GARTM ZITIG 8. Jahrsans Nummör2?5 23. September l9S3 AuflageI l0 -.50 PeterBichsel: über die Sicherheit Gesprochenitt der ,,Zytlupe,,, Rodio DRS I, 3. September t9g3 Ic h h a b e e in m a l bei reichen Leuten ü b e rn a c h t e t in ei ne r s c hö n e n vi l l a, bei sehr netten L e u t e n ü b rige n s - k e i ne Bo n zen- mit einer geschma c k v o rle n E in ric h t u n g un d e in e r faszinierenäen Ku n s t s a * rn iu n l-" o " jun g e r _ z eitge n ö ssischer K unst. B evor ma n s c h ra f e n gi ng, h at d e r Fla usherr das sicherheits s y s t e m e in g e s ch a l t e t . von je tzt weg durfte nierna n d rn e rrr d a s Hau s v e r l asse n un d durfte kein Fens t e r me h r g e ö f f ne t w e r d en . Im m erhin teilte rnir der Ha u s h e rr mit , da s s e r mein Zin n er vom sicherheitssyst u * u , rrg e n o mnen h a b e , we il ich es ja nicht so gurO , h rrt sei und vie l l e i c h t d a n n doch ein Fenster öff n e u n d d a n n wür d e s o for t de r A larm bei der polize i a u s g e lö s t . So l eb e n die se .Le u te, und, solange si e le b e n , we r_ de n s i e je tzt i m mer so leben. Nacht f ü r Na c h t e in _ g e s p e r r t i n ein e m elektronischen sic h e rh e it s s y s t e m, d as a u c h Ja h r fü r Jahr verbessert werd e n mu s s , we il e s i n z w i s ch e n ,ne u e Möglichkeiten gib i, ä " r a lt e s y st e m z u üb e r win d e n , und weil die Inau it rie noch mehr S i c her h e it eriindet. Häuser gefährd e n d ie u n g e s iU n d d i e g e sich erten c h e r t en , u n d die ungesicherten mü s s e n s ic h a u c h s ic h e r n , wie w enn alle Leute E inbrec h e r, B ra n d s t if t e r un d Ra u b r n örder wären und es n u r n ic h t t u n , we il s i e e s n ich t k önnen. I c h k l au e a u ch nichts, wenn rnan k la u e n k a n n , u n d i c h üb e r falle auch niemanden, wen n ic h k ö n n t e , u n d i c h k en n e fa st nur Leuten die die s g le ic h h a b e n wie ic h . A b e r so e in au sgeklügeltes elektron is c h e s S ic h e rh e i t s system zu überwinden, das kön n t e rn ir v ie lleicht d o ch Spass machen, und mein G e wis s e n wü rd e denn ich hätte j a ir u il : ; t ' r^ iä . sg e -lr! -r; ; r. : t er l e i c hter '1 , un d wä r e n u n fast irn Recht, ins Ha u s e in z u d rin g e n ; al s o muss die S icherheit noch meh r e rh ö h t we rd e n ; al s o müsse n sich die Leute noch ne h r e in s p e rre n ; al s o ka n n die Industrie noch besse re u n d n o c h t e u r e r e Systen e entwickeln, und das G e s c h ä f t rn it d e r A n g s t f l or ie r t. E s f l or ie r t a u f der ganzen W elt, d a s G e s c h ä f t n it d e r Ang st. Wer S icherheit verkaufe n will, der hat d i e Ang st zu p ropagieren. W er Rak e t e n a u f s t e lle n wil1, d e r br a u cht einen bösen Man n , d e r n ic h t s a n d e r e s im Si nn e hat als ihn zu ver n ic h t e n . Un d d e r an d e r e b r a u ch t den anderen als bö s e n Ma n n . I c h ha b e vo r nichts so A ngst wie v o r d e r S ic h e rheit, un d i m m er mehr habe ich das G e f ü h l, d a s s a ll di e S i che r h e itss ysteme unser Leb e n me h r g e f ä h rd e n a l s a lle Ge fah ren, die sie aussch lie s s e n so11ten. In d e n Si che r h eitssystemen drinne n is t f re ie s n i . c h t m e h r m ö glich, man kann in d e r S ic h e rh e it d r i n n en er sti cken. A b e r es e ib t te d a zu ; e in zähItz Leben h alt böse Leute, und d a e in e G e s c h ic h Freund aus Deutschlan d h a t s ie mir e r- D e r we stde u tsche Rundfunk in K öln h a t e in e g ro s s e K a n t i n e m it Se lbstbedienung, wo a b u n d z v a u c h Fr e m de r ein ko r n men. l- Tag e s konmt eine ältere Dame , e in e Re n t n e rin , ! i" 9 : i n d i e Ka n ti ne , sie findet sich n ic h t g u t z u re c h t , a b e r s i e h o lt dann eine grosse Gu la s c h iu p p e , g e h t zu r ü c k zu ein e m freien Tischchen, s t e llt ä ie S rp p * a u f d en Ti sch und merkt, dass sie d e n L ö f f e l v e rl g e s s e n ha t, si e geht zurück und h o lt d e n L ö f f e 1 , u n d w ie si e an ihr Tischchen zurüc k k o mmt , s it z t da ei n b au m la n g e r Neger und isst ihre s u p p e . I lie F ra u se t z t sich vö1 1ig verschüchtert a n d e n ^ T is c h , v e rsu c h t m i t d e m S chwarzen zu spreche n , e r v e rs t e h t k e i n t r'Io r t, u n d die Frau langt :rnit c 1 . e mL ö f f e l iih e r: den T i sch un d isst jetzt auch von ih re r S u p p e . J e t z t sch ie b t der S chwarze den To p f in d ie Mit t e , un d s i e esse n gemeinsam. S ie lächäln s ic h z x r. , rrä di e a n d e r e n L e ute in der K antine b e o b a c h t e n ä a s sd l t s a r n e Paa r , das aus einen Topf is t . De r Ne g e r s t e h t a u f, ho lt ei' S chnitzel nit p o mme s F rit ä s u n d s t ellt au ch das in die Mitte, u n d d ie a lt e F r a u i s t n u n entschädigt für ihren V e rlu s t , uncl si e e s sen g e n e insam aus demselben T e 1 le r u n d 1 ä c h e l n si ch zu und freuen sich. wie d e r T e lle r le e r i st , s te h t de r S chwarze auf, nickt d e r F ra u f re u n d l i ch zu u nd geht. Den Zuscha u e rn is t n o c h au f g e f a lle n , da ss er das LokaL seh r s c h n e ll v e rliess. N ach e in paar sekunden schre it d ie F ra u a u f un d r u ft:r 'M ein e Handtasche ist weg u n d me in p e lz ma n t e l r f, u n d ein paar rennen dem S c h wa rz e n n a c h , ab e r s ie fin d e n ihn nirgens mehr, u n d s c h o n ru f t m a n d j - e Po lize i, und a1le sind ent s e t z t , u n d d ie al te F r a u i st verzweifelt" D a s a g t je m a n d :' ,A ber an einem ande re n T is c h is t ia ei n Man tel un d eine llandtasche", u n d e s is t wirk l l i c h d i e Ha n d tasche der alten Frau, u n d a u f d e m Ti s c h steh t no ch ihre S uppe" S ie ha t t e d e n T is c h v e r w e c hse tr t, u n d niöht der schwarz e h a t t e ih re S u p p e ge g e sse n , sondern sie die S u p p e d e s S c h wa r_ zen. sc h a d e , d a ss d e r svhwarze das E nde d e r G e s c h ic h t e n i c h t m itbe ko m m en hat - aber es hä t t e ih n wo h l n i c h t ü b e r r a sch t. E r gehört off,ens ic h t lic h zu den e n , d i e ein e Suppe teilen können, e r g e h ö rt o f -3 f e n sich tl i ch zu denen, die Mens c h lic h k e it e i g en e n Re ch t vorziehen, s e in e m Er ge h ö r t o ffensichtlich zu clen e n , d ie n ic h t in j e d en M en sch einen potentiellen F e in d s e h e n , z ü d e n en , d ie n icht in einem S iche rh e it s s y s t e m e rs t i c ken w olle n, und es ist anzun e h me n , d a s s d ie s e r Sch wa r ze ein amerikanischer S o l< la t wa r. Jenachdem bi.i/tell. L973; Lybische Boeing 727 auf flrry ricrn Persi-schen Golf nach Aegrlpten i.iberfliegt nach sandsturm tiber die israelisch besetzte halbinsel Sinai. An Kairo neldet der pilot, er habe sichtkontakt rnit eirtsn äglptischen rnititärflugzeug. Irrhm. Nach ein pa.ar ninutsr eröffnen israelische Mirages das feuer. Die Boeing 727 brennt bseits i-rr der luft urd ocplodiert bei der notlandung. 74 tote. Die israelische regierung gleichen* tags: Das flugzeug habe einen rn:ili*irhafen urd installatlonen der israeli- schen streitj<räfte überflogen."AIs das flugzeug arnveisungen und warnschüsse igrnorierte, wurde es zur lardung ge Zltungen, rr'OraUf eS absLürzte." Die NZZ:"Zunächst t eirrrnl wird die (oder ausrirktng nichtaus-l'lirkung) der israelischen luftintervention da'uon abhlingen, was in den arabischen hauptstädt*r daraus genacht wi-rd, davon, ob rnan sie'dort protrngardistisch aufbauschen wird.,. oder ob nnn sie nüchtern als das sieht, was sie in wirklichkeit war." 1983: Südkoreani;Aä Boeing 747 auf flug rrcn den USA nach Seoul überfliegt aus bislang uribe.kannten grtinden mssisches nnnövergebiet. An das 12001mentfernte Tlokyo wird eine trnsition geneldet, die 500lcn neben der wirklichen liegt. Nach einer rzerfolgungsjagd wird das flugzeug von sornrjetischen jägern abgesclrossen. 269 tr.' te. lnlrskau gleictentags: " . . . " F a s t e in e u o che später wird geneldet, abfangjäger hätten den flug eines koreanischen linienflugzeuges gestoppt. Die ganze westliche weltpresse ntft on; pört aus, die fluggesellsctraften metrrerer lärder bolz- die UdSS& kottieren und Reagan boxt sein neuestes militärprogranm &:rch. V{artrn die Boeing 747 s6^r)eLisches gebiet überflog' sit noch nicftt klar, Iatrares nur ein defekt des flugccnquters? Eine ahrseichurrg von 500krn müsste audr sonst Oder auffallen, ist es einer der vielen tests der mit US-luftwaffe, denen sie die sorrjetischen frfihwarnsystene prüften, geuresen? Grausig. Oder \^tar es einfach eine abkiirzung der billigfluglinie -der flug kostete weniger als ein drittel des lata-tarifes-, trn ein paar tausend liter Kenosin zu slnren? Grausig. Metrr als zrarei sturrden lang ein frsr des flugzeug tiber militirischern qlerr gebiet, und nisnand wusste, $tas es war. Aber: Haben die sowjetpiloten rpch nle eine Boeing 747 geseten? Auch wenn es i,,Phl schnell zuging, so ist di-eses flugamrg fast dotrr 5:e1t so gnoss wie das ähnliche USspionageflugzeug Boeing RC 135. Auch wenn die fenster wegen einer kinovorführung rrerdunkelt warpn. Zur landr:ng hätte das flugzeug arrch gezwungen werden können. Und dazu di-e USspionage, die dsn ganzen zr:sctnute, nit eben einer solchen RC 135 nnnchmal so nahe war, dass sie auf dem radar rnit der Boeing 747 fast zu einsn purkt versctrmlz, urd die überhar4>t nictrts unternahm. Die ganze geschichte ist für mich nicfit diehenige eines östlichen luftpiraten, die US-luftwaffe hätte im gleictren augenblid< gleictr gehandelt. Nach der logistik, wie sie die militäirs überall anwenden, muss ein solcher zwisdrenfall halt in kauf gencmren v,ierden, schliesslieh hat der n:ssische pi-lot korrekt nach den einsatzplänen, die er gelernt hat, gehandelt. Warnen, hrarnschiessen, schiessen. Bleibt nur etwas: lbnn jetzt diese Boeing 747 ein USbcnrber mit aton-. waffen gslresen wlire, wäre es aus gs^Esen. Wennwir gefährlicheres verhindern wolIen, können wlr nur versuchen, die gefährdungstrntentiale, Öie röglichkeiten der militärs, dass so etwas geschieht, verhindern. Z.B. den }üATOnadrrüstungsbeschluss. GARTE ZITTG Redaktion: MatthiasBürcher, Freiestrasse 29, 8032 Zürich. Tel. 252 0l 32.Abopreise:Jugendliche 5,*, Erwachsene 7.50,mit Postzustellung 12,50,nahesAusland 20.- im Jahr(=20 Nunr,.. - t mern). Einzahlungen ouf PC 8053850,MdtthiasBürcher,Garte Zitig, Zürich. Alle Rechtebei den Autor/inn/en. 5 HörerJu. bü. Anfang novsriber gilt es ernst. Die rrcrbereitungen laufen auf trochtouren, das sendestudio an der l"lainaustrasse 32 im kreis 8 wird jetzt urgebaut, bald @innen die ersten probedurchläufe. Die rede ist rrcrn ältestsr urd einzigen werbefreien radioversuch, dqn ALR @lterrntives lokalradio). Im geglensatz zu den kcrmrerziellen stationen wie das wirtschaftsradio Z tud Schawinskis Radio 24 will das ALR. ein hörerradio sein, ein radio also, dass sich fil,anziell wie inhaltsnässig auf die hörer/bnen abstützt. Untenstützen kannst du das ALR., vrn den die GZ i.ibrigens i-n nr. 250 schon geschrieben hat, einDie mal firnnziell. jahresnitgliedsctrdb im verein ALR-firmz kostet 50 frariken (etwa die hälfte eines lrücZ-abos, trrd der Tagi kostet auch bald 200). Vücbei natürlidr dies einigen ztnrranig ist, diese können dsn ALiR "eir watt" kaufen, das ent- spricftt. tooo franken, soviel (besser sowenig im vergleich zu den budgets von Radio Z&24) kv sten dle serrieanlagen prc ausgestralil- 6 te leistung einwatt Acht stellen im ALR sind bezahlt - für die koordination und bürcarbeit. Das progranm nachst du. Schon gibt es x arbeitsgruppen, die dleses urxl jenes sendegefäiss rprbereiten, wie -gg_infomatigg, mit tagesteams und einsn breiten korrestrnndentennetz soll fundierte urd recherchierbe gegreninforration gebracht werden, vor allen lrn lokalen bereich. Infos am mittag, am EuerRsdio lictren guartier. -gg. musl&, öu:rspnrchsvoll. -cg-blasEtb -Utiez-o:llet , imrcrhin arbeiten die neislen B strrnden im tag. abend und vrr mitternacht (l). -ag ztiri !ür9lp$, eine art veranstaltungs- und kulturzeitschrift, teiglich rrcn 17 bis 18 uhr. -frauenradio -nültnerradio ;:_--T.-----:. -5mqer-_gnoJlgendradio_ -ag _rehgion- kritik -gg_g+te _vrelt -am-scnuan, eire (litera-ggJgl! tur, theater, film ...) Und in diesen arbeitsgrulpen kannst du mitrnachen, fehlt cli-r:cb,vas, grtincre eine neuel Schreib an: ALR Zilrich, Postfach 468, 8026 Zi.irich. PS: Speziell frauen sollen nicht ziF gern, im redaktions statut stetrt: "Eine hälftige beteiligung der frauen wird in sänrtlichen bereictren angestrebt. . . " Lokal-Radio Alternatives art radiouni: volks nedizin, kochen, ökologie, ptj-losopfiie... -Al&gggfgpgra: Liebe, tod r:nd leidenschaft. Jede uoche 20 rninuten in einsn ganz gevöhnlichen haus in elnsn ganz ga,rctrn- l Fgg>p Ig g. tu,,/trc;f &", *ey \,rrtÄot*1,' >w ______.- Pää \_ N;::,*l Wüc Gän# ll. ... 'tl -r.l t.\ oonl,^ . &e.g ;:"riJi:!:":u. ,,$t:i:t";',:Mr 3:l:itri"r; j',i;; :."3i[i'!i;t; ,Ul"il:*iiirl+
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