Tom-Tailor-CFO Axel Rebien: „Private Placement teurer als Banken“

Persönlich & Personal
15.06.15
Tom Tailor baut Finanzierung um
Tom-Tailor-CFO Axel Rebien: „Private Placement teurer als
Banken“
Von Sabine Reifenberger
Das Modeunternehmen Tom Tailor hat das günstige Bankenumfeld für eine vorzeitige Refinanzierung
genutzt und auch das Bankenkonsortium erweitert. CFO Axel Rebien über bessere Konditionen,
Wachstumsphantasien in Asien und die hilfreichen Kontakte eines Großaktionärs.
Tom Tailor:
Die Modekette Tom Tailor hat die Finanzierung neu aufgestellt. CFO Axel Rebien konnte dabei auch auf Kontakte eines
Großaktionärs zurückgreifen.
Axel Rebien, Sie hatten nach der Übernahme der Modekette Bonita im Jahr 2012 innerhalb weniger
Monate die Finanzierung neu aufstellen müssen. Wann haben Sie entschieden, Ihre Finanzierung
erneut anzupassen?
Wir sind das Thema Refinanzierung bereits Ende 2014 angegangen. Die bestehende Finanzierung hat eine
Laufzeit bis Juni 2016, aber ich bin kein Freund davon, bis zur Endfälligkeit zu warten. Außerdem sind die
Konditionen für Fremdkapital zurzeit attraktiv. Ende 2014 haben wir mit unseren Banken gesprochen,
haben aber auch Alternativen auf der Fremdkapitalseite geprüft.
Welche waren das?
Wir haben auch den Ansatz eines Private Placements verfolgt und hatten Angebote von
Versicherungskonzernen. Deren Konditionen lagen allerdings deutlich über denen der Banken. Selbst
langfristige Finanzierungen nehmen die Banken im Moment gerne ab, die Finanzierungsbereitschaft ist
sehr gut. Wir haben eine Finanzierung mit einer Laufzeit von fünf Jahren im Gesamtvolumen von 500
Millionen Euro abgeschlossen. Dabei liegt die Verzinsung im langfristigen Bereich derzeit bei Euribor
zuzüglich 200 Basispunkten. Insgesamt ist die Finanzierung auf Basis eines Margin Ratchet um etwa 50
bis 100 Basispunkte günstiger als die vorherige. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass sich unsere
Kennzahlen seit der Bonita-Übernahme wieder verbessert haben.
Tom Tailor:
CFO Axel Rebien will den Verschuldungsgrad von Tom Tailor weiter senken.
Sie hatten damals das Ziel ausgegeben, den Verschuldungsgrad wieder zu senken. Im Verhältnis
Nettoverschuldung zu Ebitda ist ein Faktor unter 2,0 das Ziel. Wie weit ist es bis dahin noch?
Zum Ende des Geschäftsjahres 2014 lag das Verhältnis der Nettoverschuldung zu unserem um
Einmaleffekte bereinigten Ebitda bei 2,3. Das ist bereits eine deutliche Verbesserung gegenüber dem
Vorjahr, als der Faktor bei 2,8 lag. Für Ende 2015 streben wir ein Verhältnis von 2,0 an. In den Jahren
danach soll der Verschuldungsfaktor dann noch weiter sinken.
Tom-Tailor-CFO Axel Rebien: Schuldschein-Tranche günstiger abgelöst
Sie haben mit der jetzt abgeschlossenen Refinanzierung auch einen Teil des im Juni 2013 begebenen
Schuldscheins abgelöst.
Richtig, im Gesamtvolumen des Schuldscheins von 80 Millionen Euro war eine variable Tranche über 45
Millionen Euro enthalten, die Ende Mai 2015 ausgelaufen ist. Die Verzinsung des Schuldscheins war mit
knapp 4 Prozent noch vergleichsweise teuer. Über die Bankenfinanzierung konnten wir dies günstiger
ablösen.
Wie ist der Zeitplan für die übrigen 35 Millionen Euro aus dem Schuldschein?
Wir haben noch eine fixe Tranche über 17 Millionen Euro ausstehen, die bis Ende 2016 läuft. Die
restlichen 18 Millionen Euro stehen Ende Mai 2018 zur Rückführung an. Diese fixen Tranchen werden wir
bis dahin durchlaufen lassen. Da wir nun eine Finanzierungsvereinbarung über fünf Jahre abgeschlossen
haben, besteht auf der Finanzierungsseite nun für eine Weile kein Handlungsbedarf mehr.
Sie haben das Bankenkonsortium, mit dem Sie die Finanzierung umgesetzt haben, um internationale
Banken erweitert. Unter anderem ist auch die Agricultural Bank of China an Bord. Ziel ist es, den
operativen Finanzierungsbedarf in Asien abzudecken.
Der chinesische Markt bietet überdurchschnittliches Wachstumspotential. Wir verstehen uns aber als
deutscher Mittelständler, deshalb gehen wir das Geschäft in Asien sehr vorsichtig an. Auch operativ gibt es
Herausforderungen, die wir adressieren müssen. Wir haben beispielsweise in den vergangenen Monaten
unser überwiegendes Akkreditivgeschäft an unsere Gesellschaft in Hongkong ausgelagert. Von dort aus
lassen sich Akkreditive direkt an Lieferanten begeben, aus Hamburg wäre dies nicht möglich. Das
erleichtert die operative Abwicklung.
Tom Tailor internationalisiert das Bankenkonsortium
Wie setzt sich Ihr neues Bankenkonsortium insgesamt zusammen?
Wir haben mit einer Ausnahme alle Banken aus dem alten Finanzierungskreis wieder an Bord geholt.
Insgesamt haben wir nun im erweiterten Konsortium 15 Institutionen, zuvor waren es zwölf. In der
Vergangenheit konnten wir Finanzierungen von bis zu 25 Millionen Euro nach Asien geben, in der neuen
Struktur könnten wir in Asien einen Finanzierungsbedarf von bis zu 100 Millionen Euro abdecken.
Tom Tailor hat auch auf Gesellschafterebene enge Kontakte nach China, die
Beteiligungsgesellschaft Fosun ist im vergangenen August mit rund 23 Prozent eingestiegen.
Diese Konstellation war hilfreich. Fosun hat uns manche Tür geöffnet, beispielsweise zu chinesischen
Banken. So konnten wir mit allen wichtigen Großbanken des Landes sprechen.
Es sieht so aus, als ob lokale chinesische Banken auch von Deutschland aus immer stärker um
Firmenkunden werben. Gibt es Punkte, in denen chinesische Banken im Vorteil gegenüber
Wettbewerbern sind?
Auch internationale Großbanken bieten zum Teil ein sehr gutes Angebot in China, aber lokale Banken sind
mit den regulatorischen Anforderungen sehr gut vertraut, das kann ein Vorteil sein. Allerdings haben
chinesische Banken nicht unbedingt die schnellsten Entscheidungswege. Oft müssen Themen erst mit
Peking abgeklärt werden, da braucht man als CFO schon etwas Geduld.
sabine.reifenberger[at]finance-magazin.de
Seit Oktober 2005 ist Axel Rebien CFO bei Tom Tailor und begleitete neben mehreren
Refinanzierungsrunden auch die Übernahme der Modekette Bonita. Mehr über die Karriere des TomTailor-CFOs finden Sie im Steckbrief zu Axel Rebien in unserem Community-Portal FINANCE-Köpfe.
Weitere Interviews mit interessanten Finanzchefs finden sie auf unserer Themenseite CFO-Interviews.