Die Wölfe sind zurück und veröffentlichen mit „Blessed & Possessed

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Die Wölfe sind zurück und veröffentlichen mit „Blessed & Possessed“ wieder
ein über alle Maß erhabenes Stück Musik. Ich habe mit Falk Maria Schleger
(Orgel) über POWERWOLF, das neue Album und Wölfe gesprochen.
Eure Musik scheint über die Jahre im Kern immer gleich zu bleiben, klingt dabei aber immer frisch. Wie schafft ihr das?
Es ist das sechste Album und jedes Vorgänger
Album ist wichtig, um das nächste zu schreiben.
Dadurch entwickelt man seinen ganz persönlichen Stil, den wir auch gefunden haben. Insofern
gebe ich dir Recht, wenn du sagst, es gibt einen
Grundstil von POWERWOLF, das ist klar. Wenn du
sagst „immer frisch bleiben“: Vielleicht liegt ist
daran, dass wir uns unmittelbar nach der Live
Saison gar keine Pause gönnen, sondern direkt
mit dem Songwriting beginnen, weil wir diese
Live Energie auch gerne auf das Songwriting
übertragen. Ein anderer Grund liegt vielleicht
darin, dass wir alle, wenn wir Songs schreiben, in
erster Linie nicht unsere Instrumente benutzen,
sondern unsere Stimmen, indem wir Refrains
und zum Teil Strophen zuerst singen und erst
danach die Gitarrenriffs oder die Orgel drum herum bauen. Wir fangen eigentlich nie damit an,
auf einem Gitarrenriff eine Melodie zu schreiben. Wir sagen immer, es klingt wie Gitarristen
Gesang, das heißt, der Gitarrist singt die Melodie
die er spielt. Das ist meistens recht langweilig.
Daran könnte es liegen, dass es frischer klingt,
weil man ganz andere Grenzen nicht hat wenn
man singt, als wenn man an einem Instrument
sitzt. Ich kenne das von mir: Wenn ich auf der
Orgel komponiere, kommen relativ schnell relativ gleiche Melodien bei raus, meistens cisMoll. Wenn ich singe, bin ich frei von jeglicher
Tonart. Das gibt mir mehr Möglichkeiten im
Songwriting.
Euer letztes Album „Preachers Of The Night“
hat es bis an die Spitze der Charts geschafft. Was erhofft ihr euch von „Blessed &
Possessed“?
Momentan ist es so, dass wir froh sind, dass alles
gut gelaufen ist, weil wir quasi zwei Alben aufgenommen haben mit einem Bonus Coverartwork.
Wir erwarten nicht, dass es wieder auf die 1
geht. Das ist grundsätzlich nicht das, was wir
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von einer Platte erwarten. Wir freuen uns natürlich, wenn die Fans es mögen. Wir haben das
beste dazu gegeben, dass Beste, was wir abliefern können, haben wir getan und wir stehen
voll und ganz dahinter. Das ist das, was wir als
Band planen können. Wir können nur hoffen,
dass alles gut läuft und die Fans es auch mögen. Aber ob es wieder eine Nummer Eins wird
oder eine andere Chartposition oder gar nicht,
ist mir gar nicht wichtig. Für mich ist es wichtig, dass die Fans es mögen und lieben und das
die „Wolfsnächte“ Tour im Herbst der Kracher
wird. Das ist mir wichtiger als eine Position in
den Charts.
Wieso heißt euer neues Album „Blessed &
Possesed“?
Da gibt es mehrere Gründe. Zum einen war das
eine spontane Sache: Wir hatten eine Show in
London. Da ist der Bauer mit mir durchgegangen und ich bin Richtung Bühnenrand gestürmt
und habe in die Menge geschrien: „Are you possessed with Heavy Metal?“ Und es ist auch so,
wenn man Heavy Metal hört oder spielt, dass
es mehr ist als wenn man mal Musik hört. Das
ist eine Leidenschaft, eine Besessenheit von der
Musik und dem Ganzen, was dazu gehört. Ich
kann mich auch erinnern, dass ich die Texte bei
IRON MAIDEN oder KREATOR oder auch anderen
Bands komplett aufgesogen habe. Es war mir
sehr wichtig. Besessenheit ist das eine, passt
natürlich perfekt zu POWERWOLF, weil wir auch
von der Musik besessen sind. Das „Blessed“ ist
dann das sakrale Element, das natürlich auch in
unserer Musik durch die Orgel, durch die Chöre
und des Gleichen vorkommt. Wenn du es auf
das lyrische Konzept übertragen willst, deutet
es auch auf die Widersprüchlichkeit hin, die es
in der Gesellschaft gibt. Insbesondere auch in
der Religion, da oft mit Schwarz Weiß gearbeitet
wird, graue Töne sind da meistens draußen. Und
wenn du dir das Cover ansiehst, geht es da auch
ein bisschen darum. Es handelt ja davon, dass
Lucifer aus dem Himmel vertrieben wird vom
Erzengel Michael. Da hat der Matthew (Greywolf,
Gitarre) ganz bewusst nicht alles in Schwarz
Weiß gemacht, sondern auch graue Töne benutzt. Das ist facettenreicht, der Albumtitel kann
für vieles stehen. Aber du kannst auch sagen,
dass der Albumtitel für unsere Musik steht und
diese auch repräsentiert.
Du hast ja vorhin bereits was zur Produktion
gesagt. Gab es bei der Produktion von „Blessed
& Possessed“ etwas neues?
Ja, wir arbeiten schon etwas länger mit den
Chören zusammen. Dabei betone ich immer
gerne, dass wir die Chöre wirklich im Detail
einsetzen. Die Chöre sollen den Song stärker
machen, nicht irgendwie aufpumpen, das ist
nicht unser Ziel. Aber wir haben etwas gemacht, was dem Rechnung trägt: Wir haben
die Parts von 35 einzelnen Sängern in allen
Stimmlagen nicht gemeinsam aufgenommen,
sondern einzeln im Studio. Das war natürlich
vom Aufwand und von der Zeit her enorm, es
gab uns aber im Mix mehr Möglichkeiten, die
helleren und tieferen Stimmen entsprechend
einzusetzen. Fredrik Nordström in Schweden,
unser Produzent, war dann sehr begeistert, dass
er Tausende von Stimmen hatte (lacht). Wir haben mit Orchester Percussions gearbeitet, was
wir so in der Form auch noch nicht hatten. Wir
haben Jens Borgrön mit ins Team genommen,
der das Mastering gemacht hatte. Ich finde es
richtig geil, es hatte diese sehr gute Produktion
von Fredrik Nordström nochmal gepusht. Also
haben wir im Prinzip im Detail neu gearbeitet,
haben aber unser Team so wie immer belassen, Kohlekeller, Nordström halt. Auch unser Co
Producer, David Guballa, der viel mit den Chor
Arrangement gearbeitet, hat gute Arbeit geleistet. Das ist eine Art Familie geworden.
Wir sehen auf dem Cover den Erzengel
Michael. Woher kommt in eurer Musik dieser
christliche Einfluss?
Das ist ganz interessant und witzig. Ich denke
gar nicht, dass wir sagen, wir seien eine religiöse
Band. Das ist gar nicht der Punkt, der uns wichtig ist. Wir wollen auch keine religiösen Gefühle
verletzen oder irgendwas bewerten. Aber bei
mir und auch bei Matthew ist es so, dass wir uns
seit Ewigkeiten mit geschichtlichen Aspekten vor
allem aus dem Bereich der Religion beschäftigt
haben. Ich zum Beispiel fand es damals, als ich
Groß wurde, unglaublich und auch unheimlich in
der Kirche, wenn man Frauen und Männer separiert, wenn die Kirchenorgel spielte. Das war für
mich alles andere als feierlich, eher unheimlich.
Ich habe damals begonnen, das Orgelspielen zu
erlernen. Ich habe genau wie Matthew begonnen, sehr viele andere Bücher zu lesen, die wir
gar nicht in Texte umgewandelt haben, sondern
die unsere Interesse wiederspiegelten. Beim
Songwriting merkt man irgendwann, dass es
Ideen gibt, mit denen man sich beschäftigen
will. Für die Sachen die Matthew für „Armata
Strigoi“ geschrieben hatte, hat er sich viel mit
dem Urvampir aus den Rumänischen Sagen beschäftigt. Allerdings schon seit Jahren. Es hat
wiederum jetzt zu dem Song gepasst. Wir setzen uns nicht hin und sagen: „Jetzt müssen
wir über dieses und jenes Thema schreiben“.
Zuerst ist die Musik da und dann merken wir,
was man dazu schreiben könnte. Es ist auch eine
Leidenschaft und ein Interesse. Ich gehöre zu
den Menschen hier in meiner Heimatstadt, also
Saarbrücken, die gerne auch in Antiquariate gehen, rumstöbern und querlesen. Leider sterben
die Teile fast aus. Die verkaufen kaum Bücher,
bzw. kriegen nur alte gebracht.
Könntest du dir vorstellen, dass auch mal was
aus anderen Religionen, zum Beispiel aus dem
Islam, in eurer Musik vorkommen könnte?
Gar nicht. Das hat einfach mit dem Grund zu tun,
dass ich keine Ahnung davon habe. Ich finde,
dass wenn ich über etwas schreibe, in das ich
wenig Einblick habe und wo mir die Ahnung
fehlt, fast schon respektlos ist. In dem Fall hier
kennen wir uns einfach aus. Wir wissen, wie
wir schreiben können, wir wissen, wie wir auch
Ironie einsetzen können. Viele Songs schreiben wir auch mit Augenzwinkern. Bei anderen
Religionen hätte ich Angst, dass ich mich erstens nicht auskenne und zweitens, es irgendwie
verletzend sein könnte. Und das will ich auf gar
keinen Fall. Das ist nicht unser Ziel.
Zurück zur Musik: Auf „Blessed & Possessed“
gibt es wieder viele Songs, die super live funktionieren sollten. Schreibt ihr eure Songs vor
allem mit dem Blick auf die Live Bühnen?
Nein. Es ist ein ähnlicher Ansatz, aber irgendwie doch anders als wenn du sagt, nur live
Auftritte. Wir stellen uns beim Songwriting
die Frage, ob du diesen Song live spielen würdest. Es bedeutet nicht, dass du diesen Song
live spielen musst, aber es hat für uns etwas
mit Spaß am Songwriting zu tun. Wenn ich eine
Passage Beispiel etwas auf der Orgel spiele, und
Attila (Dorn, Gesang) singt dazu, stelle ich die
Frage, ob er es jemals live singen würde. Und
wir merken beide, dass da vielleicht nicht genug Energie drin ist oder es einfach langweilig
vom Melodiebogen her ist. Dann wir es der Song
vermutlich nicht auf die Bühne packen. Das bedeutet aber nicht, dass wir jeden Song mit dem
Ziel Live Auftritt schreiben. Es ist im Grunde ein
Zwischending, welches wir uns selbst stellen.
Ich gebe dir natürlich sonst recht. Ich finde, auf
„Blessed & Possessed“ ist verdammt viel Live
Potenzial drinnen. Wir kommen gerade zurück
vom „Masters Of Rock“ in Tschechien, wo wir
geheadlinet haben. Wir haben drei Songs vom
neuen Album zum Besten gegeben. „Armata
Strigoi“ ist zum Beispiel so ein Song, bei dem wir
bereits auf dem Album gemerkt haben, dass er
vermutlich live krachen wird. Es wurde auch bestätigt. Es war etwas sehr bemerkenswertes. Ich
habe jetzt noch Gänsehaut.
Gibt es auf dem Album einen roten Faden, welcher den lyrischen Inhalt durchzieht?
Wir haben im Gegensatz zu „Preachers Of The
Night“ mehr die beschreibende Rolle angenommen, was die Lyriks betrifft. „Christ & Combat“
beschreibt zum Beispiel die Eroberung von
Konstantinopel während der Kreuzzüge. Bei
„Preachers Of The Night“ sind wir auch noch
philosophischer an die Texte rangegangen.
Jetzt sind wir konkreter geworden. Die andere
Sache ist diese Widersprüchlichkeit, die ich bereits angesprochen haben. Wir haben beim Song
„Sacramental Sister“ Texte geschrieben, die ironisch sind. Es geht um eine Nonne, die sexuelle
Wünsche hat, oder auf Deutsch gesagt geil ist,
auf der anderen Seit in Regeln und Zwängen
gefangen ist. Mit diesen haben wir uns auch
beschäftigt und es ist auch ein Thema von
„Blessed & Possessed“. Das kann man auch au
Konzerte beziehen, wenn du am Tag das machst,
was du eigentlich nur aus Zwang machst und
Abends mal die Sau raus lassen kannst. Ähnlich
ist es auch mit religiösen Zwängen, welche die
Kirche auferlegt. Aber auch hier ist das eine
Beschreibung, wir sagen nicht: „Handelt anders“
oder „Tut dies oder jenes“. Das wollen wir bewusst außen vor lassen. Wir beschäftigen uns
mit diesem Spannungsbogen. Es ist kein Konzept
Album, welches die ganze Zeit ein Thema behandelt. Außerdem finde ich Konzeptalben sehr konstruiert. Da lassen wir lieber die Finger davon.
Bei „Sanctus Dominus“ habt ihr wieder Latein
verwendet. Wie ist es Songs in einer toten
Sprache zu schreiben?
Es hat etwas mit Klangfarbe zu tun. Wir sind
eine Band, für die ein Song rund sein muss.
Einerseits in der Aussprache. Wir benutzen oft
Alliterationen: „Blessed & Possessed“, „Christ &
Combat“ „Saturday Satan“ usw. Wir spielen
gerne mit solchen Stilmitteln. Ein Song
muss in sich geschlossen sein und
wenn wir das Gefühl haben, dass
ein Song auch in der Aussprache
anders klingen muss, ist eine andere Sprache passend. Z. B. härter,
wie bei „Kreuzfeuer“, wo wir zum
ersten Mal die deutsche Sprache
verwendet haben. Bei „Sanctus
Dominus“ hatten wir auch das
Gefühl, es müsse anders klingen,
und deshalb haben wir die lateinische Sprache verwendet. Natürlich
auch im Kontext von unseren Lyriks.
Es ist auch eine gewisse Leidenschaft.
Es wurde auch die Frage gestellt,
ob wir das Latinum haben. Ja.
Und auch die Frage: „Sagt
mal, der Genitiv klingt
jetzt anders, da muss
ein i hin“. Ich sage ja,
aber die künstlerische
Freiheit nehme ich mir
heraus, wenn ich den
Nominativ singe, weil
es einfach scheiße klingt, wenn ich zwei Mal i
hintereinander singe. Die lateinische Sprache,
und da kann sich niemand drüber beschweren,
ist an sich eine tote Sprache. Die wird nach unserem Denken wieder lebendig gemacht und
mal falsch dekliniert (lacht). Obwohl es auch
eine Sache ist, die wir bewusst machen. Wenn
du das Album inzwischen siehst, gibt es viele
Lateinische Verse oder Zitate, die wir hin schreiben. Da sind wir sehr genau, was die Deklination
angeht. Aber beim Singen nehmen wir uns mal
die Freiheit heraus, einfach mal falsch zu deklinieren. Da bin ich auch ehrlich und wir gehen
damit offen um (lacht).
Eine letzte Frage: Neuesten Statistiken nach
gibt es in Deutschland immer mehr Wölfe. Wie
findest du das?
Ich finde das großartig. Witziger weise ging
es bei einem Song auf „Lupus Die“ um dieses
Thema, da ich vorher in der Zeitung gelesen
habe, dass sich die Wölfe wieder ansiedeln. Das
ist wunderbar. Man hat ja das Tier auch viel zu
lange vertrieben und es gehört einfach in die
deutschen Wälder. Ich bin mal gespannt, wann
die ersten in der Stadt zu sehen sind und wie
dann die Menschen reagieren (lacht). Ich finde
das großartig. Ich hatte vorhin ein Interview bei
dem gefragt wurde, wieso PowerWOLF, wieso
der Wolf? Das war 2004 oder 2003, als wir uns
so genannt haben und da war das Tier noch gar
nicht so populär. Auf einmal habe ich bemerkt,
dass jede zweite Band irgendwas mit Wolf im
Namen hat und du läufst an Modegeschäften
vorbei und siehst Wolfsköpfe auf T – Shirts. Wir
waren definitiv die Ersten. Ich weiß nicht, woher die Begeisterung dafür herkommt, aber ich
finde es gut, dass das Tier sich wieder ansiedelt. Es ist ein sehr mächtiges Tier und auch ein
unheimliches Tier, aber auch ein sehr scheues
Tier. Ich bin aber sehr froh über die aktuelle
Entwicklung.
Text: David G.
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