Geschichte, 2015

Angaben zum Studium/Praktikum
Studienfächer
Geschichte / Politikwissenschaft
Zielland
Estland
Aufenthaltszeitraum (mm/jjjj bis mm/jjjj)
02/2015 bis 06/2015
Angaben zur Person
Name, Vorname
E-Mail
Neder, Timo
[email protected]
Antworten Sie auf die Fragen jeweils bitte im Fließtext.
Was waren Ihre persönlichen und akademischen Beweggründe für den Auslandsaufenthalt?
Ich habe mich im Rahmen meines Geschichtsstudiums mit der estnischen
Geschichte beschäftigt. Besonders Tartu als Wiege der estnischen Kultur und
Freiheitsbewegung war daher für mich aus akademischer Perspektive interessant.
Darüber gehört die Uni Tartu international zu den renommiertesten Unis und ein
Auslandssemester sowie erste Sprachkenntnisse wirken sich bei einer eventuellen
Masterbewerbung in Tartu positiv aus.
Persönliche Beweggründe waren die lockende studentische Kultur von der mir über
Freunde berichtet wurde.
Die Stadt ist durch die Uni sehr jung und trotz ihrer geringen Größe sind
überproportionale Einkaufsmöglichkeiten, internationale Restaurants und
Kulturangebote vorhanden.
Wie haben sich Ihre Vorbereitungen gestaltet? Worauf ist besonders zu achten? (Bewerbung an
der Hochschule/Institution; Organisation des Visums, Flugs sowie der Unterkunft; Krankenversicherung;
Kosten)
Der Schriftkontakt mit der Uni lief nahezu komplett über E-Mailverkehr und es wurde
stets schnell innerhalb 2-3 Tage geantwortet.
Durch Estlands EU-Mitgliedschaft brauchte es kein Visum und die erforderlichen
Dokumente hielten sich zumindest von estnischer Seite in Grenzen.
Ich bin mit dem Fernbus aus Berlin angereist. Trotz einer Fahrzeit von ca. 24 Stunden
ist der Fernbus gerade für Studenten mit weniger finanziellen Mitteln zu empfehlen. Für
unter 60€ pro Fahrt kann man außerdem noch recht viel an Gepäck mitnehmen.
Mit dem Studentenwohnheim wurde einem vom ERASMUS Büro in Tartu geholfen.
Wer nicht gerne ein halbes Jahr mit einer zweiten Person ein Zimmer teilen möchte
kann auch (soweit das Wohnheim nicht ausgelastet ist) ein Doppelzimmer alleine
mieten.Die Wartelisten für Einzelzimmer sind lang und werden eher an
Masterstudenten vergeben.
Die Lebensunterhaltskosten unterscheiden sich kaum von Greifswald.
Welche Erfahrungen haben Sie bei Ihrem Auslandsstudium/-praktikum gemacht?
(Bedingungen der Hochschule/Institution; belegte Kurse und Prüfungen; Tagungen; Workshops)
Die Bedingungen an der Uni waren optimal. Man merkt, dass die Uni Tartu
renommiert und viel wichtiger noch ausfinanziert ist.
Hier wird der Unterschied zur Uni Greifswald besonders deutlich.
Seminare können auch in kleineren Gruppen angeboten werden.
Die Seminare in englischer Sprache werden meistens von internationalen
Gastdozenten gehalten. Dieses sind, wie in meinem Fall, mal renommierte
Professoren aus der USA, können aber genauso gut, unerfahrene Neulinge in der
Lehre sein.
Die Kurse beinhalten in den meister Fällen nicht nur ein längeres Essay oder eine
Hausarbeit am Ende des Semesters, sondern ebenso ein kürzeres Mid-Term Paper
ungefähr nach der Hälfte des Semesters.
Inwieweit sind Sie mit den sprachlichen Voraussetzungen vor Ort zu Recht gekommen?
(z.B. Angebote von Sprachkursen, Arbeitssprache vor Ort, Kommunikation vor Ort)
Die Uni Tartu bietet eine Vielzahl von Sprachkursen an. Neben mehreren
Estnischkursen für Anfänger kann man ebenso unter anderem Russisch oder
Deutsch lernen.
Das Angebot an englischsprachigen Kursen ist an der philosophischen Fakultät in
Ordnung. Anders als in Greifswald, hat man eine Auswahl.
Man kommt mit Englisch sehr gut durch den Alltag, viele Esten sprechen gutes
Englisch. Da Deutsch als zweite Fremdsprache relativ beliebt ist, verstehen auch
viele jüngere Esten Deutsch.
Welche persönlichen Eindrücke bleiben von Ihrem Aufenthalt und wie bewerten Sie diesen?
(Alltag vor Ort; Mentalität; prägende Erlebnisse; Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?)
Ich bin sehr froh, dieses ERASMUS-Semester gemacht zu haben.
Die Stadt ist sehr idyllisch, grün und trotzdem gibt es ein vielfältiges Kultur- und
Gastroangebot. Man ist von den Wohnheimen aus innerhalb von unter 10 Minuten auf
dem Campus. Gerade das große Wohnheim in dem ich gelebt habe, lebt von Solidarität.
Ob spontane Events, An- und Verkauf von Alltagsgegenständen, vermisste Sachen, alles
wird hier über eine große Onlinecommunity auf Facebook abgewickelt.
Die Esten sind ein sehr ruhiges und zurückhaltendes Volk.
Gerade als Deutscher wundert man sich am Anfang über die langsame Gelassenheit
beim Servicepersonal. Alles geht hier ein bisschen, teilweise auch deutlich langsamer.
Andererseits werden hier verlorene Gegenstände in 90% der Fälle gefunden und von
einem Bürger Tartus abgegeben. Die Kriminalitätsrate an sich ist in Tartu extrem niedrig.
Die lokale Erasmusinitiative kümmert sich intensiv um einen. Es werden hier im Seminar
beinahe wöchentlich große und kleinere Events angeboten und es ist fast unmöglich nicht
integriert und isoliert zu werden. Besonders das "Sea Battle" eine 3 tägige
Party-Kreuzfahrt von Tallinn nach Stockholm und zurück mit Erasmusstudenten von allen
Unis des Baltikums und Skandinaviens hat mir besonders gefallen.
Darüber hinaus bietet die lokale ESN aber auch Fahrten nach Russland, Weißrussland
und Lapland an, sowie natürlich zu diversen Orten innerhalb Estlands.
Ich kann Tartu nur jedem empfehlen.
Welche praktischen Tipps würden Sie zukünftigen Studierenden für Ihren Auslandsaufenthalt
geben? (z.B. zu Zeitpunkt, Finanzierung, sprachliche Vorbereitung, …)
Das Sommersemester ist der beste Zeitpunkt um nach Tartu zu fahren. Man kommt in der
kalten Jahreszeit an und merkt von Woche zu Woche, mit dem tauenden Schnee taut auch
die estnische Seele auf und die Menschen werden fröhlicher und überschwinglicher. Der
estnische Winter ist dagegen sehr kalt und trist.
Man sollte bei der Finanzierung darauf achten, dass man in etwa die gleiche finanziellen
Mittel wie in Greifswald hat, da sich die Kosten für Essen, Trinken und Kultur nicht wirklich
von Greifswald unterscheiden. Wer überdies noch herumreisen bzw. an den meisten ESN
Events und Ausflügen teilnehmen möchte sollte vorher zusätzliches Geld sparen.
Es ist nicht zwingend erforderlich Estnisch zu lernen, schon gar nicht vor der Anreise.
Ich persönlich wollte es jedoch, da es mir unangenehm ist ein halbes Jahr in einem Land zu
wohnen ohne mich zu bemühen wenigstens ein paar Sätze sprechen zu können.
Außerdem kann man so die estnische Seele noch etwas besser verstehen.
Wer interessiert an einem lustigen und gut konzipierten kostenlosem Onlinekurs ist,
dem empfehle ich den A1-A2 Kurs der vom estnischen Staat zur Verfügung gestellt worden
ist: ( https://www.keeleklikk.ee/ )