Ein schweres Jahr für den Mais

34 I Pflanzenbau
BLW 34 I 21. 8. 2015
Ein schweres Jahr für den Mais
Die Maisreife ist schon weit fortgeschritten. Auf Standorten mit Wassermangel
sind die Erträge schwach, doch die Ernte kann schneller anstehen als erwartet.
MaisProg
wieder online
D
ie Erntezeitprognose für
Silomais (MaisProg) des
Deutschen Maiskomitees (DMK)
ist jetzt wieder online unter www.
maiskomitee.de verfügbar. Im
Modell MaisProg werden laut
DMK-Angaben zur Vorhersage
der Abreife Faktoren wie Sorte,
Aussaattermin, Bodenart, nutzbares Wasserangebot im Boden
und Klimadaten verwendet. Es
wurde vom DMK gemeinsam mit
der Universität Kiel, dem Julius
Kühn-Institut (JKI), den landwirtschaftlichen Länderdienststellen und dem Deutschen Wetterdienst (DWD) entwickelt.
Foto: Stefanie Gellan/LfL
D
as Jahr 2015 wird sicherlich
nicht als ein Rekordjahr bei
den Maiserträgen in die Geschichte eingehen. Der Mais hatte es
heuer insgesamt nicht leicht. Im Frühjahr war es recht kühl und in Südbayern hat es so starke Niederschläge gegeben, dass der Mais schlecht auflief
und unter Bodenstrukturproblemen
litt. Im Norden war das Frühjahr kühl
und trocken. Danach kam auch im
Süden die Trockenheit, die bis Mitte
August anhielt. In Franken, aber auch
auf leichteren Standorten in Südbayern sind viele Maisbestände regelrecht vertrocknet. Erst mit den Niederschlägen letzte Woche gab es eine
Entspannung der Situation. Für viele Maisbestände in Trockenlagen war
das aber schon zu spät. So muss bereits im August so mancher vertrocknete Mais geerntet werden.
Die vorhandene Bodenart und das
Wasserangebot bestimmten die Bestandsentwicklung, Wuchshöhe und
Kolbenbildung. In den Trockengebieten verdorrten die Stängel und Blätter.
Oft sind die Kolben aufgrund bereits
zur Blüte vorherrschenden Wassermangels überhaupt nicht vorhanden
oder kaum bzw. sehr unzureichend
ausgebildet. Wegen der starken Hitze und örtlich sehr geringen Niederschlagsmengen ist somit die Maisreife
in Bayern recht ungleichmäßig fortgeschritten. Für stark vertrockneten
Silomais rückt in verschiedenen Anbaulagen der Erntezeitpunkt immer
näher oder ist auch schon erreicht.
In Regionen wo kein Wassermangel
herrschte ist aber aufgrund der hohen Temperaturen auch recht früh
mit reifen Beständen zu rechnen.
Insgesamt war der Sommer sehr
warm. Die Grafik zeigt als Beispiel
Mais in Unterfranken: Hier haben die Bestände oft nur eine
Wuchshöhe von ca. 1 m erreicht. Sie sind ohne Kolben und müssen
rechtzeitig geerntet werden, um noch ausreichend silierfähig zu sein.
den Verlauf der Temperatursumme Mais am LfL-Versuchsbetrieb in
Frankendorf, Gem. Fraunberg (Lks.
Erding), wie er im Internetangebot
der LfL (www.lfl.bayern.de) für alle
Wetterstationen des agrarmeteorologischen Netzwerks verfügbar ist.
Die rote Linie gibt den Verlauf der
Temperatursumme in 2015 wieder,
die schwarze Linie den Verlauf im
Durchschnitt der Jahre und die gestrichelte Linie das Vorjahr 2014. Bis
zur Mitte des Monats Juli ist das Jahr
2015 ohne Besonderheiten, ab Mitte
Juli waren die Temperaturen deutlich
über dem Durchschnitt und so ergibt
sich ein prognostizierter Erntetermin
(für mittelfrühe Sorten, Schnittpunkt
der roten Linie mit der gelben) für
diesen Standort in der zweiten Septemberwoche. In 2014 war es Anfang
Oktober gewesen.
Die Tabelle zeigt die TS-Gehalte
vom 14.8. der im Rahmen des LfL
Reifemonitorings beprobten Sorten
an verschiedenen Orten in Bayern.
Hier ergibt sich ein sehr unterschiedliches Bild. Je nachdem, ob an dem
jeweiligen Probenahmestandort die
Wasserversorgung ausreichend war
oder nicht, weichen die TS-Gehalte
stark voneinander ab. Es ist also problematisch die Werte für die Region
zu verallgemeinern. Neben der Wasserversorgung spielt die Bodengüte unter diesen Extrembedingungen
eine entscheidende Rolle, weshalb
sich der Reifezustand auf äußerst
kurze Distanzen unterscheiden kann.
Jeder Schlag sollte deshalb separat beurteilt werden. Im Vorjahr waren bei
der ersten Probenahme Mitte August
im allgemeinen Werte um die 20 %
TS gemessen worden.
Bei Wassermangel wie am Standort Grub (Lks. Ebersberg) am Rand
der Münchner Schotterebene sind
die Bestände fast gänzlich abgestorben und dürr, der optimale TS -Gehalt ist mit über 38 % bei bestimmten
Sorten weit überschritten. Solche abgestorbenen Bestände müssen umgehend siliert werden. Denn je trockener das Material ist, umso schlechter
lässt es sich silieren und es besteht
die Gefahr, dass die ohnehin schon
schwache Qualität auch noch durch
Fehlgärungen verschlechtert wird.
Deshalb empfiehlt es sich auch für
vertrocknete Bestände, die eigentlich als Körnermais vorgesehen waren, eventuell eine Verwertungsmöglichkeit als Silomais (z. B. für Biogas)
zu suchen. Denn durch die nicht vorhandene oder nur minimale Kolbenbildung kann der Kornertrag gegen
Null tendieren.
Anders sieht es mit Beständen aus,
denen nie oder nur kurz Wasser fehlte oder die den Wassermangel durch
günstige Standortbedingungen ausgleichen konnten. So zum Beispiel in
Regenstauf (Lks. Regensburg) oder
am Versuchsbetrieb Baumannshof
der LfL in Manching. Hier wird es
noch etwa 2 bis 3 Wochen dauern
bis die Silierreife erreicht ist.
Der richtige
Erntezeitpunkt
Silierfähigkeit und Qualität bestimmen den Erntetermin:
●● Bei der Beurteilung des eigenen
Bestandes ist zunächst einmal zu klären, ob der Bestand Kolben aufweist
oder vorwiegend kolbenlose Pflanzen vorliegen.
●● Bei Beständen, die optisch (mit
Ausnahme der Wuchshöhe) noch
in Ordnung sind, die überwiegende
Zahl der Blätter also noch grün ist,
muss noch gewartet werden. Hier liegen die TS-Gehalte mit 23 bis etwa
27 % (siehe Tabelle) noch deutlich
unter der Siliergrenze von 30 – 33 %.
Bei ausreichend Wasser in den kommenden Wochen sind noch Qualitätssteigerungen zu erwarten.
●● Wenn Kolben vorhanden sind,
sollte für die Einschätzung der TSGehalte das Augenmerk in erster Linie auf den Zustand der Restpflanze
gelegt werden, da ihr Anteil an der
Gesamtpflanze im Vergleich zum
Kolben höher ist und somit der TSGehalt mehr von der Restpflanze als
vom Kolben bestimmt wird. Ist bereits ein Großteil der Blätter vertrocknet, kann davon ausgegangen
werden, dass die Photosynthese be-
Reifemonitoring 2015
Silomais
Monitoringstandort
P7500
S 210
Stand der TS-Messung:
14. August
Die Werte geben den Trockensubstanzgehalt der jeweiligen Sorte in Prozent an.
Ronaldinio Farmflex
S 240
S 250
ES Paroli
S 260
Susann
S 260
Karolinenfeld (RO)
25,2
25,8
27,0
27,8
23,8
Landsberg (LL)
32,4
32,2
32,4
30,7
28,3
Achselschwang (LL)
26,8
25,7
27,1
26,3
18,8
Osterseeon (EBE)
38,5
34,2
34,0
36,2
29,1
Grub (EBE)
38,4
37,3
36,1
35,2
31,2
Frankendorf (ED)
28,2
30,4
28,3
28,3
26,8
Manching (PAF)
27,7
29,0
27,9
27,3
25,5
Günzburg (GZ)
27,4
28,4
26,4
28,0
25,1
Regenstauf (R)
23,0
26,4
26,6
27,0
21,6
Steinach (SR)
24,7
27,4
27,0
28,0
23,9
Rotthalmünster (PA)
30,8
29,0
29,8
27,7
26,0
Almesbach (NEW)
27,0
25,3
22,4
25,9
25,4
Kaisheim (DON)
28,9
27,8
28,8
28,3
24,5
Merkendorf (AN)
26,3
29,0
27,6
25,2
23,5
Schwarzenau (KT)
32,4
32,2
32,8
31,1
25,5
Werneck (SW)
41,2
44,5
42,2
41,9
34,8
Bayreuth (BT)
26,6
27,7
26,7
26,6
23,1
Pflanzenbau I 35
BLW 34 I 21. 8. 2015
Zur Silierung von vertrocknetem Mais
M
ais ist grundsätzlich ein leicht
vergärbares Futtermittel, aufgrund der besonderen Witterungsbedingungen der vergangenen Wochen sollte jedoch folgendes bei
der Ernte beachtet werden:
●● Bei > 30 % TM-Gehalt möglichst
< 6 mm häckseln
●● Dünne Walzschichten von möglichst unter 30 cm
●● Empfohlen wird der Einsatz eines chemischen Siliermittels Wirkungsrichtung 2 zur Verbesserung
der aeroben Stabilität
●● Silo möglichst länger als sechs
Wochen geschlossen halten
Wird bei sehr hohen Temperaturen
siliert, werden nur geringere Mengen
an Milchsäure- und Essigsäure gebildet, von daher empfehlen wir für diesen trockenheitsgeschädigten Mais,
reits stark eingeschränkt und damit
die Einlagerung ins Korn vermindert
ist. Dass sich bei derart trockengestressten Beständen die Maisqualität/
Energiedichte noch wesentlich verbessert, ist deshalb nicht zu erwarten.
Aus diesem Grund wird sich hier im
Vergleich zu den Vorjahren der op-
timale Erntezeitpunkt auf jeden Fall
nach vorne verschieben.
●● Extreme Trockenheit zur Blüte
hat bei einigen Beständen die Kolbenbildung fast vollständig verhindert und deutliche Trockenschäden
an der Restpflanze hervorgerufen.
Hier ist dann keine qualitative Ver-
besserung mehr zu erreichen, die Bestände sollten geerntet werden, bevor
TS-Gehalte von 35 % überschritten
werden und die Silierung problematisch wird. Um eine gute Silierfähigkeit zu gewährleisten sollte aber auch
bei vertrockneten und kolbenlosen
Beständen ein TS-Gehalt von min-
insbesondere im oberen Bereich (0,5
m – 1 m) des Silos, die Zugabe eines
chemischen Siliermittels in der Wirkungsrichtung 2 zur Verbesserung
der aeroben Stabilität.
Achtung Gefahr!
Bei der Silierung trockenheitsgeschädigter Pflanzen kann es in
besonderem Maße in den ersten
Tagen der Silierung zur Bildung ni­
troser Gase (bräunliches, schweres Gas) kommen. Diese sind
hochgradig gefährlich. Kontakt,
besonders das Einatmen, ist unbedingt zu vermeiden, da hierdurch
lebensbedrohliche Verätzungen
der Lunge die Folge sein können.
Georg Rößl
LfL Tierernährung, Grub
destens 28 – 30 % angestrebt werden.
Zu feuchte Stängel lassen sich nicht
gut häckseln und es besteht die Gefahr, dass sie „zermust“ werden und
sich Sickerwasser bildet.
Dr. Joachim Eder
Monika Fleschhut
LfL Pflanzenbau, Freising