Ausgabe 2 - Rheinbahn

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Liebe Frau Weckesser,
in der letzten Ausgabe unseres Newsletters „Et kütt!“ haben wir Ihnen einen kleinen Rückblick auf die
Historie des U-Bahn-Baus in Düsseldorf gegeben. Heute möchten wir Ihnen einen Kollegen vorstellen, der
unser neues Liniennetz – unser Net met Häzz – aktiv mitgestaltet: Helmuth Höhn (65) ist Abteilungsleiter
des Bereichs Verkehrswirtschaft und seit 1982 bei der Rheinbahn beschäftigt. Bereits 1988, als die neue
Tunnelstrecke zwischen Hauptbahnhof und Heinrich-Heine-Allee und weiter zur Oberkasseler Brücke
eröffnet wurde, war er an der Planung der damaligen Netzumstellung beteiligt. Im nachfolgenden Interview
mit Herrn Höhn erfahren Sie aus erster Hand, welche Unterschiede es zwischen den beiden
Großprojekten gibt und welches die Meilensteine unseres Netz met Häzz sind.
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen!
Ganz herzliche Grüße,
i.A. Sonja Emmerich
Leiterin Marktkommunikation
Interview mit Helmuth Höhn, Abteilungsleiter Verkehrswirtschaft
Die letzte große Netzänderung liegt jetzt 27 Jahre zurück. Was sind die gravierenden Unterschiede
zwischen den beiden Projekten?
Helmuth Höhn: Der wichtigste Unterschied ist, dass 1988 noch alle Unterlagen von Hand erstellt wurden,
sowohl im Hinblick auf die Planung als auch auf die Kommunikation. Es gab noch keine EDV-Programme,
mit denen man die Fahrpläne, die Linienverläufe oder andere Unterlagen erstellen konnte. Mit unseren
heutigen modernen Systemen gehen solche Arbeitsabläufe deutlich einfacher und schneller. Diese
Programme machen uns außerdem viel flexibler. Ein weiterer Unterschied ist, dass wir dieses Mal im
gesamten Netz – also Stadtbahn, Straßenbahn und Bus – Änderungen vornehmen. 1988 waren diese
Eingriffe nicht so gravierend.
Sie haben beide Großprojekte aktiv mitgeplant und gestaltet.
Helmuth Höhn: Ja, und ich freue mich, dass ich entscheidend an der damaligen und der jetzigen Planung
mitarbeiten konnte – das ist eine tolle Erfahrung und macht auch mir selbst die Weiterentwicklung der
Rheinbahn und unseres Netzes deutlich. Es sind nicht mehr viele bei der Rheinbahn, die beides – die
U-Bahn-Inbetriebnahme damals und das neue Netz heute – aktiv mitgeplant haben.
Welche Erfahrungen aus den großen Netzveränderungen 1988 nehmen Sie für das neue Netz mit?
Helmuth Höhn: Was wir von 1988 mitnehmen, ist, dass es mit der Eröffnung nicht getan ist. Einiges muss
bestimmt nachjustiert oder optimiert werden. Das war 1988 so, und wird sicherlich auch diesmal der Fall
sein. Die Veränderungen, die wir jetzt im Zuge des neuen Netzes haben – mit Linienwegänderungen,
Umbenennung von Liniennummern und allem anderen, was dazu gehört – übertreffen die Netzänderung
von 1988 aber bei Weitem.
Das Netz met Häzz ist ein Mammutprojekt – können Sie einen Überblick über wichtige Eckpfeiler
geben?
Helmuth Höhn: Wir müssen unsere eigenen Leute und die Fahrgäste frühzeitig informieren. Da die
Änderungen das ganze Netz betreffen, müssen wir eine unglaubliche Fülle an Informationsmaterialien in
einer sehr kurzen Zeit komplett erneuern. Wir müssen alle Tarifinformationen ändern und anpassen, zum
Beispiel für die Kurzstrecke. Ebenso alle Haltestellenschilder neu erstellen sowie alle Informationen, die
heute an den Haltestellen aushängen sowie die elektronische Fahrplanauskunft und die automatischen
Anzeigen an den Haltestellen (Dynamische Fahrgastinformationsanlagen) mit den neuen Daten versorgen.
Hinzu kommt parallel die Umstellung auf unser neues Betriebsleitsystem ITCS (Intermodal Transport
Control System), die die Kollegen gleichzeitig betreuen müssen. In meinem persönlichen Aufgabenbereich
liegt unter anderem noch die Information der Bezirksvertretungen über den neuen Fahrplan und die
Anschlusssituation.
Auch wenn die Bezirksvertretungen kein konkretes Mitspracherecht haben – wo sind die
Vorschläge der Bürger in die Planung des neuen Netzes eingeflossen?
Helmuth Höhn: In der Bezirksvertretung 6 (Lichtenbroich, Unterrath, Rath und Mörsenbroich) gab es
Wünsche hinsichtlich der Anbindung des ISS Domes und des Rather S-Bahnhofs, die wir geprüft haben
und im neuen Netz umsetzen. Andere Vorschläge haben wir überprüft, können sie aber aus
verschiedensten Gründen nicht umsetzen. Die Zusammenarbeit mit den Bezirksvertretungen war und ist
insgesamt sehr fruchtbar.
Für welche Stadtteile gibt es deutliche Verbesserungen?
Helmuth Höhn: Hier ist ganz klar der Stadtteil Hamm zu nennen. Der Wunsch nach einer direkten
Verbindung in die Innenstadt wurde ja schon lange geäußert und wird mit dem neuen Netz nun auch
erfüllt. Ebenfalls positiv zu erwähnen ist die Verbindung zwischen der Fachhochschule Düsseldorf und der
Universität: Mit der Linie 704 wird die Heinrich-Heine-Universität direkt mit dem Campus der neuen FH
verbunden. Auch lösen wir die 706 als Ringlinie auf. Wir haben deshalb zwar einige Beschwerden von
alteingesessenen Bürgern erhalten, aber es ist Fakt, dass die ringförmige Linienführung vor allem bei
Ortsfremden oft für Verwirrung sorgt. Auch der Stadtteil Düsseltal wird durch die neue Linie U71 besser an
die Innenstadt angeschlossen. Weiter kommt es durch die Optimierung der Buslinien zu einer besseren
Anbindung der nordöstlichen Stadtteile Hubbelrath und Knittkuhl.
Bekommen Sie auch Kritik zu den neuen Linienwegen zu hören?
Helmuth Höhn: In einigen Fällen schon. Und das ist eine der Herausforderungen des Netz met Häzz: Die
Bürger sind es gewohnt, mit gewissen Linien an ihre Ziele zu kommen, und das schon seit Jahrzehnten.
Veränderungen stoßen immer auf Unmut, Gewohnheiten werden nicht gern aufgegeben. Wir müssen den
Bürgern und unseren Fahrgästen nun zeigen, dass das neue Netz zwar eine große Umstellung bedeutet,
die es aber durchaus wert ist, sich darauf einzulassen, die alten Wege durch neue, optimierte
Verbindungen zu ersetzen.
Neben den vielen deutlichen Verbesserungen – was sind die Risiken? Wo werden wir
voraussichtlich nachjustieren müssen?
Helmuth Höhn: Wir arbeiten unter Hochdruck daran, die Anschlussbeziehungen wieder so herzustellen,
wie es bei den jetzigen Anschlüssen der Fall ist. Die neuen Anknüpfungen der Linien untereinander wollen
wir wieder mit vertretbaren Wartezeiten für die Fahrgäste gestalten. Um einen Anfang zu machen, haben
wir Anschlussbeziehungen priorisiert – zum Nachteil von anderen Anschlüssen. Hier kann es sein, dass
wir nach dem Start des Neuen Netzes nachbessern müssen. Das war auch schon 1988 der Fall, da haben
wir nach etwa einem halben Jahr die Anschlüsse überarbeitet und optimiert. Das kommunizieren wir so,
auch gegenüber der Politik: Wenn wir feststellen, die Anschlüsse funktionieren nicht, dann sind wir flexibel
genug, da nachzubessern.
Kern des Netz met Häzz ist die Verlegung einiger Straßenbahnlinien in den neu gebauten Tunnel.
Wie wird sich das auf die Störanfälligkeit unserer Fahrpläne auswirken?
Helmuth Höhn: Natürlich gehen wir davon aus, dass durch den Wegfall der störanfälligen Linienführung
über Schadowstraße, Jan-Wellem-Platz, Altstadt und Kasernenstraße unsere Linien pünktlicher und
schneller werden. Weiter wünschen wir uns, dass die Fahrgäste merken, dass die Investitionen und alle
Veränderungen im Zuge des neuen Netzes dazu beitragen, dass unsere Bahnen wieder verlässlicher sind
und wir dadurch wachsende Fahrgastzahlen verzeichnen können. Um die Pünktlichkeit weiter zu
verbessern, müssen wir aber auch an anderen Stellen optimieren. Wir begrüßen, dass es mit der Stadt
zusammen eine Arbeitsgruppe gibt, die sich mit der Beschleunigung der Bahnen beschäftigt. Ziel ist es,
mit Vorrangschaltung und entsprechenden weiteren Maßnahmen die Pünktlichkeit auf der Schiene
dauerhaft zu verbessern.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die nächste Ausgabe unseres Newsletters "Et kütt!" erhalten Sie in der 38. Kalenderwoche.