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Nr. 31 | Oktober 2015
F2014
Forschungsprojekt zur Teilhabe
Was denken eigentlich die Klienten über ihre Teilhabechancen? – Wir Mitarbeitende arbeiten täglich
daran, den Klienten und Klientinnen eine möglichst
umfassende Teilhabe zu ermöglichen. Wir geben
uns große Mühe, alle Bereiche zu bedenken, stoßen
immer wieder auf Hürden und finden Lösungen
und Wege, um neue Bereiche zu erschließen. Doch
wie nehmen die Klienten/-innen ihre Lebenslage
eigentlich selbst wahr? Was denken sie über ihre
Teilhabechancen, über ihre Entscheidungsspielräume? Das möchten wir bei Bethel.regional nun
durch das Forschungsprojekt Teilhabe von Men-
schen mit psychischer Erkrankung: Lebenslagen und
Capabilities herausfinden. Das Forschungsprojekt ist
ein Teilprojekt des Hamburger BAESCAP1 Projekts
und wird in Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg,
Baden Württemberg und Westfalen durchgeführt.
Ziel ist es, Erkenntnisse über Lebenslagen und daraus abzuleitende Entscheidungsspielräume von
Menschen mit psychischer Erkrankung, die Eingliederungshilfe erhalten, zu gewinnen. Auf diesem
Weg sollen die Teilhabechancen und Teilhaberisiken
systematisch erfasst und ggf. Anhaltspunkte für
eine strukturelle Weiterentwicklung der Hilfen gewonnen werden. Bundesweit liegen hierüber keine
Erkenntnisse vor, wir bewegen uns auf wissenschaftlichem Neuland. Die Klienten/-innen, die an
der erstmalig durchgeführten bundesweiten Befragung teilnehmen, leisten damit einen wichtigen
Beitrag zur Weiterentwicklung der bundesweiten
Teilhabeberichterstattung, die zu Maßnahmen für
eine Verbesserung der Lebenslagen psychisch kranker Menschen führen soll.
Ermittelt werden die Daten anhand eines Erhebungsbogens mit Fragen zu den Bereichen Soziodemographie, Gesundheit, (Aus-)Bildung, Arbeit
und Beschäftigung, Wohnsituation, Freizeit und
soziale Beziehungen, Sicherheitsgefühl, Diskriminierung und subjektive Stigmaerfahrungen sowie Einstellungen und Meinungen. Der Bogen ist so gestaltet, dass viele Fragen identisch mit Fragen aus allgemeinen Bevölkerungsbefragungen sind. Die Ergebnisse sind damit zu großen Teilen mit Daten der
Gesamtbevölkerung direkt vergleichbar. Die Fragen
sind daher nicht immer „barrierefrei“, konnten aber
wegen der Vergleichbarkeit nicht verändert werden. Erfahrungen aus den ersten Befragungen zeigen, dass einige Klienten/-innen sich darüber freu1
Bewertung aktueller Entwicklungen der sozialpsychiatrischen Versor-
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en, wenn sie Unterstützung bei der Beantwortung
erhalten.
Die Befragung ist anonym und freiwillig. Die Ethikkommission der Universität Greifswald hat
dieses Projekt geprüft,
für
rechtlich
und
ethisch als unbedenklich erklärt und befürwortet. Unter der Leiv. l.: Prof. Dr. Ingmar Steinhart,
tung von GeschäftsRilana van Endern, Franziska Stuhm
führer Professor Dr.
.
Ingmar Steinhart werden Rilana van Endern und
Franziska Stuhm das Projekt in den nächsten Monaten durchführen. Bei einer Gesamtzahl von über
1.600 Fragebögen, die in Bethel.regional an die
Klient/-innen direkt ausgegeben werden, ist die
Unterstützung beim Ausfüllen der Bögen durch die
Mitarbeitenden sehr willkommen und mitentscheidend für den Erfolg des Projekts.
Rilana van Endern, Franziska Stuhm
[email protected]
[email protected]
Minderjährige Flüchtlinge finden
Zuflucht im Heimathof Homborn
Breckerfeld. Ende Oktober ist es soweit: Dann
können unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in
den Heimathof Homborn in Breckerfeld einziehen.
Das seit ca. zwei Jahren leer stehende Gebäude,
das für 100.000 € instandgesetzt wurde, soll für 36
männliche Kinder und Jugendliche im Alter von 12
bis 17 Jahren ein neues Zuhause auf Zeit werden.
Sobald die Brandmeldeanlage aufgeschaltet ist,
geht es los.
Gestartet wird mit zwei Clearinggruppen à neun Jugendlichen. 30 Mitarbeitende werden in drei bis vier Monaten
die
Rahmenbedingungen
klären, unter denen die jungen Menschen gekommen
sind, sie unterstützen, sich in
der für sie neuen Welt, u. a.
bei Behördengängen und Der Einzug wird vorbereitet.
Arztbesuchen, zurechtzufinden und auf ein eigenständiges Leben vorbereiten. In einem weiteren
Schritt werden bei Bedarf in einer Anschlussmaßnahme zwei Nachsorgegruppen für ebenfalls jeweils neun Jugendliche eingerichtet. Jede Gruppe
bewohnt eine eigene Etage mit Gemeinschaftsraum
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und Küchenzeile. Ein großer Garten, ein Sportraum,
ein nahegelegener Sportplatz sowie eine direkte
Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr bieten
eine jugendgerechte Freizeit-Infrastruktur.
Birgit Leonhardt
Stabsstelle Entwicklung, Kommunikation, Projekte
Haus Preußische Straße
geht ans Netz
Dortmund. 15 Monate nach dem ersten Spatenstich hat das Haus Preußische Straße in DortmundEving seinen Betrieb aufgenommen. Das Haus auf
dem Gelände des früheren Gemeindehauses der Ev.
Segenskirchengemeinde ist eine Einrichtung für 24
Menschen mit unterschiedlichen und komplexen
Unterstützungsbedarfen. Neben 24 Einzelapartments bietet es zwei Zimmer für kurzfristige Aufnahmen sowie einen gesonderten Trakt für tagesgestaltende Arbeits- und Beschäftigungsangebote.
Ein einladender Außenbereich mit Sinnesgarten
bietet den Bewohnerinnen und Bewohnern Ruhe
und Rückzugsmöglichkeiten.
Das 2005 eröffnete Ambulant Unterstützte Wohnen (AUW) war das erste Angebot der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Hamm. In kurzen Abständen folgten stationäre Angebote – zunächst in drei ehemaligen Pfarrhäusern, die für die
Bedürfnisse der neuen Bewohnerinnen und Bewohner renoviert und umgebaut wurden. Es folgten Neubauten auf dem Grundstück der ehemaligen Erlöserkirche und in der Ostdorfstraße 4a.
Mittlerweile betreuen über 150 Mitarbeitende fast
200 Menschen mit psychischer Erkrankung und/
oder körperlicher Behinderung in neun Diensten
und Einrichtungen im gesamten Hammer Stadtgebiet. Neben ambulanter und stationärer Unterstützung gibt es zahlreiche Angebote an tagesstrukturierenden Maßnahmen. In den Begegnungsstätten
finden regelmäßige Beratungs-, Koch- und Kreativangebote statt, der Familienunterstützende Dienst
(FuD) bietet ein umfassendes sozial integratives
Angebot in- und außerhalb der Familie.
Marion Köhler,
Assistenz RL Dortmund/Ruhrgebiet
Das Gebäude setzt sich zwar architektonisch von
der Kirche ab, ist aber fachlich so konzipiert, dass
die schon lange mit dem Haus Winterkampweg
begonnene, in Eving gut funktionierende Zusammenarbeit, mit der Segenskirchengemeinde und
dem Stadtteil im zukünftigen Miteinander weiter
gelebt und ausgebaut werden kann.
Birgit Leonhardt
Stabsstelle Entwicklung, Kommunikation, Projekte
10 Jahre Bethel in Hamm
Hamm. Alle, die in Hamm leben und arbeiten oder
in anderer Weise mit Bethel verbunden sind, feierten am 2. Oktober im Rahmen eines Festes auf dem
Gelände des Wohnheimes in Hamm-Berge in der
Ostdorfstraße „10 Jahre Bethel in Hamm“.
Erstes Nachbarschaftsfest im
Pontanus-Carré
Paderborn. Das erste Nachbarschaftsfest im Pontanus-Carré,
wurde im Rahmen der Quartiersarbeit als Gemeinschaftsprojekt von Bethel.regional,
dem Verein Gezeiten, der Caritas und dem Spar- und Bauverein geplant und umgesetzt.
Bei Kaffee, Kuchen, frischen Waffeln, Würstchen,
leckeren Salaten und erfrischenden Getränken
konnten alle das Miteinander genießen. Angehörige, Klienten/-innen, Nachbarn, Freunde und Ehrenamtliche beteiligten sich an der Vorbereitung der
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Speisen. Die einzelnen Stände und auch das Café
wurden in Zusammenarbeit betrieben.
Jens Elling, Bernd Winkelmann, Markus Hans, Meike Ude, Kolja Luce,
Heiko Quellhorst (v. l.), Nina Hennen (vorne)
Musikalisch begleitet wurde der Tag durch eine
Angehörige, die als Alleinunterhalterin und Sängerin „durchstartet“ sowie durch die Band „Betty A“.
Im Rahmen der Quartiersarbeit soll es nun jedes
Jahr im September ein Nachbarschaftsfest, das von
den Akteuren vorbereitet und umgesetzt wird, geben. Das nachbarschaftliche Engagement und die
Unterstützung im Pontanus-Carré wurden durch
das Fest gestärkt und trugen im Wesentlichen auch
zum Abbau von „Barrieren im Kopf“ bei.
Raphael Voß,
Bereichsleitung UW Pontanus-Carré
Klientinnen und Klienten erschließen sich ihren Sozialraum
In dem Projekt „Klientinnen und Klienten erschließen sich den Sozialraum Bültmannshof und nutzen
seine Möglichkeiten“ geht es darum, dass die Klientinnen und Klienten selbstverständlich als Bewohnerinnen und Bewohner im Wohnumfeld wahrgenommen werden, Angebote und Einrichtungen
ihres Sozialraumes kennen, nach ihren Wünschen
nutzen und den Sozialraum möglicherweise mitgestalten. Ausgehend von den Klientinnen und Klienten werden Wünsche und Bedarfe an den Sozialraum erfasst, Strukturen, Ressourcen und Barrieren
des Sozialraums erkundet und gewünschte Kontakte, unter Berücksichtigung bereits bestehender Verbindungen, gestaltet.
Ziel ist es, die Teilhabemöglichkeiten im Sozialraum
Bültmannshof/Schildesche nach den Wünschen und
Bedürfnissen der Klientinnen und Klienten zu gestalten und zu steigern. Handlungsleitend ist der
fallspezifische und fallübergreifende Arbeitsansatz.
Initiiert wurde das Projekt von Rainer Lorenz, Regionalleitung Region Bielefeld Nord, mit der Projektleitung wurde Meike Ude beauftragt, die im Rahmen der Weiterbildung Inklusionsmanagement
gemeinsam mit einer Projektgruppe (Klaus Rohlfing
– Bereichsleitung, Jens Köhl – Networker Begegnungszentrum Bültmannshof, Harald Buck – Mitarbeiter Wohnheim Bültmannshof und Kolja Luce –
Vorsitzender Beirat Bültmannshof) daran arbeitet.
Nach der Vorstellung des
Projekts bei den Klientinnen und Klienten des
Bültmannshofs im Juni
2015, haben insgesamt
sieben Personen Interesse
daran bekundet, ausgewählte Instrumente zu
erproben. Für die Erprobung der Instrumente steht Kolja Luce stellt
jeder Person eine Assistenz „seinen“ Sozialraum vor.
der Assistenzagentur (vom Dienst Bültmannshof
unabhängige Mitarbeitende) Bethels zur Verfügung. Die Erprobung fand in zwei Schritten statt.
Zunächst wurde mit Methoden der „Lebensweltanalyse“ von Richard Krisch der individuelle Sozialraum erfasst. Dabei ging es um Fragen, wie „In
welchem Radius wird der Stadtteil genutzt?“,
„Welches sind wichtige Orte?“, „Welche Orte werden gemieden?“ und „Welche Barrieren gibt es,
was fehlt in dem Stadtteil?“. Zwar steht die konkrete Auswertung noch aus, deutlich wurde jedoch
schon, dass es große Übereinstimmungen für einige
fehlende Angebote im Stadtteil gibt.
Im zweiten Schritt geht es um die Erfassung der
Wünsche und Bedürfnisse. Hier werden Instrumente der „Persönlichen Zukunftsplanung“ von Stefan
Doose erprobt. Inhaltlich und zeitlich hat dieser
Schritt die größere Bedeutung. Möglichst unbeeinflusst von der vorherigen Erfassung des Ist-Standes
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sollen die Wünsche und Bedürfnisse der Einzelnen
an ihren Sozialraum festgehalten und umgesetzt
werden.
So geht es weiter...
Im Folgenden ist geplant, mit Methoden der "Persönlichen Zukunftsplanung", wie z.B. Traumkarten,
Teilhabewünsche zu erfassen. Anschließend werden
die Ressourcen, Aktivitäten, Angebote und Barrieren des Sozialraums sowie Schlüsselfunktionen, mit
den Wünschen und Bedürfnissen abgeglichen und
gewünschte Kontakte zwischen den Klientinnen
und Klienten mit den Akteuren des umfassenden
Sozialraums initiiert und begleitet.
Meike Ude,
Projektleitung im Rahmen der Weiterbildung
Inklusionsmanagement
Projekt Bielefeld 2025 – erste
Umsetzungsschritte konkretisiert
Im Rahmen des Projektes „Bielefeld 2025“ wurde
das 3. Teilprojekt erfolgreich abgeschlossen. Dieses
Teilprojekt setzte sich mit der Entwicklung der
Unterstützungs-Angebote bis in das Jahr 2025 auseinander. Dazu wurden Unterstützungsangebote
und die absehbare Nachfrage ausgewertet.
Im Ergebnis ist ein guter Überblick über das aktuelle
Leistungsgeschehen und die Bielefelder Angebotslandschaft entstanden.
Insgesamt bilden diese Erkenntnisse eine wichtige
Grundlage für die strategische Weiterentwicklung
unserer Dienstleitungen in Bielefeld.
Nach Beratung der Ergebnisse zwischen Geschäftsführung und Regionalleitungen sind nun erste
Schritte auf dem Weg des Umbaus der Angebotsstruktur in Bielefeld abgestimmt und konkretisiert
worden. Zentral ist der Ausbau und die Weiterentwicklung ambulanter Angebote.
Gleichzeitig müssen die mit dem Landschaftsverband verbindlich getroffenen Vereinbarungen zum
Platzabbau in Bielefeld eingehalten werden.
Mit der Ausrichtung der Prozesse auf diese Ziele soll
weiterhin ein umfassendes attraktives und bedarfsgerechtes Leistungsangebot zur Versorgung der
Bielefelder Bürger/-innen sichergestellt werden.
Gerne möchten wir alle interessierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über diesen Zwischenstand
und die konkreten Schlussfolgerungen für das Jahr
2016 informieren.
Dazu laden die Geschäftsführung und die Regionalleitungen der Regionen Bielefeld-Nord und Bielefeld-Süd Sie herzlich ein:
2. Informationsveranstaltung
am 10. November 2015
in der Zeit von 13:00 Uhr bis 15:00 Uhr in der
Neuen Schmiede
Die Mitarbeitervertretung und der Sprecherausschuss gehören zum Projektsteuerungsgremium
und werden ebenfalls vertreten sein.
Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen!
Michael Conty (Geschäftsführung Bethel.regional)
Ulrich Weber (Regionalleitung BI-Süd) und
Rüdiger Klein (Regionalleitung BI-Nord)
Ulrike Föhst und Peter Franke (Projektleitung)
Arbeitstagung der DGSGB
Am 4. Dezember 2015 findet in der Zeit von 11 –
15 Uhr im Anthroposophischen Zentrum Kassel
eine Arbeitstagung der DGSGB zum Thema „Verhaltensauffälligkeiten – Wege zu ihrem Verständnis
und zu ihrer Überwindung im Alltag der Behindertenhilfe“ statt. Leiter der Veranstaltung sind Prof.
Dr. Michael Seidel aus Bielefeld und Dr. Michael
Wunder aus Hamburg.
Sehr oft spiegeln Verhaltensauffälligkeiten ein Missverhältnis zwischen den Bedürfnissen, Kompetenzen und Dispositionen der betroffenen Person einerseits, den Anforderungen und Bedingungen
ihrer sozialen und der physischen Umwelt andererseits wider. Keine ärztliche oder psychologische
Therapie kann diese Diskrepanz allein beseitigen.
Vielmehr kommt es darauf an, die sozialen und die
physischen Gegebenheiten der Umwelt gezielt an
die Bedürfnisse, Kompetenzen und Dispositionen
der Person anzupassen.
Die Veranstaltung soll aus verschiedenen Perspektiven die Zugänge zu dieser Betrachtungsweise veranschaulichen. Sie soll anregen, hierauf aufbauend
in den Einrichtungen und Diensten der Behindertenhilfe einschlägige Handlungskompetenzen zu
entwickeln.
Die Anmeldung kann bis zum 25.11.2015 an Frau
Kirch, DGSGB-Geschäftsstelle, Erlenstr. 15, 32105
Bad Salzuflen oder per Email an
[email protected] gerichtet werden. Der Tagungsbeitrag beläuft sich für Mitglieder
der DGSGB auf 35,00 €, für Nichtmitglieder auf
50,00 € und für Studierende/Auszubildende/Schüler
auf 20,00 €.