstands. Nach seinem Studium
der Humanmedizin arbeitete
Dr. Jens Baas (Jahrgang 1967) an
der Universität Heidelberg und der
University of Minnesota (USA)
und als Arzt in den chirurgischen
Universitätskliniken Heidelberg
und Münster. Ab 1999 war er
bei der Unternehmensberatung
Boston Consulting Group tätig;
seit 2007 als Partner und
Geschäftsführer.
Unternehmen | 9
Flexibilität als
Erfolgsfaktor
Die TK gehört zu den am stärksten wachsenden Playern im deutschen Gesundheitssystem. Im Jahr 2014 konnte sie fast eine
halbe Million Kunden hinzugewinnen. Und mit einem Umsatz
von 26 Milliarden Euro im Jahr 2014 hat sie die Größe eines
DAX-Unternehmens. Ihr Erfolg beruht ganz wesentlich auf ihrer
Veränderungsbereitschaft, dem Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und dem Vertrauen der Kunden.
Techniker und Ingenieure sind niemals mit ihrer
Arbeit fertig. Sie werden angetrieben von der
Überzeugung, dass ein Werkstück immer noch
besser werden kann. Fortschritte treten aber
meistens nicht über Nacht ein, sondern sind das
Ergebnis vieler kleinerer Verbesserungen.
und natürlich auch Versicherte, die ihre Krankenkasse wechseln, weil sie sich bei der TK besser
aufgehoben fühlen.
Interessenvertreter der Versicherten
Die TK versteht sich als Interessenvertreter ihrer
Versicherten: So vielfältig wie ihre Erwartungen
und Bedürfnisse sind, so flexibel müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein. Und so unterschiedlich sind auch ihre Aufgaben: Sie entwickeln
mit Vertragspartnern neue Versorgungsmodelle,
programmieren Rechnungsprüfungs-Programme,
arbeiten an Gesundheits-Apps, beraten die Kunden auf allen Kanälen und kümmern sich um die
Abwicklung des Versorgungsalltags mit allein
6.000 Krankenhausaufenthalten, einer halben Million Arztbesuchen und mehr als 100.000 Rezepten – pro Tag.
Die TK arbeitet nicht gewinnorientiert. Sie ist vielmehr Treuhänderin der von den Mitgliedern und
Arbeitgebern aufgebrachten Beiträge und setzt
diese bestmöglich und verantwortungsbewusst
ein. Dazu trägt auch bei, die internen Abläufe und
Strukturen immer wieder zu hinterfragen und sie
fortlaufend zu optimieren. Nur so kann es gelingen, den Kunden reibungslose Dienstleistungen
anzubieten und gleichzeitig bei den Verwaltungskosten Benchmark in der gesetzlichen Krankenversicherung zu sein.
26
Milliarden Euro
Jahresumsatz: Damit
hat die TK die Größe
eines DAX-Unternehmens.
2015
9.154.155
6.721.642
Dieser Zuspruch der Kunden ist für die Mitarbeiter
und das Management Anerkennung und Ansporn
zugleich. Denn anders als in der privaten Kranken-
Mitglieder- und Versichertenentwicklung
1996
4.584.948
2.693.255
Versicherte
Mitglieder
10 | Unternehmen
Veränderungen gehören zum Wesen der TK: Heute zu bedenken, was morgen wichtig wird, den
rasanten Wandel in Technologie und Gesellschaft
frühzeitig und kontinuierlich in den eigenen Angeboten und Prozessen abzubilden und immer mit
dem Kopf des Kunden zu denken sind ganz
wesentliche Erfolgsfaktoren für die TK. Die
Anstrengungen haben auch 2014 wieder Früchte
getragen: Um 402.000 Mitglieder und insgesamt
474.000 Versicherte ist die TK gewachsen – rechnerisch um rund 1.300 Männer, Frauen und Kinder an jedem Tag. Ungefähr die Hälfte aller Menschen, die sich im Jahr 2014 mit der Wahl einer
Krankenkasse beschäftigt haben, hat sich für die
TK entschieden: Menschen, die in Ausbildung
oder Berufstätigkeit starten, die aus dem Ausland
nach Deutschland kommen, um hier zu arbeiten,
versicherung können Mitglieder des Solidarsystems spätestens alle 18 Monate ihre Krankenkasse wechseln – ohne Angabe von Gründen und mit
der Gewissheit, dass andere Krankenkassen sie
ohne Ansehen der Person aufnehmen. Der Gradmesser, wie gut eine Kasse ihre Arbeit macht, ist
daher nicht nur die reine Zahl der Versicherten,
die sie neu für sich gewinnen kann. Ganz entscheidend ist es, den Kunden immer wieder zu
beweisen, dass sie bei der richtigen Kasse sind.
Ihre Anliegen müssen so reibungslos, schnell und
effizient wie möglich erledigt werden – insbesondere, wenn einmal der „Fall der Fälle“ eintritt.
Hier sind nicht allein optimale Strukturen und Prozesse innerhalb der TK gefragt, sondern ebenso
die Fachkompetenz, die Serviceorientierung und
das Engagement der Mitarbeiter.
Unternehmen | 11
So ist allen gedient. Und manche Arbeitszeitmodelle – etwa eine flexibel absenkbare Arbeitszeit –
machen es möglich, dass Kinder zu keinem Zeitpunkt
mehr auf elterliche Betreuung verzichten müssen,
weil immer ein Elternteil da ist, wenn beide die Möglichkeit dazu haben, dieses Modell zu nutzen.
Andere tarifliche Angebote bieten Entlastung,
wenn plötzlich das Privatleben wichtiger werden
muss: Ein naher Angehöriger braucht pflegerische
Hilfe oder steht vor dem Ende seines Lebens, die
Kinderbetreuung ist ausgefallen und man weiß
nicht wohin mit den Kleinen. Oder man hat das
Gefühl, einfach mal rauszumüssen.
So ging es Susanne Zehm, die Zeit ihres Lebens
von einer Weltreise geträumt hat. Ein Jahr aussteigen – normalerweise muss man damit bis zum
Rentenalter warten. Doch das Lebensarbeitszeitkonto machte ihr den Ausstieg möglich. „Ich hätte
das nie gewagt, wenn ich nicht hätte zurückkommen können“, sagt die Weltenbummlerin, die während ihrer Auszeit alle Kontinente bereist hat.
Mit ihrem Lebensarbeitszeitkonto wurde für Susanne Zehm aus Hamburg der Lebenstraum von einer Weltreise wahr.
Veränderung als permanenter Prozess
13.000
Menschen arbeiten
bei der TK.
Überhaupt ist die stetige Modernisierung einer
der Erfolgsfaktoren: Denn seit Jahren bewältigt
die TK ihr steigendes Wachstum mit einer im Kassenvergleich geringen Anzahl von Mitarbeitern.
So werden viele Arbeitsprozesse inzwischen
direkt vom Großrechner der TK abgewickelt, ohne
dass noch ein Mensch darauf schauen muss:
Weit über eine Million Krankenhausrechnungen
werden auf diesem Weg geprüft und bezahlt, Arzneimitteldokumentationen für Versicherte automatisch erstellt oder Familienversicherungsfragebögen automatisch eingelesen. Letztere
beantworten Versicherte seit neuestem auch
direkt elektronisch – schlanke Verwaltungsprozesse für alle. Das spart Geld – und Zeit.
Mit all diesen Veränderungen hat sich die TK im
Wettbewerb gut behaupten können, auch wenn
die stetige Änderung gesetzlicher Rahmenbedingungen nicht immer für die besten Startvoraussetzungen gesorgt hat. Über das System des
Gesundheitsfonds fließen Jahr für Jahr Beitragsgelder in Milliardenhöhe an andere Kassen, die
von der Gemeinschaft der TK-Versicherten erwirtschaftet worden sind. Und zum Teil werden diese
auch noch für krankenkassenfremde Zwecke eingesetzt, die eigentlich Aufgabe des Gesetzgebers
und damit durch Steuern zu finanzieren wären.
Immerhin brachten gesetzliche Neuregelungen
der TK 2014 einen Teil ihrer Beitragsautonomie
zurück: Sie kann jetzt den neuen, kassenindividuellen Zusatzbeitragssatz selbst festlegen. Und der
liegt unter dem Durchschnitt, weil auch die Verwaltungskosten unterdurchschnittlich sind und sie
insgesamt wirtschaftlich arbeitet.
12 | Unternehmen
Andere gesetzliche Änderungen weisen den Weg in
Richtung Zukunft. So zum Beispiel das E-HealthGesetz, mit dem Barrieren abgebaut werden sollen, um die Vernetzung und digitale Kommunikation
im Gesundheitswesen endlich ins 21. Jahrhundert
zu bringen. So bietet sich jetzt die Chance, die
Versorgung effizienter und sicherer zu gestalten
und Daten, die ohnehin vorliegen, in Zukunft zum
Nutzen der Patienten besser zu verknüpfen. So
wird der Weg frei für die bessere Vernetzung
ambulanter und stationärer Einrichtungen, neue
telemedizinische Leistungen und digitale Medikationspläne.
Zufriedene Mitarbeiter für zufriedene Kunden
Um all diese Zukunfts-Chancen in konkrete Angebote für eine bessere Versorgung zu übersetzen,
braucht es Mitarbeiter, die zu ihrer TK stehen, an
jedem Tag mit neuem Elan ihre Aufgabe angehen
und die zur Verfügung stehenden gesetzlichen
Spielräume zu Gunsten der Versicherten interpretieren und nutzen. Deshalb setzt die TK als
Dienstleister konsequent auf die Mitarbeiter als
ihr höchstes Gut. Denn nur zufriedene Mitarbeiter
können die besten Verträge verhandeln, intuitiv
steuerbare Apps entwickeln oder den Kunden
auch noch am Sonntagabend nach dem Tatort im
Chat oder am Telefon kompetent beraten.
Aus diesem Grund setzt die TK auf flexible Arbeitszeitmodelle, die die Interessen aller Beteiligten
unter einen Hut bringen: Kunden mit dem
Anspruch, auch am Wochenende mit der TK zu
kommunizieren, auf der einen Seite – und Mitarbeiter, die gerne am Wochenende oder nachts
arbeiten, weil der Partner sich dann um die Kinder
kümmern kann, auf der anderen Seite.
Klaus Dieter Nowas,
Leiter Innerbetriebliches
Gesundheitsmanagement
Warum legen Sie den Fokus so stark auf
die Gesundheit der Mitarbeiter?
Nowas | Die Gesundheit der Mitarbeiter ist
ein wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg. Ich sehe es als eine wichtige strategische Management-Aufgabe, im Unternehmen die richtigen Voraussetzungen für
gesundheitsförderndes Verhalten zu schaffen. Dabei geht es auch um Empowerment –
also darum, die Eigenverantwortung jedes
Einzelnen zu stärken –, da ist jeder Mitarbeiter, aber auch jede Führungskraft selbst
gefordert. Gesundheitsförderung im
Betrieb geht heute weit darüber hinaus,
etwa nur ein passendes Kursangebot
bereitzuhalten.
Wie wirkt sich das auf die Unternehmenskultur aus?
Gleichstellung großgeschrieben: Die Teilnehmerinnen des
Girls‘Day konnten mit der Auszubildenden Manuela Deinert
(h. l.) erleben, welche Entwicklungsmöglichkeiten die TK
Frauen auch in Männerberufen bietet. So konnten sie nicht
nur in die hauseigene Druckerei hineinschnuppern, sondern
besuchten auch die Werkstätten der Haushandwerker und
schauten den TKlern in der IT-Abteilung und der Pressestelle
über die Schulter.
Einen problemlosen und flexiblen Wiedereinstieg
in den Job nach einer längeren Auszeit – das ist
auch ein wichtiges Thema für Carmen Schlutow.
Nach 16 Monaten Elternzeit freut sich die
33-Jährige darauf, wieder in ihre alte Führungsaufgabe zurückzukommen. Die Leitung eines
Teams übernehmen und gleichzeitig die Mutterrolle ausfüllen – was in vielen Unternehmen oft
unvereinbar ist, wird durch variable Arbeitszeiten
bei der TK möglich.
Great Place to Work
Nicht umsonst gewinnt die TK als Arbeitgeber deshalb regelmäßig wichtige Preise wie die Auszeichnung „Great Place to Work“ – ein Arbeitgeber zu
sein, für den man gerne arbeitet, ist ein gute Investition in die Gegenwart, aber auch ein Investment
in den Unternehmenserfolg der Zukunft.
Nowas | Das betriebliche Gesundheitsmanagement ist bei der TK ein wichtiges Element der Personalentwicklung. Es fördert
eine Unternehmenskultur, die auf gegenseitigem Respekt beruht, wenn sich Mitarbeiter bei der Gestaltung der gesundheitlichen Rahmenbedingungen einbezogen
und ernst genommen fühlen. Als Teil einer
von Wertschätzung getragenen Führungskultur bietet es das berufliche Fundament
für eine Servicekultur, die dem Kunden
zugewandt ist.
Welchen Anteil hat Gesundheitsmanagement am Unternehmenserfolg?
Nowas | Auf der Basis von Mitarbeitergesundheit und -motivation trägt die gesundheitsförderliche Personalentwicklung zur
Kundenzufriedenheit bei und ist somit Teil
der Wertschöpfung. Denn um eine vertrauensvolle Beziehung zum Kunden aufzubauen, muss der Mitarbeiter schnell und
flexibel in Kontakt gehen und dem Kunden
vor allem wertschätzend gegenübertreten.
Deshalb haben wir ein systematisches,
messbares und ganzheitliches Gesundheitsmanagement eingeführt. Es zielt
darauf ab, alle Personalprozesse so zu
gestalten, dass die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei allen Maßnahmen mit im Fokus steht.
Unternehmen | 13
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel auf dem diesjährigen Girls‘Day am Stand der TK.
Telemedizin liegt der
Kanzlerin am Herzen
„#wireinander“ – berührende Geschichten
von Versicherten
Die Digitalisierung in Deutschland voranbringen –
dazu haben sich eine Reihe großer Unternehmen in der Initiative D21 zusammengeschlossen. Ihr Ziel: die Digitalisierung in Deutschland
zu fördern, die Technik voranzubringen, Hürden
abzubauen und den möglichen Nutzen von elektronischen Neuerungen herauszustellen.
Über neun Millionen Menschen bilden die Versichertengemeinschaft der TK. Die Werte und die Haltung
dieser Gemeinschaft über die sozialen Netzwerke
auch anderen jungen Menschen näherzubringen, ist
das Ziel der Imagekampagne „Mein Weg“, in deren
Verlauf viele junge Menschen ihre eigenen Geschichten öffentlich machten.
Schon seit mehr als zehn Jahren beteiligt sich
die TK aktiv an dieser Hightech-Initiative und
zeigt, welche Neuerungen sie im Gesundheitssektor vorantreibt. Einmal im Jahr ergibt sich die
Gelegenheit, der Kanzlerin persönlich die Neuerungen vorzustellen. Das übernahmen die Teilnehmerinnen des Mädchen-Zukunftstages
„Girls‘Day“ und erklärten Bundeskanzlerin Dr.
Angela Merkel, wie kinderleicht Medizintechnik
funktioniert und welche Neuerungen in der Telemedizin es bei der TK derzeit gibt – ein Thema,
das der Kanzlerin am Herzen liegt.
Depressionen, Mobbing oder Tod eines Angehörigen: „Es ist ein guter Zeitpunkt, um bei der Aktion
mitzumachen ... Ich rede über Krankheit, Trauer
und Verlust, weil ich das selber erlebt habe, denn
ich will ja Mut machen“, sagt die Youtuberin „Prinzessin Leia“ in ihrer Videobotschaft. Sie berichtet
von ihrem Verlust, teilt ihre Geschichte mit der
Gemeinschaft und will damit anderen in der gleichen Situation helfen.
Compliance – ein Kodex für
korrektes Verhalten
Die Beitragsgelder der Versicherten für den
höchstmöglichen Nutzen ausgeben, für den Kunden
nach den besten Lösungen suchen und jeglicher
Art von Diskriminierung entschieden entgegen
treten – dafür steht die TK als Unternehmen und
auch jeder einzelne der 13.000 Mitarbeiter. TKler
verhalten sich ehrlich und fair, gehen respektvoll
und korrekt mit Kunden und Dienstleistern um
und achten auf einen ökonomischen Einsatz der
ihnen anvertrauten Mittel.
Um der Mitarbeiterschaft, Einsteigern und Bewerbern eine Orientierungshilfe zu geben, was von
ihnen erwartet wird, hat die TK diese Ansprüche
im neuen Compliance-Verhaltenskodex zusammengefasst. Er legt einfache und klare Regeln als
Verhaltensrahmen für die tägliche Arbeit fest.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TK sind
engagiert, ökonomisch, verschwiegen, korrekt,
ehrlich und respektvoll – diese Ansprüche bilden
jeweils den Oberbegriff für die kurzen VerhaltensKapitel einer Broschüre, die jeder Mitarbeiter auf
seinem Schreibtisch und im Computer hat. Sie
gelten für alle gleichermaßen – vom Auszubildenden bis zum Vorstand.
14 | Unternehmen
Den Anstoß dazu hatten vier TK-Versicherte gegeben, die ihre Geschichten in verschiedenen Werbespots im Fernsehen, Kino und im Internet selbst
erzählen. Unter dem Motto „#wireinander – den
eigenen Weg gemeinsam gehen“ zeigen die Spots,
wie Menschen große persönliche Herausforderungen meistern können. Mit all ihren Höhen, aber
einem ebenso ungeschönten Blick auf die Tiefen.
Einer von ihnen ist Robert Kronekker: Der Basketballprofi bekam eines Winters die Diagnose Krebs im
fortgeschrittenen Stadium. Im Zuge seiner Therapie
fragte er sich, wie er seine Ernährung gesünder
gestalten kann, und kam darauf, Müsliriegel selbst zu
machen. Heute ist Robert kein Basketballprofi mehr,
sondern Müsliriegel-Produzent und macht anderen
Menschen mit seiner Geschichte Mut: „Gesunde
Ernährung, ein guter Fitnesszustand und eine positive Einstellung haben Einfluss auf den TherapieErfolg“, sagt der 31-Jährige, der seine Krebserkrankung gemeistert hat, heute.
Eine andere – seine – Geschichte erzählt Florian
Mundt, im Internet besser als „LeFloid“ bekannt.
Früher wollte er Chirurg werden. Dann hatte er
einen Fahrradunfall, der ihm einen Strich durch die
Rechnung machte. Heute ist er Youtuber und
erzählt davon sowohl in einem ausführlichen Video
auf seinem eigenen Kanal als auch im Clip der TK.
Weitere Videoblogger wie „Unge“, „Julien Bam“
und „Dner“ schlossen sich der Kampagne an und
gaben ebenfalls einenEinblick in ihre persönliche
Geschichte. Allen ist eines gemein: Sie leben
selbstbestimmt und versuchen, ihre Träume zu verwirklichen – doch manchmal kommt alles anders
und die Vorstellungen von der eigenen Zukunft stehen infrage. Dann ist es gut, wenn eine starke
Community hinter einem steht – sei es die Gemeinschaft mit Menschen in einer ähnlichen Situation
oder die TK, die im Fall der Fälle die passenden
Angebote bereithält.
Unternehmen | 15

„Patientensicherheit ist
vor allem eine Frage der
Qualität.“
Thomas Ballast, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands
16 | Versorgung
Versorgung | 17
auch andere Netzwerke unter Vertrag.
Wir glauben, dass dies eine Organisationsform ist, die einerseits dem Trend
der Spezialisierung vorbeugt und mit
der sich andererseits komplexer werdende Behandlungsprobleme besser
lösen lassen.
Über 70 Prozent der Menschen
wollen in Gesundheitsfragen mitentscheiden. Sie wollen für Ihre Versicherten Angebote vorhalten, bei
denen die Versicherten auch selber
Kompetenz entwickeln können. Wie
sieht das in der Praxis aus?
Ballast | Wir möchten das Selbstmanagement der Patienten stärken. Aus
diesem Grund haben wir sehr viele
Informationsangebote, mit denen wir
medizinisches Wissen und Wissen
über die Versorgung möglichst einfach
und verständlich vermitteln. Das reicht
von Broschüren über umfassende
Angebote auf unserer Website bis hin
zu Kursen, die wir für und mit Patienten
durchführen. Diese Veranstaltungen
laufen unter der Überschrift „Kompetent als Patient“. Dort kann man lernen,
was die Rechte und die Pflichten im
Gesundheitssystem sind und wie der
aktuelle Stand der Medizin aussieht.
Dies hilft Patienten, gemeinsam mit
dem Arzt Entscheidungen zu treffen
und nicht einfach nur als Objekt im
Versorgungssystem zu verharren.
„Die Digitalisierung wird
den Versorgungsalltag
dramatisch verändern.“
Ina Böttcher | Herr Ballast, die TK ist
die größte Kasse und wächst weiter.
Die Kosten für das Gesundheitssystem
allerdings auch – jedes Jahr um etwa
fünf Prozent. Wie versuchen Sie, trotz
dieser steigenden Kosten die Qualität
in der Versorgung beizubehalten?
Ballast | Es ist wichtig, dass wir immer
wieder prüfen und neu entscheiden,
an welcher Stelle wir Geld ausgeben. Unsere Kunden müssen darauf
vertrauen können, dass sie eine gute
und qualitativ hochwertige Versorgung
erhalten. Deshalb müssen wir sorgsam
mit den begrenzten Mitteln umge-
18 | Versorgung
hen. Das heißt aber auch: Dort, wo
Patienten überflüssige oder zum Teil
medizinisch fragwürdige Leistungen
angeboten bekommen, auch einmal
Nein zu sagen. Hier die richtige Balance
zu finden, ist nicht einfach, aber genau
die Herausforderung, der wir uns als
Interessenvertreter unserer Versicherten gerne stellen.
In vielen Bereichen geht die TK neue
und innovative Wege – zum Beispiel
beim Praxisnetzwerk MecklenburgVorpommern. Hier geht es um eine
bessere Versorgung, Sie haben aber
auch viele innovative Therapie- und
Diagnoseverfahren. Wie schwierig
ist es, dies auf den Weg zu bringen?
Ballast | Die TK steht wie kaum eine
zweite Kasse für Innovationen im
Gesundheitswesen. Das erfordert natürlich auch manches Mal Mut. Deshalb
findet man nicht immer sofort einen
Partner, der bereit ist, gemeinsam neue
Wege zu beschreiten. Aber das hindert
uns nicht daran, neue Produkte auf
den Weg zu bringen. Wir sind insofern
immer auf der Suche nach der besten
Lösung und entwickeln ständig etwas
Neues. Neben dem Praxisnetzwerk
Mecklenburg-Vorpommern haben wir
Die Patientensicherheit ist für Sie
auch ein zentrales Thema. Die Qualität der Versorgung soll im Mittelpunkt aller Maßnahmen stehen mit
dem Ziel, die Patientensicherheit
noch zu verbessern. Welchen Herausforderungen sehen Sie sich da in
der Zukunft gegenüber?
Ballast | Die Gesundheitsversorgung
wird immer komplexer. Für den Patienten wird es daher immer schwieriger
und unübersichtlicher, sich in diesem
System zurechtzufinden. Unter Patientensicherheit verstehen wir daher auch,
die Versicherten durch Informationsangebote und andere Unterstützung in die
Lage zu versetzen, souverän aufzutreten. Auf der anderen Seite geht es bei
dem Thema um die Frage, inwieweit in
der Medizin ausreichend Vorkehrungen
getroffen werden, um die Sicherheit für
die Patienten zu gewährleisten. Dies
diskutieren wir mit Ärzten, Krankenhäusern sowie unseren Vertragspartnern
und unterstützen Aktivitäten, die die
Patientensicherheit erhöhen. Es ist in
jedem Fall besser, hier vorbeugend zu
agieren, als sich im Nachhinein zum
Beispiel mit den Folgen von Krankenhausinfektionen oder Behandlungsfehlern auseinandersetzen zu müssen.
An welcher Stelle im System sehen
Sie weiteres Potenzial, um die Qualität der Versorgung zu verbessern?
Ballast | Die Art und Weise, wie die
niedergelassenen Ärzte heute vergütet werden, ist aus unserer Sicht
nur bedingt zukunftstauglich. Immer
kompliziertere Vergütungsmodelle und
Honorarverteilungsregeln frustrieren
die Mediziner. Deshalb hat die TK ein
Gutachten in Auftrag gegeben, das eine
Einzelleistungsvergütung vorsieht. Die
Ärzte sollen wissen, welchen Preis sie
für eine Leistung bekommen. Das trägt
zur Transparenz und Planbarkeit bei, vor
allem aber zur Zufriedenheit bei den
Ärzten. Und wer motiviert ist, bringt
bessere Leistungen. Davon profitieren
dann auch die Patienten.
Ein großes Thema ist auch für Sie
die Digitalisierung. Welches Umdenken erfordert dies für die TK?
Ballast | Als Krankenkasse stehen
uns heute bereits sehr viele Daten zur
Verfügung – im Wesentlichen Abrechnungsdaten, aber auch Daten aus Erhebungen, die wir durchführen. Diesen
Schatz möchten wir gerne nutzen, um
daraus Produkte, Angebote und unterstützende Maßnahmen für unsere Kunden zu entwickeln. Wir sehen dies als
große Chance, um noch gezielter auf
die Wünsche und Bedürfnisse unserer
Versicherten eingehen zu können.
Aber natürlich wird die Digitalisierung
der Medizin ganz allgemein ein großes
Zukunftsthema in den nächsten Jahren
sein. Es wird nicht nur die Behandlungsmöglichkeiten erweitern, sondern
auch die Kommunikationsmöglichkeiten
zwischen Arzt und Patient verändern.
Beide – also Arzt und Patient – müssen
nicht mehr in jedem Fall am gleichen
Ort sein, sondern können sich auch
über Datenleitungen oder Video miteinander unterhalten, um therapeutische
und diagnostische Maßnahmen durchzuführen. Das wird die Versorgung
nachhaltig verändern.
unsere App bereits heruntergeladen
haben und sie auch tatsächlich nutzen.
Es verändert das Erleben des Erkrankten, wenn er nicht mehr irgendwelche
Tagebücher oder Zettel ausfüllen muss,
sondern alles komfortabel in dieser App
managen kann – und das sogar kombiniert mit aktuellen Behandlungstipps.
Sie manövrieren den Versicherten
durch ein Gesundheitssystem, das
sich stetig verändert. Wo liegt da für
Sie persönlich die Herausforderung?
Ballast | Da komme ich gerne auf Ihre
Einstiegsfrage zurück: Ich persönlich
finde es spannend, dafür zu sorgen,
dass die Mittel, die die Solidargemeinschaft aufbringt, an der richtigen Stelle
eingesetzt werden. Deshalb möchte
ich meinen Beitrag dazu leisten, dass
tatsächlich diejenigen von guten Versorgungsangeboten profitieren, die sie
wirklich benötigen.
Thomas Ballast ist stellvertretender Vorsitzender des Vorstands.
Er ist bei der TK für die Unternehmensbereiche ambulante
und stationäre Versorgung,
Informationstechnologie und
Interne Dienste sowie für den
Stabsbereich Gesundheitswissenschaften, die Stabsstelle Strategisches Versorgungsmanagement
sowie für die Referate Vergabestelle und Datenschutz verantwortlich. Er gehört dem Vorstand
seit dem 1. Juli 2012 an.
Der Diplom-Volkswirt (Jahrgang
1962) war vorher Vorstandsvorsitzender des Ersatzkassenverbands vdek. Zuvor war er in
verschiedenen verantwortlichen
Positionen in der gesetzlichen
Krankenversicherung tätig.
Es gibt eine sehr innovative App, die
Sie speziell für Diabetiker entwickelt haben. Wie lange tüfteln Sie
an solch einer Innovation?
Ballast | Für solche Produkte wie das
Online-Diabetes-Tagebuch muss man
schon ein bis zwei Jahre einplanen – von
der Idee über das Programmieren, das
Testen bis zur Marktreife. Alles muss
sicher sein und den aktuellen medizinischen Erkenntnissen entsprechen.
Aber wir stellen fest: Die Nachfrage ist
in jedem Fall da, denn wir erleben, dass
dieses Angebot stark genutzt wird. Wir
haben viele Tausend Nutzer, die sich
Versorgung | 19
Die Therapie kommt
aus dem Internet
Das „Internet der Dinge“ erobert nicht nur die privaten Haushalte,
sondern auch das deutsche Gesundheitswesen. Online-Angebote
erleichtern vor allem chronisch Kranken den Umgang mit ihrer
Krankheit und bieten immer mehr Möglichkeiten, Patienten zu
coachen und sogar zu therapieren.
Stechen, piepsen, aufschreiben – bis zu acht Mal
müssen viele Diabetiker ihren Blutzucker Tag für
Tag messen. Und wer auf Insulin angewiesen ist,
legt seinem Arzt sein Tagebuch vor. Seit Jahrzehnten geht das so – ein Fortschritt war lange
Zeit nicht in Sicht. Nun markiert ausgerechnet ein
unscheinbares Blutzuckermessgerät den Wandel
zu einer digitalen Zukunft: Denn zum ersten Mal
in der Regelversorgung des deutschen Gesundheitswesens kommuniziert ein Messgerät via
Bluetooth mit einem Smartphone und darüber
nisch Kranken der Nutzen neuer Anwendungen
im Vordergrund. Und so bahnt die beinahe revolutionäre App mit dem schlichten Namen „DiabetesTagebuch“ den Weg für neue Versorgungsangebote.
So liegt es in Zeiten des Smartphones auch für
andere chronische Erkrankungen auf der Hand,
diejenigen Einflussfaktoren anzuzeigen und auszuwerten, die die jeweiligen Symptome entweder begünstigen oder lindern. Besonders bei Zivilisationskrankheiten liegt dies nahe – wenn es
„300.000 Diabetiker stehen
allein bei der TK im Fokus
einer zukunftsweisenden
Versorgung.“
Klaus Rupp, Leiter des TK-Versorgungsmanagements
um ausreichende Bewegung geht, aber auch um
Ernährungsgewohnheiten oder die psychische
Belastung durch täglichen Stress.
Mit dem Blutzuckermessgerät den Kurs der Krankheit bestimmen – das ist für Bastian Hauck
an Land und auf dem Wasser alltäglich.
hinaus via App weiter mit einem Coaching-Angebot einer Krankenkasse. Die Idee: Routinedaten
aus dem Patientenalltag für eine bessere individuelle Versorgung nutzbar zu machen.
„Der Anfang ist gemacht“, freut sich Klaus Rupp,
der das Versorgungsmanagement bei der TK leitet. Denn nach langen öffentlichen Diskussionen
um Risiken und die strengen Anforderungen an
den Datenschutz steht in Zeiten des „Selftrackings“ und der „Wearables“ vor allem bei chro-
20 | Versorgung
Aus diesem Grund beobachten die Versorgungsexperten der TK dauernd den Markt der neu entwickelten Medizingeräte und der GesundheitsApps. Sie prüfen, ob neue Angebote das Portfolio
der TK sinnvoll ergänzen können, oder entwickeln
eigene Apps. Gut ein Jahr dauert es dann von der
ersten Idee bis zur Marktreife, wenn eine App
sich als geeignet herausstellt. Nach der Programmierung folgen Tests unter Labor- und schließlich
unter Praxisbedingungen. Einer der Tester: Weltumsegler Bastian Hauck. Der 36-Jährige ist seit
seinem 20. Lebensjahr Typ1-Diabetiker und hat
seinen Blutzucker zwischen Neuseeland und
Schleswig via Kap Hoorn unter widrigsten Bedingungen bestimmen müssen: „Im Praxistest mit
echten Patienten zeigen sich die Schwachstellen“, weiß Hauck, der als Patient schon unterschiedlichste Anwendungen auf Herz und Nieren
geprüft hat. Und so gab es auch bei der TK-Diabetes-App letzte Fehler, die nach dem Test unter
„Diabetes ist kein Grund, nicht die Welt zu entdecken“ ist das Motto von Bastian Hauck, der mit seinem Folkeboot „Tadorna“ Tausende von Meilen allein segelte.
Echtbedingungen korrigiert werden mussten.
Routine in der App-Welt – „Bug-Fix“ nennen das
die Programmierer.
„Husteblume“ – auch die Pollen gehen online
Und so entstehen in der TK laufend neue Apps,
die den Alltag mit der Krankheit erleichtern sollen.
Die neueste richtet sich an Allergiker, die mit den
sich dauernd verändernden Pollenbelastungen
klarkommen müssen. Für sie bietet die TK jetzt
eine neue App, die nicht nur den täglichen Pollenflug anzeigt, sondern sich individuell auf die
Belange der Patienten einstellen lässt und die
Schwere der Symptome im Verlauf dokumentiert. Zusammen mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst entstand so die App
„Husteblume“ – ein neuer Service, der jetzt überall in Deutschland mobil erreichbar ist.
Als Gesundheitshelfer sind geeignete Apps längst
dabei, zum ständigen Begleiter der Patienten zu
werden. Dass ihr Potenzial dabei längst noch nicht
ausgeschöpft ist, zeigen die Anwendungen, die
entweder direkt oder drahtlos mit einem Medizingerät verbunden sind. So ist das Tele-Monitoring
von von Herz-Kreislauf-Patienten oder von COPDPatienten und Asthmatikern längst möglich, indem
der Blutdruck oder der Sauerstoffgehalt im Blut
bestimmt und anschließend über eine telemedizinische Verbindung übertragen werden. Bereits etablierte telemedizinische Projekte der TK stehen kurz
davor, die Hürde zur mobilen Welt zu nehmen,
andere haben sie bereits genommen.
So verblüfft Tinnitracks – die Entwicklung eines
Hamburger Start-ups – damit, dass selbst Kopfhörer zum Medizingerät werden können und
Menschen mit einem Dauerton im Ohr ihre
Krankheit behandeln, indem sie ihre Lieblingsmusik hören. Projekte wie dieses zeigen: Der Therapeut muss dem Patienten längst nicht mehr
gegenübersitzen, wenn die Diagnose einmal
gestellt ist. Und in der Therapie sind Wege möglich, die bisher als unvorstellbar galten.
Telemedizin wird so den Arztbesuch in absehbarer Zukunft nicht vollständig ersetzen, kann
aber in nahezu allen Bereichen eine gute Unterstützung sein. Sie eignet sich überall dort besonders gut, wo Distanzen zu überwinden sind –
seien sie räumlicher, physischer oder psychischer
Natur. Gerade in ländlichen Gebieten lassen sich
damit Patienten besser überwachen beziehungsweise begleiten und regelmäßiger betreuen, als
wenn sie sich jedes Mal auf den Weg zum Arzt
machen müssten. Und auch die fachärztliche Versorgung kann davon profitieren – sei es zum Beispiel bei der Diagnostik von Hautproblemen via
Smartphone oder bei Zweitmeinungsverfahren.
400.000
Menschen nutzten
2014 einen OnlineCoach der TK.
Noch vor wenigen Jahren lagen die Themen Diagnostik und Therapie – ohne den Patienten persönlich zu sehen – noch im Bereich der Utopie. Heute etablieren sie sich im Alltag – sei es bei der
Therapie von jugendlichen Stotterern via Internet
oder bei der Therapie von leichten Depressionen
über den Bildschirm.
Versorgung | 21
Arzttermine online buchen
Inzwischen ist auch eine andere Utopie dabei,
sich im Alltag zu etablieren. „Wir möchten, dass
unsere Versicherten einen Arzttermin mit dem
Smartphone so einfach buchen können wie ein
Hotelzimmer“, sagte Klaus Rupp zu Beginn des
Projekts „Arzttermine Online“. Zwei Jahre später
ist die App nicht nur produktiv, sondern täglich
werden es mehr Ärzte, die ihre Termine dafür
online zu Verfügung stellen. Die Erkenntnis setzt
sich allgemein durch: Die Zeit ist nicht nur in der
Arztpraxis knapp, sondern auch beim Patienten.
Und wenn die Terminvergabe einfacher wird,
spart das für alle Zeit und sorgt sogar kurzfristig
für Ersatz, wenn ein Termin einmal abgesagt werden muss.
Patienten übernehmen mehr Verantwortung
So wird dieser Wandel im technischen Miteinander begleitet vom Wandel des Verhältnisses zwischen Arzt und Patient. Längst bestimmen nicht
„In der Tele-Therapie sind
Wege möglich, die bisher
als unvorstellbar galten.“
mehr „Halbgötter in Weiß“ über das Schicksal
des Patienten, sondern ein gemeinschaftliches
Entscheiden über eine geeignete Therapie setzt
sich durch. Der Arzt weiß, dass nur ein informierter Patient sich zuverlässig an die vereinbarten Therapieschritte hält, und der Patient fühlt
sich einbezogen und ernster genommen. Die TK
unterstützt diesen Dialog mit einer Reihe von
Maßnahmen: Seminare mit dem Titel „Kompetent als Patient“ versetzen die Versicherten in die
Lage, mehr über ihre Krankheit und das Gesundheitswesen zu erfahren, und Patienteninformationen in gedruckter Form oder auf der Website
der TK unterstützen den Arzt bei seiner Aufklärungsarbeit.
TK-Kopfschmerz-Coach setzt auf
Eigenverantwortung
Einer von ihnen ist Prof. Dr. Hartmut Göbel, der
sich in Kiel auf die Schmerztherapie spezialisiert
und eine entsprechende Klinik aufgebaut hat.
Gemeinsam mit der TK hat er jetzt ein Beratungsprogramm für Migräne-Patienten entwickelt, das
stark auf der Eigenbeobachtung und Selbsterkenntnis der Patienten aufbaut. Sein Ziel: Wer es
vermag, die Vorzeichen zu erkennen und sein Verhalten entsprechend zu steuern, kann seine nächste
Migräne-Attacke damit lindern oder ganz verhindern. Der Arzt wird hier zum Berater und Coach
und trennt sich ein Stück weit von seiner Rolle als
reiner Verordner von Arzneimitteln oder Überweisungen. Und der Patient lernt, dass er die Verantwortung für seine eigene Gesundheit selbst übernehmen muss und diese nicht beim Arzt abgeben
kann.
Der Kopfschmerz-Coach ist als vollkommen
neues Angebot inzwischen bundesweit online
verfügbar und gilt mit seinen hochwertigen Informationen, seinen Informationsvideos und mit seinen wissenschaftlich geprüften Inhalten als qualifizierte Patientenberatung. Deshalb muss die
Teilnahme auch von einem anderen Arzt verschrieben werden – allerdings nicht per Rezept,
sondern mit einem Freischaltcode, ebenfalls ein
Novum im deutschen Gesundheitswesen.
Sport als Therapie – Power statt Pillen
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Prof. Dr. Martin
Halle aus München. Der Sportmediziner weiß,
dass der Mensch eben nicht zum Sitzen gemacht
ist und jeden Tag wenigstens eine kurze Beanspruchung bis zur Belastungsgrenze braucht.
„Bereits acht Minuten Bewegung täglich unter
einer gewissen Last verlängern das Leben und
helfen schwer kranken Patienten wie Diabetikern
wie ein Medikament“, sagt der Sportmediziner
und verordnet seit einigen Jahren seinen Patienten „Sport als Therapie“. Die Ergebnisse seiner
begleitenden Studie sprechen für sich: Mit
„Power statt Pillen“ verändern sich lebensrelevante Parameter erheblich, und insulinpflichtige
Diabetiker konnten ihren Insulinbedarf zum Teil
drastisch reduzieren.
Klaus Rupp, Leiter des TK-Versorgungsmanagements
22 | Versorgung
Eine von ihnen ist Marianne Deubzer aus München. Sie freut sich, dass sie durch die Bewegungs-Therapie deutlich an Gewicht verloren hat
Prof. Dr. Martin Halle verordnete der Diabetikerin Marianne Deubzer aus München „Sport als Therapie“ – mit gutem
Erfolg: Sie konnte ihren Insulinbedarf deutlich senken.
und ihren Insulinbedarf senken konnte. Und auch
nach einem halben Jahr „Sport als Therapie“ ist
die 58-Jährige dabeigeblieben und bewegt sich
jetzt regelmäßig allein oder mit ihrer Laufgruppe.
Das Beispiel zeigt: Bei all diesen Angeboten steht
nicht eine kurzfristige Therapie im Vordergrund,
sondern eine langfristige Veränderung des persönlichen Verhaltens. Deshalb bietet die TK
begleitend zur Therapie entsprechende Gesundheits-Coaches im Internet an, die von den Versicherten gut angenommen werden: 400.000 Patienten nutzten allein 2014 einen Online-Coach – so
viele wie in 2.000 Präventionskursen Platz fänden.
Daher bieten die onlinegestützten Versorgungsangebote für alle Beteiligten einen hohen Nutzen:
Teilnehmende Patienten übernehmen mehr Verantwortung für sich selbst, verbessern ihren
Gesundheitszustand und verringern das Risiko,
dass sich ihre Erkrankung manifestiert oder soweit
verschlimmert, dass ein Krankenhausaufenthalt
unausweichlich wird. Ärzte können ihre Patienten
qualifizierter beraten, anstatt ihnen nur gut zureden zu müssen, und die Solidargemeinschaft der
Beitragszahler spart Geld, das an anderer Stelle für
die Versorgung besser ausgegeben werden kann.
Sport als
Therapie
Sauerstoffaufnahme
um
Mit Sport als Therapie steigt die Sauerstoffaufnahme und damit die körperliche Belastbarkeit chronisch Kranker
bereits nach sechs Monaten deutlich an.
11 %
innerhalb von sechs
Monaten gesteigert.
23
Max. Sauerstoffaufnahme
VO2peak, ml/kg/min
Der Vorteil: Die Patienten müssen vor allem in
ländlichen Gebieten nicht mehr lange Wege in
Kauf nehmen, finden schneller einen Therapieplatz und müssen sich, wie im Falle der Stotterer,
nicht mehr überwinden, den Therapeuten aufzusuchen. Der wartet bereits im Jugendzimmer.
Allerdings: Eine erste persönliche Untersuchung
stellt dabei nach wie vor sicher, dass Arzt und
Patient sich kennenlernen – ein Tribut an das
Fernbehandlungsverbot, das langsam in die Jahre
kommt.
21
19
17
15
Vorher Nach 6 Monaten
Quelle: Evaluation des Angebots „Sport als Therapie“
der TU München, Prof. Dr. Martin Halle
Krankenhausaufenthalte vermeiden
Denn im Durchschnitt schlägt ein einziger Krankenhausaufenthalt mit etwa 4.000 Euro zu Buche.
Und oft geht der Einweisung eine Verschlimmerung
der Krankheit voraus, die der Patient durch aktives
Zutun hätte vermeiden können. So helfen die Telefon-Coaches der TK schwer kranken Patienten
dabei, in Bewegung zu bleiben und ihre persön-
lich gesteckten Ziele zu erreichen. Dabei muss es
nicht gleich die Teilnahme an einem Marathon
sein wie im Diabetes-Programm-Deutschland.
Manche Patienten freuen sich darüber, dass sie
es mit TK-Unterstützung vermögen, aus eigener
Kraft wieder in die erste Etage ihres Reihenhauses zu kommen.
Versorgung | 23
Stottern: zur Therapie ins Jugendzimmer
Gerade für junge Menschen ist Stottern mehr als nur
lästig. Sie leiden unter der sprachlichen Beeinträchtigung, scheuen die Öffentlichkeit und den Gang zum
Therapeuten. Für sie ist die Kasseler Online-Stottertherapie eine gute Alternative: Wer mindestens 13
Jahre alt ist, kann sich dabei ab sofort in einem virtuellen Therapieraum mit seinem Therapeuten zu Einzel- und Gruppensitzungen treffen. Die Erfahrungen
zeigen: In zwölf Monaten hilft die Teletherapie Stotternden, flüssiger sprechen zu lernen.
Am Anfang steht die Teilnahme an einem Diagnostikund Informationstag in Kassel, damit sich die Thera-
peuten einen persönlichen Eindruck von ihrem
Online-Schützling machen können. Dann folgt eine
reine Online-Therapie, die auf dem Prinzip des „Fluency Shaping“ basiert – das Ziel ist dabei, eine veränderte, weichere Sprechweise zu erlernen.
Zu Beginn trainieren die Teilnehmer täglich drei bis
sechs Stunden. Später reduziert sich der Zeitaufwand
für die Gruppensitzungen auf ein bis drei Stunden pro
Woche. Eine Lernsoftware unterstützt beim Üben
außerhalb der Sitzungen. Der Einsatz lohnt sich, denn
die meisten Teilnehmer können am Ende der Teletherapie sicherer und flüssiger sprechen.
Mit dem Coach die Kopfschmerzen
verstehen lernen
54
Millionen Menschen
in Deutschland leiden
regelmäßig an Kopfschmerzen.
Wenn der Schmerz kommt, folgt der Griff zur
Tablette oft schnell. Zwei von drei Erwachsenen
kennen das: Sie leiden zeitweilig unter Spannungskopfschmerzen oder Migräne und wissen
sich nicht anders zu helfen.
Doch den richtigen Umgang mit Kopfschmerzen
kann man lernen und so auch selbst aktiv etwas
dagegen tun. Denn neben der medikamentösen
Therapie sind es vor allem die richtigen präventiven Maßnahmen und die individuelle Strategie
zur Schmerzbewältigung, mit der sich die eigene
Lebensqualität verbessern lässt.
Wie das geht, lernen die Teilnehmer in einer OnlinePatientenschulung, die der Kieler Schmerztherapeut
Prof. Dr. Hartmut Göbel entwickelt hat: Zwei Monate
lang klicken sich die Patienten Woche für Woche
durch eine neue Lektion. Hier bekommen sie vielfältige Anregungen, um ihre individuelle Strategie zur
Vorbeugung und Bewältigung ihrer Kopfschmerzen
zu erarbeiten. Ein weiterer Baustein ist das interaktive Kopfschmerz-Tagebuch, in dem Patienten
ihre Schmerzen regelmäßig dokumentieren – eine
wichtige Voraussetzung, die eigenen Kopfschmerzen besser zu verstehen und die Wirksamkeit der
Behandlung zu überprüfen.
Therapeut am Ohr: mit Lieblingsmusik
gegen den Tinnitus
Manchmal sind große Lösungen ganz klein. Und
Medizin muss nicht bitter schmecken, um zu helfen. Ein Beispiel dafür ist Tinnitracks, die Erfindung eines Hamburger Start-up-Unternehmens.
Die Idee: Das störende Geräusch eines Tinnitus
zu lindern, indem man seine Lieblingsmusik hört.
Möglich macht dies eine App, die aus der eigenen Musik den störenden Ton herausfiltert und
sie so für die Therapie aufbereitet. Hat der Arzt
einmal die Frequenz bestätigt und festgestellt,
dass es sich um einen subjektiven (also eingebildeten) Ton handelt, ist die Behandlung verblüffend einfach: Ein bis zwei Stunden pro Tag mit
dem MP3-Player oder dem Smartphone Musik
hören genügt.
In klinischen Studien konnte Tinnitracks bereits
seine Wirksamkeit bei Patienten im Alter von 18
bis 60 Jahren und mit einer Tinnitus-Frequenz
unter 8.000 Hertz beweisen.
Die Ergnisse sind eine gute Basis für die TK, um eine
Erprobung in der Praxis in Erwägung zu ziehen. Denn
die neuen teletherapeutischen Innovationen wie Tinnitracks bieten der TK neue digitale Möglichkeiten zur
Versorgung als Alternative zu konventionellen Therapien.
Pollenvorhersage aus der App
Mit der neuen Smartphone-App „Husteblume“ können Allergiker erstmals ihre persönliche Pollenbelastung vorhersehen und sich Tipps zur medikamentösen Behandlung geben lassen. Das neue
Programm zeigt nicht nur die Pollenanzahl in der Luft
an, sondern errechnet mit einem aufwändigen Verfahren auch, wie stark der eigene Körper darauf reagiert und wann beispielsweise der beste Zeitpunkt
für eine frühzeitige Einnahme von Medikamenten ist.
Seine Patienten zeigen Prof. Dr. Hartmut Göbel an einer Skulptur, wo ihr Schmerz sitzt. Mit dem von ihm entwickelten Online-Kopfschmerz-Coach können sie
den Ursachen für ihren Schmerz jetzt auch selbst auf den Grund gehen.
24 | Versorgung
Damit es mit der individuellen Vorhersage klappt,
müssen Nutzer fünf Tage lang ihre Allergiesymptome und die von ihnen eingenommenen Medikamente in der App erfassen. Dann prognostiziert
das System aus den Angaben des Allergikers,
den per Internet zugelieferten Pollenflug-Informationen und anhand der Wetterdaten die zu erwartenden Symptome für drei Tage im Voraus.
Ärzte und Patienten können die
erfassten Symptome auch in
einem Tagebuch anzeigen. Dabei
vergleicht die App die persönlichen Beschwerden auch mit
der Dichte bestimmter Pollen in der Luft. Patienten
erhalten darüber hinaus
individuelle Behandlungshinweise, die den aktuellen
medizinischen Leitlinien entsprechen. Bei konkreten Fragen zur Therapie sollten sich
die Patienten natürlich weiterhin
an ihren Arzt wenden. Erhältlich
ist die kostenlose TK-Allergie-App
„Husteblume“ für Smartphones mit
iOS und Android-Betriebssystem.
Versorgung | 25

„Wir müssen wissen, was
der Kunde heute braucht
und morgen will!“
Frank Storsberg, Mitglied des Vorstands
26 | Service
Service | 27
Neuer Fokus 2015 ist auch die
Prävention bei der TK. Sie legen
sehr viel Wert auf das betriebliche
Gesundheitsmanagement – jetzt
vermehrt auch in mittelständischen
Unternehmen. Warum ist Ihnen dies
so wichtig?
„Auf allen
Kanälen für
den Kunden
ansprechbar
sein.“
Ina Böttcher | Herr Storsberg, laut
Focus-Money ist die TK die beste
Krankenkasse 2014. Auch in den
letzten Jahren hatte sie eine sehr
hohe Kundenzufriedenheit. Wie
lautet Ihre Erfolgsformel?
Storsberg | Die Erfolgsformel heißt eigentlich, den Kunden im Auge zu behalten, zu hinterfragen: Ist das, was wir tun,
für den Kunden auch wirklich nutzbringend, stiftet das irgendeinen Sinn, hat
das irgendeinen Vorteil? Wenn Ihnen das
gelingt, bleiben Sie auf Servicehöhe.
Die TK hat auch rund 700.000 Firmenkunden – vom Handwerksbetrieb bis
zum großen internationalen Konzern.
Wie gehen Sie mit diesen unterschiedlichen Bedürfnissen um?
Storsberg | Beide müssen wir befragen.
Den Selbstständigen mit einem oder gar
keinem Angestellten genauso wie den
Großkonzern, der multinational tätig ist.
Natürlich sind das andere Ansprüche. Sie
müssen die Gespräche mit den Menschen führen und klar festhalten, wo deren Bedürfnisse sind. Dann die Produkte
darauf abstellen und die Leute wirklich
dort abholen, wo ihre Probleme sind.
28 | Service
Was ist dem Kunden wichtig? Ist es
die Versorgungsqualität, ist es der
Service? Ist es die Beratung oder
doch der Preis, sprich der Beitrag?
Storsberg | Wahrscheinlich ein Mix.
Ich glaube, dass in verschiedenen
Situationen mal der Preis, mal die
Versorgung und mal der Service der
wesentliche, ausschlaggebende Punkt
ist, der die Erlebniswelt Krankenkasse
ausmacht. Aber insgesamt sehen wir,
dass der Kunde ein klares, gesundes
Preis-Leistungs-Verhältnis haben will
bei einem sehr guten Service.
Seit 2015 gelten neue Regeln – wir
haben jetzt den Beitragssatz von
14,6 Prozent plus den Zusatzbeitrag.
Das Gesundheitssystem verteuert
sich trotzdem jedes Jahr. Welche
Herausforderungen bedeutet dies
für die Kundenbindung?
Storsberg | Dem Kunden nahezubringen, dass das Produkt Gesundheit
und Gesundheitskosten auch einer
Preissteigerung unterliegen, ist keine
dankbare Aufgabe, aber eine Aufgabe,
die uns der Gesetzgeber nahegelegt
hat und der wir uns stellen.
Storsberg | Ja, der Mittelstand war so
ein wenig unser Stiefkind, wir hatten
einen Fokus auf große Unternehmen,
die auch den Background haben, um
sich um betriebliche Gesundheitsförderung zu kümmern. Im Mittelstand
war das oftmals nicht möglich. Hier haben wir ganz gezielt Foren als Gesundheitszirkel eingerichtet. Wir führen
Mittelständler zusammen, schauen,
wo die gemeinsamen Interessenlagen
sind, und versuchen dann mit ihnen
gemeinsam Lösungen zu finden für
die gesundheitlichen Fragestellungen
in den jeweiligen Branchen und den
jeweiligen Regionen.
Eine aktuelle Fragestellung ist in
diesem Zusammenhang auch die
Digitalisierung, die immer weiter
voranschreitet. Sie sprechen dabei
von einem Multikanal-Ansatz. Inwieweit hat das die Kommunikation
zwischen der TK und ihren Versicherten verändert?
Storsberg | Es macht sie anspruchsvoller. Sie müssen auf allen Kanälen
präsent sein. Während Sie früher sehr
traditionell das Telefon und den Schriftverkehr als Hauptkanäle hatten, haben
Sie jetzt fünf oder sechs Kanäle, über
die der Kunde an Sie herantritt oder Sie
umgekehrt die Möglichkeit haben, an
den Kunden heranzutreten.
Sie bieten ja auch ganz neue Zugangsformen an, wie zum Beispiel
die „Familienversicherung online“.
Dabei handelt es sich um eine postfreie Kommunikation. Wie wird das
von den Kunden angenommen?
Storsberg | Der Kunde nimmt das sehr
gut an – das zeigen unsere ersten Erfahrungen. Er versucht schon seit langem,
aus dem schriftlichen Formularwesen
herauszukommen. Und wir bilden mit
dieser Möglichkeit einen Geschäftsprozess komplett digital ab. Der Kunde
freut sich über die Möglichkeit, auch
in dieser Form mit uns in Verbindung
zu treten. Wir haben eine sehr hohe
Teilnahme.
Ganz neu ist auch eine App, mit der
Sie Rechnungen aus dem Ausland
per Smartphone einreichen können. Wie wird dem Versicherten
denn so eine Möglichkeit publik
gemacht?
Storsberg | Das geschieht relativ
schnell. Die Welt, in der sich Apps bewegen, ist keine, die Sie in Schriftform
bewerben müssen. Wenn eine App gut
ist, setzt sie sich schnell durch und wird
entsprechend gelistet und dann von
den Leuten genutzt.
Herr Storsberg, Sie haben einmal
gesagt: Digitalisierung hat geklappt,
wenn der Kunde eine Erlebniswelt bei
der TK hat. Ist das auch Ihre Vision
für die nächsten Jahre?
Storsberg | Absolut. Ich glaube, „Krankenkasse“ ist nicht per se so attraktiv,
dass sich der Mensch permanent damit
beschäftigen will. Tut er es aber, muss
er eine positive Erlebniswelt spüren
und muss wissen, dass er gut aufgehoben ist. Und das ist unser Bestreben.
Frank Storsberg ist Mitglied des
Vorstands. Bei der TK ist er für die
Unternehmensbereiche Markt
und Kunde, Kundenservice,
Qualitäts- und Kundenbeziehungsmanagement sowie Mitgliedschaft und Beiträge verantwortlich. Weiterhin fallen in seinen
Verantwortungsbereich die
Themen „Gesundheitsmanagement“ und „Forderungen gegenüber Dritten“. Er gehört dem
Vorstand seit dem 1. Oktober
2011 an.
Der Krankenkassenfachwirt (Jahrgang 1965) war zuvor stellvertretender Vorstandsvorsitzender der
AOK PLUS. Er hat langjährige
Berufs- und Führungserfahrung
in der gesetzlichen Krankenversicherung. Nach unterschiedlichen Leitungsfunktionen – unter
anderem bei der AOK Hessen und
der AOK Thüringen – wurde er
im Jahr 2002 in den Vorstand
der AOK Thüringen berufen.
Hier wirkte er drei Jahre lang
als Alleinvorstand.
Die Gespräche mit allen Vorständen
führte die Journalistin Ina Böttcher.
Service | 29
Den Kunden in jeder Lebenslage den richtigen Service zu bieten,
ist eines der Erfolgsrezepte der Techniker Krankenkasse. Dabei
stehen die ständige und einfache Verfügbarkeit von Gesundheitsinformationen und -kursen, leicht bedienbare Online-Anwendungen
und auf die individuelle Situation zugeschnittene Beratungs-,
Coaching- und Unterstützungsangebote im Mittelpunkt.
Unkomplizierter Begleiter
für alle Gesundheitsfragen
Zweitmeinungsberatung
TK-Postfach
Rückruf-Service
Anträge und Bescheinigungen online
Gesundheitskurssuche
Auslandsservice
Arzneimittel-Datenbank
Diagnoseauskunft
Arzttermine online
Ärzteführer
Kunden-Chat
Arzthotline
Gesundheitscoach online
Erinnerungs-Service
30 | Service
Formulare so einfach wie möglich
Dies gilt in besonderer Weise für Angaben oder
Bescheinigungen vom Versicherten, ohne die es
nicht geht: Bei Fragen wie „Kann das Kind noch
beitragsfrei mitversichert werden?“, „Wie
bekomme ich meine Gesundheitskarte, wenn ich
zur TK wechsele?“ oder „Was muss ich tun, um
Pflegegeld für meine kranke Mutter zu erhalten?“
braucht die TK die jeweiligen Informationen, um
das Anliegen schnell klären zu können.
Dem gegenüber stehen Familien, die im Stress
sind. Neukunden, die es möglichst einfach haben
wollen, und Menschen, die in Sorge um ihre
Angehörigen sind und in dieser Situation am liebsten nicht mit Formalitäten behelligt werden wollen. Es diesen Menschen möglichst leicht zu
machen – das steht bei der TK im Mittelpunkt des
Strebens um den besten Service.
Karsten Brucker, Bereichsleiter Qualitäts- und Kundenbeziehungsmanagement
Auslandsreise, Impfschutz, Familienplanung –
gerade wenn junge Menschen an ihre Krankenkasse denken, wollen sie vor allem eins: schnelle
und unkomplizierte Hilfe, keine Formulare und all
das möglichst zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Krank zu sein oder zu werden – dieser Gedanke
liegt für die meisten zum Glück in weiter Ferne.
Und deshalb suchen sie meist den starken Partner an ihrer Seite. Einen, der nicht stört. Aber
immer dann bereitsteht, wenn man ihn gerade
braucht.
Das Tagesgeschäft einer Krankenkasse wie der
TK vereinigt beides – den Helfer in der Not und
den unkomplizierten Begleiter. Damit dies reibungslos funktioniert, sitzen in den Fach- und
Kundenzentren vor Ort und in der Hamburger TKZentrale Tag für Tag Kollegen zusammen und fragen sich: „Sind wir gut genug – was können wir
künftig besser machen?“
Helfer in der Not
Ganz anders geht es denjenigen, die zwar jung,
aber schwer krank sind: Sie suchen die beste
Therapie, das geeignetste Krankenhaus oder eben
das beste Hilfsmittel wie eine Insulinpumpe oder
eine muskelgesteuerte Prothese für die verlorene
rechte Hand, um über den nächsten Monat, das
nächste Jahr zu kommen. Um wieder gesund zu
werden oder mit der Krankheit besser zu leben.
Und um wieder ins Leben zurückzufinden.
Aus diesem Grund setzt die TK zum einen konsequent auf elektronische Lösungen, die möglichst
überall und so einfach zu bedienen sind wie
irgendwie möglich. Damit TK-Kunden, die andere
Sorgen haben, ihre Angelegenheiten schnell und
unkompliziert regeln können.
„Den Kunden mit exzellentem
Service verblüffen“
Karsten Brucker
Bereichsleiter Qualitäts- und
Kundenbeziehungsmanagement
Herr Brucker, was zeichnet den Service der TK aus?
Brucker | Ein starker, verlässlicher Partner zu sein – das ist es, was
unsere Kunden von uns erwarten. Dabei haben die meisten ja nur
selten Kontakt mit ihrer Krankenkasse – etwa wenn es um die
nächste Reise-Impfung oder den anstehenden Gesundheits-Check
geht. Wer dann zum Hörer greift oder eine Nachricht per E-Mail
schickt, soll ein positives Erlebnis mit seiner TK haben und nicht
nur zufrieden, sondern begeistert sein – das ist unser Ziel.
Wie machen Sie das?
Brucker | Oft sind es schon kleine Dinge, die verblüffen: ein
minutengenauer Rückruf, der Abschluss eines Gesprächs mit
dem Wunsch „Gute Besserung“ oder wenn jemand beim Arztbesuch seine Gesundheitskarte vergessen hat, dann genügt ein
Anruf bei der TK – und schon geht eine Bestätigung über die
bestehende Mitgliedschaft sofort und direkt an die Arztpraxis.
Und welche Angebote planen Sie für die Zukunft?
Brucker | Wir möchten, dass Kunden künftig mehr Transparenz
haben – also sehen können, welchen Stand ihr Anliegen bei uns
hat – etwa wenn es um einen Kurantrag geht. Zum anderen sollen Kunden mehr an der Entwicklung neuer Services teilhaben
und auch ihre Ideen einbringen können. Daran arbeiten wir.
Service | 31
Pries, die im schleswig-holsteinischen Nehmten
im TK-Ärztezentrum arbeitet: „Ich bin froh, dass
mich TK-Versicherte um Rat fragen und dass ich
ihnen bei ihren Problemen beistehen kann“, sagt
die Ärztin. Zusammen mit ihren 70 Kollegen gibt
sie Rat und qualifizierte Antworten und macht
sich auch ein eigenes Bild, wenn Versicherten
zum Beispiel von ihrem Arzt eine Operation empfohlen wurde. Oder sie überprüft auf Basis der
von den Patienten eingereichten Unterlagen, ob
ein geplanter Zahnersatz in Bezug auf den Aufwand und die veranschlagten Kosten schlüssig ist.
Auslandsservice hilft Urlaubern
Pries und ihre Kollegen kümmern sich auch um
Patienten, die im Ausland ein Problem haben, vermitteln einen Arzt, der Deutsch spricht, oder helfen bei der Suche nach einem geeigneten Krankenhaus. Denn in vielen Urlaubsregionen – von
den Kanarischen Inseln über die Iberische Halbinsel und die Balearen bis hin zu den alpenländischen Skiregionen oder Schweden – bietet die
TK inzwischen eine problemlose Behandlung
gegen Vorlage der Gesundheitskarte an: Der TKEuropaservice macht es möglich.
Ärztin Claudia Pries berät die Versicherten auch nachts bei gesundheitlichen Problemen am TK-Ärztetelefon.
Am Wochenende die Familie mitversichern
Gerade hat die TK ein vollkommen neuartiges
Online-Angebot aufgelegt, das die jährliche,
gesetzlich vorgeschriebene Familienabfrage mobiler und einfacher macht: Wer kann aus der Familie noch beitragsfrei mitversichert werden? Die
Auszubildende mit eigenem Einkommen, der Ehemann, der sich um die Kinder kümmert und
nebenbei Reiseführer schreibt, oder der Sohn, der
längst studiert und abends in der Kneipe jobbt? All
das musste bisher mit den jeweiligen Einkünften
in ein Formular eingetragen und per Brief verschickt werden. Jetzt geht das unkompliziert und
online – mit großem Erfolg: Fast jeder Zweite
bevorzugt die Online-Variante – und die meisten
kümmern sich darum am Sonnabend, wenn die
Familie zusammensitzt und ihre Angelegenheiten
schnell bespricht und unkompliziert auf dem
Tablet regelt.
Online geht schneller – auf beiden Seiten
Online – das geht einfach und schnell auf beiden
Seiten. Und so entstehen immer mehr Angebote,
die den Informationsfluss in beide Richtungen
vereinfachen. So können Versicherte heute per
Mausklick oder mit dem Smartphone ihren Arzt
bewerten oder einen Termin beim Facharzt verbindlich buchen, ein Krankenhaus unter Berücksichtigung der Erfahrungen anderer Patienten auswählen oder eine Arzneimitteldokumentation für
die letzten zwei Jahre anfordern. Oder mit einem
TK-Tool ihren Krankengeldanspruch berechnen.
Und ganz neu: Wer im Ausland Geld für die
Behandlung beim Arzt oder für Arzneimittel aus-
32 | Service
Ein Willkommen für Fachkräfte aus
dem Ausland
Einen Auslandsservice ganz anderer Art übernehmen die Vertriebsberater der TK. Sie stehen im
engen Kontakt mit Unternehmen, die auf spezialisierte Fachkräfte aus anderen Ländern angewiesen sind: Wenn diese Fachkräfte aus Indien, Spanien oder Südamerika nach Deutschland
kommen, hilft der so genannte Relocation-Service, um den Berufsstart hier in Deutschland so
leicht und angenehm wie möglich zu machen. So
rekrutiert allein das stark wachsende Hamburger
Start-up-Unternehmen Goodgame pro Jahr mehrere Hundert Mitarbeiter, die hierzulande für die
ganze Welt kostenlose Internet-Spiele konzipieren, programmieren und betreiben.
„Vor fünf Jahren hat das Unternehmen hier mit
20 Mitarbeitern angefangen – nun sind es schon
über 1.000“, erinnert sich Firmenkundenberater
Martin Wiemer aus Hamburg. Der 30-Jährige arbeitet unter anderem eng mit der Willkommensabteilung der Goodgame-Studios zusammen und sorgt
dafür, dass Einwanderer wie der Produktmanager
Bhanu Vikrant aus Indien reibungslos krankenversichert werden. Rund 100.000 Fachkräfte aus
dem Ausland haben die Vertriebsberater alleine
im Jahr 2014 auf diese Weise betreut – ein gelungenes Willkommen für hochqualifizierte Fachkräfte und ein guter Service für die Arbeitgeber.
100.000
Mitglieder kamen
allein 2014 aus dem
Ausland zur TK.
gelegt hat, schickt der TK zur Abrechnung einfach
ein Smartphone-Foto der Rechnung. Nichts
scheint unmöglich in der neuen Servicewelt – und
immer mehr Anwendungen sind in der Entwicklung, um das Alltägliche unproblematisch abwickeln zu können.
Der Augenblick, in dem es darauf ankommt
Und dann ist der Augenblick plötzlich da, in dem
es darauf ankommt und die Krankenkasse schnell
helfen soll: Das neugeborene Kind schwer krank,
der eigene Rücken kaputt oder der Arzt stellt aus
heiterem Himmel eine Diagnose, die von jetzt auf
gleich das ganze Leben verändert: Krebs. Multiple
Sklerose. Alzheimer. Mehrere Hunderttausend
Menschen müssen Jahr für Jahr lernen, entweder
selbst oder als Angehöriger mit solch einer
schweren Krankheit umzugehen. Und in dem
Maße, in dem die Therapie und die Genesung
alles andere in den Schatten stellen, steigen auch
die Ansprüche an den Service der eigenen Krankenkasse.
Jederzeit erreichbar durch 24-Stunden-Service
Und die ist im Idealfall 24 Stunden am Tag für die
Versicherten da – so wie die TK: Auch nachts die
Chatfunktion nutzen oder anrufen oder lieber
gleich den Mediziner im TK-Ärztezentrum um Rat
fragen – kein Problem. Wer nicht schlafen kann,
weil die Probleme eben nachts immer noch größer scheinen als am Tag, bekommt auch morgens
um drei eine Antwort. Ärzte – die in ihrem Alltag
auch noch täglich Patienten in der Praxis sehen –
machen es möglich. Eine von ihnen ist Claudia
Der Produktmanager Bhanu Vikrant kam 2014 aus Indien nach Deutschland und analysiert hier Online-Spiele aus der ganzen Welt.
Service | 33
TÜV bescheinigt TK hervorragenden Service
Die TK bietet einen herausragenden Service –
davon hat sich der TÜV SÜD nach intensiver Prüfung verschiedener Qualitätskriterien überzeugt
und der TK – als erster bundesweit geöffneter
gesetzlicher Krankenkasse – das TÜV-Siegel „ServiceExcellence“ verliehen. Die Qualitätsprüfer
nahmen in einer mehrwöchigen Untersuchung die
TK gründlich unter die Lupe. Bewertet wurden
Servicekultur und -zuverlässigkeit, die Kundenzufriedenheit, Qualifikation und Zufriedenheit der
Mitarbeiter sowie der Umgang mit Beschwerden.
Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen, führten die
Tester unter anderem Audits im Unternehmen
durch und werteten Kunden- sowie Mitarbeiterbefragungen aus.
Bereits seit 2008 lässt die TK ihren Kundenservice
von den unabhängigen Testern des TÜV SÜD prüfen und konnte seitdem ihre Servicequalität kontinuierlich steigern. 2014 hat sich die TK erstmals
nach dem neuen TÜV-Standard „ServiceExcellence“ bewerten lassen, der noch umfangreichere Prüfkriterien zugrunde legt als der bisherige
Standard „ServiceQualität“.
Das Zertifikat „ServiceExcellence“ bescheinigt der TK exzellenten Service.
Weitere Informationen zum Siegel „ServiceExcellence“ gibt es auf der Internetseite des TÜV SÜD.
Gesundheitspass: ein Benefit im doppelten
Wortsinn
Eine zusätzliche Qualifikation für Hochschulabsolventen bietet der Gesundheitspass „beneFIT“, den
die Universität Paderborn in Zusammenarbeit mit
der TK herausgibt. Studierende können während
ihres Studiums in Kursen und Aktionen Schlüsselqualifikationen im Bereich Gesundheit erwerben –
von der eigenen Gesundheitsinspektion über
Stressvermeidungs-Strategien bis hin zur Rückenfitness oder Kursen zur richtigen Ernährung: Das
macht nicht nur die Beine fit, sondern ist auch
eine wertvolle Zusatzqualifikation für die spätere
Bewerbung.
Das Ziel des Gesundheitspasses: Aus gesunden Studierenden werden Spezialisten und Führungskräfte,
die sich seit ihrer Ausbildung mit der Gesunderhaltung von Mitarbeitern beschäftigt haben. Und das
kommt bei den künftigen Arbeitgebern gut an, denn
immer mehr Unternehmen sehen Gesundheit inzwischen als wichtigen Faktor des Unternehmenserfolgs
und bieten ihrer Belegschaft heutzutage Präventionsmaßnahmen an, um sich fit zu halten. Denn Mitarbeiter, die durch regelmäßige Bewegung, richtige Ernährung und Maßnahmen zum Stressabbau gesund und
fit sind, sind leistungsbereiter und ausgeglichener,
motivierter und produktiver.
Vorderseite
m ei n
Studienjahr1:
Studiumleichtgemacht:
Fragen?
Servicebüro: Raum SP2 1.223
E-Mail: [email protected]
Internet: upb.de/beneFIT
Studienjahr1:
be ne FI T
MeineGesundheitsinspektion:
@upb.de
Gesundheitsbewusstes Verhalten gewinnt als Erfolgsfaktor in Betrieben und Hochschulen immer mehr an Bedeutung.
Uni-Kooperation legt den Grundstein für
Gesundheit am Arbeitsplatz schon im Studium
Die Gesundheitskompetenz von Studierenden
entwickeln und nachhaltig festigen – das will auch
eine Kooperation zwischen der TK und der Technischen Universität in Wildau bei Berlin. Die Idee:
Schon im Studium bei den Spezialisten und Führungskräften von morgen den Grundstein für
gesundheitsbewusstes Verhalten am Arbeitsplatz
und gesunde Führung zu legen.
So verfügt der Campus neben einem TK-ServicePoint auch über eine Gesundheitslounge, in der
Gespräche und Aktionen mit Studierenden und
Mitarbeitern der Hochschule zum Thema Gesundheit und Prävention an der Tagesordnung sind.
Dabei tragen Gesundheitsbotschafter aus dem
Kreis der Mitarbeiter und der Studierenden dazu
bei, eine ganzheitliche Gesundheitskultur auf allen
Ebenen der Hochschule zu verankern. Nach den
ersten positiven Erfahrungen in Wildau plant die
TK, Angebote nach diesem Vorbild auch mit anderen Hochschulen zu entwickeln.
Forum Gesunde Wirtschaft sensibilisiert
Unternehmen für Gesundheit
Name:
Studiengang:
Stressvermeiden–dranbleiben:
Geburtsdatum:
Entspannt&fit–machmit:
E-Mail:
Es erfolgt keine Weitergabe der Daten an Dritte!
© www.rls.de
Der Gesundheitspass dokumentiert, welche zusätzlichen Kompetenzen Studierende in Paderborn erworben haben.
34 | Service
Mittelständische Unternehmen für betriebliches
Gesundheitsmanagement zu sensibilisieren und
eine Plattform für den Erfahrungsaustausch zu
bieten – das ist das Ziel der TK-Veranstaltungsreihe „Forum Gesunde Wirtschaft“. Dabei treffen
sich in loser Folge auf regionaler Ebene Personalverantwortliche aus allen Branchen in Talkrunden,
blicken über den eigenen Tellerrand und holen
sich neue Anregungen, zum Beispiel aus der
Sportpsychologie.
Unter dem Motto „Leistung beginnt im Kopf“ diskutierten zum Beispiel rund 120 Unternehmer und
Personalentscheider in Städten wie Köln und
Lüdenscheid mit Gästen wie Skisprungweltmeister
Sven Hannawald. Im Mittelpunkt stand dabei die
Frage, wie Sportler lernen, mit permanentem Druck
umzugehen und dabei den Stresspegel niedrig zu
halten. Ein Beispiel für eine Strategie, mit der Unternehmen gemeinsam und dauerhaft gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen schaffen können.
Service | 35

„Ein Parlament
im Dienste der
Versicherten.“
Dieter F. Märtens, alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrats
36 | Selbstverwaltung
Selbstverwaltung | 37
Mehr Prävention: Selbstverwalter fordern breite Basis
Prävention, Pflege, Krankenhausreform – der Verwaltungsrat der Techniker Krankenkasse begleitet
die gesundheitspolitische Gesetzgebung. „Zusammen mit dem Vorstand diskutieren wir bei fast
jedem Gesetz, welche Auswirkungen es auf die
TK hat“, erklärt der alternierende Vorsitzende
Dominik Kruchen. So hat die Selbstverwaltung die
Prävention 2014 zu einem ihrer zentralen Themen
gemacht.
Durch das Präventionsgesetz garantiert künftig ein
Mindestwert, dass ein bestimmtes Finanzvolumen
für Präventions- und Gesundheitsförderungsausgaben zuverlässig zur Verfügung steht. „Das
begrüßen wir außerordentlich. Denn nur so lassen
sich Initiativen auch nachhaltig ausrichten“, so Kruchen. „Doch Gesundheitsförderung braucht eine
breite gesellschaftliche Basis. Alle Träger müssten
in gleichem Maße ins Boot geholt werden.“
Vor dem Hintergrund fast 15-jähriger praktischer
Erfahrungen fordern die Selbstverwalter zudem,
dass die betriebliche Gesundheitsförderung weiterhin in den Händen und in der Verantwortung
der Krankenkassen liegen muss.
Mehr Finanzautonomie: Beitragssatz gesenkt
Mit der Reform der Beitragsätze in der gesetzlichen Krankenversicherung, die zu Beginn des
Jahres 2015 in Kraft getreten ist, hat die TK wieder mehr Finanzautonomie zurückerlangt. „Und so
konnte der Verwaltungsrat der Techniker Krankenkasse die Senkung des Beitragssatzes für 2015
von 15,5 auf 15,4 Prozent des Einkommens
beschließen“, erläutert der alternierende Vorsitzende Dieter F. Märtens einen der wichtigsten
Beschlüsse des Gremiums.
Mehr Demokratie: Sozialwahlreform verpasst
Kritisch begleitet hat der TK-Verwaltungsrat die
Entscheidung der Bundesregierung gegen OnlineWahlen. Anders als zuvor diskutiert und im Koalitionsvertrag vereinbart, hat sie keine gesetzliche
Neuregelung auf den Weg gebracht, die eine
Online-Stimmabgabe bei der nächsten Sozialwahl
2017 ermöglicht.
„Wir verlangen schon seit langem von der Politik
ein modernes Wahlverfahren. Wir wollen die Sozialwahlen auch für jüngere Menschen attraktiver
machen“, so Märtens. Alle sechs Jahre sind die
Mitglieder der TK aufgerufen, ihre Interessenvertreter in den Verwaltungsrat zu wählen. „Die Menschen wollen mitbestimmen, wenn es um ihre
Gesundheit geht. Und über die Selbstverwaltung
haben Versicherte und Arbeitgeber ein starkes
Mitspracherecht.“
Ein Interview mit den beiden alternierenden
Vorsitzenden des TK-Verwaltungsrats finden
Sie unter www.tk.de/geschaeftsbericht
Die Mitglieder des TK-Verwaltungsrats
Versichertenvertreter
Arbeitgebervertreter
Dieter F. Märtens, Offenbach
Alternierender Vorsitzender
Dominik Kruchen, Düsseldorf
Alternierender Vorsitzender
Rosemie Bilz, Radebeul
Detlef Decho, Syke
Peter Duchene, Großrosseln
Friedrich Gosewinkel, Hamm
Karla Hasenauer, Suhl
Uwe Klemens, München
Bärbel Richling, Bremen
Bianca Schiwnak, Altenau
Norbert Schneider, Schwerin
Harald Schulte, Königswinter
Erika Streit, Köln
Johanna Vieweg, Dresden
Harald Wagner, Sipplingen
Gerard Wolny, Remagen
Heiner Bögemann, Bremen
Rainer Bruns, Nordstrand
Joachim Feldmann, Oldenburg
Helmut Fitzke, Woggersin
Wilfried Grunau,
Edewecht-Friedrichsfehn
Jörg Henschen, Bremen
Klaus H. Kober, Rheinmünster
Udo Nicolay, Pinneberg
Volker Rosenberger, Herford
Dr. Anne Scholz, Berlin
Johannes Seiboldt, Nidda
Rainer Tietz, Bottrop
Roland Unzeitig, Wettmershagen
Bernd Wegner, Riegelsberg
Der Hauptausschuss
Die Widerspruchsausschüsse
bereitet die Sitzungen des Verwaltungsrats vor und
überwacht die Ausführung seiner Beschlüsse.
Unter anderem legt er die Rahmendaten fest, auf
deren Basis der Haushalt kalkuliert wird, regelt die
Anstellungsbedingungen der Vorstände und entsperrt Haushaltsmittel.
bieten den TK-Versicherten die Möglichkeit, Entscheidungen der Verwaltung überprüfen zu lassen.
Das Besondere bei der TK: Alle Mitglieder sind
ehrenamtlich tätig, während bei vielen anderen
Krankenkassen auch hauptamtliche Mitarbeiter im
Widerspruchsausschuss Sitz und Stimme haben.
Zusammensetzung
der Selbstverwaltung
Dominik Kruchen*, Dieter F. Märtens*, Rainer
Bruns, Karla Hasenauer, Jörg Henschen, Uwe
Klemens, Udo Nicolay, Harald Schulte
Versichertenvertreter
Der Finanzausschuss
TKG (12 Sitze)
TK-Gemeinschaft, unabhängige Versichertengemeinschaft der Techniker Krankenkasse e.V.
kümmert sich um alle Fragen rund ums Geld. Zum
Beispiel bereitet er die jährliche Entscheidung
über den Haushalt vor. Außerdem überwacht er
die Finanzentwicklung, befasst sich mit den finanziellen Auswirkungen von Gesetzen und bereitet
finanzpolitische Empfehlungen und Beschlüsse vor.
A: Prof. Dr. Martin Spülbeck*, Marion Tögel*,
Volker Rosenberger, Alfred Thunig
B: Roland Unzeitig*, Gerard Wolny*, Rainer
Bruns, Johanna Vieweg
C: Karla Hasenauer*, Reiner Hoffmann*,
Christina Hömke, Ditmar Starnitzki
D: Peter Duchene*, Hanns-Jürgen Redeker*,
Christian Eichhorn, Friedrich Gosewinkel
E: Franz Neubrand*, Rainer Struck*, Birgit
Huster, Rainer Tietz
ver.di (1 Sitz)
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
IGM (1 Sitz)
Industriegewerkschaft Metall
ACA (1 Sitz)
Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB)
Deutschlands e.V., Kolpingwerk Deutschland,
Bundesverband Evangelischer Arbeitnehmerorganisationen e.V.
Arbeitgebervertreter
ZI HSH (15 Sitze)
Zahntechniker-Innung Hamburg
und Schleswig-Holstein
* Alternierende Vorsitzende ihres Ausschusses.
Rosemie Bilz*, Klaus H. Kober*, Detlef Decho,
Joachim Feldmann, Bärbel Richling, Dr. Anne
Scholz
Der Sozialpolitische Ausschuss
hat die Satzung der TK und die gesundheitspolitischen Entwicklungen fest im Blick. Soll die Satzung geändert, ergänzt oder ganz neu gefasst
werden, bereitet er dies vor. Außerdem kümmert
sich der Ausschuss darum, das Leistungsangebot
der TK kontinuierlich im Interesse der Versicherten weiterzuentwickeln.
Helmut Fitzke*, Harald Schulte*, Wilfried Grunau, Franz Neubrand, Volker Rosenberger,
Erika Streit
38 | Selbstverwaltung
Selbstverwaltung | 39

2014 – das Jahr
in Zahlen.
Wäre die TK keine Krankenkasse, sondern ein Wirtschaftsunternehmen, wäre sie mit einem DAX-Konzern vergleichbar: Auf rund 26 Milliarden Euro belief
sich der Etat der TK im Jahr 2014. Eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft begutachtete die Bilanz nach
handelsrechtlichen Vorschriften und erteilte einen
uneingeschränkten Bestätigungsvermerk.
Krankenversicherung: mehr als eine halbe
Milliarde Euro Dividende für TK-Mitglieder
In der Krankenversicherung verzeichnet die TK für
2014 ein geplantes Minus: Der Ausgabenüberschuss von 517 Millionen Euro geht auf die Dividendenauszahlung an die Mitglieder zurück; sie
belief sich 2014 auf 538 Millionen Euro. Mit der
größten Beitragsrückzahlung, die es bei einer Krankenkasse je gegeben hat, war die TK im Jahr 2014
auch für circa 20 Prozent des gesamten Scheckaufkommens in Deutschland verantwortlich.
Die Leistungsausgaben lagen um 5,9 Prozent je
Versicherten über dem Vorjahr und kletterten auf
knapp 20 Milliarden Euro. Der kostenträchtigste
Anstieg ist bei den Krankenhäusern zu verzeichnen (5,5 Prozent je Versicherten), in die erstmals
mehr als sechs Milliarden Euro flossen. Der Kliniksektor macht mit über 30 Prozent den größten
Block der Leistungsausgaben aus. Für die
Behandlung bei niedergelassenen Ärzten überwies die TK knapp vier Milliarden Euro, je Versi-
40 | Finanzen
cherten – 4,4 Prozent mehr als noch 2013. 20 Prozent der Leistungsausgaben entfallen auf diesen
Bereich. Bei den Arzneimitteln machte sich die
gesetzlich verordnete Senkung des Herstellerrabatts deutlich bemerkbar: Die Pro-Kopf-Zuwachsrate belief sich auf 9,3 Prozent gegenüber dem
Vorjahr. Mit fast 3,4 Milliarden Euro entfielen
knapp 17 Prozent der gesamten Leistungsausgaben auf Medikamente. Der Fiskus kassiert dabei
mit: Würde für Arzneimittel der ermäßigte statt
des vollen Mehrwertsteuersatzes erhoben – wie
bei Schnittblumen oder Tierfutter – wäre auf diesem Weg nicht eine halbe Milliarde Euro an den
Staat geflossen, sondern „nur“ 200 Millionen
Euro.
Die TK ist ein effizient arbeitendes Unternehmen:
Mit 120 Euro je Versicherten liegen ihre Verwaltungskosten deutlich unter dem Durchschnitt der
gesetzlichen Krankenversicherung (142 Euro).
Abnahmen
Mitglieder- und Versichertenentwicklung
Der Verwaltungsrat hat die Jahresrechnung
2014 der Techniker Krankenkasse und die
Jahresrechnung 2014 der Techniker Krankenkasse Pflegeversicherung abgenommen und
dem Vorstand dafür Entlastung erteilt.
Juli 2015
Stichtag
01.01.2014
01.01.2015
2013
2014
6.319.407
6.721.642
6.134.426
6.513.003
+ 5,9
+ 6,4
+ 5,3
+ 6,2
Familienangehörige
2.360.701
2.432.513
2.333.658
2.403.427
Versicherte
insgesamt
8.680.108
9.154.155
8.468.084
8.916.430
+ 5,1
+ 5,5
+ 4,4
+ 5,3
Mitglieder
% zum Vorjahr
Dieter F. Märtens
Alternierender Vorsitzender
des Verwaltungsrats der TK
und der TK-Pflegeversicherung
Jahresdurchschnitt
% zum Vorjahr
Pflegeversicherung: zwei Drittel an den
Ausgleichsfonds
In der Pflegeversicherung bot sich wieder ein
bekanntes Bild: Mit fast 2,3 Milliarden Euro musste die TK erneut zwei Drittel ihrer Beitragseinnahmen an den Ausgleichsfonds abführen und damit
andere Pflegekassen unterstützen. Die Leistungsausgaben für die pflegebedürftigen Versicherten
beliefen sich auf rund eine Milliarde Euro.
Dominik Kruchen
Alternierender Vorsitzender
des Verwaltungsrats der TK
und der TK-Pflegeversicherung
Finanzen | 41
Vermögensrechnung
Vermögen
2013
2014
Aktiva in Tsd. Euro
2013
2014
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
3.851.485
454,82
- 7,0
3.334.136
373,93
- 17,8
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
2.649.640
312,90
- 14,0
2.071.348
232,31
- 25,8
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
825.700
97,51
+ 9,7
889.000
99,70
+ 2,3
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
376.146
44,42
+ 22,8
373.788
41,92
- 5,6
2013
2014
19.291.115
20.980.351
2. Erstattungen
35.759
38.470
3. Einnahmen aus Ersatzansprüchen
48.787
50.791
4. Leistungsaufwand
17.822.546
19.877.321
5. Verwaltungskosten
1.104.348
1.073.424
448.767
118.868
7. Zinsergebnis
35.023
30.666
8. Sonstige Einnahmen
14.798
9.115
9. Sonstige Ausgaben
132.297
137.683
479.424
538.315
- 113.133
- 517.349
Netto-Reinvermögen in Tsd. Euro
A. Langfristiges Vermögen
I.
Verwaltungsvermögen
II.
Mittel der Rückstellungen
III. Finanzanlagen
296.146
293.788
1.421.645
1.660.290
4.423.463
3.196.513
B. Kurzfristiges Vermögen
I.
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
II.
Kurzfristige Geldanlagen
719.984
2.039.179
2.373.790
III. Kassenbestand und Giroguthaben
26.502
37.700
C. Rechnungsabgrenzungsposten
18.722
6.893
D. Sondervermögen AAG-Kassen
392.900
321.507
9.241.292
8.610.464
A. Netto-Reinvermögen
3.851.485
3.334.136
B. Rückstellungen
1.421.645
1.660.290
C. Verpflichtungen
3.561.024
3.279.339
14.238
15.192
392.900
321.507
9.241.292
8.610.464
Passiva in Tsd. Euro
E.
Sondervermögen AAG-Kassen
In dieser und in den folgenden Tabellen sind Rundungsdifferenzen möglich.
Betriebsmittel
Rücklagen
622.735
D. Rechnungsabgrenzungsposten
Davon:
Verwaltungsvermögen inkl.
Investitionsrücklage
Erfolgsrechnung
in Tsd. Euro
1. Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds
6. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
10. Aufwendungen für Prämienauszahlungen
11. Jahresfehlbetrag
42 | Finanzen
Finanzen | 43
Einnahmen und Ausgaben
2013
2014
19.438.404
2.295,49
+ 1,7
21.142.924
2.371,23
+ 3,3
2013
2014
Einnahmen im Detail
Gesamtsumme
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
Davon:
Zuweisungen aus dem
Gesundheitsfonds
Sonstige Einnahmen
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
19.291.115
2.278,10
+ 2,0
20.980.351
2.353,00
+ 3,3
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
147.288
17,39
- 25,0
162.573
18,23
+ 4,8
Ausgaben im Detail
Gesamtsumme
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
19.551.536
2.308,85
+ 8,2
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
5.473.035
646,31
+ 4,4
6.079.654
681,85
+ 5,5
Krankengeld
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
1.183.600
139,77
+ 2,9
1.338.246
150,09
+ 7,4
Fahrkosten
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
302.618
35,74
+ 10,5
326.953
36,67
+ 2,6
Vorsorge- und
Rehabilitationsleistungen
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
254.125
30,01
+ 0,1
279.157
31,31
+ 4,3
Schutzimpfung
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
137.940
16,29
- 23,0
172.862
19,39
+ 19,0
Früherkennungsmaßnahmen
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
251.018
29,64
- 3,8
296.413
33,24
+ 12,1
Schwangerschaft und Mutterschaft
ohne stat. Entbindung
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
202.108
23,87
+ 10,4
228.124
25,58
+ 7,2
Davon:
Leistungsausgaben
21.660.273
2.429,25
+ 5,2
Krankenhausbehandlung
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
Davon:
17.822.546
19.877.321
2.104,67
2.229,29
+ 5,8
+ 5,9
Ärztliche Behandlung
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
3.621.378
427,65
+ 13,7
3.980.522
446,43
+ 4,4
Behandlungspflege und
häusliche Krankenpflege
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
254.817
30,09
+ 16,5
302.473
33,92
+ 12,7
Zahnärztliche Behandlung
ohne Zahnersatz
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
1.255.176
148,22
+ 3,8
1.354.874
151,95
+ 2,5
Dialyse
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
119.334
14,09
+ 1,0
122.757
13,77
- 2,3
Zahnersatz
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
318.200
37,58
- 1,1
339.905
38,12
+ 1,4
Sonstige Leistungsausgaben
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
340.711
40,23
+ 9,8
359.827
40,36
+ 0,3
Arzneimittel
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
2.923.724
345,26
+ 4,4
3.364.271
377,31
+ 9,3
Prävention und Gesundheitsförderung
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
588.421
69,49
- 1,9
695.640
78,02
+ 12,3
Hilfsmittel
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
623.204
73,59
+ 2,9
706.590
79,25
+ 7,7
Prämienauszahlungen
(gemäß Satzung)
absolut in Tsd. Euro
je Mitglied in Euro
479.424
80,00
538.315
80,00
Verwaltungsausgaben
Heilmittel
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
561.558
66,31
+ 5,8
624.692
70,06
+ 5,6
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
1.104.348
130,41
+ 0,0
1.073.424
120,39
- 7,7
Sonstige Ausgaben
absolut in Tsd. Euro
je Versicherten in Euro
% zum Vorjahr je Versicherten
145.218
17,15
+ 26,1
171.213
19,20
+ 12,0
44 | Finanzen
Finanzen | 45
Pflegeversicherung
Leistungsausgaben Pflegeversicherung
2013
2014
2013
2014
Pflegesachleistung
145.725
155.805
Pflegegeld
283.835
310.438
52.082
57.843
Stationäre Leistungen
315.204
339.808
Übrige Leistungen
137.025
160.290
Leistungsausgaben insgesamt
933.871
1.024.184
Vermögensrechnung
Leistungsausgaben in Tsd. Euro
Aktiva in Tsd. Euro
A. Kurzfristiges Vermögen
I.
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
74.956
78.696
317.088
337.594
83
83
19.708
22.058
411.836
438.432
A. Reinvermögen
186.518
197.983
B. Verpflichtungen
225.318
240.449
411.836
438.432
II. Kurzfristige Geldanlagen
III. Kassenbestand und Giroguthaben
B. Rechnungsabgrenzungsposten
Leistungen für Pflegepersonen
Passiva in Tsd. Euro
Erfolgsrechnung
in Tsd. Euro
1. Beiträge
3.146.118
3.414.000
4.751
3.458
933.871
1.024.184
2.098.478
2.273.925
5. Verwaltungskosten
99.501
109.215
6. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
19.021
10.135
1.663
1.367
1
0
847
37
19.838
11.465
2. Einnahmen aus Ersatzansprüchen
3. Leistungsaufwand der Pflegeversicherung
4. Zahlungen an den Ausgleichsfonds
7. Zinsergebnis
8. Sonstige Einnahmen
9. Sonstige Ausgaben
10.
Jahresüberschuss
46 | Finanzen
Finanzen | 47