IPO 2015 - Bericht, Niklas Uhmeier & Ragna Heyne

IPO 2015 - Bericht, Niklas Uhmeier & Ragna Heyne
Am Morgen des 14. Mai 2015 trafen wir uns voller Vorfreude und Aufregung am Frankfurter
Flughafen und waren wenig später bereits auf dem Weg nach Tallinn, wo wir bereits am Flughafen
einige der anderen Delegationen kennenlernten. Nach einer circa zweieinhalbstündigen Fahrt mit
durch den estländischen Wald erreichten wir Tartu, wo die Eröffnungszeremonie leider bereits im
Gange war. Nachdem wir rasch unsere Zimmer in dem sehr schönen und komfortablen Hotel Tartu
bezogen hatten, konnten wir aber dennoch den größten Teil der Veranstaltung hören und freuten
uns wahnsinnig, als wir im schönen Dorpat Conference Centre zum ersten mal die Chance hatten, die
anderen Schüler und Lehrer kennenzulernen. Bereits an diesem ersten Abend verstand sich die
Gruppe sehr gut und es war unglaublich spannend, sich mit den Teilnehmern auszutauschen.
Am nächsten Morgen fuhren wir bereits morgens gegen neun Uhr aus dem Hotel los zum Tartu
Vocational Education Centre, wo wir unsere Essays schrieben. Die Essaythemen waren für mein
Empfinden sehr anspruchsvoll, dennoch hat es mir persönlich sehr viel Spaß gemacht sich mit den
Fragestellungen auseinanderzusetzen, was aufgrund der angenehmen und konzentrierten
Atmosphäre während der vier Stunden Arbeitszeit auch sehr gut möglich war.
Nachdem alle Schüler ihre Essays abgegeben und gemeinsam zu Mittag gegessen hatten, fuhren wir
in das Kino "Athena", wo der estländische Schauspieler und Regisseur Puu Estonia uns seinen Film
"The space of pure thought" vorstellte. Die Meinungen über diesen Film gingen innerhalb der Gruppe
stark auseinander, jedoch gab die Geschichte eines sich in den Wäldern Estlands abschottenden
Philosophen, die in den Film erzählt wurde, uns eine ganze Menge Stoff zum Denken und diskutieren.
So gerieten wir alle sehr schnell in Kontakt mit den anderen Schülern und diskutierten mit ihnen
nicht nur über die gesehene Dokumentation, sondern lernten einander wirklich kennen. Diese
Unterhaltungen mit den anderen jungen Philosophen, in denen wir so einiges über ihre Kulturen, ihre
Ansichten und auch ihre Persönlichkeiten lernten, waren während der gesamten IPO sehr
inspirierend und lehrreich - ich habe das Gefühl, von ihnen sehr viel profitiert zu haben.
Als wir nach ein paar Stunden gemeinsam verbrachter Freizeit in Tartu schließlich das Abendessen im
Edward Vilde Salon hatten genießen dürfen, gab uns noch der Stand Up Comediean Louis Zezeran
eine Performance zum besten, die für sehr gute Stimmung sorgte. Wir saßen nach diesem letzten
Programmpunkt am Freitagabend noch lange zusammen und unterhielten uns fabelhaft .
Am nächsten Morgen teilten wir uns, nach einem stärkenden Frühstück im Hotel, in zwei
verschiedene Gruppen, welche in unterschiedlicher Reihenfolge eine Bootsfahrt auf dem Emajogi,
welcher durch Tartu fliesst, eine Führung durch die Universität und eine weitere durch die Stadt
absolvierten. Ohne näher ins Detail zu gehen lässt sich auf jeden Fall sagen, dass Tartu als
Universitätsstadt mit Tradition und Geschichte, ebenso wie als kulturelles und intellektuelles
Zentrum Estlands, ein grossartiger Austragungsort einer Philosophieolympiade ist. Nach einem
erneuten Mittagessen im Vilde Salon ging es zurück in die Universität Tartus, wo vier verschiedene
Gruppendiskussionen zu moralischen Dillemata und zu Konflikten angeboten wurden. Anschliessend
gab es eine Diskussion zu der Frage, wie man parteipolitische Propaganda in einer Demokratie
handhaben sollte. Die Diskussion fand statt im Hörsaal der Universität, und verlief überraschend
zivilisiert und ergebnisreich, wenn man bedenkt, dass die Teilnehmer knapp achtzig philosophisch
interessierte Schüler sowie einige Lehrer waren.
Nach dieser Diskussion war eine Stärkung im Edward Vilde Salon jedoch völlig angebracht, vor allem
in Anbetracht der Tatsache, dass sich die Veranstalter für diesen Abend noch eine Besonderheit für
uns überlegt hatten, welche sich im Nachhinein als sehr anstrengend herausstellen sollte,
zunächstjedoch für ein wenig Verwirrung sorgte: Was genau sollte man sich unter einer Water Disco
vorstellen? Schnell wurden die vergessenen Badehosen und Bikinis nachgekauft und dann ging es
mit sehr unterschiedlichen Erwartungen in das Hallenbad Aura in der Nähe unseres Hotels. Selbst die
letzte bei einigen verbleibende Skepsis schlug jedoch bei Betreten des Schwimmbades schnell in
Begeisterung um. Die Veranstalter hatten schlicht und ergreifend das gesamte Schwimmbad samt
Rutschen und Sauna gemietet und einen DJ am Beckenrand platziert. Nach einem unglaublichen,
aber wie bereits erwähnt auch sehr erschöpfendem Abend im Aura beschlossen einige von uns, dass
es noch Zeit für einige erfrischende Getränke sei, und so wurde die freie Zeit am nächsten Morgen
von vielen genutzt, um noch ein wenig Schlaf nachzuholen.
Nach dem Mittagessen wurde es jedoch noch einmal ernst. Nach einem Vortrag von Jaan Kaplinski
über eine These Nietzsches und einigen musikalischen Darbietungen wurden die Ergebnisse der
Olympiade verkündet. Die beiden am besten bewerteten Essays schrieben Ivan Merker aus Ungarn
und Annti Autio aus Finnland, welche sich somit über die beiden verdienten Goldmedaillen freuen
konnten. Wir beiden Kandidaten aus Deutschland konnten uns über eine Honorable Mention freuen,
was für uns beide eine sehr große Ehre darstellte. Im Anschluss an die Kundgabe der Ergebnisse gab
es noch ein feierliches Essen und eine abschliessende Party im Atlantis.
Am nächsten Morgen mussten wir uns schweren Herzens von all diesen intelligenten, ambitionierten
und talentierten jungen Menschen trennen, welche wir in dieser Zeit sehr lieb gewonnen haben und
welche eine Zeit mitgestaltet haben, welche wir nie vergessen werden und die uns sicher ein Stück
weit geprägt hat. Wir sind uns sicher, nicht nur für uns zu sprechen, wenn wir sagen, dass es eine
wirklich besondere und prägende Erfahrung war, die Zeit in Estland verbringen zu dürfen.
Bereits auf der Heimfahrt, welche für so manchen noch einige böse Überraschungen parat hatte, was
von vielen als Zeichen gedeutet wurde, man hätte einfach noch mehr Zeit in Tartu verbringen sollen,
wurden die ersten Pläne für Nachtreffen geschmiedet, was Hoffnung macht, das dies nicht das Ende
der IPO 2015 in Tartu ist.
Ragna Heyne u. Niklas Uhmeier