Ackerfuchsschwanzbekämpfung auf Problemstandorten Theodor Bender und Stefan Hörner, LWA Ilshofen Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 1 1,54 0,82 0,88 Anteil der Kulturgruppen 2015 in % 5,42 Getreide 21,59 Ackerfutter (Mais) Ölsaaten(Raps) Eiweißpflanzen Hackfrüchte (Rüben) Sonstiges 69,76 Ackerland im Landkreis Schwäbisch Hall insgesamt: 50.605 ha Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 2 Vorkommen von Ackerfuchsschwanz und Windhalm in Deutschland Ackerfuchsschwanz Windhalm Percent (%) infestation per county Quelle: Bayer Crop Science Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 3 Ackerfuchsschwanz Problemgebiet Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 4 Ackerfuchsschwanz - Problemstandorte Standort: - schwere, kalkhaltige Ton- und Lehmböden - eher kühleres und feuchteres Klima Bewirtschaftung: - hoher Anteil Winterungen (Winterweizen, Wintergerste, Winterraps) - frühe Saaten bei Wintergetreide (Saat vor der Muswiese: ca. 10. Oktober) - reduzierte Bodenbearbeitungssysteme - hohes organisches Düngungsniveau Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 5 Langjährige „Hohenloher“ intensive Fruchtfolgen: Winterraps - Winterweizen – Wintergerste Winterraps – Winterweizen – Wintertriticale – Wintergerste Winterweizen - Wintertriticale - Wintergerste - Silo-/Körnermais FAZIT: Viele Winterungen und lange Vegetationszeit für den AFU Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 6 Aktuelle Situation in diesem Gebiet: Gräserherbizide (Lexus, Axial, Broadway, Atlantis,…) zeigen in den letzten Jahren zunehmend Wirkungsschwächen Einige Kulturen werden immer schwieriger (Hafer, Wintergerste, Sommergerste) vermehrter Anbau von Mais bringt etwas Entspannung Auch blattaktive Maisherbizide wirken zunehmend schlechter Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 7 Biologie: Alopercurus myosuroides (Ackerfuchsschwanz) Keimung im Herbst und Frühjahr Keimt aus einer Tiefe bis zu 3 cm Blütezeit: Mai bis Juli 100 – 400 keimfähige Samen pro Pflanze Teilweise sofort nach der Reife keimfähig Lebensdauer im Boden mehr als 3 Jahre Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 8 Bestockter Ackerfuchsschwanz (EC 25) Wintertriticale nach Herbstbehandlung mit Cadou forte Set (0,75+0,3) 9 Landesversuch PS 14-04 (Standort Blaufelden) Ackerfuchsschwanzbekämpfung in Winterweizen - Frühjahrsbehandlungen Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 10 Unbehandelte Kontrolle 776 Ackerfuchsschwanzähren/m² am 24.06.2015 Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 11 PS 14-04 (Standort Blaufelden) Var. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 NAF -1 am 19.03.15 l, kg/ha Ackerfuchsschwanz Ähren m² Kontrolle Atlantis WG + FHS + Biathlon 4D + Dash E.C. PM 42 + FHS + Biathlon 4D + Dash E.C. Atlantis WG + FHS + Biathlon 4D + Dash E.C. PM 42 + FHS + Biathlon 4D + Dash E.C. Atlantis WG + FHS + Biathlon 4D + Dash E.C. + SSA Atlantis WG + FHS + Caliban Top + Artus 0,3+ 0,6 + 0,07 + 1,0 0,2 + 0,6 + 0,07 + 1,0 0,4 + 0,8 + 0,07 + 1,0 0,27 + 0,8 + 0,07 + 1,0 0,3 + 0,6 + 0,07 + 1,0 + 10 0,3 + 0,6 + 0,25 + 0,02 Broadway + Netzmittel 0,22 + 1,1 Broadway + Netzmittel + SSA Broadway + Netzmittel + Caliban Top PM 48 + Biathlon 4D + Dash E.C. Atlantis WG + FHS +SSA 0,22 + 1,1 + 10 0,22 + 1,1 + 0,25 1,8 + 0,07 + 1,0 0,5 +1,0 +10 Isofox + Traxos 3,0 + 1,2 PM 42 Atlantis Flex PM 48 SYD 11740H (Pinoxaden 33,3g/l + Pyroxulam 8,3g/l)= Axial + Broadway 12 Var. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 NAF -1 l, kg/ha Kontrolle Atlantis WG + FHS + Biathlon 4D + Dash E.C. PM 42 + FHS + Biathlon 4D + Dash E.C. Atlantis WG + FHS + Biathlon 4D + Dash E.C. PM 42 + FHS + Biathlon 4D + Dash E.C. Atlantis WG + FHS + Biathlon 4D + Dash E.C. + SSA Atlantis WG + FHS + Caliban Top + Artus Standort Blaufelden: Ertrag in dt/ha D 0,3+ 0,6 + 0,07 + 1,0 0,2 + 0,6 + 0,07 + 1,0 0,4 + 0,8 + 0,07 + 1,0 0,27 + 0,8 + 0,07 + 1,0 0,3 + 0,6 + 0,07 + 1,0 + 10 0,3 + 0,6 + 0,25 + 0,02 Broadway + Netzmittel 0,22 + 1,1 Broadway + Netzmittel + SSA Broadway + Netzmittel + Caliban Top PM 48 + Biathlon 4D + Dash E.C. Atlantis WG + FHS +SSA 0,22 + 1,1 + 10 0,22 + 1,1 + 0,25 1,8 + 0,07 + 1,0 0,5 +1,0 +10 Isofox + Traxos 3,0 + 1,2 Abb. 8: Ertrag [dt/ha] Standort Schwäbisch Hall in Abhängigkeit der Behandlungsvariante. Werte mit dem selben Buchstaben unterscheiden sich nicht signifikant. Statistische Auswertung: PIAF Stat. A A A A AB A ABC BC ABC ABC A C Ertrag [dt/ha] 13 Wie erkennt man eine Resistenz? eine bisher erfolgreiche Maßnahme gegen einen Schadorganismus wirkt schlechter oder gar nicht – Verdacht auf Resistenz andere Ursachen sollten ausgeschlossen werden: Applikationstechnik und Bedingungen Stadium des Schadorganismus wirksame Wirkstoffmenge am Zielobjekt Nachweis der Resistenz kann nur im Labor erfolgen. Verdachtsproben einsenden! 14 Resistenztest an der Universität Hohenheim 2013 -2015 Quelle: Universität Hohenheim, Fachgebiet Herbologie Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 15 Resistenztest an der Universität Hohenheim 2013 -2015 Standorte: Blaufelden und Schrozberg Wirkungsgrade der Herbizide in % Aufwandmengen 2013 2014 2015 Atlantis WG 0,4 53 80 88 30 86 Arelon Top 3 -- -- 97 100 100 Ralon Super 1,2 40 40 48 23 0 Fusilade Max 1 60 53 63 75 33 Axial 50 1,2 63 53 53 69 27 Select 240 0,5 93 63 89 93 100 Lexus 0,02 7 27 77 62 30 Topik 0,5 37 13 50 47 55 Broadway 0,22 47 67 84 47 81 Attribut 0,1 33 43 77 12 45 Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 16 Quelle: Dr. Nagel, LTZ Augustenberg Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 17 Arten von Herbizidresistenzen Typen molekularer Hintergrund Effekt Wirkort-Spezifische (target-site) Resistenz Gen-Mutation Wirkstoff bindet nicht mehr am Ziel-Enzym Keine Bindung nach Schloss-SchlüsselPrinzip Ergebnis: Metabolische Resistenz Beschleunigter Abbau des Wirkstoffs in der Pflanze Unzureichende Herbizidkonzentration in der Pflanze Keine Unkrautwirkung 18 Wie entstehen resistente Ungraspopulationen ? Normale Population Nach wiederholter Selektion Resistente Population • In jeder Population gibt es vereinzelt (niedrige Wahrscheinlichkeit) resistente Individuen • Je stärker der Ausgangsbesatz an Schadgräsern ist, desto • höher die Wahrscheinlichkeit, dass mehrere resistente Individuen vorhanden sind • schneller die Entwicklung einer resistenten Population 19 Ursachen der Minderwirkungen von Herbiziden gegen Ackerfuchsschwanz • Ackerfuchsschwanz zu groß bei Behandlung • Applikationsbedingungen: Luftfeuchte, Temperatur, Wassermenge, Düsen, etc. • Bodeneigenschaften: hoher Tongehalt, hoher Humusgehalt, Bodenfeuchte (Trockenheit), organische Substanz (Ernterückstände) • (beginnende) Resistenz gegen eingesetzten Wirkstoff 20 Ralon Super Lexus Axial 50 Attribut Traxos Broadway Atlantis WG Select 240 EC Flufenacet Glyphosat IPU Kerb ansteigendes Resistenzrisiko Gräserbekämpfung (Ackerfuchsschwanz, Trespen, Flughafer…) Folgende Mittel sind bei Resistenzrisiko unverzichtbar: Kerb flo u.ä. (Propyzamid) Herold u.ä. (Flufenacet) Glyphosat IPU Antiresistenzmanagement: muss vor dem sichtbar werden von Wirkungsverlusten beginnen! nicht vollständige Aufzählung an Produkten Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 21 Ausgangspopulation: 130 Ungraspflanzen/m² 7 Ähren/Pflan ze 900 Ähren/m² Endpopulation: 137 Ungraspflanzen/m² 103 Samen/Ähre Optimaler Bekämpfungserfolg notwendig! 97 % Bekämpfungserfolg durch Herbizid 93.000 Samen /m² 4590 Pflanzen m² Landwirtschaftsamt 9% Auflauf 55 % Überlebensfähigkeit 51.000 Samen /m² 22 Zusammenhang Bodenbearbeitung und Verungrasung • stärkere Anreicherung von Samen in der bearbeiteten Bodenschicht • Horizont (Samenspeicher) abhängig von Eingriffstiefe • Veränderung in der Zusammensetzung der standortspezifischen Verunkrautung und Verungrasung • Konzentration auf Ackerfuchsschwanz, Windhalm und Trespe • deutliche Zunahme der Ungrasdichte • Insgesamt erhöhte (monetäre) Aufwendungen an Herbiziden Quelle: Pöttinger 23 Quelle: Horsch Möglichkeiten der Reduktion von Ackerfuchsschwanz durch Bodenbearbeitung Stoppelmulchen/ Strohstriegel Rotteförderung durch Erhöhung des Zerkleinerungsgrads/ Verteilung verbesserter Ungrasauflauf neuer Samen Stoppelbearbeitung jew. nach Auflauf von Ungräser, wenn möglich und sinnvoll, 2x ganz flach Ungrasauflauf fördern und vernichten 1x tief Strohrotte fördern, Fußkranheiten bekämpfen Grundbodenbearbeitung Pflug führt zu überwiegendem Vergraben 17. Februar 2016 des oberflächigen, keimfähigen Unkrautsamens24 Landwirtschaftsamt Möglichkeiten der Reduktion von Ackerfuchsschwanz Gezielter Einsatz von Glyphosat Grundbodenbearbeitung Stoppelbearbeitung Stoppelmulchen Vernichten aufgelaufener Ungräser, v.a. unter feuchten Bedingungen 25 Möglichkeiten der Reduktion von Ackerfuchsschwanz Fruchtfolge erweitern Gezielter Glyphosateinsatz Grundbodenbearbeitung Stoppelbearbeitung Stoppelmulchen • Ersatz von Winterung durch Sommerung, wo möglich und sinnvoll • Begrünungsmöglichkeiten nutzen • Triticale als GPS Unkrautunterdrückung, mehr Zeit zur Bodenbearbeitung vor Winterraps • Auf absoluten Extremstandorten Feldfutterbau 26 Möglichkeiten der Reduktion von Ackerfuchsschwanz Aussaattermin um 1 bis 2 Wochen verzögern: geringere Auflaufrate der Ungräser in der Kultur verbesserte Herbizidwirkung Bonitur: 26.05.08 115 Großaltdorf AF- Halme m² Saat: 11.10.07 Hohenheim AF- Halme m² Saat: 14.09.07 Hohenheim AF- Halme m² Saat: 01.10.07 Bonitur: 26.05.08 Bonitur: 30.06.08 Bonitur: 30.06.08 Fruchtfolge erweitern Stoppelbearbeitung Stoppelmulchen Unbehandelt Gezielter Glyphosateinsatz Saatzeitenversuch der Uni Hohenheim Großaltdorf AF- Halme m² Saat: 24.09.07 Grundbodenbearbeitung Wintergerste 15 859 162 27 Möglichkeiten der Reduktion von Ackerfuchsschwanz Späterer Saattermin Fruchtfolge erweitern Gezielter Glyphosateinsatz Grundbodenbearbeitung Stoppelbearbeitung Stoppelmulchen Optimale Saatbettbereitung konkurrenzstrake Kultur und gleichmäßiger Auflauf der Ungräser bestmögliche Herbizidwirkung der Bodenherbizide Walzen für ebene Bodenoberfläche und weniger Kluten 28 Optimale Saabettbereitung Späterer Saattermin Fruchtfolge erweitern Gezielter Glyphosateinsatz Grundbodenbearbeitung Stoppelbearbeitung Stoppelmulchen Möglichkeiten der Reduktion von Ackerfuchsschwanz Saatmengenerhöhung um 100 Kö/m2 verbesserte Ungrasunterdrückung 29 Herbizidmaßnahmen bestmögliche Wirkungsgrade anstreben Wirkstoffwechsel VA oder NAK im Herbst NA im Frühjahr Saatmengenerhöhung Optimale Saabettbereitung Späterer Saattermin Fruchtfolge erweitern Gezielter Glyphosateinsatz Grundbodenbearbeitung Stoppelbearbeitung Stoppelmulchen Möglichkeiten der Reduktion von Ackerfuchsschwanz 30 Herbizidmaßnahmen Saatmengenerhöhung Optimale Saabettbereitung Späterer Saattermin Fruchtfolge erweitern Gezielter Glyphosateinsatz Grundbodenbearbeitung Stoppelbearbeitung Stoppelmulchen Möglichkeiten der Reduktion von Ackerfuchsschwanz 31 Leistungsfähigkeit der Herbstvarianten Herbstbehandlung legt vor Frühjahrsmaßnahme bereinigt Oft Wirkstoffe mit niedriger Resistenzgefahr im Herbst bedeutet aktives Resistenzmanagement Anwendungsbedingungen entscheidend für Wirkung Großteil des Ungraspotentials kann schon im Herbst bekämpft werden. Kleine Ungräser Meist befahrbare Flächen Keine zeitliche Kollision mit Gülleausbringung Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 32 Ackerfuchsschwanz behandelt im Herbstkeine optimale Wirkung eingetreten Was folgt nun? 33 Weizen: Was gegen Fuchsschwanz tun? Standort und Fruchtfolgeangepasst: Atlantis WG + 10 kg/ha SSA oder 30 l/ha AHL Broadway + 10 kg/ha SSA oder 30 l/ha AHL Traxos 34 Zusatzstoffe wirken: Bessere Wirkstoffaufnahme in das Ungras führt zu höheren Wirkungsgraden Phytotox an der Kulturpflanze möglich! Vorsicht bei kühl feuchten Bedingungen Zusatzstoffe situationsabhängig dosieren! Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 35 Was tun in Wintergerste auf drainierten Flächen? NW 405/ NW 403 1,2 l/ha Axial 50 solo Axial 1,2 l/ha + Arelon Top 2-3 l/ha kein Arelon Top mehr: Fuchsschwanzbekämpfung in Gerste (auf drainierten Flächen) wird spätestens ab 2017 nochmals schwieriger Landwirtschaftsamt • solo Isofox 3 l/ha solo auf feuchten Boden Auf drainierten Flächen Arelon Top aufbrauchen da keine Drainauflage im Frühjahr 17. Februar 2016 36 Fazit Weite Fruchtfolge mit Sommerkulturen Optimale standortangepasste Bodenbearbeitung Optimale Wirkstoffaufnahme durch Wasserkonditionierung durch SSA / AHL mit passender Applikationstechnik Pflanzenschutz gezielt unter optimalen Bedingungen einsetzen Integrierter Pflanzenschutz Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 37 Vielen Dank Landwirtschaftsamt 17. Februar 2016 38
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