36 Bauen mit Beton bi-BauMagazin 10+11 | 15 Die Führungsmannschaft auf der SKY-Baustelle: Technischer Leiter Johannes Lißner, Frank Nickel, Leiter der Niederlassung Berlin, Walter Grois, Vertrieb Außendienst, und Geschäftsführer Jan M. Gaukel. 50 Jahre Robusta Feine Teile aus der schwäbischen Ideenschmiede In diesem Jahr feiert ein Unternehmen sein 50jähriges Bestehen, dessen Produkte auf deutschen Betonbaustellen kaum wegzudenken sind. Robusta Gaukel mit Sitz in Weil der Stadt, gut 20 Kilometer westlich von Stuttgart, ist eine Ideenschmiede im besten Sinn: Ohne Robusta-Zubehör und -Lösungen läuft bei Schalungsarbeiten fast nichts. Von Britta Brinkmeier Das Jahr 1965: Zum erstenmal fahren Autos durch den Mont-Blanc-Tunnel, den damals längsten Straßentunnel der Welt, Franz Beckenbauer spielt sein allererstes Länderspiel und in den bundesdeutschen Kinos läuft der erste Italo-Western, „Für eine Handvoll Dollar“ mit Clint Eastwood. In diesem Jahr erscheint die Marke „Robusta“ zum erstenmal als einge- Wechsel von blau zu grau: Jan M. Gaukel (l.) modernisiert seine Firma und ihren Auftritt nach außen. tragenes Warenzeichen. Alfred Gaukel hat sie sich schützen lassen, nachdem er Anfang der 60er Jahre begonnen hat, in der kleinen Bauschlosserei seines Vaters, damals noch in Esslingen, zu arbeiten. Systemschalungen und Schrägstützen sind zu dieser Zeit noch Fremdwörter. Das ändert sich bald, denn Alfred Gaukel besitzt Erfindergeist: Das erste Patent bekommt er für sein System zur Verankerung von Konsolgerüsten. Die selbsttragenden Rechengestelle, die bis heute für die Lagerung von Fertigteilen und Rahmenschalungen verwendet werden, hat er entwickelt. Er erfindet um 1975 herum die erste zug- und druckfeste Schrägstütze. In den 80er Jahren kommen verschiedene Geländerhaltertypen, Klapp-Arbeitsbühnen und Verankerungstechnik für die Absturzsicherung dazu, in dieser Zeit mausert sich das Unternehmen vom Zubehör- zum Systemlieferanten. Die Rundsäulenschalungen, die Robusta 1985 auf den Markt bringt, erlangen schnell einen exzellenten Ruf. Bauen mit Beton bi-BauMagazin 10+11 | 15 20 Jahre Robusta in Berlin Dann 1989, der Mauerfall. Nicht gleich, sondern erst vier Jahre später kutschiert Alfred Gaukel in einem Van nach Berlin, um sich ein Bild zu machen von der Marktlage in der Hauptstadt. Mit seinem Ankersystem und der Zug- und Druckstütze erobert er den Berliner Markt, und 1995 eröffnet das Unternehmen in Köpenick seine erste Niederlassung. Jetzt ist das Kauf- und Mietprogramm von Robusta für Baustellen in Berlin und den neuen Bundesländern schneller verfügbar. Ein strategisches Schlüsselereignis, denn Robusta ist dabei, wenn Gebäude entstehen wie das Auswärtige Amt, das Sony Center oder das Bundeskanzleramt, bei dessen Bau auch die Mitarbeiter von Robusta polizeiliche Führungszeugnisse vorlegen müssen. Mittlerweile ist Alfred Gaukels Sohn Jan Martin, Jahrgang 1968, Geschäftsführer. Er beginnt 1998 in Tempelhof mit dem Neubau einer Produktions- und Lagerhalle mit Büro und Schulungszentrum, im Sommer 1999 wird umgezogen. Sonderlösungen und schlaue Helfer Robusta ist immer die richtige Adresse, wenn „Gehirnschmalz“ gefordert ist. Von dem Unternehmen aus der schwäbischen Kleinstadt kommt die Hohlwand-Betonierbühne mit Adaptern zum Einhaken, die bei großen Herstellern ziemlich kostspielig ist. Die TrapoflexPlattform ersetzt improvisierte Arbeitsbühnen für den Transport von Material, und der Robusta-Schlagdübel ist eine praktische Lösung für das nachträgliche Setzen von Ankerpunkten. Für das Mercedes-Benz-Museum erdenkt Robusta im Jahr 2005 zur Freude von Architekt Ben van Berkel den Winkelkonus, mit dem sich kreisrunde Aussparungen bei der Herstellung gevouteter Schalflächen realisieren lassen. Die SKY-Baustelle in Bietigheim-Bissingen: Die Brüstungen verlaufen rund um das komplette Gebäude schräg. Überhaupt entstehen die Neuentwicklungen des Unternehmens meist auf die Bedürfnisse der Kunden hin. Zum Beispiel Drahtbiegeteile für die Fixierung von Aussparungsrohren. Die Aufgabe kam von Festo: Wie halte ich lange Rohre senkrecht in der Decke? Mit den maßgefertigen Drahtbiegeteilen lassen sich die Rohre einfach und schnell fixieren und anschließend an der Bewehrung feströdeln. „Der Hammer für jede Baustelle“, sagt Vertriebsmann Walter Grois. „Der bringt eine riesige Zeitersparnis für Bauunternehmer.“ Diesen einfachen aber raffinierten Helfer gibt es nur bei Robusta. Für seine Herstellung schaffte Jan M. Gaukel extra eine Drahtbiegemaschine an. Fast alles „Made in Germany“ Der Name „Robusta“ war von Beginn an Programm. Er steht für robuste, praxisgerechte Produkte, die mit ihrer soliden Verarbeitung dem harten Baustelleneinsatz standhalten. Heute stellt das Unternehmen 98 Prozent sei- ner Produkte selbst her. Zuvor ausgelagerte Fertigungsprozesse wurden wieder zurückgeholt. Dafür hat Jan M. Gaukel kräftig investiert: über 2 Millionen Euro in den letzten fünf Jahren. Er ließ neue Hallen bauen, das Firmengelände erweitern und schaffte moderne Anlagen an, wie Schweißroboter, CNC-Maschinen, einen Flachband- und einen Rohrlaser. Das erhöht die Qualität und beschleunigt die Herstellung. Aus dem umfangreichen Warenlager sind fast alle Artikel kurzfristig lieferbar, auch zur Miete. Rund 45 % macht das Mietgeschäft bei Robusta aus. Sicherheits- und Lagertechnik, Schalkörper und Ankersysteme, Zubehör und Ingenieurbauteile – „die Maschinen sind das eine“, sagt der Geschäftsführer. „Aber man braucht auch die Ideen dafür, was man damit machen kann.“ Ideen, die Zeit sparen Die Ideen von Robusta Gaukel sind immer dann gefragt, wenn es um Zeitersparnis, Ord- Die individuelle Lösung Mit dem neuen Rohr-Laser wurde die Herstellung beschleunigt und die Qualität der Produkte erhöht. Sonderschalung www.paschal.de/sonder 37 38 Bauen mit Beton bi-BauMagazin 10+11 | 15 Halle 3: Hier ist das Lager für die Rohre, die Kommissionierung, Verpackung und Versand. nung oder Sicherheit auf der Baustelle geht. So wie beim Wohn- und Geschäftshaus SKY in Bietigheim-Bissingen, das Züblin zurzeit baut. Dass Robusta beim Bau des ungewöhnlichen 18-Stöckers die Finger im Spiel hatte, sieht man nur noch an den abgebauten Konsolen, die zur Demontage auf der Baustelle liegen. Die Aufgabe bestand darin, dass die Balkondecken betoniert und gleichzeitig die Brüstung eingehängt werden sollte. Die Brüstungselemente mussten angebracht, justiert und abgestützt werden – ein aufwändiges Unterfangen. Die Robusta-Lösung: Zwei Einzelkonsolen wurden zur Bühne montiert, die am Stück weiterwandern kann. So sparte die Baustelle eine Menge Zeit. Aber die Ideen sind auch so gut, dass sie fast schon regelmäßig kopiert werden. Als Mittelständler mit 50 Mitarbeitern und zehn Millionen Euro Umsatz sei man zwar hoch innovativ, könne sich aber nicht jedes Teil schüt- Der Rödelfix spart Zeit auf der Baustelle beim Fixieren von langen Aussparungsrohren. Die Kunden im In- und Ausland beliefert Robusta schnell und zuverlässig, auch mit eigenen Firmen-Lkw. Seit 2010 vertreibt Robusta Schalungsformen von Toyota aus Japan für Entwässerungsrinnen. Klappt man eine Seite ab, öffnen sich die anderen automatisch. Öffnen, schließen, arretieren – alles mit nur einem Werkzeug. zen lassen, bedauert Jan M. Gaukel. „Na ja“, meint Walter Grois augenzwinkernd, „aber es ist eben nicht alles so robust wie bei Robusta.“ Auch der Flachbandlaser in Halle 2 ist Grund für höhere Präzision bei der Herstellung der Werkstücke. In ihre Zukunft sehen die Schwaben zuversichtlich. Zurzeit wird ein Dokumentenmanagement-System eingeführt, das die Arbeitsabläufe in der Verwaltung beschleunigen wird. Die nächsten Investitionen sind schon angedacht, ein weiterer Laser soll angeschafft werden. Und die Bauma wird sicher wieder einen Schub nach vorn geben. In der neuen Halle lagern die Stahlrundsäulenschalungen, 240 mm Durchmesser hat die kleinste, die größte 1.200 mm.
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