Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

Gabriele Katzmarek (SPD):
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Der
vorliegende Jahreswirtschaftsbericht „Soziale Marktwirtschaft heute - Impulse
für Wachstum und Zusammenhalt“ unterscheidet sich vom
Jahreswirtschaftsbericht 2013. Er unterscheidet sich dadurch, dass Akzente für
eine gute wirtschaftliche Entwicklung anders gesetzt werden.
Es ist ein Jahreswirtschaftsbericht, der Perspektiven und Prognosen für
zukünftiges Handeln der Bundesregierung aufzeigt und dabei den Menschen in
den Mittelpunkt stellt, der den Fokus auf Investitionen und Innovation legt, der
die Zukunft gestaltet,
(Beifall bei der SPD)
um der Verantwortung für die Menschen in unserem Land gerecht zu werden,
wie wir es als SPD versprochen und im Koalitionsvertrag vereinbart haben.
Wirtschaftspolitik ist auch immer Gesellschaftspolitik: Gut entlohnte
Arbeit, Teilhabe und soziale Sicherheit sind für eine hohe Lebensqualität der
Menschen in Deutschland grundlegend. Sie setzt gute Bildungsmöglichkeiten
und lebensbegleitendes Lernen voraus.
Zukunft, wie wir sie verstehen, entsteht nicht im Labor, nicht im
Reagenzglas. Nein, die Zukunft, die wir meinen, wird von Menschen, mit
Menschen und vor allem für die Menschen gemacht.
(Beifall bei der SPD)
Auch wenn Deutschland auf dem Arbeitsmarkt erhebliche Fortschritte
gemacht hat, konnten nicht alle Menschen - das wissen wir - an der positiven
Entwicklung teilhaben. Mit unsicheren Beschäftigungsverhältnissen und einer
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sich nur langsam schließenden Schere bei den Einkommen werden wir uns als
Sozialdemokraten nicht abfinden.
(Beifall bei der SPD)
Menschen brauchen gute Arbeit mit angemessener Bezahlung. Wir dürfen uns
nicht auf der positiven wirtschaftlichen Entwicklung ausruhen. Jetzt gilt es,
Weichen zu stellen. Wir setzen deshalb auf Innovation und Forschung, auf
leistungsfähige Infrastrukturen und auf die Integration von Arbeitskräften. Die im
Wirtschaftsbericht angekündigten Maßnahmen finden unsere Zustimmung:
Förderung des Zugangs beruflich Qualifizierter zu den Hochschulen, bessere
Verzahnung von beruflicher und hochschulischer Bildung, Förderung der
Weiterqualifizierung der Beschäftigten, aber und insbesondere die
Verbesserung der Wertigkeit der dualen Ausbildung.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der
CDU/CSU)
Qualifikation ist und bleibt einer der wichtigsten Faktoren zur Teilhabe,
zur weiteren Entwicklung und Stärkung des Standorts Deutschland. Dabei darf das ist sozialdemokratische Position - kein junger Mensch verloren gehen.
Insgesamt sind rund 1,4 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss. Das
muss uns aufrütteln. Da sind wir in der Politik, aber auch die Wirtschaft in der
Verantwortung.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der
CDU/CSU)
Von daher ist es folgerichtig, dass der Ausbildungspakt zu einer Allianz für Ausund Weiterbildung weiterentwickelt wird.
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Ein weiterer Schwerpunkt des Jahreswirtschaftsberichts ist die
Digitalisierung der Wirtschaft, der Arbeitswelt und des gesellschaftlichen
Lebens. Sie legt die Basis für eine Vielzahl von Innovationen. Die im Bericht
angekündigte umfassende digitale Agenda ist deshalb von besonderer
Bedeutung. Der flächendeckende Breitbandausbau muss vorangebracht
werden. Die Entwicklung digitaler Zukunftstechnologien muss gefördert und die
Digitalisierung der klassischen Industrie - hier nenne ich als Stichwort „Industrie
4.0“ - muss begleitet werden.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der
CDU/CSU)
Die Minidrohne, die unsere Buchbestellung in einer halben Stunde nach
dem Klick in unserem Garten landen lässt, eine Industrie, in der Maschinen im
Produktionsprozess selbst erkennen, wann die Grundprodukte zur Neige gehen
und diese eigenständig beim Zulieferer bestellen, Waren, die nicht mehr
gefertigt, gelagert und bei Bedarf geliefert werden, sondern über neue
Techniken direkt vor Ort im Wohnzimmer, in den Werkstätten, bei den
Weiterverarbeitern über 3-D-Drucker hergestellt werden. Verlockende
Techniken? Sie bergen Chancen, aber auch Risiken zugleich. Welche
massiven Veränderungen diese neue industrielle Revolution auf dem
traditionellen Arbeitsmarkt und bei den Arbeitsbeziehungen haben wird, können
wir heute nur erahnen. Deshalb ist es wichtig, sich rechtzeitig und umfassend
mit ihren Auswirkungen auseinanderzusetzen.
Sehr geehrte Damen und Herren, lassen Sie mich zum Schluss noch
eines sagen: Es darf nicht sein, dass wir Forschung und Entwicklung fördern,
das heißt die Kopfarbeit in Deutschland, die anschließende Produktion dagegen
im Ausland stattfindet.
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(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der
CDU/CSU)
Wir müssen dafür sorgen, dass Wertschöpfungsketten in Deutschland bleiben.
Sozialer Fortschritt, Teilhabe, ein besseres Leben mit guter Arbeit in einer
intakten Umwelt und nicht alleiniges Setzen auf Wettbewerb und ungezügelte
Marktwirtschaft, das ist unser Zukunftsbild. Dafür stehen wir mit unserer Politik
als Sozialdemokraten.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der
CDU/CSU)
Vizepräsident Johannes Singhammer:
Sehr geehrte Kollegin Katzmarek, das war Ihre erste Rede hier im Hohen
Hause. Ich beglückwünsche Sie dazu und wünsche Ihnen viele weitere
erfolgreiche Reden.
(Beifall)
Nächster Redner für die CDU/CSU ist der Kollege Andreas Lämmel.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Wolfgang
Tiefensee (SPD))
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