Paulus Blätter - Paulus

OKTOBER 2015
NR. 8 | 64. JAHRGANG
TELEFON 80 98 32–0
TELEFAX 80 98 32 55
[email protected]
Konzert am Reformationstag
Bassano Ensemble
in Paulus — SEITE 9
EVANGELISCHE
PAULUS-KIRCHENGEMEINDE
BERLIN-ZEHLENDORF
TELTOWER DAMM 4–8
14169 BERLIN
Paulus
Blätter
Paulus-Essay
Das Fremde – Spiegel
meiner Selbst — SEITE 7
2017: 500 Jahre Reformation
Der Reformator vom
Fließband
Seite 16
Luther-Denkmal
in Eisenach von 1895.
LINKS: Martin Luther
2015 – als
Playmobil-Figur.
RECHTS:
A U S S E R D E M I M H E F T:
Das aktuelle Thema
Diskussion um Finanzsatzung
FOTOS: LOTHAR BECKMANN
Zehlendorf Mitte
Zweiter Zugang zur S-Bahn
2
12
PAULUS BLÄTTER
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser!
Die Kirche und das liebe Geld – dieses
Thema regt stets viele Gemüter auf. „Beim
Geld hört die Mitgliedschaft auf“, titelten wir
in der Februar-Ausgabe der Paulus Blätter.
Damals berichteten wir über die große Zahl
von evangelischen Christen, die die Kirche
verlassen, weil sie erfuhren, dass die Banken
Kirchensteuer auf ihre Kapitalerträge einbehalten. Eigentlich ein alter Hut, aber immer
noch nicht bekannt bei vielen Kirchensteuerzahlern.
Heute nun im aktuellen Thema auf dieser
Doppelseite eine andere Facette des leidigen
Geldthemas. Kirchengemeinden, wie die Paulusgemeinde, sollen künftig einen Teil ihrer
Einnahmen an die nächst höhere Ebene, also
den Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf, abführen. Und der Kirchenkreis verteilt die Gelder
dann dorthin, wo sich finanzielle Lücken auftun. Einen derartigen Umverteilungsmechanismus soll die Kreissynode auf ihrer Herbsttagung im November beschließen. Der Autor
des Beitrags, der amtierende Vorsitzende
des Gemeindekirchenrats von „Paulus“, sieht
durch diesen Griff von oben in die Gemeindekasse die oft hoch gelobte Eigenverantwortung der Gemeinden gefährdet.
Der Essay in dieser Ausgabe (Seite 7) von
Pfarrer Holger Schmidtke beschäftigt sich mit
der derzeit akuten und aktuellen Herausforderung unserer Gesellschaft: den Geflüchteten in unserem Land und in unserer Nachbarschaft. Pfarrerin Dr. Donata Dörfel stellt
auf Seite 11 Möglichkeiten vor, wie Sie als
Leserinnen und Leser der Paulus Blätter ganz
unmittelbar helfen können. Ein Hinweis vorab: Die Hilfe für Flüchtlinge ist Schwerpunktthema der November-Nummer der Paulus
Blätter.
Die Redaktion
ANZEIGEN
2
Das aktuelle Thema
OKTOBER 2015
Geplante Finanzsatzung des Kirchenkreises –
Polemik für eine Kirche von unten
Symptom einer schleichenden Entmachtung?
Von Henry Bren d‘ Amour
A
uf der kommenden Herbstsynode des Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf am
20./21. November wird voraussichtlich eine neue Finanzsatzung
verabschiedet werden. Ziel soll eine
gerechtere Verteilung der Einnahmen
der Gemeinden im Kirchenkreis sein:
Die ärmeren Gemeinden sollen via Kirchenkreis in den Genuss eines gewissen
Anteils an den Einnahmen der reicheren kommen. Dagegen kann man doch
nichts haben. Oder doch?
Ein Blick über den Kirchturm:
Flüchtlingsunterbringung für Hunderttausende. Welch ein Chaos herrscht
hierzu in deutschen Kommunen!
Immer neue Verpflichtungen müssen
Städte und Landkreise schultern. Bund
und Länder drücken ihnen organisatorische und finanzielle Lasten auf, ob
bei den Kindertagesstätten oder jetzt
bei den Flüchtlingen – es interessiert
„die da oben“ (noch) relativ wenig. Der
Verteilungskampf tobt zwischen Bund
und Ländern und zwischen den einzelnen Ländern. Immer größer werdende Bürokratien streiten unter fragwürdigen Aspekten, die sich in aller Regel
mit Gerechtigkeit bemänteln, über die
Umverteilung der Steuereinnahmen.
Eine Neuordnung des Länderfinanzausgleichs steht an, von der das Wahlvolk
wenig versteht.
Was aber, werden Sie fragen, hat das
mit der Paulusgemeinde und mit einer
neuen Finanzsatzung zu tun? Vordergründig wenig. Doch wer die komplexen Strukturen und Zusammenhänge versucht zu durchdringen, die nicht
nur unsere Kirche verkörpert, kann
skeptisch werden, wenn es um Reformen und Neuordnungen geht. Ich bin
es. Dies will ich als langjähriger Landsknecht unterschiedlicher Landesregierungen, also als „Berufsföderalist“, kurz
begründen.
Von unten nach oben
Nehmen sie einmal an, Kirchengemeinden seien mit Kommunen, Kirchenkreise mit Landesregierungen und die
Landeskirche mit der Bundesregierung
vergleichbar. Vor einem solchen Hintergrund erschließt sich für die Evangelische Kirche eine Analogie hin zu einer
Amtskirche, indem sich das praktische
Machtgefüge langsam von unten nach
oben verschiebt: Unten an der Basis
sitzt der Gemeindepfarrer mit seiner
60-Stundenwoche, wenigen Hauptamtlichen und vielen ehrenamtlichen
3
Namenlosen, oben die Kirchenleitung
mit ihren Konsistorialen in einem
überwiegend professionellen 40-Stundenwochen-Umfeld und prominenten
Ehrenamtlichen. Oben wird (politisch)
theologisch vorgedacht und unten wird
pastorale Arbeit geleistet.
Demokratisch wird das durch halbjährliche Synoden auf Kirchenkreisund Landeskirchenebene und durch
Gemeindekirchenratswahlen mit Wahlbeteiligungen von geschätzten 5 Prozent abgesegnet. Die Herbstsynode
des Kirchenkreises kann also beschließen, dass die Gemeinden wie die Paulusgemeinde – soweit ich das verstanden habe – ab 2017 ihre Einnahmen zu
50 Prozent an den Kirchenkreis abgeben. Das ist in unserem Fall bedeutend
mehr als bislang, stärkt die finanzielle
Verfügungsmasse des Kirchenkreises,
schwächt aber die der Gemeinden. Diese können dann versuchen, einen Teil
ihrer Mindereinnahmen über Antragsverfahren zurückzuerlangen, wenn sie
die Arbeitskapazitäten hierfür haben.
Die Gesetzmäßigkeit hinter der Neuordnung lautet: Wer über Geld verfügt,
verfügt über Macht. Insoweit würde die
neue Finanzsatzung auch Strukturen
verändern, vielleicht dahingehend, dass
die Kirchenkreise in der Landeskirche
untereinander einen Finanzausgleich
verabreden – sollen/müssen, um den
ärmeren unter ihnen zu helfen.
Kultur der Eigenverantwortung
Muss das so sein?
Wieso kann nicht
jede Kirchengemeinde selbst über
ihre Einnahmen verfügen? Dann wäre es
Aufgabe der Kirchenleitung, ihre
vermögenden Gemeinden, beziehungsweise Kirchenkreise, davon
zu überzeugen, ihren schwächeren
Nachbarn zu helfen. Das ist mühsam. Aber besser als ein Verfahren,
das irgendwie vorgibt, eine gerechtere Verteilung von Geld zu gewährleisten und dabei noch mehr Bürokratie
schafft.
FOTO: © JORMA BORK / PIXELIO.DE
Eine Kultur der Eigenverantwortung,
die bei der Willkommenskultur von
den Gemeinden erwartet wird, sieht
anders aus. Das gilt nicht nur für die
Finanzen. Kirchenführung durch Diskurs und Überzeugungsarbeit, gestärkt
durch gemeindliche Meldepflichten von
einer gewissen Projektgröße an und
dies mit einem differenzierten Vetorecht der Kirchenoberen verbunden –
dies ist die Alternative zu einem Mehr
an amtskirchlichem, zentralistischem
Selbstverständnis. Auch darüber könnten ein Kirchenkreis und eine Kreissynode beraten, um sich dann anschließend mit einer neuen Finanzsatzung zu
beschäftigen.
Das setzt allerdings voraus, dass auch
wir als Kirchengemeinde uns dazu eine
Meinung bilden. Statt uns durch Untätigkeit indirekt selber zu entmündigen,
sollten wir uns auch bei
solchen Themen mehr
inhaltlich fordern
und „oben“ einbringen. Es wäre
schön, wenn wir
die Kraft hierzu
fänden, um diesen Weg zu gehen.
Sonst sind wir eines
Tages wirklich nur noch
„Schäfchen“.
Aktion „Warmes Essen“
Hilfe und Gespräche
bei Tisch
Die Aktion „Warmes Essen“ hat wieder
begonnen. Bis Ende März geben Ehrenamtliche warmes Essen an Bedürftige und Wohnungslose im Kirchsaal
der Pauluskirche aus, jeweils montags,
mittwochs und freitags von 12 bis 13.30
Uhr. Kleinere und größere Spendenbeträge ermöglichen die Finanzierung der
notwendigen sechs Wintermonate.
Seit über zehn Jahren koordiniert
das Diakonische Werk Steglitz und Teltow-Zehlendorf die Aktion und bietet
zusätzlich am Ort soziale Beratung für
die Besucherinnen und Besucher an.
Außerdem gibt es dort wieder an jedem
Mittwoch eine Kleiderkammer, aus der
zu den Essensausgabezeiten gut erhaltene Winterbekleidung kostenlos abgegeben wird.
Wer das Projekt unterstützen will,
kann dies mit einer Geldspende auf
das Konto Kirchenkreisverband Berlin Süd-West, IBAN: DE59 5206 0410
3403 9663 99, BIC: GENODEF1EK1,
Verwendungszweck: Warmes Essen,
Paulus-Gemeinde Zehlendorf tun. Kaffee- und Kuchenspenden sind immer
willkommen und können ebenso wie
Bekleidung zu den Öffnungszeiten in
der Kirche abgegeben werden.
Der Gemeindekirchenrat (GKR) hat
beschlossen, die zur Zeit leer stehende Pfarrwohnung in der Kirchstraße 4
zunächst bis Ende des Jahres der rumorthodoxen Gemeinde zur Unterbringung von syrischen Flüchtlingen zu überlassen. Die Wohnung wird mietfrei bereit
gestellt. Die Flüchtlinge sind Mitte September eingezogen.
Das neu errichtete Flüchtlingsheim
am Hohentwielsteig an der Potsdamer
Chaussee ist Ende August bezogen worden. Der GKR sondiert derzeit räumliche
Möglichkeiten im Gemeindehaus, um
für Flüchtlinge zum Beispiel Sprachkurse
oder praktische Hilfe zum Ausfüllen von
Anträgen anbieten zu können.
Pfarrer Andreas Schiel ist am 30.
August in einem feierlichen Gottesdienst
in seine neue Pfarrstelle in der Kirchengemeinde in der Gropiusstadt im Kirchenkreis Neukölln eingeführt worden.
Zahlreiche „Paulaner“ begleiteten ihren
ehemaligen Pfarrer auf diesem Weg.
An der September-Sitzung des GKR
nahm erstmals Pfarrerin Dr. Donata Dörfel teil. Sie ist mit der Vakanzvertretung
beauftragt worden. Die vakante Pfarrstelle in der Paulusgemeinde soll demnächst
im Kirchlichen Amtsblatt ausgeschrieben
werden.
Lothar Beckmann
Aus der
Paulusgemeinde
OKTOBER 2015
Gemeindekirchgeld
Jede Spende erwünscht
Das Gemeindekirchgeld erbittet die Paulusgemeinde von
allen Mitgliedern der Gemeinde, die keine Kirchensteuer zahlen und denen eine Spende finanziell möglich sein könnte. Da
der Gemeinde nicht bekannt ist, wer Kirchensteuerzahler ist
und wer nicht, sendet der Gemeindekirchenrat einmal jährlich einen Brief an alle Gemeindeglieder ab dem 60. Lebensjahr.
Dies ist kürzlich wieder geschehen.
Grundsätzlich ist jede Spende erwünscht, in welcher Höhe
auch immer. Das Gemeindekirchgeld kann in einer Summe
oder in mehreren Teilbeträgen gezahlt werden. Mit den Spendengeldern finanziert die Paulusgemeinde wichtige Aufgaben,
für die es sonst keine Einnahmen gibt – weder aus der Kirchensteuer noch aus den in den Gottesdiensten gesammelten Kollekten.
Im letzten Jahr kamen durch das Gemeindekirchgeld rund
15 700 Euro zusammen. In diesem Jahr bislang 11 144 Euro
(Stand: 11. August). Das ist sehr erfreulich. Damit unterstützt
wird die Jugendarbeit der Gemeinde – die wichtige Mitarbeit von
Rebecca Stry als hauptamtliche Mitarbeiterin mit rund 10 000
Euro. In der September-Ausgabe der Paulus Blätter berichtete
Frau Stry über die Pilgerfahrt der Paulus-Jugendlichen in diesem Sommer. Auch die kirchenmusikalische Ausgestaltung von
Gottesdiensten, zum Beispiel durch Solisten, kann nur durchs
Gemeindekirchgeld finanziert werden.
Falls Sie keinen Gemeindekirchgeldbrief erhalten haben,
aber trotzdem die Gemeinde mit einer Spende unterstützen
möchten, hier das Konto: Evangelische Paulus-Kirchengemeinde Zehlendorf, IBAN DE69 3506 0190 1567 1420 15, Stichwort „Spende-Gemeindekirchgeld“. Das Gemeindekirchgeld ist
steuerlich absetzbar.
Lothar Beckmann
FOTO: © LOTHAR BECKMANN
Kurz und knapp
aus Gemeinde und
Gemeindekirchenrat
4
5
Herzlichen
Glückwunsch
Geburtstage im Oktober
90 Jahre plus
85 Jahre
1
80 Jahre
Die Bank ist leer. Blumen und
Kerzen schmücken die Friedhofsmauer und
den Platz, auf dem Peter, ein wohnungsloser
Zehlendorfer, täglich saß. Am 1. August ist er
an seinem Stammplatz verstorben. Für viele gehörte Peter Viol zum historischen Winkel zwischen Friedenseiche, Alter Dorfkirche
und Heimatmuseum. Seine Zeichen waren die
Deutschlandfahne und sein Fahrrad, auf dem er
am Ende gar nicht mehr fahren konnte. Mitglieder unserer Gemeinde haben ihn regelmäßig
mit Bekleidung versorgt. Der Gemeindeförderverein Paulus und die Aktion „Warmes Essen“ in
der Pauluskirche sorgten am 21. September für
seine Bestattung auf dem Städtischen Friedhof
Zehlendorf, Onkel-Tom-Straße. Dort sind auch
seine Eltern begraben.
75 Jahre
Sie wollen nicht
genannt werden?
Bitte melden Sie sich
mindestens zwei Monate
vorher in der Küsterei.
Tel. 80 98 32–0.
Fax 80 98 32 55.
E-Mail: kontakt@
paulusgemeindezehlendorf.de
Ihre Paulusgemeinde im
Internet:
www.
paulus
gemeindezehlendorf.de
Raum in der Herberge
Möchten Sie Gäste unterbringen, kann ich
Ihnen in Zehlendorf nahe
Berlepschstraße bis zu zwei Räume (drei
Betten) mit Frühstück anbieten. Gern
können wir alles weitere telefonisch
besprechen. Telefon: 801 23 57
Der Eine-Welt-Laden im Vorraum der
Pauluskirche ist jeden Mittwoch
von 16–18 Uhr und jeden Samstag
von 11–13 Uhr geöffnet
und vor und nach den Sonntagsgottesdiensten.
6
M O N AT S S P R U C H
Haben wir Gutes empfangen von
Gott, sollten wir das Böse nicht
auch annehmen?
HIOB KAPITEL 2, VERS 10
„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche willst du zuerst
hören?“ Wenn ich das gefragt werde,
entscheide ich mich immer, erst die
schlechte Nachricht zu hören. Bloß
schnell das Negative hinter sich bringen
– das Positive kommt dann noch.
Als vor 25 Jahren Deutschland wiedervereint wurde, geschah dies nach
Jahren der Trennung. Aber auch hier:
zuerst das Böse – die jahrzehntelange
Teilung, Unrecht und Diktatur in der
DDR, dann die Wende zum Guten.
Im Monatsspruch wird angemahnt,
das Böse so anzunehmen, wie auch das
Gute von Gott empfangen wurde. Das
Böse annehmen. Ist es ein Päckchen,
dass der DHL-Bote liefert und dessen
Annahme ich verweigern kann? Ist
Gott der „Absender“ des Bösen, wie er
auch das Gute verursacht?
Hiob hätte wohl kein Problem damit,
Gott als Ursache für das Gute wie das
Böse anzusehen. Ich hingegen will mir
Gott vorstellen als einen, der das Böse
zwar zulässt, es aber nicht bewirkt.
Gott nicht als Urheber des Bösen zu
sehen wird landläufig so erklärt: Entweder stecken Naturgesetze hinter dem
Bösen (Katastrophen, Krankheiten, Tod)
oder der Mensch selbst (Gewalt, Ausbeutung, Unrecht). Gott hat die Naturgesetze gemacht und will, dass sie gültig
bleiben. Dem Menschen hat er den freien Willen gegeben und ihm in seinen
Geboten gesagt, wie er sich gutes Leben
vorstellt. Es sind nur Angebote: Gott
lässt es zu, dass der Mensch sich anders
entscheidet, selbst zu seinem Schaden.
Norbert Schaar
PAULUS BLÄTTER
7
Paulus-Essay
Begegnung mit Flüchtlingen
Das Fremde –
ein Spiegel
meiner Selbst
Von Holger Schmidtke
F
remdsein ist in der Bibel ein Thema, das immer
wieder auftritt. Abraham und Sarah zogen in die
Fremde, die Stämme Israels wurden zu einem
Volk in der Fremde in Ägypten, im babylonischen Exil wurde sich das Volk Israel bewusst, welche
Erfahrungen des Glaubens es durch die schwere Zeit
getragen hat. Jesus verließ sein Zuhause, und die Jünger folgten ihm, Paulus ging in die Fremde und erzählte
vom Evangelium, von dem Gott des Lebens, der über die
Grenze des Todes die Hoffnung bewahrt. Die
Menschen der Bibel haben sich immer
wieder freiwillig oder unfreiwillig dem
Unbekannten ausgesetzt und dabei
prägende Erfahrungen gemacht.
In der Fremde wurden sie sich
ihrer eigenen Identität bewusst,
gestalteten ihren Glauben und
verfestigten ihn.
Heute begegnet uns das Fremde
in den Menschen, die zu uns nach
Deutschland kommen. Männer, Frauen, Kinder fliehen vor Krieg und Not in ihren Ländern
und erhoffen sich einen neuen Anfang, ein Leben in Frieden und in Würde in Deutschland. Nicht wir sind fremd,
sondern andere kommen zu uns. Wir haben das Privileg,
an einem sicheren und reichen Ort auf dieser Welt zu
leben und dürfen dies mit anderen teilen.
Immer wieder höre ich Stimmen, die von tiefer Sorge
getragen sind über das Ausmaß dieser Flüchtlingswelle
und über die Herausforderung der zu bewältigenden Aufgaben, die vor uns liegen. Und nicht selten höre ich eine
tiefe Angst mitschwingen bei diesen Sorgen. Angst, die
manchmal sogar zu Worten greift, die ausgrenzen, verletzen und entwürdigen.
Der Glaube wächst in der Begegnung
In der Vergangenheit ist der Glaube des Volkes Israel, der
Glaube der Christen in der Begegnung mit dem Fremden
und Unbekannten gewachsen. Und so frage ich mich:
An welchen Stellen kann unser Glaube heute wachsen in
OKTOBER 2015
der Begegnung mit dem Fremden? Welche Möglichkeiten
können wir erfahren im 21. Jahrhundert?
Die Menschen, die zu uns kommen, kennen wir
nicht, sie sind uns fremd. Die wenigen Informationen,
die wir haben, sagen kaum etwas über die Geschichte
des einzelnen Menschen, über sein Leben, seinen Werdegang, seine Hoffnungen und Wünsche aus. Nehmen
wir diesen Sachverhalt einmal ernst und begreifen wir,
dass alle weiteren Ideen über diese Menschen erst einmal Fantasien in unserer Vorstellung sind. Wir haben sie
erzeugt aus unseren Erfahrungen und aus dem, was wir
wissen und kombinieren. Das ist oft ein bunter Cocktail
aus Zutreffendem und Erfindung.
Ein Weg zum Heilwerden der Seele
Ein fremder Mensch, den wir nicht kennen, hält uns
damit einen Spiegel vor. Alles, was wir über ihn denken,
ist allein unser Produkt. Und wenn dieses Spiegelbild bei
uns viele Ängste wachruft, dann sind dies unsere eigenen Ängste, die wir in uns tragen. Sie haben etwas mit
uns, unserem Wesen und unserer Geschichte zu tun. Die
moderne Gesellschaft kennt Wege im Umgang mit solchen Ängsten.
Aber auch unser Glaube gibt uns in Gebet
und Seelsorge Möglichkeiten der Annäherung und des Wandelns. Hier dürfen wir
wachsen und verstehen, dass unser
Glaube ein Weg zum Heilwerden der
Seele ist. Der Weg zum Kreuz Christi ist auch eine Bewusstmachung
der eigenen Angst, die sich im Fremden erkennt. Getragen vom Vertrauen
auf Gott, verbunden mit den Möglichkeiten der Psychologie, zeigt sich hier ein
kraftvoller Weg zum Heilwerden der menschlichen Seele.
Es wäre gut, wenn wir die zu uns kommenden Menschen nicht nur als Arbeitskräfte, Wohnungsnutzer und
Esser betrachteten. Sie sind vor allem Menschen, denen
wir in die Augen schauen können. Lernen wir nicht nur,
unsere Angst darin zu erkennen, sondern auch die Ebenbildlichkeit Gottes, die sich tief in ihnen spiegelt. Vielleicht können wir erahnen, wie Gott uns Menschen
eigentlich gemeint hat.
Die Begegnung mit dem Fremden kann eine Annäherung an dieses Geheimnis befördern und unseren Glauben zum Wachsen bringen. Nehmen wir kommende
Begegnungen mit dem Fremden als Chancen zur Wandlung der eigenen Angst, als Bereicherung und als Entdeckungsreise zum Menschsein für uns und andere.
Der Autor ist Pfarrer und arbeitet im Fachbereich
Religion der John F. Kennedy Schule Berlin.
PAULUS BLÄTTER
8
Die PaulusKulturseiten
Ausstellung im Heimatmuseum Zehlendorf
1945: Wie das
Kulturleben erwachte
Von Lothar Beckmann
D
er Krieg war zu Ende. Und die Kulturszene begann sich zu
regen. Bereits in seinem Befehl Nr. 1 vom 26. April 1945 ordnete der russische Stadtkommandant von Berlin, Generaloberst Bersarin, an, dass der Betrieb von Vergnügungsstätten
(Kino, Theater, Zirkus oder Stadion) bis 21 Uhr erlaubt sei.
Nach dem Einzug der Westalliierten in Berlin erließen sie für den amerikanischen und britischen Sektor Regelungen zur Kontrolle von Druckschriften, Rundfunk, Film, Theater und Musik. Das eigens für den amerikanischen Sektor eingerichtete „Information
Control Detachment“ nahm am 6. Juli 1945
in der Milinowskistraße 18-22, hier in Zehlendorf, seine Arbeit auf. Dort gab es für jede
Kultursparte einen Zensor.
Und wie entwickelte sich die kulturelle
Landschaft in Zehlendorf in dieser Zeit? Die
aktuelle Ausstellung „Vorhang auf! Bühne
frei!“ im Heimatmuseum Zehlendorf, neben
der Alten Dorfkirche, versucht Antworten auf
diese interessante Frage zu finden. Die Ausstellung wird bis zum 29. Januar 2016 zu
sehen sein.
Den nur leicht beschädigten Saal des Restaurants „Lindenpark“ in der Berliner Straße
8 baute Erwin Kuschewitz, ehemaliger Varietémanager, mit Genehmigung der russischen
Bezirkskommandantur zum „Künstlerhaus
Dem Zehlendorfer Kulturleben
Zehlendorf“ aus. Ab September 1945 fanden
nach 1945 widmet sich auch
dort erste Theateraufführungen statt.
die aktuelle Ausgabe des
Regelmäßige Filmaufführungen gab es in
„Zehlendorfer Heimatbriefes“
Zehlendorf in den Bahnhofs-Lichtspielen
(BALI), im Dahlemer Capitol, im Lumina
in Schlachtensee und in der Aula der Zinnowwaldschule. Das Kino Zeli (Zehlendorfer-Lichtspiele) in der Potsdamer Straße nahe der Kaiserstraße (heute: Martin-Buber-Straße) gastierte
zunächst im Saal des Rathauses Zehlendorf und nannte sich vorübergehend „Rathaus-Lichtspiele“.
Eng verbunden mit Zehlendorf ist auch der Neuanfang des Berliner
Philharmonischen Orchesters. Das Orchester probte 1945/46 in der JesusChristus-Kirche in Dahlem und im Großen Saal des Gemeindehauses am
Teltower Damm. Denn die alte Philharmonie in der Kreuzberger Bernburger Straße war im Krieg völlig zerstört worden. Zu einem ersten Konzert
traten die Philharmoniker am 20. Juni 1945 im Park des Hauses am Waldsee in der Argentinischen Allee auf. Diese Open-Air-Spielstätte wurde im
Sommer 1945 häufig genutzt. Als Ausweichort bei schlechtem Wetter wurde auf dem Veranstaltungsplan des „Amts für Volksbildung Zehlendorf“
sehr häufig das Gemeindehaus der Paulusgemeinde genannt.
Sonnabend,
10. Oktober
12 Uhr, Pauluskirche
ORGEL.PUNKT.ZWÖLF XXIII
Cornelius Häußermann – Orgel
Anna Steinkogler – Harfe
Sonnabend,
10. Oktober
19.30 Uhr, Pauluskirche
OKTOBERKONZERT
G. Lekeu: Adagio für Streichorchester / E. Elgar: Serenade für
Streichorchester / B. Britten:
Hymn to St. Columba / L. Janáček:
Otcenas – Vater Unser
Vernon Kirk – Tenor;
Anna Steinkogler – Harfe
Kammerorchester Berliner Cappella
Leitung: Igor Budinstein
Zehlendorfer Pauluskantorei
Leitung: Cornelius Häußermann
Sonnabend,
31. Oktober
12 Uhr, Pauluskirche
ORGEL.PUNKT.ZWÖLF XXIV
Josefine Horn – Orgel
Sonnabend,
31. Oktober,
19.30 Uhr, Pauluskirche
„EIN FESTE BURG
IST UNSER GOTT“
Musik in den ersten
Jahrzehnten der Reformation
Werke von L. Senfl, C. Othmayr,
J. Walter, O. di Lasso, M. Agricola
und B. Resinarius
Bassano Ensemble Berlin &
Christian Mücke – Tenor,
François Petitlaurent – Zink;
Birgit Bahr – Altpommer;
Clemens Erdmann – Posaune;
Adrian Rovatkay – Dulzian,
Cornelius Häußermann – Orgel
Texte zur Reformation:
Pfarrerin Dr. Donata Dörfel
9
Oktober-Musik
Streichorchester
und Chor mit Orgel
wurden. In starken Kontrasten führen
abwechselnde Besetzungen von Tenor,
Harfe, Orgel und Chor durch den Text.
Konzert am Reformationstag
Von Cornelius Häußermann
D
ie Pauluskantorei und das
Kammerorchester der Berliner Cappella laden ein
zu einem gemeinsamen
Konzert mit Musik des ausgehenden 19.
Jahrhunderts und des frühen 20. Jahrhunderts. Mit den Konzerten des belgischen Komponisten Guillaume Lekeu
und Edward Elgar kommt Musik nur für
Streichorchester zur Aufführung. Die
Kombination „Chor und Orgel“ ist mit
Werken von Benjamin Britten und Leoš
Janáček im Programm vertreten.
Britten greift in „A Hymn of St
Columba“ aus dem Jahr 1962 auf alte
Dichtung aus dem 6. Jahrhundert
zurück. Der Hörer merkt dem Werk die
zeitliche Nähe zum „War Requiem“ und
dessen eindringlichem „Dies irae“ an.
Eine gleichsam bohrende Motorik in der
Orgelbegleitung sorgt für eine Anspannung, die die Komposition bis zum letzten Takt durchzieht.
Leoš Janáček beendete sein „Vater
Unser“ 1901 in einer ursprünglichen
Version. Er komponierte das Werk,
um Geldmittel für ein Frauenhaus in
Brünn aufzutreiben. Dieses Asyl war
im Jahr 1900 eröffnet worden und
Janáčeks Frau und Tochter
waren dessen großzügige Förderer. Eine überarbeitete Version des Werkes mit einer Begleitung
von Harfe und Orgel statt
Klavier und Harmonium
wurde im Juli 1906 fertig gestellt. In dieser
Version kommt das
Stück nun auch in
der Pauluskirche zur
Aufführung. Janáčeks
Komposition wurde durch
eine Reihe von Gemälden des Künstlers Józef Me˛cina-Krzesz mit dem polnischen Titel „Ojcze nasz” inspiriert,
die bei der Uraufführung von „lebenden
Bildern“, durch Schauspieler dargestellt
Martin Luthers Botschaft ist nach beinahe 500 Jahren immer noch frisch und
aktuell. Die Musik aber, die er gekannt
und gehört hat, ist heute beinahe in
Vergessenheit geraten. Die seinerzeit
gängige Kirchenmusik ist heute so
nicht mehr aktuell – nur die
Choräle sind uns als harmonisierte Kantionalsätze mit Orgelbegleitung bekannt, aber wer
singt sie noch einstimmig als gregorianischen
Choral?
Das
Bassano
Ensemble
Berlin
möchte mit dem
Programm
am
Refor mationstag
versuchen, diese zu
Unrecht vergessene Renaissance Musik
in möglichst vielen Facetten wieder zu
beleben. Alle Stücke stammen aus den
ersten dreißig Jahren der Reformationszeit.
BILDER: OBEN: DAS LUTHER-LIED „EIN‘ FESTE BURG IST UNSER GOTT“ BILDLICH DARGESTELLT VON ALFRED RETHEL / WIKIMEDIA COMMONS
UNTEN: MARTIN LUTHER, AUS COLLIER‘S NEW ENCYCLOPEDIA, 1921 / WIKIMEDIA COMMONS
PAULUS BLÄTTER
Wählen
Wer erhält den
Ehrenamtsengel
2015?
Im Oktober können die Gemeindeglieder im Kirchenkreis wieder
abstimmen. Viele interessante Projekte von ehrenamtlich engagierten
Menschen in den Kirchengemeinden wurden für den „Ehrenamtsengel 2015“ vorgeschlagen. Den Preis
für freiwilliges Engagement in Kirche
und Gemeinden vergibt der Evangelische Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf
in diesem Jahr zum zweiten Mal. Mit
dem Ehrenamtsengel sind Geldpreise
in Höhe von 500, 300 und 200 Euro
verbunden.
Welches Projekt eine Auszeichnung erhält, entscheiden keine
ausgewählten Jurymitglieder, sondern die Gemeindeglieder. Im Internet unter www.ehrenamtsengel.de
kann jede und jeder bis 31. Oktober
abstimmen. Dort werden die verschiedenen Projekte der Gemeinden
im Einzelnen vorgestellt.
Wer keinen Zugang zum Internet
hat, kann sich von Montag bis Freitag
zwischen 9 bis 12 Uhr an die Arbeitsgruppe Ehrenamt des Kirchenkreises
wenden: Sabine Lutz, Telefon 0171 /
7 15 41 66, nimmt die Stimmen telefonisch entgegen. Im Gemeindehaus
hängt eine Übersicht über alle vorgeschlagenen Projekte aus.
Der Preis soll die vielen Beispiele ehrenamtlicher Arbeit in den Kirchengemeinden der Öffentlichkeit
sichtbar machen. Die für den Preis
vorgeschlagenen Projekte zeigen die
große Vielfalt freiwilligen Engagements in unserer Kirche.
Frank Steger
10
Über den
Kirchturm geblickt
OKTOBER 2015
Fasten
Hören
Klavierabend für
Hospiz Wannsee
Gruppen-Seminar im
Diakonieverein
Für einen Klavierabend zugunsten des
Diakonie-Hospiz Wannsee am Sonntag, 25. Oktober, um 17 Uhr hat Andreas Göbel – Journalist, Musikkritiker
und ausgebildeter Pianist – Werke von
Johann Sebastian Bach, Ludwig van
Beethoven, Lyonel Feininger, Richard
Wagner, Franz Liszt und Franz Schubert
ausgewählt. Die Kirche am Immanuel
Krankenhaus in Wannsee, Königstraße
66, bietet den geeigneten Rahmen für
einen besonderen Hörgenuss. Eintritt
frei, Spenden werden erbeten.
Fasten hat eine gesundheitsfördernde
Wirkung. Sehr erfolgreich ist Fasten in
der Gruppe. Wer die Fähigkeit des Fastens neu entdecken und erleben möchte, hat dazu Gelegenheit im FastenSeminar „Fasten Erleben Bewegen“ des
Diakonischen Bildungszentrums, Busseallee 23/25, im Evangelischen Diakonieverein vom 24. bis 30. Oktober. Teilnahmegebühr pro Kurs 349 Euro (inkl.
Seminarkosten und Fastenverpflegung).
Anmeldungen Telefon (030) 80 99 70469.
Treffen
Auch das noch ...
Theaterprojekt auf
Erfolgskurs
Chef tot und der
Clan feiert
Das erste Treffen des Theaterprojekts
Jugend.Erinnerung mit Jugendlichen
aus Berlin, Krakau und Wolgograd, initiiert vom Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Theater Berlin, war ein Erfolg.
In Krakau ging es um das gegenseitige
Bild vom anderen und das Geschichtsverständnis der Nationen. Ein Protokoll der Begegnung steht im Internet
auf jugend-erinnerung.de. Das nächste Treffen ist im Oktober in Wolgograd
geplant.
Der römische Mafia-Clan Casamonica hat mit einer filmreifen Trauerfeier für Empörung gesorgt. Während der
Feier im römischen Stadtteil Tuscolana
waren vor der Kirche Transparente mit
dem Bild des Verstorbenen als Papst mit
der Aufschrift „Du hast Rom erobert,
nun wirst Du das Paradies erobern“
angebracht worden. Aus einem roten
Hubschrauber regnete es rote Rosenblätter, während eine Kapelle Filmmusik aus dem Mafia-Klassiker „Der Pate“
spielte.
Familie Asif (aus Libyen / Pakistan) sucht eine Wohnung
2,5 – 3 Zimmer, 65 qm, Euro 700 warm
Familie Asif ist seit acht Monaten in Berlin, die Kinder besuchten drei Monate
lang eine Willkommensklasse der „Schule am Buschgraben“; dort wollen sie
(Maria, 10 J., und Ali, 7 J.) unbedingt auch bleiben. Maria geht jetzt in eine ganz
normale 4. Klasse – so gut hat sie schon Deutsch gelernt. Die Familie kam im
Boot von Libyen über das Mittelmeer nach Sizilien, dann ging es über Mailand
und München nach Berlin.
Kontakt: Sabine Schrimpf 817 73 46, Mail: [email protected]
Claudia von Lehmann
11
Paulus hilft Geflüchteten
Mustafa aus Afghanistan erzählt
Von Donata Dörfel
S
eit September haben wir in
Zehlendorf neue Nachbarn.
Vor dem Asylbewerberheim am
Hohentwielsteig begegnete mir
Mustafa, ein junger Mann aus Afghanistan. Beim gemeinsamen Fußweg kamen
wir auf Englisch ins Gespräch. Mustafa erzählte mir von seiner Heimat, seiner Familie und seiner Arbeit als Maler,
von der Bedrohung, die er erfahren hatte bis er sich zur Flucht entschloss. Er
berichtete von seinem Weg nach Europa, den schier endlosen Fußmärschen,
den Wochen im Gefängnis in Ungarn.
In Deutschland angekommen glaubte er sich in Sicherheit. Aber dann kam
es ganz anders. Im Asylbewerberheim
in der Wupperstrasse wütete ein Brand.
Mustafa hatte Glück: Er wurde bewahrt,
denn als das Feuer ausbrach, war er
nicht im Gebäude. Doch alles, was er
besessen hatte, war nun vernichtet: sein
Rucksack mit den wenigen Habseligkeiten und vor allem alle Dokumente.
Nur den Ausweis hatte er zuvor fotografiert, trägt das Bild auf seinem Handy
bei sich. Wieder steht Mustafa vor dem
Nichts und hat doch die Hoffnung, hier
Aufnahme zu finden.
Doch das alles ist Zukunftsmusik.
Erst einmal gilt es jetzt, Gespräche mit
einem Anwalt zu führen, neue Papiere zu beantragen, die Familie zuhause zu beruhigen, vor allem aber: weiter
Deutsch zu lernen. Mustafa ist eifrig
dabei, besucht an der Volkshochschule
(VHS) den Sprachkurs, übt wo immer
er kann. Doch die drei Nachmittage pro
Woche an der VHS reichen ihm nicht.
Mustafa will lernen.
Und dazu hat er jetzt Gelegenheit
im Gemeindehaus am Teltower Damm.
Ein Team von Ehrenamtlichen bietet hier tägliche Trainingszeiten für
Deutsch-Lernende an. Für manche ist
es die erste Begegnung mit einer europäischen Sprache, für andere sogar die
erste Gelegenheit, überhaupt Schreiben und Lesen zu lernen. Wer dagegen schon Englisch kann, hat es
leichter. Die Lehrenden stellen
sich auf die unterschiedlichen
Niveaus ihrer Schüler ein. Lehrmaterial steht bereit. Eine Pädagogin koordiniert das Team und
begleitet die Treffen.
Der Deutschunterricht im
Gemeindehaus ist eine Möglichkeit sich einzubringen. Daneben
gibt es weitere: als Gesprächspartner im Begegnungs-Café, als
Begleiter bei Ämter-Gängen oder
Arztbesuchen, als Helfer beim
Sortieren von Sachspenden. Vernetzt mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), der das Asylbewerberheim in Zehlendorf leitet,
den Ehrenamtsteams am Mittelhof und der Flüchtlingsbeauftragten des Kirchenkreises sind
wir ein starkes und wachsendes
Team, offen für neue Ideen.
UNTERSTÜTZUNG
Wenn Sie Lust und Zeit haben,
sich einzubringen, melden Sie
sich bitte im Gemeindebüro,
Telefon 80 98 32 56 oder
per Mail kontakt@
paulusgemeinde-zehlendorf.de
Stichwort:
„Paulus hilft Geflüchteten“.
Wir freuen uns auf Sie!
Kleinanzeigen
Freundlicher Gärtner sucht Zweitwohnung (1–1,5 Zi., gerne Souterrain),
bitte melden unter 84 31 99 96.
Versierte Altenpflegerin bietet
Stundenweise Hausbetreuung an.
Übernehme auch Fahrten von Haus zu
Haus. Telefon: (030) 20 05 16 47
Gemeindemitglied sucht eine
4-Zimmer-Eigentumswohnung oder
Reihenhaus bis 450000 EUR in
Zehlendorf. Kontakt:
[email protected]
oder 0178 / 5 27 44 74
Suche helle, sonnige Wohnung
mit großem Balkon/Terrasse 2,5 – 3
Zimmer, kein Souterrain, im Bereich
Zehlendorf mit guter Infrastruktur
sowie Verkehrsanbindung und netter
Hausgemeinschaft! Für ältere Dame.
Anruf bitte unter 0174 / 2 94 97 87
von 18–19 Uhr.
„Jedes Symptom ist ein Begleiter auf dem Weg
zur Wurzel des Problems – zu sich selbst“
Gerne begleite ich Sie auf Ihrem Weg der inneren Bewusstseinsprozesse
Integrales Coaching
Einzel-/Gruppenarbeiten Telefonberatungen Seminare/Vorträge
Marit Steinkopf
Lohengrinstraße 10a, 14109 Berlin
Tel.: (030) 804 82 410, Mobil: 0172 / 30 16 400
[email protected]
www.marit-steinkopf.de
PAULUS BLÄTTER
12
ÜberPaulusDie
den
KulturSeiten
Kirchturm
geblickt
Zweiter Zugang zum S-Bahnhof-Zehlendorf
Kürzer, bequemer,
fußgängerfreundlich
Von Christian Küttner
V
or etwa einem Jahr fand
im Bali-Kino eine Bürgerversammlung zum Thema „Zweiter Zugang zum
S-Bahnhof Zehlendorf“ statt. Inzwischen wurde von der Senatsverwaltung
und der Deutschen Bahn (DB) ein Planungsgutachten in Auftrag gegeben. Es
soll das Wie und die Kosten für verschiedene Varianten der Brückensanierung einschließlich Zweitzugang ermitteln. Das Ergebnis soll Anfang 2016
vorliegen.
Wir wollen nicht noch einmal 30
Jahre auf die für Senat und der DB vergleichsweise kleine aber für Zehlendorfs
Bürger so wichtige Maßnahme warten.
Damit jetzt entschieden und endlich
mit dem Bau begonnen wird, ist eine
Bürgerinitiative erforderlich. Daher
rufen wir alle auf, zur Bürgerversammlung am 29. Oktober um 19.30 Uhr in
die Alte Dorfkirche zu kommen und
aktiv zu werden.
ANZEIGEN
Der Zweitzugang als Fußgängerunterführung zwischen der Machnower
Straße und dem alten Postplatz am
Ende der Martin-Buber-Straße Ecke
Anhaltiner Straße ist für die Stadtentwicklung von Zehlendorf Mitte ein erster, wichtiger Schritt. Für alle, die dort
in die S-Bahn ein- oder umsteigen, würden sich damit ganz neue Laufwege
ergeben. Auch würde der tägliche Schulweg für viele kürzer und sicherer.
Mit der neuen Fußgängerunterführung verbunden sind Fragen, die in
einer Planung des direkten Umfelds mit
Bürgerbeteiligung geklärt werden sollten: Wird aus dem Postplatz und dem
kleinen Teltower Damm, der Einbahnstraße zum Platz, eine erste Fußgängerzone? Wird es einen Spielplatz geben?
Wird auf dem DB-Brachgelände an der
Anhaltiner Straße zumindest zwischenzeitlich neuer Parkraum entstehen? Was
wird aus den alten Bahngebäuden: ein
Edelrestaurant, ein Jugendtreff oder eine
Fahrrad-Parkstation?
OKTOBER 2015
Zieht man den Kreis für das Umfeld
um den S-Bahnhof etwas größer, so
stellt sich die Frage: Wie schaffen wir es,
dass aus Zehlendorf Mitte ein fußgängerfreundliches Stadtteilzentrum wird?
Gerade in Stadtteilzentren geht es
um mehr Platz zum Einkaufen und
Verweilen. Der Teltower Damm sollte
daher zu einem echten Boulevard aufgewertet und der Auto- und Schwerlastverkehr durch Zehlendorf Mitte Schritt für
Schritt reduziert werden. Das Rathaus
sollte zu einem Bürger- und Kulturzentrum umgebaut werden. Wenn der alte
Postplatz einen mehr städtischen Charakter bekommt, könnten auf der Dorfaue zum Beispiel drei eher beschauliche
Plätze entstehen: ein Wasserspielplatz
für Kinder, ein Platz vor dem Standesamt für die Hochzeitfeiern und ein eher
geschichtlicher Platz vor dem Gemeindehaus. Es finden sich bestimmt Spender, die dafür sorgen, dass 2017 zum
Reformation-Jubiläumsjahr auf einem
schönen neuen Platz eine Kopie des
BÜRGERVERSAMMLUNG
zum zweiten S-Bahn-Zugang
am Donnerstag, 29. Oktober,
um 19.30 Uhr,
in der Alten Dorfkirche
13
Stellenangebot
FOTO: © BORIS BUCHHOLZ
Ehrenamtliche(n)
Mitarbeiter/in
für den Anzeigen­
dienst der Paulus
Blätter gesucht
Auf dem Platz vor der alten Post
könnte der zweite Zugang zum
S-Bahnhof Zehlendorf entstehen:
Bisher parken hier Autos.
alten Luther-Denkmals vor dem evangelischen Gemeindehaus eingeweiht
werden kann.
Berlin wächst immer dichter zusammen, auch in Zehlendorf. Private Investoren entwickeln ihre Ideen, verdichten
Wohnflächen und prägen die Stadtbezirke. Viele fragen sich: Wo bleiben da die
Pläne und Investitionen für die öffentlichen Wege, Plätze und Gebäude?
Nächstes Jahr sind Wahlen in Berlin.
Nutzen wir diese Chance, um alle Verantwortlichen vom Regierenden Bürgermeister, über den Bausenator bis zu den
Planern bei der DB und in der Bezirksverwaltung für Investitionen in den
öffentlichen Raum zu gewinnen.
Die Bezirksverwaltung, der Senat
und die DB erwarten von uns Bürgern,
dass wir unsere Anforderungen formulieren. Liefern wir sie ihnen. Je klarer
und deutlicher wir sagen, welche Investitionen uns wirklich wichtig sind, und
je mehr gute Ideen und Vorschläge für
deren Umsetzung gemacht werden,
umso besser wird das Ergebnis.
Der erste Schritt, noch vor den Wahlen, sollte aber sein, dass der Senat und
die DB sich für den Zweitzugang als
Fußgängerunterführung zwischen der
Machnower Straße und dem alten Postplatz entscheiden. Dies wäre ein guter
Start für ein fußgängerfreundliches
Zehlendorf Mitte.
Das private Institut mit der
persönlichen Beratung.
Machnower Str. 32 • 14165 Berlin
Tag und
Nacht
 801 22 69
Wir suchen weiterhin eine(n)
Betreuer/in für die Anzeigen­
kunden der Paulus Blätter.
Zu der ehrenamtlichen Tätigkeit
gehören der regelmäßige Besuch
der Inserenten im Zehlendorfer
Ortskern und die Erstellung der
Rechnungen an sie.
Die Aufgabe ist äußerst wichtig
für das monatliche Erscheinen
der Paulus Blätter: Mit den
regelmäßigen Einnahmen der
Anzeigenkunden werden zu einem
großen Teil Papier, Gestaltung und
Druck der Paulus Blätter finanziert.
Wenn Sie mitmachen wollen im
Team der Paulus Blätter, melden
Sie sich bitte im Gemeindebüro
Teltower Damm oder per E-Mail
über [email protected].
Wir freuen uns.
PAULUS BLÄTTER
14
Die PaulusGottesdienste,
KulturSeiten
Termine
& Kontakte
Adressen & Personen
Getauft wurden:
Getraut wurden:
Bestattet wurden:
Gemeindebüro im
Gemeindehaus
Teltower Damm 6
14169 Berlin
Tel. 80 98 32–0
Fax 80 98 32 55
[email protected]
Mo und Mi 10–13 Uhr
Do 16–19 Uhr
Küsterin: Irma Petto
Ehrenamtliche
Mitarbeiterinnen:
Ruth Anders, Anneliese
Kutzner, Gudrun Rudolph
Pfarrerin
Dr. Donata Dörfel
Tel. 80 98 32–0
oder unter
Tel. 84 78 88 84
[email protected]
Vorsitzender des
Gemeindekirchenrats
Henry Bren d‘ Amour
Kantor
Cornelius Häußermann
Tel. 80 98 32-25
kirchenmusik@
paulusgemeinde-zehlendorf.de
Gemeindeschwester
Dorothea Lindemann
Tel. 80 99 70 29 (außer Di)
[email protected]
ANZEIGE
Andachten
in den Heimen
Rosenhof:
Donnerstag, 1. Oktober,
16 Uhr,
Pfarrerin Dr. Dörfel
Wegen des Weggangs von
Pfarrer Andreas Schiel sind
die Termine für die nächsten
Andachten im Haus Lindenhof und in der Villa Grüntal
und im Haus Nansen noch
offen.
OKTOBER 2015
Jugendarbeit
Rebecca Stry
Tel. 84 17 05 24
[email protected]
Superintendent
Dr. Johannes Krug
Tel. 8 02 60 55
Fax 8 02 63 07
superintendentur@
teltow-zehlendorf.de
Gemeindliche
Kindertagesstätten
Paulus
Teltower Damm 8
14169 Berlin
Tel. 80 98 32 44
Fax 80 98 32 55
kita.paulus@
paulusgemeinde-zehlendorf.de
Leiterin: Karin Brych
Sprechzeiten:
Do 9.30–11.30 Uhr
Am Buschgraben
Ludwigsfelder Straße 51
14165 Berlin
Tel. 8 02 70 86
Fax 80 90 92 77
kita.buschgraben@
paulusgemeinde-zehlendorf.de
Leiterin: Eveline Stüben
Sprechzeiten:
Do 9–12 Uhr
Spenden & Fördern
Spenden für die Gemeinde
Kirchenkreisverband
Berlin Süd West
IBAN DE59 5206 0410
3403 9663 99
BIC GENODEF EK Gemeindeförderverein
Paulus e.V.
Teltower Damm 6, 14169
Vorsitz: Holger Johannsen
gemeindefoerderverein@
paulusgemeinde-zehlendorf.de
IBAN DE37 5206 0410
0003 9095 06
BIC GENODEF EK Förderverein
Alte Dorfkirche e.V.
Teltower Damm 6, 14169
Vorsitz: Dr. Eckard Siedke
IBAN DE85 5206 0410
0003 9010 76
BIC GENODEF EK Orgelbauverein
der Pauluskirche
Zehlendorf e.V.
Teltower Damm 6, 14169
Vorsitz: C. Häußermann
orgelbauverein@
paulusorgel.de
IBAN DE10 3506 0190
0000 0200 01
BIC GENODED DKD
IMPRESSUM
Die Paulus Blätter sind die Gemeindezeitung der Ev. Paulusgemeinde
Berlin-Zehlendorf. Die Paulus Blätter
erscheinen 10-mal im Jahr.
Zustellung frei Haus: 10 Euro / Jahr. Herausgeber: Gemeindekirchenrat
der Paulusgemeinde Berlin-Zehlendorf
Konto: Kirchenkreisverband Berlin
Südwest, IBAN DE59 5206 0410
3403 9663 99, BIC GENODEF EK ,
Kontoinhaber: Kirchenkreisverband
Berlin Südwest, Stichwort Paulus Blätter
Redaktion: Lothar Beckmann,
Hannelore Beuster, Dr. Donata Dörfel,
Heide Israel, Helmut Oppel, Dr. Beatrix
von Wedel.
Grafik: Boris Buchholz AGD,
www.borisbuchholz.de
Druck: Oktoberdruck, Berlin Auflage: 1200 Anschrift:
Paulus Blätter, Gemeindebüro,
Teltower Damm 4–8, 14169 Berlin,
[email protected]
Es gilt Anzeigenpreisliste 1II/2011
15
6:
50
M U
o hr
Le rge / A
itu na lte
ng nd D
: E ac or
h e h t fk i
rc
pa
he
ar
15
Pr
U
eu
Se hr
ß
n /
6. ior im
un e n G e
Le d tr m
itu 20 eff ein
ng . O
de
: D kt
ha
us
. L ob
19
in er
U
d
h
St r
em
r ic / G
an
kk em
n
re e
is ind
eh
au
s
Kirche „lebenslänglich“ (VII)
Diakonie
Zur Kirche gehört nicht nur die Verkündigung des Wortes Gottes und der
Gottesdienst, sondern auch die tätige
Nächstenliebe, die Diakonie. Das Wort
„Diakonie“ leitet sich vom griechischen
Wort für „Dienst“ ab.
Nächstenliebe und Hilfe für Schwache gehören schon im Alten Testament
zu den zentralen biblischen Geboten.
Im Neuen Testament erklärt Jesus das
Gebot der Nächstenliebe gemeinsam
mit dem Gebot der Gottesliebe zu dem
wichtigsten.
Diakonie – das war schon in der
Entstehungszeit der Kirche der zusammenfassende Begriff, unter dem aus
christlichem Antrieb heraus Dienste
an unseren Mitmenschen geleistet wurden.
Überall, wo Menschen zusammenleben, brauchen Alte und Kranke, Schwache, Arme und Angefochtene Hilfe und
Beistand – auch mitten in der Wohlstandsgesellschaft. Zu den Schwerpunkten diakonischer Arbeit heute gehören:
Mi
Do
hr
U
20
Fr
/i
m
A G
be em
en ndb ein
17
tfä ib de
llt el ha
U
hr
im stu us
/i
O nd
m
kt e
G
em obe
r
Li ei
te nd
ra eh
27 tur aus
. O kr
kt eis
ob
er
14
.3
0
U
Bi hr
en be / S
tfä ls alo
llt tu n
vo nd
rlä e
14
ufi
–1
g
7
U
hr
Tr / Ve
öd st
el ibü
-C l,
af
é
Be
s
1
30 uc 5
. O h s Uh
kt kre r
ob is
er
Di
Ort:
Gemeindehaus,
Teltower Damm 4–8
Gottesdienste im Oktober
SO
4.
SO
O KTOB E R
11.
SO
18.
SO
25.
SA
31.
N O V.
– Beratungsstellen für Arbeitslose; Initiativen, die elementare Lebensbedürfnisse befriedigen, zum Beispiel
Suppenküchen und die „Tafel“, eine
Organisation kirchlicher und sozialer
Dienste, wo notleidende Menschen
Lebensmittel erhalten.
– Beratung und Unterstützung bei der
Integration von Migranten.
– Beratung von Hilfesuchenden, zum
Beispiel bei der Telefonseelsorge, der
Bahnhofsmission, der Ehe-, Familien- und Lebensberatung, der Schuldner- und Suchtberatung.
–Entfaltung von Lebenschancen für
Menschen mit Behinderung.
– Unterstützung alter Menschen durch
Seniorenkreise und Besuchsdienste.
– Hilfe für Kranke – ein Drittel aller
Krankenhäuser in Deutschland ist
heute in kirchlicher Trägerschaft.
– Begleitung von Sterbenden.
Mo
Feste
Termine
SO
1.
10 UHR
Gottesdienst
mit Abendmahl ohne Alkohol
Pauluskirche
Pfarrerin
Dr. Donata Dörfel
10 UHR
Gottesdienst mit Taufe
Pauluskirche
Superintendent
Dr. Johannes Krug
10 UHR
Gottesdienst mit Taufe
Pauluskirche
Pfarrer i.R.
Kurt Kreibohm
MIRJAMSONNTAG, 10 UHR
Gottesdienst
Pauluskirche
Team
REFORMATIONSTAG, 18 UHR
Gottesdienst
Alte Dorfkirche
Superintendent
Dr. Johannes Krug
10 UHR
Gottesdienst
mit Abendmahl ohne Alkohol
Pauluskirche
Pfarrer
Holger Schmidtke
„Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das
habt ihr mir getan“, sagt Jesus (Matthäus Kapitel 25, Vers 40).
Frühstück in Paulus
Hannelore Beuster
Dienstag, 13. Oktober, um 10 Uhr im Gemeindehaus Teltower Damm.
PAULUS BLÄTTER
16
In der letzten Bank
OKTOBER
2015
Die nächste
Ausgabe der
Paulus Blätter
erscheint Ende
Oktober.
Mirjamsonntag 2015
Marthas Christus­bekenntnis
Von Hannelore Beuster
Seit 2001 feiern immer mehr Gemeinden im Herbst den Mirjamsonntag. In
der Paulusgemeinde wollen wir uns
zum fünften Mal auf den Weg zu einer
gerechten Gesellschaft von Frauen und
Männern in der Kirche machen. In diesem Jahr steht eine Frauengestalt aus
dem Neuen Testament im Mittelpunkt
des Gottesdienstes: Martha.
Vielen Bibelkundigen sind Martha
und ihre Schwester Maria aus dem
Lukas-Evangelium bekannt. Martha ist
hier die geschäftige Hausfrau, die für
das leibliche Wohl Jesu und seiner Jünger sorgt, während Maria zu Jesu Füßen
sitzt und ihm zuhört. Ganz anders
begegnet uns Martha im JohannesEvangelium (Kapitel 11). Dort wird sie
als starke und bedeutende Frau geschildert, eine Jüngerin Jesu.
Die Schwestern Maria und Martha
schicken Boten zu Jesu, weil ihr Bruder
Lazarus schwer krank ist. Aber Jesus
lässt sich Zeit. Er trifft erst bei den
Der Reformator vom
Fließband
D
er große Deutsche ist
etwas klein geraten. Nur
7,5 Zentimeter misst er
und sieht auf den ersten
Blick aus wie alle seine Plastik-Kameraden mit dem unverwechselbaren Grinsegesicht. Aber in der rechten Hand hält
er einen Mini-Federkiel, in der linken
eine aufgeschlagene Bibel. Links steht:
„Bücher des Alten Testaments ENDE.“
Die rechte Seite verrät den Namen der
frommen Figur: „Das Neue Testament
übersetzt von Doktor Martin Luther.“
Die Firma Playmobil ist eher bekannt
für seine über 30 verschiedenen Spielewelten – mit Leo Löscher dem Feuerwehrmann, Pit Paulsen von der Küstenwache oder dem bösen Doktor Devil.
Doch rechtzeitig zum 500. Reformati-
onsjubiläum haben die Figurenformer
aus dem fränkischen Zirndorf – Jahresumsatz knapp 600 Millionen Euro,
4100 Beschäftigte weltweit – den deutschen Reformator in ihr Plaste-Panoptikum aufgenommen. Die Anregung
dazu kam vom Nürnberger Tourismusbüro und der Evangelischen-Lutherischen Kirche in Bayern. Und der Plastik-Luther ist auf dem besten Weg, die
erfolgreichste deutsche Playmobil-Figur
aller Zeiten zu werden.
Die erste Lieferung von 34 000
Exemplaren im Februar war bereits
nach 72 Stunden ausverkauft. 50 000
weitere Mini-Martins sind im Sommer
nachgeliefert worden – und mehr soll
es erst einmal nicht geben. Diese Verkaufszahlen klingen mächtig gewaltig,
Schwestern ein, als ihr Bruder schon
seit vier Tagen begraben ist. „Rabbi,
wenn du hier gewesen wärst, wäre mein
Bruder nicht gestorben“, sagt Martha zu
Jesus.
In dem nun folgenden theologischen
Gespräch mit Jesus kommt sie am Ende
zu der Erkenntnis: „Ja, Herr, ich glaube,
dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.“ Mit
ihrem Christusbekenntnis ist Martha
das weibliche Pendant zu Petrus. Als
solche ist sie vielen unbekannt.
Der diesjährige Mirjamgottesdienst
in der Pauluskirche am 25. Oktober
um 10 Uhr wird Martha als Christusbekennerin in den Blick nehmen. Ein
kleines Frauenteam hat diesen Gottesdienst vorbereitet und lädt alle – Frauen
und Männer, Junge und Alte, Gemeindemitglieder und Menschen aus anderen Gemeinden – herzlich dazu ein.
relativieren sich aber im Vergleich: Seit
1974 haben die Spielzeugmacher eine
Playmobil-Population von 2,8 Milliarden (!) Figuren erschaffen.
Wer hat den Luther-Däumling
gekauft und warum? Darüber lässt sich
vortrefflich spekulieren. Kinder wohl
kaum, denn das historische Männlein
im schwarzen Talar wirkt irgendwie
deplatziert zwischen Astronauten und
Dinosauriern, auf dem Ponyhof ebenso wie auf dem Piratenschiff. Alle diese Spielthemen und noch viel mehr hat
Playmobil mit Plastikzwergen besetzt.
Ich habe die blaue Papp-Box mit der
Figur 6099 und dem offiziellen Logo
„Luther 2017“ in Eisenach erstanden.
Immerhin einer wichtigen Wirkungsstätte Martin Luthers. Noch ist das Reiseandenken nicht ausgepackt und nicht
zusammengesteckt. Vielleicht wird es
mal wertvoll, falls das Fließband nicht
noch einmal anläuft und Klein-Luthers
Vervielfältigung munter fortgesetzt
wird.
Lothar Beckmann