Lehrerheft

Lehrerheft
Ein Projekt des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg
mit freundlicher Unterstützung durch den Landesverband der Betriebskrankenkassen
Baden-Württemberg sowie die IKK Baden-Württemberg und Hessen
Liebe Lehrerinnen, liebe Lehrer!
Mit dem Projekt “Aktive Teens”, das in
Zusammenarbeit mit der e-nitiative.nrw
entwickelt wurde, stellen wir Ihnen ein
Projekt vor, das Ihnen helfen soll, an
Ihrer Schule Suchtprävention mit dem
Fokus auf Rauchen erfolgreich und langfristig zu implementieren.
Das Projekt zeichnet sich durch drei
Besonderheiten aus:
Zum einen werden in diesem Projekt die
Potenziale des multimedialen Lernens
mit dem Internet genutzt, indem auf der
Web-Plattform der Erfahrungsaustausch
zwischen Klassen unterschiedlicher
Städte ermöglicht wird und so durch das
Voneinander-Lernen die Entwicklung in
den Schulen nachhaltig verbessert wird.
Zweitens wird hier das Modell der fünf
Ebenen vorgestellt, das dem Projekt
zugrunde liegt. Hierbei handelt es sich
um einen Ansatz, der in mehr als 11-jähriger Arbeit in der Suchtprävention von
Johannes
Schopp
(Experte
für
Suchtprävention des Jugendamtes
Dortmund, Trainer von Eltern-, Schülerund Lehrerseminaren zu diesem Thema)
entwickelt wurde.
Die dritte Besonderheit bezieht sich auf
das breite Blickfeld bei der Zielgruppe:
So liefert “Aktive Teens” - in fester Überzeugung, dass Schule als System
betrachtet werden sollte - Anregungen
und Gedanken, die Ihnen helfen sollen,
Ihre Schule zu einer "gesunden Schule"
zu entwickeln, in der das soziale
Miteinander zwischen Lehrern, Schülern
und Eltern nicht inmitten der umfassenden Aufgabe des Lehrens und Lernens
verloren geht.
Sowohl die Seminare für Schüler als
auch die Materialien für Schüler und
2
Lehrer berücksichtigen hierbei drei
wesentliche Komponenten, die für einen
langfristigen Erfolg notwendig sind:
Erstens den informativen Aspekt rund um
das Thema "Sucht und Suchtprävention",
zweitens
den
Aspekt
der
"Persönlichkeitsentwicklung" als bedeutende Komponente bei erfolgversprechender Suchtprävention und drittens
den Aspekt "Schule", die jegliche
Aktivitäten bezüglich Suchtprävention
begleiten sollte, indem sie sich zu einer
"gesunden Schule" entwickelt und so
Lehrern und Schülern den angemessenen Entwicklungsraum gibt, den sie
benötigen. Die Kapitel sind dementsprechend
analog
zu
diesen
drei
Komponenten Sucht, Persönlichkeit und
Schule strukturiert.
Der Anhang bietet Unterrichtsbausteine,
Materialien und Kopiervorlagen für Sie
als Lehrer, wenn Sie schnell in Ihrem
Verantwortungsbereich, dem Unterricht,
aktiv werden wollen.
Ergänzt wird das Projekt durch eine
Web-Plattform, auf der Sie im Anschluss
an das Projekt die Möglichkeit haben,
Hilfsmaterialien herunterzuladen, neue
Informationen zu erhalten und den
Verlauf bisheriger Projekte zu verfolgen.
Auch für Ihre Schüler stellt die Plattform
eine Erfahrungsecke, Internet-Rallyes
und interessante Links rund um
Schülerangelegenheiten bereit.
Wir haben bei den Materialien auf
Formulierungen verzichtet, die ständig
explizit auf beide Geschlechter Bezug
nehmen. Um den Lesefluss nicht zu stören, haben wir darauf verzichtet, stets
von Lehrerinnen und Lehrern bzw.
Schülerinnen und Schülern zu sprechen,
obwohl wir wissen, dass dies korrekt
wäre.
© IMAGO GmbH
Inhalt
Das Einleitungskapitel
Seite 4
macht Sie mit dem Projekt Aktive Teens vertraut. Es beschreibt die Ausgangsannahmen, die Grundlagen
und die Vorgehensweise bei dem Projekt.
Durch das Kapitel Suchtprävention an Schulen
Seite 11
bekommen Sie einen Einblick in die Thematik, um die es sich bei dem Projekt dreht und werden mit
aktuellen Ansätzen der Suchtprävention in Schulen konfrontiert. Suchtprävention hängt mit
Persönlichkeitsentwicklung zusammen - auch unser Ansatz geht von dieser Annahme aus - in diesem
Kapitel lernen Sie unseren Ansatz im Einzelnen kennen.
Das Kapitel Persönlichkeitsentwicklung - eine neue Aufgabe der Schule?
Seite 32
beschäftigt sich mit der Frage, was die Persönlichkeitsentwicklung unserer Schüler so dringend erforderlich macht. Häufig wirken die Umstände in der Schule der Persönlichkeitsentwicklung Ihrer Schüler entgegen, ohne dass Sie es merken. Außerdem werden Sie in diesem Kapitel dazu angeregt, sich mit Ihrer
eigenen Persönlichkeit auseinander zu setzen.
Im Kapitel: Von der Schule als Lebensraum
Seite 44
erfahren Sie, wie Sie Ihre eigene Schule zu einer "gesunden Schule" entwickeln können, sowohl auf
schulischer Ebene als auch auf der Ebene des Unterrichts. Es gibt viele Möglichkeiten, Ihre Schüler bei
der Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen.
Im Anhang
Seite 62
finden Sie Materialien, die Ihnen als konkrete Handreichungen dienen können. Der Anhang bezieht sich
jeweils auf die zuvor behandelten Inhalte. Bei den Materialien handelt es sich um Lernspiele,
Unterrichtsentwürfe, Kopiervorlagen und Organisationshilfen, die Ihnen die Umsetzung erleichtern sollen.
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Einleitung
Aktive Teens - Eine Einführung in das Projekt
In diesem kurzen Kapitel erhalten Sie einen Überblick darüber, was das
Projekt Aktive Teens bezweckt und mit welchen Mitteln und Methoden die
Ziele erreicht werden sollen.
Aktive Teens
die Ausgangsannahmen
Seite 5
Die Ziele im Einzelnen
Suchtprävention durch Stärkung der Schüler
Seite 7
Einwandargumentation:
Mögliche Einwände von Lehrerseite
und unsere Antworten darauf
4
Seite 9
Einleitung
Das Projekt "Aktive Teens"
Gesundheit - ein Thema
für die Schule?
In den letzten beiden Jahrzehnten ist das Thema Gesundheit
zum Dauerthema geworden.
Gerade durch die Medien findet
eine ständige Konfrontation mit
der Frage statt, was uns gesund
macht und gesund hält. Es ist
die Rede von Gesundheitsprävention,
Gesundheitsförderung oder Gesundheitsbildung. Ein Wandel in Bezug auf
das Gesundheitsbewusstsein
hat sich ergeben, oftmals stellen
Aussehen, Fitness und somit
auch die Gesundheit zentrale
Punkte des modernen Lebensstils dar.
Schulen verstärken ihre pädagogische Arbeit, um
Risikofaktoren zu minimieren, durch die Aufstellung
von Bildungsplänen zur 'Gesundheitserziehung', in
denen diese als fächerübergreifendes Prinzip verankert werden.
Man ist sich heute darüber einig, dass die
Prävention ein wichtiger Faktor im Schulleben darstellen muss. Dabei tritt die Förderung sozialer
Kompetenzen, personeller Ressourcen und
gesundheitsfördernder Umfeldgestaltung immer
stärker in den Vordergrund.
In der von der Weltgesundheitsorganisation vertretenen ganzheitlichen Auffassung von Gesundheit
wird die Wechselwirkung von Körper, Seele und
Umwelt mit einbezogen. So steht in der Präambel
der WHO-Charta, dass Gesundheit nicht nur die
bloße Abwesenheit von Krankheit sei, sondern der
Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen
und sozialen Wohlbefindens.
Seit den 50er Jahren stieg die aufgrund von HerzKreislauf- Krankheiten, Lungen- und Bronchialkrebs
oder auch Zuckerkrankheit überproportional an.
Inzwischen gehören Risikofaktoren, wie z.B. hoher
Blutdruck, hohe Blutfettwerte, Übergewicht,
Rauchen, Bewegungsmangel, aber auch psychische und umweltbedingte Einflüsse zur Normalität.
Die Bevölkerung wird heutzutage aufgeklärt, allerdings ist das sensibilisierte Bewusstsein noch kein
Garant für eine Verhaltensänderung. Die Sehnsucht
Gesundheit löst kaum aktiv-vorsorgendes Handeln
aus, sieht man einmal von Phasen ernsten
Krankseins ab. Viele Menschen sind noch nicht
bereit, gesundheitsgefährdende Einstellungen und
Verhaltensweisen zu ändern.
Die
Lebenswelt
der
Schüler:
eine neue Unübersichtlichkeit
Die Zeiten stabiler und allgemein anerkannter
Weltbilder und homogener Wertestrukturen sind
vorbei. Zudem sind religiöse, ideologische oder
ökonomische
Orientierungsmarken
früherer
Generationen verblasst. An ihre Stelle getreten ist
eine "neue Unübersichtlichkeit": Eine Welt der
globalisierten Märkte, der technologischen
Revolutionen, der gewandelten Beziehungsstrukturen und einer Vielfalt, ja oft Beliebigkeit der Werte
konfrontiert Jugendliche mit Unsicherheiten und
Orientierungslosigkeiten, die bewältigt werden müssen.
Hinzu kommen Schwächen der öffentlichen Hand:
so werden Kulturangebote heruntergefahren, die
Bedeutung von Sportvereinen, Musikschulen oder
anderen Freizeitangeboten für Kinder und
Jugendliche, in denen ursprünglich Sozialkompetenz vermittelt wurde, nimmt immer mehr ab. Die
Sozialisation von Kindern und Jugendlichen findet
stärker als zuvor in Peergroups und nicht mehr im
schulischen und familiären Umfeld statt. Jugendliche orientieren sich bei Verhaltens- und
Einstellungsfragen heute immer mehr an Gleichaltrigen .
Auch auf die Nutzung von psychoaktiven
Substanzen - wie zum Beispiel das Nikotin - haben
geänderten Lebenumstände Jugendlicher eine star-
5
Einleitung
ke Wirkung. Dies zeigt sich in der Motivation von
Jugendlichen, mit dem Rauchen anzufangen. So
rauchen 13 bis 16-Jährige hauptsächlich, weil andere rauchen und weil Rauchen “cool” ist, während die
17 bis 19-Jährigen aus Gewohnheit, zur
Entspannung oder weil sie nicht mehr aufhören können,
rauchen
("Motivstudie
Rauchen",
Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz).
Diese Ergebnisse zeigen, dass möglichst früh präventiv mit der Suchtvorbeugung begonnen werden
sollte
und
hierbei
die
Stärkung
des
Selbstbewusstseins im Fokus stehen muss. Schüler
müssen lernen, "nein" zu sagen und ihr
Selbstbewusstsein nicht auf vermeintliche Coolness
durch Rauchen aufzubauen.
Schüler helfen Schülern:
Schülermentoren als Lösungsansatz
Die Tatsache, dass Jugendliche sich Gleichaltrige
als Modelle für Einstellungen und Verhaltensweisen
aussuchen, führt zu dem Schluss, dass
Gleichaltrige in Gesundheits- und Suchtpräventionsprogrammen geeignete Multiplikatoren sind. So
ist es auch Ziel von "Aktive Teens", Jugendliche zur
Übernahme von Verantwortung zu bewegen und in
die Lage zu versetzen, Gleichaltrigen in
Kooperation mit Lehrern kontinuierlich als
Ansprechpartner bei Problemen zur Verfügung zu
stehen.
Der Fokus des Vorhabens liegt auf der Ausbildung
von Schülermentoren, die als Ansprechpartner für
Gleichaltrige in der Schule dienen sollen. Folgende
Tätigkeitsfelder sind denen der Schülermentoren
zuzuordnen:
Tätigkeitsfelder von
Schülermultiplikatoren
Allgemeine Informationen, Beratung und
Hilfen bei persönlichen Problemen und
Krisen (um der Flucht aus dem Alltag präventiv entgegen zu wirken)
Vor Klassen zu bestimmten Gesundheitsthemen zu sprechen (Aufklärung zu Themen
Suchtprävention/Rauchen)
Teilnahme
6
an
der
Vorbereitung
und
Durchführung von Projekttagen zu Gesundheitsthemen (z. B. Organisation eines Nichtrauchertages oder -wettbewerbs an der
Schule)
Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen
zu Themen der Suchtprävention und
Gesundheitsförderung gemeinsam mit den
betreuenden Lehrern (um so das erworbene
Wissen zu vertiefen und zu aktualisieren)
Organisation von regelmäßigen Arbeitsgruppenberatungen
Das Lehrerhandbuch zu "Aktive Teens" stellt Ihnen
vor diesem Hintergrund Materialien zur Verfügung,
die Sie unterstützen, in partnerschaftlicher
Zusammenarbeit mit Schülern das Schulleben in
Richtung einer gesundheitsfördernden Schule zu
verändern. Schüler sollen dabei Verantwortung
gegenüber Mitschülern übernehmen. Es soll
Selbstbewusstsein von Schülern gestärkt werden
und alle am Schulleben teilnehmenden Akteure
dazu gewonnen werden, den Mikrokosmos Schule
so zu gestalten, dass die Persönlichkeitsentwicklung von Schülern optimal unterstützt wird.
Einleitung
Stärkung von Schülern
Die Ziele im Einzelnen
“Aktive Teens” soll einen langfristigen Beitrag zur
Suchtprävention an Schulen leisten. Dies bedeutet,
in unterschiedlichen Dimensionen anzusetzen: Die
Schüler sollen in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden. Den Lehrern wird die notwendige
Unterstützung gegeben, um in der eigenen Schule
die Rahmenbedingungen zu schaffen, die für eine
gesundheitsfördernde Schule langfristig Voraussetzung sind, diese zu sichern und so Schülern das
nötige Umfeld zu geben. So werden Schülerseite,
Lehrerseite und im weiteren Schritt die Einbettung
in das System Schule berücksichtigt.
“Aktive Teens” macht Schüler stark!
Aktive Teens soll Schüler zur Selbstbeobachtung
anregen, sie in ihrer Persönlichkeit stärken und dadurch einen wichtigen Beitrag zur Suchtprävention
leisten. Erst wenn Schüler wissen, was sie in ihrem
Handeln, Fühlen und Denken beeinflusst, können
sie bewusst Entscheidungen treffen und Verantwortung für sich und andere übernehmen.
Auch lernen Schüler, sich aktiv einzusetzen - für
sich und ihre Mitschüler! Stark sein bedeutet nicht
nur, Verantwortung für das eigene Tun und Handeln
zu übernehmen, sondern auch für andere
Verantwortung zu übernehmen und auf die (schulische) Umwelt Einfluss zu nehmen, zum eigenen
Wohl und zum Wohl der Anderen. Schüler entdekken ihre Möglichkeiten der aktiven Mitgestaltung am
Schulleben - und werden dazu motiviert, sich für
eine "gesunde Schule" einzusetzen.
“Aktive Teens” ist ein Wegweiser:
Unterstützung zur
gesundheitsfördernden Schule
Jeder Ansatz bei der Zielgruppe Schüler ist wenig
erfolgversprechend, wenn er nicht in das ihn umgebende System eingebettet ist. Aus diesem Grund
soll “Aktive Teens” auch Lehrer stark machen - und
zwar dafür, sich für eine gesundheitsfördernde
Schule einzusetzen. Die Schule als lernendes
System muss den Schülern die Rahmenbedingungen liefern, um Persönlichkeit zu entwickeln. Und
wie kann das erreicht werden? Offensichtlich handelt es sich hierbei um einen langfristig angelegten
Prozess der Schulentwicklung. Es gibt keinen
Schalter, den man von heute auf morgen umlegen
kann. Der Weg zu einer gesundheitsfördernden
Schule ist nicht leicht - “Aktive Teens” soll als
Wegweiser dienen. Das Projekt und die dazugehörigen Materialien sollen dabei helfen, einen Anfang
zu finden und so die Schule für alle Beteiligten
angenehmer, lebenswerter und gesünder zu gestalten. So bekommen Lehrer Hilfestellung bei der
Schulentwicklung zu einer gesundheitsfördernden
Schule.
“Aktive Teens” regt Lehrer und Schüler
zur Selbstwahrnehmung an!
Der Kern jeder Veränderung ist die Einsicht, dass
ich etwas verändern möchte. Dies gilt für Lehrer wie
für Schüler: Solange ich in meinem Trott lebe und
gar nicht dazu angeregt werde, mein eigenes
Handeln oder Verhalten zu hinterfragen, werde ich
keine Änderung anstreben.
Mit Hilfe von Aktive Teens sollen Lehrer und Schüler
dafür sensibilisiert werden, eigene Stärken,
Schwächen, Eigenarten und Gewohnheiten zu entdecken, ihre individuellen Grenzen zu erfahren und
so einen völlig neuen Blickwinkel zu erlangen. Die
Wahrnehmungsperspektiven sich selbst gegenüber
und gegenüber der eigenen Umwelt werden durch
Selbsterfahrung und Selbstwahrnehmung erweitert.
Damit wird die Voraussetzung geschaffen, um die
Zielgruppe - Lehrer wie Schüler - auch dafür stark
zu machen, Veränderungen an sich selbst und am
7
Einleitung
(schulischen, aber auch außerschulischen) Umfeld
im Sinne einer "gesunden Schule" vorzunehmen.
Und wie leistet “Aktive Teens” das?
Dies alles geschieht im Laufe einer dreitägigen
Klassenfahrt. Durch diese Organisationsform ist der
Anreiz für Schüler und Lehrer groß - schließlich ist
eine Klassenfahrt immer etwas Besonderes. Da das
Klassenklima innerhalb des Schullebens und vor
dem Hintergrund des Wohlgefühls der Schüler eine
große Rolle spielt, ist eine Klassenfahrt optimal
dazu geeignet, das soziale Miteinander zwischen
den Schülern und das Klima in der Klasse zu verbessern. Die Schüler fahren gemeinsam weg,
bewegen sich außerhalb des schulischen Alltags
und sind so eher zugänglich für neue Erfahrungen.
Im Laufe der Klassenfahrt "Aktive Teens" orientiert
sich der Tagesablauf der Schüler an einem vielseitigen Seminarplan, der "Erlebnis"- Aspekte,
"Erfahrung" und informative Aspekte kombiniert. So
wird die Klassenfahrt zu einem ganz besonderen
Erlebnis, das sowohl das soziale Klima zwischen
den Schülern als auch die Selbstwahrnehmung der
einzelnen Schüler fördert.
8
Einleitung
Gesundheitsförderung eine Aufgabe der Schule?
Nicht immer wird das Thema Gesundheitsförderung und
Suchtprävention einhellig an Schulen diskutiert. Zu unterschiedlich sind die Einstellungen und Haltungen im
Kollegium. Beispielhaft untersuchen wir Einwände und
Erwiderungen.
Die Schule kann sich nicht um alles
kümmern. Gesundheitsförderung und
Suchtprävention ist Sache der Eltern!
Richtig, ohne Eltern geht es nicht. Wirklich effektiv
kann schulische Prävention nur dann sein, wenn sie
in Zusammenarbeit mit Eltern geplant und durchgeführt wird. Zu speziell ist der individuell vorhandene
Hintergrund jedes einzelnen Schülers. Neben dem
Bildungsauftrag hat die Schule aber auch einen
Erziehungsauftrag. Deshalb hat diese auch dem
Umstand Rechnung zu tragen, dass Eltern nicht
immer über ausreichende Kenntnisse verfügen, ihre
Kinder so zu erziehen, dass das Bewusstsein für
den eigenen Körper und die Gesundheit geweckt
wird. Im Sinne einer effektiven und langfristigen
Suchtprävention und Gesundheitsförderung muss
das Bestreben darauf gerichtet sein, alle am
Erziehungsprozess beteiligten Institutionen und
Eltern dahingehend zu befähigen, die gesunde
Entwicklung von Kindern entsprechend ihrer
Möglichkeiten zu fördern. Deshalb müssen bei allen
Akteuren Eigenkompetenzen entwickelt werden, die
sich immer wieder neu bestimmen und ihr klares
Ziel nicht aus den Augen verliert, die
Gesundheitsförderung von Schülern voranzutreiben.
Wieder etwas Neues, können nicht erst
mal bestehende Probleme angegangen
werden? Die Gefahr der Verzettelung
und damit der Ineffektivität wird doch
immer größer an Schulen.
Das Konzept von “Aktive Teens” richtet sein
Augenmerk vor allem auf den schulischen Alltag
und die Möglichkeit, wie dieser Alltag konkret verändert werden kann um das Wohlbefinden zu fördern.
Eine einmal geschaffene Atmosphäre des gegenseitigen Respekts, der Toleranz gegenüber unterschiedlichen Interessen und der Achtung von
Gefühlen und Persönlichkeiten trägt die Chance in
sich, den Mikrokosmos Schule so zu gestalten,
dass bestehende Probleme unter einem neuen
Blickwinkel betrachtet werden können und neuen
Aufgaben in veränderter Form begegnet wird gemeinsam. Ausgangspunkt einer solchen
Entwicklung muss die Initiative von Lehrerinnen und
Lehrern und der Schulleitung sein, die eine
Entwicklung der eigenen Schule sowie deren prozesshafte Steuerung anstrebt. “Aktive Teens” will
dabei helfen, Verantwortung für die eigene
Gesundheit und die Gesundheit von jüngeren
Mitschülern zu übernehmen, indem Schüler sensibilisiert und unterstützt werden. Damit erhalten sie die
Kenntnis und Fähigkeit, selbstbewusst Schulleben
zu gestalten. Lehrerinnen und Lehrer werden dementsprechend Werkzeuge zur Verfügung gestellt,
9
Einleitung
die sie unterstützen, Veränderungen schulkonform
einzuleiten und prozesshaft zu begleiten.
Warum beschäftigt sich das “Aktive
Teens” Projekt mit dem Thema
Rauchen? Der Konsum von Alkohol,
Haschisch und anderen Drogen nimmt
doch auch ständig zu.
Das “Aktive Teens” Projekt behandelt in seiner
Umsetzung das Thema Rauchen exemplarisch, weil
der Tabakkonsum national und international eine
der am weitesten verbreiteten und gesellschaftlich
geduldeten Suchtformen darstellt. Der Konsum von
Tabak stellt heute weltweit die führende vermeidbare Todesursache dar. Jedes Jahr sterben über
100.000 Bundesbürger an den Folgen des
Tabakkonsums. Damit verursacht der Tabakkonsum
jährlich mehr Todesfälle als Aids, Alkohol, illegale
Drogen, Verkehrsunfälle, Morde und Suizide
zusammen. Die Kosten, die durch den Tabakkonsum entstehen, sind immens: Allein die Ausgaben
für tabakbedingte Gesundheitsleistungen belaufen
sich in Deutschland jährlich auf nahezu 17
Milliarden Euro. Aus gesundheitspolitischer Sicht
sind die Faktoren, die mit dem Tabakkonsum von
Kindern und Jugendlichen assoziiert sind, von
besonderer Bedeutung: Je früher mit dem Rauchen
begonnen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, später zum regelmäßigen Raucher zu werden
(Janson, 1999), desto schwerer fällt das Aufhören
(Sussman et al., 1998) und desto stärker ist die karzinogene Wirkung des Zigarettenrauchs (Wiencke
et al., 1999). Der Tabakkonsum ist ein sozial erlerntes Verhalten, das überwiegend bereits im Kindesund Jugendalter erworben wird. Ungefähr 80% aller
Raucher beginnen vor dem 18. Lebensjahr mit dem
Tabakkonsum. Das durchschnittliche Einstiegsalter
liegt allerdings weit unter der Volljährigkeit, in der
Bundesrepublik derzeit bei 11,6 Jahren (BZgA,
2001).
BZgA (2001). Die Drogenaffinität Jugendlicher in der
Bundesrepublik Deutschland 2001. Eine
Wiederholungsbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Köln: BZgA.
Janson, H. (1999). Longitudinal patterns of tobacco smoking
from childhood to middle age. Addictive Behaviors, 24, S. 239249.
Sussman S., Dent C.W., Severson H. et al. (1998). Self-initiated
quitting among adolescent smokers. Preventive Medicine, 27,
S. A19- A28.
Wiencke J., Thurston S., Kelsey K. et al. (1999). Early age at
smoking initiation and tobacco carcinogen DNA damage in the
lung. Journal of the National Cancer Institute, 7, S. 614-619.
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Aktive Teens sollte sich um Lehrer
kümmern. Bei vielen sind die Folgen
von Arbeitsüberlastung nicht übersehbar.
Gerade wegen der zunehmenden Belastung von
Lehrern ist Gesundheit ein bedeutendes Thema.
Das Projekt Aktive Teens will nicht nur die
Gesundheit der Schüler fördern, sondern will, dass
sich alle Beteiligten in ihrer Schule wohlfühlen - also
auch die Lehrpersonen. Nur Lehrkräfte, die ihre
eigene Gesundheit ernst nehmen und sich an ihrem
Arbeitsplatz wohlfühlen, können ein gesundheitsförderndes Unterrichtsprinzip entwickeln und sind für
die gesundheitsförderliche Gestaltung des Lernortes Schule zu gewinnen. Dabei ist manchmal zu
beobachten, dass Lehrer von der Unterrichtsthematik so berührt werden, dass sie das Thema auch
auf ihre persönliche Situation in der Schule anwenden. Fragen des Miteinanders im Kollegium, der
Teamentwicklung, des Umgangs mit schwierigen
Situationen, des achtungsvollen Umgangs mit
Schüler sowie des Schulklimas sind hier relevant
und können produktiv in den Prozess der
Bestimmung von Schulentwicklung eingebracht
werden.
Das “Aktive Teens” Projekt ist doch
wirklichkeitsfremd. Statt sich in der
Schule wohl zu fühlen müssen Kinder
lernen, etwas zu leisten und sich durchzusetzen.
Arbeit und Gesundheit erscheinen nicht selten als
zwei sich widersprechende Pole der menschlichen
Existenz, wenn man sich an Pressemeldungen und
Erfahrungen im eigenen Lebensumfeld erinnert.
Wie viele Menschen verabschieden sich zwangsweise aus der Arbeitswelt, weil sie die physischen
und psychischen Belastungen von Arbeit nicht mehr
ertragen können. Hieran erkennt man jedoch, dass
die Orientierung auf eine gesundheitsfördernde
Schule nicht im Widerspruch zur Bildungsqualität
steht, sondern in einem wechselseitigen Verhältnis.
Georg Israel schreibt dazu: "Qualitätsvolle schulische Arbeit ist nämlich nur dann möglich, wenn
Schule als sinnhaft, bewältigbar und verstehbar
erlebt wird." Wenn Kinder erfahren und lernen, unter
welchen Umständen und Bedingungen sie gut lernen und leistungsfähig arbeiten können, dann kann
ein Gefühl dafür gestärkt werden, dass sie ihr Leben
handhaben, verstehen und sinnerfüllt gestalten können. Eine Kompetenz, die der Medizinsoziologe
Aaron Antonovsky als den "Sinn für Kohärenz"
beschrieben hat - eine der wesentlichen
Dimensionen von Gesundheit."
Suchtprävention an
Schulen
11
Suchtprävention an Schulen
“Aktive Teens” setzt zwar bei der Persönlichkeitsbildung der Schüler
an, trotzdem sollten wir das Ziel nicht aus dem Augen verlieren.
Schließlich ist das Hauptanliegen des Projekts, Schüler so stark zu
machen, dass sie weniger anfällig für Suchtverhalten sind und vor
allem die Gefahren der Sucht erkennen. Und vor diesem Hintergrund
wird in diesem Kapitel das Thema Sucht von der Begriffsbestimmung
bis hin zu unserem Ansatz von mehreren Perspektiven beleuchtet.
Was ist Sucht?
Seite 13
Begriffserklärung - worüber reden wir, wenn wir
von Sucht sprechen?
Didaktik der Suchtprävention
Seite 15
Ein Gespräch zwischen einem Lehrer und
seiner Referendarin zum Thema Sucht im Unterricht
Von der Gesundheitserziehung
zur gesundheitsfördernden Schule
Seite 17
Suchtprävention früher, Suchtprävention heute - ein Ansatz im Wandel
Fakten zum Rauchen
Seite 20
Fakten zu Auswirkungen, Folgen und Abhängigkeitsmerkmale
Nikotin als Einstiegsdroge - Weg finden statt wegschauen
Seite 23
Gedanken zum Suchtverhalten von Schülern und
wie Lehrer damit umgehen
Unser Ansatz: Das Lernen und Lehren
auf verschiedenen Ebenen
Das Modell der "fünf" Ebenen im Kontext persönlichkeitsbildender Lernprozesse
Dieses Modell stammt von Johannes Schopp und ist unter dem Titel
“Eltern stärken. Dialogische Elternseminare: Ein Leitfaden für die Praxis” veröffentlicht.
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Seite 24
Suchtprävention an Schulen
Was ist Sucht?
"Hinter jeder Sucht, steckt eine
Sehnsucht: die Sehnsucht nach
Liebe, nach Anerkennung, nach
Abenteuer, nach Angenommensein und Geborgenheit, nach
"Etwas-wert-sein" in dieser Welt."
(K. Berty, Mit der Sehn-Sucht leben,
Suchtprävention in der Schule)
Sucht wird heute definiert als ein regelmäßiges
Ausweichen vor scheinbar unlösbaren und unerträglichen Konflikten. Dabei flüchtet man sich in
scheinbar bequeme Lösungen. Sucht ist gekennzeichnet durch ständige Wiederholungen und eine
zwanghafte Suche nach immer stärkeren Reizen.
Dieses geht einher mit dem Verlust der Kontrolle
über Verhaltensweisen. Dabei stellen sich
Entzugssymptome bei mangelndem Nachschub ein
und es besteht eine extreme Rückfallgefahr.
Suchtgefährdung entsteht aus dem Wunsch des
Menschen,
unbehaglichen,
unerträglichen
Zuständen zu entfliehen. Gerade bei Jugendlichen
kommt gefährdend hinzu, dass sie oft nach dem
Sinn des Lebens und nach Möglichkeiten des
Persönlichkeitsausdrucks suchen. Bei der
Suchtgefährdung kann dabei auch die Schule zu
einem Risikofaktor werden, weil sie vielfach Angst,
Versagen, Gruppendruck, Ablehnung, Isolation,
Stress, Über- bzw. Unterforderung, Langeweile bei
Jugendlichen auslösen kann.
"Suchthaltungen werden in unserer Gesellschaft
früh gelernt und sind fest verankert. Wir leben in
einer süchtigen Gesellschaft. Nicht nur gehört Bier
oder Wein zu jedem Fest, auch ist "Konsum" in vielfältiger Weise dazu geeignet, elementare
Bedürfnisse scheinbar zu befriedigen. Dies fängt
schon bei den ganz kleinen Kindern an. Die stets
griffbereite Nuckelflasche am Kinderwagen, das
Bonbon und die Schokolade, wenn getröstet werden sollte, das Fernsehen, wenn keiner Zeit hat,
oder keine Spielkameraden da sind, der Walkman,
um Alleinsein auszuhalten oder umgekehrt in einer
hektischen Umgebung erst Ruhe und Alleinsein zu
ermöglichen, Computerspiele als Ersatz für
Abenteuer und Natur in der unmittelbaren
Umgebung. Immer gibt es ein Ding, das sich als
unpersönlicher Ersatz anbietet oder angeboten
wird". ( K. Berty, Mit der Sehn-Sucht leben,
Suchtprävention in der Schule)
Jede Suchtentwicklung setzt ein Zusammenwirken
vielfältiger Risikofaktoren voraus, welche sich im
Spannungsdreieck Person - Umwelt - Suchtmittel
finden lassen.
Zu den Kennzeichen gehören:
Ob jemand süchtig ist, kann man nicht immer sicher
feststellen. Denn die Übergänge von einem
Verhalten, das noch akzeptiert wird, zu einem
Verhalten, das auffällig ist, sind fließend. Deshalb
sind im Folgenden Ansatzpunkte aufgelistet, die
helfen die Beobachtung und Selbstbeobachtung zu
differenzieren.
Erkennen Sie das starke Verlangen, seelische Tiefs oder Unlustzustände zu vermeiden ?
·
Erkennen Sie einen zwanghaften Drang,
irgendwann als lustvoll erlebte Zustände
durch den Gebrauch von Stoffen oder
Verhalten wieder herbeizuführen?
·
Erkennen Sie einen Kontrollverlust und
damit verbunden die Unfähigkeit aufzuhören, trotz "guter Vorsätze"?
·
Erkennen Sie eine Unfähigkeit zur
Abstinenz von Stoffen (oder Verhalten)?
·
Erkennen Sie eine Tendenz, die Dosis zu
erhöhen?
·
Erkennen Sie eine psychische und physische Abhängigkeit von der Wirkung des
Suchtmittels?
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Suchtprävention an Schulen
Motive für Konsum von Suchtmitteln bei
Schülern
·
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·
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·
·
Genuss
Abbau von Hemmungen
Geselligkeit
Gewohnheit
Flucht vor Problemen
Abwehr von Unlust
Suchtmittel sind verfügbar und leicht
erreichbar
Starke Bindung an eine Gruppe
Starke Beeinflussbarkeit der Person
durch sozialen Druck der Gruppe bzw. der
wichtigen Bezugspersonen in der Gruppe
Positive Bewertung von Suchtmitteln
in der Gruppe und hoher Gruppendruck,
sich am Konsumieren zu beteiligen
Erwartung positiver Effekte durch den
Gebrauch
·
·
·
·
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Suchtprävention an Schulen
Diskussion zwischen einer
Referendarin und ihrem Lehrer
Didaktik der
Suchtprävention
Bernd E. ist Lehrer einer Realschule. Auch hier nimmt das Suchtverhalten
der Schüler zu, insbesondere das Rauchen. Dies nimmt Bernd E. zum
Anlass, mit seiner Referendarin Ute zu überlegen, wie sie das Thema
erfolgreich in den Unterricht integrieren können. Mit folgendem Ergebnis:
Bernd: Ute, lass uns mal über die nächsten vier
Wochen sprechen. Nachdem jetzt auch Martina und
Claudia angefangen haben zu rauchen, glaube ich,
dass es dringend notwendig ist, eine Unterrichtseinheit zum Thema Rauchen durchzuführen.
Bereite doch bitte in Biologie eine Einheit vor, die
inhaltlich den Tabak und seine gesundheitsschädlichen Inhalte bearbeitet, die Auswirkungen auf den
Körper beschreibt, sich dann dem Suchtbegriff stellt
und zum Schluss Strategien entwickelt, wie man mit
dem Rauchen aufhört. Wenn du willst, kannst du ja
auch noch den Bereich Werbung und volkswirtschaftliche Bedeutung des Tabakkonsums mit einbeziehen.
Ute: Glaubst du denn, dass eine Unterrichtseinheit
den Schülern wirklich hilft? Versteh` mich richtig,
natürlich sollten wir dieses Thema im Unterricht
behandeln, aber ich würde dieses Thema ganz
anders anfassen. Das Ziel sollte doch nicht die
Aufklärung über Sucht und Tabakmissbrauch, sondern eine echte Verhaltensänderung bei Schülern
sein.
Bernd: Ja, genau das meine ich ja. Wenn wir die
Schüler mit Bildern von Raucherbeinen, Teerlungen
und verengten Blutgefäßen konfrontieren, werden
die automatisch darauf kommen, dass Rauchen
schlecht ist und dass sie damit aufhören müssen.
Ute: Mit deiner Unterrichtseinheit erreichen wir
bestenfalls, dass Schüler Faktenwissen vermittelt bekommen und ihr Handeln reflektieren.
Den Zugang zu ihren Herzen und Gefühlen
schaffen wir aber nicht. Aber genau hierin liegt
doch unsere Aufgabe, wenn wir wirklich
Verhaltensänderungen erreichen wollen.
Bernd: Wir sind doch keine Sozialarbeiter.
Ute: Nein, wir sind Lehrer, aber sieh dich doch
mal um. Ein Drittel der Kollegen raucht. Offen
und für alle Schüler sichtbar. Auf dem Schulhof
gestatten wir Schülern über sechzehn Jahren,
dass sie rauchen dürfen. Und dann kommen wir
mit unserer Unterrichtseinheit und wie durch ein
Wunder rauchen die Schüler unserer Klasse
nicht mehr? Das kann doch wohl nicht sein.
Einen Einstieg in das Thema schaffen wir erst,
wenn wir uns auch thematisieren. Beide meinen
wir doch, dass das Thema Tabak und Sucht
einen aktuellen Bezug in unserer Klasse findet.
Bernd: Ja, genau. Damit handeln wir erzieherisch richtig, weil wir die Erkenntnis haben, dass
wir Schaden von Schülern fernhalten müssen.
Aber ich verstehe dich so, dass wir darüber hinaus einen Bezug zu uns schaffen sollen. Du
meinst also, dass wir unser Verhalten reflektieren
15
Suchtprävention an Schulen
sollten und dadurch einen neuen Ansatz im
Unterricht finden? Also, wenn wir in einer Gesellschaft leben, die den Genuss von Tabak, Alkohol
und Medikamenten legalisiert, die nur auf Konsum
ausgerichtet ist und gleichzeitig die Folgen von
Konsum und Suchtmitteln beklagt, hat das zur
Folge, dass wir Stellung beziehen, wenn wir dieses
im Unterricht thematisieren.
Ute: Aber es geht noch weiter. Lebst du gesund,
wenn du zwar nicht rauchst, keinen Alkohol trinkst,
aber dich wenig bewegst? Du hast doch selbst
deine Gewichtszunahme in den letzten beiden
Jahren beklagt. Natürlich weißt du, dass
Bewegungsmangel und Übergewicht zu gesundheitlichen Problemen führen. Dein Cholesterinspiegel und dein Blutdruck steigen, du wirst kurzatmig
und befindest dich auf einmal in einem Teufelskreis,
der deinen Bewegungsmangel fördert.
Bernd: Jetzt werde mal nicht persönlich. Mhm, aber
du hast ja Recht. Wenn ich mir Gedanken über
meine kleinen Fluchten mache und diese für den
Unterricht nutze, komme ich auf ein ganz anderes
Brett. Ich bin nicht mehr der Aufklärer und
Wissensvermittler, sondern einer unter Gleichen.
Ich tausche also mit Schülern Erfahrungen aus und
damit wird der Unterricht offener aber auch weniger
planbar.
Ute: Ist das ein Problem? Oder ist das dein
Problem? Die Kommunikation mit Menschen ist
doch selten planbar. Aber es eröffnen sich unheimlich große Möglichkeiten. Denk mal darüber nach,
welche Dimensionen ein solches Herangehen
haben könnte. Aus dem Dialog mit Schülern könnte
sich doch auch ein veränderter Schulunterricht
ergeben. Oder glaubst du, dass Schüler weniger als
wir unter den traditionellen Lehrformen leiden?
Bernd: Nun mal nicht so schnell mit den jungen
Pferden. Natürlich sehe ich die Kraft, die sich aus
deinem Vorschlag ergibt, aber eine veränderte
Kommunikationsstruktur im Unterricht führt nicht
automatisch zu dem Erfolg, den du dir mit deinem
Konzept versprichst. Wir machen uns lächerlich,
wenn wir im Klassenraum die Revolution ausrufen,
aber schon an der Türschwelle kapitulieren müssen.
Ich glaube, dass wir noch weiter gehen müssen.
Jeder von uns hat mindestens eine Macke. Eine
Macke, die wir im Laufe unserer persönlichen
Geschichte erhalten haben, weil wir Lebenssituationen und unser Verhalten auf diese Situationen unreflektiert als einzige Möglichkeit sehen, wenn wir mit
16
ähnlichen Situationen konfrontiert werden. Nur ein
Beispiel: Mein jüngerer Bruder hat irgendwann einmal gelernt, dass er mit seiner Gabe des guten
Ausdrucks und der schnellen Auffassung Menschen
für sich gewinnen kann. Das begann schon ganz
früh in seiner Kindheit. Dies machte ihm einiges
wesentlich leichter im Leben als mir. Doch diese
Gabe machte ihn denkfaul. Er betrachtet sich heute
immer noch als grandios. Seine Umwelt sieht ihn
aber als Labertasche an, die nicht mehr in der Lage
ist, sich auf neue Sachzusammenhänge inhaltlich
einzulassen.
Ute: Du meinst also, dass wir mit den Schülern
auch biographische Elemente besprechen müssen,
weil diese bei jedem von uns zu Verhaltensmustern
führen, derer wir uns nicht bewusst sind? Das führt
uns dann aber auch zu der Fragestellungen wie
eigene Gefühle zu deuten sind, ob sie sozusagen
historisch verankert sind in meiner Biographie und
wie wir damit heute umgehen. Führt dies nicht zu
einer großen Verunsicherung von Schülern?
Bernd: Natürlich führt ein solches Herangehen zur
Verunsicherung. Aber die Verunsicherung kann
immer auch die Kraft zur Veränderung in sich tragen. Solange ich meine Vergangenheit, meine
aktuellen Verhaltensmuster nicht in Frage stelle,
werde ich auch nie den Drang in mir spüren, etwas
zu verändern. Erst wenn ich mir Klarheit verschafft
habe über meine innersten Gedanken und Gefühle,
kann ich diese auch in dem Sinn ausrichten, dass
sie mir neue Impulse geben. Schon die alten
Griechen haben dieses Phänomen als Katharsis
beschrieben. Im Umgang mit Schülern musst du
darauf achten, dass du nicht zu weit gehst. Du wirst
feststellen, dass sich einige Schüler weigern werden, wenn du versuchst zu tief in ihr Inneres einzudringen. Deshalb ist es ratsam, die Initiierung von
Selbstreflexion nicht mit Therapie zu verwechseln.
Wenn Schüler Widerstände aufbauen, so sind sie
auf jeden Fall zu akzeptieren.
Ute: Okay, habe ich verstanden. Durch
Selbstreflexion können neue Ideen oder Visionen
entstehen. Wenn ich darüber nachdenke, warum ich
so geworden bin, wie ich heute bin, mache ich mir
doch automatisch auch Gedanken, was in Zukunft
mit mir werden soll. Angenommen, ich erreiche mit
der Klasse diesen Punkt. Wir entwickeln die Vision,
was Gesundheit für jeden einzelnen bedeutet und
kommen dazu, dass Rauchen sich gegen diese
Vision richtet, dann ist es doch notwendig, nicht nur
eine Vision für das eigene Leben zu entwickeln,
Suchtprävention an Schulen
sondern diese Vision auch auf den eigenen Alltag in
der Familie, unter Freunden und in der Schule zu
beziehen.
Bernd: Ich merke schon, dass du nicht locker lässt.
Natürlich muss sich die Entwicklung einer Vision
auch mit den gegebenen Umständen in meiner
Umgebung auseinandersetzen. Und folgerichtig ist
auch, dass die Schule quasi als Arbeitsplatz zu
berücksichtigen ist. Deshalb geraten die
Raucherecke auf dem Schulhof ebenso wie die
qualmenden Lehrer unausweichlich ins Visier. Aber
wie willst du damit umgehen? Glaubst du, dass du
die Raucher im Kollegium wirklich dazu bringen
kannst, nicht mehr zu rauchen? Und dass es richtig
ist, Schüler mit dieser Vision zu konfrontieren?
identifizieren, die vielleicht niemals zu nehmen sind.
Andere sind sehr leicht aus dem Weg zu räumen
und weitere erst nach einiger Zeit und mit Geduld.
Ich glaube, dass ich deine Frage nur als offene
Frage mit in den Unterricht nehmen kann. Vielleicht
sehen Schüler andere Möglichkeiten als ich sie im
Moment sehe. Ich muss dich leider noch im
Ungewissen halten.
Bernd: Ich bin gespannt, mit welchem Ergebnis du
aus dem Unterricht kommst. Aber plane mal den
Unterricht mit deinem Ansatz, berücksichtige die
neuen Aspekte aus unserem Gespräch und - lege
mir deinen Entwurf sicherheitshalber noch einmal
vor dem Unterricht vor.
Ute: Ich bin mir unsicher. Aber wenn eine Vision von
einem gesünderen Leben entsteht, bin ich auch verpflichtet, Barrieren zu benennen, die der Umsetzung
entgegenstehen können. Dabei sind auch solche zu
Von der Gesundheitserziehung zur gesundheitsfördernden Schule
Seit den 60/70er Jahre
Gesundheitserziehung in
der Schule
Seit Mitte der 80er Jahre
Gesundheitsförderung in
und durch die Schule
Seit Anfang der 90er Jahre
"Gesundheitsfördernde
Schule"
Risikofaktorenorientierte
Verhaltensprävention
Schutzfaktoren- und risikofaktorenorientierte
Verhaltens- und
Verhältnisprävention
Ressourcenorientierte
Lebensstilgestaltung
Somatisch/psychisch, schülerorientiert
Psychosomatisch, sozial und
ökologisch, schülerund lehrerorientiert
...und institutionell/strukturell, systemisch
fachorientierter Unterricht,
aktionistische Aufklärung
Fächerübergreifende
Projekte in der Schule
fächerüberwindende
Profilbildung: Schule als
Projekt
Entwicklung orientiert an
medizinisch-psychologischen Erkenntnissen
Entwicklung orientiert an
fachlich-pädagogischen
Interessen
Entwicklung orientiert an bildungs- und (schul)politischen Möglichkeiten
17
Suchtprävention an Schulen
Didaktik der Suchtprävention
Ein fachlicher Abriss
Suchtprävention wird als Teil der Gesundheitserziehung verstanden. Seit Ende der 70er Jahre hat
diese verstärkt Einzug in den Unterricht gehalten.
Historisch unterscheidet man vier verschiedene
gesundheitserzieherische Konzepte:
Prägend für die erste Zeit
war das
Aufklärungskonzept. Dieses beschränkte sich überwiegend auf die rein medizinische Informationsvermittlung und sollte die Schüler kognitiv und möglichst emotionslos ansprechen.
Das heute leider noch häufig angewendete
Abschreckungskonzept stellt die negativen Folgen
gesundheitswidrigen Verhaltens dar. Das Ziel dieser
Konzeption war und ist die Erzeugung von Furcht,
Angst und Schuldgefühlen.
Das Risikofaktorenkonzept versucht Mängel des
Aufklärungskonzeptes (Beachtung des Menschen
als Persönlichkeit) zu kompensieren. Über die persönliche Schärfung des Risikobewusstseins soll bei
den Schülern eine ich-nahe Einstellung zur eigenen
Gesundheit hergestellt werden, um sie für präventives Verhalten zu motivieren.
Bei dem sich daraus entwickelnden Ganzheitskonzept wird der gesamte Mensch mit seinen affektiven, sozialen, pragmatischen und kognitiven
Persönlichkeitsdimensionen in die Didaktik der
Gesundheitserziehung einbezogen.
Vor diesem Hintergrund ist in den letzten Jahren
das Konzept der "Ganzheitlichen Suchtprävention"
als Teil des Ganzheitsgedankens präzise formuliert
und didaktisch aufbereitet worden. Das Konzept
18
geht von der Prämisse aus, dass Suchtmittelgeund -missbrauch überwiegend eine Reaktion auf
problembehaftete Situationen ist, die der Betroffene
nicht zu bewältigen vermag. Aus diesem Grund stehen innerhalb der ganzheitlichen Suchtprävention
nicht die Suchtmittel im Vordergrund, sondern die
Jugendlichen selbst mit ihren Erfahrungen,
Bedürfnissen und Problemen. Es sollen also in
erster Linie nicht die Phänomene der Sucht, sondern ihre möglichen Ursachen angegangen werden.
Ganzheitliche Suchtprävention spricht Jugendliche
in ihrer gesamten Persönlichkeit an ("Kopf, Herz
und Hand") und versucht, aus Information,
Problematisierung und Handlungskompetenz ein
einheitliches Ganzes zu bilden. Die Verantwortung
für dieses Konzept wird in die Verantwortung der
gesamten Schule und ihrer Akteure gestellt.
Im Mittelpunkt der pädagogischen Bemühungen
steht also heute die Hilfe zur Stabilisierung von
Jugendlichen durch Gesundheitsförderung und
durch Förderung von Lebenskompetenz, die
Entwicklung von Kontakt- und Beziehungsfähigkeit
durch Vertrauensaufbau und Aufbau von
Handlungskompetenz sowie durch das Aufzeigen
von Möglichkeiten zur Gestaltung des Umfelds.
Suchtprävention zeigt vor allem dann Wirkung,
wenn sie kontinuierlich in den Schulalltag integriert
wird und die Eltern der Schüler mit einbezieht.
Deshalb müssen Eltern über das Anliegen der
Suchtprävention informiert und gleichzeitig aufgeklärt werden, wie sie den Erziehungsalltag mit ihren
Kindern verändern können.
Suchtprävention an Schulen
Missbrauch heute
Ein Ansatz im Wandel
Seit Beginn der 90er-Jahre hat sich in der
Suchtprävention eine Wende vollzogen, nämlich
eine Abkehr von der reinen Informationsvermittlung
und Abschreckung hin zum Ziel der Förderung von
Lebenskompetenzen.
Denn Missbrauch und Abhängigkeit entstehen nicht
einfach aus dem Kontakt zu Suchtmitteln. Vielmehr
werden diese als komplexe Phänomene mit vielschichtigen Ursachen, die in Wechselwirkungen
miteinander stehen, betrachtet. Neben dem
Angebot und der Verfügbarkeit von Suchtmitteln
spielen vor allem Umwelt- und Persönlichkeitsfaktoren eine wichtige Rolle.
Förderung von Lebenskompetenzen
Bereits im Kindesalter und in alltäglichen Lebenszusammenhängen entstehen Einstellungen und
Verhaltensweisen, die sich im späteren Jugendund Erwachsenenalter als Suchtverhalten verfestigen können.
Daher ist heute auf der Grundlage eines breiten
fachlichen Konsenses die Förderung von Lebenskompetenzen der tragende Pfeiler der Suchtprävention geworden. Wenn Heranwach-sende gelernt
haben, ihre Alltagskonflikte zu bewältigen und
Belastungen standzuhalten, Eigenverant-wortung
zu übernehmen, ein stabiles Selbstwertgefühl aufzubauen, zu entspannen und zu genießen, dann
sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie zu
Suchtmitteln als Strategie der Lebensbewältigung
greifen.
Langfristigkeit
Dieser Ansatz macht erforderlich, dass eine wirksame Suchtprävention langfristig und ganzheitlich
angelegt ist. Die gesundheitsförderliche Gestaltung
der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen in
zentralen Lebensbereichen (z. B. Wohnung und
Wohnumfeld, Schule, Freizeit) sowie suchtpräventives Handeln und Verhalten von Eltern, Erziehern,
Lehrern sowie haupt- und ehrenamtlichen
Betreuern sollten sich dabei ergänzen.
Spezialisten, sondern eine Gemeinschaftsaufgabe,
an der sich Bund, Länder und Gemeinden,
Verbände und freie Träger beteiligen müssen.
Kommune
Von besonderer Bedeutung ist dabei die kommunale Ebene, weil hier die Zielgruppen in ihrem
unmittelbaren Lebensumfeld angetroffen und angesprochen werden können. Initiativen auf der örtlichen
Ebene
können
hinsichtlich
ihrer
Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit große
Wirkungen erzielen. Anderseits stehen sie eher selten
im
Lichte
der
breiten
öffentlichen
Wahrnehmung.
Bundesweit
In additiver Aufzählung listen wir die möglichen
beteiligten Akteure auf: Bundesministerium für
Gesundheit, Kultusministerien der Länder, Gesundheitsämter, Jugendämter, Schulen, Krankenkassen
u.a.
Bestehende Projekte
Initiiert von der Europäischen Union, von
Bundesministerien, Landesministerien und anderen
Akteuren wurden und werden in jedem Bundesland
und in vielen Städten Projekte durchgeführt.
Ziele dieser Projekte sind:
Förderung der Zusammenarbeit von
Akteuren auf Orts- und Gemeindeebene
Schaffung von (Experten-) Netzwerken
Einbeziehung von Eltern
Verbundprojekte zwischen Schulen und
außerschulischen Trägern der Jugendarbeit
langfristig angelegte, kontinuierliche Arbeit
Die Projekte enthalten in der Regel Angebote in den
Bereichen Beratung, Begleitung, Fortbildung und
Durchführung regionaler Vernetzungstreffen sowohl
auf regionaler als auch auf Landesebene.
Beteiligte Akteure
Die Entwicklung von Strategien und Projekten zur
Suchtprävention ist nicht die Aufgabe einzelner
19
Suchtprävention an Schulen
Hätten Sie das gewusst?
Fakten zum Rauchen
Fakten zum Rauchen
Mengen
Pro Kopf werden in Deutschland 1699
Zigaretten bzw. 31 Zigarren oder Zigarillos
pro Jahr geraucht. Das macht 139,6
Millionen
Zigaretten,
2,5
Millionen
Zigarren/Zigarillos, 14,6 Tonnen FeinschnittTabak, 909 Tonnen Pfeifentabak. Der
Aufwärtstrend
ist
ungebrochen.
Die
Konsumenten haben 20,3 Mrd. € für TabakProdukte ausgegeben.
Durch Rauchen verursachte Krankheiten:
Krebs im Mund-/Rachenbereich, Lungenkrebs, Kehlkopfkrebs, Chronische Bronchitis,
Speiseröhrenkrebs, Bluthochdruck, Nierenkrebs, Blasenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Schlaganfall,
Herzkranzgefässerkrankung
Steuern
Der Staat hat 11,2 Milliarden € TabaksteuerEinnahmen verzeichnet. Die Tabaksteuer ist
die viertwichtigste Einnahmequelle für den
Bundeshaushalt, nach der Umsatzsteuer (73
Mrd. €), der Einkommensteuer (60 Mrd. €)
und der Mineralölsteuer (36 Mrd. €).
Zigaretten werden mit 69,4% versteuert.
Anzahl Raucher
76,5% aller Deutschen sind Nichtraucher
(inklusive Säuglinge). Dem stehen 20 Mio.
Raucher gegenüber (11,7 Mio. Männer und
8,0 Mio. Frauen). Leider sind ca. 25% aller
Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren
Raucher.
Folgen
Unabhängig vom Alter sind 70% bis 80%
aller Raucher vom Nikotin abhängig.
22% aller Todesfälle bei Männern und 5%
aller Todesfälle bei Frauen sind dem
Rauchen anzulasten. Ungefähr 117.000
Todesfälle sind auf das Rauchen zurückzuführen gewesen.
Kosten
Die Kosten, die durch tabakbedingte
Krankheiten und Todesfälle anfallen, belaufen sich für 2000 auf knapp 17 Mrd. €, das
sind rund 200 € pro Einwohner oder 800 €
pro Raucher.
Zahlen für das Jahr 2000 (zitiert aus dem "Jahrbuch Sucht
2002")
20
Folgen des Passivrauchens
Der unfreiwillig eingeatmete Zigarettenrauch
(Passivrauchen) ist stark gesundheitsschädigend. Die Konzentration im Rauch enthaltener giftiger Substanzen (Nitrosamine,
Dioxine), die von der Zigarettenspitze in die
Umgebung entweichen, ist oft höher als im
inhalierten Rauch. Studien haben ergeben,
dass Passivrauchen das Lungenkrebsrisiko
um 25% und das Risiko einer HerzKreislauferkrankung (z.B. Herzinfarkt oder
Angina pectoris) um 25% erhöht. Obwohl die
Giftstoffe sich mehr oder weniger im Raum
verteilen, bleibt die von den etwa 40 bekannten krebserregenden Substanzen und von
giftigen Gasen verseuchte Luft gefährlich für
die Gesundheit.
Anzeichen der Tabakabhängigkeit
Bei Kindern und Jugendlichen können bereits
nach dem Genuss von 4 Zigaretten erste
Anzeichen einer Tabakabhängigkeit auftreten. Bereits innerhalb weniger Wochen, auch
nur bei gelegentlichem Zigarettenkonsum,
können Abhängigkeitssymptome, wie starkes
Bedürfnis zu rauchen, wiederholte erfolglose
Ausstiegsversuche sowie Nervosität und
Unruhe bei fehlender Möglichkeit zu rauchen,
auftreten.
Suchtpotential nach einmaligem Genuss
Nikotin
31%
Heroin
21%
Alkohol
9%
Nikotin ist eine der am schnellsten süchtig
machenden Substanzen.
Suchtprävention an Schulen
Hätten Sie das gewusst?
Fakten zum Rauchen
Fakten zum Rauchen
Wirkung von Nikotin
Wenn der Tabak glimmt, wird das Nikotin freigesetzt. Gebunden an die winzigen
Teerteilchen im Rauch gelangt es in die
Lunge und von dort ins Blut. Da Nikotin die
Eigenschaft besitzt, die Blut-Hirn-Schranke
zu überwinden, die viele andere Giftstoffe
stoppen kann, erreichen die Nikotinmoleküle
schon sieben Sekunden später das Gehirn,
heften sich dort an die Nervenzellen und
beeinflussen deren Aktivität.
betrifft, die den Herzmuskel mit Blut versorgen, dann droht ein Herzinfarkt. Wenn die
Blutversorgung des Hirns betroffen ist, droht
ein Hirnschlag. Bei Verengungen in den
Beinen entstehen starke Schmerzen beim
Gehen, das sogenannte "Raucherbein".
Teer und Atemwege
Durch die in die Atemwege gelangten
Teerpartikel
können
sich
bei
den
Verzweigungen der Bronchien die Innenwände verändern. Die Zellteilung wird nicht
mehr "kontrolliert". So kann bösartiges
Krebsgewebe entstehen. Wie groß die
Angriffsfläche ist, wird durch den Vergleich
sichtbar,
dass
das
ausgebreitete
Lungengewebe eines Menschen die Größe
eines Tennisfeldes hat. Krebszellen können
ins Blut gelangen und Metastasen bilden
oder andere Organe angreifen.
Kohlenmonoxid und Blutgefäße
Anders
als
der
Teer
wirkt
das
Kohlenmonoxid, welches durch Verbrennung
entsteht und durch den Tabakrauch eingeatmet wird. Es bindet sich an die roten
Blutkörperchen und nimmt dem Sauerstoff
den Platz weg. Bestimmte Zellen vermehren
sich, um mehr Platz für den Sauerstoff zu
schaffen. Dies führt zu Verdickungen in den
Blutgefässen, weil sie zugleich mehr
Cholesterin aufnehmen, dies führt wiederum
zu Arteriosklerose.
Folgen für die Psyche
Eine Zigarette beglückt den Raucher ähnlich
wie ein Kuss oder ein gutes Essen. Diese
"Belohnung" wird direkt mit der Tätigkeit des
Rauchens assoziiert. Der durchschnittliche
Raucher mit 7000 Zigaretten pro Jahr
wiederholt ständig seine "Erfahrung", dass
Rauchen eine beglückende Tätigkeit ist. Dies
prägt sich tief in sein Unterbewusstsein ein,
es entsteht ein sogenanntes "Suchtgedächtnis". Dieses Gedächtnis wird aktiv, wenn der
Spiegel an wirksamen Substanzen im
Belohnungszentrum nachlässt. Oder wenn
der Raucher einen anderen rauchen sieht.
Dann erwacht wieder das Verlangen nach
einer neuen Dosis Nikotin.
Aber der Stress!
Viele Raucher behaupten, mit Hilfe der
Zigarette könnten sie besser Stress abbauen.
Das Gegenteil ist der Fall. Wer raucht, um
Stress abzubauen, fügt sich selbst nur weiteren Stress zu, denn der scheinbar entspannende Effekt des Rauchens kommt nur
dadurch zustande, dass durch den Griff zur
Zigarette die Spannung, die durch ein Sinken
des Nikotin-Levels entstanden ist, wieder
aufgehoben wird.
Folgen für den Körper
Gleichzeitig hat der Rauchende erhöhten
Blutdruck,
und
es
kann
zu
Gefäßverschlüssen kommen. Wichtige
Organe werden nicht mehr durchblutet.
Wenn die Gefäßverengung Koronararterien
21
Suchtprävention an Schulen
Hätten Sie das gewusst?
Fakten zum Rauchen
Nichtrauchen - ja bitte!
Wer mit dem Rauchen aufhört, hat folgende
Vorteile:
nach 20 Minuten: Soforteffekt. Herzschlagfrequenz und Körpertemperatur
gleichen denjenigen von Nichtrauchern
nach 2 Tagen: Sinnliches Vergnügen. Der
Geschmacks- und Geruchssinn verfeinert
sich wieder
nach 3 Monaten: Wieder tief durchatmen.
Die Lungenkapazität erhöht sich schon
jetzt um 30%
22
Fakten zum Rauchen
nach 2 Jahren: Herzenssache. Das
Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, entspricht jetzt wieder dem eines
Nichtrauchers
nach 10 Jahren: Gute Aussichten. Das
Lungenkrebsrisiko entspricht wieder dem
eines Nichtrauchers
nach 15 Jahren: Geschafft. Das Risiko
einer Herz-Kreislauf-Erkrankung entspricht wieder dem eines Nichtrauchers
Suchtprävention an Schulen
Nikotin - eine Einstiegsdroge?
Weg finden statt
Wegschauen!
Es ist offensichtlich, dass die
Aufgaben von Lehrern weit über
die reine Wissensvermittlung
hinaus gehen. Aber habe ich als
Lehrer nun auch noch die
Aufgabe dafür zu sorgen, dass
meine Schüler nicht rauchen,
nicht zu viel trinken und ein
"gesundes" Leben führen? Soll
ich den Eltern nun auch noch
das abnehmen?
Suchtverhalten von Schülern ist für Lehrer häufig
gar nicht sichtbar. Viele Schüler rauchen sowieso
nur dann, wenn Eltern und Lehrer nicht anwesend
sind. Diese Tatsache macht es nicht gerade einfach,
auffällige Schüler ausfindig zu machen und gegen
Suchtverhalten von Schülern anzugehen.
Aber so einfach ist das Problem natürlich nicht
"wegzureden". Das wäre zu einfach - wegschauen
zählt nicht! Setzt man sich mit anerkannten aktuellen Ansätzen der Suchprävention auseinander, stellt
man fest, dass es nicht ausreicht, das
Suchtverhalten zu erkennen und erst dann zu
bekämpfen - in diesen Fällen ist es meistens sowieso zu spät.
In logischer Konsequenz setzt Suchtprävention
heute bei der Persönlichkeit der Schüler an: Schüler
stärken und so von vornherein die Suchtgefahr
minimieren - das ist Suchtprävention heute und
auch das Ziel von “Aktive Teens”. Das wohl gängigste Suchtmittel, dem Schüler immer häufiger und
auch immer frühzeitiger verfallen, ist die Zigarette.
Klar, denn Rauchen finden viele Jugendliche cool,
die Zigarette in der Hand macht sie erwachsen und
womöglich spielt auch noch der Reiz, etwas
"Verbotenes" zu tun eine Rolle.
So wird Rauchen häufig als "Einstiegsdroge"
bezeichnet - ob dies wirklich der Fall ist, sollte dahin
gestellt bleiben. Sicher jedoch ist, dass Rauchen
eine Sucht ist, für die Schüler sehr anfällig sind. Und
sicher ist auch, dass Jugendliche sich der Folgen
des Rauchens nicht in der vollen Tragweite bewusst
sind. Damit sind nicht nur die gesundheitlichen
Folgen gemeint, sondern auch die Fähigkeit, das
Suchtpotenzial und die drohende Abhängigkeit zu
erkennen. Und vor allem gehört dazu, die Ursachen
für Suchtverhalten im Allgemeinen zu erkennen und
kritisch zu hinterfragen. Jugendliche rauchen
bekanntlich aus völlig anderen Gründen als es
Erwachsene tun - jugendlicher Leichtsinn?
Persönliche Schwäche? Unsicherheit? Die
Persönlichkeit der Schüler und die Suche nach sich
selbst steckt schließlich mitten in der Entwicklung.
Wer bin ich? Wohin will ich? Wozu gehöre ich?
Diese Fragen sind allzeit präsent und machen
Jugendliche anfällig für den Griff nach der ersten
Zigarette.
Und all diese entwicklungsbedingten Umstände
werden nicht gerade durch die gesellschaftlichen
Veränderungen vereinfacht. Die Sozialisation von
Kindern und Jugendlichen findet - das ist jedem
Pädagogen bekannt - stärker als zuvor in Peergroups und nicht mehr im schulischen und familiären Umfeld statt. Jugendliche orientieren sich heute
bei Verhaltens- und Einstellungsfragen immer mehr
an Gleichaltrigen . Folge ist, dass Gleichaltrige oder
wenig ältere Schüler eine Vorbildfunktion haben,
derer sie sich gar nicht bewusst sind. Und wenn das
Vorbild auch raucht, warum sollte ich dann nicht
selbst zur Zigarette greifen? Dann bin ich genauso
cool, gehöre dazu.
Suchtprävention sollte all diese Gedanken berücksichtigen und Schüler nicht nur aufklären, sondern stark machen, Verantwortung für sich und den
eigenen Körper zu übernehmen und auch mal
"nein" zu sagen. Stark dafür machen, über ihre eigenen Grenzen hinaus zu gehen, ihre eigenen
Bedürfnisse zu erkennen und sich dafür einzusetzen. Stark dafür machen, auch für andere - insbesondere jüngere - Mitschüler Verantwortung zu
übernehmen und auch sie stark zu machen.
23
Suchtprävention an Schulen
Lernen auf verschiedenen Ebenen
Der Ansatz von “Aktive
Teens”
Die Seminare sind in ihrer Vorbereitung, Gestaltung
des Settings und Durchführung sehr vielschichtig.
Alle Menschen lernen sehr unterschiedlich. Die
"Fünf Ebenen" beleuchten und erklären die unterschiedlich
tiefen
Schichten
von
Denk-,
Empfindungs- und Lernabläufen in jedem
Einzelnen. Ob ich also mit Jugendlichen über deren
Eltern rede, ein Quiz über das Rauchen durchführe,
ein zum Thema Nichtrauchen passendes Video
anschaue, ob ich eine Fantasiereise anleite oder die
häusliche Prügelstrafe thematisiere, immer befinden sich alle Teilnehmer in unterschiedlichen
Ebenen. Die einen bleiben völlig im Kopf. Für sie ist
das alles nur ein Sachthema unter vielen, über das
diskutiert wird. Andere berührt das vordergründige
Thema sehr tief, und es ist ein Katalysator für einen
Schmerz oder ein anderes Gefühl, welches sie oder
er bereits verdrängt hatten. In den Köpfen der einzelnen Teilnehmer spielen sich jeweils sehr unterschiedliche Bilder und Geschichten ab. Kognitiv und
emotional sind vermutlich alle unterschiedlich beteiligt.
Methodisch und didaktisch sind die Seminare so
angelegt, dass mehr als Informationsaustausch
stattfindet, dass im besten Fall von den einzelnen
Seminarteilnehmern ein individuell bedeutsamer
Lernzuwachs verbucht werden kann.
Fünf Lernebenen
Das Modell der "Fünf Ebenen" hat sich als vereinfachende Darstellung dieser komplexen Vorgänge
bewährt.
Die Schülerseminare sind insbesondere dadurch so
komplex, dass sie von ihrem Typus und ihrer
Intention her mehr oder weniger Teile aus allen fünf
Ebenen berühren.
Suchtprävention beschäftigt sich mit dem ganzen
Menschen. Neben der Vermittlung und Weitergabe
von sachlicher Information spielen die Reflexion
und Beziehungsebene, die sehr persönlichen
24
Fragestellungen, was denn ich als Schüler oder
Lehrer mit Sucht zu tun habe, eine ebenso bedeutende Rolle wie der Blick hinter die Kulissen der
eigenen Biographie und last but not least auch existentielle Sinn- und Lebensfragen.
Schüler wie Lehrer lassen sich naturgemäß ganz
unterschiedlich darauf ein. Die Gratwanderung für
die Seminarleiter besteht darin, die Balance zu halten zwischen dem Vermitteln der verschiedenen
Interessen, der Ermutigung der Teilnehmer, sich auf
etwas für sie Neues einzulassen und dem
Sicherheits- und Schutzbedürfnis der Einzelnen.
Der Systematisierungsversuch ist zwangsläufig idealtypisch. Es geht nicht darum, die Ebenen gegeneinander zu stellen und sie quasi einer positiven
oder negativen Bewertung zu unterziehen - sie
haben nebeneinander ihre Bedeutung. Es geht
darum, einen chronologischen Ablauf von
Lernprozessen in fünf Schritten zu skizzieren. Im
Fortbildungsgeschehen sind die Ebenen prozessual
miteinander vermischt, die Übergänge sind fließend, sie können je nach Fragestellung,
Entwicklungsstand und Erwartung der Lerngruppe
flexibel zeitlich parallel oder nacheinander in die
Lernprozesse einfließen.
"Diese - hier notwendigerweise - sehr verkürzte und
vereinfachte Übersicht will den Blick darauf lenken,
dass es Lernvorgänge von unterschiedlichem Typus
gibt. Es ist offensichtlich etwas anderes, ob ich 'lerne', beim Ertönen der Werkssirene mein zweites
Frühstück auszupacken oder ob ich 'lerne', in einem
komplizierten zwischenmenschlichen Wechselspiel
Regeln 'herauszusehen', nach denen sich augenscheinlich ein bestimmter Konflikt immer wieder teufelskreisartig eskaliert und ich - wenn es gut geht auch noch 'lerne', durch welches Verhalten diese
Eskalation zu vermeiden ist"
[Wilfried Reifarth, "Grenzüberschreitungen", S. 344]
Suchtprävention an Schulen
Das Lernen auf verschiedenen Ebenen
Die "Fünf Lernebenen" im Überblick
Ebene I
Inhalt und
Information
Was gibt es Neues?/ Trends, Stoffe, Treffpunkte, Meinungen/Wie wirken Drogen?/ Welche Droge macht süchtig?/ Ab wann bin ich süchtig?
Wie passt das zu dem, was ich schon kenne?/ Was sagt die
Wissenschaft?/ Welche Konzepte zur Problembeseitigung liegen vor?
Ebene II
Reflexion und
Austausch
Wie verhalte ich mich?/ Nehme ich alles mit, was kommt?/ Schwimme
ich auf jeder Modewelle mit?/ Wie machen es die Freunde oder die
Clique?/ Wie verbringe ich meine Freizeit und wie die anderen?/ Was
kann ich davon lernen? Was könnte ich besser oder anders machen?
Ebene III
Selbstbild
Wer bin ich?/ (dass ich mich mit dem Thema Rausch, mit Gesundheit,
Krankheit, Sucht, Konflikten....beschäftige), Wer will ich sein? Wo stehe
ich? Wo liegen meine Stärken und Schwächen? /Selbsterfahrung und
Selbstreflexion.
Ebene IV
Biographie &
Lebensplan
Woher komme ich?/ Wie bin ich so geworden, wie ich jetzt bin?/Was
trage ich an persönlichen Erfahrungen in meinem "Rucksack" mit mir
herum?
Ebene V
Lebenssinn &
Spiritualität
Wohin gehe ich?/ Was hat mir das Leben bisher gebracht? Wo liegen
meine Chancen?/ Wohin werde ich mich mit meinen Potentialen hin
entwickeln?/ Welche Ideale und Visionen lebe ich? Es geht um die
Einordnung von generellen Fragestellungen in einen übergeordneten
Sinn- und Begründungszusammenhang. Die handlungsleitenden
Fragen gehen in Richtung einer sinndeutenden Orientierung.
25
Suchtprävention an Schulen
Fünf Lernebenen
Ebene I
Was? Wie? Warum? - Die Bedeutung des Sachaspektes
Bildungsmotiv:
"Anhäufung von Wissen erzielt eine Wirkung"/ Information gibt Anregung/
("Wenn die Schüler genug wissen, können sie sich auch besser entwikkeln") Das gilt analog für den beruflichen Alltag (z.B. Unterricht leiten
etc.)
Handlungsleitende
Fragen:
Was gibt es Neues?/ Wie passt das zu dem, was ich schon kenne?/ Wie
erzieht man richtig?/ Welche Methoden gibt es?/ Was sagt die
Wissenschaft?/ etc.
Methodischdidaktisches
Vorgehen:
Vermittlung und Erwerb von neuen Informationen und Theorien/ Suche
nach logischen Erklärungsmustern/ Es gibt scheinbar einfache klare
Antworten (idealtypische Skizzen und Modelle)/ Es gibt sogar auch
Antworten, die niemand gestellt hat/ Genauer Zeitplan und Curriculum
sowie Lehrpläne, Tagesordnung, Rednerlisten und sonstige Regularien
sorgen für einen reibungslosen Ablauf/ Spontane Gefühlsäußerungen
der Teilnehmer spielen keine Rolle bzw. stören den Ablauf/ Der
Seminarleiter bleibt in Distanz zu dem Thema. Es geht vorrangig um
Inhalte, nicht um den Menschen/ Das Wissen wird "vermittelt" über:
Referate, Arbeitspapiere, Lehrgespräch, Plenums-Diskussion, Metaplan,
Reden über.../ Es handelt sich zumeist um Einwegkommunikation.
(Lehrer -> Schüler) Zuhören ist Pflicht. Rezeption über Ohren und
Augen/ Lerninstrumentarium: Mitschreiben, auswendig lernen, wiederholen, etc.
Erkenntnisebene:
Bedeutung für
die Persönlichkeitsentwicklung
26
Sachverstand, Logik (wenn - dann), vorwiegend links-hemisphärisch
(kognitiv)
Informationen sind wichtig und regen das Denken an/ Wissen verschafft
einen gewissen Überblick. Das Lernen auf Ebene I ist im Rahmen der
Suchtvorbeugung dennoch nur bedingt einsetzbar; denn im Alltag
erweist sich das erlernte Wissen oft nicht als taugliches Mittel / Der lehrende "Spezialist" mit Wissensvorsprung vermittelt die Illusion, alles in
der Hand zu haben und beeinflussen zu können. ("Du brauchst nur das
entsprechende Wissen, dann klappt es schon.")/ Die Zuhörer bleiben
passive Empfänger von päd. Verhaltensbotschaften und werden dadurch
geschwächt. Sie bleiben letztlich abhängig von Ratschlägen der sog.
"Experten"/ Die linkslastige Arbeitsweise fördert die Bequemlichkeit der
Teilnehmer./ "Menschen stärken" geschieht über den Austausch, über
die Kommunikation.
Suchtprävention an Schulen
Fünf Lernebenen
Ebene II
Weißt du eigentlich, was ich denke, fühle, kann? - Der Beziehungsaspekt
Bildungsmotiv:
Erwerb bzw. Erweiterung der Handlungs- sozialen und affektiv-emotionalen Kompetenz/ Nachdenken über berufliches und erzieherisches
Handeln/ Reflektieren des eigenen Lebensstils/ Umstrukturierung/ neue
Sichtweisen erlangen/ Lernen braucht eine angstfreie Atmosphäre
("Container")/ Mehrere Wahrheiten stehen gleichberechtigt nebeneinander/ Angst, Humor, Liebe, Macht, Ordnung und Zeit sind wichtige
Variablen im Lerngeschehen ("Wenn es nicht gelingt, Freude ins Lernen
zu bringen, hört Lernen auf" [Reifarth])/ Verarbeiten der Information aus
Ebene I/. "Störungen haben Vorrang" (TZI)/ etc.
Handlungsleitende
Fragen:
Wie arbeite, erziehe ich?/ Wie handeln, wie erziehen die anderen?/ Was
kann ich davon lernen?/ Wie geht es dir?/ Was hast du heute hierher mitgebracht?/ Welche Fragen bewegen dich/ etc.
Methodisch-didaktisches Vorgehen:
Prozessorientiert und klientenzentriert/ Seminarleiter wird zum
Moderator/ Es findet Beziehung statt/ Der Einzelne wird als Individuum
wahr- und ernst genommen/ In einer angstfreien Atmosphäre sollen die
Teilnehmer gemeinsam lachen, sich empören, streiten, ihre Stärken und
Schwächen zeigen, sich anrühren lassen können etc./ Päd. Botschaften
wie: Liebe und Wertschätzung, Selbstverantwortung sowie das Zeigen
von Gefühlen werden im Seminar lebendig/ Der Seminarentwurf dient als
Orientierung, nicht als "Gesetz"/ Methoden können erprobt werden/ etc.
Didaktische Medien auf Ebene II sind: Supervision/ Kollegiale Beratung/
Karusselldiskussionen/ Blitzlicht/ Metakommunikation/ Rollenspiel/
Feedback-Übungen/
aktives
Zuhören/
Entspannungsphasen/
Theaterstück/ Warming up/ Energizer/ Skulpturen/ etc.
Erkenntnisebene:
Handlungsorientiert/ selbsterfahrungsbezogen/ kognitiv und emotional,
d.h. über "gefühlte" Erkenntnisse/ Ambivalenz (sowohl - als auch)
Bedeutung für
die Persönlichkeitsentwicklung
Teilnehmer erhalten Stärkung durch die Gruppe und dadurch, dass sie
willkommen sind/ Wissen und Erfahrung der TN stehen gleichwertig
neben dem Wissen der Leitung/ Die TN beraten sich gegenseitig/
Ressourcen werden auf diese Weise mobilisiert/ eigene Lösungen und
Antworten haben Raum/ etc.
27
Suchtprävention an Schulen
Fünf Lernebenen
Ebene III
Was habe ich damit zu tun? Lernen und Lehren jenseits von Technik und
Methode
Bildungsmotiv:
Erkenne dich selbst (hier und jetzt)/ Vertiefte Auseinandersetzung der
Schüler mit der eigenen Identität/ Erkennen eigener Verhaltensmuster (
auch: Fluchtmechanismen)/ Der inneren Haltung auf der Spur/ Abgleich
von Selbst- und Fremdwahrnehmung/ Das Anderssein (das Trennende,
Fremde) spüren, akzeptieren und als Gewinn sehen lernen/
Durchlässigkeit der eigenen Ozonschicht erhöhen/ persönliches
"Wachstum"/ Stärkung der eigenen Urteilsfähigkeit und das Gespür für
den eigenen "richtigen" Weg wieder finden/ etc.
Handlungsleitende
Fragen:
Wer bin ich? Wer will ich sein? Wo stehe ich? Wo ist mein Platz? Wie
sehe ich mich, wie sehen mich andere? Was kann ich, was nicht? Wie
bewältige ich mein Leben? Wo liegen - wie gekonnt auch immer versteckt - meine eigenen (Sucht-) Verdrängungsstrukturen?, Wie bewältige
ich meine Leben, meinen Alltag, meine Konflikte? Welche
Gesundheitseinstellung habe ich? Was hat all das mit mir und meiner
beruflichen Tätigkeit zu tun?/ etc.
Methodisch-didaktisches Vorgehen:
Lernort ist überwiegend die Klasse/ Begegnung und Dialog in der
Gruppe sind von besonderer Bedeutung / curriculare und zeitliche
Vorgaben spielen kaum eine Rolle/ prozesshaftes Vorgehen/ Feedback/
Fantasiereisen/ Malen des Lebensflusses/ Das, was am meisten Angst
macht, hat Vorrang/ Interaktionsspiele/ Echtheit, Empathie und
Kongruenz sind wichtige Variablen, sind aber nicht Teil einer Methode,
sondern beschreiben eine Grundhaltung/ Verzichts- bzw.
Fastenübungen ("Hausaufgaben")/ etc.
Erkenntnisebene:
Bedeutung für
die Persönlichkeitsentwicklung
28
Emotional und kognitiv/ Selbstwahrnehmung/ eigene Bewertung der
Lernprozesse/ Ambivalenz (Fragen lassen sich nicht einfach beantworten, bleiben z.T. offen)
Wir reden oft über das Verhalten anderer, deren Sucht, Mängel an
Konfliktfähigkeit, deren Verdrängen, Flüchte, Ausweichen etc. "Als
'Helfer', Berater, Seminarleiter, Eltern, Lehrer sind wir unser wichtigstes
'Instrument', nicht die Methode." [Reifarth] Daher hat die Selbstreflexion
so viel Bedeutung/ Die Selbsterkenntnis kann zunächst zu
Verunsicherung führen. Verunsicherung kann aber dazu beitragen,
Neues zu wagen/ Vertrauen und sicherer Raum sind notwendig/
Widerstände akzeptieren und die TN als letzte Entscheidungsinstanz
annehmen/ Die Falle des Leiters: die Abwertung der Teilnehmer
Suchtprävention an Schulen
Fünf Lernebenen
Ebene IV
Was schleppe ich in meinem “Rucksack” mit mir rum. Die Suche nach dem
“roten Faden”der Biografie
Bildungsmotiv:
Es geht im Wesentlichen um Eigenreflexion ohne ein "höheres" Lernziel
im Sinne sachlichen Wissens/ Erkennen der Einflussfaktoren auf die
eigene Biografie, auf meine Sprache, Denken, Fühlen, Handeln/
Erweiterung der individuellen Verhaltensspielräume/ Eigene
Verhaltensbotschaften entschlüsseln/ Versöhnung mit der eigenen
Geschichte/ Verantwortung übernehmen/ Eigene Muster erfahren und
bearbeiten/ Der eigenen Lebenseinstellung auf der Spur/ Reflektieren
der
eigenen
Glaubenssätze/
Hinterfragen
des
eigenen
"Kohärenzgefühls" [Antonovsky] etc.
Handlungsleitende
Fragen:
Woher komme ich?/ Wie bin ich so geworden, wie ich jetzt bin?/Was
trage ich an persönlichen Erfahrungen (Glück, Trauer, Angst,
Unsicherheit, Zuversicht etc.) in meinem "Rucksack" mit mir
herum?/Welche Einstellung habe ich zu Krankheit und Heilung?/ Was
lässt mich immer wieder in die gleiche Falle tappen?/ Wie gehe ich mit
Krisen um?/ Was ist veränderbar und was nicht?/ Wie wirkt das in meinen (beruflichen) Alltag hinein?
Methodisch-didaktisches Vorgehen:
Lernort ist die Klasse (auch Einzelarbeit)/ Die Gruppe hat dabei die
Funktion eines Spiegels/ Sie bietet gerade in dieser Phase Schutz,
Sicherheit und innere Rückzugsmöglichkeiten/ Voraussetzung für das
Gelingen liegt hier "...im fraglosen Annehmen und in der authentischen
dialogischen Begegnung 'von Schöpfungswesen zu Schöpfungswesen'
oder 'von Wesenskern zu Wesenskern' [Scherpner/ Buber], durch den
sich die Schüler als gleichwertige Gegenüber begreifen/ Nicht psychoanalytische Deutungen bzw. das "Herumwühlen" in der Vergangenheit,
sondern "Funde" aus der Vergangenheit für lösungsorientierte
Sichtweisen in der Zukunft zu nutzen ist hier die Triebfeder/ Der Einstieg
in Ebene IV ist nicht spektakulär: Ein Satz, eine Formulierung, eine
Metapher etc. können plötzlich "einschlagen" und bei Schülen oder den
Lehrern eine Kette von neuen Bildern auslösen/ Über den Einsatz verschiedener Methoden kann ich gezielt die Suche nach dem "roten"
Faden meiner Biografie aufnehmen: Fantasiereise zum eigenen Kind,
"Lebensfaden spinnen"/ , Metaphern, Fabeln, Gleichnisse etc.
Erkenntnisebene:
Emotional und kognitiv/ Selbstwahrnehmung/ Erkennen und akzeptieren
von
Ambivalenzen/
Erkennen
von
Ressourcen
und
Entwicklungsmöglichkeiten
Bedeutung für
die Persönlichkeitsentwicklung
Das Arbeiten auf Ebene IV bezieht sich auf das sog. "Eingemachte" / Das
Verlassen der gewohnten Sicherheit ist einerseits spannend, kann
jedoch andererseits manchmal Angst, Blockaden und Rückzug der
Schüler herbeiführen/ In Abgrenzung zur Therapie werden in solchen
Seminaren jedoch die Interpretationen des Erlebten der eigenen
Deutung überlassen. Widerstände sind auf jeden Fall zu akzeptieren.
29
Suchtprävention an Schulen
Fünf Lernebenen
Ebene V
Der Blick auf Lebensziele, sinnstiftende Orientierungen und Visionen
Bildungsmotiv:
In der Gegenwart sein/ Persönliche Bilanz ziehen/ Existentielle
Lebensfragen ermöglichen/ Suche nach sinngebenden Orientierungen/
Lebenssinn und Spiritualität/ Trotz Globalisierung und Inflation des
Wissens (im Internetzeitalter) die Begrenztheit des Denkens erkennen/
Einsicht gewinnen, dass ich nicht alles in der Hand habe. Ich kann nicht
alles steuern, beeinflussen und mir "untertan" machen/ Auch wissenschaftliche Erklärungsmodelle greifen manchmal nicht/ Dennoch den
Lebensrätseln nachgehen/ Die Gegenwart, der Moment ist aber das
Einzige, was ich für die Zukunft tun kann/ etc.
Handlungsleitende
Fragen:
Wohin gehe ich? Welche Zukunft sehe ich für mich? (ganz allgemein/
beruflich/schulisch)/ Wohin gehe ich jenseits des biologischen Lebens?/
Wo ist mein Platz im Leben?/Was hat mir das Leben bisher gebracht? /
Wozu habe ich meine bisherige Lebenszeit genutzt?/Wo liegen meine
Chancen?/ Wohin werde ich mich mit meinen Potentialen hin entwickeln?/
Was bin ich wert?/ Gibt es noch ganz andere Einflussfaktoren, die meine
Biografie mitbestimmen?/Welche Ideale und Visionen lebe ich?/ etc.
Methodischdidaktisches
Vorgehen:
"Bildungsmotiv"? oder methodisch-didaktisches Vorgehen?/ Die Ebene
V drängt sich oft einfach selbst ungerufen und ungeplant in den
Vordergrund/ Die Themen wechseln zwischen der Vergangenheit, der
Gegenwart und der Zukunft/ Ob im Schulalltag oder in der
Einzelberatung, es geht immer wieder auch um Normen und Werte, um
Lebensmut oder Lebensmüdigkeit (Suizid), um Unerklärliches und um
Paradoxien (z.B. gehen einige das Risiko ein, das eigene Leben aufs
Spiel zu setzen, um sich wieder zu spüren)/ Manchmal hilft nur noch eine
"paradoxe Intervention"/ Die Sehnsucht auf der Suche nach Spiritualität,
nach dem großen "DU", nach dem, was größer ist als wir selber, wird von
Menschen der verschiedensten Kulturen unterschiedlich und doch ganz
ähnlich beantwortet: Was die monotheistischen Religionen "Gott" nennen, bedeutet für andere "Mutter Erde", "universelle Lebensenergie"
oder Ethik etc.
Erkenntnisebene:
"Es wirkt entscheidend das Erkenntnisprinzip der Paradoxie neben ambivalenten Erklärungsformen" [Sagebiel]
Bedeutung für
die Persönlichkeitsentwicklung
In Seminaren dieser Form geht es immer wieder um die Einordnung von
generellen Fragestellungen in einen übergeordneten Sinn- und
Begründungszusammenhang/ Existentielle Fragen in Bezug auf die universelle Gesamtschau auf das Leben wie: Geburt oder Tod, spielen oft
(erst) im Zusammenhang mit schweren Krankheiten, Verlust eines
geliebten Menschen o.ä. eine entscheidende Rolle. Dabei ist es nicht
immer tröstlich, zu erkennen, dass ich manchmal ohnmächtig bin.
30
Persönlichkeitsbildung
31
Persönlichkeitsbildung
Persönlichkeitsbildung eine neue Aufgabe der Schule?
Die Notwendigkeit der Persönlichkeitsentwicklung von Schülern ist den meisten
Lehrern sicherlich als Aufgabe bewusst. Aber nicht der Lehrer weiß, wie er dieses
Lernziel erreichen kann. Und allzu oft geht dies im Unterrichtsalltag unter. Wie wichtig die Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung von Schülern ist, soll dieses
Kapitel aufzeigen. Und welchem Lehrer schadet es da, bei sich selbst anzufangen?
Wer sich selbst als Lehrer mit einem Thema auseinandergesetzt hat, dem fällt es
sicherlich leichter, seine Schüler damit zu konfrontieren. Im zweiten Teil dieses
Kapitels werden Sie daher genau dazu angeregt: Sie setzen sich mit Ihrer eigenen
Persönlichkeit auseinander und erhalten dadurch Anregungen, wie Sie bei Ihren
Schülern vorgehen können.
Persönlichkeitsentwicklung der Schüler
Veränderte Lebensumstände von Schülern
Seite 33
Wie Schüler stark werden
Seite 34
Starke Schüler brauchen starke Lehrer
Seite 35
Werden Sie Aktive Teens Lehrer - eine Ermutigung
Seite 36
Peer groups als Antwort auf Orientierungslosigkeit
Einige Denkanstöße
Gedanken zur Persönlichkeitsentwicklung als Aufgabe von Lehrern
Chancen und Grenzen des Projekts
Und jetzt Sie: Konfrontation mit der eigenen Persönlichkeit
Einstieg: Ein "starker" Lehrer geht in sich
Seite 39
"Stärke" - was verstehen Sie darunter?
Seite 40
Auf den Spuren der Vergangenheit
Seite 42
Finden Sie Ihren Begriff von "Stärke"
Was hat mich zu dem gemacht, was ich bin?
32
Persönlichkeitsbildung
Persönlichkeitsentwicklung
Veränderte
Lebensumstände von
Schülern
Die wachsende Komplexität unserer Lebenswelt macht
es immer bedeutsamer, eine eigenständige und reife
Persönlichkeit auszubilden. Das wird erschwert durch die
Ausdehnung der Jugendzeit, die zu einer eigenständigen
Lebensphase geworden ist und - je nach angestrebtem
Bildungsweg - bis zum dritten Lebensjahrzehnt andauern
kann. Der Zeitraum ökonomischer Abhängigkeit und
gleichsam künstlicher Unmündigkeit wird immer länger.
Dadurch entstehen Widersprüche und Spannungen zwischen den Ansprüchen von Schülern nach wirtschaftlicher, sozialer und politischer Teilhabe und den ihnen
zugebilligten Spielräumen.
Die Welt aus Schülersicht
Schüler erfahren die Welt der Erwachsenen häufig
als negativ. Ein solches Leben erscheint ihnen nicht
erstrebenswert. Viele Anforderungen des Lebens
können nur unter großen Mühen, mit vielen
Verlusten und zum Teil gar nicht bewältigt werden.
Für Schüler wird das Leben im Hier und Jetzt immer
attraktiver, nicht zuletzt, weil sie die Welt und sich
selbst von vielen Seiten bedroht erleben.
Bedeutungsverlust von Familien und
Lebensgemeinschaften
Wir leben in einer Welt mit immer vielfältigeren
Möglichkeiten
in
vielen
Lebensbereichen.
Traditionelle Eingrenzungen werden abgebaut.
Gleichzeitig werden aber immer mehr Kinder in
Familien hineingeboren, die ihnen keine
Geschwister, kaum Verwandtschaftsbeziehungen
und häufig nur ein Elternteil bieten können.
Dadurch verliert die traditionelle Familie bei der
Erziehung und Sozialisation von Kindern und
Jugendlichen an Bedeutung . Emotionale und soziale Bedürfnisse werden oft nicht oder nur unzureichend erfüllt.
Lebensgemeinschaft, Erwerbsgemeinschaft und
Glaubensgemeinschaft sind schon lange nicht mehr
deckungsgleich. Es gibt eine Vielzahl von möglichen Lebensstilen und Lebenszielen. Das beinhaltet für einige Menschen die Chance auf ein besseres, weniger eingeschränktes und "verregeltes"
Leben. Für andere Menschen entsteht dadurch ein
zunehmender Druck zur individuellen Gestaltung
des eigenen Lebens. Sie fühlen sich überfordert,
haben Angst, sind orientierungslos und gehen das
hohe Risiko ein, zu scheitern.
33
Persönlichkeitsbildung
Persönlichkeitsbildung von Schülern
unterstützen
Schüler können sich weiterentwickeln, indem sie
ihre Wahrnehmungen und Ausdrucksmöglichkeiten
üben. Um ihr Blickfeld für die eigenen
Lebensmöglichkeiten zu erweitern, brauchen sie
eine behutsame Begleitung, die auch die unterschiedlichen Lebenssituationen und -möglichkeiten
von Mädchen und Jungen im Blick hat.
Persönlichkeitsentwicklung ist nicht ein eigenes
Unterrichtsfach, sondern der alltägliche Umgang
der Schüler mit ihren Lehrern, der Unterricht mit seinen "Störungen", ist der Ort, an dem
Persönlichkeitsentwicklung stattfindet.
Peer to peer Modelle
an der Schule fördern
All diese Umstände führen außerdem dazu, dass
Gruppen von Gleichaltrigen, so genannte Peergroups an Bedeutung gewinnen: Jugendliche orientieren sich in ihren Einstellungen und Verhaltensweisen stärker als früher an Gleichaltrigen. Dies hat
sicherlich die weniger erfreuliche Folge, dass auch
negative Verhaltensweisen imitiert werden - doch
warum sollten wir nicht diese Tatsache dazu nutzen,
sie in positive Konsequenzen umzulenken? Wenn
sich unsere jungen Schüler an älteren orientieren
und anfangen zu rauchen, weil sie es bei älteren
sehen - so wirkt dies vielleicht auch bei positiven
Vorbildfunktionen. Nehmen sie dann nicht auch
eher Rat von gleichaltrigen oder älteren Mitschülern
an?
Von dieser Annahme gehen heutige Peer-Ansätze
aus. Peer-Education wird hierzulande vermehrt in
der Präventionsarbeit eingesetzt und stellt unter
bestimmten Voraussetzungen eine wirkungsvolle
Methode dar, Jugendliche zu erreichen. Durch
Patenschaften haben zum Beispiel Schüler jüngerer Klassen Ansprechpartner in höheren Klassen,
die ihnen vertraut sind und ihnen bei inner- und
außerschulischen Problemen hilfreich zur Seite stehen.
Diese beiden Aspekte sind zentrale Annahmen, die
dem Ansatz “Aktive Teens” zugrunde liegen. Sie
sind auch nicht voneinander getrennt zu betrachten
- vielmehr tragen Peer-Ansätze zur Persönlichkeitsentwicklung Jugendlicher bei bzw. unterstützen sie
dabei. “Aktive Teens” soll Schüler stark machen und
sie dafür vorbereiten, Verantwortung für andere
(z.B. in Form von Patenschaften für Jüngere) zu
übernehmen.
34
Wie Schüler stark werden
Zum Genuss erziehen (Zeit nehmen,
weniger ist oft mehr, genießen gehört
zum Alltag)
Kinder stark machen, ihnen seelische
Sicherheit bieten
Lob und Anerkennung geben
Freiräume und Beständigkeit gewähren
(nicht verplanen)
Zeit geben und ihnen Zeit lassen (Zeit ist
mehr als Geld)
Realistische Vorbilder liefern (eigene
Schwächen z.B. im Umgang mit
Suchtmitteln eingestehen)
Ausgiebige Bewegung verschaffen; denn
wer davon genügend hat, muss sich
keine künstlichen Fluchtpunkte schaffen;
Sitzen und Rumhocken sind für viele zur
Hauptbeschäftigung geworden
Freundschaften ermöglichen
Träume und Lebensziele nicht abwerten
Schüler brauchen innere Freiheiten
genauso wie äußere
Spielfreude fördern
Konflikte angemessen austragen
(Schüler brauchen Grenzen,
Orientierung, aber auch
Einfühlungsvermögen und Vertrauen)
Fernseher und Computer altersgemäß
und sinnvoll nutzen
und das Allerwichtigste: Immer mit den
Schülern im Kontakt bleiben
Persönlichkeitsbildung
Kongruenz von Aussage und
Handeln
Starke Schüler brauchen
starke Lehrer!
Wenn Schüler auffällig werden,
so ist das eine gängige Problemstellung für Lehrer. Schüler,
die rücksichtslos sind, für die
Anteilnahme ein Fremdwort ist,
Schüler, die zappelig sind,
Schüler, die jedes Gespräch
abblocken - all diese Schüler
werden gerne unter der Kategorie "auffällige Schüler" als
Problemfall diskutiert. Diese auffälligen Schüler sind Gott sei
Dank eher die Ausnahme sonst würden sie uns ja nicht
mehr auffallen - und wären folglich auch nicht mehr auffällig.
Wenn wir die Schule als ganzheitliches System
sehen, müssen wir uns doch auch fragen, wie es mit
der anderen Seite - der Seite der Lehrer - aussieht.
Gibt es auch hier "auffällige" Ausnahmen?
"Auffällige Lehrer"?
Lehrer,
die
Schüler
in
ihrer
Persönlichkeitsentwicklung erfolgreich unterstützen
und begleiten wollen, müssen auch in der Lage
sein, die eigene Persönlichkeit kritisch zu hinterfragen. Es wäre ja unnatürlich und wenn wir ehrlich
sind, unmöglich, wenn Lehrer immer perfekt wären.
Das würde sicherlich auch kein Lehrer von sich
behaupten.
Was sind denn auffällige Lehrer? Lehrer, die schnell
aus der Haut fahren? Lehrer, die ihre
Lieblingsschüler bevorzugen? Lehrer, die Vorurteile
gegenüber bestimmten Schülern haben? Oder
vielleicht Lehrer, die viel rauchen? Für Schüler lassen sich (wie bereits oben angedeutet) sehr einfach
Merkmale bzw. Verhaltensweisen finden, die sie
zum "auffälligen" Schüler machen. Bei Lehrern ist
die Aufgabe, Merkmale zu finden wesentlich komplizierter - schon aus dem Grund, dass es im allgemeinen Sprachgebrauch keine "auffälligen" Lehrer
gibt. Schließlich werden die Probleme und
Auffälligkeiten doch lieber bei den Schülern gesucht
- und auch gefunden.
Ein Lehrer, der selbst Raucher ist, wirkt unglaubwürdig, wenn er einem Schüler sagt, er solle die
Finger von den Zigaretten lassen, weil Rauchen
ungesund sei. Und wie ist es mit dem
Persönlichkeitstraining, dem sozialen Lernen? Hier
sind die Parameter nicht so leicht zu messen wie bei
dem Beispiel "Rauchen". Wann ist ein Lehrer dazu
in
der
Lage,
Schüler
in
ihrer
Persönlichkeitsentwicklung angemessen zu unterstützen? Oder müssen Lehrer jetzt auch erst einmal
ein soziales bzw. ein Persönlichkeitstraining absolvieren, um die Entwicklung von Schülern erfolgversprechend zu fördern?
Wenn Lehrer mit gesunder Selbstkritik an die Arbeit
gehen, ist bereits ein wichtiger Schritt getan. Auch
soziale Lerntechniken tragen sicherlich zur persönlichen Entwicklung der Schüler bei. Noch viel wichtiger ist jedoch, Schülern den nötigen Freiraum zu
geben, um in der Schule aktiv zu werden, ihnen in
der Schule einen Lebensraum zu bieten, der nicht
nur zum Lernen auffordert, sondern der persönlichen Entwicklung Raum lässt. “Aktive Teens”
schafft die Basis auf Schülerseite, an der Lehrer
anschließend anknüpfen können und sollen. Die
Rahmenbedingungen in der Institution Schule kann
“Aktive Teens” nicht schaffen - wohl aber Lehrern
das nötige Handwerkszeug mitgeben, um den
Keim, der bei den Schülern während der
Klassenfahrt gesät wurde, aufgehen zu lassen.
Denn starke Schüler brauchen starke Lehrer, die
dafür sorgen, dass die Ausbildung der Aktiven
Teens nicht wirkungslos bleibt. Lehrer, die ihnen
helfen, wenn sie an ihre Grenzen stoßen.
35
Persönlichkeitsbildung
Werden Sie “Aktive Teens” Lehrer
Eine Ermutigung
Hand aufs Herz! Beneiden Sie nicht auch die Menschen,
denen es gelingt, scheinbar ohne große Schwierigkeiten
durch das Leben zu gehen, die nicht nur fit aussehen, sondern sich auch ebenso fühlen? Haben Sie noch nie das
Gefühl der Überforderung in der Arbeit erlebt, so dass
Schüler, Kollegen und Vorgesetzte Sie empfindlich in Ihrem
Wohlbefinden stören? Und haben Sie sich noch nie über
sich selbst geärgert, weil gute Vorsätze einer neuen
Lebensführung, wie der Vorsatz zu mehr Bewegung, einer
zielgerechten Planung des eigenen Tages oder einfach die
Erfüllung eines lang ersehnten Wunsches wieder einmal
nicht geklappt hat?
Und natürlich misstrauen Sie Konzepten und
Rezepten, die Ihnen vorgaukeln, dass es ganz
leicht sei, sein Leben zu ändern. Mit dieser Haltung
und Ihren Erfahrungen sind Sie gar nicht weit entfernt von der oft von Schülern gefühlten und erlebten Realität des Schulalltags. Wenn Schüler sich
ihre "kleinen Fluchten" aus dem frustvoll erfahrenem Schulleben organisieren, wird ihr Verhalten oft
als Schulfrust, Schulflucht, Desinteresse gegenüber
dem Lehrstoff gekennzeichnet. Wenn sie übermüdet morgens im Unterricht erscheinen, fragt sie niemand ob es daran liegt, dass sie wenig geschlafen,
Tabletten eingenommen oder Konflikte mit sich
selbst oder mit ihrer Familie haben.
Wahrnehmung
Auf verändertes Verhalten von Schülern wird solange nicht eingegangen, bis es als Regelverstoß
wahrgenommen wird. Diesem Phänomen begegnet
man auch in der Erwachsenenwelt. Solange man
nicht straffällig geworden ist, besteht kein Grund zur
Klage. Solange man nicht zum Arzt muss, ist man
nicht krank und solange man in der Familie und im
Beruf funktioniert, d.h. die Erwartungen erfüllt, wird
sich niemand genötigt fühlen, sich nach dem allgemeinen Wohlbefinden zu erkundigen. Schlimmer
36
noch: Im Laufe der Jahre wird oft die Fähigkeit verlernt, Empfindungen und Gefühle zu artikulieren, so
dass die Frage: "Wie geht es dir?" zumeist floskelhaft beantwortet wird mit "nicht schlecht", "gut" oder
"wie immer".
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen fällt auf,
dass im Schul- und Lebensalltag häufig unbewusst
und unreflektiert mit Leitsätzen operiert wird, die
einen Mangel erkennen lassen, wenn man sich
gegenüber seinen Gefühlen öffnet:
Krankheitsorientierung: Gesundheit
Abwesenheit von Krankheit.
ist
Risikofaktorenorientierung: Das Leben als
‚Minenfeld'.
Begrenzung auf das Individuum.
Individuelle Verhaltensänderung: Keine Änderung der Verhältnisse.
Erziehung als expertengeleitete Belehrung:
Appelle an die Vernunft, an die Gefühle.
Persönlichkeitsbildung
Chancen
Teens“
des
Projektes
“Aktive
Was bringt mir das Projekt
Veränderungen initiieren:
Macht es deshalb nicht Sinn, über eine
Veränderung des Schullebens nachzudenken und
mit Hilfe des Projektes “Aktive Teens” hat, Schüler
in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, sie zu
einem verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit zu bewegen und ihnen einen Weg
zu eröffnen, wie sie sich aktiv für eine
Schulumgebung einsetzen, die ihrem körperlichen
und geistigen Wohl entspricht. “Aktive Teens”will
nachhaltige Veränderungen initiieren. Deshalb sind
die Schüler auf Ihre Hilfe angewiesen. Zusammen
an einem Strang ziehen, um eine gesundheitsfördernde Schule für alle Beteiligten zu erreichen hilft
allen am Schulleben beteiligten Menschen,
weil die Gesundheit und nicht mehr die
Krankheit im Fokus des Interesses steht,
weil das Interesse auf Ressourcen gelenkt
wird und nicht mehr Defizite beklagt werden,
weil die aktive Anteilnahme an Mitmenschen
gefördert wird,
weil die aktive Beschäftigung mit sich selbst
und dem eigenen Umfeld die Emanzipation
fördert und sinnentleerte Anpassung verhindert.
Neue Ziele gemeinsam entwickeln und
definieren
Lehrern, die eine Langfristigkeit der “Aktive Teens”
Klassenfahrt unterstützen, empfehlen wir, mit ihren
Schülern Patenschaften zu jüngeren Klassen aufzubauen. Hierbei können sie die Aufmerksamkeit der
Schüler auf Fragestellungen lenken, die eine differenzierte Sicht auf eingefahrene Verhaltensmuster,
individuelle
(Sehn-)Süchte,
freundliche
Arbeitsplätze und Räume lenken.
Methodisch verantwortet, reflektiert und gestaltet
eine gesundheitsfördernde Schule die individuelle
und gemeinsame Suche nach gesundheitsförder-
lichen Lebensweisen und Lebensbedingungen.
Den Schulbetrieb als System erkennen
und gestaltend eingreifen
Wenn "Gesundheit in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen wird, dort wo sie spielen, lernen, arbeiten
und lieben" (Ottawa-Charta, WHO 1986), dann zielt
Gesundheitsförderung auf soziale Systeme - und
nicht mehr ‚nur' auf einzelne Menschen. Dieser
Ansatz wird seit Anfang der 90er Jahre im
Europäischen Netzwerk gesundheitsfördernder
Schulen im Bildungswesen entwickelt und erprobt
und das bisherige Verständnis von Gesundheit um
eine systemische Dimension erweitert. Dabei trägt
der Ansatz die Chance in sich, in der Schule bei
allen Beteiligten eine Diskussion zu initiieren, deren
Ziel eine genaue Positionsbestimmung ist unter den
Leitfragen:
Was heißt für uns "gesunde Organisation"?
Wie kann sich unsere Schule zur gesunden
Organisation entwickeln?
Welche Förderungsmechanismen - intern
und extern - können wir generieren und
bereitstellen?
Den Beruf forschend neu gestalten
Schüler spüren sehr schnell, ob Erwachsene etwas
ernst meinen. Sie verzeihen eher Schwächen von
Erwachsenen, als dass sie Doppelmoral zulassen
und akzeptieren. Sie verlangen von Erwachsenen
Authentizität in Form und Inhalt und sind sehr feinfühlig in der Wahrnehmung von Abweichungen. Die
Rückbesinnung auf pädagogische Traditionen und
deren didaktische Ansätze, wie die der Schulen
Platons, Rousseaus und anderer Pädagogen
ermöglicht Lehrern einen kreativen Blick auf mögliche Szenarien eines veränderten Umgangs zwischen Lehrern und Schülern. Die Bestimmung
eines klaren Zieles und die ungeschminkte Analyse
der Ausgangssituation von Veränderungen birgt die
Möglichkeit, neue Wege gemeinsam zu beschreiten, Erfahrungen zu teilen und dadurch zu einer
geänderten Beziehung zu kommen.
Welche Rolle spielt die Aktive Teens
Klasse?
Während der Klassenfahrt wird ihre Klasse sensibilisiert für den verantwortungsvollen Umgang für sich
selbst und andere. Am Beispiel des Themas
37
Persönlichkeitsbildung
Nikotinsucht erhalten Schüler Informationen, wie ihr
Leben durch Werbung, Gruppendruck oder falsche
Einschätzung von Risiken beeinflusst wird und sich
schleichend Verhaltensmuster entwickeln, die sich
in der Konsequenz gegen ihr eigenes Leben richten.
Das Ziel der Klassenfahrt besteht darin, Schülern
die Kompetenz zu vermitteln, selbstkritisch und
reflektiert den eigenen Weg zu finden und ihre
Umwelt aktiv zu gestalten. Exemplarisch erfahren
sie dies durch erlebnispädagogische Methoden, die
ihnen helfen, ein neues Körpergefühl und neues
Selbstverständnis in der Klasse zu finden. Tägliche
Verhaltensmuster
werden
hinterfragt,
um
Sehnsüchte zu erkennen und daraus eigenes
Verhalten abzuleiten, das darauf abzielt,
Sehnsüchte auch zu verwirklichen und nicht in
Süchte abgleiten zu lassen.
Eine veränderte Lebensgestaltung soll dadurch
erreicht werden, dass Schüler dazu ermutigt werden, ihre Vorbildfunktion als ältere Schüler in der
Schule zu erkennen und deshalb verantwortungsvolles Verhalten gegenüber jüngeren Mitschülern zu
übernehmen. Gleichzeitig erfahren sie, dass
Veränderungsprozesse nie linear verlaufen und
Hartnäckigkeit
und
Geduld
wichtige
Voraussetzungen sind. Sind Schüler auf diese Art
erstmals sensibilisiert, benötigen sie tatkräftige
Unterstützung im täglichen Schulleben.
Absolut kontraproduktiv wäre die Erfahrung, wenn
sie nach der Klassenfahrt allein gelassen würden.
Deshalb liegt der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg
von Aktive Teens bei Lehrern, welche die
Klassenfahrt als Chance begreifen, das Schulleben
im Sinne einer Gesundheitsorientierung für alle
aktiv zu gestalten. Mit “Aktive Teens” haben Lehrer
erste Bündnispartner gefunden, die in der Lage
sind, Projekte im Schulleben zu etablieren, die positiv auch auf andere Klassen und Lehrer wirken können.
Unterstützendes Eingreifen finden Schüler, wenn
ihnen der Weg zu einer Patenklasse geebnet wird,
wenn bei frustrierenden Erlebnissen, die Erfahrung
von Erwachsenen hilft, mit dem Frust umzugehen,
wenn der eigene Schulalltag in der Klasse spürbar
auch die Interessen von Schülern berücksichtigt,
wenn kleine Schritte auch als Teil einer gesamten
Veränderung wahrgenommen werden können.
38
Die Grenzen
Projektes
des
“Aktive
Teens”
“Aktive Teens” ist als Projekt zunächst einmal auf
eine Klasse, ihre Lehrer und eine Patenklasse
gerichtet. Einiges kann in diesem Mikrokosmos verändernd in Gang gesetzt werden, anderes benötigt
einen
übergeordneten
Ansatz,
der
die
Notwendigkeit
von
Konferenzbeschlüssen,
Einbeziehung
außerschulischer
regionaler
Institutionen oder auch der Politik in Betracht zieht.
Aktive Teens und ihre Lehrer sollten versuchen, ihre
Handlungsmöglichkeiten realistisch zu bestimmen
und sich nicht über die eigenen Kräfte zu verausgaben. Ganz im Sinne dieses Projektes ist die Ortung
von externen Ressourcen, mit denen es gelingt,
eigene Wege optimal umzusetzen.
Persönlichkeitsbildung
Fragen im Alltag
Ein "starker" Lehrer geht
in sich
Hermann P. (47 Jahre, Lehrer einer Schule für
Lernbehinderte) ist ein Lehrer, den die Schüler
mögen und respektieren. Aufgrund eines
Gesprächs mit einer Referendarin machte er
sich folgende Gedanken dazu, was ihn zu dem
Lehrer gemacht hat, der er ist...
Kürzlich hat mich unsere Referendarin gefragt, wie
ich es geschafft habe, dass die Schüler gleichzeitig
Respekt vor mir haben und mich trotzdem mögen.
Sie behauptete, dass es doch eine Gratwanderung
wäre, die schwer zu steuern sei - die sie gar nicht
einfach fände und vor der sie ein wenig Bammel
habe.
Ich konnte ihr gar keine Antwort darauf geben - in
der Tat gibt es an unserer Schule (einige wenige)
Lehrer, die von Schülern nicht so richtig ernst
genommen werden, deren Versuche, hart durchzugreifen, meistens scheitern und denen dadurch das
Leben als Lehrer sehr erschwert wird. Und dann
gibt es wiederum Lehrer, vor denen die Schüler
zwar einen unglaublichen Respekt haben, doch dieser Respekt löst auf Schülerseite eher Bammel vor
dem Unterricht aus und so werden Lehrer doch
eher zu Schreckensfiguren - das kann ja auch nicht
Sinn der Sache sein. Und der Ruf eines Lehrers
spricht sich von Klasse zu Klasse schnell herum.
Prompt hat ein Lehrer den Ruf: "Der ist super
streng" oder "bei dem kannste alles machen...".
Also - wie bin ich denn nun zu meiner Position
gekommen - dass ich ein Lehrer bin, der als äußerst
gerecht gilt, dem die Schüler auch mal etwas anvertrauen... und dem sie trotzdem nicht auf der Nase
herumtanzen? Vielleicht ist es einfach nur Glück
gewesen, vielleicht bin ich einfach der geborene
Lehrer - ist mir also diese Stärke in die Wiege gelegt
worden?
Bei einem Blick zurück bin ich zu dem Schluss
gekommen, dass ich diese Stärke eigentlich erst in
der Zeit meines Studiums bekommen habe.
Während der Schulzeit, als ich noch zu Hause
gewohnt habe, habe ich mich häufig sehr schnell
unterbuttern lassen. Meine Eltern waren immer sehr
streng und haben mich nicht so recht zu Wort kommen lassen. Das wirkte sich auch auf die Schule
aus: Ich habe mir selbst nie viel zugetraut und war
dadurch ein sehr stiller und auch eher
mittelmäßiger Kandidat.
Erst während des Studiums, als ich auf eigenen
Beinen stand, und vielleicht auch dadurch, dass ich
die richtigen Leute kennen lernte, begann ich, mein
Glück aktiv in den Griff zu bekommen. So engagierte ich mich im Hauptstudium stark in der
Fachschaft, hatte einen Hiwi-Job, in dem meine
Arbeit geschätzt wurde und dies gab mir ein
Selbstvertrauen, das sich auf meine Zukunft auswirkte. Bereits in den Praktika während des Studiums und des Referendariats gelang es mir, bei
den Schülern den richtigen Ton anzuschlagen und
ihnen Spaß am Lernen zu vermitteln.
Gut - wenn mich nun meine Zeit im Elternhaus
beeinflusst hat, die Zeit im Studium ebenso - dann
werde ich doch auch in meinem aktuellen
Lebensabschnitt geprägt. Also prägen mich im
Moment vermutlich meine eigene Familie, meine
Freunde, mein Kollegium - und sogar die Schüler.
Doch ist es nicht auch umgekehrt, prägt meine jetzige Stärke nicht auch meinen Umgang mit der
Familie, mit Freunden, mit dem Kollegium? Aber
wahrscheinlich kann man tatsächlich nur rück- blikkend sagen, was einen geprägt hat. Ich werde wohl
erst in 10 Jahren sagen können, ob mich meine
Familie stark gemacht hat?
39
Persönlichkeitsbildung
Was habe ich damit zu tun?
Und was verstehen Sie
unter "Stärke"?
Die Bedeutung vieler Begriffe liegt im Auge
des Betrachters. So ist es wohl auch mit dem
Begriff der "Stärke" - was bedeutet denn
eigentlich, stark zu sein? Was bedeutet es für
mich als Lehrer? Für mich als Kollegen?
Folgende - sehr unterschiedliche Definitionen sollen Ihnen dabei helfen, sich über IHREN
Begriff von Stärke Gedanken zu machen!
Stark ist, wer...
Aufgaben gewissenhaft erfüllt,
Verantwortung für das eigene Handeln übernimmt,
Verantwortung für andere übernimmt,
sich durchsetzen kann,
zu eigenen Gefühlen steht,
Entscheidungen klar treffen kann,
sich seiner (Lebens-) Ziele bewusst ist,
seine eigenen Bedürfnisse erkennt und sie
durchsetzt,
eine eigene Meinung hat und diese immer
vertritt,
sich nicht beeinflussen und manipulieren
lässt,
auch seine Schwächen erkennt, akzeptiert
und zeigen kann,
eine Balance findet zwischen den
Anforderungen, die an ihn gestellt werden
und seinen Bedürfnissen/Zielen.
40
Als Lehrer bin ich stark, wenn...
ich den Schülern ein gutes Vorbild bin,
die Schüler ihre Aufgaben gewissenhaft erfüllen,
mich die Kollegen beneiden, weil immer
Ruhe in meiner Klasse herrscht,
ich den Schülern den Lernstoff gut vermitteln
kann,
die Schüler mich auch mal um Hilfe bei persönlichen Problemen bitten,
die Schüler mich als Autorität ansehen und
meine Anweisungen immer befolgen,
die Schüler in meiner Klasse sich nie streiten
und ich sie im Griff habe,
ich auch vor den Schülern mal Schwäche
zeigen kann,
den Schülern der Unterricht Spaß macht,
ich es schaffe, Alltagsprobleme und Ängste
von Schülern zu erkennen und daran im
Unterricht anzuknüpfen.
Persönlichkeitsbildung
Was habe ich damit zu tun?
Und was verstehen Sie
unter "Stärke"?
Ich bin ein "starker" Kollege, wenn...
Ich bin in der Familie stark, wenn...
ich meine Kollegen niemals um Rat fragen
muss, weil ich immer eine Lösung weiß,
ich es schaffe, die Erwartungen aller
Familienangehöriger zu erfüllen,
ich anderen Kollegen meine Hilfe anbiete,
ich meinen Standpunkt bei Diskussionen
durchzusetzen vermag,
ich Verantwortlichkeiten übernehme, die als
Lehrer nicht selbstverständlich sind,
ich auch mal "neue Wege" vorschlage,
ich mich stark für die Schule engagiere,
ich Projekte initiiere,
ich es schaffe, vor meinen Kollegen Ängste
und Sorgen zu verbergen,
ich Probleme mit Kollegen sehe, mich damit
auseinandersetze und Lösungen finde,
ich gar keine Probleme mit Kollegen habe,
ich Meinungsverschiedenheiten zwischen
Kollegen als Motor für neue Entwicklungen
sehe,
mich alle Kollegen mögen,
ich auch mal was "Neues" riskiere.
ich meinen Lebenspartner von meinen Ideen
überzeuge,
ich es immer schaffe, meinen Lebenspartner von meiner Meinung zu überzeugen,
ich nie mit meinem Lebenspartner Streit
habe,
ich trotz meiner beruflichen Belastung immer
gute Laune habe und ausgeglichen bin,
ich mir Sorgen und Ängste nicht anmerken
lasse,
ich berufliche Probleme in der Schule alleine
löse, ohne meine Familie damit zu belasten,
ich die Sorgen und Ängste meines Partners
erkenne,
ich meinen Partner dazu bringe, mich mit
seinen Problemen in Ruhe zu lassen.
41
Persönlichkeitsbildung
Auf den Spuren der eigenen
Vergangenheit:
Was hat Sie so stark
gemacht, wie Sie sind?
Unsere Persönlichkeit - und so auch unsere Stärke - wird im
Wesentlichen durch unsere Lebensgeschichte mitgeprägt.
Nicht nur Anlagen spielen hierbei eine Rolle. Besinnen Sie
sich und drehen Sie die Zeit einmal zurück: Was hat Sie in
verschiedenen Stadien Ihrer Biografie geprägt? Hierbei kann
es sich um Ereignisse, Personen, Umstände oder auch eigene Entscheidungen bzw. Entwicklungen handeln.
Schreiben Sie Ihre Gedanken in die Zeilen, um sich über Einflussfaktoren
oder Ereignisse klar zu werden, die Sie so stark gemacht haben, wie Sie
sind.
Was hat Sie in Ihrem Elternhaus stark gemacht bzw. daran gehindert,
Stärke zu entwickeln?
Stark gemacht hat mich:
Eingeschränkt wurde ich durch:
42
Persönlichkeitsbildung
Auf den Spuren der eigenen
Vergangenheit:
Was hat Sie so stark
gemacht, wie Sie sind?
Was hat Sie während des Studiums stark gemacht bzw. daran gehindert, Stärke zu entwickeln?
Stark gemacht hat mich:
Eingeschränkt wurde ich durch:
Und wie verhält es sich im Berufsleben? Was macht Sie hier stark oder
hindert Sie daran, Stärke zu entwickeln?
Stark gemacht hat mich:
Eingeschränkt wurde ich durch:
43
Von der Schule als Lebensraum
Wenn die Schule einen Lebensraum für Schüler bieten soll, gibt es zwei wesentliche
Ansatzpunkte: Die Schule in Richtung "gesunde Schule" zu entwickeln - dies bedarf
der Mitarbeit des gesamten Kollegiums und ist ein langfristiger Prozess. Mit dieser
Frage beschäftigt sich der Teil 1: gesunde Schule.
In Teil 2: “Konsequenzen für meinen Unterricht” finden Sie Gedankenanstöße und
Ansätze, wie Sie Schüler in Ihrem Unterricht durch innovative Lernformen in ihrer
Persönlichkeitsentwicklung unterstützen können.
Schule als System
Missstände in der Schule
Seite 45
Lehrer und Schüler berichten darüber, was sie stört
Was ist eine gesunde Schule?
Seite 46
Gesunde Schule - eine Lösung
Qualitätsanforderungen schulischer Gesundheitsförderung
Seite 47
Schritte zu einer erfolgreichen Arbeit mit “Aktive Teens”
Seite 49
Schaffen Sie optimael Bedingungen für die Aktiven Teens!
Konsequenzen für den Unterricht
Unterrichtsentwicklung
Seite 52
Konsequenzen für Ihren Unterricht
Seite 54
Das Internet zur Unterstützung sozialer Lernprozesse?
Seite 56
Stationenlernen
Seite 58
Patenschaften
Seite 60
Kernpunkt von Schulentwicklung
Mehr Partizipation durch soziale Lernprozesse
Veränderte Lehrer-/Schülerrolle
www.aktive-teens.de - was bietet die Plattform?
Ein Dialog zwischen einer Referendarin und ihrer Mentorin
Aufbau einer Patenschaft mit einer jüngeren Klasse,
Schritte zu einer Patenschaft
44
Schule als Lebensraum
Schule als System
Missstände in der SchuleBetroffene äußern sich
Es gibt sowohl auf Lehrerseite
als auch auf Schülerseite sicherlich jede Menge Fälle, in denen
Schüler und Lehrer sich unwohl
fühlen. Einige Dinge lassen sich
ändern, andere scheinen sich
auf den ersten Blick nicht beeinflussen zu lassen. Folgende
Beispiele sollen exemplarisch
aufzeigen, welche Missstände
an Schulen - und zwar in allen
Schulformen - existieren können. Die Beispiele zeigen, dass
Schüler und Lehrer gleichermaßen von Problemen betroffen
sind.
Simon (13), Schüler einer Hauptschule
"Ich finde es absolut bekloppt, wie an unserer
Schule mit dem Thema Rauchen bzw. Nichtrauchen
umgegangen wird. Nicht, dass ich selbst rauchen
will - das reizt mich ganz und gar nicht - aber unsere Lehrer predigen den anderen Schülern, die ab
und zu mal zur Zigarette greifen, dass sie das nicht
dürfen. Und im nächsten Moment zünden sie sich
selbst eine Zigarette an - vor den Augen der
Schüler. Wenn ich mir etwas für unsere Schule wünschen könnte, dann wäre das ein Rauchverbot für
beide Seiten: Lehrer wie Schüler.
Hermann M. (48), Lehrer einer
Hauptschule
"Es gibt einige Situationen, in denen ich mich als
Lehrer gespalten fühle. Letzte Woche noch haben
wir in der Schulkonferenz entschieden, einen
Schüler meiner Klasse von der Schule zu verweisen. Ich weiß genau, dass er aus unheimlich
schwierige Familienverhältnissen kommt und konnte ihm einfach nie die notwendige Unterstützung
geben. Aber inzwischen hat er sich soviel geleistet da mussten wir etwas unternehmen. Der Meinung
waren die anderen Kollegen einstimmig. Und objektiv gesehen, hätte ich sicherlich genauso entschieden. Mir sind bei der Konferenz auch irgendwie die
Argumente ausgegangen."
Jan (10), Schüler eines Gymnasiums
"Unsere Schule ist der absolute Graus: Das
Gebäude ist grauer als grau und in der Pause weiß
man als Fünftklässler gar nicht, wohin. Die Großen
haben wenigstens ihren Oberstufenraum, aber wir
können immer nur blöd in der Aula auf das Klingeln
warten, besonders wenn´s draußen kalt ist."
Gerhard F. (58),
Lehrer einer Sonderschule
"Ich bin inzwischen schon fast dreißig Jahre im
Schuldienst. Zu Beginn meiner Laufbahn dachte
ich: An den Stress gewöhnst du dich schon noch.
Wider Erwarten wurde es jedoch mit den Jahren
immer schlimmer. Ich habe fast ständig
Kopfschmerzen, kann nachts häufig nicht einschlafen und auch nach der Arbeit nicht richtig abschalten. Und das, obwohl es mir als Lehrer eigentlich
gut geht. Die Schüler mögen mich, das Kollegium ist
nett. Es sind die ganz normalen Alltagstätigkeiten,
die mir zu schaffen machen."
Patricia K. (29), Lehrerin eines
Gymnasiums
"Ich bin noch nicht lange als Lehrerin tätig. Gerade
erst habe ich das Referendariat beendet und habe
nun eine feste Stelle an einem Gymnasium. Und
jetzt stehe ich eindeutig vor einem Problem, das
mit dem hohen Alter der anderen Kollegen
zusammenhängt: Ich hätte so tolle Ideen, wie wir
neue Lernformen und vor allem fächerübergreifendem Unterricht praktizieren könnten - doch die
Lehrer halten immer an ihren bisherigen
Lehrmethoden fest und fühlen sich damit überlastet, sich auf etwas Neues einzulassen. Ich kann
sie einfach nicht davon überzeugen, mal etwas
Neues auszuprobieren.”
45
Schule als Lebensraum
Schule als System
Gesunde Schule - eine
Lösung?
Diese Meinungen machen deutlich, dass für eine gesunde
Schule alle Seiten betrachtet werden müssen: die der
Schüler, Eltern, Lehrer und des Verwaltungspersonals.
Doch hierzu sollten wir erst einmal klären: Was bedeutet
denn eigentlich "gesunde Schule"? Wann ist eine Schule
gesund?
Schule sollte vor dem Hintergrund einer gesunden
Schule als ganzheitliches System betrachtet werden, in dem sich alles ineinander fügt und aufeinander Einfluss hat.
Schließlich hat es eine vehemente Auswirkung auf
die Schüler, wenn der Lehrer unzufrieden ist und
diese Unzufriedenheit sich in einem lustlosen, routinierten, eintönigen Unterricht widerspiegelt.
Umgekehrt erleichtern unzufriedene Schüler nicht
gerade die Arbeit für den Lehrer, der lässt es
womöglich an Kollegen aus und so leidet das ganze
Klima im Kollegium.
Wir können auch den Schulleiter als Ausgangspunkt nehmen: Ein uninteressierter, passiver
Schulleiter, der seine Aufgaben nicht ernst genug
nimmt, hemmt die Entwicklungsmöglichkeiten der
Schule, der Schüler und der Lehrer.
Doch nicht nur menschliche, sondern auch organisatorische Aspekte können das Schulleben positiv
beeinflussen. So kann ein "Meckerkasten", der im
Schulgebäude hängt, Schüler und Lehrer dazu animieren, auf Missstände hinzuweisen.
Ein anderes Beispiel: Organisierte Klassen-Patenschaften können Schülern Unsicherheiten nehmen
und so organisierte Hilfen in Form von älteren
Ratgebern anbieten.
Das Ziel, die eigene Schule in Richtung "gesunde
Schule" weiter zu entwickeln, ist langfristig anzulegen. Langfristigkeit und Ganzheitlichkeit ist die
Devise - keine punktuellen, kurzweiligen Änderun-
46
gen. Das heißt nicht, dass nicht an einem Punkt
angefangen werden kann, die Zielrichtung sollte
jedoch klar sein.
Und die gesundheitsfördernde Schule? Ist eine
gesunde Schule gleichzeitig eine "gesundheitsfördernde Schule"? Meistens ist dies schon der Fall:
Denn bei der Frage, ob Schüler und Lehrer sich
wohl fühlen, spielt die Gesundheit eine große Rolle.
So fokussiert gesundheitsfördernde Schulentwicklung die Einbettung der Gesundheitsförderung in
den Unterricht und das Schulleben. Jede Schule
entwickelt gesundheitsförderliche Schwerpunkte
und ein den spezifischen Gegebenheiten vor Ort
entsprechendes Profil. Dementsprechend sollte
auch Suchtprävention nicht isoliert betrieben werden, sondern ganzheitlich betrachtet werden.
Schule steht heute in einem Spannungsfeld: Es
besteht
eine
Diskrepanz
zwischen
den
Bedürfnissen von Schülern und den Forderungen
nach Expansion des Wissens. Die spezifische
Zielsetzung der Schule ist auf Erziehung und
Bildung von jungen Menschen gerichtet. Das heißt
aber auch, dass auf ihre Bedürfnisse Rücksicht
genommen werden muss.
Schule sollte als Lebensumfeld, als Ort der
Persönlichkeitsentwicklung von Schülern betrachtet
werden. Schüler sollten die Möglichkeit haben,
Schule als gesunden Lern- und Lebensort zu
gestalten.
Schule als Lebensraum
Schulische Gesundheitsförderung
Qualitätsanforderungen
Gesundheitsförderung
an
Schulen wird durch viele
Initiativen aktiv gefördert, wird
an vielen Schulen bereits umgesetzt und setzt sich gerade deshalb der Gefahr aus, zu einem
Schlagwort zu verkommen.
Insbesondere an die schulische
Gesundheitsförderung
sind
hohe Qualitätsansprüche zu
stellen, weil Schulen einen
besonders hohen Stellenwert in
der Entwicklung von jungen
Menschen einnehmen.
Da schulische Gesundheitsförderung im Regelfall
einem ganzheitlichen Konzept folgt, muss sich die
Qualitätssicherung an der Struktur, dem Prozess
und dem Ergebnis orientieren.
Als Leitlinie können folgende
Qualitätskriterien dienen.
Integration in den Schulalltag: Schulische
Gesundheitsförderung darf nicht abgehoben
vom Arbeitsalltag in der Schule erfolgen, sondern muss auf unterschiedlichsten Ebenen in
die schulischen Strukturen und Abläufe integriert werden. Dass zunächst nur einzelne
Klassen in ein Projekt eingebunden werden,
widerspricht dieser Qualitätsanforderung
nicht. Das Ziel muss allerdings sein, den
durch die Gesundheitsförderung entwickelten
neuen Zugang zur Gesundheit in die gesamte Schulkultur zu übernehmen.
Interdisziplinäre und hierarchieübergreifende Zusammenarbeit: Die Nutzung der
Kompetenz von und die Kooperation mit allen
in der Schule vertretenen Gruppen sind
unabdingbare Voraussetzung für eine auf
Dauer ausgerichtete Gesundheitsförderung.
Dies bedeutet, dass die Schulleitung initiativ
werdende Lehrer und Schüler sowie interessierte Eltern eine Steuerungsgruppe für die
schulische Gesundheitsförderung bilden.
Durchführung einer Ist-Analyse: Eine
Bestandsaufnahme der die Schulumwelt
beeinflussenden Faktoren, des gesundheitlichen Befindens von Lehrern und Schülern
unter tätigkeitsbezogenen Anforderungen
und
Belastungen
bilden
die
Ausgangsanalyse für ein Gesundheitsförderungsprogramm.
Operationalisierbare Ziele: Zu Beginn des
Gesundheitsförderungsprojektes müssen
von der Steuerungsgruppe die schulischen
gesundheitspolitischen Ziele und Teilziele
konkret festgelegt werden.
Kontinuität und Ganzheitlichkeit: Die
schulische Gesundheitsförderung muss den
Menschen als physisches, psychisches und
soziales Wesen ansprechen und sie ist nur
als ein kontinuierlicher Prozess zu begreifen,
der in die schulische Organisation und die
47
Schule als Lebensraum
Arbeitsabläufe eingebunden ist und auch die
sich wandelnden Bedingungen in der Schule
nachvollzieht.
Offenheit und Partizipation: Schulische
Gesundheitsförderung ist nicht frei von
Interessenkonflikten. Deshalb ist es richtig,
Entscheidungen für alle an diesem Prozess
Beteiligten
transparent
zu
machen.
Beteiligung beginnt mit frühzeitiger und
umfassender Information und reicht bis zur
Einbindung der Betroffenen.
Gesundheitsgerechte Gestaltung der
Arbeitsumgebung: Die Arbeitsbedingungen
an der Schule müssen in einer Weise gestaltet oder verändert werden, dass sie geeignet
sind, die Gesundheit zu erhalten und
gesundheitsgerechtes Verhalten zu fördern.
Nutzen für die Schüler, Lehrer und Eltern:
Gesundheitsförderung wird nicht um ihrer
selbst Willen durchgeführt. Sie will zunächst
den gesundheitlichen Nutzen für Schüler und
48
Lehrer erhöhen und deren Wohlbefinden verbessern. Wie die Erfahrungen gezeigt haben,
ist damit sozusagen automatisch ein Nutzen
für die Schule verbunden, der sich in einer
Verbesserung der Bildungsqualität niederschlägt.
Öffentlichkeitsarbeit: Gesundheitsförderung in der Schule muss sowohl innerhalb
der Schule als auch bei Eltern und im
Stadtteil oder der Gemeinde ein Gesprächsthema sein.
Qualitätssicherung und Evaluation: Um
sowohl den gesundheitlichen Nutzen für
Schüler und Lehrer als auch den schulischen
Nutzen nachweisen zu können, sind die
Gesundheitsförderungsmaßnahmen ständig
zu analysieren und zu bewerten und zwar
sowohl bezüglich der vereinbarten Ziele als
auch
hinsichtlich
unerwünschter
Nebenwirkungen.
Schule als Lebensraum
Schule als System
Schritte zur erfolgreichen
Arbeit mit “Aktiven
Teens” an der Schule
Damit “Aktive Teens” nach der Klassenfahrt in der Schule fest implementiert werden kann, sind Lehrer gefragt. Wie schaffe ich es als Lehrer, den
Aktiven Teens die notwendigen Rahmenbedingungen zu bieten, die ihre
Arbeit ermöglichen und sie Früchte tragen lässt? Oder auch: Wie sieht der
Nährboden aus, auf dem die Aktiven Teens langfristig gedeihen können?
Folgende Schritte sollen Ihnen dabei helfen, den Aktiven Teens das
Aktionsfeld Schule im Sinne einer "gesunden Schule" unterstützend zu
gestalten:
Bestandsaufnahme (Teil 1): Wie
sieht es an meiner Schule aus?
Um die Rahmenbedingungen in der Schule zu
ändern, müssen Sie sich als Lehrer erst einmal klar
darüber werden, wie der aktuelle Status ist. Hier
bietet sich an, sich anhand folgender Checkliste
selbst einige Fragen zu beantworten:
Haben Schüler eine formelle Möglichkeit, ihre
Anregungen zu wichtigen Fragen des
Schullebens zu artikulieren?
Gibt es ein Vorschlagswesen bzw.
Beschwerdemanagement zu Fragen des
Unterrichts, der Umwelt, Sozialem, der Ökonomie?
Wie funktioniert es?
Wie wird es angenommen?
Bestandsaufnahme (Teil 2): Und
wie sehen meine Schüler das?
Jetzt haben Sie Ihren eigenen subjektiven Status.
Doch wird dies auch von den Schülern so wahrgenommen? Ein Fragenkatalog kann dabei helfen,
dies herauszufinden. Sie finden den Fragenkatalog
als Kopiervorlage im Anhang.
Seid ihr damit zufrieden, wie ihr das
Schulleben
mitgestalten
könnt?
(Skala von 1-5)
Womit seid ihr besonders zufrieden? Womit
seid ihr besonders unzufrieden?
Unter welchen Voraussetzungen würdet ihr
euch evtl. stärker engagieren?
Gibt es greifbare Resultate?
49
Schule als Lebensraum
Bestandsaufnahme (Teil 3): Was
bietet die Schule den Aktiven
Teens für Möglichkeiten, nach
"außen" aktiv zu werden?
Aktiv werden sollten die Aktiven Teens nicht nur
innerhalb der Schule, vielmehr sollten sie auch
außerhalb der Schule Möglichkeiten entdecken, wie
sie sich engagieren können. Schließlich wird immer
häufiger die "Öffnung der Schule" gefordert. Aber
welche Möglichkeiten gibt es für die Schule, sich
nach
außen
zu
öffnen?
Bei
dieser
Bestandsaufnahme
soll
Ihnen
folgender
Fragenkatalog helfen:
Wie engagiert sich die Schule in der Kommune?
Wie ist das Verhältnis zu Anwohnern? (z.B.
Nachbarn engagieren sich für die Schule,
z.B. Schule reagiert auf Probleme von
Schülern - Nachbarschaft)
Bestimmen Sie gemeinsam im
Kollegium die Ziele für die Schule. Was
wollen wir erreichen?
Sprechen Sie das Thema in einer Lehrerkonferenz
an. Diskutieren Sie gemeinsam, welche Ziele sich
die Schule auf der Grundlage der Ergebnisse der
Schülerbefragung setzen sollte.
Folgende Fragestellungen eignen sich,
um die Diskussion zu lenken:
Was wollen wir bei unseren Schülern erreichen (auf persönlicher, sozialer, informativer
Ebene)?
Was bedeutet mehr Eigenbeteiligung der
Schüler?
Wie können wir die Eltern motivieren, sich
am Schulleben zu beteiligen?
Kooperiert die Schule mit dem Schulträger?
Kooperiert die Schule mit anderen Schulen?
Kooperiert sie mit Betrieben?
Wie können wir den Weg für Eltern und
Schüler
vereinfachen,
ihre
Ideen,
Anregungen und Kritik zu äußern (z.B.
Meckerkasten)?
Kooperiert die Schule mit Vereinen,
Verbänden,
Kirchen,
Krankenkassen,
Freizeiteinrichtungen, Hort, etc.?
Das Thema sollte kontinuierlich in jeder
Lehrerkonferenz auf der Tagesordnung stehen.
Kooperiert die Schule mit Dritten, welche das
Schulgelände mit nutzen (Sportverein,
Volkshochschule etc.)?
Diskutieren Sie gemeinsam, welche
Maßnahmen Sie bzw. Ihre Schule zum
Ziel führen!
Wie
weit
sind
Schüler
Verflechtungen einbezogen?
in
diese
Hier steht die Frage im Vordergrund, welche
Schritte Sie zum Ziel führen. Es gibt Ziele, die jeder
in seinem Unterricht eigenständig verfolgen kann,
aber auch Ziele, die gemeinsam mit dem Kollegium
in Angriff genommen werden müssen, um sie zu
erreichen.
Unterscheiden
Sie
bei
der
Zielbestimmung daher zwischen:
Maßnahmen für den Unterricht (soziale
Lernprozesse,
Stationenlernen,
mehr
Gruppenarbeit, Klassenregeln etc.)
Maßnahmen für die Schule als System (z.B.
fächerübergreifende Projekte, rauchfreie
Schule, mögliche Kooperationen mit außerschulischen Einrichtungen)
Maßnahmen für das soziale Miteinander
(z.B. Schülermentoren, Patenschaften)
50
Schule als Lebensraum
Nehmen Sie sich nicht zu viel vor setzen Sie klare Prioritäten!
Legen Sie nun fest, welche Maßnahme Priorität hat,
damit ein Anfang gefunden wird. Zu viele
Maßnahmen auf einmal überfordern Sie und ihr
Kollegium und lassen die Motivation sinken.
Nehmen Sie sich lieber Schritt für Schritt vor und
legen Sie regelmäßige Treffen fest, um kontinuierlich an dem Thema weiterzuarbeiten!
Am besten gelingt das Festlegen von Prioritäten
durch eine Abstimmung. Je nach Anzahl der
Maßnahmen darf jeder Lehrer 4-6 Punkte vergeben, die er verteilen darf, wie er möchte. So findet
sich eine klare Reihenfolge für die Abarbeitung.
Erklären Sie einen Lehrer zum hauptverantwortlichen” Aktive Teens”
Lehrer!
In jeder Lehrerkonferenz sorgt er dafür, dass folgende Punkte abgefragt werden:
1. Der Status bei der Abarbeitung des
Maßnahmenplans (wo stehen wir?)
2. Die aktuell folgenden Schritte (was ist als
Nächstes zu tun?)
3. Die bisherigen Schritte und deren Wirkung
(klappt alles so wie geplant? Was sollten
wir ändern? Müssen die Folgeschritte neu
überdacht werden?)
Beziehen Sie die Eltern mit ein!
Am besten gelingt dies durch regelmäßige
Informationsschreiben an die Eltern. Klären Sie die
Eltern über die Pläne der Schule auf und lassen Sie
ihnen Raum, um daran mitzuwirken. Eine
Möglichkeit besteht zum Beispiel darin, das
Schreiben der Informationen bzw. Newsletter in
den Unterricht einzubeziehen und so die Schüler
berichten zu lassen. Dies erspart Ihnen zusätzlichen
Arbeitsaufwand
und
ermöglicht
eine
Berichterstattung von der eigentlichen Zielgruppe.
Die Aufgabe des hauptverantwortlichen “Aktive
Teens” Betreuers liegt darin, den Schülern als
Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Aus diesem Grund sollte es ein Lehrer sein, dem die
Schüler vertrauen. Es liegt nahe, dass der
Klassenlehrer der “Aktiven Teens” Klasse diese
Aufgabe übernimmt. Außerdem sollte der verantwortliche Lehrer dafür sorgen, dass das Thema
(gesunde Schule - Maßnahmenplan) kontinuierlich
in der Lehrerkonferenz angesprochen wird und der
Maßnahmenplan verfolgt wird. Der Verantwortliche
sollte von anderen Verantwortungen der Einzelmaßnahmen entbunden werden - er hat eher die
Aufgabe eines Koordinators.
51
Schule als Lebensraum
Innovation im Unterricht
Unterrichtsentwicklung
als Kernpunkt von
Schulentwicklung
Sie sind bereit, neue Wege zu
gehen, um eine gesundheitsfördernde Schule zu erreichen?
Dann stehen Sie am Anfang
eines Projektes. Wie bei jeder
Projektplanung
ist
die
Zielplanung
dabei
das
Wichtigste. Aus den Zielen lassen sich Schritte zu ihrer
Umsetzung herleiten. Deshalb
ist eine genaue Zieldefinition die
wichtigste Voraussetzung für ein
erfolgreiches Projekt.
Verschaffen Sie sich zu Beginn ihrer Überlegungen
die Klarheit, welchen Hebel Sie ansetzen wollen.
Wollen Sie die Schule als System zur gesundheitsfördernden Schule entwickeln, wollen Sie in Ihrem
Unterricht dieses Ziel verfolgen oder setzen Sie
mehr auf die Entwicklung von Persönlichkeiten?
Jeder dieser Ansätze stellt einen praktikablen Weg
zur Umsetzung einer gesundheitsfördernden
Schule dar und sicher sind alle Wege sehr eng miteinander verbunden.
Da der Unterricht der Kernbereich der
Lehrertätigkeit ist, favorisieren wir diesen Weg, weil
er einen überschaubaren und praxisrelevanten
Handlungsbereich darstellt. Im herkömmlichen
Unterricht findet selbstständiges, eigenverantwortliches Handeln in der Regel nur sehr bedingt statt.
Daher ist es wichtig, Lernen aus eigener
52
Verantwortung
zu
fördern,
individuelle
Entwicklungsziele zuzulassen und einen methodisch hohen Grad an Selbsttätigkeit und
Selbststeuerung zu ermöglichen.
Konzepte neuer Lernformen
In den letzten Jahren entwickelte die pädagogische
Forschung zahlreiche Methoden innovatorischer
Arbeit im Unterricht, wie Freiarbeit, offener
Unterricht, Wochenplanarbeit, Stationenlernen,
Projektarbeit und andere Formen des eigenverantwortlichen Lernens von Schülern. Lehrer, die sich
auf die Kultivierung neuer Lehr- und Lernformen
einlassen, verspüren nicht selten eine höhere
Berufszufriedenheit, ein Ansteigen des
Lernerfolges bei Schülern und eine höhere
Zufriedenheit im Beruf.
Jede dieser Methoden ist darauf ausgerichtet, das
eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen von
Schülern zu unterstützen, um ein höheres Maß an
Schlüsselqualifikationen wie soziale Kompetenz,
Fachkompetenz, Methodenkompetenz und persönliche Kompetenz zu erreichen.
Voraussetzungen bei Schülern
Will man neue Unterrichtsmethoden einsetzen, so
sind zunächst die Fähigkeiten von Schülern schrittweise zu entwickeln, die eigenverantwortliches
Arbeiten und Lernen voraussetzen. Hierzu gehört
die Übernahme von Verantwortung, das selbstständige Arbeiten, die Fähigkeit, miteinander kooperieren zu können, zu planen und Probleme zu lösen.
Man erreicht dies zum Beispiel, indem Schüler im
Unterricht dazu angehalten werden, selbstständig
nach Informationen zu suchen (in Fachbüchern, im
Internet etc.), ein Straßeninterview vorzubereiten
Schule als Lebensraum
und durchzuführen und erhaltene Ergebnisse
gemeinsam auszuwerten und zu präsentieren.
Notwendigerweise müssen Schüler dabei elementare Lern- und Arbeitstechniken beherrschen, wie
Lesen, Markieren, Visualisieren und Notizen
machen. Gleichfalls bedeutend ist das Beherrschen
von elementaren Kommunikations- und Kooperationsmethoden wie das aktive Zuhören, die
Diskussion, das Feedback und das Brainstorming.
Eine weitere Grundlage zur selbstständigen Arbeit
ist der vertraute Umgang mit zentralen
Makromethoden, wie z.B. Rollenspiel, Planspiel,
Facharbeit und Arbeiten mit einer Lernkartei.
Diese Fähigkeiten und Fertigkeiten von Schülern
können im Unterricht entwickelt werden, ohne dass
sich der Unterricht radikal ändern müsste. Eine zentrale Bedeutung erfährt jedoch die bewusste
Planung dieser Lernprozesse, weil sie das Ziel verfolgen sollte, mit wachsender Fähigkeit der Schüler
auch den Unterricht zu innovieren, indem der Weg
vom Frontalunterricht zu einem Unterrichtsprozess
des eigenverantwortlichen Arbeitens und Lernens
von Schülern vorbereitet wird.
Durch die vielfältigen aktiven und interaktiven
Lernhandlungen lernen Schüler Verantwortung zu
übernehmen: in Selbstverantwortung durch eigenständiges Problemlösen und eigenständiges
Erarbeiten
von
Sachverhalten
und
in
Mitverantwortung, weil sie in Arbeitsgruppen und
Partnerarbeit für das Ergebnis der Gruppe verantwortlich sind.
Offene Unterrichtsformen
Die zentrale Idee ist es also, die Erziehungsziele
Selbstständigkeit und Mündigkeit konsequent in
entsprechende Unterrichtspraktiken umzusetzen.
Offenes Lernen ist Anregung und Ermunterung, sich
mit einer neuen Lernkultur auseinanderzusetzen,
das Wagnis einzugehen, den Unterricht völlig neu
zu gestalten, seinen eigenen Standpunkt als Lehrer
zu überdenken und neu zu bestimmen.
Offene Unterrichtsformen verlangen nach didaktisch-methodischer Differenzierung und Lernen an
Projekten. Die Schüler wählen aus verschiedenen
Angeboten aus und lernen dabei, im räumlichen
Nebeneinander zu arbeiten, Rücksicht zu nehmen
und Partner zu suchen. Sie erwerben Fertigkeiten,
mit denen sie sich zunächst in der Schule und dann
in Zukunft selber Zugang zu Wissen, das für sie
relevant ist, verschaffen können.
Handlungsanregungen
Natürlich kann die Umsetzung einer schrittweisen
Innovation Ihres Schulunterrichts auch auf unterschiedliche Hemmnisse stoßen, sei es von den
Schülern, den Eltern oder auch vom eigenen
Kollegium. Deshalb ist es empfehlenswert, sich
zunächst um Bündnispartner im Kollegium zu kümmern. Zu zweit oder zu dritt entwickelte Innovation
im Schulalltag fällt wesentlich einfacher und ist kreativer als das Einzelkämpfertum.
Und natürlich erwachsen aus Innovationen in Ihrem
Unterricht auch Forderungen an das System
Schule, wie die Deckung des Fortbildungsbedarfs,
die Entwicklung kooperierender Lehrformen und
das
Verlassen
einer
organisatorischen
Fokussierung auf ein 45 Minuten Unterrichtsmodell.
Damit ist der Weg von der Innovation im
Schulunterricht zur Schulentwicklung im Sinne einer
gesundheitsfördernden Schule vorgezeichnet.
53
Schule als Lebensraum
Innovation im Unterricht
Konsequenzen für Ihren
Unterricht
Jede Einsicht ist zwecklos,
wenn daraus keine Konsequenzen gezogen werden. Selbst
wenn ich eingesehen habe,
dass ich die Persönlichkeit der
Schüler stärker unterstützen
sollte - welche Konsequenzen
ergeben sich nun daraus für
mich als Lehrer? Was bedeutet
das für meinen alltäglichen
Unterricht?
Die Kernbegriffe hierbei sind "Partizipation" und
"soziales Lernen". Die Partizipation der Schüler
bezieht sich zum einen auf die Partizipation in der
Schule im Allgemeinen und auf die Möglichkeiten
der Partizipation der Schüler im Unterricht im
Speziellen.
Mehr Partizipation- was bedeutet das
für das Schulleben?
Schüler fühlen sich häufig machtlos. Insbesondere
in der Schule denken sie, dass sie sowieso keinen
Einfluss nehmen können. Häufig ist das für Lehrer
sogar einfacher - auf den ersten Blick. Denn es
kann ja nur Unruhe in der Klasse geben, wenn jeder
Schüler meint, seine eigenen Ideen durchsetzen zu
müssen. Vielleicht gerät die "schulische Ordnung"
54
durcheinander und der schulische Alltag artet
womöglich in Chaos aus, wenn meine Schüler ihre
Rechte kennen und auch noch darauf bestehen,
diese durchzusetzen.
Kein Lehrer würde solche Gedankengänge zugeben und vermutlich denkt auch kein Lehrer wirklich
so. Schließlich ist jedem Lehrer bewusst, dass es
Ziel sein sollte, junge Menschen auf eine aktive
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben vorzubereiten
- und die dafür notwendigen Motivation zu wecken
bzw. Fähigkeiten zu vermitteln. Ebenso ist jedem
Lehrer klar, dass eine solche Zielsetzung auch vielleicht sogar vorwiegend - im Lebensraum
Schule verfolgt werden muss. Schließlich verbringt
die Jugend eine beträchtliche Zeit dort. Wenn
Schüler nicht bereits in der Schule lernen, sich aktiv
einzubringen und anstelle dessen die Umstände,
die ihr Leben bestimmen, passiv so hinnehmen wie
sie sind, werden sie auch im späteren Leben nicht
in der Lage sein, selbstbestimmt zu handeln.
Fakten
(Untersuchung der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn
2001)
Annähernd zwei Drittel der Schüler geben an,
Ausflüge und Schulveranstaltungen mitorganisieren zu dürfen. Auch die Möglichkeit, sich
an der Ausgestaltung der Schule beteiligen
zu können, wird von fast zwei Dritteln bejaht.
Die Mitbestimmung bei der Auswahl der
Freizeitangebote wird von den befragten
Schülern etwas kritischer gesehen, hier stimmen nur knapp 60 Prozent zu. Die stärker
den Unterricht betreffende Frage nach der
Mitgestaltung von Projekttagen liegt wieder
im Trend der beiden ersten Items und wird
von zwei Dritteln positiv gewertet.
Demgegenüber gibt ein Drittel der Schüler
an, gar nicht oder eher nicht an der
Gestaltung des Schullebens mitwirken zu
dürfen.
Schule als Lebensraum
Partizipation - was bedeutet das für
meinen Unterricht/ meine Klasse?
Themen wollt ihr am liebsten behandeln?
Welches Buch wollt ihr behandeln?),
Die schulischen Rahmenbedingungen bilden nur
eine Dimension der Partizipation. Für mich als
Lehrer stellt sich jedoch auch die Frage, was ich in
meinem Unterricht bzw. in meiner Klasse tun kann,
um Partizipation der Schüler zu fördern und zu fordern.
Auswahl unterschiedlicher Lernformen (wollt
ihr die Aufgabe lieber in Gruppenarbeit oder
in Einzelarbeit lösen?),
Was bedeutet Partizipation für meinen eigenen
Unterricht? Wie kann ich meine Schüler am Lernen
partizipieren lassen? Für den Unterricht bzw. das
Geschehen in der Klasse heißt das, den
Grundstein, den Schüler für Partizipation als
Fundament brauchen, zu legen. Erreicht wird dies
durch soziale Lerntechniken. Dies fängt bei
Lernformen an wie z.B. Aufgaben in Gruppenarbeit
lösen zu lassen. Doch gibt es auch soziale
Lernübungen (zur Wahrnehmung, Partner-,
Gruppenarbeit,
Interaktionsspiele)
deren
Zielsetzung eher im Erwerb sozialer Kompetenz
liegt.
Regelmäßige Interessensabfrage bei den
Schülern (was bewegt euch im Moment?).
Zum anderen bedeutet es für den Unterricht, die
Schüler - im Rahmen des Möglichen - auf das
Unterrichtsgeschehen Einfluss nehmen zu lassen.
So kann ich als Lehrer Schüler mitentscheiden lassen durch:
Auswahl unterschiedlicher Schwerpunktthemen (Welche der an der Tafel stehenden
Aufgaben, die viel kreativen Freiraum lassen
Ermöglichen individueller
schwerpunkte,
Interessens-
Fakten
(Untersuchung der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn
2001)
68 Prozent der befragten Schüler sind der
Auffassung, den Unterricht so hinnehmen zu
müssen, wie er ist, gut zwei Drittel nehmen
ihn folglich als unbeeinflussbar wahr. Ca.
zwei Drittel geben an, dass eine
Mitentscheidung im Unterrichtsgeschehen
nicht oder nur mit Einschränkung möglich sei.
Bei der Frage, ob man durch gute Vorschläge
den Unterricht beeinflussen kann, ist knapp
die Hälfte (48,1 Prozent) der Schülerschaft
der Meinung, dies nicht oder nur eingeschränkt tun zu können.
55
Schule als Lebensraum
Innovation im Unterricht
Das Internet zur
Unterstützung sozialer
Lernprozesse?
Ein immer wieder unterschätztes Medium, um offene
und auch soziale Lernprozesse zu fördern, ist das
Internet. Die Möglichkeiten werden zwar immer wieder von Fachleuten betont, doch können viele Lehrer
nur wenig damit anfangen. In welcher Weise fördert
das Internet Lernprozesse und Lernerfahrungen, die
mit anderen Medien nicht möglich wären? Und wie
verändert sich die Rolle des Lehrers dadurch?
Auslöser für die veränderte Schüler- und
Lehrerrolle ist jedoch nicht das Internet: Vielmehr
sind
die
veränderten
gesellschaftlichen
Anforderungen, die ein lebenslanges Lernen unabdingbar machen, Auslöser für ein notwendiges verändertes Lehrer-Schüler-Verhältnis. Trotzdem trägt
das Internet dazu bei, die neue Schüler- und
Lehrerrolle zu unterstützen. Um die Eigenaktivität
der Schüler zu fördern und individuelle
Konstruktionsprozesse zu ermöglichen, muss eine
weitgehende Selbststeuerung des Lernprozesses
angestrebt werden. Eine solche Selbststeuerung ist
in der herkömmlichen Lehrer- und Schülerrolle nicht
erreichbar. Die Funktion der neuen Medien ist in
diesem Fall eine unterstützende. Sie können als
Werkzeug dienen, damit der Lehrende seiner Rolle
als Organisator und Berater gerecht werden kann.
Veränderung der Rolle von Lehrern
Die Autorität des Lehrenden bewährt sich in diesem
56
Prozess vor allem darin, den Lernenden zu helfen,
eigenständiges, reflektierendes und intelligentes
Lernen selbst zu erlernen. Der Lehrer verfügt nicht
mehr in erster Linie über vorgegebene
Lehrbestände, sondern vielmehr über die
Kompetenz, die Vielfalt der Informationen auf nachvollziehbare und kooperative Weise zu kanalisieren.
Lehrer sind keine reinen Wissensvermittler mehr,
sondern ihnen kommt mehr und mehr die Rolle des
Förderers und Motivators zu. Sie sollen den
Schülern als Wegweiser durch den Lernprozess
dienen, also die Führung und Unterstützung der
Schüler in der Frage übernehmen, wie man lernt.
Ihre Aufgabe ist es, den Lernenden möglichst vielfältige
kommunikative
Situationen
zur
Problemlösung zu ermöglichen. Bei Prozessen der
Informationssuche und des sozialen Lernens moderiert die Lehrperson und vermittelt zwischen den
Lernenden. Wenn Kinder dazu in die Lage versetzt
Schule als Lebensraum
werden sollen, ihre eigenen Lernprozesse selbst zu
steuern, muss der Lehrer sie als Lernhelfer untersützen.
Veränderung der Rolle von Schülern
Interviews haben ergeben, dass Schüler durch das
veränderte Lehrer-Schüler-Verhältnis eigenaktiver
und motivierter waren. Offensichtlich ist: Der
Schüler muss seine Einstellung zum Lernen völlig
ändern. Er muss sich nun in eigener Regie durch
den Umgang mit den vielfältigen Medien sein persönliches Wissen aneignen. Dabei kann ihm der
Computer als Daten- und Wissensquelle behilflich
sein. Diese neue Form der Wissensverarbeitung
erfordert vom Schüler Selbstständigkeit und
Eigenverantwortlichkeit. Damit der Schüler den
Umgang mit Wissen und dessen Gebrauch optimal
einsetzen kann, muss er zuerst gewisse
Lernstrategien entwickeln, die ihm den richtigen
Weg weisen.
Selbstverständlich würde es den Rahmen dieses
Heftes sprengen, auf die umfassenden Vorteile und
Potenziale des Internets zur Unterstützung von
Lernprozessen im Detail einzugehen. Jeder Lehrer
hat inzwischen wohl bereits zu Genüge gelesen
bzw. gehört, dass das Internet im fachlichen
Unterricht Zusammenarbeit und Kommunikation
unterstützen kann und handlungsorientiertes und
fächerübergreifendes Lernen fördert. Daher wenden wir uns doch lieber der Praxis zu. So finden Sie
im Anhang Unterrichtsbeispiele, in denen das
Internet zur Unterstützung offener Lernprozesse
und somit zur Förderung von Kommunikation und
Zusammenarbeit speziell mit dem Fokus auf dem
Thema Sucht eingesetzt wird.
www.aktive-teens.de Was bietet die Plattform?
Die Plattform soll Ihnen nach Abschluss der
Klassenfahrt die Betreuung der Aktiven Teens
erleichtern. So finden Sie hier Materialien zum
Download,
Internet-Rallyes
zu
den
Schwerpunktthemen des Projekts und Infos rund
um das Projekt bzw. Erfahrungsberichte anderer
Schulen.
Die Inhalte der Plattform überschneiden sich teilweise mit den Inhalten des Lehrerhefts, doch bietet
die Plattform einige Materialien als Download, so
dass Sie die Vorlagen (wie Eltern- oder
Schüleranschreiben) nicht selbst schreiben müssen. Hinzu kommen Internet-Rallyes zu den
Schwerpunktthemen "Schule", "Sucht" und
"Persönlichkeit", die Sie im Unterricht als OnlineLernspiel
zur
abwechslungsreichen
Informationsvermittlung einsetzen können.
Außerdem soll die Plattform Platz für
Erfahrungsberichte (von “Aktive Teens” Lehrern und
Schülern) bieten - so sollen sich die Lehrer der
nachfolgende Projekte hier informieren können,
welche Erfahrungen in bisherigen “Aktive Teens”
Projekten gemacht wurden.
Internetrallyes zu den Themen
Bei der Internet-Rallye handelt es sich um ein
Online-Lernspiel, das zur Unterrichtsvorbereitung
zu
dem
ausgewählten
Thema
(Sucht,
Persönlichkeit, Schule) zu Beginn einer
Unterrichtsreihe eingesetzt werden kann, um den
Schülern auf eine abwechslungsreiche und interaktive Weise die Grundlagen über das neue Thema zu
vermitteln. Eine Rallye besteht aus etwa 10-15
Fragen,
auf
die
vier
verschiedene
Antwortmöglichkeiten zur Wahl stehen. Die Kinder
finden die Antworten, indem sie den vorgegebenen
"Hilfe-Link" zu interessanten Websites zum entsprechenden Thema nutzen, auf denen die
Lösungen zur gestellten Frage zu finden sind.
Dieses innovative Ratespiel fungiert also im Sinne
einer "guided tour" für Kinder durch das Netz.
Der Vorteil der Internet-Rallye ist der doppelte
Nutzen, der sich für Kinder bei der Teilnahme ergibt:
Einerseits erlernen Sie spielerisch den Umgang mit
einem neuen Medium (Informationsrecherche),
andererseits werden durch die geführte Tour
Grundlagen über das gewählte Thema vermittelt,
indem die Schüler sich eigenaktiv und selbstgesteuert mit dem gewählten Schwerpunktthema auseinandersetzen.
Auf der Plattform www.aktive-teens.de finden Sie
analog zu den Themen der von uns vorgeschlagenen Unterrichtsbausteine Internet-Rallyes zu den
Themen Sucht, Persönlichkeit und Schule.
57
Schule als Lebensraum
Innovation im Unterricht
Stationenlernen zur
Förderung selbstständigen Handelns
Referendarin Ute plant eine
Unterrichtseinheit zum Thema
"Gefahren des Rauchens" und
trifft sich mit ihrer Mentorin
Claudia. Das Gespräch mit
Bernd, ihrem Ausbildungslehrer,
hat sie darauf gebracht, methodisch ein Konzept des "offenen
Unterrichts" zu verfolgen. Dabei
will sie den Unterricht durch das
Lernen an Stationen gestalten.
Claudia: Also Ute, deine Idee, die Unterrichtseinheit
über Stationenlernen zu gestalten finde ich sehr gut.
Wenn dir diese Einheit gelingt, hast du erhebliche
Erfahrungen gesammelt, wie du Schülern einen
eigenständigen Weg zur Erarbeitung des Stoffes
öffnest. In der Reflexion der Stunde würde ich dabei
gerne auf deine Wahrnehmungen eingehen, wie
sich deine Rolle als Lehrerin durch diese
Unterrichtsform verändert.
Ute: Ohne die Ergebnisse schon vorweg zu nehmen, glaube ich, dass ich zwar größere
Vorbereitungen für den Unterricht treffen muss, aber
dass ich während des Unterrichts wesentlich mehr
Zeit finde, mich um einzelnen Gruppen oder Schüler
zu kümmern. Ich habe diese Form gewählt, weil ich
das Lernen aus eigener Verantwortung fördern
möchte und einen hohen Grad an Selbsttätigkeit
und Selbststeuerung ermöglichen möchte. Vor
allem bei diesem Thema ist es meines Erachtens
58
notwendig, Schüler lernen zu lassen, anstatt sie zu
belehren.
Claudia: Ja, genau das meine ich ja. Wenn du in
deiner Planung so an den Unterricht gehst, muss du
aber darauf achten, dass deine Angebote an den
Stationen den unterschiedlichen kognitiven
Voraussetzungen der Schüler entsprechen und
dass du versuchst wirklich alle Sinne in den
Aufgaben anzusprechen. Ich kann dich nur ermutigen, die unterschiedlichsten Materialien und
Lernformen, wie eine Hörkassette, wie Stoffe zum
Riechen und Fühlen, wie Schreiben, Lesen und
Sehen, wie das Internet und der Computer, sich
bewegen und spielen oder Buntstifte und Knete einzusetzen. Nur so gibst du den Schülern Gelegenheit
zu selbstständiger Arbeit nach eigener Wahl und die
Gelegenheit, ihren eigenen Rhythmus zu finden.
Sie erwerben sich so Fertigkeiten, mit denen sie
sich zunächst in der Schule und dann in Zukunft selber Zugang zu Wissen, das für sie relevant ist, verschaffen können.
Ute: Und ich glaube auch, dass mit diesem Ansatz
das soziale Lernen der Schüler erheblich gefördert
wird. Bei der Planung bin ich bisher so vorgegangen, dass die Schüler Arbeitspläne mit Pflicht- und
Wahlaufgaben erhalten und einen bestimmten
Zeitrahmen zur Verfügung gestellt bekommen, der
pro Station nicht mehr als 15 Minuten in Anspruch
nimmt. Bei den Aufgaben erhalten die Schüler
Wahlmöglichkeiten bezüglich der Zeiteinteilung, der
Reihenfolge der Aufgaben und der vorgegebenen
Sozialform wie Einzel-, Paar-, Gruppenarbeit.
Claudia: Achte aber darauf, dass du den Schülern
die Durchführung von Selbstkontrollen durch
Genauigkeit in der Arbeit und das Erkennen von
Fehlern ermöglichst. Dabei kannst du dich als
Lehrerin auch zurückziehen. Versuche methodisch
die Selbstkontrolle und die Kontrolle untereinander
eher zu fördern. Nur so gibst du deinen Schülern die
Möglichkeit, durch Selbsteinschätzung und
Reflexion des eigenen Lernfortschritts die eigenen
Lernbedürfnisse zu erkennen. In der eigenständigen Planung und Durchführung der nächsten
Schritte übernehmen Schüler Verantwortung, so
dass die selbstständige Gestaltung und Planung
des eigenen Lernprozesses möglich wird.
Schule als Lebensraum
Ute: Ich sehe das genauso. Aber ich möchte dich
noch um ein paar Tipps bitten, weil ich meinem
Fachlehrer die Unterrichtseinheit vorher noch vorlegen muss, und er ist eher skeptisch. Was sollte ich
bei der Organisation beachten?
Claudia: Ich kann dir zwar nicht die gesamte Arbeit
ersparen, aber einige Tipps kann ich dir doch
geben. Bei der Organisation der Stationen musst du
darauf achten, dass möglichst viele Wahlstationen
vorhanden sind, nimm die Pflichtstationen nur dann,
wenn du wirklich Grundlagen erarbeiten lässt. Dann
sollte natürlich jede Station eindeutig gekennzeichnet sein und dir und den Schülern sollte auch die
Abhängigkeit der einzelnen Stationen untereinander
klar sein. Lass vor allem keine Einbahnstraßen entstehen.
Ute: Okay, gibt es denn sonst noch etwas zu beachten bei der Organisation?
Claudia: Es versteht sich ja von selbst, dass an
jeder Station genügend Material vorhanden ist. Aber
ein Fehler, der häufig gemacht wird, ist der, dass
Schüler mit dieser Art der selbstständigen
Erarbeitung Schwierigkeiten haben. Deshalb kläre
vorab mit ihnen die wichtigsten Regeln. Dies betrifft
nicht nur Regeln der Zusammenarbeit in
Zweiergruppen oder Teams, sondern vor allem auch
die Art, in welcher Weise die Ergebnisse gesichert
werden sollen und wie diese Ergebnisse dokumentiert werden. Wenn du Hausarbeiten vorsiehst,
muss den Schülern klar sein, wann diese fertig
gestellt sein müssen.
darauf achten, dass die Ergebnisse des Projektes
zusammengefasst werden. Dies kannst du zum
Beispiel mit einem abschließenden Spiel, einer
abschließenden Diskussion erreichen. Und natürlich sollte das gemeinsame Ergebnis auch optisch
dargestellt werden, wie zum Beispiel auf einem
Plakat oder auf einer Wandzeitung.
Ute: Ich glaube, dass ich damit eigentlich alles
habe. Fällt dir noch etwas ein, auf das ich zu achten
hätte?
Claudia: Eigentlich ist es ja die Aufgabe deines
Fachlehrers. Da er aber diese Art des Unterrichts
nicht zu kennen scheint, gebe ich dir noch den Tipp,
dass du die Eltern der Schüler auf einem
Elternabend sowohl über das Thema der
Unterrichtseinheit aufklären solltest und dabei auch
ein großes Gewicht auf die Darstellung der
Unterrichtsform des "offenen Lernens" legen musst,
weil es vorkommt, dass Eltern durch die
Schilderungen ihrer Kinder irritiert sind.
Ute: Und was mache ich mit den Schülern, die sich
krank gemeldet haben oder die keine Lust haben?
Claudia: Jeder von uns ist manchmal nicht
leistungsfähig. Deshalb richte für diese Schüler
einen Freiraum ein, in den sie sich zurückziehen
können, ohne die anderen Schüler zu stören. Bei
Krankmeldungen musst du genaue Regeln aufstellen, wie Schüler ihren Rückstand aufholen können.
Ute: Das ist gut. Jetzt brauche ich nur noch einige
Tipps von dir, wie ich das Projekt beende. Ich
komme da einfach nicht weiter.
Claudia: Im Kern musst du auf drei Faktoren
Rücksicht nehmen. Jeder Schüler hat am Ende des
Projektes eine eigenständig geführte Mappe, in der
seine Arbeiten dokumentiert sind. Dann musst du
59
Schule als Lebensraum
Innovation im Unterricht
Aufbau einer Patenschaft
mit einer jüngeren Klasse
Projektinitiative
Im günstigsten Fall geht die Initiative für ein Projekt
von Schülern aus.
Dennoch darf aber nicht übersehen werden, dass
auch Lehrer als Mitglied der Projektgruppe den
Vorschlag einbringen können.
In Klassen, die in dieser Arbeitsform wenig geschult
sind, wird dies sicherlich notwendig und auch richtig
sein.
Projektskizze
In dieser Phase stehen vor allem die Interessen und
Wünsche der Schüler im Mittelpunkt. Sie machen
erste Gestaltungsvorschläge, bringen Ideen und
Zielvorstellungen ein.
Projektplanung
Aus diesem Interessenfeld entwickelt sich ein zielgerichteter, konkreter Plan.
Grob vorstrukturiertes Material und Gestaltungsvorschläge, die von der Lehrkraft zur Verfügung
gestellt werden, sind dabei ebenso hilfreich wie die
Ideen und Informationen, die von den Jugendlichen
selbst zusammengetragen werden.
Projektdurchführung
Je nach Fähigkeit und Erfahrung der Schüler mit
dieser Sozialform, organisieren sie ihr Tun selbstständig und übernehmen damit Eigenverantwortung
für das Gelingen. Beim gemeinsamen Handeln sind
gegenseitige Rücksichtnahme und Kooperation notwendig. Dabei werden immer wieder Fixpunkte in
der ganzen Klasse zur gegenseitigen Information
eingeschaltet: Die Gruppen berichten über ihre
Arbeit, offene Fragen werden eingebracht, Ideen
und Anregungen ausgetauscht, so dass die Arbeit
nach eventuellen Stockungen wieder in Fluss
kommt.
60
Arbeitsmaterialien
61
Materialien im Überblick
Die Materialien sollen Ihnen Hilfestellungen geben, um das Projekt "Aktive Teens"
im Speziellen, aber auch die Anregungen zur Unterrichts- und Schulgestaltung im
Allgemeinen effektiv umsetzen zu können. So finden Sie hier zu jedem Oberthema
(Sucht, Persönlichkeitsentwicklung und Schule/Unterricht) Unterrichtsbausteine, die
Sie im Unterricht verwenden können.
Außerdem finden Sie Kopier-Vorlagen, Vordrucke für Eltern-Anschreiben,
Checklisten etc., auf die im Heft bereits an entsprechender Stelle hingewiesen
wurde.
Sucht
Übersicht: Unterrichtsbausteine zum Thema Nikotin/Sucht
Seite 63
Persönlichkeit
Übersicht: Unterrichtsbausteine zum Thema Persönlichkeit
Seite 88
Materialien zur Elternarbeit
Seite 115
Eltern stärken - ein dialogisches Seminar: Konzept mit und für Eltern
Seite 116
Schulentwicklung
Übersicht: Unterrichtsbausteine zum Thema Schul-/Unterrichtsentwicklung
Checkliste für die Bestandsaufnahme in der Schule
Seite 131
Beispiele für Schwerpunktthemen gesundheitsfördernde Schule
Seite 134
Vorlage: Elterninformation. Information zum Thema Suchtmittelgebrauch an
unserer Schule. Vereinbarung für eine rauchfreie Schule;
Seite 135
Vorlage:
Schüler-Anschreiben: Unsere Schule auf dem Weg zu einer rauchfreien Schule
62
Seite 120
Unterrichtsbausteine zum Thema Nikotin/Sucht
Übersicht
Unterrichtsbaustein
Inhalte
Seite
Suchtsack
Einstieg (Einführung zum Thema Sucht):
Was haben die Gegenstände im Suchtsack mit dir zu
tun?
Seite 64
Karusselldiskussion
Einführung zum Thema Nikotin: Schüler werden so auf
das Thema und ihre eigene Betroffenheit eingestimmt.
Seite 66
Gruppenarbeit im Internet
Es werden vier Gruppen gebildet, die sich anhand der
vorliegenden Linkliste und mit unterschiedlichen
Themenschwerpunkten in die Themen Tabak, Sucht,
Gesundheit und Umwelt einarbeiten. Aus den
Ergebnissen wird ein Tabakquiz erstellt.
Seite 68
Sucht
Einführungsspiel
Dieses Spiel konfrontiert Schüler mit verschiedenen
Suchtformen, die einen erweiterten Suchtbegriff verdeutlichen
Seite 72
Lernplakat Rauchen
Die Schüler bearbeiten anhand eines vorgefertigten
Arbeitsblattes unterschiedliche Zeitungsartikel über das
Rauchen.
Seite 79
Tabakquiz
So wird das selbst erstellte Tabakquiz gespielt!
Rollenbeispiel
Teamarbeit
(2 Schüler)
In einem Rollenspiel sollen die Schüler sich in die
Rolle eines Pärchens “Raucher” und “Nichtraucherin”
hineinversetzen und mögliche Konflikte durchspielen.
Flucht und Sucht
Rauchen macht abhängig. Man hat festgestellt, dass
süchtiges Verhalten oft auch eine Flucht ist. Eine
Flucht vor unangenehmen Gefühlen (Ich rauche, weil
ich mich langweile). Mit diesem Arbeitsblatt sollen
Schüler ihre eigenen Fluchten erkennen/kontrollieren.
Gefühlsbälle
Sensibilisierung der Schüler auf das Aufeinanderwirken
von Geist und Körper bei verschiedenen Gefühlen
So sollte die Welt aussehen,
in der ich mich wohlfühle
Die Schüler sollen gemeinsam, in Teamarbeit,
Einzelarbeit oder Gruppenarbeit die Wandzeitung zum
Thema "Eine Welt voll Harmonie" gestalten.
Ich gestalte meine Welt
Damit ich mich wohl fühlen kann, sollte sich folgendes
in meiner Klasse, in meiner Clique, in meiner Familie,
bei mir ändern.
Seite 81
Seite 82
Seite 84
Seite 85
Seite 86
Seite 87
63
Suchtsack
Suchtsack - Ablauf
Ziele: Die Schüler sollen zum Thema "Sucht" hingeführt werden. Es soll deutlich
werden, dass der Begriff "Sucht" über die üblichen Suchtmittel hinausgeht und dass
Gewohnheiten schnell zur Sucht werden können. Sie sollen erkennen, dass erst bei
maßlosem Konsum oder bei Konsum als Ersatzfunktion der Gebrauch vieler
Gegenstände problematisch wird.
Dauer: ca. 30 - 45 Minuten
Material: Stoffbeutel mit den Inhalten: eine (leere) Zigarettenschachtel, eine Tüte
Gummibärchen, ein Joystick, eine Fernbedienung, leere Playstation-Spielehüllen,
Tablettenschachtel, Fernsehzeitung, Comics, Sammelbilder, Bierdose, Kartenspiel,
Werbung aus Zeitungen (Kinderspiele etc.), Videokassette, Kondome, Alkopops,
Sekt, Computerzeitung, Modezeitschrift, Haarspange, Wetgel, Billigschmuck,
Putzlumpen, Videospiele, Schminke etc...
Vorbereitung: Den "Suchtsack" zusammenstellen, Arbeitsblätter kopieren
Ablauf: Die Gegenstände werden blind reihum von den Schülern aus dem Sack
geholt. Der Gegenstand wird allen gezeigt.
Methodische Alternative:
-- Gegenstände offen auslegen
-- Jeden Gegenstand in einen Sack packen.
(aus: Dietrich Bäuerle, Georg Israel, Dirk Rasel, Suchtvorbeugung in den Schulen der Sekundarstufen I und II, Band I: Konzeption,
Fachliche Grundlagen, Rechtsaspekte, 2001)
64
Suchtsack
Gesprächsimpulse
1. Welche Spiel- und Konsummöglichkeiten gibt es mit diesem Gegenstand?
2. Was hat der Gegenstand mit dir zu tun?
3. Wie gehst du sinnvoll/nicht sinnvoll mit dem Gegenstand um?
Methodischer Hinweis:
Diese Übung eignet sich für das Gespräch. Schülerantworten werden von allen
Beteiligten nicht kommentiert und bewertet.
65
Karusselldiskussion
Karussellgespräch
Einstieg in das Thema Nikotin - Ablauf
Ziel: Die Schüler sollen durch Gespräche mit dem Thema konfrontiert werden und
gleichzeitig einen persönlichen Bezug dazu herstellen.
Dauer: ca. 45 Minuten
Material: Für jeden Schüler einen Zettel mit den Fragen
Vorbereitung: Geben Sie jedem Schüler einen Zettel mit den Fragen (s.
Kopiervorlage)
Ablauf: Bei ungerader Schülerzahl beteiligt sich der Lehrer. Die Schüler bilden
einen Innen- und einen Außenkreis, sitzen sich dabei gegenüber. Jeder Schüler
kreuzt von den ausgeteilten Fragen drei an, über die er gerne sprechen möchte.
Vor Beginn stehen die Mitglieder des Innenkreises auf und gehen im Uhrzeigersinn
zwei Stühle weiter. Als Regel gilt: wer "geht", entscheidet das Thema, über das
gesprochen wird. Nun haben die Schüler 3 Minuten Zeit, über die ausgewählte
Frage zu sprechen. Anschließend gehen die Mitglieder des Außenkreises gegen
den Uhrzeigersinn zwei Stühle weiter. Nun haben sie die Wahl der Frage, über die
sie mit ihrem Gegenüber sprechen wollen. Wiederum wird 3 Minuten lang über das
Thema gesprochen. Der Vorgang wird (im Wechsel: Außen- und Innenkreis aktiv)
vier mal wiederholt, so dass jeder zweimal ein Thema wählen konnte.
66
Karusselldiskussion
Fragen zur Karusselldiskussion
· Was fällt dir zum Thema Sucht ein?
· Kennst du Süchtige?
· Glaubst du, dass du auch süchtig werden kannst?
· Was stresst dich in der Schule?
· Was tut dir gut in der Schule?
· Was kannst du besonders gut?
Fragen zur Karusselldiskussion
· Was fällt dir zum Thema Sucht ein?
· Kennst du Süchtige?
· Glaubst du, dass du auch süchtig werden kannst?
· Was stresst dich in der Schule?
· Was tut dir gut in der Schule?
· Was kannst du besonders gut?
67
Gruppenarbeit im Internet
Gruppenarbeit im Internet
Ziele: Die Schüler sollen selbstständig Informationen im Internet recherchieren.
Dauer: ca. 45 Minuten
Material: Computer, Arbeitsblätter für die einzelnen Gruppen, Würfel, Karteikarten,
vorbereitetes Informationsmaterial zu den Themen, Internetadressen
Ablauf: Die Schüler werden in Zweiergruppen eingeteilt. Die vier Themen Sucht,
Tabak, Gesundheit und Umwelt werden auf die Paare verteilt. Jedes Paar erhält ein
Arbeitsblatt, das sie zu zweit bearbeiten sollen. Den Schülern wird noch einmal
erklärt, wie sie mit dem Arbeitsblatt, den Fragen und den Linktipps umgehen sollen.
Nun haben die Schüler 20 Minuten Zeit, die Fragen mit Hilfe des Internets zu beantworten und Informationen zu sammeln.
Auswertung und Vorbereitung des Tabakquiz:
Nach den 20 Minuten soll jedes Paar zu den gesammelten Informationen Fragen
formulieren und diese auf 5 Karteikarten schreiben. Die Antworten notiert es auf
einem Lösungszettel. So entsteht gemeinsam ein "Tabakquiz". Die Karten werden
eingesammelt und für ein gemeinsames Tabakquiz verwendet.
Methodischer Hinweis:
Es werden keine Internetadressen vorgegeben. Die Schüler recherchieren selbstständig.
Schüler erhalten vorgegebene Internetadressen: zum Beispiel WHO, Deutsches
Krebsforschungsinstitut, Be smart don´t start,...
Tipp: Die Internetrecherche eignet sich gut als Hausaufgabe. Das Quiz wird in der
Schule erarbeitet.
68
Gruppenarbeit im Internet
Thema: Gesundheit
Linktipps:
www.medicus.de/sucht
www.meine-gesundheit.de
www.gesundheit.com
Sammle Informationen zu folgenden Fragen:
Warum rauchen Jugendliche?
Wie wirkt Nikotin auf meinen Körper?
Welche gesundheitlichen Gefahren ergeben sich aus dem Nikotinkonsum?
Thema: Umwelt
Linktipps:
www.medicus.de/sucht
www.meine-gesundheit.de
www.gesundheit.com
Sammle Informationen zu folgenden Fragen:
Wie viel Geld wird pro Jahr von Rauchern für Zigaretten ausgegeben?
Wie wird die Umwelt/Gesellschaft durch Rauchen geschädigt?
Wer verdient am Verkauf der Zigaretten?
69
Gruppenarbeit im Internet
Thema: Tabak
Linktipps:
www.rauchen.de
www.drogen-aufklaerung.de
Sammle Informationen zu folgenden Fragen:
Was ist Nikotin und wie wirkt es?
Welche Inhaltsstoffe gibt es?
Was ist Passivrauchen?
Thema: Sucht
Linktipps:
www.medicus.de
www.sucht.de
www.suchthilfe.de
Sammle Informationen zu folgenden Fragen:
Was ist Sucht?
Woran erkennt man, dass jemand süchtig ist?
Was ist gefährlich an einer Sucht?
Macht Rauchen süchtig?
70
Gruppenarbeit im Internet
71
Sucht - Einführungsspiel
Sucht - Einführungsspiel
Ziele: Einführung in einen erweiterten Suchtbegriff, der sich nicht an illegalen
Drogen allein orientiert.
Dauer: ca. 30 Minuten
Material: Spielkarten “Suchtwörter”
Vorbereitung: Vorbereitung der Spielkarten "Sucht-Wörter"
Ablauf: Lehrer klebt allen Schülern ein Etikett mit dem Namen einer Sucht auf den
Rücken (auch mit Tesafilm möglich). Jeder Schüler soll herausbekommen, was
"seine" Sucht ist. Hierzu gehen alle Schüler im Raum umher und stellen sich
gegenseitig Fragen nach der Sucht, die auf ihrem Rücken steht. Hierbei dürfen nur
Fragen gestellt werden, die mit Ja oder Nein zu beantworten sind.
Pro Person dürfen nur drei Fragen gestellt werden, dann muss man zu jemand
anderem gehen. Wer seine “Sucht” erraten hat, nimmt sein Etikett vom Rücken und
klebt es sich auf die Brust.
Da der Suchtbegriff bei den Begriffen sehr weit gehalten ist und die Fragedauer
maximal 10 Minuten betragen sollte, werden nicht alle Mitschüler "ihre" Sucht erraten.
Die nicht erratenen Süchte können als Anlass zur Diskussion genommen werden:
· Warum war diese "Sucht" so schwer zu erraten?
· Was ist der Unterschied zu "gängigen" Süchten?
Im Anschluss daran stellt jeder "seine" Sucht vor und erläutert den anderen, was
darunter zu verstehen ist.
Methodische Alternative: Ein langes Klebeband (optimal sind 10 Meter) wird in
der Mitte des Raumes auf den Boden geklebt. Auf dem Klebeband wird eine Skala
in Zehnerschritten von Null bis Hundert markiert. Jeweils zwei Schüler ziehen fünf
verdeckte Suchtkarten. Sie erhalten die Aufgabe, diese entsprechend der
Suchtgefährdung auf der Skala einzuordnen (höchste Suchtgefährdung bei 100%).
Die anderen Schüler sitzen kreisförmig und diskutieren die Einordnung der Süchte.
72
Sucht - Einführungsspiel
nikotinsüchtig
spielsüchtig
alkoholsüchtig
kokainsüchtig
heroinsüchtig
haschischsüchtig
gummibärchensüchtig
arbeitssüchtig
73
Sucht - Einführungsspiel
magersüchtig
tobsüchtig
gummibärchensüchtig
fernsehsüchtig
esssüchtig
sehnsüchtig
rachsüchtig
arbeitssüchtig
74
Sucht - Einführungsspiel
naschsüchtig
trunksüchtig
esssüchtig
koffeinsüchtig
geltungssüchtig
habsüchtig
profilsüchtig
prunksüchtig
75
Sucht - Einführungsspiel
76
kaufsüchtig
selbstsüchtig
eigensüchtig
mondsüchtig
esssüchtig
sehnsüchtig
putzsüchtig
eifersüchtig
Sucht - Einführungsspiel
internetsüchtig
computersüchtig
fettsüchtig
habsüchtig
süchtig nach:
süchtig nach:
süchtig nach:
süchtig nach:
77
Sucht - Einführungsspiel
78
Lernplakat Rauchen
Lernplakat Rauchen
Ziel: Schüler sollen sich damit auseinandersetzen, wie das Thema Rauchen in der
Öffentlichkeit behandelt wird und kritisch mit den Informationen aus den
Zeitungsartikeln umgehen.
Dauer: ca. 90 Minuten
Material: Zeitungsartikel, Mappen, Arbeitsblätter, Würfel, Infomaterialien der
Krankenkassen, Tonpapier, dicke Filzstifte, Klebstoff, Schere, Film “Mausekunde” (9
min) Bezug: Kreismedienstelle
Ablauf: Die Schüler werden in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe zeichnet auf einen
großen Papierbogen den Körperumriss eines Schülers. Die Umrissfigur auf dem
Papierbogen wird duch einen vertikalen Strich in der Mitte in zwei Hälften geteilt. Überschrift der einen Hälfte: So sind wir. Überschrift der zweiten Hälfte: So sieht uns die
Werbung. Die Schüler werten das Arbeitsmaterial aus und kleben die Ausschnitte auf
das Plakat.
79
79
Lernplakat Rauchen
Arbeitsblatt zu den Zeitungsartikeln
So sind wir
80
So sieht uns die Werbung
Tabakquiz
Tabakquiz
Material: Spielkarten
Herstellung der Spielkarten: Die Schüler sammeln auf Karten Fragen (pro Karte
eine Frage; diese Fragen drehen sich um die Themen Suchtverhalten,
Suchtvermeidung, Gründe fürs Rauchen und gegen das Rauchen usw. Diese
Karten werden vor dem Spiel in Gruppenarbeit erstellt oder als Hausaufgabe vorbereitet.
Spielregeln für das Tabakquiz: Die Klasse wird in vier Gruppen eingeteilt, die als
Mannschaften gegeneinander antreten. Die Spielkarten werden verdeckt in Form
eines "Mensch-ärgere-dich-nicht-Spieles" auf dem Boden ausgebreitet. Die
Gruppen stellen sich in die Ecken des Klassenzimmers (des Spielfeldes) und würfeln abwechselnd (einer aus jeder Gruppe stellt die Spielfigur dar). Nach jedem
Wurf muss die Frage auf der Spielkarte beantwortet werden. Kann die Gruppe die
Frage richtig beantworten, darf sie noch einmal würfeln und die beantwortete
Fragenkarte behalten.
Das Spiel ist beendet, wenn alle Fragen beantwortet wurden. Gewonnen hat die
Mannschaft, die die meisten Karten gesammelt hat.
81
Rollenspiel
Rollenspiel Teamarbeit
Ziele: Auseinandersetzung mit dem Problem Raucher - Nichtraucher. Schüler sollen erkennen, dass das Rauchen immer eine Belastung für die Mitmenschen ist, die
nicht rauchen.
Dauer: ca. 45 Minuten
Material: Rollenkarten (Sven und Sabine) in ausreichender Anzahl für alle Schüler
Ablauf: Jeder Schüler erhält eine Rollenkarte. Die Schüler erhalten den Auftrag,
sich Gedanken zu machen, wie Sven und Sabine - trotz der Vorbehalte Sabines zusammen finden können.
Erster Schritt: Alle Raucher (Sven) entwickeln im gemeinsamen Gespräch Ideen,
Argumente und Strategien, wie sie Sabine überzeugen könnten. Alle Nichtraucher
(Rollenkarte Sabine) entwickeln ebenso Ideen, Argumente und Strategien, unter
welchen Bedingungen sie mit Sven gehen würden.
Zweiter Schritt: Alle Schüler finden sich zu Paaren Raucher/Nichtraucher zusammen. Sie entwickeln für sich eine individuelle Lösung.
Dritter Schritt: Einige freiwillige Paare spielen ihr Gespräch vor.
Vierter Schritt: Die Klasse diskutiert die vorgestellten Lösungen.
82
Rollenspiel
Rollenkarte Sven (Raucher)
Ich heiße Sven, bin in der siebten Klasse und rauche seit einem Jahr.
Ich habe mich in Sabine verliebt und will mit ihr
gehen.
Ich weiß nicht, wie ich sie ansprechen soll.
Rollenkarte Sabine (Nichtraucherin)
Ich heiße Sabine, bin in der siebten Klasse und bin
eine gute Sportlerin. Ich rauche nicht.
Ich würde gerne mit Sven gehen, wenn er nicht so
nach Rauch stinken würde.
83
Flucht und Sucht
Flucht und Sucht
Entdecke deine eigenen Fluchten und Süchte. Was tust du, wenn folgende
Situationen eintreten? Wie gehst du damit um? Gehst du vielleicht auch schon aus
Langeweile zum Kühlschrank? Oder knabberst an den Fingernägeln, wenn du nervös bist? Oder kannst nicht mehr ohne Fernseher einschlafen?
Wir haben einige Situationen aufgezählt, in denen viele zu "Suchtmitteln" greifen
oder ein bestimmtes Verhalten zeigen. Vervollständige die Sätze!
Wenn ich Langeweile habe,...
Wenn ich unsicher bin,.....
Wenn ich mir mal etwas Gutes tun will,....
Wenn ich Angst vor etwas habe,.....
Wenn ich wütend auf jemanden/etwas bin,.....
Wenn ich mit mir selbst unzufrieden bin,.....
Wenn ich mich ungerecht behandelt fühle,...
Wenn ich etwas nicht erwarten kann und mir die Zeit verkürzen will,...
(aus: “Ich lebe viel”, Verlag an der Ruhr: )
84
Gefühlsbälle
Gefühlsbälle
Ziel: Schüler erfahren, wie sich die Gefühle “Freude”, “Trauer”, “Ekel” und “Überraschung” bei ihnen und bei anderen zeigen und ausdrücken.
Dauer: ca. 20 - 30 Minuten
Material: Vier verschiedene Gegenstände: (Handmassageball (Igelball) für Ekel,
kleines Stofftier/Kuscheltier für Freude, schwarzes Tuch oder schwarzer Ball für
Trauer, Stoffblume, bunter Ball für Überraschung. Gegenstände nach Phantasie
und Eignung auswählen.
Ablauf: Die Schüler bilden einen Kreis. Der Spielleiter zeigt einen Gegenstand und
fragt die Schüler, für welches der vier Gefühle der Gegenstand steht. Die Schüler
erhalten nun die Aufgabe, sich zu überlegen, wie sich das Gefühl bei ihnen zeigt.
Hierzu drehen sich die Schüler aus dem Kreis, besinnen sich auf ihre Lösung und
drehen sich wieder in den Kreis zum Zeichen, dass sie eine Lösung gefunden
haben. Jeder stellt seinen Körperausdruck der Gefühle vor.
Anschließend wird darüber gesprochen, wie sich die einzelnen Gefühlszustände
bei den verschiedenen Mitspielern gezeigt haben.
85
So sollte die Welt...
So sollte die Welt aussehen,
in der ich mich wohl fühle
Ziele: Die Schüler sollen ihrer Fantasie freien Lauf lassen und sich so darüber klar
werden, was für sie wichtig ist und was für sie zu einer Welt gehört, in der sie sich
wohl fühlen. Außerdem sollen sie dafür sensibilisiert werden, dass die
Vorstellungen einer "harmonischen Welt" bei jedem unterschiedlich sind.
Material: Wandpapierrolle, Stifte, Farben, Zeitschriften, Klebstoff, Schere
Dauer: ca. 45 Minuten
Vorbereitung: Vorbereitung von vier Wandpapierrollen (mit der Überschrift versehen: "Eine Welt voller Harmonie")
Ablauf: Es werden vier Kleingruppen (jeweils fünf bis sechs Schüler) gebildet. Jede
Gruppe soll ihre eigene Wandzeitung gestalten, indem sie klebt, malt und schreibt,
Fantasie ist erwünscht.
Anschließend werden die Ergebnisse an die Klassenwände gehängt und von den
Mitschülern betrachtet.
Jede Gruppe ernennt einen "Sprecher", der das Wandbild vorstellt, die anderen
Gruppenmitglieder können Ergänzungen hinzufügen.
Auswertung:
· Was fällt euch an den Bildern/Collagen auf?
· Gab es Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit? Wenn ja, welche?
· Welche Gemeinsamkeiten könnt ihr bei den Wandbildern feststellen? Welche Unterschiede? (z.B.:
Gibt es Motive, die sich häufig wiederfinden?)
Methodische Anregung:
Dieses Bild/diese Collage kann auch im Kunstunterricht, Religions- und
Ethikunterricht hergestellt werden.
86
Ich gestalte meine Welt
Ich gestalte meine Welt
Was würdest du gerne in deinem Umfeld ändern, um dich richtig wohl zu fühlen?
1. In meiner Familie würde ich ändern:
2. In meiner Clique würde ich ändern:
3. In meiner Klasse würde ich ändern:
4. Bei mir selbst würde ich ändern:
Wähle aus deinen Antworten das, was dir am wichtigsten erscheint, aus:
................................................................
Diskutiere nun mit deinem Nachbarn, wie du dein Ziel am besten erreichst! Stärken
und Schwächen machen uns menschlich. Was hat Einfluss darauf, wie ich mich
fühle? Hinweis: Siehe auch im Schülerheft Seite: 32, 33
87
Unterrichtsbausteine zum Thema Persönlichkeit
-ÜbersichtUnterrichtsbaustein
Inhalte
Einstieg: Tarotkarten
Hinführen zum Thema Sucht: Vergleich aktueller
Seite 89
(Gefühls-/Sozial-)Situationen mit Zukunftswünschen
durch Tarotkarten
Selbsteinschätzung/
Fremdeinschätzung
Wie sehe ich mich? Wie sehen mich andere?
Seite 90
Was ich alles kann
Spielerische Selbst- und Fremdeinschätzung
bezogen auf positive Eigenschaften
Seite 93
Meine Lebensziele
Bewusstmachen und Bestärken der eigenen Ziele
durch Visionen
Seite 94
Der kleine Sinnesgarten
Seite
Alle Schüler spielen zugleich an verschiedenen
Stationen und sollen dabei einen Fragebogen aus- Seite 95
füllen.
Es gibt Stationen mit den Themen:
Erinnern; Schmecken, Riechen, Sehen, Tasten,
Hören, Übersinnliche Wahrnehmung, Koordination,
Feinmotorik
(Das Sucht Spiel Buch, Andrea Robra, Seite 171)
44 Gründe, weshalb ich
drogenfrei lebe
Schüler werden durch diese spielerische Übung
dafür sensibilisiert, was für ein drogenfreies Leben
sprechen könnte.
Tankmodell
Der Tank ist voll: unsere Wünsche, Bedürfnisse und
Sehnsüchte
Tankmodell - Meine Tankstellen
Schüler tauschen sich aus, wie sie ihren Tank auffüllen
Seite 107
Spielesammlung
Drillinge
Rollenspiele
Partner- und Gruppenarbeit
Leistungsbeachtung und -anerkennung auf allen
Gebieten
Seite 110
88
Seite 96
Seite 105
Einstieg Tarotkarten
Einstieg - Tarotkarten
Ziele: Vergleich aktueller (Gefühls-/Sozial-) Situationen mit Zukunftswünschen bzw.
Sehnsüchten
Dauer: ca. 20 Minuten
Material: Ein Satz Tarot-Karten (64), alternativ: Bildkarten (selbst zusammengestellt)
Ablauf: Die Tarot-Karten, die ich ausgelegt habe, sollen nicht zur Wahrsagerei
benutzt werden. Sie sollen uns helfen, Ideen zu entwickeln. Sucht euch bitte zwei
Karten heraus. Die erste soll für die Frage stehen: Wie geht es mir (heute/im
Alltag)? Die zweite Karte steht für die Frage: Wie sollte mein Leben in fünf/zehn
Jahren aussehen? Lasst euch für die Auswahl Zeit und setzt euch für den
Austausch eurer Gedanken zu viert zusammen.
Der hohe Assoziationscharakter der Tarot-Karten kann eine wichtige Funktion erfüllen: Er fördert eine Haltung von Selbstständigkeit und Verantwortung bei persönlichen Entscheidungen für Gegenwart und Zukunft.
Methodische Anregung: Die beiden Fragen können auch mittels einer Bildkarte
bearbeitet werden.
(aus: Heinz Kaufmann: Suchtvorbeugung in der Praxis, 1997)
89
Selbsteinschätzung
Selbsteinschätzung/Fremdeinschätzung
Ziele: Reflexion und Vergleich persönlicher Eigenschaften; Erkenntnis, dass
Selbsteinschätzung und Fremdeinschätzung unterschiedlich sind.
Dauer: ca. 30 Minuten
Material: ein Blatt Papier für jeden, Stifte, Tafel
Ablauf:
"Was mögt ihr an Menschen besonders gern? Schreibt einmal fünf positive
Eigenschaften auf." In 5 Minuten Einzelarbeit werden Begriffe gesammelt. (Tafel)
Danach werden gemeinsam die Eigenschaften zusammengetragen,
Doppelnennungen sind zu vermeiden. Jeder Schüler schreibt die Begriffe, die
genannt werden auf sein Blatt.
Die Liste sollte nicht länger als eine DIN-A4 Seite sein, gegebenenfalls sollten die
Nennungen beschränkt werden (z. B. jeder nur eine Nennung).
Durch den Tausch der Blätter soll ein Vergleich “Fremdeinschätzung” und
“Selbsteinschätzung” ermöglicht werden.
(aus: Suchtvorbeugung in der Praxis, Heinz Kaufmann, Seite 125)
90
Selbsteinschätzung
So sehe ich mich
Eigenschaften
Bin ich
unbestimmt
bin ich nicht
91
Selbsteinschätzung
So sehe ich dich
Eigenschaften
92
Bist du
unbestimmt
bist du nicht
Was ich alles kann
Was ich alles kann
Ziele: Schüler sollen für Selbst-/ und Fremdeinschätzung sensibilisiert werden.
Material: pro Teilnehmer eine Karteikarte und einen Stift, Karteikarten
Dauer: ca. 30 Minuten
Ablauf: Die Schüler bilden einen Kreis. Jeder Schüler schreibt auf eine Karte drei
eigene Fähigkeiten oder Merkmale, die er besonders gut an sich findet und von
denen er glaubt, dass sie typisch sind für ihn.
Alle Visitenkarten (ohne Namen) werden eingesammelt, gemischt und wieder verteilt.
Jeder Schüler liest nun die drei Merkmale der Visitenkarte vor, die er erhalten hat.
Zusammen überlegt man, auf wen diese Eigenschaften passen.
93
Meine Lebensziele
Meine Lebensziele
Ziele: Bewusstmachen und Bestärken der eigenen Ziele durch kreatives Arbeiten
Dauer: ca. 45 Minuten
Material: Illustrierte, weiße Blätter, Klebstoff, Schere
Ablauf: Jeder Schüler soll folgende Vorbereitung treffen: Zwei Blätter werden an
der schmalen Seite zusammengeklebt und zu einem Leporello gefaltet. Dieses
Blatt wird nun mit vier gleichen Linien versehen, so dass fünf Spalten entstehen.
Die Spalten werden überschrieben mit 24,34,44,54,64, 74, 84. Die Schüler werden
aufgefordert ein Zukunftsbild für den jeweiligen Altersabschnitt zu zeichnen. Was
würdet ihr machen, wenn ihr so alt wäret wie die Spaltenüberschrift? Wie würdet ihr
leben?
In alten Illustrierten lässt sich viel Material darüber finden, was einen fasziniert, was
man selber gerne einmal erleben oder erreichen möchte. Das können Bilder, Texte,
oder einzelne Wörter sein. Sammelt diese und stellt eine Collage zusammen mit
dem Titel: Meine Lebensziele.
Die Schüler haben nun jeder 45 Minuten Zeit, ihre Collage zu erstellen.
Anschließend werden die Ergebnisse in einer Art "Ausstellung" auf Tischen ausgelegt, so dass die anderen Schüler die Collagen betrachten können.
Methodische Hinweise: Der Zeichentrickfilm “Leben in einer Schachtel” eignet
sich als Einstieg. Er ist im Kreismedienzentrum erhältlich.
(aus: Heinz Kaufmann: Suchtvorbeugung in der Praxis, 1997)
94
Kleiner Sinnesgarten
Der kleine Sinnesgarten
Ziele: Die Schüler sollen mit allen Sinnen wahrnehmen und so für sinnliche
Erfahrungen sensibilisiert werden, genießen lernen.
Dauer: ca. 1 Stunde
Material:
· Für Station 1 Erinnern: eine Schachtel mit zehn kleinen Gegenständen (z.B. Überraschungseifigur, Münze, Luftballon etc.)
· Für Station 2 Schmecken: drei Becher mit Deckel (gibt es in gewissen Schnellrestaurants) und
drei verschieden Säften, pro Teilnehmer einen Strohhalm
· Für Station 3 Riechen: drei Schraubgläser, darin ein in Duftöl getränkter Wattebausch
· Für Station 4 Sehen: zehn A5-Umschläge, in die Sie beidseitig (A- und B-Seite) ca. 2-Euro-Stück
große Löcher geschnitten haben und in die Sie Fotos (z.B. aus Illustrierten) mit interessanten
Motiven stecken
· Für Station 5 Tasten: ein Schuhkarton, der an beiden Seiten handgroße Löcher hat, mit verschiedenen Materialien zum Ertasten oder eine Decke und verschiedene Materialien zum Ertasten
· Für Station 6 Hören: zehn Filmdöschen, die Sie unterschiedlich füllen, z.B. mit Zucker, Grieß,
Sesam, Reis, Erbsen etc. Als Gag füllen Sie immer zwei Döschen mit dem selben Material
· Für Station 7 Übersinnliche Wahrnehmung: die vier Könige aus einem Kartenspiel
· Für Station 8 Koordination, Feinmotorik: ein bis zwei Flaschen mit engem Hals, pro Flasche
eine Schachtel Streichhölzer
Außerdem acht Schilder, die Sie nummerieren mit "Station 1" bis "Station 8"
Pro Teilnehmer einen Personenbogen (s. Kopiervorlage auf den nächsten Seiten) und einen Stift
zum Ausfüllen
(aus: Andrea Robra, Das Suchtspielbuch, 1999, Seite 19)
95
Kleiner Sinnesgarten
Personenbogen für den "kleinen Sinnesgarten" Teil I
Verteilt euch bitte an die verschiedenen Stationen, löst die dazu gehörigen Aufgaben und notiert euer
Ergebnis auf diesen Bogen! Besucht alle Stationen in beliebiger Reihenfolge und nehmt wieder Platz,
wenn ihr fertig seid.
Station 1: Erinnern
An dieser Station braucht ihr einen Partner. Auf dem Tisch liegen 10 Gegenstände. Prägt sie euch ein.
Einer schließt die Augen, der andere entfernt einen Gegenstand. Weißt du noch, welcher entfernt
wurde?
Gegenstand:...............................
Station 2: Schmecken
Probiere mit einem Strohhalm aus den verschlossenen Bechern verschiedene Säfte! Trage den Namen
des Saftes unter der entsprechenden Nummer auf deinem Bogen ein.
Becher Nr. 1:...................
Becher Nr. 2:...................
Becher Nr. 3:...................
Station 3: Riechen
Riecht in die Gläser hinein. Welche Nummer hat welchen Duft? Bitte unten eintragen!
Glas Nr. 1:..................
Glas Nr. 2:..................
Glas Nr. 3:..................
Station 4: Sehen
Was ist auf den in den Briefumschlägen verborgenen Bildern tatsächlich drauf? (Achte auf Vor- und
Rückseite!) Notiere deine Ergebnisse bei der entsprechenden Nummer!
Umschlag Nr. 1 A:.........................
Umschlag Nr. 1 B:.........................
Umschlag Nr. 2 A:.........................
Umschlag Nr. 2 B:.........................
Umschlag Nr. 3 A:.........................
Umschlag Nr. 3 B:.........................
Umschlag Nr. 4 A:.........................
Umschlag Nr. 4 B:.........................
Umschlag Nr. 5 A.........................
Umschlag Nr. 5 B.........................
Umschlag Nr. 6 A.........................
Umschlag Nr. 6 B.........................
96
Kleiner Sinnesgarten
Personenbogen für den "kleinen Sinnesgarten" Teil II
Umschlag Nr. 7 A:.........................
Umschlag Nr. 7 B:.........................
Umschlag Nr. 8 A:.........................
Umschlag Nr. 8 B:.........................
Umschlag Nr. 9 A:.........................
Umschlag Nr. 9 B:.........................
Umschlag Nr. 10 A:.........................
Umschlag Nr. 10 B:.........................
Station 5: Tasten
Versuche, die unter der Decke verborgenen Gegenstände nur durch Tasten zu erraten. Breitet das Tuch
danach bitte wieder für den Nächsten über den Gegenständen aus.
Welche Gegenstände hast dur ertastet? Notiere hier.......................................................................................
..............................................................................................................................................................................
..............................................................................................................................................................................
Station 6: Hören
In den Filmröllchen befinden sich verschiedene Substanzen. Versuche, nur durch Schütteln und Hören herauszubekommen, um was es sich dabei handelt. Achtung: Bitte nicht die Döschen öffnen!
Trage das Ergebnis auf deinem Bogen ein.
Dose Nr. 1:.......................................
Dose Nr. 2:.......................................
Dose Nr. 3:.......................................
Dose Nr. 4:.......................................
Dose Nr. 5:.......................................
Dose Nr. 6:.......................................
Dose Nr. 7:.......................................
Dose Nr. 8:.......................................
Dose Nr. 9:.......................................
Dose Nr. 10:.......................................
Station 7:Übersinnliche Wahrnehmung
Kannst du von vier Spielkarten den Herz-König herausfinden? Notiere das Ergebnis!
König entdeckt?
0 ja
0 nein
Station 8: Koordination, Feinmotorik
Versuche, möglichst alle Hölzchen einer Streichholzschachtel paarweise auf einen Flaschenhals zu schichten. Wie viele Hölzchen hast du geschafft? Trage dein Ergebnis hier ein:
Lege anschließend die Hölzchen bitte wieder in die Schachtel.
97
44 Gründe...
44 Gründe, weshalb ich drogenfrei lebe
Ziele: Die Schüler sollen Argumente entwickeln, die für ein drogenfreies Leben sprechen.
Dauer: ca. 45 Minuten
Material: pro Schüler mindestens zwei der vorbereiteten 44 "Gründe-Karten", eine
Blankokarte im gleichen Format, sowie ein Blatt Papier, Klebstoff, Tonpapier.
Ablauf:
Vor dem Spiel soll sich jeder Schüler einen Grund überlegen, warum es für ihn wichtig ist oder sein könnte, selbst drogenfrei zu leben. Er notiert diesen Grund auf einer
Blankokarte. Die Gründe-Karten werden nun gleichmäßig an die Schüler verteilt.
Jeder Schüler klebt die Gründe nun in der für ihn stimmigsten Reihenfolge von oben
nach unten auf das Blatt.
Auswertung: Jeder liest nun seine Gründe vor und kommentiert die Reihenfolge,
Nachfragen sind erwünscht und gewollt.
(Das Sucht Spiel Buch, Andrea Robra, Seite 93)
98
44 Gründe...
...weil 2,5 Millionen
Alkoholkranke zu viel
sind
...weil ich die Blumen
wachsen höre
...weil ich mich ohne
Drogen viel besser am
Leben berauschen kann
...weil ich nicht
abstürzen will,
wenn ich abhebe
...weil Drogen doof sind
...weil ich einen klaren
Kopf haben will
...weil ich Freude
...weil ich die Welt verbessern will
genieße
99
44 Gründe...
...weil ich die
Verantwortung für mein
Leben selbst trage
...weil ich mein
Bewusstsein nicht einschränken will
...weil mein Verstand mir
sagt, dass das der richtige Lebensstil ist
...weil ich die
Sonnenstrahlen auf meiner Haut spüre
...weil ich Verantwortung
trage
...weil ich mich mag
...weil ich mir gegenüber
ehrlich sein will
...weil ich bestimme,
wohin mich mein Leben
führt
100
44 Gründe...
...weil ich mir von niemandem vorschreiben
lasse, wann ich wo was
zu trinken habe
...weil ich auch ohne
Drogen abheben kann
...weil ich vom drogenfreien Leben überzeugt
bin
...weil ich einen Sinn in
meinem Leben sehe
...weil der echte Rausch
von innen kommt
...weil ich Umarmungen
genieße
...weil mein Wellensittich
sich auch nicht betrinkt
...weil ich dann aufnahmefähiger bin
101
44 Gründe...
...weil ich weiß, dass
mein drogenfreies Leben
geil ist
...weil ich weiß, dass mit
Drogen niemals ein weltweiter Frieden zu erreichen ist
...weil ich frei sein will
...damit ich besser küssen kann
...weil ich kreativ sein
will
...weil ich mich am
Gesang der Vögel freuen
kann
...weil ich auch drogenfrei high sein kann
...weil das drogenfreie
Leben einfach Spaß
macht
102
44 Gründe...
...weil ich einen klaren
Kopf haben will
...weil ich meine Gefühle
nicht einfach runterspülen oder wegdrücken will
...weil ich den Wind
spüre
...weil ich mich nicht zerstören will
...weil ich als Mensch ein
biologisches
Wunderwerk bin
...weil ich mich am
Sonnenaufgang freuen
kann
...weil ich es schön
finde, im Kornfeld zu
tanzen und dabei das
Leben zu spüren
...weil ich zufrieden bin
103
44 Gründe...
104
...weil ich
...weil ich
...weil ich
...weil ich
...weil ich
...weil ich
...weil ich
...weil ich
Tankmodell
Tankmodell
Ziele: Schüler sollen sich bewusst werden, welche Faktoren dazu beitragen, dass sie
sich wohlfühlen.
Material: Arbeitsblatt “Der Tank ist voll”.
Dauer: ca. 30 Minuten
Ablauf: Jeder Schüler erhält ein Arbeitsblatt. Er soll in den Tank die Fakten eintragen,
die dazu beitragen, dass er sich wohlfühlt.
Im Gruppengespräch wird vorgestellt, welche Faktoren den Tank füllen können.
Anschließend wird ein “Klassentank” erstellt. Auf einem großen “Tankplakat” werden
die notwendigen “Wohlfühl-Faktoren” der gesamten Klasse gesammelt.
105
Tankmodell
Der Tank ist voll - unsere Wünsche, Bedürfnisse und
Sehnsüchte:
Was brauchen wir, damit wir uns wohlfühlen?
Tank
106
Tankmodell
Tankmodell - Meine Tankstelle
Ziele: Schüler sollen sich bewusst werden, welche Möglichkeiten sie haben, sich
selbst zu helfen, wenn es ihnen schlecht geht.
Material: Arbeitsblatt “Meine Tankstelle”
Dauer: ca. 30 Minuten
Ablauf: Jeder Schüler erhält ein Arbeitsblatt. Er soll in die Tankstutzen die Faktoren
eintragen, die ihm helfen, dass es ihm wieder gut geht.
Woher beziehen die Schüler ihre Energie?
Im Gruppengespräch werden die verschiedenen Tankmöglichkeiten vorgestellt.
107
Tankmodell
MeineTankstellen:
Hier kannst du deine Tankstellen eintragen.
Tank
108
109
Spielesammlung
Drillinge
Die Schüler bilden Dreier-Gruppen. Damit alle Schüler mitmachen können, kann es
natürlich auch ein oder zwei Vierer-Gruppen geben. Die Spielvorgaben werden dann
entsprechend modifiziert. Jede Kleingruppe bearbeitet folgende Aufgaben:
Sie nennt
drei Dinge, die alle Gruppenmitglieder nicht mögen:
1. z.B. Ungerechtigkeiten
2. z.B. Hausaufgaben
3. z.B. nicht-mitspielen-dürfen
drei Dinge, die alle mögen
1. z.B. Ferien
2. z.B. gelobt werden
3. z.B. gute Noten
etwas, das nur einer/eine der Schüler nicht mag:
1. Kind z.B. Gruppenarbeit
2. Kind z.B. pünktlich sein
3. Kind z.B. Aufsätze schreiben
etwas, das nur einer/eine der Schüler mag:
1. Kind z.B. klassische Musik
2. Kind z.B. die kleine Schwester hüten
3. Kind z.B. Briefe schreiben
Je öfter die Gruppen getauscht werden, desto mehr erfahren die Schüler voneinander.
Die Erfahrungen aus den Kleingruppen werden anschließend in der Klasse diskutiert.
Welche Gemeinsamkeiten, welche Unterschiede gibt es? War es schwer, sie herauszufinden? Haben die Schüler etwas über andere herausgefunden, was sie bisher noch
nicht wussten?
110
Spielesammlung
Rollenspiele
Auf Rollenspielkarten werden zwei unterschiedliche Schüler beschrieben und eine
Situation, in der diese Unterschiedlichkeit von Bedeutung ist. Die Situation sollte
möglichst aus dem Alltag der Schüler entnommen sein, z.B.:
Kind 1:
Du möchtest, dass Kind 2, mit dem du befreundet bist, dir seine neueste CD leiht.
Schließlich ist das auch deine Lieblingsband und du hast kein Geld, um dir die CD
selbst zu kaufen. Du bist der Meinung, dass man sich gegenseitig Sachen ausleihen
sollte, wenn man befreundet ist. Dass dabei auch mal was kaputt oder verloren geht,
ist doch ganz selbstverständlich.
Kind 2:
Kind 1, mit dem du befreundet bist, möchte deine neueste CD ausleihen. Du möchtest das aber nicht, da du mit dem Ausleihen schon oft schlechte Erfahrungen gemacht hast, die Sachen gehen kaputt oder werden gar nicht zurückgegeben. Du
möchtest aber weiter mit Kind 1 befreundet bleiben.
Die Rollenspielkärtchen werden an alle Schüler gegeben, zwei spielen das
Rollenspiel vor. Die anderen beobachten, wie sie ihre Rolle spielen. Im Anschluss an
das Spiel werden zuerst die Schüler, die gespielt haben, nach ihren Erfahrungen und
Gefühlen beim Spiel gefragt, dann äußern die anderen ihre Beobachtungen. Das
Spiel kann mit anderen Schüler wiederholt werden. Gelingt es, eine Lösung zu finden, die beide Schüler zufrieden stellt?
111
Spielesammlung
Partner- und Gruppenarbeit
Gute Möglichkeiten, sich gegenseitig kennen und schätzen zu lernen, bieten Partnerund Gruppenarbeit. Dabei sollten die Aufgabenstellungen so gewählt werden, dass sie
durch Zusammenarbeit besser gelöst werden können als alleine. Jedes Kind sollte
eine für die Aufgabenbearbeitung bedeutsame Arbeit übernehmen können. Jede
Teiltätigkeit muss in gleicher Weise gewürdigt und bewertet werden. Das MiteinanderArbeiten-Können und Sich-Aufeinander-Einlassen ist nicht selbstverständlich. Es muss
geübt werden. Mögliche Übungen sind:
Eisschollenspiel
Die Klasse teilt sich in gleich große Kleingruppen. Die Gruppenmitglieder sind
Pinguine, die auf einer "Eisscholle", z.B. einem Zeitungsbogen, stehen. Die Eisscholle
ist in Gefahr, in den Golfstrom abzutreiben und zu schmelzen. Die Gruppe kann das
Schmelzen verhindern, indem sie mit ihren Füßen ein möglichst großes Stück auf der
Eisscholle abgrenzt. Lehrerin oder Lehrer markieren mit einem Stift, wie viel Platz jede
Gruppe braucht. Je besser die Gruppe abspricht, wie sie die Füße zu stellen hat, umso
tragfähiger bleibt die Scholle.
Unvollständige Quadrate
Es werden Fünfer-Gruppen gebildet. Jede Gruppe enthält fünf Umschläge, die je fünf
zerschnittene und gemischte Quadrate enthalten. In keinem Umschlag ist ein vollständiges Quadrat, die Gruppenmitglieder müssen einzelne Teile untereinander austauschen, dürfen aber ein anderes Kind nicht darum bitten oder entsprechende Zeichen
machen. Es darf prinzipiell nicht gesprochen werden. Die Aufgabe ist erst gelöst, wenn
jedes Kind vor sich ein Quadrat zusammengesetzt hat.
112
Spielesammlung
Leistungsbeachtung und -anerkennung auf allen
Gebieten
Anerkennung und Wertschätzung werden eher den leistungsstarken Schülern zuteil. In
der Schule werden aber längst nicht alle Fähigkeiten und Leistungen von Schülern
beachtet und gewertet. Im Vordergrund stehen die kognitiven, schulfachlichen und versetzungswirksamen Leistungen. Andere Fähigkeiten, z.B. künstlerische, handwerkliche, soziale und organisatorische gelten weniger.
Spezialisten
Schüler haben viele Fähigkeiten und Spezialkenntnisse auf Nicht-Schulgebieten. Sie
können kochen, Schach spielen, Filme drehen, sie kennen vielleicht alle Sterne am
Himmel oder wissen, wie ein Motor funktioniert, sie können vielleicht kleine
Geschwister hüten, alten Leuten zuhören und vorlesen, andere Sprachen sprechen #
.
Ideen zur Umsetzung:
Möglichkeiten, um die vielfältigen Fähigkeiten gegenseitig kennen zu lernen, sind z.B.:
Jedes Kind stellt sein Hobby vor.
Schüler mit Spezialkenntnissen bieten Arbeitsgemeinschaften an (an denen auch
Lehrerinnen und Lehrer teilnehmen dürfen).
Die Schüler übernehmen (Mit-)Verantwortung für bestimmte Bereiche, z.B. für die
Pausenspiele, für den Schulgarten, die Schulbibliothek, für die Kooperation mit dem
benachbarten Altenheim...
113
Spielesammlung
114
Elternarbeit
Materialien zur
Elternarbeit
115
Elternarbeit
Eltern stärken
Ein dialogisches LernLehr- Konzept mit und
für Eltern
von Johannes Schopp
"Es wird der Tag kommen, an
dem, was der Erzieher mit
Worten lehrt, nicht länger wirksam ist, sondern nur noch das,
was er ist."
C.G. Jung
Im Eingang des Klassenzimmers hängt ein ungewöhnlicher Spiegel. " Schauen Sie bitte genau hinein", bitte ich jeden, der kommt. "Möchten Sie sich
Ihrer eigenen Süchte bewusst werden?" steht da.
Und: "Was mag ich an meinem Kind besonders?"
Für die Eltern von Viertklässlern einer Schule in
Dortmund ein ungewöhnlicher Einstieg zum Thema
"Suchtprävention".
"Eltern stärken" heißt das im Fachteam
Suchtprävention entwickelte und seit ca. fünf
Jahren erfolgreich erprobte Seminar mit und für
Eltern aller Schulformen. Das Seminar arbeitet mit
in der Elternarbeit ungewöhnlichen Methoden, um
sein erklärtes Ziel zu ereichen.
Im Mittelpunkt der beiden Seminarabende stehen
die Eltern selbst und die Reflexion ihrer eigenen
Erfahrungen und nicht der Referent mit seinem
Wissen. Die Eltern befragen sich in einer
"Karusselldiskussion", was sie unter Sucht verstehen, ob sie Angst haben, dass ihr Kind gefährdet
ist, oder welche Möglichkeiten sie sehen, sie davor
zu bewahren. Sie hören sich zu und sie beraten
sich gegenseitig. Auf diese Weise erkennen sie
ihre Stärken und Schwächen.
Der Blick in den Spiegel, die "Fantasiereise zum
eigenen Suchtverhalten" mit anschließender
"Hausaufgabe" bis zum zweiten Abend in einer
Woche oder auch das "Abschlussblitzlicht" haben
116
das Ziel, eingefahrene Verhaltensmuster aus
anderen Blickwinkeln zu sehen und die eigene
Verunsicherung ihres Erziehungsverhaltens in den
Griff zu bekommen.
Die Eltern in ihrer Erziehungsfähigkeit zu stärken
und sie unabhängiger von Rat-"Schlägern" aller Art
zu machen, ist das aktuelle Stichwort in der
Debatte. Im Jugendamt Dortmund wird demnächst
die Elternarbeit auf der Basis der o.g. Seminare im
großen Stil möglich.
Eltern brauchen
Begleitung
Verständnis
und
Eltern, die sich als eher unsicher in ihrem eigenen
Lebensalltag wahrnehmen, brauchen das, was
Kindern und Jugendlichen an vielfältigen, psychosozialen
Förderprogrammen
heute
in
Kindertageseinrichtungen oder an Schulen zur
Verfügung
steht.
Sie
haben
ungelöste
Erziehungsfragen, ihnen bereiten beispielsweise
die Themen "Verhaltensauffälligkeit", "Sucht" und
"Aggression" Angst, sie befürchten, irgendwie ihren
Kindern ein "falsches" Vorbild zu sein. Darin brauchen Eltern Verständnis, Unterstützung und
Begleitung. Ein Erziehungsprozess, in dem Kinder
zu starken, selbstbewussten und selbstverantwortlichen Persönlichkeiten heranreifen sollen, gelingt
um so leichter und überzeugender, je mehr die
beteiligten Eltern selbst über die entsprechenden
Kompetenzen und Stärken verfügen und diese den
Kindern und Jugendlichen - am besten durch ihr
eigenes Vorleben - vermitteln können und auch
wollen. Dies ist wichtig, denn starke Kinder sind
bisweilen recht unbequem und brauchen für ihre
Entwicklung ein starkes Gegenüber.
Das Konzept "Eltern stärken" wurde folgerichtig
aus dieser Grundannahme entwickelt.
Das Lern-Lehr-Konzept verlangt jedoch von den
Seminarleitern ein Umdenken und Reflexion der
eigenen Rolle.
Denn: Eltern bringen ihren eigenen "Rucksack"
mit, in dem sich ihre persönliche Geschichte und
ihre Lebenserfahrungen befinden. Sie alle kennen,
mehr
oder
weniger
reflektiert,
ihre
Lebensbewältigungs- bzw. Konfliktlösestrategien.
Es gilt, gemeinsam mit den Eltern den eigenen
Erfahrungs "Schatz" wiederzufinden und diesen als
wichtigen Baustein der eigenen Stärke zu begreifen und zu würdigen.
Elternarbeit
Hier einige Grundvoraussetzungen
zum Gelingen des Konzeptes "Eltern
stärken":
Eltern stärken heißt, dass die Eltern
"ihre" eigenen Antworten auf "ihre" Fragen
und damit einen Zugang zur eigenen
Stärke wiederfinden.
Eltern sind Fachleute in eigener Sache,
die das (Fach-)Wissen und die Erfahrung
des Referenten komplementär ergänzen.
Eltern
brauchen
und Besserwisserei.
keine
Belehrung
Eltern benötigen fachliche Unterstützung,
die ihnen Mut macht, gegen alle Schuldund Versagensgefühle, das Vertrauen
in die eigene Urteilsfähigkeit und damit
das Gespür für den eigenen "richtigen"
Weg wieder zu finden,
Als Pädagogen können wir niemanden
verändern, allenfalls neugierig machen
auf sich selbst, und uns mit der
Bereitschaft des anderen verbünden, über
sich nachzudenken.
Pädagogen sind keine "Besserwissende",
sondern "Anderswissende".
Der Pädagoge wird vom
Wissensvermittler zum Moderator und
Begleiter. Er hat die Aufgabe, die
Kommunikation der Eltern untereinander
zu fördern. Er sollte abwarten und beobachten können, Orientierungshilfen und
Denkanstöße geben und auf diese Weise
das Lernen von und miteinander für den
Einzelnen erfahrbar machen.
Lernen praktisch erfahrbar machen
"Lernziel"
auf
Elternseminaren
bzw.
in
Elterngesprächen ist es, die Kerninhalte der
Prävention, nämlich: "persönliches Wachstum fördern", den Eltern erlebbar zu vermitteln und durch
Reflektieren und Metakommunizieren, transparent
zu machen, statt ihnen dieses im klassischen
Sinne "beizubringen", sprich:
Die Kraft, die im echten Dialog steckt, die aus
Selbst-Verantwortung, Liebe und Wertschätzung
sowie aus dem Zeigen von Gefühlen erwächst,
wird erst ganzheitlich wahrgenommen, indem ich
all diese Begriffe im Seminargeschehen lebendig
werden lasse.
Wenn das, was hier idealtypisch dargestellt wurde,
annähernd gelingt, dann kann von "gefühlten"
Erkenntnissen (Reifarth) gesprochen werden.
Diese können persönliches Wachstum der Eltern in
Gang setzen.
"Eltern stärken" beschreibt zum einen eine
Seminarform und zum anderen eine pädagogische
Grundhaltung, die die Eltern aktiv einbezieht und
sie zum Mitlernen einlädt, anstatt sie zu passiven
Empfängern von pädagogischen Verhaltensbotsschaften zu machen.
Der Suchttherapeut Walter Lechler bezeichnet
seine Patienten als "Gäste". Dies ist ein äußeres
Zeichen dafür, dass die Rolle des 'Patiens' im
Sinne von 'Erleiden' und 'Ertragen' nicht erwünscht
ist. Jeder soll sich auf sein Erwachsensein besinnen und selbst die Verantwortung für die
Bewältigung seiner Konflikte übernehmen. Wenn
wir Eltern stärken wollen, sollten wir sie nicht als
"Klienten" behandeln, als "clients" im Sinne von
unmündig, sondern als Verantwortliche für ihre
eigene Lebenssituation und -bewältigung sowie die
ihrer Kinder.
Im Mittelpunkt der Elternseminare stehen die
Ressourcen und die Fähigkeiten der Eltern und die
der Kinder. Ziel soll es sein, gemeinsam Strategien
zu entwickeln, die helfen, das Leben mit seinem
Auf und Ab zu bewältigen. Ich unterstelle grundsätzlich, dass die Eltern die Seminare in der
Absicht besuchen, möglichst alles "richtig" machen
zu wollen. Jeder Ansatzpunkt, den die Teilnehmer
bieten, kann und sollte aufgegriffen und genutzt
werden, sei er noch so vordergründig oder schein-
117
Elternarbeit
bar unbedeutend, als Ausgangspunkt für Lernen
und Wachstum.
Der Scherz ist das Loch, durch das die
Wahrheit pfeift. (Zen-Weisheit)
Schließlich - dessen bin ich sicher - entfaltet die
von mir hier beschriebene Haltung am besten ihre
Wirkung dadurch, dass sie nicht als eine Art
Methode angewandt, sondern von dem jeweiligen
Pädagogen auch "verkörpert" und in diesem Sinn
gelebt wird.
Nicht zuletzt ein Wort zum Humor, einer wichtigen
Prozessvariablen im Rahmen der Elternarbeit.
Gerade Themen wie Abhängigkeit, Sucht, Drogen
und Krankheit sowie deren Bewältigung sind
zumeist angstbesetzt und werden häufig als
Lasten empfunden, zumal dann, wenn Menschen,
die sich nicht näher kennen, auch noch an einem
Ort, der ihnen nicht sonderlich vertraut ist,
zusammenkommen.
Dies
ist
auf
den
Elternseminaren durchweg der Fall. Umso heilsamer und erleichternder wirkt dann der Humor.
Gemeinsames Lachen ist befreiend.
Wünschenswerte
Pädagogen
Basiskompetenzen
des
Das hier vorgestellte dialogische Seminarkonzept
rückt die personalen Kompetenzen des Referenten
mehr in den Vordergrund als das in anderen
Seminarformen der Fall ist.
Eine ethisch vertretbare Grundhaltung bei der
Durchführung
von
Elternseminaren
bzw.
Beratungsgesprächen mit Eltern erfordert folgende
Merkmale und Prinzipien:
Differenzierte Wahrnehmung, Flexibilität,
eigene Lernbereitschaft und zugewandtes
freundliches Verhalten,
Wertschätzung, Echtheit und Empathie sich selbst und den unterschiedlichen
Lebens- und Erziehungsstilen gegenüber
Raum für eigene Lösungen schaffen,
Positives sehen: Wo liegen die Stärken
der Familie? Ressourcen mobilisieren,
Widerstände akzeptieren und die Eltern
als
letzte
Entscheidungsinstanz
annehmen,
Sensibilität für kommunikative Prozesse,
Bereitschaft zur Selbsterfahrung und
Kommunikation
als
Mittel
zur
Selbstreflexion entwickeln, eigene
Grenzen erkennen und offen legen.
118
Literaturverzeichnis:
ANTONOVSKY, A., Salutogenese, Zur Entmystifizierung der
Gesundheit, Dt. erw. Hrsg. Alexa Franke, Tübingen, 1997
BUBER, M., Alles wirkliche Leben ist Begegnung, München
1998
FRIEDMAN, M., Der heilende Dialog in der Psychotherapie,
Köln 1987
FUHR, R., Dialogische Beratung, Person- BeziehungGanzheit, Köln 1991
HARTKEMEYER, M.& J.F., Miteinander Denken, Das
Geheimnis des Dialogs, Stuttgart 1998
HYCNER, R., Zwischen Menschen, Ansätze zu einer
Dialogischen Psychotherapie, Köln 1989
LECHLER, W. H., So kann's mit mir nicht weitergehen,
Neubeginn durch spirituelle Erfahrung in der Therapie, Stuttgart
1994
MUTZECK, W., Kooperative Beratung, Grundlagen und
Methoden der Beratung und Supervision, Weinheim 1996
PALMOWSKI, W., Anders Handeln, Lehrerverhalten in
Konfliktsituationen, Dortmund 1997/98
PALMOWSKI, W., Der Anstoß des Steines, Systemische
Beratungsstrategien im schulischen Kontext, Dortmund
1995/96
REIFARTH, W., Grenzüberschreitungen, Zur Praxis und
Theorie selbsterfahrungsbezogener Lernprozesse, Frankfurt/M.
1989
SPECK, O., Frühförderung mit Eltern, Basel 1983
Elternarbeit
Debatte
Dialog
Wissen
Antworten
Gewinnen oder
verlieren
Ungleich
Macht
Eine Sache beweisen
Eine Position
verteidigen
Herausfinden
Fragen
Miteinander teilen
Gleich
Respekt, Achtung
Zuhören
Neue Möglichkeiten
erkunden
119
Übersicht: Unterrichtsbausteine zum Thema
Schul-/Unterrichtsentwicklung
120
Unterichtsbausteine
Inhalte
Seite
Sich wohlfühlen
Was heißt "Sich wohlfühlen"? Schüler sollen sich in
dieser Übung mit Situationen des Wohlfühlens auseinandersetzen.
Seite 121
Karusselldiskussion
Warum fühle ich mich in der
Schule wohl?
In dieser Übung wird das Thema Wohlfühlen auf
die Schule gelenkt. Die Karusselldiskussion ermöglicht - orientiert an vorbereiteten Fragen - einen
Austausch zwischen den Schülern.
Seite 123
Soziogramm der Klasse
In dieser Übung wird in Einzelarbeit ein
Soziogramm der Klasse erstellt, das Beziehungen
in der Klasse verdeutlicht.
Seite 125
Geschichte:
Gregors Schulangst
Die Geschichte "Gregors Schulangst" dient als
Diskussionsgrundlage zum Thema Außenseiter und
Gruppendruck.
Seite 126
Rollenspiel
Das Rollenspiel soll den Schülern verdeutlichen,
dass es Überwindung kostet, sich von der Gruppe
losgelöst für Schwächere einzusetzen.
Seite 128
Meine Traumschule
Jeder Schüler soll seine Traumschule zu Papier
bringen. Hierbei kann er malen, schreiben, dichten,
kleben, was immer er will.
Seite 129
Die Schule und ihre
"Wirkungsräume"
Änderungsideen für die Schule werden zusammengetragen und diskutiert.
Seite 130
Sich wohl fühlen
Sich wohlfühlen
Ziele: Schüler sollen sich darüber klar werden, was für sie zum Wohlfühlen gehört.
Dauer: ca. 30 Minuten
Material: Arbeitsblatt (Seite 122) für jeden Schüler
Ablauf: Was heißt "Sich wohlfühlen"? Schreiben Sie das Thema "Sich wohlfühlen"
an die Tafel. Verteilen Sie an die Schüler die Arbeitsblätter "Situationen, in denen
ich mich wohl fühle". Jeder Schüler soll für sich allein über Situationen nachdenken,
in denen er sich wohl fühlt und daraufhin überlegen, was ihm daran so gut gefällt.
Lassen Sie den Schülern 10 Minuten Zeit, um die Blätter auszufüllen.
Gemeinsam werden die Ergebnisse anschließend ausgewertet.
Auswertungsfragen:
· In welchen Situationen fühlt ihr euch wohl?
· Woran merkt ihr das?
· Was gefällt euch an der Situation?
Gehen Sie bei den Fragen möglichst auf die drei Ebenen “Verhalten”,
“Kognition“und “Gefühle” ausdrücklich ein. Fragen Sie bei den einzelnen
Situationen:
· Was tust du in der Situation?
· Was denkst du dabei?
· Wie fühlt sich dein Körper an?
(aus Alf, Kerstin Walden, u.a., 1998)
121
Sich wohl fühlen
Arbeitsblatt: Situationen, in denen ich
mich wohl fühle
122
1.Situation
Das gefällt mir daran:
2.Situation
Das gefällt mir daran:
3.Situation
Das gefällt mir daran:
Karusselldiskussion
Karusselldiskussion: Wann fühle ich mich in der
Schule wohl?
Ziele: Die Schüler sollen sich darüber bewusst werden, wann sie sich im
Lebensraum Schule wohl fühlen
Dauer: ca. 45 Minuten
Material: Pro Schüler einen Zettel mit den Fragen
Vorbereitung: Geben Sie jedem Schüler einen Zettel mit den Fragen (s.
Kopiervorlage)
Ablauf: Bei ungerader Schülerzahl beteiligt sich der Lehrer. Die Schüler bilden
einen Innen- und einen Außenkreis, sitzen sich dabei gegenüber. Jeder Schüler
kreuzt bei den ausgeteilten Fragen drei an, über die er gerne sprechen möchte. Vor
Beginn stehen die Mitglieder des Innenkreises auf und gehen im Uhrzeigersinn
zwei Stühle weiter. Als Regel gilt: Wer "geht", bestimmt das Thema, über das
gesprochen wird. Nun haben die Schüler 3 Minuten Zeit, über die ausgewählte
Frage zu sprechen. Anschließend gehen die Mitglieder des Außenkreises gegen
den Uhrzeigersinn zwei Stühle weiter. Nun haben sie die Wahl der Frage, über die
sie mit ihrem Gegenüber sprechen wollen. Wiederum wird 3 Minuten lang über das
Thema gesprochen. Der Vorgang wird (im Wechsel: Außen- und Innenkreis aktiv)
vier mal wiederholt, so dass jeder zweimal ein Thema wählen konnte.
Fragen:
· Fühlst du dich in der Schule wohl? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, warum?
· Was fällt dir (Angenehmes und Unangenehmes) zur Schule ein?
· Wie lange hat es gedauert, bis du dich in der Schule zurecht gefunden hast?
· Wo dürfen sich Schüler in der Schule an Entscheidungen beteiligen?
· Wie viel Zeit verbringst du nachmittags mit den Hausaufgaben?
· Wann fühlst du dich in der Schule am wohlsten?
· Was würdest du gerne in der Schule ändern?
Abschließend wird unter der Fragestellung: "Wohlfühlen und Schule - passt das
zusammen?" Bilanz gezogen, indem die Ergebnisse aus den Gesprächen noch
einmal zusammengefasst werden.
123
Karusselldiskussion
· Fühlst du dich in der Schule wohl? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja,
warum?
· Was fällt dir (Angenehmes und Unangenehmes) zur Schule ein?
· Wie lange hat es gedauert, bis du dich in der Schule zurechtgefunden
hast?
· Wo dürfen sich Schüler in der Schule an Entscheidungen beteiligen?
· Wieviel Zeit verbringst du nachmittags mit den Hausaufgaben?
· Wann fühlst du dich in der Schule am wohlsten?
· Was würdest du gerne in der Schule ändern?
· Fühlst du dich in der Schule wohl? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja,
warum?
· Was fällt dir (Angenehmes und Unangenehmes) zur Schule ein?
· Wie lange hat es gedauert, bis du dich in der Schule zurechtgefunden
hast?
· Wo dürfen sich Schüler in der Schule an Entscheidungen beteiligen?
· Wieviel Zeit verbringst du nachmittags mit den Hausaufgaben?
· Wann fühlst du dich in der Schule am wohlsten?
· Was würdest du gerne in der Schule ändern?
124
Soziogramm der Klasse
Soziogramm der Klasse
Ziel: Positionsbestimmung in der Gruppe. Die Übung bietet einen guten
Gesprächsansatz zum Thema "Ich und die Gruppe".
Dauer: ca. 30 Minuten
Material: DIN A4 Blätter, Buntstifte
Ablauf:
Mit bunten Punkten soll ein Bild deiner Klasse entstehen. Fange in der Mitte an,
suche eine Farbe für dich, male einen runden Punkt. Gib deinen Mitschülern ebenfalls farbige Punkte, und gruppiere sie um dich. Wer ist dir am nächsten, wer ist weit
weg...? Wenn du willst, schreibe die Erklärung auf die Rückseite.
Methodischer Hinweis:
Es können im Anschluss an die Übung gemeinsam Lösungswege bei
Unzufriedenheiten, Spannungen und Veränderungswünschen initiiert werden.
Alternativ: Anstatt bunter Punkte können auch getrocknete Erbsen, Halbedelsteine
oder Ähnliches dazu benutzt werden, ein Soziogramm zu legen. Anhand der
Positionen der Erbsen können Cliquen, Beziehungen, Distanzen, aber auch
Wünsche gelegt und variiert werden.
(aus: Suchtvorbeugung in der Praxis, Heinz Kaufmann, S.164)
125
Gregors Schulangst
Gregors Schulangst: Geschichte und Rollenspiel
Ziele: Schüler sollen dafür sensibilisiert werden, dass Außenseiter häufig erst zu
solchen gemacht werden und welche Rolle Gruppendruck dabei spielt.
Material: Geschichte: Gregors Schulangst (Seite 127),
Ablauf: Lesen Sie die Geschichte laut vor. Diskutieren Sie anschließend mit den
Schüler die Fragen:
126
·
Wie kam es zu Gregors Schulangst?
·
Welche Möglichkeiten hat Gregor selbst, etwas an seiner Angst zu ändern?
·
Inwiefern könnten Mitschüler helfen?
·
Wie würdest du Gregor helfen?
·
Was könnte dich daran hindern, ihm zu helfen?
Gregors Schulangst
Gregors Schulangst
Nach dem Umzug mit seinen Eltern ist der 13-jährige Gregor nun in einer neuen
Schule. Klar, für ihn ist die Schule neu, für die Mitschüler ist er einfach nur der
Neue. Und das mitten im Schuljahr! Dabei hatte er gerade angefangen, sich in der
alten Schule wohl zu fühlen. Dort hatte er zu Beginn auch Schwierigkeiten: Er
wurde aufgrund seiner sehr guten Leistungen von den Mitschülern häufig als
Schlaumeier und Streber bezeichnet. Es hat eine Weile gedauert, bis er von den
Mitschülern der ehemaligen Schule angenommen wurde, wie er war, aber es hat
geklappt. Letztendlich hatte er sogar einen festen Freundeskreis, mit dem er sich
in der Freizeit ab und zu traf.
Und nun soll der ganze Kampf wieder von vorne losgehen? Um gar kein Risiko einzugehen, isoliert Gregor sich vom ersten Tag an. Solange er nichts von sich gibt,
kann ihn schließlich keiner als Schlaumeier hänseln. Er verbringt die Pausen allein,
unterhält sich wenig mit anderen. Denn dann, so glaubt er, bietet er den Mitschülern
am wenigsten Angriffsfläche. Auch im Unterricht hält er sich zurück.
An einem Montag in der großen Pause kommen drei Mitschüler auf ihn zu und fragen ihn, ob er eine Zigarette möchte. Gregor hat noch nie viel vom Rauchen gehalten. So lehnt er erst ab. Nach einigem Drängen der anderen Mitschüler jedoch,
lässt er sich zu einer Zigarette überreden. Vielleicht bringt ihn das weiter? So steht
er schon mal nicht als Streber oder Langweiler da, denkt er.
Doch weit gefehlt. Die beiden Mitschüler verschwinden, nachdem er die Zigarette
in der Hand hat, schneller als er reagieren kann. Und prompt kommt ein Lehrer im
die Ecke! Da das Rauchen auf dem Schulgelände nicht erlaubt ist, bekommt
Gregor ordentlich etwas zu hören. Der Lehrer betet ihm noch einmal die komplette
Schulordnung rauf und runter und auf dem Weg in die Klasse sieht er, wie sich die
beiden Mitschüler ins Fäustchen lachen. Erst jetzt wird Gregor klar, dass es sich bei
der ganzen Aktion um ein geplantes, abgekartetes Spiel handelte. Von jetzt an isoliert Gregor sich noch mehr von den Mitschülern. Er steht immer am Rand und wird
inzwischen von den anderen für arrogant gehalten. Sie denken, er hält sich für
etwas Besseres und redet deshalb nicht mit ihnen. Gregor fehlt es einfach an Mut,
auf die Mitschüler zuzugehen.
Er wacht vor der Schule mit Magenschmerzen auf und hat regelrecht Angst vor der
Schule. Auch auf seine Leistungen wirkt sich diese Angst aus. Er würde sich nichts
sehnlicher wünschen, als einfach nur dazuzugehören, ein Teil der Klasse zu sein.
127
Gregors Schulangst
Ablauf des Rollenspiels
Ablauf: Ein Schüler soll die Rolle von Gregor übernehmen, ein anderer die
Rolle eines Mitschülers, der ihm helfen will. Die Rollenverteilung ist klar:
Gregor ist der Außenseiter, sein Mitschüler will ihn integrieren. Zuvor werden
Gregor und der Mitschüler kurz vor die Tür geschickt.
Die Gruppe wird angewiesen, bei dem nun folgenden Rollenspiel über Gregor
zu tuscheln, zu lästern und mit dem Finger auf Gregor zu zeigen.
Zu Beginn des Rollenspiels steht Gregor abseits. Nun soll der ausgewählte
Mitschüler auf Gregor zugehen und mit ihm ein Gespräch anfangen. Beide
wissen nicht, wie sich die Situation entwickelt.
Auswertung im Gruppengespräch:
·
Wie hast du dich als Gregor gefühlt?
·
Mit dem anderen Mitschüler: Was fiel dir schwer, als du mit Gregor zu
sprechen begannst?
·
Was hätte es erleichtert?
·
Mit allen: Was könnte es erleichtern, Gregor anzusprechen?
Anschließend wird die gleiche Übung mit neuen Rollenverteilungen gemacht:
Der Unterschied ist, dass nun zwei Schüler gemeinsam auf Gregor zugehen
und ihn ansprechen.
128
Meine Traumschule
Meine Traumschule
Ziele: Die Schüler sollen in kreativer Arbeit Visionen entwickeln, wie ihre
Traumschule aussieht.
Dauer: ca. 45 Minuten
Material: Zeitschriften, Kleber, Schere, Stifte, Wasserfarben etc. (alles, was kreatives Arbeiten ermöglicht)
Ablauf:
Jeder Schüler hat 35 Minuten Zeit, um seine Traumschule zu Papier zu bringen.
Anschließend wird eine kleine Ausstellung gemacht, in der die Ergebnisse an die
Klassenwände gehängt werden, so dass die Ergebnisse für alle sichtbar sind. Die
Schüler stellen ihre Bilder, ihre Ideen und Fantasien vor.
129
Schule verändern
Die Schule und ihre Wirkungsräume
Ziele: Die Schüler sollen sich darüber klar werden, dass sie in der Schule mitwirken können, sich ihrer Bedürfnisse bewusst werden und diese äußern können.
Dauer: ca. 45 Minuten
Material: Karteikarten, Stifte
Ablauf:
Jeder Schüler bekommt mehrere Karten. Unter der Fragestellung: "Was würdest du
an der Schule ändern? Lass deiner Phantasie freien Lauf!" soll nun jeder Schüler
so viele Dinge aufschreiben, wie ihm einfallen.
Nun teilt der Lehrer die Tafel in drei unterschiedliche Bereiche mit den Überschriften: "Schule allgemein", "Unterricht" und "Schulgestaltung". Jeder Schüler klebt mit
Tesafilm seine Ideen und Änderungswünsche in die entsprechenden Bereiche.
Vorschläge, die nicht klar zuzuordnen sind, werden in einen Sonderbereich geklebt.
Auswertung:
Anschließend wird über die Realisierungsmöglichkeiten gesprochen:
· Was ist möglich?
· Wo sind Grenzen?
· Was ist wünschenswert?
· Was wollen wir umsetzen?
· Wer kann uns helfen?
130
Checkliste
Checkliste für Bestandsaufnahme
++
0
--
Schulklima
Atmosphäre und Teamgeist
Clubs
Parties
Formelle wie informelle Begegnungsgelegenheiten
Autorität
Privatraum, Rückzugsmöglichkeiten
Absenzen
Strafe, Belohnung, Verweis
Sexuelle Belästigung
Zeitmanagement
Rauchen
Burn-out, Stress
Nacken- und Rückenbeschwerden
Umgang mit
problematischen Schülern
Schulhausinterne Ausbildung zur Gesundheitsförderung
Sensibilisierung für Vorbildfunktion
Gesundheitsförderung
für die Schüler
Periodische medizinische Untersuchung
Sexualerziehung
Pubertät
Haltung, Bewegung, Sport
Erste Hilfe
Suchtprävention
Selbstvertrauen
Umgang mit Gefühlen
Rollenverhalten
Aggression, Stress, Gewalt, Konfliktfähigkeit
131
Checkliste
Checkliste für Bestandsaufnahme
++
Gesundheitsförderndes Lernen
Persönliche Standortbestimmung
Erfahrungsaustausch, Wissenstransfer
Meinungsbildung
Lehrmittel
Spiele (Rollenspiel, Simulation, etc.)
Gastlehrer, Theatertruppen
Thematische Tage
Projektwochen
Schulfernsehen, Film, Video
Schulreisen
Exkursionen (Museum, Bibliothek, Zoo, etc.)
Hospitation
Tandembildung
Eltern und Elternmitarbeit
Elternabende mit spezifischen (Gesundheits-)Themen
Gelegenheiten für formelle wie informelle Gespräche
zwischen Eltern und Lehrern
Teilnahme der Eltern, Einbezug der Eltern in Aktivitäten
Elternrat
132
0
--
Checkliste
Checkliste für Bestandesaufnahme
++
0
--
Gebäude
Ausstattung (Pflanzen, Kunst, etc.)
Farben
Licht und Beleuchtung
Elektrizität und elektrische Apparate
Heizung
Belüftung
Verhältnis Personen / Raum
Schulmobiliar
Reinigung, Unterhalt
Hygiene (Toiletten, Duschen, etc.)
Spielmöglichkeiten drinnen und draußen
(Sandkasten, Rutschbahn, Kletterstangen,
Fussballplatz, Basketballfeld, etc.)
Sicherheit und Sicherheitsbestimmungen
Vorsichtsmaßnahmen gegen Diebstahl
Spezielle Einrichtungen
Pausenkiosk, Pausenverpflegung
Umweltpapier, Batteriesammlung, Reduzierung des
Energie- und Wasserverbrauchs, Recycling
Schulgarten
Tiere in der Schule
Schulzeitung
Schaukasten für Arbeiten/
Sammlungen der Schüler
Unmittelbare Schulumgebung
Schulwegsicherung
Spielgarten/-platz
Vandalismus
Abfall und Sauberkeit
133
Checkliste
Beispiele für
Schwerpunktthemen
“gesundheitsfördernde
Schule”
Schüler- Klassenebene:
AIDS-Prävention
Entspannung
Essgewohnheiten
Gesunde Ernährung
Gesundes Sitzen
Gewaltprävention
Individuelle Belastung
Rauchen
Ruhe und Bewegung
Selbstverantwortung
Sexualität
Soziale Kompetenzen
Suchtprävention
Ebene Kollegium:
Burn-out
Energietanken
Fitness für Lehrer
Forum zu Lehrergesundheit
Gesprächsführung
Inoffizielle Anlässe
Interventionskonzept für schwierige Situationen
Intervision/Supervision
Kommunikationskurs
Konfliktfähigkeit im Team
Lehrerfortbildung SCHILF
Selbst- und Fremdbeurteilung im Team
Spezifische Fortbildung zur Kontaktlehrperson
Standortbestimmung Lehrerschaft
Stressbewältigung
Sucht
Teamklima, -entwicklung
Vertrauen - Misstrauen
Ebene gesamte Schule:
Ausbeutung / sexueller Missbrauch
Beachvolleyballfeld
Bewegte Pausen
Bewegungsförderung
Corporate Identity
Curriculum Gesundheitsförderung
Energiemanagement
134
Entstressung der Schule
Essstörungen
Fitnessraum
Friedenswoche
Früherfassungsprogramme
Gesunder Lern- und Arbeitsort
Gesundes Mensaangebot
Gesundheitsecke
Gesundheitstage
Leitfaden für Gesundheitsförderung
Lernstrategien
Mittagstisch
Mitverantwortung
Offene Schulzimmer
Pausenkiosk
Pausenplatzgestaltung
Pausenregelung
Pausenverpflegung
Qualitätssicherung
Rauchfreie Schule
Schuldisco
Gesundheitswoche
Gewaltprävention
Hebung des Wohlbefindens
Konfliktfähigkeit
Kulturbegegnungen
Schulgarten
Schulgestaltung
Schulumbau
Schulumgebung
Schulklima
Schulzeitung
Sexualität und Gewalt
Soziale Regeln
Stärkung der Schutzfaktoren
Streitkulturtag
Stress - Entspannung
Suchtprophylaxe
Unterrichtsbeurteilung durch Schüler
Waldtag
Wege zum Gleichgewicht
Ebene Schulumfeld:
Arbeit mit suchtbetroffenen Eltern
Elterneinbezug
Forum (Gemeinde, Schulbehörden,
Lehrerkollegium)
Gesundes, gewaltfreies Umfeld
Gesundheit und Wohlbefinden im Quartier
Schulinfozeitung für Gemeinde
Sicherheitsförderung
Suchtpräventives Interventionskonzept
Zusammenarbeit mit Schulpartnern
Materialien
Entwurf eines Briefes an die Eltern
Name
Straße
PLZ Ort
Datum
Elterninformation
Liebe Eltern,
für das neue Schuljahr hat sich unsere Schule ein Programm mit dem Namen "Auf dem Weg zur rauchfreien Schule" erarbeitet. Die gesundheitlichen Risiken des Rauchens sind Jugendlichen durchaus
bekannt. Dennoch nimmt der Anteil der jugendlichen Raucher in unserer Gesellschaft eher zu als ab.
Untersuchungen zeigen, dass die gesundheitlichen Schädigungen umso schwerwiegender sind und
umso wahrscheinlicher die Entstehung einer Abhängigkeit, je früher das Einstiegsalter in den
Nikotinkonsum liegt.
Rauchende Schüler unternehmen bereits kurze Zeit nach ihrem Einstieg in den Tabakkonsum erste
Ausstiegsversuche. Es gibt also durchaus Motivation bei Schülern zur Verhaltensänderung.
Rauchen ist für alle anderen Substanzen eine Einstiegsdroge, d.h. es gibt kaum Schüler, die Alkohol und
illegale Drogen konsumieren, wenn sie nicht zuvor mit dem Rauchen begonnen haben.
Schüler der Sekundarstufe I rauchen deutlich weniger, wenn klare Rauchverbote auf dem Schulgelände
bestehen und diese konsequent umgesetzt werden.
An Schulen, in denen klare Regeln zum Rauchen existieren, gewinnen Lehrer an Glaubwürdigkeit. Die
Lehrer-Schüler-Kommunikation verbessert sich.
Von allen Gelegenheitsrauchern im Alter von 13 Jahren rauchen nach zwei Jahren ca. 67% weiter.
Vorbeugung in dieser Altersgruppe ist daher besonders sinnvoll.
Wir möchten Sie daher bitten, unser Programm zu unterstützen, da eine klare Haltung von Lehrern und
Eltern eine positive Wirkung auf das Rauchverhalten von Jugendlichen ausübt.
Das ist auch dann möglich und sinnvoll, wenn Sie selbst Raucher sind.
Mit freundlichen Grüßen
135
Materialien
Entwurf eines Briefes an die Schüler
Liebe Schülerinnen und Schüler,
das neue Schuljahr wird aller Voraussicht nach eine Veränderung für unser Schulleben bringen, die wir
in den Klassen der Schule und mit möglichst vielen von euch diskutieren möchten:
Unsere Schule auf dem Weg zur rauchfreien Schule.
Wie kam es zu dieser Idee?
Zunächst einmal haben wir Lehrerinnen und Lehrer in den vergangenen Jahren festgestellt, dass der
Anteil der Schüler, die bereits unter 16 Jahren mit dem Rauchen auf dem Schulgelände beginnen,
gestiegen ist. Der Einstieg ins Rauchen beginnt meist schon in der 7. oder 8. Klasse. Die Älteren bieten
den Jüngeren ein negatives Vorbild. Wir fühlen uns aber persönlich für eine gesunde Entwicklung der
Schüler verantwortlich. Dies wird außerdem von euren Eltern und auch vom Staat von uns erwartet. Eine
gesunde Entwicklung lässt sich nicht mit dem Konsum von Suchtmitteln, gleich welcher Art, erreichen,
eher das Gegenteil!
Wir sind daher gemeinsam mit einer großen Mehrheit der Eltern zu dem Entschluss gekommen, das
Rauchen auf dem Schulgelände grundsätzlich zu untersagen.
Für alle Beteiligten aber wäre dies ein Fortschritt, da wir durch klare Absprachen eine einfache, aber
konsequente Regelung an der Schule hätten.
Diejenigen aber, die sich nicht an diese Regeln halten, werden mit Maßnahmen rechnen müssen, die
z.B. folgendermaßen aussehen könnten:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Ansprache mit Hinweis auf Konsequenzen (maximal 3 x),
Information der Eltern (Vordruck im Lehrerzimmer)
Soziale Aufgabe. Katalog wird erstellt und von Gesamtkonferenz ergänzt, z.B. Hausmeisterhilfe,
Aufräumen, Säubern, Schulgarten, Hausaufgabenhilfe für Jüngere,
Gespräch mit einem Mitglied der Schulleitung, Hinweis
auf Häufung von Regelverstößen, Belehrung über Konsequenzen
Berücksichtigung der permanenten Regelverstöße im Zeugnis
Klassenkonferenz, Teilnahme an einem Anti-Rauch-Kurs
Auf der anderen Seite werden wir im kommenden Schuljahr versuchen, Freizeitaktivitäten während der
Pausen zu ermöglichen, sowie Sitzmöglichkeiten zu schaffen, die für eine entspannte Pausengestaltung
erforderlich wären. Wettbewerbe (schulintern oder auch -übergreifend) könnten dazu beitragen, die
Einhaltung der Regeln attraktiv und lohnend zu machen.
Bitte diskutiert die geplante Regelung in euren Klassen, äußert euch evtl. schriftlich und diskutiert das
Thema in der nächsten Schülersprecher-Sitzung.
136
Materialien
Entwurf für eine Schülervereinbarung:
Information zum Thema Suchtmittelgebrauch an unserer Schule
Regelmäßiger Suchtmittelgebrauch führt in die Abhängigkeit. Wir wollen, dass die
Jugendlichen in unserer Schule eine gesunde und Suchtmittel unabhängige Entwicklung
nehmen.
Besitz, Handel oder Konsum von Suchtmitteln - gleich welcher Art - haben daher an unserer Schule nichts zu suchen.
Unsere Schule ist eine rauchfreie Schule. Das Rauchen innerhalb des Schulgeländes und
vor dem Schulgebäude ist daher nicht erwünscht. Jeder Regelverstoß gegen ein
Schulleben ohne Suchmittel zieht pädagogische Maßnahmen nach sich.
Durch Ihre/deine Unterschrift nehmen Sie/nimmst du diese Tatsache zur Kenntnis. Bei
Verstößen gegen die schulischen Regelungen hat der Schüler/ die Schülerin mit pädagogischen Konsequenzen zu rechnen.
Zur Kenntnis genommen:
Unterschrift des Erziehungsberechtigten
Unterschrift der Erziehungsberechtigten: ____________________________
Ich verpflichte mich, auf Besitz, Handel und Konsum von Suchtmitteln im schulischen
Rahmen zu verzichten.
Unterschrift des Schülers/der Schülerin: ____________________________
137
Impressum
Herausgeber
IMAGO GmbH
Konzeption und Inhalt:
IMAGO GmbH
Text:
IMAGO GmbH
Autoren:
Gabriele Bouwhuis-Fiedler
Cornelia Christiansen
Gerd Frick
Thomas Heine
Sylvia Hirsch
Ursula Jung
Britta Koch-Schulte
Willi Mayer
Johannes Schopp
Gestaltung: IMAGO GmbH
Fotos: Emanuel Bloedt
© IMAGO GmbH, 2007
Das Projekt Aktive-Teens wurde in Kooperation mit der e-nitiative.nrw entwickelt
Kontakt:
IMAGO GmbH
Gutenbergstraße 36
44139 Dortmund
[email protected]
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