Bistum Dresden- Meissen Diözesanbüro Katholikentag 2016 Berliner Straße 3 ● 04105 Leipzig ___________________________________________________________________________________ Seht, da ist der Mensch! Seht, da ist er. Sagt Pilatus und weiß doch nichts über Jesus. Oder sehr wenig. Auf YouTube kann man ein Video von einem Rockkonzert anschauen. Es ist phantastische Stimmung, alle tanzen, lachen. Dann plötzlich kommt ein Strahler ins Bild, fokussiert jeweils eine Person unter den Tanzenden und in dem Lichtstrahl verändert sich die Situation. Man sieht eine kurze Sequenz der Jugendlichen aus ihrem Alltag - und ich halte die Luft an. Was, wirklich, so ist deren Alltag? Seht, da ist der Mensch. Pilatus weiß so wenig davon, welches Geheimnis dieser Jesus in sich trägt. Er spürt wohl, dass da etwas ist. Aber er schiebt es weg, wäscht seine Hände in Unschuld. Jesus Christus hat etwas von dem Geheimnis Gottes gelebt. Und wir, als Geschöpfe Gottes, sind geheimnis-volle Wesen. Es lohnt unbedingt, näher dahinter zu kommen, einander besser zu verstehen, damit wir friedvoller miteinander umgehen. Gerade jetzt, in diesen friedloser werdenden Zeiten. Wie wäre es, Sie würden im Konzert stehen oder vielleicht sitzen und plötzlich richtet sich der Strahler auf Sie, zeigt einen Blick in Ihren Alltag, in Ihre Lebenswirklichkeit ... Wie Sie Ihre kranken Eltern pflegen am Wochenende und wie erschöpft Sie sind. Nun aber ist etwas anders geworden. Das Video hat jemand gesehen, der Sie kennt. Und er hat die Chance, Ihnen zu sagen, dass er das bewundert, kann Sie kurz in den Arm nehmen. Oder der Strahler richtet sich auf Dich: Nach drei Fehlversuchen endlich die Fahrprüfung bestanden. Und die, die dieses Video sieht, kann sich mit Dir freuen, weil sie weiß, was es bedeutet. Sie hatte selbst genug Anläufe. Genauer hinsehen. Näher kommen. Ehrlich sein. Das schafft Vertrauen. Das stiftet Frieden. Jesus tut es. So war Jesus immer. Er sah es: Da ist Maria und da ist Martha, beide mit ihren Fragen, beide mit ihren Ängsten, beide mit ihren Hoffnungen. Oder er sah: da ist der Sohn, der auszieht und da ist der, der daheim bleibt, beide, mit ihren Fragen, Ängsten, Hoffnungen. Er sah: da ist Pilatus, und da ist die Menschenmenge, Fragen, Ängste, Hoffnungen. Das ist Jesus. Er schaute tiefer. Ich glaube, er hätte wohl nie das oft so abschätzig klingende Wort „Wirtschaftsflüchtlinge“ benutzt. Er sah tiefer und wusste um die Not der Menschen. Auch um ihre Freuden. Wann trinken Sie das nächste Mal Kaffee zusammen oder Tee und lernen ein paar Worte Arabisch und bringen dem Anderen etwas Deutsch bei? Oder wir reden darüber, warum Sie katholisch sind und ich evangelisch. Was das heißt, anlässlich des 100. Katholikentages und im Vorjahr des 500jährigen Reformationsjubiläums? Seht, da ist der Mensch. Wer sind eigentlich Sie? Autorin: Jugendpfarrerin Grit Markert, Evangelisches Jugendpfarramt Leipzig
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