6. August 2015, 07:17 Uhr 27-Meter-Balken unter der Säge Auf einer Länge von zweimal knapp 30 Metern werden Holzstücke auf die Riesenmaschine gespannt. In der Mitte der Maschine kommen Fräser, Sägen und Bohrer zum Einsatz. (Bild: Bilder: Hanspeter Schiess) GOSSAU. Bauholz kann heute auf komplexe Art und Weise geformt werden. Wie das aussehen kann, zeigt ein Blick in die neue Lehmann Timber Code AG. Dort werden bis zu 27 Meter lange Balken bearbeitet – auf einer 60 Meter SEBASTIAN SCHNEIDER Das Hotel Säntispark, die Therme in Bad Ragaz, die Gipfelstation auf dem Chäserrugg oder das Berggasthaus auf der Schwägalp. All diese Gebäude haben mit dem Clubhaus eines Golfplatzes in Südkorea etwas gemeinsam: das Holz, das in Gossau geformt wurde. International bekannte Architekten wie Herzog & De Meuron oder Shigeru Ban schaffen immer wieder komplexe Holzkonstruktionen, die hohe Anforderungen an das Baumaterial stellen. Die Gossauer Erlenhof AG, die zuerst mit ihrer Tochterfirma Blumer-Lehmann AG die Bauherren belieferte, hat auf den neuen Holztrend reagiert, die Firma Lehmann Timber Code AG gegründet und beim Lindenhof in Gossau eine neue Werkhalle in Betrieb genommen. Den grössten Teil der rund 2400 Quadratmeter beansprucht eine CNC-Maschine, die 60 Meter lang ist. Hocheffiziente Bearbeitung «Diese Maschine ist weltweit einzigartig», sagt Martin Antemann, Geschäftsführer der Lehmann Timber Code AG. Sie basiert auf der Technologie der Toggenburger Firma Technowood AG. Zusammen mit ihr habe man die Riesenmaschine weiterentwickelt und den eigenen Bedürfnissen angepasst. So können die Mitarbeiter Holzbalken und -platten aufspannen, die eine Länge von bis zu 27 Metern und eine maximale Breite von 5,5 Metern haben. Werkzeuge werden in drei Aggregate eingespannt. Dank einer neu entwickelten Maschinensteuerung können zwei Werkzeuge gleichzeitig im Einsatz stehen. «Damit sind wir hocheffizient», sagt Antemann. Jedes Aggregat kann die Werkzeuge in fünf verschiedenen Achsen bewegen. Martin Antemann CEO Lehmann Timber Code AG (Bild: Hanspeter Schiess) «Diese Maschine ermöglicht uns jegliche Art von Bearbeitung», sagt Antemann. Die meisten Rohlinge müssen nur einmal aufgespannt werden, da die Maschine von allen sechs Seiten bohren, fräsen, sägen oder hobeln kann. Die grösste Schwierigkeit sei nun nicht mehr die Holzbearbeitung selber, sondern die Logistik. Die Maschine stehe nicht ohne Grund in der Mitte der Halle. Auf der einen Seite der Maschine liegt das Rohmaterial bereit zur Verarbeitung, auf der anderen werden die geformten Stücke nachbearbeitet und versandbereit gemacht. Neues Personal angestellt Trotz der computerunterstützten Programmierung müssen die Mitarbeiter, in diesem Fall «Piloten» genannt, den Verarbeitungsprozess überwachen. Dafür wurde eine Kabine oberhalb des Maschinenraums eingerichtet, die dank ihres durchsichtigen Bodens einen Blick in den Maschinenraum erlaubt. Die Arbeit stellt neue Anforderungen an das Team. Deshalb habe man drei erfahrene Mitarbeiter schon früh ins Projekt einbezogen. Fünf weitere Fachkräfte wurden neu angestellt. Die neue Halle, die aus der alten Stätte des Einzelunternehmers Rudolf Frey umgebaut und erweitert wurde, haben Antemann und sein Team erst vor wenigen Wochen bezogen. Der Betrieb wird nun langsam hochgefahren: «Ziel ist es, die Maschine für anderthalb Schichten auszulasten.» Allerdings nicht nur mit eigenen Aufträgen. «Wir fertigen auch Teile, die für kleine Betriebe zu gross sind», sagt Antemann Die Tore stünden für alle Firmen, insbesondere aus der Holzindustrie, offen. «Vormontage und Nachbearbeitung können Betriebe auch mit eigenem Personal in unserer Halle ausführen.» Eine Nachfrage dafür dürfte bestehen. Denn eine Produktion dieser Art gibt es in der Schweiz kein zweites Mal. Diesen Artikel finden Sie auf St.Galler Tagblatt Online unter: http://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/gossau/tb-go/27-Meter-Balken-unter-der-Saege;art191,4310962
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