Erfahrungsbericht Name: A n j a, N a b e r Austauschjahr: WS 2014/2015 Gastuniversität: Universität Aberystwyth Stadt: Aberystwyth Land: Wales Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht, kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden. Aberystwyth – ich hatte weder von dieser kleinen Stadt an der Küste von Wales zuvor gehört, noch Ahnung, wie dieser kompliziert aussehende Name auch nur annähernd ausgesprochen werden sollte. Trotzdem entschied ich mich dafür, meinen Auslandssemester mit Erasmus dort zu verbringen. Dies fiel mir nach ein bisschen Recherche nicht schwer: das kleine Studentenstädtchen am Meer inmitten der wunderschönen walisischen Landschaft hat es dem `International Student Barometer` zufolge bereits des Öfteren unter die drei Universitäten der Welt geschafft hat, an denen es sich am meisten lohnt, ein Student zu sein. Die Reise nach Aberystwyth erfordert ein kleines bisschen Geduld und Zeit. Die Stadt selbst liegt etwas isoliert an der walisischen Küste und der am nächst gelegene Flughafen ist in Birmingham. Ich entschied mich für einen wesentlichen günstigeren Flug nach London und einer anschließenden achtstündigen Busfahrt, weshalb meine Anreise mehr als zwölf Stunden dauerte. Da es in Aberystwyth leider kein Hostel gibt, verbrachte ich meine ersten zwei Nächte im einige Meilen nördlich gelegenem Borth, da ich ursprünglich vorhatte, mir vor Ort ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft zu suchen. Allerdings entschied ich mich dann doch für den einfacheren und unkomplizierteren Weg und mir wurde von den sehr freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeitern des dortigen Accommodation Office spontan ein Zimmer im Wohnheim zu Verfügung gestellt. Mein Wohnheim, das eigentlich für Walisisch sprechende Studenten bestimmt war, zählte zu den sogenannten `catered residences`, was bedeutet, dass die Kosten für die Versorgung bereits inbegriffen war. Der Studentenausweis wurde für das Semester mit einem Geldbetrag von ungefähr 500 Pfund aufgeladen. Damit konnte man überall auf dem Campus in der Mensa oder Cafeteria warme Gerichte, Snacks oder Getränke kaufen. Für diejenigen, die nicht gerne kochen, mag das ganz praktisch sein, jedoch war das Essen auch relativ eintönig. Das Wohnheim war außerdem bereits in die Jahre gekommen und so war es durch die nicht richtig schließenden Fenster im Zimmer durchwegs zu kühl. Negativ war auch, dass in den Zimmern kein W-Lan verfügbar war und die Anzahl der Steckdosen, nur zwei, eindeutig zu wenig war. Duschen und Toiletten waren zweckgemäß, die sehr kleine Küche hingegen mit keinem Fenster und einer Feuertür, die durchgehend geschlossen bleiben musste, kein ansprechender Raum. Da ich mir allerdings mit einer anderen Austauschstudentin das Zimmer teilte, mit der ich mich sofort gut verstand und sich über die Wochen hinweg eine sehr gute Freundschaft entwickelte, zählt meine Erfahrung im Wohnheim doch zu den durchaus positiven. Der Empfang für die Austauschstudenten war sehr herzlich, man fühlte sich willkommen und alle Mitarbeiter waren sehr freundlich und hilfsbereit. Die `Freshers Week` trug dazu bei, dass man sich sowohl schnell auf dem Campus als auch in der Stadt orientierten konnte. Es stellten sich die zahlreichen `Sportsclubs` und `Societies` vor, denen man gegen eine geringe Gebühr beitreten konnte und die dann das Studentenleben durch regelmäßige Aktivitäten und Treffen gestalteten. Bei den Sportangeboten wie zum Beispiel Surfen, Tanz, Rugby oder Reiten war für jeden etwas dabei und Gleichgesinnte fand man auch in den `Societies` für beispielsweise Menschenrechte, Geschichte oder die walisische Sprache und vieles mehr. Dadurch fand man schnell Anschluss und lernte viele neue Leute mit den gleichen Interessen kennen. In dieser ersten Woche wurde man auch in das bunte und verrückte Nachtleben von Aberystwyth eingeführt. Auf den von den Clubs und `Societies` ab diesem Zeitpunkt wöchentlich organisierten Kneipentouren wurden die zahlreichen Pubs (angeblich `most pubs per squaremile in the UK`) abgeklappert, die alle nur wenige Minuten voneinander entfernt liegen. Gewöhnlich standen diese `Socials` unter einem bestimmten Motto und so füllten Studenten in Toga, Piratenkostümen und sonstigen diversen Outfits die Pubs. Generell konnte man durch die vielen Studentendeals günstig ausgehen und brauchte sich außerdem keine Gedanken zu machen, wie man nach dem Ausgehen nach Hause kommt, da alles sehr einfach zu Fuß zu erreichen war und falls man doch lieber mit dem Taxi fährt, zahlt man im Durchschnitt drei Pfund. Vom lebendigen Studentenleben zum ernsthafteren Teil des Studiums: das Angebot an Lehrveranstaltungen war sehr interessant und vielfältig. Im Vergleich zur Uni Augsburg waren die Vorlesungen und Seminare kleiner, wodurch auch der Kontakt zu den Dozenten um einiges persönlicher war. Besonders in den Seminaren, die im Büro der Dozenten mit durchschnittlich acht Studenten stattfanden, wurde sichergestellt, dass jeder mit den Themen vertraut war und in angenehmer Atmosphäre Diskussionen geführt. Positiv fand ich auch, dass im Gegensatz zu den in Deutschland einmal wöchentlich 90 Minuten langen Veranstaltungen, jene hier nur 50 Minuten dauern, aber auch zwei Mal in der Woche stattfinden. Die Beschäftigung mit den Inhalten ist dadurch intensiver und auch fällt es einem leichter, sich während der Sitzungen zu konzentrieren. Die in der Mitte des Semesters angesetzte `Reading Week` ist ideal, um Versäumtes nachzuholen oder an anstehenden Essays zu arbeiten. Alternativ kann man sie aber auch zum Reisen nutzen. Aberystwyth ist zwar eine kleine Stadt, hat aber alles, was man so braucht. Es gibt einige nette Cafés und Restaurants, allerlei kleine Geschäfte und etliche Supermärkte, die in der ganzen Stadt verteilt sind. Der Vorteil dieser kleinen Stadt ist nicht nur, dass alles innerhalb kürzester Zeit zu Fuß zu erreichen ist und man keine Kosten für öffentliche Transportmittel ausgeben muss, sondern auch, dass man ständig auf bekannte Gesichter trifft und immer Zeit für einen kurzen Smalltalk hat. Die Lage direkt am Meer ist wunderschön und die Promenade wird gerne von Joggern genutzt. Vor allem wenn man in den studentischen Organisationen eingebunden ist, wird es wirklich nie langweilig. Als kleinen negativen Aspekt muss man vielleicht erwähnen, dass man durch die isolierte Lage aus Aberystwyth nur schwierig mal „rauskommt“. Wenn man also plant, während des Auslandssemesters viel zu reisen und auch am Wochenende andere Ort und Städte besichtigen will, ist Aberystwyth möglicherweise nicht der ideale Ort, da es Zeit und Geld kostet, andere Orte zu bereisen. Wenn man allerdings wie ich nur das Wintersemester dort verbringt, das bereits Ende Januar zu Ende ist, kann man die Zeit danach mit Reisen verbringen, da in Deutschland das Sommersemester erst im April wieder anfängt. Und wenn man wie die meisten Studenten auch die Wochenenden in Aberystwyth verbringt, ist man auch besser im Studentenleben eingebunden. Alles in allem hatte ich eine verrückte und spannende Zeit in Aberystwyth. Auch das Wetter war unglaublich beständig und angenehm - den wie erwartet walisischen Dauerregen haben wir nicht abbekommen. Das bunte Studentenleben hat mein Auslandssemester zu einem einzigartigen Erlebnis gemacht. Aberystwyth ist ein sehr außergewöhnlicher Ort, der mir ans Herz gewachsen ist und durch seine Einzigartigkeit eine besondere Erfahrung bietet.
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