waldumbau - Waldbewirtschaftung

KÄFER UND RAUPEN LIEBEN ES WARM UND TROCKEN
STABILE WÄLDER FÜR KOMMENDE GENERATIONEN
Wenn es warm und trocken ist, fühlen sich viele Insekten erst rich­
tig wohl und können sich optimal vermehren. Massenvermehrun­
gen beispielsweise von Borkenkäfern oder auch des Eichenprozes­
sionsspinners und des Schwammspinners richten erhebliche wirt­
schaftliche Schäden in den befallenen Wäldern an und können die
Existenz der Waldbestände gefährden.
Mit fortschreitendem Klimawandel werden die Waldschäden durch
Insekten und Pilze deutlich zunehmen. Vor allem Fichtenrein­
bestände sind dabei stark gefährdet. Damit Zwangsnutzungen in
Zukunft nicht überhand nehmen, sollten die Waldbesitzer bereits
heute reagieren und ihre gefährdeten Bestände umbauen. Struktu­
rierte Mischwälder sind gegenüber biotischen und abiotischen
Schadereignissen deutlich weniger anfällig. Waldumbau bedeutet
deshalb auch vorbeugenden Waldschutz.
Standortgemäße und dem Klima angepasste Mischwälder sind die
beste Risikoabsicherung. Nutzen Sie das Angebot einer kosten­
losen Naturverjüngung und pflanzen oder säen Sie ergänzend
schon heute geeignete Baumarten in Ihren Altbeständen. Der
Schirm der Altbäume schützt die Verjüngung vor Witterungsextre­
men und konkurrierender Bodenvegetation. Zug um Zug können
Sie später den Altbestand nutzen und der neuen Waldgeneration
Licht zum Wachsen geben.
Denken Sie auch an eine rechtzeitige und sachgerechte Pflege und
Durchforstung Ihrer jungen Wälder. Auf diese Weise erziehen Sie
diese zu stabilen und wertvollen Altbeständen.
aa Warme und trockene Witterung begünstigt den Borkenkäfer.
JAGD IM DIENST FÜR WALD UND GESELLSCHAFT
Damit sich eine gemischte und zukunftsfähige Waldverjüngung
entwickeln kann, müssen die Schalenwildbestände in einem ausge­
wogenen Verhältnis zu ihren natürlichen Lebensgrundlagen stehen.
Eine angemessene Bejagung muss insbesondere die natürliche
Verjüngung der standortgemäßen Baumarten im Wesentlichen
ohne Schutzmaßnahmen sicherstellen. Bringen Sie sich als Grund­
eigentümer in die Abschlussplanung vor Ort ein und besprechen
Sie mit Ihrer Jagdgenossenschaft und dem Jagdrevierinhaber die
erforderlichen Maßnahmen bei einem Waldbegang. Die Ämter für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten begleiten solche Wald­
begänge gerne beratend.
aa Zu viele Rehe gefährden die neue Waldgeneration, denn die Triebe von jungen
Laubbäumen und Tannen werden von ihnen bevorzugt abgefressen.
DREI GRÜNDE FÜR STABILE WÄLDER
Bayerisches Staatsministerium für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
aa Betriebsrisiko minimieren: Wer seinen Wald fit für die Zukunft
macht, spart viel Geld. Nutzen Sie Ihr Holz, wenn Sie es ge­
plant haben und nicht, wenn Borkenkäfer oder Sturmwürfe
Sie dazu zwingen!
aa Verantwortung gegenüber Kindern und Enkeln: Als Wald­
besitzer tragen Sie Verantwortung für kommende Genera­
tionen. Hinterlassen Sie Ihren Nachkommen einen stabilen,
gemischten und ertragreichen Wald!
aa Finanzielle Hilfe: Ihr Wald erfüllt wichtige Funktionen für den
Trinkwasser-, Boden- und Klimaschutz ebenso wie für den
Arten- und Naturschutz und die Erholung der Menschen.
­Daher stellt der Freistaat Bayern Fördermittel für den Wald­
umbau bereit. Nutzen Sie heute diese Förderung, um Ihren
Wald von morgen zu gestalten.
IHRE FÖRSTER VOR ORT UNTERSTÜTZEN SIE
Wenn Sie Fragen zum Klimawandel, zum Waldumbau oder zur
staatlichen Förderung haben, wenden Sie sich an Ihre Försterin
oder Ihren Förster am zuständigen Amt für Ernährung, Landwirt­
schaft und Forsten. Diese unterstützen und beraten Sie gerne –
kompetent, kostenfrei und objektiv!
Ihr zuständiges Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
­finden Sie im Organistations-Wegweiser unter www.forst.bayern.de.
WALDUMBAU
Stabile und ertragreiche Wälder
für kommende ­Generationen
IMPRESSUM Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten,
Ludwigstraße 2, 80539 München E-MAIL [email protected] www.stmelf.bayern.
de, www.forst.bayern.de REDAKTION Referat Forstliche Forschung, Waldpädagogik FOTOS StMELF (S. 1), M. Friedel (S. 2, S. 7), R. Günter (S. 3), G. Lobinger (S. 5), R. Petercord
(S. 6) DRUCK Druckerei Lanzinger GbR, Hofmark 11, 84564 Oberbergkirchen PAPIER
aus nachhaltiger, zertifizierter Waldbewirtschaftung STAND 11 / 2012
BAYERN DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staatsregierung.
Unter Telefon 089 12 22 20 oder per E-Mail unter [email protected] erhalten Sie
­Informationsmaterial und Broschüren, Auskunft zu aktuellen Themen und Inter­
netquellen sowie Hinweise zu Behörden, zuständigen Stellen und Ansprechpart­
nern bei der Bayerischen Staatsregierung.
DAS KLIMA ÄNDERT SICH
DER WALD IM WANDEL
WO SICH DIE WALDBÄUME WOHL FÜHLEN
DAS KLIMA VON MORGEN
Der Klimawandel hat bereits begonnen. Verantwortlich dafür ist vor
allem der Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) seit dem Beginn der
­Industrialisierung. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre war in
den letzten 650 000 Jahren nicht annähernd so hoch wie heute.
Dies wissen wir aus Bohrkernen im arktischen Eis. Die Auswirkun­
gen spüren wir: Sechs der wärmsten zehn Jahre seit dem Beginn
der meteorologischen Messungen in Deutschland im Jahr 1761
konzentrierten sich im Zeitraum von 2000 bis 2011.
In Bayern sind allein über 260 000 Hektar Nadelholzbestände im
­Privat- und Körperschaftswald durch Klimawandel gefährdet.
Andere Baumarten und Mischbestandsformen kommen mit den
künftigen Klimaverhältnissen deutlich besser zurecht. Jeder Wald­
besitzer kann heute seine Wälder für die Zukunft fit machen, das
­Betriebsrisiko minimieren, langfristig seinen Geldbeutel schonen
und sein Walderbe sichern.
In den letzten Jahrhunderten hat der Mensch die Wälder vielerorts
verändert, weg von Mischwäldern hin zu nadelholzreichen Forsten.
Die Fichte ent­wickelte sich für viele Waldbesitzer zum Brotbaum.
Sie ist einfach zu pflegen, liefert einen hohen Ertrag und ihr Holz
kann vielseitig verwendet werden.
Die Vorliebe der Waldbesitzer für die Fichte hat dazu geführt, dass
sie auch auf Standorten angebaut wurde, für die sie nur bedingt
geeignet ist. Schon bei geringen Verschiebungen der Nieder­
­
schlagsmenge und der Temperatur leidet sie auf diesen Standorten
unter Wassermangel oder Schädlingen. Auf vielen Standorten ist
die Fichte stark sturmwurfgefährdet. Im Zuge des fortschreitenden
Klimawandels wird sich diese Situation verschärfen.
Unser Klima wird sich schneller ändern, als der Wald sich aus eige­
nen Kräften anpassen kann. Waldbesitzer und Forstleute helfen
dem Wald im Klimawandel, indem sie ihn rechtzeitig umbauen.
­Naturnahe und gemischte Wälder sind optimal an die sich wan­
delnden Umweltbedingungen angepasst.
Waldbäume haben ein langes Leben. Während der nächsten Baum­
generation wird sich das Klima drastisch ändern. Zunehmende
­Erwärmung und extreme Witterungsereignisse vertragen manche
unserer Baumarten besser als andere. Wie die einzelnen Baumarten
mit dem künftigen Klima zurechtkommen und welches Anbau­
risiko besteht, zeigen uns so ­genannte Klimarisikokarten, die es für
unsere wichtigsten Baumarten gibt. Sie dienen den Försterinnen
und Förstern als wertvolle Beratungsgrundlage.
Mit der Klimaerwärmung werden Wetterextreme wie Trockenheit,
Hitze, Gewitterstürme und starke Niederschläge deutlich zu­
nehmen.
Frisch gepflanzten Kulturen oder flachwurzelnden Baumarten wie
beispielsweise der Fichte wird zunehmende Trockenheit besonders
zusetzen. Wassermangel schwächt die Bäume. Zuwachsver­luste
und das vermehrte Auftreten von Schädlingen sind die Konse­
quenz. Das extreme Trockenjahr 2003 und wiederkehrende Tro­
ckenphasen in den Folgejahren führten uns dieses Szenario bereits
in der Vergangenheit vor Augen.
Unwetter mit enormen Regenmengen in sehr kurzer Zeit verur­
sachen nicht nur Schäden durch Überflutungen oder Bergrutsche.
Die Zunahme lokaler Gewitterstürme mit heftigen Windspitzen
zieht vermehrte Sturmschäden in den Waldbeständen nach sich.
Eine Sturmfläche wieder aufzuforsten ist stets mit einem hohen
­finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden. Außerdem schafft
das große Angebot an Brutraum nach Sturmschäden in Fichten­
beständen ideale Lebens- und Vermehrungsbedingungen für den
Borkenkäfer.
aa Die Bayerische Forstverwaltung berät Waldbesitzer und bietet finanzielle För­
derprogramme an.
aa Mischwälder sind für das künftige Klima gut geeignet.
aa Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung (www.geodaten.bayern.de)
aa Geodaten TK200: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (www.bkg.bund.de)
aa Regionalisierte Klimadaten: Deutscher Wetterdienst (www.dwd.de), Bayerische
Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (www.lwf.bayern.de) und Bayerisches
Landesamt für Umwelt (www.lfu.bayern.de)
aa CORINE Land Cover: Umweltbundesamt, DLR-DFD 2004
aa Holz aus Sturmschäden ist schlechter verwertbar und erzielt geringere Holzerlöse.