das beet als leinwand

PORTRAIT
DAS BEET
ALS LEINWAND
Könnte Alois Leute seinen Lebenslauf neu
schreiben, wären Kew oder Wisley Stationen
seiner Laufbahn. Aber auch ohne die britische
Schule der Gartenkunst hat er sich zum Spezialisten in puncto Pflanzenverwendung entwickelt. Text: Carmen Hocker; Bilder: Carmen
­Hocker, Uwe Messer, Katharina Nüesch
Den Duft einer rosa blühenden Floribunda-Rose hat Alois Leute
noch heute in der Nase. Sie wuchs im elterlichen Vorgarten und
ist vielleicht dafür verantwortlich, dass er zum leidenschaftlichen Rosenliebhaber und Pflanzenkenner wurde. Jäten und
giessen waren für ihn schon als Kind selbstverständlich. Im
Teenageralter begann er, auf einem eigenen Pflanzplatz mit
Stauden zu experimentieren. Während seine Altersgenossen
den ersten eigenen Töff frisierten, blätterte er in Katalogen
von Versandgärtnereien. Nach der Matura absolvierte er eine
dreijährige Lehre als Zierpflanzengärtner in einem Betrieb,
den man heute als «Gartencenter mit Eigenproduktion» bezeichnen würde. Dort lernte er ein breites Pflanzenspektrum
kennen, das ganz neue Horizonte eröffnete.
Auf dem Weg zum Pflanzenspezialisten
Da Alois Leute das Gestalten mehr interessierte als das Produzieren, war ein Studium der Freiraumplanung naheliegend.
Im Rückblick hätte er sich zuvor lieber noch ein paar Jahre in
Grossbritannien weitergebildet, einem Land, dessen Garten-
Bemerkenswert an der Beetrose Sweet Pretty® ist der Kontrast zwischen den pastellrosa, ungefüllten Blüten und den burgunderfarbenen Staubgefässen. Alois Leute hat diese Farbe als Leitmotiv gewählt,
um zwischen den Pflanzen zu vermitteln.
« Ich habe zwei Seiten. Eine sehr strukturierte, die es minimalistisch liebt.
Und eine, die gerne aus dem Vollen schöpft – mit Rosen, Stauden, Frühlingszwiebeln und Sommerblühern»
Alois Leute
kultur und Pflanzenverwendung für ihn wegweisend waren.
«Mittlerweile verfolge ich die niederländische, belgische und
auch deutsche Gartenszene mit grossem Interesse, aber vor
zwanzig Jahren war das noch anders», erklärt Alois Leute seinen damaligen Wunsch. Für sein vertieftes Wissen auf dem
Gebiet der Pflanzenkenntnis und Pflanzenverwendung wurde
der Grundstein während seines Studiums an der Fachhochschule Weihenstephan (D) gelegt. Seine erste Stelle führte ihn
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in ein Planungsbüro, das Grossprojekte abwickelte, die wenig
Spielraum für kreatives Schaffen liessen. Deshalb entschloss er
sich, übergangsweise einen Freund beim Aufbau eines Gartenbauunternehmens zu unterstützen. Aus der «Übergangszeit»
wurden elf Jahre. 2007 wechselte er schliesslich zur Plantago
Gartenkultur GmbH nach Münchenstein BL. Dort widmet
er sich nicht nur der Pflanzplanung, sondern leitet auch das
Unterhaltsteam. Denn eine professionelle Gartenpflege ist
Persönliche Favoriten von Alois Leute
Stauden
Geranium sanguineum ’Dilys’
Kalimeris incisa ’Charlotte’
Panicum virgatum ’Heiliger Hain’
Lamium orvala
Knautia macedonica ’Mars Midget’
Thalictrum ’Elin’
Rosen
ADR-Zwergrose ’Lupo®’
Moschata-Hybride ’Guirlande d’Amour’
Beetrose ’Sweet Pretty®’
Rosa gallica ’Complicata’
Floribunda-Rose ’Marie Curie’
Gehölze
Staphylea pinnata
Juniperus communis ’Wallis’
Frangula alnus ’Asplenifolia’
Sorbus aria
Crataegus prunifolia
Blumenzwiebeln
Tulipa ’Purissima’
Tulipa ’Negrita’
Crocus vernus ’Vanguard’
Narcissus triandrus ’Petrel’
Muscari latifolium
Das Burgunderrot wiederholt sich in den tanzenden Blütenköpfen von Knautia macedonica, in den strukturgebenden
Halmen der Rutenhirse (Panicum virgatum) und dem Laub
der Heuchera-Hybride ’Obsidian’.
wichtig, damit sich die Pflanzungen über die Jahre
voll entfalten.
Kundengärten im Auge, deren Besitzer neugierig und
experimentierfreudig sind.
Offen für neue Strömungen
«Früher war ich farblich eingeschränkter unterwegs»,
räumt Alois Leute mit einem verschmitzten Lächeln
ein. Heute sei er auch ungewöhnlichen Farbkombinationen gegenüber offen. Vorbilder findet er in
Mode, Architektur und Inneneinrichtung. Um den
Zeitgeist möglichst schnell aufzugreifen, hat er über
den Winter die verschiedenen gestalterischen Tendenzen beobachtet und Eindrücke gesammelt. Daraus hat
er mehrere, thematische Pflanzenbilder komponiert.
Manche Zusammenstellungen wird er erst einmal
im Schaugarten von Plantago und in seinem eigenen Garten testen. Er hat aber auch schon konkrete
Die künstlerische Seite geniessen
Bei der Pflanzplanung berücksichtigt er neben Standort und Kundenwunsch auch den Kontext zum Haus
und seiner Geschichte. Im Gespräch versucht Alois
Leute zu erspüren, welche Pflanzen den Bedürfnissen der Besitzer am besten entsprechen. Auf keinen
Fall möchte er einen Stil «überstülpen». Hat er die
Wünsche herausgefiltert, kann seine eigentliche Arbeit beginnen: Gemälde mit lebendigen Pflanzen zu
schaffen. Betrachtet man das harmonische Zusammenspiel seiner Pflanzenkombinationen, wird deutlich, wie sehr seine Arbeitsweise dem Schaffensprozess
eines Malers ähnelt.
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