Wer hat was zu sagen: Interview mit Jürgen Horschinegg - ARQA-VET

Wer hat was zu sagen: Interview mit Jürgen Horschinegg
Mag. Jürgen Horschinegg ist Leiter der Abteilung II/7 – Strategie- und Qualitätsentwicklung in der Berufsbildung und stellvertretender Sektionsleiter der
Sektion II des BMBF; seit August 2014 ist er außerdem interimistischer Direktor
des BIFIE in Wien.
ARQA-VET hat dieses Interview am 15.06.2015 geführt.
ARQA-VET: Lieber Herr Horschinegg, Sie haben als interimistischer Leiter des Bundesinstituts für
Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens (BIFIE) den ersten
Durchgang der standardisierten Reife- und Diplomprüfung an den AHS durchgeführt. Wie beurteilen
Sie diese „Premiere“?
Herr Horschinegg:
Die neue Reife- und Diplomprüfung, die für die AHS jetzt im Volldurchlauf und für BHS im Schulversuch durchgeführt wurde, ist natürlich ein Riesenprojekt. Und ein Riesenprojekt, das an vielen
Punkten, die für Schüler und Schülerinnen, Lehrer und Lehrerinnen spannend sind, eine Änderung
bringt, ist natürlich mit viel Unsicherheit verbunden und vielen Fragestellungen. Dadurch war die
mediale Begleitmusik natürlich sehr spannend und intensiv. Es haben sehr Viele auch gehofft, dass
vielleicht doch das Eine oder Andere passiert. Das Fazit jetzt, welches man Gott sei Dank ziehen
kann, ist, dass es gut gelaufen ist. Also es gab keine organisatorischen Pannen. Die Dinge die aufgetreten sind, wie z.B. der Einbruch in Salzburg, sind sofort durch unsere vorgesehenen Maßnahmen
entsprechend abgehandelt worden, auch das hat hervorragend funktioniert. Und insofern muss man
sagen, vom logistischen Standpunkt, vom Standpunkt der Durchführung her, sind wir hochzufrieden.
Von der Fragestellung, ob sich die Prüfung jetzt mit der Realität gut trifft, kann man auch sagen,
dass das durchaus gut eingelöst ist, wenn man sich die Quoten nach der Kompensationsprüfung ansieht, dann sind das durchaus ganz normale Werte in Bezug auf Durchkommen und Nichtdurchkommen. Und damit kann man sagen, dass die Reifeprüfung, die standardisierte, gut justiert und eigentlich sehr gut mit der Realität abgestimmt ist.
ARQA-VET: Wo sehen Sie die weiteren Entwicklungslinien für das österreichische Schulwesen im
Hinblick auf solche Leistungsstanderhebungen oder die Erhebung vergleichbarer Daten auf Systemebene?
Herr Horschinegg:
Im Moment gibt es in Österreich zwei wesentliche Dinge die Daten erheben, wo externe Leistungsmessung stattfindet: Das eine sind die Bildungsstandards, vierte und achte Schulstufe, in mehreren
Gegenständen und die standardisierte Reife- und Diplomprüfung. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden ist, dass die Bildungsstandards nicht notenrelevant sind, die Reifeprüfung sehr
wohl. Das ist der große Unterschied. Wo sich beide wieder treffen ist, dass die Information darüber,
wie die Schüler und Schülerinnen abschneiden, bezogen auf eine österreichweite Norm, intelligent
verarbeitet werden muss. Ich würde sagen, man muss, an den Schulstandorten - hier sind die Schulaufsicht, die Schulleitungen und die Lehrer und Lehrerinnen gefragt - dass sie mit der Information,
sei es die Information aus den Bildungsstandards, oder die Informationen aus der Reifeprüfung, dann
überlegen: Was ist da los? Wie haben wir abgeschnitten? Man kann es sich ja in Österreich im Bundeslandvergleich anschauen. Man kann dann daraus Schlüsse ziehen, sind wir dort wo wir hin wollen,
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wo wir uns einschätzen? Oder haben wir Probleme in die eine oder andere Richtung? Was können wir
tun? Wo liegen die Probleme? Diese Dinge, diese Überlegungen gehören angeregt und systematisch
abgearbeitet.
ARQA-VET:
Welche Rolle spielt in diesem Szenario QIBB, das Qualitätsmanagementsystem der berufsbildenden
Schulen, das Sie ja ganz wesentlich mitentwickelt und –gestaltet haben?
Herr Horschinegg:
Für QIBB sind die Ergebnisse der Reifeprüfung natürlich eine Leistungsinformation am Ende der maturaführenden Schulen. Das betrifft ja nicht alle, sondern nur jene, die Matura haben. Das heißt für
die Berufsschulen oder für die mittleren Schulen haben wir so ein Instrument nicht. Aber für die
höheren Schulen gibt es sozusagen am Ende jetzt einmal einen Ausweis, was können die Schüler und
Schülerinnen, bezogen auf eine Vorstellung, was man halt können sollte, um studieren zu dürfen.
Und das ist ja der Punkt, der hier abgetestet wird: die Studienberechtigung. Und diese Information
muss jetzt in QIBB abgearbeitet werden. Da sind die Instrumente dafür da, d.h. man schaut sich das
an, baut das in die Planungen ein und setzt entsprechende Schritte, wenn man mit dem Ergebnis
nicht zufrieden ist oder wenn man zufrieden ist oder nur teilzufrieden ist, je nachdem wie die Ausgangslage ist und kann dann nachjustieren. QIBB ist sozusagen das Instrument, das Werkzeug dafür
und die Struktur im Management.
ARQA-VET: Gut, vielen herzlichen Dank für das Interview!
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