OKTOBER 2015 NR. 8 | 64. JAHRGANG TELEFON 80 98 32–0 TELEFAX 80 98 32 55 [email protected] Konzert am Reformationstag Bassano Ensemble in Paulus — SEITE 9 EVANGELISCHE PAULUS-KIRCHENGEMEINDE BERLIN-ZEHLENDORF TELTOWER DAMM 4–8 14169 BERLIN Paulus Blätter Paulus-Essay Das Fremde – Spiegel meiner Selbst — SEITE 7 2017: 500 Jahre Reformation Der Reformator vom Fließband Seite 16 Luther-Denkmal in Eisenach von 1895. LINKS: Martin Luther 2015 – als Playmobil-Figur. RECHTS: A U S S E R D E M I M H E F T: Das aktuelle Thema Diskussion um Finanzsatzung FOTOS: LOTHAR BECKMANN Zehlendorf Mitte Zweiter Zugang zur S-Bahn 2 12 PAULUS BLÄTTER Editorial Liebe Leserin, lieber Leser! Die Kirche und das liebe Geld – dieses Thema regt stets viele Gemüter auf. „Beim Geld hört die Mitgliedschaft auf“, titelten wir in der Februar-Ausgabe der Paulus Blätter. Damals berichteten wir über die große Zahl von evangelischen Christen, die die Kirche verlassen, weil sie erfuhren, dass die Banken Kirchensteuer auf ihre Kapitalerträge einbehalten. Eigentlich ein alter Hut, aber immer noch nicht bekannt bei vielen Kirchensteuerzahlern. Heute nun im aktuellen Thema auf dieser Doppelseite eine andere Facette des leidigen Geldthemas. Kirchengemeinden, wie die Paulusgemeinde, sollen künftig einen Teil ihrer Einnahmen an die nächst höhere Ebene, also den Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf, abführen. Und der Kirchenkreis verteilt die Gelder dann dorthin, wo sich finanzielle Lücken auftun. Einen derartigen Umverteilungsmechanismus soll die Kreissynode auf ihrer Herbsttagung im November beschließen. Der Autor des Beitrags, der amtierende Vorsitzende des Gemeindekirchenrats von „Paulus“, sieht durch diesen Griff von oben in die Gemeindekasse die oft hoch gelobte Eigenverantwortung der Gemeinden gefährdet. Der Essay in dieser Ausgabe (Seite 7) von Pfarrer Holger Schmidtke beschäftigt sich mit der derzeit akuten und aktuellen Herausforderung unserer Gesellschaft: den Geflüchteten in unserem Land und in unserer Nachbarschaft. Pfarrerin Dr. Donata Dörfel stellt auf Seite 11 Möglichkeiten vor, wie Sie als Leserinnen und Leser der Paulus Blätter ganz unmittelbar helfen können. Ein Hinweis vorab: Die Hilfe für Flüchtlinge ist Schwerpunktthema der November-Nummer der Paulus Blätter. Die Redaktion ANZEIGEN 2 Das aktuelle Thema OKTOBER 2015 Geplante Finanzsatzung des Kirchenkreises – Polemik für eine Kirche von unten Symptom einer schleichenden Entmachtung? Von Henry Bren d‘ Amour A uf der kommenden Herbstsynode des Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf am 20./21. November wird voraussichtlich eine neue Finanzsatzung verabschiedet werden. Ziel soll eine gerechtere Verteilung der Einnahmen der Gemeinden im Kirchenkreis sein: Die ärmeren Gemeinden sollen via Kirchenkreis in den Genuss eines gewissen Anteils an den Einnahmen der reicheren kommen. Dagegen kann man doch nichts haben. Oder doch? Ein Blick über den Kirchturm: Flüchtlingsunterbringung für Hunderttausende. Welch ein Chaos herrscht hierzu in deutschen Kommunen! Immer neue Verpflichtungen müssen Städte und Landkreise schultern. Bund und Länder drücken ihnen organisatorische und finanzielle Lasten auf, ob bei den Kindertagesstätten oder jetzt bei den Flüchtlingen – es interessiert „die da oben“ (noch) relativ wenig. Der Verteilungskampf tobt zwischen Bund und Ländern und zwischen den einzelnen Ländern. Immer größer werdende Bürokratien streiten unter fragwürdigen Aspekten, die sich in aller Regel mit Gerechtigkeit bemänteln, über die Umverteilung der Steuereinnahmen. Eine Neuordnung des Länderfinanzausgleichs steht an, von der das Wahlvolk wenig versteht. Was aber, werden Sie fragen, hat das mit der Paulusgemeinde und mit einer neuen Finanzsatzung zu tun? Vordergründig wenig. Doch wer die komplexen Strukturen und Zusammenhänge versucht zu durchdringen, die nicht nur unsere Kirche verkörpert, kann skeptisch werden, wenn es um Reformen und Neuordnungen geht. Ich bin es. Dies will ich als langjähriger Landsknecht unterschiedlicher Landesregierungen, also als „Berufsföderalist“, kurz begründen. Von unten nach oben Nehmen sie einmal an, Kirchengemeinden seien mit Kommunen, Kirchenkreise mit Landesregierungen und die Landeskirche mit der Bundesregierung vergleichbar. Vor einem solchen Hintergrund erschließt sich für die Evangelische Kirche eine Analogie hin zu einer Amtskirche, indem sich das praktische Machtgefüge langsam von unten nach oben verschiebt: Unten an der Basis sitzt der Gemeindepfarrer mit seiner 60-Stundenwoche, wenigen Hauptamtlichen und vielen ehrenamtlichen 3 Namenlosen, oben die Kirchenleitung mit ihren Konsistorialen in einem überwiegend professionellen 40-Stundenwochen-Umfeld und prominenten Ehrenamtlichen. Oben wird (politisch) theologisch vorgedacht und unten wird pastorale Arbeit geleistet. Demokratisch wird das durch halbjährliche Synoden auf Kirchenkreisund Landeskirchenebene und durch Gemeindekirchenratswahlen mit Wahlbeteiligungen von geschätzten 5 Prozent abgesegnet. Die Herbstsynode des Kirchenkreises kann also beschließen, dass die Gemeinden wie die Paulusgemeinde – soweit ich das verstanden habe – ab 2017 ihre Einnahmen zu 50 Prozent an den Kirchenkreis abgeben. Das ist in unserem Fall bedeutend mehr als bislang, stärkt die finanzielle Verfügungsmasse des Kirchenkreises, schwächt aber die der Gemeinden. Diese können dann versuchen, einen Teil ihrer Mindereinnahmen über Antragsverfahren zurückzuerlangen, wenn sie die Arbeitskapazitäten hierfür haben. Die Gesetzmäßigkeit hinter der Neuordnung lautet: Wer über Geld verfügt, verfügt über Macht. Insoweit würde die neue Finanzsatzung auch Strukturen verändern, vielleicht dahingehend, dass die Kirchenkreise in der Landeskirche untereinander einen Finanzausgleich verabreden – sollen/müssen, um den ärmeren unter ihnen zu helfen. Kultur der Eigenverantwortung Muss das so sein? Wieso kann nicht jede Kirchengemeinde selbst über ihre Einnahmen verfügen? Dann wäre es Aufgabe der Kirchenleitung, ihre vermögenden Gemeinden, beziehungsweise Kirchenkreise, davon zu überzeugen, ihren schwächeren Nachbarn zu helfen. Das ist mühsam. Aber besser als ein Verfahren, das irgendwie vorgibt, eine gerechtere Verteilung von Geld zu gewährleisten und dabei noch mehr Bürokratie schafft. FOTO: © JORMA BORK / PIXELIO.DE Eine Kultur der Eigenverantwortung, die bei der Willkommenskultur von den Gemeinden erwartet wird, sieht anders aus. Das gilt nicht nur für die Finanzen. Kirchenführung durch Diskurs und Überzeugungsarbeit, gestärkt durch gemeindliche Meldepflichten von einer gewissen Projektgröße an und dies mit einem differenzierten Vetorecht der Kirchenoberen verbunden – dies ist die Alternative zu einem Mehr an amtskirchlichem, zentralistischem Selbstverständnis. Auch darüber könnten ein Kirchenkreis und eine Kreissynode beraten, um sich dann anschließend mit einer neuen Finanzsatzung zu beschäftigen. Das setzt allerdings voraus, dass auch wir als Kirchengemeinde uns dazu eine Meinung bilden. Statt uns durch Untätigkeit indirekt selber zu entmündigen, sollten wir uns auch bei solchen Themen mehr inhaltlich fordern und „oben“ einbringen. Es wäre schön, wenn wir die Kraft hierzu fänden, um diesen Weg zu gehen. Sonst sind wir eines Tages wirklich nur noch „Schäfchen“. Aktion „Warmes Essen“ Hilfe und Gespräche bei Tisch Die Aktion „Warmes Essen“ hat wieder begonnen. Bis Ende März geben Ehrenamtliche warmes Essen an Bedürftige und Wohnungslose im Kirchsaal der Pauluskirche aus, jeweils montags, mittwochs und freitags von 12 bis 13.30 Uhr. Kleinere und größere Spendenbeträge ermöglichen die Finanzierung der notwendigen sechs Wintermonate. Seit über zehn Jahren koordiniert das Diakonische Werk Steglitz und Teltow-Zehlendorf die Aktion und bietet zusätzlich am Ort soziale Beratung für die Besucherinnen und Besucher an. Außerdem gibt es dort wieder an jedem Mittwoch eine Kleiderkammer, aus der zu den Essensausgabezeiten gut erhaltene Winterbekleidung kostenlos abgegeben wird. Wer das Projekt unterstützen will, kann dies mit einer Geldspende auf das Konto Kirchenkreisverband Berlin Süd-West, IBAN: DE59 5206 0410 3403 9663 99, BIC: GENODEF1EK1, Verwendungszweck: Warmes Essen, Paulus-Gemeinde Zehlendorf tun. Kaffee- und Kuchenspenden sind immer willkommen und können ebenso wie Bekleidung zu den Öffnungszeiten in der Kirche abgegeben werden. Der Gemeindekirchenrat (GKR) hat beschlossen, die zur Zeit leer stehende Pfarrwohnung in der Kirchstraße 4 zunächst bis Ende des Jahres der rumorthodoxen Gemeinde zur Unterbringung von syrischen Flüchtlingen zu überlassen. Die Wohnung wird mietfrei bereit gestellt. Die Flüchtlinge sind Mitte September eingezogen. Das neu errichtete Flüchtlingsheim am Hohentwielsteig an der Potsdamer Chaussee ist Ende August bezogen worden. Der GKR sondiert derzeit räumliche Möglichkeiten im Gemeindehaus, um für Flüchtlinge zum Beispiel Sprachkurse oder praktische Hilfe zum Ausfüllen von Anträgen anbieten zu können. Pfarrer Andreas Schiel ist am 30. August in einem feierlichen Gottesdienst in seine neue Pfarrstelle in der Kirchengemeinde in der Gropiusstadt im Kirchenkreis Neukölln eingeführt worden. Zahlreiche „Paulaner“ begleiteten ihren ehemaligen Pfarrer auf diesem Weg. An der September-Sitzung des GKR nahm erstmals Pfarrerin Dr. Donata Dörfel teil. Sie ist mit der Vakanzvertretung beauftragt worden. Die vakante Pfarrstelle in der Paulusgemeinde soll demnächst im Kirchlichen Amtsblatt ausgeschrieben werden. Lothar Beckmann Aus der Paulusgemeinde OKTOBER 2015 Gemeindekirchgeld Jede Spende erwünscht Das Gemeindekirchgeld erbittet die Paulusgemeinde von allen Mitgliedern der Gemeinde, die keine Kirchensteuer zahlen und denen eine Spende finanziell möglich sein könnte. Da der Gemeinde nicht bekannt ist, wer Kirchensteuerzahler ist und wer nicht, sendet der Gemeindekirchenrat einmal jährlich einen Brief an alle Gemeindeglieder ab dem 60. Lebensjahr. Dies ist kürzlich wieder geschehen. Grundsätzlich ist jede Spende erwünscht, in welcher Höhe auch immer. Das Gemeindekirchgeld kann in einer Summe oder in mehreren Teilbeträgen gezahlt werden. Mit den Spendengeldern finanziert die Paulusgemeinde wichtige Aufgaben, für die es sonst keine Einnahmen gibt – weder aus der Kirchensteuer noch aus den in den Gottesdiensten gesammelten Kollekten. Im letzten Jahr kamen durch das Gemeindekirchgeld rund 15 700 Euro zusammen. In diesem Jahr bislang 11 144 Euro (Stand: 11. August). Das ist sehr erfreulich. Damit unterstützt wird die Jugendarbeit der Gemeinde – die wichtige Mitarbeit von Rebecca Stry als hauptamtliche Mitarbeiterin mit rund 10 000 Euro. In der September-Ausgabe der Paulus Blätter berichtete Frau Stry über die Pilgerfahrt der Paulus-Jugendlichen in diesem Sommer. Auch die kirchenmusikalische Ausgestaltung von Gottesdiensten, zum Beispiel durch Solisten, kann nur durchs Gemeindekirchgeld finanziert werden. Falls Sie keinen Gemeindekirchgeldbrief erhalten haben, aber trotzdem die Gemeinde mit einer Spende unterstützen möchten, hier das Konto: Evangelische Paulus-Kirchengemeinde Zehlendorf, IBAN DE69 3506 0190 1567 1420 15, Stichwort „Spende-Gemeindekirchgeld“. Das Gemeindekirchgeld ist steuerlich absetzbar. Lothar Beckmann FOTO: © LOTHAR BECKMANN Kurz und knapp aus Gemeinde und Gemeindekirchenrat 4 5 Herzlichen Glückwunsch Geburtstage im Oktober 90 Jahre plus 85 Jahre 1 80 Jahre Die Bank ist leer. Blumen und Kerzen schmücken die Friedhofsmauer und den Platz, auf dem Peter, ein wohnungsloser Zehlendorfer, täglich saß. Am 1. August ist er an seinem Stammplatz verstorben. Für viele gehörte Peter Viol zum historischen Winkel zwischen Friedenseiche, Alter Dorfkirche und Heimatmuseum. Seine Zeichen waren die Deutschlandfahne und sein Fahrrad, auf dem er am Ende gar nicht mehr fahren konnte. Mitglieder unserer Gemeinde haben ihn regelmäßig mit Bekleidung versorgt. Der Gemeindeförderverein Paulus und die Aktion „Warmes Essen“ in der Pauluskirche sorgten am 21. September für seine Bestattung auf dem Städtischen Friedhof Zehlendorf, Onkel-Tom-Straße. Dort sind auch seine Eltern begraben. 75 Jahre Sie wollen nicht genannt werden? Bitte melden Sie sich mindestens zwei Monate vorher in der Küsterei. Tel. 80 98 32–0. Fax 80 98 32 55. E-Mail: kontakt@ paulusgemeindezehlendorf.de Ihre Paulusgemeinde im Internet: www. paulus gemeindezehlendorf.de Raum in der Herberge Möchten Sie Gäste unterbringen, kann ich Ihnen in Zehlendorf nahe Berlepschstraße bis zu zwei Räume (drei Betten) mit Frühstück anbieten. Gern können wir alles weitere telefonisch besprechen. Telefon: 801 23 57 Der Eine-Welt-Laden im Vorraum der Pauluskirche ist jeden Mittwoch von 16–18 Uhr und jeden Samstag von 11–13 Uhr geöffnet und vor und nach den Sonntagsgottesdiensten. 6 M O N AT S S P R U C H Haben wir Gutes empfangen von Gott, sollten wir das Böse nicht auch annehmen? HIOB KAPITEL 2, VERS 10 „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche willst du zuerst hören?“ Wenn ich das gefragt werde, entscheide ich mich immer, erst die schlechte Nachricht zu hören. Bloß schnell das Negative hinter sich bringen – das Positive kommt dann noch. Als vor 25 Jahren Deutschland wiedervereint wurde, geschah dies nach Jahren der Trennung. Aber auch hier: zuerst das Böse – die jahrzehntelange Teilung, Unrecht und Diktatur in der DDR, dann die Wende zum Guten. Im Monatsspruch wird angemahnt, das Böse so anzunehmen, wie auch das Gute von Gott empfangen wurde. Das Böse annehmen. Ist es ein Päckchen, dass der DHL-Bote liefert und dessen Annahme ich verweigern kann? Ist Gott der „Absender“ des Bösen, wie er auch das Gute verursacht? Hiob hätte wohl kein Problem damit, Gott als Ursache für das Gute wie das Böse anzusehen. Ich hingegen will mir Gott vorstellen als einen, der das Böse zwar zulässt, es aber nicht bewirkt. Gott nicht als Urheber des Bösen zu sehen wird landläufig so erklärt: Entweder stecken Naturgesetze hinter dem Bösen (Katastrophen, Krankheiten, Tod) oder der Mensch selbst (Gewalt, Ausbeutung, Unrecht). Gott hat die Naturgesetze gemacht und will, dass sie gültig bleiben. Dem Menschen hat er den freien Willen gegeben und ihm in seinen Geboten gesagt, wie er sich gutes Leben vorstellt. Es sind nur Angebote: Gott lässt es zu, dass der Mensch sich anders entscheidet, selbst zu seinem Schaden. Norbert Schaar PAULUS BLÄTTER 7 Paulus-Essay Begegnung mit Flüchtlingen Das Fremde – ein Spiegel meiner Selbst Von Holger Schmidtke F remdsein ist in der Bibel ein Thema, das immer wieder auftritt. Abraham und Sarah zogen in die Fremde, die Stämme Israels wurden zu einem Volk in der Fremde in Ägypten, im babylonischen Exil wurde sich das Volk Israel bewusst, welche Erfahrungen des Glaubens es durch die schwere Zeit getragen hat. Jesus verließ sein Zuhause, und die Jünger folgten ihm, Paulus ging in die Fremde und erzählte vom Evangelium, von dem Gott des Lebens, der über die Grenze des Todes die Hoffnung bewahrt. Die Menschen der Bibel haben sich immer wieder freiwillig oder unfreiwillig dem Unbekannten ausgesetzt und dabei prägende Erfahrungen gemacht. In der Fremde wurden sie sich ihrer eigenen Identität bewusst, gestalteten ihren Glauben und verfestigten ihn. Heute begegnet uns das Fremde in den Menschen, die zu uns nach Deutschland kommen. Männer, Frauen, Kinder fliehen vor Krieg und Not in ihren Ländern und erhoffen sich einen neuen Anfang, ein Leben in Frieden und in Würde in Deutschland. Nicht wir sind fremd, sondern andere kommen zu uns. Wir haben das Privileg, an einem sicheren und reichen Ort auf dieser Welt zu leben und dürfen dies mit anderen teilen. Immer wieder höre ich Stimmen, die von tiefer Sorge getragen sind über das Ausmaß dieser Flüchtlingswelle und über die Herausforderung der zu bewältigenden Aufgaben, die vor uns liegen. Und nicht selten höre ich eine tiefe Angst mitschwingen bei diesen Sorgen. Angst, die manchmal sogar zu Worten greift, die ausgrenzen, verletzen und entwürdigen. Der Glaube wächst in der Begegnung In der Vergangenheit ist der Glaube des Volkes Israel, der Glaube der Christen in der Begegnung mit dem Fremden und Unbekannten gewachsen. Und so frage ich mich: An welchen Stellen kann unser Glaube heute wachsen in OKTOBER 2015 der Begegnung mit dem Fremden? Welche Möglichkeiten können wir erfahren im 21. Jahrhundert? Die Menschen, die zu uns kommen, kennen wir nicht, sie sind uns fremd. Die wenigen Informationen, die wir haben, sagen kaum etwas über die Geschichte des einzelnen Menschen, über sein Leben, seinen Werdegang, seine Hoffnungen und Wünsche aus. Nehmen wir diesen Sachverhalt einmal ernst und begreifen wir, dass alle weiteren Ideen über diese Menschen erst einmal Fantasien in unserer Vorstellung sind. Wir haben sie erzeugt aus unseren Erfahrungen und aus dem, was wir wissen und kombinieren. Das ist oft ein bunter Cocktail aus Zutreffendem und Erfindung. Ein Weg zum Heilwerden der Seele Ein fremder Mensch, den wir nicht kennen, hält uns damit einen Spiegel vor. Alles, was wir über ihn denken, ist allein unser Produkt. Und wenn dieses Spiegelbild bei uns viele Ängste wachruft, dann sind dies unsere eigenen Ängste, die wir in uns tragen. Sie haben etwas mit uns, unserem Wesen und unserer Geschichte zu tun. Die moderne Gesellschaft kennt Wege im Umgang mit solchen Ängsten. Aber auch unser Glaube gibt uns in Gebet und Seelsorge Möglichkeiten der Annäherung und des Wandelns. Hier dürfen wir wachsen und verstehen, dass unser Glaube ein Weg zum Heilwerden der Seele ist. Der Weg zum Kreuz Christi ist auch eine Bewusstmachung der eigenen Angst, die sich im Fremden erkennt. Getragen vom Vertrauen auf Gott, verbunden mit den Möglichkeiten der Psychologie, zeigt sich hier ein kraftvoller Weg zum Heilwerden der menschlichen Seele. Es wäre gut, wenn wir die zu uns kommenden Menschen nicht nur als Arbeitskräfte, Wohnungsnutzer und Esser betrachteten. Sie sind vor allem Menschen, denen wir in die Augen schauen können. Lernen wir nicht nur, unsere Angst darin zu erkennen, sondern auch die Ebenbildlichkeit Gottes, die sich tief in ihnen spiegelt. Vielleicht können wir erahnen, wie Gott uns Menschen eigentlich gemeint hat. Die Begegnung mit dem Fremden kann eine Annäherung an dieses Geheimnis befördern und unseren Glauben zum Wachsen bringen. Nehmen wir kommende Begegnungen mit dem Fremden als Chancen zur Wandlung der eigenen Angst, als Bereicherung und als Entdeckungsreise zum Menschsein für uns und andere. Der Autor ist Pfarrer und arbeitet im Fachbereich Religion der John F. Kennedy Schule Berlin. PAULUS BLÄTTER 8 Die PaulusKulturseiten Ausstellung im Heimatmuseum Zehlendorf 1945: Wie das Kulturleben erwachte Von Lothar Beckmann D er Krieg war zu Ende. Und die Kulturszene begann sich zu regen. Bereits in seinem Befehl Nr. 1 vom 26. April 1945 ordnete der russische Stadtkommandant von Berlin, Generaloberst Bersarin, an, dass der Betrieb von Vergnügungsstätten (Kino, Theater, Zirkus oder Stadion) bis 21 Uhr erlaubt sei. Nach dem Einzug der Westalliierten in Berlin erließen sie für den amerikanischen und britischen Sektor Regelungen zur Kontrolle von Druckschriften, Rundfunk, Film, Theater und Musik. Das eigens für den amerikanischen Sektor eingerichtete „Information Control Detachment“ nahm am 6. Juli 1945 in der Milinowskistraße 18-22, hier in Zehlendorf, seine Arbeit auf. Dort gab es für jede Kultursparte einen Zensor. Und wie entwickelte sich die kulturelle Landschaft in Zehlendorf in dieser Zeit? Die aktuelle Ausstellung „Vorhang auf! Bühne frei!“ im Heimatmuseum Zehlendorf, neben der Alten Dorfkirche, versucht Antworten auf diese interessante Frage zu finden. Die Ausstellung wird bis zum 29. Januar 2016 zu sehen sein. Den nur leicht beschädigten Saal des Restaurants „Lindenpark“ in der Berliner Straße 8 baute Erwin Kuschewitz, ehemaliger Varietémanager, mit Genehmigung der russischen Bezirkskommandantur zum „Künstlerhaus Dem Zehlendorfer Kulturleben Zehlendorf“ aus. Ab September 1945 fanden nach 1945 widmet sich auch dort erste Theateraufführungen statt. die aktuelle Ausgabe des Regelmäßige Filmaufführungen gab es in „Zehlendorfer Heimatbriefes“ Zehlendorf in den Bahnhofs-Lichtspielen (BALI), im Dahlemer Capitol, im Lumina in Schlachtensee und in der Aula der Zinnowwaldschule. Das Kino Zeli (Zehlendorfer-Lichtspiele) in der Potsdamer Straße nahe der Kaiserstraße (heute: Martin-Buber-Straße) gastierte zunächst im Saal des Rathauses Zehlendorf und nannte sich vorübergehend „Rathaus-Lichtspiele“. Eng verbunden mit Zehlendorf ist auch der Neuanfang des Berliner Philharmonischen Orchesters. Das Orchester probte 1945/46 in der JesusChristus-Kirche in Dahlem und im Großen Saal des Gemeindehauses am Teltower Damm. Denn die alte Philharmonie in der Kreuzberger Bernburger Straße war im Krieg völlig zerstört worden. Zu einem ersten Konzert traten die Philharmoniker am 20. Juni 1945 im Park des Hauses am Waldsee in der Argentinischen Allee auf. Diese Open-Air-Spielstätte wurde im Sommer 1945 häufig genutzt. Als Ausweichort bei schlechtem Wetter wurde auf dem Veranstaltungsplan des „Amts für Volksbildung Zehlendorf“ sehr häufig das Gemeindehaus der Paulusgemeinde genannt. Sonnabend, 10. Oktober 12 Uhr, Pauluskirche ORGEL.PUNKT.ZWÖLF XXIII Cornelius Häußermann – Orgel Anna Steinkogler – Harfe Sonnabend, 10. Oktober 19.30 Uhr, Pauluskirche OKTOBERKONZERT G. Lekeu: Adagio für Streichorchester / E. Elgar: Serenade für Streichorchester / B. Britten: Hymn to St. Columba / L. Janáček: Otcenas – Vater Unser Vernon Kirk – Tenor; Anna Steinkogler – Harfe Kammerorchester Berliner Cappella Leitung: Igor Budinstein Zehlendorfer Pauluskantorei Leitung: Cornelius Häußermann Sonnabend, 31. Oktober 12 Uhr, Pauluskirche ORGEL.PUNKT.ZWÖLF XXIV Josefine Horn – Orgel Sonnabend, 31. Oktober, 19.30 Uhr, Pauluskirche „EIN FESTE BURG IST UNSER GOTT“ Musik in den ersten Jahrzehnten der Reformation Werke von L. Senfl, C. Othmayr, J. Walter, O. di Lasso, M. Agricola und B. Resinarius Bassano Ensemble Berlin & Christian Mücke – Tenor, François Petitlaurent – Zink; Birgit Bahr – Altpommer; Clemens Erdmann – Posaune; Adrian Rovatkay – Dulzian, Cornelius Häußermann – Orgel Texte zur Reformation: Pfarrerin Dr. Donata Dörfel 9 Oktober-Musik Streichorchester und Chor mit Orgel wurden. In starken Kontrasten führen abwechselnde Besetzungen von Tenor, Harfe, Orgel und Chor durch den Text. Konzert am Reformationstag Von Cornelius Häußermann D ie Pauluskantorei und das Kammerorchester der Berliner Cappella laden ein zu einem gemeinsamen Konzert mit Musik des ausgehenden 19. Jahrhunderts und des frühen 20. Jahrhunderts. Mit den Konzerten des belgischen Komponisten Guillaume Lekeu und Edward Elgar kommt Musik nur für Streichorchester zur Aufführung. Die Kombination „Chor und Orgel“ ist mit Werken von Benjamin Britten und Leoš Janáček im Programm vertreten. Britten greift in „A Hymn of St Columba“ aus dem Jahr 1962 auf alte Dichtung aus dem 6. Jahrhundert zurück. Der Hörer merkt dem Werk die zeitliche Nähe zum „War Requiem“ und dessen eindringlichem „Dies irae“ an. Eine gleichsam bohrende Motorik in der Orgelbegleitung sorgt für eine Anspannung, die die Komposition bis zum letzten Takt durchzieht. Leoš Janáček beendete sein „Vater Unser“ 1901 in einer ursprünglichen Version. Er komponierte das Werk, um Geldmittel für ein Frauenhaus in Brünn aufzutreiben. Dieses Asyl war im Jahr 1900 eröffnet worden und Janáčeks Frau und Tochter waren dessen großzügige Förderer. Eine überarbeitete Version des Werkes mit einer Begleitung von Harfe und Orgel statt Klavier und Harmonium wurde im Juli 1906 fertig gestellt. In dieser Version kommt das Stück nun auch in der Pauluskirche zur Aufführung. Janáčeks Komposition wurde durch eine Reihe von Gemälden des Künstlers Józef Me˛cina-Krzesz mit dem polnischen Titel „Ojcze nasz” inspiriert, die bei der Uraufführung von „lebenden Bildern“, durch Schauspieler dargestellt Martin Luthers Botschaft ist nach beinahe 500 Jahren immer noch frisch und aktuell. Die Musik aber, die er gekannt und gehört hat, ist heute beinahe in Vergessenheit geraten. Die seinerzeit gängige Kirchenmusik ist heute so nicht mehr aktuell – nur die Choräle sind uns als harmonisierte Kantionalsätze mit Orgelbegleitung bekannt, aber wer singt sie noch einstimmig als gregorianischen Choral? Das Bassano Ensemble Berlin möchte mit dem Programm am Refor mationstag versuchen, diese zu Unrecht vergessene Renaissance Musik in möglichst vielen Facetten wieder zu beleben. Alle Stücke stammen aus den ersten dreißig Jahren der Reformationszeit. BILDER: OBEN: DAS LUTHER-LIED „EIN‘ FESTE BURG IST UNSER GOTT“ BILDLICH DARGESTELLT VON ALFRED RETHEL / WIKIMEDIA COMMONS UNTEN: MARTIN LUTHER, AUS COLLIER‘S NEW ENCYCLOPEDIA, 1921 / WIKIMEDIA COMMONS PAULUS BLÄTTER Wählen Wer erhält den Ehrenamtsengel 2015? Im Oktober können die Gemeindeglieder im Kirchenkreis wieder abstimmen. Viele interessante Projekte von ehrenamtlich engagierten Menschen in den Kirchengemeinden wurden für den „Ehrenamtsengel 2015“ vorgeschlagen. Den Preis für freiwilliges Engagement in Kirche und Gemeinden vergibt der Evangelische Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf in diesem Jahr zum zweiten Mal. Mit dem Ehrenamtsengel sind Geldpreise in Höhe von 500, 300 und 200 Euro verbunden. Welches Projekt eine Auszeichnung erhält, entscheiden keine ausgewählten Jurymitglieder, sondern die Gemeindeglieder. Im Internet unter www.ehrenamtsengel.de kann jede und jeder bis 31. Oktober abstimmen. Dort werden die verschiedenen Projekte der Gemeinden im Einzelnen vorgestellt. Wer keinen Zugang zum Internet hat, kann sich von Montag bis Freitag zwischen 9 bis 12 Uhr an die Arbeitsgruppe Ehrenamt des Kirchenkreises wenden: Sabine Lutz, Telefon 0171 / 7 15 41 66, nimmt die Stimmen telefonisch entgegen. Im Gemeindehaus hängt eine Übersicht über alle vorgeschlagenen Projekte aus. Der Preis soll die vielen Beispiele ehrenamtlicher Arbeit in den Kirchengemeinden der Öffentlichkeit sichtbar machen. Die für den Preis vorgeschlagenen Projekte zeigen die große Vielfalt freiwilligen Engagements in unserer Kirche. Frank Steger 10 Über den Kirchturm geblickt OKTOBER 2015 Fasten Hören Klavierabend für Hospiz Wannsee Gruppen-Seminar im Diakonieverein Für einen Klavierabend zugunsten des Diakonie-Hospiz Wannsee am Sonntag, 25. Oktober, um 17 Uhr hat Andreas Göbel – Journalist, Musikkritiker und ausgebildeter Pianist – Werke von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Lyonel Feininger, Richard Wagner, Franz Liszt und Franz Schubert ausgewählt. Die Kirche am Immanuel Krankenhaus in Wannsee, Königstraße 66, bietet den geeigneten Rahmen für einen besonderen Hörgenuss. Eintritt frei, Spenden werden erbeten. Fasten hat eine gesundheitsfördernde Wirkung. Sehr erfolgreich ist Fasten in der Gruppe. Wer die Fähigkeit des Fastens neu entdecken und erleben möchte, hat dazu Gelegenheit im FastenSeminar „Fasten Erleben Bewegen“ des Diakonischen Bildungszentrums, Busseallee 23/25, im Evangelischen Diakonieverein vom 24. bis 30. Oktober. Teilnahmegebühr pro Kurs 349 Euro (inkl. Seminarkosten und Fastenverpflegung). Anmeldungen Telefon (030) 80 99 70469. Treffen Auch das noch ... Theaterprojekt auf Erfolgskurs Chef tot und der Clan feiert Das erste Treffen des Theaterprojekts Jugend.Erinnerung mit Jugendlichen aus Berlin, Krakau und Wolgograd, initiiert vom Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Theater Berlin, war ein Erfolg. In Krakau ging es um das gegenseitige Bild vom anderen und das Geschichtsverständnis der Nationen. Ein Protokoll der Begegnung steht im Internet auf jugend-erinnerung.de. Das nächste Treffen ist im Oktober in Wolgograd geplant. Der römische Mafia-Clan Casamonica hat mit einer filmreifen Trauerfeier für Empörung gesorgt. Während der Feier im römischen Stadtteil Tuscolana waren vor der Kirche Transparente mit dem Bild des Verstorbenen als Papst mit der Aufschrift „Du hast Rom erobert, nun wirst Du das Paradies erobern“ angebracht worden. Aus einem roten Hubschrauber regnete es rote Rosenblätter, während eine Kapelle Filmmusik aus dem Mafia-Klassiker „Der Pate“ spielte. Familie Asif (aus Libyen / Pakistan) sucht eine Wohnung 2,5 – 3 Zimmer, 65 qm, Euro 700 warm Familie Asif ist seit acht Monaten in Berlin, die Kinder besuchten drei Monate lang eine Willkommensklasse der „Schule am Buschgraben“; dort wollen sie (Maria, 10 J., und Ali, 7 J.) unbedingt auch bleiben. Maria geht jetzt in eine ganz normale 4. Klasse – so gut hat sie schon Deutsch gelernt. Die Familie kam im Boot von Libyen über das Mittelmeer nach Sizilien, dann ging es über Mailand und München nach Berlin. Kontakt: Sabine Schrimpf 817 73 46, Mail: [email protected] Claudia von Lehmann 11 Paulus hilft Geflüchteten Mustafa aus Afghanistan erzählt Von Donata Dörfel S eit September haben wir in Zehlendorf neue Nachbarn. Vor dem Asylbewerberheim am Hohentwielsteig begegnete mir Mustafa, ein junger Mann aus Afghanistan. Beim gemeinsamen Fußweg kamen wir auf Englisch ins Gespräch. Mustafa erzählte mir von seiner Heimat, seiner Familie und seiner Arbeit als Maler, von der Bedrohung, die er erfahren hatte bis er sich zur Flucht entschloss. Er berichtete von seinem Weg nach Europa, den schier endlosen Fußmärschen, den Wochen im Gefängnis in Ungarn. In Deutschland angekommen glaubte er sich in Sicherheit. Aber dann kam es ganz anders. Im Asylbewerberheim in der Wupperstrasse wütete ein Brand. Mustafa hatte Glück: Er wurde bewahrt, denn als das Feuer ausbrach, war er nicht im Gebäude. Doch alles, was er besessen hatte, war nun vernichtet: sein Rucksack mit den wenigen Habseligkeiten und vor allem alle Dokumente. Nur den Ausweis hatte er zuvor fotografiert, trägt das Bild auf seinem Handy bei sich. Wieder steht Mustafa vor dem Nichts und hat doch die Hoffnung, hier Aufnahme zu finden. Doch das alles ist Zukunftsmusik. Erst einmal gilt es jetzt, Gespräche mit einem Anwalt zu führen, neue Papiere zu beantragen, die Familie zuhause zu beruhigen, vor allem aber: weiter Deutsch zu lernen. Mustafa ist eifrig dabei, besucht an der Volkshochschule (VHS) den Sprachkurs, übt wo immer er kann. Doch die drei Nachmittage pro Woche an der VHS reichen ihm nicht. Mustafa will lernen. Und dazu hat er jetzt Gelegenheit im Gemeindehaus am Teltower Damm. Ein Team von Ehrenamtlichen bietet hier tägliche Trainingszeiten für Deutsch-Lernende an. Für manche ist es die erste Begegnung mit einer europäischen Sprache, für andere sogar die erste Gelegenheit, überhaupt Schreiben und Lesen zu lernen. Wer dagegen schon Englisch kann, hat es leichter. Die Lehrenden stellen sich auf die unterschiedlichen Niveaus ihrer Schüler ein. Lehrmaterial steht bereit. Eine Pädagogin koordiniert das Team und begleitet die Treffen. Der Deutschunterricht im Gemeindehaus ist eine Möglichkeit sich einzubringen. Daneben gibt es weitere: als Gesprächspartner im Begegnungs-Café, als Begleiter bei Ämter-Gängen oder Arztbesuchen, als Helfer beim Sortieren von Sachspenden. Vernetzt mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), der das Asylbewerberheim in Zehlendorf leitet, den Ehrenamtsteams am Mittelhof und der Flüchtlingsbeauftragten des Kirchenkreises sind wir ein starkes und wachsendes Team, offen für neue Ideen. UNTERSTÜTZUNG Wenn Sie Lust und Zeit haben, sich einzubringen, melden Sie sich bitte im Gemeindebüro, Telefon 80 98 32 56 oder per Mail kontakt@ paulusgemeinde-zehlendorf.de Stichwort: „Paulus hilft Geflüchteten“. Wir freuen uns auf Sie! Kleinanzeigen Freundlicher Gärtner sucht Zweitwohnung (1–1,5 Zi., gerne Souterrain), bitte melden unter 84 31 99 96. Versierte Altenpflegerin bietet Stundenweise Hausbetreuung an. Übernehme auch Fahrten von Haus zu Haus. Telefon: (030) 20 05 16 47 Gemeindemitglied sucht eine 4-Zimmer-Eigentumswohnung oder Reihenhaus bis 450000 EUR in Zehlendorf. Kontakt: [email protected] oder 0178 / 5 27 44 74 Suche helle, sonnige Wohnung mit großem Balkon/Terrasse 2,5 – 3 Zimmer, kein Souterrain, im Bereich Zehlendorf mit guter Infrastruktur sowie Verkehrsanbindung und netter Hausgemeinschaft! Für ältere Dame. Anruf bitte unter 0174 / 2 94 97 87 von 18–19 Uhr. „Jedes Symptom ist ein Begleiter auf dem Weg zur Wurzel des Problems – zu sich selbst“ Gerne begleite ich Sie auf Ihrem Weg der inneren Bewusstseinsprozesse Integrales Coaching Einzel-/Gruppenarbeiten Telefonberatungen Seminare/Vorträge Marit Steinkopf Lohengrinstraße 10a, 14109 Berlin Tel.: (030) 804 82 410, Mobil: 0172 / 30 16 400 [email protected] www.marit-steinkopf.de PAULUS BLÄTTER 12 ÜberPaulusDie den KulturSeiten Kirchturm geblickt Zweiter Zugang zum S-Bahnhof-Zehlendorf Kürzer, bequemer, fußgängerfreundlich Von Christian Küttner V or etwa einem Jahr fand im Bali-Kino eine Bürgerversammlung zum Thema „Zweiter Zugang zum S-Bahnhof Zehlendorf“ statt. Inzwischen wurde von der Senatsverwaltung und der Deutschen Bahn (DB) ein Planungsgutachten in Auftrag gegeben. Es soll das Wie und die Kosten für verschiedene Varianten der Brückensanierung einschließlich Zweitzugang ermitteln. Das Ergebnis soll Anfang 2016 vorliegen. Wir wollen nicht noch einmal 30 Jahre auf die für Senat und der DB vergleichsweise kleine aber für Zehlendorfs Bürger so wichtige Maßnahme warten. Damit jetzt entschieden und endlich mit dem Bau begonnen wird, ist eine Bürgerinitiative erforderlich. Daher rufen wir alle auf, zur Bürgerversammlung am 29. Oktober um 19.30 Uhr in die Alte Dorfkirche zu kommen und aktiv zu werden. ANZEIGEN Der Zweitzugang als Fußgängerunterführung zwischen der Machnower Straße und dem alten Postplatz am Ende der Martin-Buber-Straße Ecke Anhaltiner Straße ist für die Stadtentwicklung von Zehlendorf Mitte ein erster, wichtiger Schritt. Für alle, die dort in die S-Bahn ein- oder umsteigen, würden sich damit ganz neue Laufwege ergeben. Auch würde der tägliche Schulweg für viele kürzer und sicherer. Mit der neuen Fußgängerunterführung verbunden sind Fragen, die in einer Planung des direkten Umfelds mit Bürgerbeteiligung geklärt werden sollten: Wird aus dem Postplatz und dem kleinen Teltower Damm, der Einbahnstraße zum Platz, eine erste Fußgängerzone? Wird es einen Spielplatz geben? Wird auf dem DB-Brachgelände an der Anhaltiner Straße zumindest zwischenzeitlich neuer Parkraum entstehen? Was wird aus den alten Bahngebäuden: ein Edelrestaurant, ein Jugendtreff oder eine Fahrrad-Parkstation? OKTOBER 2015 Zieht man den Kreis für das Umfeld um den S-Bahnhof etwas größer, so stellt sich die Frage: Wie schaffen wir es, dass aus Zehlendorf Mitte ein fußgängerfreundliches Stadtteilzentrum wird? Gerade in Stadtteilzentren geht es um mehr Platz zum Einkaufen und Verweilen. Der Teltower Damm sollte daher zu einem echten Boulevard aufgewertet und der Auto- und Schwerlastverkehr durch Zehlendorf Mitte Schritt für Schritt reduziert werden. Das Rathaus sollte zu einem Bürger- und Kulturzentrum umgebaut werden. Wenn der alte Postplatz einen mehr städtischen Charakter bekommt, könnten auf der Dorfaue zum Beispiel drei eher beschauliche Plätze entstehen: ein Wasserspielplatz für Kinder, ein Platz vor dem Standesamt für die Hochzeitfeiern und ein eher geschichtlicher Platz vor dem Gemeindehaus. Es finden sich bestimmt Spender, die dafür sorgen, dass 2017 zum Reformation-Jubiläumsjahr auf einem schönen neuen Platz eine Kopie des BÜRGERVERSAMMLUNG zum zweiten S-Bahn-Zugang am Donnerstag, 29. Oktober, um 19.30 Uhr, in der Alten Dorfkirche 13 Stellenangebot FOTO: © BORIS BUCHHOLZ Ehrenamtliche(n) Mitarbeiter/in für den Anzeigen dienst der Paulus Blätter gesucht Auf dem Platz vor der alten Post könnte der zweite Zugang zum S-Bahnhof Zehlendorf entstehen: Bisher parken hier Autos. alten Luther-Denkmals vor dem evangelischen Gemeindehaus eingeweiht werden kann. Berlin wächst immer dichter zusammen, auch in Zehlendorf. Private Investoren entwickeln ihre Ideen, verdichten Wohnflächen und prägen die Stadtbezirke. Viele fragen sich: Wo bleiben da die Pläne und Investitionen für die öffentlichen Wege, Plätze und Gebäude? Nächstes Jahr sind Wahlen in Berlin. Nutzen wir diese Chance, um alle Verantwortlichen vom Regierenden Bürgermeister, über den Bausenator bis zu den Planern bei der DB und in der Bezirksverwaltung für Investitionen in den öffentlichen Raum zu gewinnen. Die Bezirksverwaltung, der Senat und die DB erwarten von uns Bürgern, dass wir unsere Anforderungen formulieren. Liefern wir sie ihnen. Je klarer und deutlicher wir sagen, welche Investitionen uns wirklich wichtig sind, und je mehr gute Ideen und Vorschläge für deren Umsetzung gemacht werden, umso besser wird das Ergebnis. Der erste Schritt, noch vor den Wahlen, sollte aber sein, dass der Senat und die DB sich für den Zweitzugang als Fußgängerunterführung zwischen der Machnower Straße und dem alten Postplatz entscheiden. Dies wäre ein guter Start für ein fußgängerfreundliches Zehlendorf Mitte. Das private Institut mit der persönlichen Beratung. Machnower Str. 32 • 14165 Berlin Tag und Nacht 801 22 69 Wir suchen weiterhin eine(n) Betreuer/in für die Anzeigen kunden der Paulus Blätter. Zu der ehrenamtlichen Tätigkeit gehören der regelmäßige Besuch der Inserenten im Zehlendorfer Ortskern und die Erstellung der Rechnungen an sie. Die Aufgabe ist äußerst wichtig für das monatliche Erscheinen der Paulus Blätter: Mit den regelmäßigen Einnahmen der Anzeigenkunden werden zu einem großen Teil Papier, Gestaltung und Druck der Paulus Blätter finanziert. Wenn Sie mitmachen wollen im Team der Paulus Blätter, melden Sie sich bitte im Gemeindebüro Teltower Damm oder per E-Mail über [email protected]. Wir freuen uns. PAULUS BLÄTTER 14 Die PaulusGottesdienste, KulturSeiten Termine & Kontakte Adressen & Personen Getauft wurden: Getraut wurden: Bestattet wurden: Gemeindebüro im Gemeindehaus Teltower Damm 6 14169 Berlin Tel. 80 98 32–0 Fax 80 98 32 55 [email protected] Mo und Mi 10–13 Uhr Do 16–19 Uhr Küsterin: Irma Petto Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen: Ruth Anders, Anneliese Kutzner, Gudrun Rudolph Pfarrerin Dr. Donata Dörfel Tel. 80 98 32–0 oder unter Tel. 84 78 88 84 [email protected] Vorsitzender des Gemeindekirchenrats Henry Bren d‘ Amour Kantor Cornelius Häußermann Tel. 80 98 32-25 kirchenmusik@ paulusgemeinde-zehlendorf.de Gemeindeschwester Dorothea Lindemann Tel. 80 99 70 29 (außer Di) [email protected] ANZEIGE Andachten in den Heimen Rosenhof: Donnerstag, 1. Oktober, 16 Uhr, Pfarrerin Dr. Dörfel Wegen des Weggangs von Pfarrer Andreas Schiel sind die Termine für die nächsten Andachten im Haus Lindenhof und in der Villa Grüntal und im Haus Nansen noch offen. OKTOBER 2015 Jugendarbeit Rebecca Stry Tel. 84 17 05 24 [email protected] Superintendent Dr. Johannes Krug Tel. 8 02 60 55 Fax 8 02 63 07 superintendentur@ teltow-zehlendorf.de Gemeindliche Kindertagesstätten Paulus Teltower Damm 8 14169 Berlin Tel. 80 98 32 44 Fax 80 98 32 55 kita.paulus@ paulusgemeinde-zehlendorf.de Leiterin: Karin Brych Sprechzeiten: Do 9.30–11.30 Uhr Am Buschgraben Ludwigsfelder Straße 51 14165 Berlin Tel. 8 02 70 86 Fax 80 90 92 77 kita.buschgraben@ paulusgemeinde-zehlendorf.de Leiterin: Eveline Stüben Sprechzeiten: Do 9–12 Uhr Spenden & Fördern Spenden für die Gemeinde Kirchenkreisverband Berlin Süd West IBAN DE59 5206 0410 3403 9663 99 BIC GENODEF EK Gemeindeförderverein Paulus e.V. Teltower Damm 6, 14169 Vorsitz: Holger Johannsen gemeindefoerderverein@ paulusgemeinde-zehlendorf.de IBAN DE37 5206 0410 0003 9095 06 BIC GENODEF EK Förderverein Alte Dorfkirche e.V. Teltower Damm 6, 14169 Vorsitz: Dr. Eckard Siedke IBAN DE85 5206 0410 0003 9010 76 BIC GENODEF EK Orgelbauverein der Pauluskirche Zehlendorf e.V. Teltower Damm 6, 14169 Vorsitz: C. Häußermann orgelbauverein@ paulusorgel.de IBAN DE10 3506 0190 0000 0200 01 BIC GENODED DKD IMPRESSUM Die Paulus Blätter sind die Gemeindezeitung der Ev. Paulusgemeinde Berlin-Zehlendorf. Die Paulus Blätter erscheinen 10-mal im Jahr. Zustellung frei Haus: 10 Euro / Jahr. Herausgeber: Gemeindekirchenrat der Paulusgemeinde Berlin-Zehlendorf Konto: Kirchenkreisverband Berlin Südwest, IBAN DE59 5206 0410 3403 9663 99, BIC GENODEF EK , Kontoinhaber: Kirchenkreisverband Berlin Südwest, Stichwort Paulus Blätter Redaktion: Lothar Beckmann, Hannelore Beuster, Dr. Donata Dörfel, Heide Israel, Helmut Oppel, Dr. Beatrix von Wedel. Grafik: Boris Buchholz AGD, www.borisbuchholz.de Druck: Oktoberdruck, Berlin Auflage: 1200 Anschrift: Paulus Blätter, Gemeindebüro, Teltower Damm 4–8, 14169 Berlin, [email protected] Es gilt Anzeigenpreisliste 1II/2011 15 6: 50 M U o hr Le rge / A itu na lte ng nd D : E ac or h e h t fk i rc pa he ar 15 Pr U eu Se hr ß n / 6. ior im un e n G e Le d tr m itu 20 eff ein ng . O de : D kt ha us . L ob 19 in er U d h St r em r ic / G an kk em n re e is ind eh au s Kirche „lebenslänglich“ (VII) Diakonie Zur Kirche gehört nicht nur die Verkündigung des Wortes Gottes und der Gottesdienst, sondern auch die tätige Nächstenliebe, die Diakonie. Das Wort „Diakonie“ leitet sich vom griechischen Wort für „Dienst“ ab. Nächstenliebe und Hilfe für Schwache gehören schon im Alten Testament zu den zentralen biblischen Geboten. Im Neuen Testament erklärt Jesus das Gebot der Nächstenliebe gemeinsam mit dem Gebot der Gottesliebe zu dem wichtigsten. Diakonie – das war schon in der Entstehungszeit der Kirche der zusammenfassende Begriff, unter dem aus christlichem Antrieb heraus Dienste an unseren Mitmenschen geleistet wurden. Überall, wo Menschen zusammenleben, brauchen Alte und Kranke, Schwache, Arme und Angefochtene Hilfe und Beistand – auch mitten in der Wohlstandsgesellschaft. Zu den Schwerpunkten diakonischer Arbeit heute gehören: Mi Do hr U 20 Fr /i m A G be em en ndb ein 17 tfä ib de llt el ha U hr im stu us /i O nd m kt e G em obe r Li ei te nd ra eh 27 tur aus . O kr kt eis ob er 14 .3 0 U Bi hr en be / S tfä ls alo llt tu n vo nd rlä e 14 ufi –1 g 7 U hr Tr / Ve öd st el ibü -C l, af é Be s 1 30 uc 5 . O h s Uh kt kre r ob is er Di Ort: Gemeindehaus, Teltower Damm 4–8 Gottesdienste im Oktober SO 4. SO O KTOB E R 11. SO 18. SO 25. SA 31. N O V. – Beratungsstellen für Arbeitslose; Initiativen, die elementare Lebensbedürfnisse befriedigen, zum Beispiel Suppenküchen und die „Tafel“, eine Organisation kirchlicher und sozialer Dienste, wo notleidende Menschen Lebensmittel erhalten. – Beratung und Unterstützung bei der Integration von Migranten. – Beratung von Hilfesuchenden, zum Beispiel bei der Telefonseelsorge, der Bahnhofsmission, der Ehe-, Familien- und Lebensberatung, der Schuldner- und Suchtberatung. –Entfaltung von Lebenschancen für Menschen mit Behinderung. – Unterstützung alter Menschen durch Seniorenkreise und Besuchsdienste. – Hilfe für Kranke – ein Drittel aller Krankenhäuser in Deutschland ist heute in kirchlicher Trägerschaft. – Begleitung von Sterbenden. Mo Feste Termine SO 1. 10 UHR Gottesdienst mit Abendmahl ohne Alkohol Pauluskirche Pfarrerin Dr. Donata Dörfel 10 UHR Gottesdienst mit Taufe Pauluskirche Superintendent Dr. Johannes Krug 10 UHR Gottesdienst mit Taufe Pauluskirche Pfarrer i.R. Kurt Kreibohm MIRJAMSONNTAG, 10 UHR Gottesdienst Pauluskirche Team REFORMATIONSTAG, 18 UHR Gottesdienst Alte Dorfkirche Superintendent Dr. Johannes Krug 10 UHR Gottesdienst mit Abendmahl ohne Alkohol Pauluskirche Pfarrer Holger Schmidtke „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“, sagt Jesus (Matthäus Kapitel 25, Vers 40). Frühstück in Paulus Hannelore Beuster Dienstag, 13. Oktober, um 10 Uhr im Gemeindehaus Teltower Damm. PAULUS BLÄTTER 16 In der letzten Bank OKTOBER 2015 Die nächste Ausgabe der Paulus Blätter erscheint Ende Oktober. Mirjamsonntag 2015 Marthas Christusbekenntnis Von Hannelore Beuster Seit 2001 feiern immer mehr Gemeinden im Herbst den Mirjamsonntag. In der Paulusgemeinde wollen wir uns zum fünften Mal auf den Weg zu einer gerechten Gesellschaft von Frauen und Männern in der Kirche machen. In diesem Jahr steht eine Frauengestalt aus dem Neuen Testament im Mittelpunkt des Gottesdienstes: Martha. Vielen Bibelkundigen sind Martha und ihre Schwester Maria aus dem Lukas-Evangelium bekannt. Martha ist hier die geschäftige Hausfrau, die für das leibliche Wohl Jesu und seiner Jünger sorgt, während Maria zu Jesu Füßen sitzt und ihm zuhört. Ganz anders begegnet uns Martha im JohannesEvangelium (Kapitel 11). Dort wird sie als starke und bedeutende Frau geschildert, eine Jüngerin Jesu. Die Schwestern Maria und Martha schicken Boten zu Jesu, weil ihr Bruder Lazarus schwer krank ist. Aber Jesus lässt sich Zeit. Er trifft erst bei den Der Reformator vom Fließband D er große Deutsche ist etwas klein geraten. Nur 7,5 Zentimeter misst er und sieht auf den ersten Blick aus wie alle seine Plastik-Kameraden mit dem unverwechselbaren Grinsegesicht. Aber in der rechten Hand hält er einen Mini-Federkiel, in der linken eine aufgeschlagene Bibel. Links steht: „Bücher des Alten Testaments ENDE.“ Die rechte Seite verrät den Namen der frommen Figur: „Das Neue Testament übersetzt von Doktor Martin Luther.“ Die Firma Playmobil ist eher bekannt für seine über 30 verschiedenen Spielewelten – mit Leo Löscher dem Feuerwehrmann, Pit Paulsen von der Küstenwache oder dem bösen Doktor Devil. Doch rechtzeitig zum 500. Reformati- onsjubiläum haben die Figurenformer aus dem fränkischen Zirndorf – Jahresumsatz knapp 600 Millionen Euro, 4100 Beschäftigte weltweit – den deutschen Reformator in ihr Plaste-Panoptikum aufgenommen. Die Anregung dazu kam vom Nürnberger Tourismusbüro und der Evangelischen-Lutherischen Kirche in Bayern. Und der Plastik-Luther ist auf dem besten Weg, die erfolgreichste deutsche Playmobil-Figur aller Zeiten zu werden. Die erste Lieferung von 34 000 Exemplaren im Februar war bereits nach 72 Stunden ausverkauft. 50 000 weitere Mini-Martins sind im Sommer nachgeliefert worden – und mehr soll es erst einmal nicht geben. Diese Verkaufszahlen klingen mächtig gewaltig, Schwestern ein, als ihr Bruder schon seit vier Tagen begraben ist. „Rabbi, wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben“, sagt Martha zu Jesus. In dem nun folgenden theologischen Gespräch mit Jesus kommt sie am Ende zu der Erkenntnis: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.“ Mit ihrem Christusbekenntnis ist Martha das weibliche Pendant zu Petrus. Als solche ist sie vielen unbekannt. Der diesjährige Mirjamgottesdienst in der Pauluskirche am 25. Oktober um 10 Uhr wird Martha als Christusbekennerin in den Blick nehmen. Ein kleines Frauenteam hat diesen Gottesdienst vorbereitet und lädt alle – Frauen und Männer, Junge und Alte, Gemeindemitglieder und Menschen aus anderen Gemeinden – herzlich dazu ein. relativieren sich aber im Vergleich: Seit 1974 haben die Spielzeugmacher eine Playmobil-Population von 2,8 Milliarden (!) Figuren erschaffen. Wer hat den Luther-Däumling gekauft und warum? Darüber lässt sich vortrefflich spekulieren. Kinder wohl kaum, denn das historische Männlein im schwarzen Talar wirkt irgendwie deplatziert zwischen Astronauten und Dinosauriern, auf dem Ponyhof ebenso wie auf dem Piratenschiff. Alle diese Spielthemen und noch viel mehr hat Playmobil mit Plastikzwergen besetzt. Ich habe die blaue Papp-Box mit der Figur 6099 und dem offiziellen Logo „Luther 2017“ in Eisenach erstanden. Immerhin einer wichtigen Wirkungsstätte Martin Luthers. Noch ist das Reiseandenken nicht ausgepackt und nicht zusammengesteckt. Vielleicht wird es mal wertvoll, falls das Fließband nicht noch einmal anläuft und Klein-Luthers Vervielfältigung munter fortgesetzt wird. Lothar Beckmann
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