K-Ö Marktinformation der AgrarMarkt Austria OECD-FAO Agricultural Outlook 2015 - 2024 Studie, Juli 2015 ZUCKER Zu diesem Text gibt es auch zahlreiche Tabellen als Ergänzung, die im englischen Originalbericht zu finden sind. Die Aussagen in diesem Text sind PROGNOSEN; die Prognosezahlen beziehen sich auf den Zeitraum 2015 bis 2024. Markttrends und Aussichten PREISE Nach 4 Jahren mit signifikanten Produktionsüberschüssen kam es Ende 2013 zu einem Rückgang der Zuckerpreise. Es wird erwartet, dass die gegenwärtige Saison die letzte in der Periode der Überschussproduktion sein wird. Die Weltzuckerpreise werden auch weiterhin schwanken, einem moderaten Aufwärtstrend unterliegen, real aber sinken. Der internationale Rohzuckerpreis wird im Jahr 2024 voraussichtlich nominal USD 364/t erreichen. Laut Londoner Börse Euronext, werden die Indikatorpreise für Weißzucker nominal USD 343/t erreichen. Dabei wird Brasilien durch die Produktionskosten und die Aufteilung der Produktion auf Zuckerrohr und Ethanol, ein bestimmender Faktor für die weltweite Zuckerpreisentwicklung sein. Der Preisunterschied von Zucker und Zuckerrohr in Brasilien hat direkten Einfluss auf den Weltzuckerpreis. Wenn in Brasilien, dem größten Zuckerexportland, der Anteil von Zuckerrohr, das in die Ethanolproduktion geht steigt, werden dadurch die verfügbaren Zuckerlieferungen für den Weltmarkt und somit der Zuckerpreis beeinflusst. Voraussichtlich wird der Anteil von Zuckerrohr das in die Ethanolproduktion geht von 53 % auf 60 % im Jahr 2024 steigen. Der Unterschied zwischen dem Weißzuckerpreis auf dem Weltmarkt und dem Weißzuckerpreis der EU wird von 260 EUR/t auf 52 EUR/t im Jahr 2024 sinken. PRODUKTION Die weltweite Zuckerproduktion wird um 2,2 % pro Jahr in der kommenden Dekade steigen und im Jahr 2024 beinahe 220 Mio. t erreichen. Das wäre eine Zunahme von 38 Mio. Tonnen bzw. um 21% mehr als gegenüber der vorangegangenen Periode. Der Großteil des Produktionszuwachses wird in Ländern erfolgen, die mehr Zuckerrohr als Zuckerrüben produzieren und besonders in Brasilien mit Flächenausweitungen einhergehen. In der nächsten Dekade wird voraussichtlich 89 % der gesamten Weltzuckerproduktion aus Zuckerrohr hergestellt. Ein höherer Teil der weltweiten Zuckerrohrproduktion wird der Ethanolproduktion zugeführt werden und von 20 % in der vorangegangenen Periode auf 26 % im Jahr 2024 steigen. Der Anteil an Zuckerrüben der in die Ethanolproduktion geht wird leicht sinken und 2024 4 % erreichen. 1 K-Ö Marktinformation der AgrarMarkt Austria In den Entwicklungsländern sind die Haupakteure Asien, der Pazifische Raum, Lateinamerika und die Karibik. Die Zuckerproduktion im asiatischen und pazifischen Raum wird bis 2024 um 2,1 % pro Jahr steigen. Diese Steigerung ist vor allem auf höhere Erträge in der Volksrepublik China, Thailand und Pakistan zurückzuführen. In Afrika wird die Zuckerproduktion um 4,7 % pro Jahr und insgesamt um 54 % bis Ende 2024 steigen, was das Ergebnis von Produktionsausweitungen in Ländern südlich der Sahara und in Ägypten sein wird. Betrachtet man die Industrieländer so wird die Produktion in Australien am schnellsten wachsen (1,4 % pro Jahr) gefolgt von der Europäischen Union (0,8 % pro Jahr) und Nordamerika (0,6 % pro Jahr). Brasilien ist der weltweit führende Zuckerproduzent und erzeugt ca. 20 % der weltweiten Zuckerproduktion (ca. 48,4 Mio. t 2024). Thailand wird China als zweitgrößten asiatischen Zuckerproduzenten mit 17 Mio. t Zucker im Jahr 2024 ablösen. Niedrige Zuckerpreise zu Beginn der Periode werden keine großen Investitionen in der chinesischen Zuckerindustrie zulassen. Trotz großer Nachfrage, wird die Zuckerproduktion hauptsächlich aus Zuckerrohr auf 2,6 % pro Jahr steigen und 16 Mio. t im Jahr 2024 erreichen. Die Europäische Union ist mit 17,9 Mio. t der führende Zuckerproduzent in den Industrieländern. Die Zuckermarktreform wird durch den Wegfall der Quoten im Oktober 2017 gekennzeichnet. In der gegenwärtigen Periode ist nahezu kein Wachstum in der Zuckerproduktion zu verzeichnen. Produktionssteigerungen in der EU stehen Produktionsrückgänge in Brasilien und Pakistan gegenüber. KONSUM Es wird erwartet, dass der weltweite Verbrauch von Zucker um ungefähr 1,9 % pro Jahr wachsen und im Jahr 2024 214 Mio. t erreichen wird. Der Verbrauch wird damit geringer ausfallen als in der vorangegangenen Periode. Die Nachfrage an Zucker wird vor allem in einigen Ländern Afrikas und Asiens steigen. In China, Indien und Indonesien wird der Zuckerkonsum am stärksten ansteigen. Im Gegensatz dazu wird die Nachfrage nach Zucker in Industrieländern nicht oder nur gering steigen, da der Zuckermarkt dort bereits gesättigt ist. Abnehmendes Bevölkerungswachstum und höheres Gesundheitsbewusstsein beeinflussen die Nachfrage. Eine stärkere Zunahme der Nachfrage ist jedoch in der Russischen Föderation und in Südafrika vorhersehbar. Als Ergebnis wird sich das Verhältnis Lagerstand zu Verbrauch (stock to use) um durchschnittlich 36 % im Beobachtungszeitraum verringern, da bestimmte Länder auf niedrigere Preise mit höherem Konsum reagieren werden. Mittelfristig werden insbesondere Glukose-Fruktose-Sirupe (HFCS) weiterhin mit Zucker konkurrieren. Der Marktanteil von Zucker bleibt aber weiterhin mit 80 % am gesamten Süßstoffmarkt am größten. Wenn man die alternativen Süßstoffe betrachtet so nehmen auf Stärke basierende Süßstoffe einen Marktanteil von insgesamt 11 % ein. Die stärkste Entwicklung für HFCS wird in Mexiko (von 23 % auf 29 %) und China und nach Wegfall der Zuckerquoten auch in der Europäischen Union (von 3 % auf 10 %) erwartet. Mexiko wird auch seine Importe steigern, da es durch den gemeinsamen Handelsraum (NAFTA) mit den USA vom Süßstoffmarkt in Nordamerika profitiert. Traditionell bleiben die 2 K-Ö Marktinformation der AgrarMarkt Austria USA führender Produzent von HFCS. Der Anteil von Isoglukose an der Gesamtproduktion von Zucker und Isoglukose in den USA wird ungefähr 50 % erreichen. In der kommenden Dekade wird aber auch die Europäische Union ihre Produktion ausweiten. WELTHANDEL Während der kommenden Periode werden die Zuckerexporte sehr stark bleiben, wobei Brasilien weiter die Rolle des weltweit führenden Zuckerexporteurs einnehmen wird (ungefähr 44 %). Auch Thailand wird weiter den Marktanteil ausbauen. In Thailand, dem zweitgrößten Zuckerexporteur, werden die Exporte um beinahe 63 % zunehmen. Auch Australien wird durch Ausweitung der Zuckerrohrflächen und steigende Investitionen in Bewässerungstechniken seine Exporte ankurbeln können. Der Wegfall der Zucker- und Isoglukosequoten im Jahr 2017 und die verstärkte Produktion von Fruktose Glukose Sirup (HFCS) wird Einfluss auf den in der Europäischen Union gehandelten Zucker haben. Die Exporte werden leicht steigen, die Importe aber zurückgehen. Die Europäische Union wird die Rolle als weltgrößter Zuckerimporteur verlieren. Die Zuckerimporte bleiben weiterhin sehr variabel. Abhängig von der Zuckerproduktion wird z.B. Indien große Importe bzw. Exporte durchführen. Aufgrund der steigenden Nachfrage an Zucker in Asien und dem Pazifischen Raum werden dadurch dort die Zuckerimporte beeinflusst. RISIKEN UND UNSICHERHEITEN • Die Schlussfolgerungen dieses Berichtes basieren auf der Annahme, dass die Zuckerpreise attraktiv für Investitionen bleiben. Sowohl für Produzenten als auch für die Verarbeiter. Änderungen der politischen Rahmenbedingungen wären mit gravierenden Auswirkungen verbunden. • Es wird angenommen, dass sich der Bedarf an Süßstoffen mittelfristig stabil entwickelt; vor allem durch steigenden Bevölkerungszahlen in den Entwicklungsländern in Verbindung mit einem höheren Pro-Kopf Einkommen und dem Trend zur Urbanisierung. Gesundheitsüberlegungen könnten das Konsumverhalten beeinflussen. Bedeutung kommt auch der Entwicklung des Marktes für alternative Süßstoffe zu. • Der Weltmarkt für Zucker ist in einem hohen Maße von politischen Entscheidungen beeinflusst. Der Zuckersektor bleibt einer der meistgeschützten Märkte. Dominiert von Grenzmaßnahmen in Verbindung mit Importzöllen und preisstützenden Maßnahmen. Dazu kommen indirekte Subventionen wie Stützungen für Biotreibstoffe. Es ist zwar in einigen Produktionsländern zu Reformen gekommen, es wären allerdings weitere Maßnahmen notwendig, um den Markt international transparenter und effizienter zu gestalten. 3
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