Kurzfassung - Greenpeace

 Der Wald in Deutschland –
ausreichend geschützt und nachhaltig genutzt? Kurzfassung
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Bundesländer im Vergleich
Die Bundesregierung rühmt sich mit »Holzvorräten auf Rekordniveau«, dem »Wald als Klimaschützer« und die deutsche Forstwirtschaft feiert sich als Erfinderin der Nachhaltigkeit. Doch wie
steht es wirklich um den deutschen Wald?
Ausgangslage
In Deutschland ist rund ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten in ihrem Bestand bedroht. Ursache dafür ist neben
der industriellen Landwirtschaft auch die intensive Forstwirtschaft. Zu wenige Wälder können sich ohne menschlichen Einfluss entwickeln und selbst die vielgepriesene
»Nachhaltigkeit« der Forstwirtschaft reicht nicht aus, um
unsere heimische Flora und Fauna zu schützen.
Deutsche Wälder sind überwiegend zu jung, bestehen
meistens nur aus einer, höchstens zwei Baumschichten und
sind geprägt von oft nicht standortgerechten Baumarten
wie Fichte oder Kiefer sowie nicht heimischen Bäumen wie
Douglasie, Küstentannen oder Roteichen. Es fehlen ausreichend Totholz und alte, dicke Bäume in ihren natürlichen
Zerfallsphasen, die Lebensraum für Tiere, Pilze und Pflanzen geben.
Auch für den Klimaschutz sind vorratsreiche, naturnahe Wälder wichtig. Aufgrund der intensiven Holznutzung hat die CO2-Senkenleistung seit 1990 drastisch
abgenommen. Soll der Wald wieder mehr Kohlenstoff
speichern, müssen die Holzvorräte erhöht werden, die Wälder wieder älter und die Bäume dicker werden dürfen.
Deutschland als waldreiches Land hat eine große Verantwortung für den Schutz seiner Wälder. Natürliche, in
sich stabile Wälder sind wichtig für den Arten- und den
Klimaschutz. Mit der 2007 verabschiedeten Nationalen
Biodiversitätsstrategie (NBS) reagierte auch Deutschland
auf den weltweiten dramatischen Artenschwund und legte
Ziele fest: Bis 2020 sollen fünf Prozent der deutschen Wälder einer natürlichen Entwicklung ohne Holznutzung überlassen werden. Um den Privatwald so weit wie möglich zu
entlasten, sollen 10 Prozent der öffentlichen Wälder aus der
forstlichen Nutzung genommen werden. Die verbleibenden
Wälder sollen nachhaltig bewirtschaftet werden, so dass
sie sich hin zu naturnahen, vielfältigen Waldökosystemen
entwickeln können. Eine besondere Rolle spielen dabei die
Laubwälder, insbesondere die Rotbuchenwälder, die von
Natur aus auf 66 Prozent der Bundesfläche vorkommen
würden.
Greenpeace-UmfragE
Um herauszufinden, wie die Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie in den Landeswäldern der Bundesländer
bereits umgesetzt worden sind, verschickte Greenpeace auf
Basis des Umweltinformationsgesetzes einen Fragebogen.
Die Bewertung und das sich daraus ergebende Ranking der
Bundesländer erfolgten auf Grundlage der Antworten der
Länder. Diese Angaben entsprechen in einigen Punkten
(z. B. hinsichtlich der Entwicklung der Totholz-Vorräte) nicht
dem Trend, der sich aus dem Vergleich der Daten der dritten
Bundeswaldinventur (BWI 3) mit der zweiten Bundeswald-
inventur (BWI 2) abzeichnet. Hier besteht offensichtlich
eine Diskrepanz zwischen den Angaben und Zielsetzungen der Länder und dem, wie zwischen 2002 und 2012 im
Wald gewirtschaftet wurde. Diese Diskrepanz hat Greenpeace nicht bewertet. Greenpeace ist sich außerdem bewusst, dass die Ausgangssituation sowie die naturräumliche Ausstattung der Wälder in den Bundesländern zum
Teil schwer vergleichbar ist. Das Ranking basiert auf einem
Gesamtergebnis, das sich aus den Teilbereichen Waldschutz
und Waldnutzung zusammensetzt.
Auswertung
Die Auswertung der Greenpeace-Umfrage ergab, dass
kein Bundesland die Maximalpunktzahl von 12 Punkten
erhalten hat. In keinem Bundesland werden somit die
2
Anforderungen der Biodiversitätsstrategie vollständig erfüllt. Dies ist alarmierend, da nicht mehr viel Zeit bis
2020 verbleibt und der Verlust der Artenvielfalt weiter
Bundesländer im Vergleich
voranschreitet. Mit 10 von 12 erreichbaren Punkten sind die
Bundesländer Saarland und Schleswig-Holstein klare Sieger
des Rankings: Sie sind auf einem guten Weg, die Herausforderungen von Umweltschutz, Artenschutz und Klimaschutz im Wald zu erfüllen.
Die Schlusslichter des Bundesländervergleichs bilden
Bayern (-1 Punkt) und Hessen (2 Punkte). Hier gibt es
enorme Defizite sowohl beim Waldschutz als auch bei der
Nutzung der Wirtschaftswälder. Bei der Bewertung der
Kategorie »Waldnutzung« hat kein einziges Bundesland
die Maximalpunktzahl erreicht. Erschreckend ist, dass die
Mehrheit der Bundesländer nicht heimische Baumarten
wie beispielsweise Douglasie oder Roteiche und nicht standortheimische Baumarten (auf vielen Standorten beispielsweise die Fichte) nicht reduzieren möchte und damit eine
Waldentwicklung hin zu anpassungsfähigen, natürlichen
Waldgesellschaften behindert. Die Totholzvorräte sind in
fast allen Wäldern sehr gering. Trotzdem wollen nur zwei
Bundesländer ihre Totholzvorräte auf eine aus ökologischer
Sicht sinnvolle Menge steigern. Die Umfrage zeigt deutlich,
dass die meisten Länder kurzfristige, wirtschaftliche Interessen vor Artenschutz und Klimaschutz stellen. Die Holzvorräte in den Wäldern sind durchschnittlich viel niedriger als
sie es von Natur aus wären und einen ambitionierten Plan
zur konkreten, deutlichen Steigerung gibt es in keinem Bundesland. Der Holzeinschlag erfolgt außer im Saarland und in
Schleswig-Holstein auf viel zu hohem Niveau. Vor dem Hintergrund des voranschreitenden Klimawandels ist das fatal,
da so die Kohlenstoff-Senken-Leistung des Waldes nicht wieder aufgebaut werden kann.
1
2
3
Gesamtpunkte max. 12
Saarland
Schleswig-Holstein
Nordrhein-Westfalen
Hamburg
Berlin
Niedersachsen
Rheinland-Pfalz
Sachsen-Anhalt
Baden-Württemberg
Mecklenburg-Vorpommern
Sachsen
Thüringen
Brandenburg
Hessen
Bayern PKT
10
10
8,5
8,5
8
8
6
6
5
5
4,5
3,5
2,5
2
-1
3
Waldschutz max. 4 PKT
Hamburg
4
Mecklenburg-Vorpommern
4
Niedersachsen
4
Saarland
4
Baden-Württemberg
3
Nordrhein-Westfalen
3
Rheinland-Pfalz
3
Hessen
2,5
Schleswig-Holstein
2,5
Berlin
2
Thüringen
2
Brandenburg
1
Sachsen-Anhalt
1
Sachsen
1
Bayern
0
3
Waldnutzung max. 8 PKT
Schleswig-Holstein
7,5
Berlin
6
Saarland
6
Nordrhein-Westfalen
5,5
Sachsen-Anhalt
5
Hamburg
4,5
Niedersachsen
4
Sachsen
3,5
Rheinland-Pfalz
3
Baden-Württemberg
2
Brandenburg
1,5
Thüringen
1,5
Mecklenburg-Vorpommern
1
Hessen
-0,5
Bayern
-1
1 Der von den Bundesländern angegebene Totholzvorrat wurde aufgrund der schwierigen Vergleichbarkeit nicht mit Punkten bewertet, wohl aber die
Absicht, ob dieser gesteigert werden soll. Als wichtiger Parameter wird der Totholzanteil in der Bewertung der Gesamtsituation jedoch genannt.
2 Die bestehenden Holzvorräte wurden nicht mit Punkten bewertet, wohl aber die Absicht, ob diese gesteigert werden sollen. Als wichtiger
Parameter werden die Holzvorräte in der Bewertung der Gesamtsituation jedoch teilweise angeführt.
3 Deutschlandkarte: Designed by Freepik.com
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Bundesländer im Vergleich
baden-württemberg
Als eins von zwei Bundesländern hat Baden-Württemberg die Absicht, die Totholzvorräte auf 40 m³ pro Hektar
zu erhöhen. Die Landeswälder sind seit 2014 FSC zertifiziert.
Das 10-Prozent-Wildnis-Ziel der Biodiversitätsstrategie ist mit 4,1 Prozent geschützten Landeswäldern noch
nicht annähernd erreicht. Kritisch zu sehen ist, dass Baden-Württemberg mit 94 Prozent vom Holzzuwachs den
höchsten Holzeinschlag angegebenen hat und es keinen Plan zur Vorratssteigerung gibt. Auch beim Schutz von
heimischen Tier- und Pflanzenarten und deren natürlichen Lebensräumen gibt es dringenden Änderungsbedarf:
Es ist bisher erlaubt, nicht heimische Baumarten sowohl in FFH-Gebiete als auch in kartierte Lebensräume einzubringen.
bayern
Sowohl im Gesamtvergleich, als auch hinsichtlich der Umsetzung der NBS-Ziele zu Waldschutz und Waldnutzung ist der Freistaat Bayern klares Schlusslicht des Länderrankings: Bayern gibt an, keine pauschalen Ziele
für nutzungsfreie Waldflächen verfolgen zu wollen. Damit setzt sich die Landesregierung über die Waldschutzziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie hinweg, obwohl der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer mit
am Kabinettstisch saß, als 2007 die Nationale Biodiversitätsstrategie beschlossen wurde.
Auch bei der Kategorie »Waldnutzung« schneidet Bayern am schlechtesten ab: In Bayern gibt es keinerlei
Absicht, die Totholzvorräte zu steigern. Auch der Anteil nicht heimischer Baumarten soll nicht reduziert werden.
Diese Baumarten werden sogar in FFH-Schutzgebiete und in kartierte Lebensräume eingebracht. Dadurch
werden internationale Schutzziele für Tier- und Pflanzenarten gefährdet. Fast als einziges Bundesland macht
der Freistaat keine Vorgaben, wieviel Prozent vom Zuwachs jährlich eingeschlagen werden dürfen. Einen Plan zur
Steigerung der Holzvorräte gibt es nicht. Bei der Zertifizierung setzt Bayern auf das wenig anspruchsvolle
PEFC-Siegel statt auf das ökologisch und sozial anspruchsvollere FSC-Zertifikat.
berlin
Berlin hat das Ziel, fünf Prozent des Gesamtwaldes einer natürlichen Waldentwicklung zu überlassen mit 4 Prozent fast erreicht. Als eins von vier Bundesländern will Berlin sowohl nicht standortheimische als auch nicht
heimische Baumarten reduzieren und den Baumarten der natürlichen Waldgesellschaften damit mehr Chancen
geben. Die Landeswälder sind nach FSC und Naturland e. V. zertifiziert.
Über die Höhe der Totholzvorräte können keine Angaben gemacht werden, ebenso wenig wie über einen Plan
zu deren Erhöhung.
Brandenburg
Im brandenburgischen Landeswald werden erst 3,4 Prozent des Waldes einer natürlichen Entwicklung überlassen und das Bundesland ist in dieser Kategorie gemeinsam mit Bayern Tabellenletzter. Brandenburg hat auch
auf Nachfrage zu einigen der Greenpeace-Fragen keine Antwort gegeben, z. B. zum Ziel der Erhöhung der holznutzungsfreien Waldfläche im Landeswald auf 10 Prozent und zur Reduktion nicht heimischer und nicht standortheimischer Baumarten. Auch zum Thema Holzvorrat und Einschlag wurden keine Angaben gemacht. Nur fünf
Prozent des Landeswaldes sind FSC zertifiziert. Brandenburg hinkt im Bundesländervergleich insgesamt mit
diesen Ergebnissen auf dem drittletzten Platz den meisten anderen Bundesländern hinterher.
4
Bundesländer im Vergleich
hamburg
Die Schutzziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie, fünf Prozent des Waldes einer natürlichen Waldentwicklung zu überlassen sind erreicht. 13 Prozent vom Landeswald und 10 Prozent vom Gesamtwald stehen in Hamburg
für die natürliche Waldentwicklung zur Verfügung. Rund 62 Prozent vom Zuwachs werden in Hamburg jährlich
eingeschlagen. Die bisher sehr niedrigen Holzvorräte sollen gesteigert werden. Damit haben die Wälder eine reelle Chance, Vorräte aufzubauen, Kohlenstoff zu speichern und die Senkenleistung zu erhöhen. Hamburg war das
erste Bundesland mit einer vollständigen FSC-Zertifizierung und damit Vorreiter in der naturnahen Waldnutzung.
Insgesamt belegt Hamburg gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen den dritten Platz im Bundesländervergleich.
Nachholbedarf gibt es bei der Baumartenauswahl. Auch Hamburg plant bisher keine Reduktion nicht heimischer und
nicht standortheimischer Baumartenauswahl, auch wenn immerhin keine Einbringung in FFH-Gebiete stattfindet.
hessen
Die FSC-Zertifizierung der Landeswälder ist geplant und in Arbeit. Fünf Prozent der Waldfläche in Hessen sollen einer natürlichen Entwicklung überlassen werden.
Hessen belegt im Bundeländervergleich den vorletzten Platz und ist damit noch sehr weit von der Umsetzung der
Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie im eigenen Wald entfernt. Mit 5,8 Prozent nutzungsfreier öffentlicher
Waldfläche hat Hessen erst etwas mehr als die Hälfte des Waldschutzziels der NBS erreicht. Allerdings wird dieses
Ziel auch nicht bis zuletzt verfolgt. Hessen will lediglich acht Prozent der öffentlichen Wälder einer natürlichen Waldentwicklung überlassen. Hessen hat mit 87 Prozent vom Zuwachs einen hohen Holzeinschlag und keine Pläne zum
Vorratsaufbau und wird seiner Verantwortung für den Klimaschutz damit nicht gerecht. Alarmierend ist, dass Hessen
erlaubt, nicht heimische Baumarten sowohl in FFH-Gebiete als auch in kartierte Lebensräume einzubringen und den
Anteil, nicht heimischer und nicht standortsheimischer Baumarten auch nicht reduzieren will. Der Schutz von Tierund Pflanzenarten und deren natürlichen Lebensräumen kann dadurch nicht ausreichend gewährleistet werden.
Mecklenburg-Vorpommern
Die Ergebnisse von Mecklenburg-Vorpommern sind äußerst ambivalent: Das Bundesland gibt an, dass die Waldschutzziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie in der Fläche erreicht sind: Fast 13 Prozent vom öffentlichen
Wald und 6,5 Prozent vom Gesamtwald dürfen sich in Mecklenburg-Vorpommern holznutzungsfrei entwickeln.
Bei der Waldnutzung gibt es jedoch großen Nachholbedarf: Hier schneidet Mecklenburg-Vorpommern am drittschlechtesten ab. Es gibt bisher keine Absicht, nicht heimische und nicht standortheimische Baumarten zu reduzieren, keinen Plan für mehr Totholz und auch keine Absicht für eine FSC-Zertifizierung. Stattdessen dürfen nicht
heimische Baumarten mit Ausnahme der kartierten Lebensräume sogar in Schutzgebiete eingebracht werden.
Niedersachsen
Beim Waldschutz ist Niedersachsen auf einem guten Weg. 7,3 Prozent des Landeswaldes dürfen sich bereits
ohne menschliche Eingriffe entwickeln. Die Holzvorräte im Wald sollen erhöht werden. Der Einschlag liegt mit
75 Prozent vom Zuwachs im Vergleich zu den anderen Bundesländern im mittleren Bereich. Für die Absicht zur
Steigerung der Holzvorräte sollte eine ambitionierte Zielhöhe definiert werden.
Die Reduktion nicht heimischer Baumarten erfolgt nicht umfassend sondern nach eigenen Regeln. Leider wird
die Frage, ob die Totholzvorräte auf 40 m³ / Hektar gesteigert werden sollen, momentan nur diskutiert. Eine FSC
Zertifizierung wird von Niedersachsen derzeit nicht verfolgt, stattdessen setzt das Bundesland auf sein eigenes
Bewirtschaftungskonzept.
5
Bundesländer im Vergleich
Nordrhein-Westfalen
Mit 8,5 Punkten belegt Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit Hamburg den dritten Platz des Bundeländervergleichs. Das Schutzziel ist mit 14,7 Prozent der Landeswaldfläche für den öffentlichen Wald erreicht. Als eins
von nur vier Bundesländern will Nordrhein-Westfalen sowohl nicht standortheimische als auch nicht heimische
Baumarten reduzieren und den Baumarten unserer natürlichen Waldgesellschaften damit mehr Chancen geben.
Die Landeswälder sind FSC zertifiziert.
Leider gibt es »nur in bestimmten Waldstrukturen« die Absicht, den Totholzanteil zu steigern. Auch der Holzvorrat gehört im Bundesvergleich zu den niedrigsten. Zwar soll dieser gesteigert werden, dies ist mit einem relativ
hohen Einschlag von 75 bis 100 Prozent des jährlichen Zuwachses allerdings schwierig. NRW wird seiner klimapolitischen Verantwortung damit nicht vollständig gerecht.
Rheinland-Pfalz
Mit 7,7 Prozent Landeswaldfläche für eine natürliche Waldentwicklung befindet sich das Bundesland auf dem
richtigen Weg in Sachen Waldschutz. Die Landeswälder sind FSC zertifiziert. Als eins von nur drei Bundesländern beantwortete Rheinland–Pfalz unsere Fragen nach Lage und Beschaffenheit der holznutzungsfreien
Flächen vollständig.
Es gibt keine Absicht, die Totholzvorräte in Rheinland-Pfalz zu steigern. Eine Reduktion nicht heimischer und
nicht standortheimischer Baumarten ist nicht geplant, ebenso wenig die Steigerung des Holzvorrates. Hier
könnte Rheinland-Pfalz deutlich ambitionierter handeln.
Saarland
Saarland geht gemeinsam mit Schleswig-Holstein als klarer Sieger des Ländervergleichs zur Umsetzung der
Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie hervor: 10 Prozent vom Landeswald und mindestens 4,6 Prozent
vom Gesamtwald stehen im Saarland für die natürliche Waldentwicklung zur Verfügung. Das Saarland hat als
eins von nur zwei Bundesländern die Absicht, den Totholzvorrat in den Landeswäldern auf 40 Kubikmeter pro
Hektar zu erhöhen. Auch beim Holzeinschlag ist das Saarland Vorbild: Mit einem Einschlag von 55 Prozent hat
der Landeswald eine reelle Chance auf Vorratsaufbau. Hier kann der Wald seine Senkenfunktion für Kohlenstoff
ausbauen. Bereits seit 2003 sind die Landeswälder FSC zertifiziert.
Einziger Wermutstropfen ist, dass bisher keine Reduktion nicht heimischer und nicht standortheimischer Baumarten geplant ist, auch wenn diese nicht in FFH-Gebiete eingebracht werden.
Sachsen
Ähnlich wie Bayern gibt Sachsen an, keine Ziele für holznutzungsfreie Waldflächen verfolgen zu wollen. Damit
distanziert sich Sachsen von den Waldschutzzielen der Nationalen Biodiversitätsstrategie. Die bisher nutzungsfreie Fläche beträgt 5,9 Prozent der Landeswälder. Zwar will Sachsen den Anteil nicht standortheimischer
Baumarten reduzieren, nicht aber den Anteil nicht heimischer Baumarten. Eine FSC-Zertifizierung ist nicht vorgesehen. Auch die Absicht zur Steigerung der Holzvorräte existiert nicht. Sachsen hat deutlichen Handlungsbedarf sowohl beim Waldschutz als auch bei der ökologischen Waldnutzung.
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Bundesländer im Vergleich
Sachsen-Anhalt
Als eins von vier Bundesländern will Sachsen-Anhalt sowohl nicht standortheimische als auch nicht heimische
Baumarten reduzieren und den Baumarten unserer natürlichen Waldgesellschaften damit mehr Chancen geben.
Sachsen-Anhalt hat zwar als einziges Land einen konkreten Plan zur Steigerung des Holzvorrates, dieser ist
jedoch nicht sehr ambitioniert: Eine Vorratssteigerung von drei bis fünf Prozent in 10 Jahren wird den Anforderungen des Klimawandels nicht gerecht.
Das Bundesland schneidet beim Waldschutz nicht gut ab. Die bisher geschützte Fläche im Landeswald beträgt
5,8 Prozent. Die Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie zum Schutz von 10 Prozent im Landeswald und
5 Prozent im Gesamtwald werden in Sachsen-Anhalt beide nicht verfolgt.
Sachsen-Anhalt hat keine Ambitionen, die Totholzvorräte auf 40 m³ / ha zu steigern. Nur 4 Prozent der Landeswälder sind FSC-zertifiziert.
Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein setzt im Bundesländervergleich zusammen mit dem Saarland die Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie mit am besten um. Vor allem bei der Waldnutzung hat Schleswig-Holstein die Nase vorn.
Mit einem Anteil von 7,4 Prozent der Landeswälder befindet sich Schleswig-Holstein auf einem guten Weg zum
Schutz seiner Wälder. Als eins von vier Bundesländern will das Bundesland sowohl nicht standortheimische
als auch nicht heimische Baumarten reduzieren und dadurch die Naturnähe unserer Wälder fördern. Auch beim
Holzeinschlag schneidet Schleswig-Holstein positiv ab: Mit einem Einschlag von 58 Prozent hat der Landeswald
eine gute Chance auf Vorratsaufbau. Die Landeswälder sind FSC zertifiziert.
Beim Totholz kann Schleswig-Holstein noch nachbessern: Zwar ist der Wille da, mehr Totholz anzureichern,
eine festgelegte Zielhöhe gibt es jedoch nicht.
Thüringen
Die FSC-Zertifizierung der Landeswälder ist geplant.
Mit 4,9 Prozent ist erst knapp die Hälfte des Schutzzieles der Nationalen Biodiversitätsstrategie im Landeswald
erreicht. Kritisch ist, dass Thüringen erlaubt, nicht heimische Baumarten zwar nicht in die kartierten Lebensräume, wohl aber in FFH-Schutzgebiete einzubringen. Die nicht heimischen Baumarten sollen nicht reduziert
werden. Thüringen setzt offenbar aus wirtschaftlichen Gründen auf schnellwachsende Baumarten anstatt auf
heimische Arten, die den Tieren und Pflanzen unserer natürlichen Waldgesellschaften Lebensraum bieten und
Stabilität in den Zeiten des Klimawandels geben. Als eines von vier Bundesländern ist Thüringen am weitesten
davon entfernt, die Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie in den eigenen Wäldern umzusetzen.
7
Fazit und Forderungen Das Fazit der Befragung ist ernüchternd. Zwar gibt es Anstrengungen in einigen Ländern, ihren Anteil an geschützter Waldfläche gemäß Nationaler Biodiversitätsstrategie auszuweisen. Doch auf der großen Fläche des Wirtschaftswaldes bleiben die Maßnahmen zum Artenschutz wenig ambitioniert, weitgehend planlos und deutlich dominiert von
Holznutzungsinteressen.
Um die Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie bis 2020 noch zu erreichen und um sich auf die Auswirkungen
des Klimawandels vorzubereiten, müssen die Bundesländer vor allem im öffentlichen Wald:
Dringend zeitnah 10 Prozent einer natürlichen Waldentwicklung überlassen. Dazu müssen geeignete, möglichst
große, unzerschnittene Waldflächen ausgewiesen, miteinander vernetzt und rechtlich geschützt werden.
Den Aufbau vorratsreicher, naturnaher und in sich stabiler Wälder vorantreiben.
Nicht heimische Baumarten reduzieren. Keine Einbringung in FFH-Gebiete oder andere Schutzgebiete.
Mehr Totholz zulassen.
Den Holzvorrat durch weniger Einschlag erhöhen.
Die FSC-Zertifizierung der gesamten Landeswaldfläche umsetzen.
Transparenz im Bürgerwald.
Impressum
Greenpeace e. V., Hongkongstraße 10, 20457 Hamburg, Tel. 0 40 / 3 06 18 - 0, mail @ greenpeace . de, www . greenpeace . de Politische Vertretung Berlin Marienstraße 19 – 20, 10117
Berlin, Tel. 0 30 / 30 88 99 - 0 V.i.S.d.P. Sandra Hieke Text und Redaktion Sandra Hieke und Corinna Hölzel Fotos Titel, Seite 7 u. Rücktitel: Michael Kunkel © Greenpeace Grafik /
Gestaltung / Produktion Henning Thomas Druck Reset, Virchowstraße 8, 22767 Hamburg Auflage 2.000 Exemplare Stand 06 / 2016
Zur Deckung unserer Herstellungskosten bitten wir um eine Spende: GLS Bank, BLZ 430 60967, KTO 33401, IBAN DE49 4306 0967 0000 0334 01, BIC GENODEM1GLS
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