Weg-Zeichen Februar 2016, Nummer 91

Februar 2016, Nr. 91
ASCHERMITTWOCH – FASTENZEIT Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40tägige Fastenzeit - die Vorbereitungszeit auf das Osterfest.
Eigentlich sind es 46 Tage, aber die Sonntage sind herausgenommen.
Seinen Namen hat der "Aschermittwoch" von der Praxis öffentlicher Buße, wie sie die Kirche einstmals
kannte: Die Büßer legten ein Bußgewand an und wurden mit Asche bestreut. Schon in der Antike und
im Alten Testament war Asche Symbol der Nichtigkeit und Vergänglichkeit. Im 10. Jahrhundert entfiel
dann die öffentliche Kirchenbuße. Was blieb, war der Ritus der Aschenbestreuung.
Etwa seit Ende des 11. Jahrhundert bis zum heutigen Tag lassen sich katholische Christen im
Aschermittwoch-Gottesdienst mit Asche ein Kreuz auf die Stirn zeichnen.
Die Asche ist ein Symbol für Reinigung und Buße. Sie wird durch Verbrennen der Palmbuschen des
Vorjahres gewonnen.
Die Spendung des Aschenkreuzes findet in der Regel in der Heiligen Messe am Aschermittwoch statt.
Die Segnung und Auflegung der Asche kann auch außerhalb der Heiligen Messe stattfinden. Der Priester segnet die Asche durch Gebet und Besprengung mit Weihwasser und zeichnet mit der gesegneten
Asche ein Kreuz auf die Stirn. Als sichtbares Zeichen für die Vergänglichkeit allen Lebens spricht der
Spender bei der Bezeichnung mit dem Aschenkreuz zu jedem Einzelnen die Worte: „Bedenke Mensch,
dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“ (Genesis 3,19) oder: „Bekehrt euch und glaubt an das
Evangelium“ (Mk 1,15).
Mit dem Zuspruch „Bekehre dich und glaube an das Evangelium“ werde ich persönlich angesprochen
und angefragt, wie steht es mit meinem Glauben, mit meinem Leben nach dem Evangelium? Wo ist bei
mir Änderung notwendig?
Der Aschermittwoch ist in christlicher Tradition ein strenger Fasttag. Wem es aus gesundheitlichen und
aus arbeitstechnischen Gründen möglich ist, sollte nur einmal am Tag essen und bewusst auf
Fleischspeisen verzichten. Fasten versteht sich - nicht zu verwechseln mit Diät - als religiös
begründete, freiwillige Nahrungsenthaltung. Durch Fasten kann man sich besser auf das Wesentliche
konzentrieren.
Fasten wird in Verbindung gebracht mit Verzicht – Verzicht auf etwas, was ich gerne genieße oder tue.
Fasten ist mehr als Verzicht. Fasten ist eine Entscheidung, etwas zu lassen zu Gunsten einer neuen,
tieferen Erfahrung, um ein Mehr an Lebensqualität zu gewinnen.
Fasten und Verzicht kann Hilfe sein, sich bewusster auf das geistliche Leben und damit auf Gott zu
besinnen. Es gibt für das Fasten keine festen Regeln. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, in welcher Weise er Fasten oder Verzicht üben will. Für die einen ist es der Verzicht auf Schokolade oder
Alkohol und für die anderen ist es das Abschalten des Fernsehers, oder anderes. Wichtig ist: Es sollte
mit positiver Einstellung geschehen. Die Fastenzeit gibt die Möglichkeit, mein Essverhalten zu überprüfen, vielleicht etwas gesünder und weniger zu essen.
Die Liturgie nennt die Fastenzeit eine Zeit der Gnade: „Jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt sind die Tage
des Heiles.“ (2 Kor 6,2) Wir sollen wacher und bewusster als sonst leben. Die Fastenzeit will unseren
Leib, unsere Seele, ja die ganze Erde aufnahmefähig machen für das göttliche Leben, das an Ostern
aufbrechen will.
Die Fastenzeit wird von Christen seit dem 4. Jahrhundert praktiziert und wird auch österliche Bußzeit
genannt. Das Wort Buße ruft bei vielen negative Assoziation hervor. Sie verbinden Buße mit
Bußwerken, mit Trauer, Reue und Zerknirschung. Das deutsche Wort „büßen“ heißt eigentlich:
„bessern, besser machen, wiedergutmachen, wiederherstellen, heilen“. Buße ist In-sich-Gehen, auf die
innere Stimme, auf Gottes Stimme hören, verkehrte Wege verlassen, sich selbst, seinen Frieden,
wieder finden. Fastenzeit ist also eine Zeit, in der wir versuchen, es besser zu machen als sonst,
Versöhnung leben, mein Leben bewusster gestalten, ....
Fastenzeit ist Aufruf zur Umkehr. „Umkehren“, heißt im Lateinischen „convertere = umwenden,
verwandeln“. Das griechische Wort, das wir oft mit „umkehren“ übersetzen, heißt „metanoia“ und meint:
umdenken, anders denken, seinen Sinn ändern. Für die Griechen beginnt die Umkehr beim Denken.
Der Mensch wird das, was er denkt. Daher gilt es, auf unsere Gedanken zu achten, wie weit sie uns
krank machen, wie weit sie uns nach unten ziehen, in uns Unzufriedenheit und Bitterkeit erzeugen.
Oft sind unsere Gedanken geprägt von vielen Vorurteilen und Emotionen. Die Fastenzeit lädt uns ein,
unser Denken zu erneuern. Wir sollen prüfen, was wir denken, wie weit wir uns mit unseren Gedanken
selbst schaden. Paulus fordert im Römerbrief auf, unser Denken zu überprüfen: „Gleicht euch nicht
dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt,
was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist“ (Röm 12,2).
Die Fastenzeit ist eine Zeit der Besinnung auf das Wesentliche und lädt ein, unsere Wege genauer
anzuschauen. Auf welchem Weg gehe ich? Führt der Weg weiter? Ist es der richtige Weg? Was ist
mein innerer Weg? Von Zeit zu Zeit müssen wir unsere Wege überprüfen. Die Fastenzeit lädt ein, den
Weg zu finden, auf dem wir die einmalige Gestalt verwirklichen können, die Gott uns zugedacht hat.
Sich mehr Ruhe gönnen, um sich selbst und Gott wieder näher zu kommen.
Im Jahr der Barmherzigkeit sollten wir unsere Aufmerksamkeit besonders darauf richten und sich darin
üben. Wie steht es bei mir mit Barmherzigkeit, bin ich barmherzig? Gerade die Fastenzeit ist dafür ein
gutes Übungsfeld.
FASTENZEIT - Das Wesentliche herausschälen
WORT – Fasten
Damit das, was ich sage wieder Gewicht hat
und nicht in der Schwätzerei untergeht.
ZEIT – Fasten
Meine Zeit bewusster einteilen,
mir für etwas Zeit nehmen, das mir schon lange ein Anliegen ist.
ORT – Fasten
Ich muss nicht immer überall sein, wenige Orte bewusst wählen,
damit ich auch innerlich anwesend sein kann.
GEDANKEN – Fasten
Mir Zeit und Raum frei machen, wo ich die Sorgen und Überlegungen,
die mir mein Alltag bereitet, einmal beiseitelegen kann.
GEHÖR – Fasten
Was lasse ich an mein OHR?
Höre ich, was wirklich notwendig ist?
Diese Gedanken können selber weitergeführt werden. Was nehme ich mir in dieser Gnadenzeit
bewusst vor?
- Wie möchte ich diese Fastenzeit für mich gestalten?
- Was möchte ich bewusst umsetzen?
- Wo ist bei mir Umkehr und Versöhnung notwendig?
Ich wünsche eine gesegnete Fastenzeit und eine gute Vorbereitung auf das Osterfest!
Sr. Klara
Erinnerung:
Nächstes Treffen der „Weggemeinschaft TAU“ ist am 27. Februar 2016, auch die Schwestern sind
dazu eingeladen.
Zeit und Ort: 13.30 Uhr im Mutterhaus, Franziska Wimmer-Saal
Referent: Diözesankoordinator für Flüchtlingsquartiere Mag. Hans Schwarzbauer-Haupt wird über das
Thema Flüchtlinge informieren.