10 JAHRE HIV- UND STI-PRÄVENTION IN DER SCHWEIZ

10 JAHRE HIV- UND STI-PRÄVENTION
IN DER SCHWEIZ:
DIE CHECKPOINTS BEWÄHREN SICH
Seit nunmehr 10 Jahren können sich schwule und bisexuelle Männer zur
Diagnose und Behandlung von HIV und anderen sexuell übertragbaren
Krankheiten (STI) an einen Checkpoint wenden. Ein Viertel der Tests, die von
2008 bis 2012 im BerDa-Fragebogen des BAG erfasst wurden, wurde in einem
Checkpoint durchgeführt, und diese Tests lieferten 66% aller HIV-Nachweise. Die
Wirksamkeit von Anlaufstellen für eine besonders gefährdete Gruppe ist somit
erwiesen. Nun möchten die Checkpoints ihr Dienstleistungsangebot erweitern.
Beratung und Betreuung in den Checkpoints sind auf die Bedürfnisse von
Schwulen und Bisexuellen abgestimmt
2002 deckte eine Untersuchung der Universität Zürich und von Dialogai
gravierende Mängel in den Abläufen rund um die HIV-Testberatung in der
Schweiz auf. Entgegen den Empfehlungen des BAG erhielten beispielsweise 44%
der in Genf auf HIV getesteten MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) vor
und nach dem Test keinerlei Beratung. Zudem äusserten rund 60% der
befragten schwulen Männer den Wunsch nach einer Betreuung durch schwule
oder schwulenfreundliche Gesundheitsfachpersonen. Um diesem Anliegen zu
entsprechen, eröffnete Dialogai in Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Genf
und der Aids-Hilfe Schweiz (AHS) 2005 das anonyme Testzentrum Checkpoint;
es wurde vom Kanton Genf, vom BAG und von privaten Geldgebern unterstützt.
Ein Jahr später erhielt Zürich eine ähnliche Einrichtung, danach folgten Basel,
Lausanne und Bern.
Diese fünft Checkpoints bieten anonyme und wertneutrale Beratung im Rahmen
ihrer Sprechstunde an, die ohne Voranmeldung aufgesucht werden kann. Um die
Zielpersonen auch dort ansprechen zu können, wo sie ausgehen, finden auch
Präventions- und Testaktionen ausserhalb der Checkpoints statt.
Laut einer Untersuchung des BAG ist jeder siebzigste Test, der in einem
Checkpoint durchgeführt wird, positiv, während in anderen Strukturen 400 bis
4000 Personen getestet werden müssen, um eine HIV-Diagnose zu stellen. Dies
beweist die Zweckmässigkeit eines spezifischen Angebots für die stark betroffene
Personengruppe der Männer, die Sex mit Männern haben.
Höhere Testhäufigkeit, niedrigere Kosten
Die Zahl der Ratsuchenden nimmt in den Checkpoints seit 2005 stetig zu. Bei
den MSM ist die Frequenz des HIV-Tests im Lebensverlauf von durchschnittlich
3,2 Tests für das Jahr 2008 auf 4 für das Jahr 2012 angestiegen. In der
heterosexuellen Bevölkerung beträgt dieser Durchschnitt hingegen nur 1,5 bei
Association homosexuelle et Antenne de l’Aide suisse contre le Sida
Rue de la Navigation 11-13, Case postale 69, CH - 1211 Genève 21
Tél. : +41 (0)22 906 40 40, Fax : +41 (0)22 906 40 44, E-mail : [email protected]
www.dialogai.org
den Männern und 1,4 bei den Frauen. Schwule und andere Männer, die Sex mit
Männern haben, lassen sich rund zwei bis dreimal öfter testen.
Die Checkpoints bemühen sich um ein spezifisch zugeschnittenes Angebot:
Einerseits wurden Schnelltests eingeführt, um die Ängste der Klienten
abzubauen. Ein Testresultat liegt bereits nach 20 Minuten vor. Andererseits kann
der Klient vor der Beratung einen Fragebogen ausfüllen und damit hilfreiche
Angaben für die Gesprächsführung und die Formulierung von Empfehlungen
liefern, die zu seiner Lebensweise passen. Das BAG hat diesen Fragebogen
übernommen und bietet ihn in den meisten HIV-Testzentren der Schweiz an
(Beratungsleitfaden BerDa).
Schliesslich führten die Checkpoints auch den BIG 5 ein. Mit diesem innovativen
Bilanztest, der die fünf wichtigsten sexuell übertragbaren Infektionen (STI) HIV,
Hepatitis, Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydien umfasst, können die
Analysekosten gesenkt werden.
Erfolgreiche HIV-/STI-Beratung auf weitere Gesundheitsbereiche
ausdehnen
Die Möglichkeit, während einer Testberatung offen über die eigene Sexualität
sprechen zu können, wird als grosser Pluspunkt der Checkpoints angesehen. Als
logische Erweiterung dieser Grundidee bieten die meisten Checkpoints
heutzutage auch psychiatrische und psychologische Beratungen an, namentlich
um chronische Niedergeschlagenheit, Vereinsamung und problematischen
Alkohol- oder Drogenkonsum auf zielgruppengerechte Art und Weise angehen zu
können.
Fakt ist, dass das Risiko, an einer Depression zu erkranken, bei schwulen und
bisexuellen Männern dreimal grösser ist als ihre Wahrscheinlichkeit, sich mit HIV
anzustecken. Dies ergab eine Untersuchung über die Gesundheit schwuler
Männer. Eine Depression gilt auch als Risikofaktor bei der Übertragung von HIV
und anderen Geschlechtskrankheiten Deshalb wollen die Checkpoints in den
kommenden Jahren ihr Angebot an medizinischen Leistungen erweitern und so
ihr Engagement für die Gesundheit der schwulen Community verstärken.
Genf, den 16. Oktober 2015
Kontaktpersonen
- Vincent Jobin, Projektleiter sexuelle Gesundheit, Dialogai,
[email protected], 022 906 40 40
- Prof. Dr. med. Pietro Vernazza, Präsident der Eidgenössischen Kommission
für sexuelle Gesundheit, Chefarzt Infektiologie, Kantonsspital St.Gallen,
[email protected], 071 494 26 31
- Daniel Seiler, Geschäftsführer Aids-Hilfe Schweiz,
[email protected], 044 447 11 11
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