Lehrerheft Ein Projekt des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg mit freundlicher Unterstützung durch den Landesverband der Betriebskrankenkassen Baden-Württemberg sowie die IKK Baden-Württemberg und Hessen Liebe Lehrerinnen, liebe Lehrer! Mit dem Projekt “Aktive Teens”, das in Zusammenarbeit mit der e-nitiative.nrw entwickelt wurde, stellen wir Ihnen ein Projekt vor, das Ihnen helfen soll, an Ihrer Schule Suchtprävention mit dem Fokus auf Rauchen erfolgreich und langfristig zu implementieren. Das Projekt zeichnet sich durch drei Besonderheiten aus: Zum einen werden in diesem Projekt die Potenziale des multimedialen Lernens mit dem Internet genutzt, indem auf der Web-Plattform der Erfahrungsaustausch zwischen Klassen unterschiedlicher Städte ermöglicht wird und so durch das Voneinander-Lernen die Entwicklung in den Schulen nachhaltig verbessert wird. Zweitens wird hier das Modell der fünf Ebenen vorgestellt, das dem Projekt zugrunde liegt. Hierbei handelt es sich um einen Ansatz, der in mehr als 11-jähriger Arbeit in der Suchtprävention von Johannes Schopp (Experte für Suchtprävention des Jugendamtes Dortmund, Trainer von Eltern-, Schülerund Lehrerseminaren zu diesem Thema) entwickelt wurde. Die dritte Besonderheit bezieht sich auf das breite Blickfeld bei der Zielgruppe: So liefert “Aktive Teens” - in fester Überzeugung, dass Schule als System betrachtet werden sollte - Anregungen und Gedanken, die Ihnen helfen sollen, Ihre Schule zu einer "gesunden Schule" zu entwickeln, in der das soziale Miteinander zwischen Lehrern, Schülern und Eltern nicht inmitten der umfassenden Aufgabe des Lehrens und Lernens verloren geht. Sowohl die Seminare für Schüler als auch die Materialien für Schüler und 2 Lehrer berücksichtigen hierbei drei wesentliche Komponenten, die für einen langfristigen Erfolg notwendig sind: Erstens den informativen Aspekt rund um das Thema "Sucht und Suchtprävention", zweitens den Aspekt der "Persönlichkeitsentwicklung" als bedeutende Komponente bei erfolgversprechender Suchtprävention und drittens den Aspekt "Schule", die jegliche Aktivitäten bezüglich Suchtprävention begleiten sollte, indem sie sich zu einer "gesunden Schule" entwickelt und so Lehrern und Schülern den angemessenen Entwicklungsraum gibt, den sie benötigen. Die Kapitel sind dementsprechend analog zu diesen drei Komponenten Sucht, Persönlichkeit und Schule strukturiert. Der Anhang bietet Unterrichtsbausteine, Materialien und Kopiervorlagen für Sie als Lehrer, wenn Sie schnell in Ihrem Verantwortungsbereich, dem Unterricht, aktiv werden wollen. Ergänzt wird das Projekt durch eine Web-Plattform, auf der Sie im Anschluss an das Projekt die Möglichkeit haben, Hilfsmaterialien herunterzuladen, neue Informationen zu erhalten und den Verlauf bisheriger Projekte zu verfolgen. Auch für Ihre Schüler stellt die Plattform eine Erfahrungsecke, Internet-Rallyes und interessante Links rund um Schülerangelegenheiten bereit. Wir haben bei den Materialien auf Formulierungen verzichtet, die ständig explizit auf beide Geschlechter Bezug nehmen. Um den Lesefluss nicht zu stören, haben wir darauf verzichtet, stets von Lehrerinnen und Lehrern bzw. Schülerinnen und Schülern zu sprechen, obwohl wir wissen, dass dies korrekt wäre. © IMAGO GmbH Inhalt Das Einleitungskapitel Seite 4 macht Sie mit dem Projekt Aktive Teens vertraut. Es beschreibt die Ausgangsannahmen, die Grundlagen und die Vorgehensweise bei dem Projekt. Durch das Kapitel Suchtprävention an Schulen Seite 11 bekommen Sie einen Einblick in die Thematik, um die es sich bei dem Projekt dreht und werden mit aktuellen Ansätzen der Suchtprävention in Schulen konfrontiert. Suchtprävention hängt mit Persönlichkeitsentwicklung zusammen - auch unser Ansatz geht von dieser Annahme aus - in diesem Kapitel lernen Sie unseren Ansatz im Einzelnen kennen. Das Kapitel Persönlichkeitsentwicklung - eine neue Aufgabe der Schule? Seite 32 beschäftigt sich mit der Frage, was die Persönlichkeitsentwicklung unserer Schüler so dringend erforderlich macht. Häufig wirken die Umstände in der Schule der Persönlichkeitsentwicklung Ihrer Schüler entgegen, ohne dass Sie es merken. Außerdem werden Sie in diesem Kapitel dazu angeregt, sich mit Ihrer eigenen Persönlichkeit auseinander zu setzen. Im Kapitel: Von der Schule als Lebensraum Seite 44 erfahren Sie, wie Sie Ihre eigene Schule zu einer "gesunden Schule" entwickeln können, sowohl auf schulischer Ebene als auch auf der Ebene des Unterrichts. Es gibt viele Möglichkeiten, Ihre Schüler bei der Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Im Anhang Seite 62 finden Sie Materialien, die Ihnen als konkrete Handreichungen dienen können. Der Anhang bezieht sich jeweils auf die zuvor behandelten Inhalte. Bei den Materialien handelt es sich um Lernspiele, Unterrichtsentwürfe, Kopiervorlagen und Organisationshilfen, die Ihnen die Umsetzung erleichtern sollen. 3 Einleitung Aktive Teens - Eine Einführung in das Projekt In diesem kurzen Kapitel erhalten Sie einen Überblick darüber, was das Projekt Aktive Teens bezweckt und mit welchen Mitteln und Methoden die Ziele erreicht werden sollen. Aktive Teens die Ausgangsannahmen Seite 5 Die Ziele im Einzelnen Suchtprävention durch Stärkung der Schüler Seite 7 Einwandargumentation: Mögliche Einwände von Lehrerseite und unsere Antworten darauf 4 Seite 9 Einleitung Das Projekt "Aktive Teens" Gesundheit - ein Thema für die Schule? In den letzten beiden Jahrzehnten ist das Thema Gesundheit zum Dauerthema geworden. Gerade durch die Medien findet eine ständige Konfrontation mit der Frage statt, was uns gesund macht und gesund hält. Es ist die Rede von Gesundheitsprävention, Gesundheitsförderung oder Gesundheitsbildung. Ein Wandel in Bezug auf das Gesundheitsbewusstsein hat sich ergeben, oftmals stellen Aussehen, Fitness und somit auch die Gesundheit zentrale Punkte des modernen Lebensstils dar. Schulen verstärken ihre pädagogische Arbeit, um Risikofaktoren zu minimieren, durch die Aufstellung von Bildungsplänen zur 'Gesundheitserziehung', in denen diese als fächerübergreifendes Prinzip verankert werden. Man ist sich heute darüber einig, dass die Prävention ein wichtiger Faktor im Schulleben darstellen muss. Dabei tritt die Förderung sozialer Kompetenzen, personeller Ressourcen und gesundheitsfördernder Umfeldgestaltung immer stärker in den Vordergrund. In der von der Weltgesundheitsorganisation vertretenen ganzheitlichen Auffassung von Gesundheit wird die Wechselwirkung von Körper, Seele und Umwelt mit einbezogen. So steht in der Präambel der WHO-Charta, dass Gesundheit nicht nur die bloße Abwesenheit von Krankheit sei, sondern der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens. Seit den 50er Jahren stieg die aufgrund von HerzKreislauf- Krankheiten, Lungen- und Bronchialkrebs oder auch Zuckerkrankheit überproportional an. Inzwischen gehören Risikofaktoren, wie z.B. hoher Blutdruck, hohe Blutfettwerte, Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel, aber auch psychische und umweltbedingte Einflüsse zur Normalität. Die Bevölkerung wird heutzutage aufgeklärt, allerdings ist das sensibilisierte Bewusstsein noch kein Garant für eine Verhaltensänderung. Die Sehnsucht Gesundheit löst kaum aktiv-vorsorgendes Handeln aus, sieht man einmal von Phasen ernsten Krankseins ab. Viele Menschen sind noch nicht bereit, gesundheitsgefährdende Einstellungen und Verhaltensweisen zu ändern. Die Lebenswelt der Schüler: eine neue Unübersichtlichkeit Die Zeiten stabiler und allgemein anerkannter Weltbilder und homogener Wertestrukturen sind vorbei. Zudem sind religiöse, ideologische oder ökonomische Orientierungsmarken früherer Generationen verblasst. An ihre Stelle getreten ist eine "neue Unübersichtlichkeit": Eine Welt der globalisierten Märkte, der technologischen Revolutionen, der gewandelten Beziehungsstrukturen und einer Vielfalt, ja oft Beliebigkeit der Werte konfrontiert Jugendliche mit Unsicherheiten und Orientierungslosigkeiten, die bewältigt werden müssen. Hinzu kommen Schwächen der öffentlichen Hand: so werden Kulturangebote heruntergefahren, die Bedeutung von Sportvereinen, Musikschulen oder anderen Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche, in denen ursprünglich Sozialkompetenz vermittelt wurde, nimmt immer mehr ab. Die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen findet stärker als zuvor in Peergroups und nicht mehr im schulischen und familiären Umfeld statt. Jugendliche orientieren sich bei Verhaltens- und Einstellungsfragen heute immer mehr an Gleichaltrigen . Auch auf die Nutzung von psychoaktiven Substanzen - wie zum Beispiel das Nikotin - haben geänderten Lebenumstände Jugendlicher eine star- 5 Einleitung ke Wirkung. Dies zeigt sich in der Motivation von Jugendlichen, mit dem Rauchen anzufangen. So rauchen 13 bis 16-Jährige hauptsächlich, weil andere rauchen und weil Rauchen “cool” ist, während die 17 bis 19-Jährigen aus Gewohnheit, zur Entspannung oder weil sie nicht mehr aufhören können, rauchen ("Motivstudie Rauchen", Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz). Diese Ergebnisse zeigen, dass möglichst früh präventiv mit der Suchtvorbeugung begonnen werden sollte und hierbei die Stärkung des Selbstbewusstseins im Fokus stehen muss. Schüler müssen lernen, "nein" zu sagen und ihr Selbstbewusstsein nicht auf vermeintliche Coolness durch Rauchen aufzubauen. Schüler helfen Schülern: Schülermentoren als Lösungsansatz Die Tatsache, dass Jugendliche sich Gleichaltrige als Modelle für Einstellungen und Verhaltensweisen aussuchen, führt zu dem Schluss, dass Gleichaltrige in Gesundheits- und Suchtpräventionsprogrammen geeignete Multiplikatoren sind. So ist es auch Ziel von "Aktive Teens", Jugendliche zur Übernahme von Verantwortung zu bewegen und in die Lage zu versetzen, Gleichaltrigen in Kooperation mit Lehrern kontinuierlich als Ansprechpartner bei Problemen zur Verfügung zu stehen. Der Fokus des Vorhabens liegt auf der Ausbildung von Schülermentoren, die als Ansprechpartner für Gleichaltrige in der Schule dienen sollen. Folgende Tätigkeitsfelder sind denen der Schülermentoren zuzuordnen: Tätigkeitsfelder von Schülermultiplikatoren Allgemeine Informationen, Beratung und Hilfen bei persönlichen Problemen und Krisen (um der Flucht aus dem Alltag präventiv entgegen zu wirken) Vor Klassen zu bestimmten Gesundheitsthemen zu sprechen (Aufklärung zu Themen Suchtprävention/Rauchen) Teilnahme 6 an der Vorbereitung und Durchführung von Projekttagen zu Gesundheitsthemen (z. B. Organisation eines Nichtrauchertages oder -wettbewerbs an der Schule) Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen zu Themen der Suchtprävention und Gesundheitsförderung gemeinsam mit den betreuenden Lehrern (um so das erworbene Wissen zu vertiefen und zu aktualisieren) Organisation von regelmäßigen Arbeitsgruppenberatungen Das Lehrerhandbuch zu "Aktive Teens" stellt Ihnen vor diesem Hintergrund Materialien zur Verfügung, die Sie unterstützen, in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit Schülern das Schulleben in Richtung einer gesundheitsfördernden Schule zu verändern. Schüler sollen dabei Verantwortung gegenüber Mitschülern übernehmen. Es soll Selbstbewusstsein von Schülern gestärkt werden und alle am Schulleben teilnehmenden Akteure dazu gewonnen werden, den Mikrokosmos Schule so zu gestalten, dass die Persönlichkeitsentwicklung von Schülern optimal unterstützt wird. Einleitung Stärkung von Schülern Die Ziele im Einzelnen “Aktive Teens” soll einen langfristigen Beitrag zur Suchtprävention an Schulen leisten. Dies bedeutet, in unterschiedlichen Dimensionen anzusetzen: Die Schüler sollen in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden. Den Lehrern wird die notwendige Unterstützung gegeben, um in der eigenen Schule die Rahmenbedingungen zu schaffen, die für eine gesundheitsfördernde Schule langfristig Voraussetzung sind, diese zu sichern und so Schülern das nötige Umfeld zu geben. So werden Schülerseite, Lehrerseite und im weiteren Schritt die Einbettung in das System Schule berücksichtigt. “Aktive Teens” macht Schüler stark! Aktive Teens soll Schüler zur Selbstbeobachtung anregen, sie in ihrer Persönlichkeit stärken und dadurch einen wichtigen Beitrag zur Suchtprävention leisten. Erst wenn Schüler wissen, was sie in ihrem Handeln, Fühlen und Denken beeinflusst, können sie bewusst Entscheidungen treffen und Verantwortung für sich und andere übernehmen. Auch lernen Schüler, sich aktiv einzusetzen - für sich und ihre Mitschüler! Stark sein bedeutet nicht nur, Verantwortung für das eigene Tun und Handeln zu übernehmen, sondern auch für andere Verantwortung zu übernehmen und auf die (schulische) Umwelt Einfluss zu nehmen, zum eigenen Wohl und zum Wohl der Anderen. Schüler entdekken ihre Möglichkeiten der aktiven Mitgestaltung am Schulleben - und werden dazu motiviert, sich für eine "gesunde Schule" einzusetzen. “Aktive Teens” ist ein Wegweiser: Unterstützung zur gesundheitsfördernden Schule Jeder Ansatz bei der Zielgruppe Schüler ist wenig erfolgversprechend, wenn er nicht in das ihn umgebende System eingebettet ist. Aus diesem Grund soll “Aktive Teens” auch Lehrer stark machen - und zwar dafür, sich für eine gesundheitsfördernde Schule einzusetzen. Die Schule als lernendes System muss den Schülern die Rahmenbedingungen liefern, um Persönlichkeit zu entwickeln. Und wie kann das erreicht werden? Offensichtlich handelt es sich hierbei um einen langfristig angelegten Prozess der Schulentwicklung. Es gibt keinen Schalter, den man von heute auf morgen umlegen kann. Der Weg zu einer gesundheitsfördernden Schule ist nicht leicht - “Aktive Teens” soll als Wegweiser dienen. Das Projekt und die dazugehörigen Materialien sollen dabei helfen, einen Anfang zu finden und so die Schule für alle Beteiligten angenehmer, lebenswerter und gesünder zu gestalten. So bekommen Lehrer Hilfestellung bei der Schulentwicklung zu einer gesundheitsfördernden Schule. “Aktive Teens” regt Lehrer und Schüler zur Selbstwahrnehmung an! Der Kern jeder Veränderung ist die Einsicht, dass ich etwas verändern möchte. Dies gilt für Lehrer wie für Schüler: Solange ich in meinem Trott lebe und gar nicht dazu angeregt werde, mein eigenes Handeln oder Verhalten zu hinterfragen, werde ich keine Änderung anstreben. Mit Hilfe von Aktive Teens sollen Lehrer und Schüler dafür sensibilisiert werden, eigene Stärken, Schwächen, Eigenarten und Gewohnheiten zu entdecken, ihre individuellen Grenzen zu erfahren und so einen völlig neuen Blickwinkel zu erlangen. Die Wahrnehmungsperspektiven sich selbst gegenüber und gegenüber der eigenen Umwelt werden durch Selbsterfahrung und Selbstwahrnehmung erweitert. Damit wird die Voraussetzung geschaffen, um die Zielgruppe - Lehrer wie Schüler - auch dafür stark zu machen, Veränderungen an sich selbst und am 7 Einleitung (schulischen, aber auch außerschulischen) Umfeld im Sinne einer "gesunden Schule" vorzunehmen. Und wie leistet “Aktive Teens” das? Dies alles geschieht im Laufe einer dreitägigen Klassenfahrt. Durch diese Organisationsform ist der Anreiz für Schüler und Lehrer groß - schließlich ist eine Klassenfahrt immer etwas Besonderes. Da das Klassenklima innerhalb des Schullebens und vor dem Hintergrund des Wohlgefühls der Schüler eine große Rolle spielt, ist eine Klassenfahrt optimal dazu geeignet, das soziale Miteinander zwischen den Schülern und das Klima in der Klasse zu verbessern. Die Schüler fahren gemeinsam weg, bewegen sich außerhalb des schulischen Alltags und sind so eher zugänglich für neue Erfahrungen. Im Laufe der Klassenfahrt "Aktive Teens" orientiert sich der Tagesablauf der Schüler an einem vielseitigen Seminarplan, der "Erlebnis"- Aspekte, "Erfahrung" und informative Aspekte kombiniert. So wird die Klassenfahrt zu einem ganz besonderen Erlebnis, das sowohl das soziale Klima zwischen den Schülern als auch die Selbstwahrnehmung der einzelnen Schüler fördert. 8 Einleitung Gesundheitsförderung eine Aufgabe der Schule? Nicht immer wird das Thema Gesundheitsförderung und Suchtprävention einhellig an Schulen diskutiert. Zu unterschiedlich sind die Einstellungen und Haltungen im Kollegium. Beispielhaft untersuchen wir Einwände und Erwiderungen. Die Schule kann sich nicht um alles kümmern. Gesundheitsförderung und Suchtprävention ist Sache der Eltern! Richtig, ohne Eltern geht es nicht. Wirklich effektiv kann schulische Prävention nur dann sein, wenn sie in Zusammenarbeit mit Eltern geplant und durchgeführt wird. Zu speziell ist der individuell vorhandene Hintergrund jedes einzelnen Schülers. Neben dem Bildungsauftrag hat die Schule aber auch einen Erziehungsauftrag. Deshalb hat diese auch dem Umstand Rechnung zu tragen, dass Eltern nicht immer über ausreichende Kenntnisse verfügen, ihre Kinder so zu erziehen, dass das Bewusstsein für den eigenen Körper und die Gesundheit geweckt wird. Im Sinne einer effektiven und langfristigen Suchtprävention und Gesundheitsförderung muss das Bestreben darauf gerichtet sein, alle am Erziehungsprozess beteiligten Institutionen und Eltern dahingehend zu befähigen, die gesunde Entwicklung von Kindern entsprechend ihrer Möglichkeiten zu fördern. Deshalb müssen bei allen Akteuren Eigenkompetenzen entwickelt werden, die sich immer wieder neu bestimmen und ihr klares Ziel nicht aus den Augen verliert, die Gesundheitsförderung von Schülern voranzutreiben. Wieder etwas Neues, können nicht erst mal bestehende Probleme angegangen werden? Die Gefahr der Verzettelung und damit der Ineffektivität wird doch immer größer an Schulen. Das Konzept von “Aktive Teens” richtet sein Augenmerk vor allem auf den schulischen Alltag und die Möglichkeit, wie dieser Alltag konkret verändert werden kann um das Wohlbefinden zu fördern. Eine einmal geschaffene Atmosphäre des gegenseitigen Respekts, der Toleranz gegenüber unterschiedlichen Interessen und der Achtung von Gefühlen und Persönlichkeiten trägt die Chance in sich, den Mikrokosmos Schule so zu gestalten, dass bestehende Probleme unter einem neuen Blickwinkel betrachtet werden können und neuen Aufgaben in veränderter Form begegnet wird gemeinsam. Ausgangspunkt einer solchen Entwicklung muss die Initiative von Lehrerinnen und Lehrern und der Schulleitung sein, die eine Entwicklung der eigenen Schule sowie deren prozesshafte Steuerung anstrebt. “Aktive Teens” will dabei helfen, Verantwortung für die eigene Gesundheit und die Gesundheit von jüngeren Mitschülern zu übernehmen, indem Schüler sensibilisiert und unterstützt werden. Damit erhalten sie die Kenntnis und Fähigkeit, selbstbewusst Schulleben zu gestalten. Lehrerinnen und Lehrer werden dementsprechend Werkzeuge zur Verfügung gestellt, 9 Einleitung die sie unterstützen, Veränderungen schulkonform einzuleiten und prozesshaft zu begleiten. Warum beschäftigt sich das “Aktive Teens” Projekt mit dem Thema Rauchen? Der Konsum von Alkohol, Haschisch und anderen Drogen nimmt doch auch ständig zu. Das “Aktive Teens” Projekt behandelt in seiner Umsetzung das Thema Rauchen exemplarisch, weil der Tabakkonsum national und international eine der am weitesten verbreiteten und gesellschaftlich geduldeten Suchtformen darstellt. Der Konsum von Tabak stellt heute weltweit die führende vermeidbare Todesursache dar. Jedes Jahr sterben über 100.000 Bundesbürger an den Folgen des Tabakkonsums. Damit verursacht der Tabakkonsum jährlich mehr Todesfälle als Aids, Alkohol, illegale Drogen, Verkehrsunfälle, Morde und Suizide zusammen. Die Kosten, die durch den Tabakkonsum entstehen, sind immens: Allein die Ausgaben für tabakbedingte Gesundheitsleistungen belaufen sich in Deutschland jährlich auf nahezu 17 Milliarden Euro. Aus gesundheitspolitischer Sicht sind die Faktoren, die mit dem Tabakkonsum von Kindern und Jugendlichen assoziiert sind, von besonderer Bedeutung: Je früher mit dem Rauchen begonnen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, später zum regelmäßigen Raucher zu werden (Janson, 1999), desto schwerer fällt das Aufhören (Sussman et al., 1998) und desto stärker ist die karzinogene Wirkung des Zigarettenrauchs (Wiencke et al., 1999). Der Tabakkonsum ist ein sozial erlerntes Verhalten, das überwiegend bereits im Kindesund Jugendalter erworben wird. Ungefähr 80% aller Raucher beginnen vor dem 18. Lebensjahr mit dem Tabakkonsum. Das durchschnittliche Einstiegsalter liegt allerdings weit unter der Volljährigkeit, in der Bundesrepublik derzeit bei 11,6 Jahren (BZgA, 2001). BZgA (2001). Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2001. Eine Wiederholungsbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Köln: BZgA. Janson, H. (1999). Longitudinal patterns of tobacco smoking from childhood to middle age. Addictive Behaviors, 24, S. 239249. Sussman S., Dent C.W., Severson H. et al. (1998). Self-initiated quitting among adolescent smokers. Preventive Medicine, 27, S. A19- A28. Wiencke J., Thurston S., Kelsey K. et al. (1999). Early age at smoking initiation and tobacco carcinogen DNA damage in the lung. Journal of the National Cancer Institute, 7, S. 614-619. 10 Aktive Teens sollte sich um Lehrer kümmern. Bei vielen sind die Folgen von Arbeitsüberlastung nicht übersehbar. Gerade wegen der zunehmenden Belastung von Lehrern ist Gesundheit ein bedeutendes Thema. Das Projekt Aktive Teens will nicht nur die Gesundheit der Schüler fördern, sondern will, dass sich alle Beteiligten in ihrer Schule wohlfühlen - also auch die Lehrpersonen. Nur Lehrkräfte, die ihre eigene Gesundheit ernst nehmen und sich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen, können ein gesundheitsförderndes Unterrichtsprinzip entwickeln und sind für die gesundheitsförderliche Gestaltung des Lernortes Schule zu gewinnen. Dabei ist manchmal zu beobachten, dass Lehrer von der Unterrichtsthematik so berührt werden, dass sie das Thema auch auf ihre persönliche Situation in der Schule anwenden. Fragen des Miteinanders im Kollegium, der Teamentwicklung, des Umgangs mit schwierigen Situationen, des achtungsvollen Umgangs mit Schüler sowie des Schulklimas sind hier relevant und können produktiv in den Prozess der Bestimmung von Schulentwicklung eingebracht werden. Das “Aktive Teens” Projekt ist doch wirklichkeitsfremd. Statt sich in der Schule wohl zu fühlen müssen Kinder lernen, etwas zu leisten und sich durchzusetzen. Arbeit und Gesundheit erscheinen nicht selten als zwei sich widersprechende Pole der menschlichen Existenz, wenn man sich an Pressemeldungen und Erfahrungen im eigenen Lebensumfeld erinnert. Wie viele Menschen verabschieden sich zwangsweise aus der Arbeitswelt, weil sie die physischen und psychischen Belastungen von Arbeit nicht mehr ertragen können. Hieran erkennt man jedoch, dass die Orientierung auf eine gesundheitsfördernde Schule nicht im Widerspruch zur Bildungsqualität steht, sondern in einem wechselseitigen Verhältnis. Georg Israel schreibt dazu: "Qualitätsvolle schulische Arbeit ist nämlich nur dann möglich, wenn Schule als sinnhaft, bewältigbar und verstehbar erlebt wird." Wenn Kinder erfahren und lernen, unter welchen Umständen und Bedingungen sie gut lernen und leistungsfähig arbeiten können, dann kann ein Gefühl dafür gestärkt werden, dass sie ihr Leben handhaben, verstehen und sinnerfüllt gestalten können. Eine Kompetenz, die der Medizinsoziologe Aaron Antonovsky als den "Sinn für Kohärenz" beschrieben hat - eine der wesentlichen Dimensionen von Gesundheit." Suchtprävention an Schulen 11 Suchtprävention an Schulen “Aktive Teens” setzt zwar bei der Persönlichkeitsbildung der Schüler an, trotzdem sollten wir das Ziel nicht aus dem Augen verlieren. Schließlich ist das Hauptanliegen des Projekts, Schüler so stark zu machen, dass sie weniger anfällig für Suchtverhalten sind und vor allem die Gefahren der Sucht erkennen. Und vor diesem Hintergrund wird in diesem Kapitel das Thema Sucht von der Begriffsbestimmung bis hin zu unserem Ansatz von mehreren Perspektiven beleuchtet. Was ist Sucht? Seite 13 Begriffserklärung - worüber reden wir, wenn wir von Sucht sprechen? Didaktik der Suchtprävention Seite 15 Ein Gespräch zwischen einem Lehrer und seiner Referendarin zum Thema Sucht im Unterricht Von der Gesundheitserziehung zur gesundheitsfördernden Schule Seite 17 Suchtprävention früher, Suchtprävention heute - ein Ansatz im Wandel Fakten zum Rauchen Seite 20 Fakten zu Auswirkungen, Folgen und Abhängigkeitsmerkmale Nikotin als Einstiegsdroge - Weg finden statt wegschauen Seite 23 Gedanken zum Suchtverhalten von Schülern und wie Lehrer damit umgehen Unser Ansatz: Das Lernen und Lehren auf verschiedenen Ebenen Das Modell der "fünf" Ebenen im Kontext persönlichkeitsbildender Lernprozesse Dieses Modell stammt von Johannes Schopp und ist unter dem Titel “Eltern stärken. Dialogische Elternseminare: Ein Leitfaden für die Praxis” veröffentlicht. 12 Seite 24 Suchtprävention an Schulen Was ist Sucht? "Hinter jeder Sucht, steckt eine Sehnsucht: die Sehnsucht nach Liebe, nach Anerkennung, nach Abenteuer, nach Angenommensein und Geborgenheit, nach "Etwas-wert-sein" in dieser Welt." (K. Berty, Mit der Sehn-Sucht leben, Suchtprävention in der Schule) Sucht wird heute definiert als ein regelmäßiges Ausweichen vor scheinbar unlösbaren und unerträglichen Konflikten. Dabei flüchtet man sich in scheinbar bequeme Lösungen. Sucht ist gekennzeichnet durch ständige Wiederholungen und eine zwanghafte Suche nach immer stärkeren Reizen. Dieses geht einher mit dem Verlust der Kontrolle über Verhaltensweisen. Dabei stellen sich Entzugssymptome bei mangelndem Nachschub ein und es besteht eine extreme Rückfallgefahr. Suchtgefährdung entsteht aus dem Wunsch des Menschen, unbehaglichen, unerträglichen Zuständen zu entfliehen. Gerade bei Jugendlichen kommt gefährdend hinzu, dass sie oft nach dem Sinn des Lebens und nach Möglichkeiten des Persönlichkeitsausdrucks suchen. Bei der Suchtgefährdung kann dabei auch die Schule zu einem Risikofaktor werden, weil sie vielfach Angst, Versagen, Gruppendruck, Ablehnung, Isolation, Stress, Über- bzw. Unterforderung, Langeweile bei Jugendlichen auslösen kann. "Suchthaltungen werden in unserer Gesellschaft früh gelernt und sind fest verankert. Wir leben in einer süchtigen Gesellschaft. Nicht nur gehört Bier oder Wein zu jedem Fest, auch ist "Konsum" in vielfältiger Weise dazu geeignet, elementare Bedürfnisse scheinbar zu befriedigen. Dies fängt schon bei den ganz kleinen Kindern an. Die stets griffbereite Nuckelflasche am Kinderwagen, das Bonbon und die Schokolade, wenn getröstet werden sollte, das Fernsehen, wenn keiner Zeit hat, oder keine Spielkameraden da sind, der Walkman, um Alleinsein auszuhalten oder umgekehrt in einer hektischen Umgebung erst Ruhe und Alleinsein zu ermöglichen, Computerspiele als Ersatz für Abenteuer und Natur in der unmittelbaren Umgebung. Immer gibt es ein Ding, das sich als unpersönlicher Ersatz anbietet oder angeboten wird". ( K. Berty, Mit der Sehn-Sucht leben, Suchtprävention in der Schule) Jede Suchtentwicklung setzt ein Zusammenwirken vielfältiger Risikofaktoren voraus, welche sich im Spannungsdreieck Person - Umwelt - Suchtmittel finden lassen. Zu den Kennzeichen gehören: Ob jemand süchtig ist, kann man nicht immer sicher feststellen. Denn die Übergänge von einem Verhalten, das noch akzeptiert wird, zu einem Verhalten, das auffällig ist, sind fließend. Deshalb sind im Folgenden Ansatzpunkte aufgelistet, die helfen die Beobachtung und Selbstbeobachtung zu differenzieren. Erkennen Sie das starke Verlangen, seelische Tiefs oder Unlustzustände zu vermeiden ? · Erkennen Sie einen zwanghaften Drang, irgendwann als lustvoll erlebte Zustände durch den Gebrauch von Stoffen oder Verhalten wieder herbeizuführen? · Erkennen Sie einen Kontrollverlust und damit verbunden die Unfähigkeit aufzuhören, trotz "guter Vorsätze"? · Erkennen Sie eine Unfähigkeit zur Abstinenz von Stoffen (oder Verhalten)? · Erkennen Sie eine Tendenz, die Dosis zu erhöhen? · Erkennen Sie eine psychische und physische Abhängigkeit von der Wirkung des Suchtmittels? 13 Suchtprävention an Schulen Motive für Konsum von Suchtmitteln bei Schülern · · · · · · · Genuss Abbau von Hemmungen Geselligkeit Gewohnheit Flucht vor Problemen Abwehr von Unlust Suchtmittel sind verfügbar und leicht erreichbar Starke Bindung an eine Gruppe Starke Beeinflussbarkeit der Person durch sozialen Druck der Gruppe bzw. der wichtigen Bezugspersonen in der Gruppe Positive Bewertung von Suchtmitteln in der Gruppe und hoher Gruppendruck, sich am Konsumieren zu beteiligen Erwartung positiver Effekte durch den Gebrauch · · · · 14 Suchtprävention an Schulen Diskussion zwischen einer Referendarin und ihrem Lehrer Didaktik der Suchtprävention Bernd E. ist Lehrer einer Realschule. Auch hier nimmt das Suchtverhalten der Schüler zu, insbesondere das Rauchen. Dies nimmt Bernd E. zum Anlass, mit seiner Referendarin Ute zu überlegen, wie sie das Thema erfolgreich in den Unterricht integrieren können. Mit folgendem Ergebnis: Bernd: Ute, lass uns mal über die nächsten vier Wochen sprechen. Nachdem jetzt auch Martina und Claudia angefangen haben zu rauchen, glaube ich, dass es dringend notwendig ist, eine Unterrichtseinheit zum Thema Rauchen durchzuführen. Bereite doch bitte in Biologie eine Einheit vor, die inhaltlich den Tabak und seine gesundheitsschädlichen Inhalte bearbeitet, die Auswirkungen auf den Körper beschreibt, sich dann dem Suchtbegriff stellt und zum Schluss Strategien entwickelt, wie man mit dem Rauchen aufhört. Wenn du willst, kannst du ja auch noch den Bereich Werbung und volkswirtschaftliche Bedeutung des Tabakkonsums mit einbeziehen. Ute: Glaubst du denn, dass eine Unterrichtseinheit den Schülern wirklich hilft? Versteh` mich richtig, natürlich sollten wir dieses Thema im Unterricht behandeln, aber ich würde dieses Thema ganz anders anfassen. Das Ziel sollte doch nicht die Aufklärung über Sucht und Tabakmissbrauch, sondern eine echte Verhaltensänderung bei Schülern sein. Bernd: Ja, genau das meine ich ja. Wenn wir die Schüler mit Bildern von Raucherbeinen, Teerlungen und verengten Blutgefäßen konfrontieren, werden die automatisch darauf kommen, dass Rauchen schlecht ist und dass sie damit aufhören müssen. Ute: Mit deiner Unterrichtseinheit erreichen wir bestenfalls, dass Schüler Faktenwissen vermittelt bekommen und ihr Handeln reflektieren. Den Zugang zu ihren Herzen und Gefühlen schaffen wir aber nicht. Aber genau hierin liegt doch unsere Aufgabe, wenn wir wirklich Verhaltensänderungen erreichen wollen. Bernd: Wir sind doch keine Sozialarbeiter. Ute: Nein, wir sind Lehrer, aber sieh dich doch mal um. Ein Drittel der Kollegen raucht. Offen und für alle Schüler sichtbar. Auf dem Schulhof gestatten wir Schülern über sechzehn Jahren, dass sie rauchen dürfen. Und dann kommen wir mit unserer Unterrichtseinheit und wie durch ein Wunder rauchen die Schüler unserer Klasse nicht mehr? Das kann doch wohl nicht sein. Einen Einstieg in das Thema schaffen wir erst, wenn wir uns auch thematisieren. Beide meinen wir doch, dass das Thema Tabak und Sucht einen aktuellen Bezug in unserer Klasse findet. Bernd: Ja, genau. Damit handeln wir erzieherisch richtig, weil wir die Erkenntnis haben, dass wir Schaden von Schülern fernhalten müssen. Aber ich verstehe dich so, dass wir darüber hinaus einen Bezug zu uns schaffen sollen. Du meinst also, dass wir unser Verhalten reflektieren 15 Suchtprävention an Schulen sollten und dadurch einen neuen Ansatz im Unterricht finden? Also, wenn wir in einer Gesellschaft leben, die den Genuss von Tabak, Alkohol und Medikamenten legalisiert, die nur auf Konsum ausgerichtet ist und gleichzeitig die Folgen von Konsum und Suchtmitteln beklagt, hat das zur Folge, dass wir Stellung beziehen, wenn wir dieses im Unterricht thematisieren. Ute: Aber es geht noch weiter. Lebst du gesund, wenn du zwar nicht rauchst, keinen Alkohol trinkst, aber dich wenig bewegst? Du hast doch selbst deine Gewichtszunahme in den letzten beiden Jahren beklagt. Natürlich weißt du, dass Bewegungsmangel und Übergewicht zu gesundheitlichen Problemen führen. Dein Cholesterinspiegel und dein Blutdruck steigen, du wirst kurzatmig und befindest dich auf einmal in einem Teufelskreis, der deinen Bewegungsmangel fördert. Bernd: Jetzt werde mal nicht persönlich. Mhm, aber du hast ja Recht. Wenn ich mir Gedanken über meine kleinen Fluchten mache und diese für den Unterricht nutze, komme ich auf ein ganz anderes Brett. Ich bin nicht mehr der Aufklärer und Wissensvermittler, sondern einer unter Gleichen. Ich tausche also mit Schülern Erfahrungen aus und damit wird der Unterricht offener aber auch weniger planbar. Ute: Ist das ein Problem? Oder ist das dein Problem? Die Kommunikation mit Menschen ist doch selten planbar. Aber es eröffnen sich unheimlich große Möglichkeiten. Denk mal darüber nach, welche Dimensionen ein solches Herangehen haben könnte. Aus dem Dialog mit Schülern könnte sich doch auch ein veränderter Schulunterricht ergeben. Oder glaubst du, dass Schüler weniger als wir unter den traditionellen Lehrformen leiden? Bernd: Nun mal nicht so schnell mit den jungen Pferden. Natürlich sehe ich die Kraft, die sich aus deinem Vorschlag ergibt, aber eine veränderte Kommunikationsstruktur im Unterricht führt nicht automatisch zu dem Erfolg, den du dir mit deinem Konzept versprichst. Wir machen uns lächerlich, wenn wir im Klassenraum die Revolution ausrufen, aber schon an der Türschwelle kapitulieren müssen. Ich glaube, dass wir noch weiter gehen müssen. Jeder von uns hat mindestens eine Macke. Eine Macke, die wir im Laufe unserer persönlichen Geschichte erhalten haben, weil wir Lebenssituationen und unser Verhalten auf diese Situationen unreflektiert als einzige Möglichkeit sehen, wenn wir mit 16 ähnlichen Situationen konfrontiert werden. Nur ein Beispiel: Mein jüngerer Bruder hat irgendwann einmal gelernt, dass er mit seiner Gabe des guten Ausdrucks und der schnellen Auffassung Menschen für sich gewinnen kann. Das begann schon ganz früh in seiner Kindheit. Dies machte ihm einiges wesentlich leichter im Leben als mir. Doch diese Gabe machte ihn denkfaul. Er betrachtet sich heute immer noch als grandios. Seine Umwelt sieht ihn aber als Labertasche an, die nicht mehr in der Lage ist, sich auf neue Sachzusammenhänge inhaltlich einzulassen. Ute: Du meinst also, dass wir mit den Schülern auch biographische Elemente besprechen müssen, weil diese bei jedem von uns zu Verhaltensmustern führen, derer wir uns nicht bewusst sind? Das führt uns dann aber auch zu der Fragestellungen wie eigene Gefühle zu deuten sind, ob sie sozusagen historisch verankert sind in meiner Biographie und wie wir damit heute umgehen. Führt dies nicht zu einer großen Verunsicherung von Schülern? Bernd: Natürlich führt ein solches Herangehen zur Verunsicherung. Aber die Verunsicherung kann immer auch die Kraft zur Veränderung in sich tragen. Solange ich meine Vergangenheit, meine aktuellen Verhaltensmuster nicht in Frage stelle, werde ich auch nie den Drang in mir spüren, etwas zu verändern. Erst wenn ich mir Klarheit verschafft habe über meine innersten Gedanken und Gefühle, kann ich diese auch in dem Sinn ausrichten, dass sie mir neue Impulse geben. Schon die alten Griechen haben dieses Phänomen als Katharsis beschrieben. Im Umgang mit Schülern musst du darauf achten, dass du nicht zu weit gehst. Du wirst feststellen, dass sich einige Schüler weigern werden, wenn du versuchst zu tief in ihr Inneres einzudringen. Deshalb ist es ratsam, die Initiierung von Selbstreflexion nicht mit Therapie zu verwechseln. Wenn Schüler Widerstände aufbauen, so sind sie auf jeden Fall zu akzeptieren. Ute: Okay, habe ich verstanden. Durch Selbstreflexion können neue Ideen oder Visionen entstehen. Wenn ich darüber nachdenke, warum ich so geworden bin, wie ich heute bin, mache ich mir doch automatisch auch Gedanken, was in Zukunft mit mir werden soll. Angenommen, ich erreiche mit der Klasse diesen Punkt. Wir entwickeln die Vision, was Gesundheit für jeden einzelnen bedeutet und kommen dazu, dass Rauchen sich gegen diese Vision richtet, dann ist es doch notwendig, nicht nur eine Vision für das eigene Leben zu entwickeln, Suchtprävention an Schulen sondern diese Vision auch auf den eigenen Alltag in der Familie, unter Freunden und in der Schule zu beziehen. Bernd: Ich merke schon, dass du nicht locker lässt. Natürlich muss sich die Entwicklung einer Vision auch mit den gegebenen Umständen in meiner Umgebung auseinandersetzen. Und folgerichtig ist auch, dass die Schule quasi als Arbeitsplatz zu berücksichtigen ist. Deshalb geraten die Raucherecke auf dem Schulhof ebenso wie die qualmenden Lehrer unausweichlich ins Visier. Aber wie willst du damit umgehen? Glaubst du, dass du die Raucher im Kollegium wirklich dazu bringen kannst, nicht mehr zu rauchen? Und dass es richtig ist, Schüler mit dieser Vision zu konfrontieren? identifizieren, die vielleicht niemals zu nehmen sind. Andere sind sehr leicht aus dem Weg zu räumen und weitere erst nach einiger Zeit und mit Geduld. Ich glaube, dass ich deine Frage nur als offene Frage mit in den Unterricht nehmen kann. Vielleicht sehen Schüler andere Möglichkeiten als ich sie im Moment sehe. Ich muss dich leider noch im Ungewissen halten. Bernd: Ich bin gespannt, mit welchem Ergebnis du aus dem Unterricht kommst. Aber plane mal den Unterricht mit deinem Ansatz, berücksichtige die neuen Aspekte aus unserem Gespräch und - lege mir deinen Entwurf sicherheitshalber noch einmal vor dem Unterricht vor. Ute: Ich bin mir unsicher. Aber wenn eine Vision von einem gesünderen Leben entsteht, bin ich auch verpflichtet, Barrieren zu benennen, die der Umsetzung entgegenstehen können. Dabei sind auch solche zu Von der Gesundheitserziehung zur gesundheitsfördernden Schule Seit den 60/70er Jahre Gesundheitserziehung in der Schule Seit Mitte der 80er Jahre Gesundheitsförderung in und durch die Schule Seit Anfang der 90er Jahre "Gesundheitsfördernde Schule" Risikofaktorenorientierte Verhaltensprävention Schutzfaktoren- und risikofaktorenorientierte Verhaltens- und Verhältnisprävention Ressourcenorientierte Lebensstilgestaltung Somatisch/psychisch, schülerorientiert Psychosomatisch, sozial und ökologisch, schülerund lehrerorientiert ...und institutionell/strukturell, systemisch fachorientierter Unterricht, aktionistische Aufklärung Fächerübergreifende Projekte in der Schule fächerüberwindende Profilbildung: Schule als Projekt Entwicklung orientiert an medizinisch-psychologischen Erkenntnissen Entwicklung orientiert an fachlich-pädagogischen Interessen Entwicklung orientiert an bildungs- und (schul)politischen Möglichkeiten 17 Suchtprävention an Schulen Didaktik der Suchtprävention Ein fachlicher Abriss Suchtprävention wird als Teil der Gesundheitserziehung verstanden. Seit Ende der 70er Jahre hat diese verstärkt Einzug in den Unterricht gehalten. Historisch unterscheidet man vier verschiedene gesundheitserzieherische Konzepte: Prägend für die erste Zeit war das Aufklärungskonzept. Dieses beschränkte sich überwiegend auf die rein medizinische Informationsvermittlung und sollte die Schüler kognitiv und möglichst emotionslos ansprechen. Das heute leider noch häufig angewendete Abschreckungskonzept stellt die negativen Folgen gesundheitswidrigen Verhaltens dar. Das Ziel dieser Konzeption war und ist die Erzeugung von Furcht, Angst und Schuldgefühlen. Das Risikofaktorenkonzept versucht Mängel des Aufklärungskonzeptes (Beachtung des Menschen als Persönlichkeit) zu kompensieren. Über die persönliche Schärfung des Risikobewusstseins soll bei den Schülern eine ich-nahe Einstellung zur eigenen Gesundheit hergestellt werden, um sie für präventives Verhalten zu motivieren. Bei dem sich daraus entwickelnden Ganzheitskonzept wird der gesamte Mensch mit seinen affektiven, sozialen, pragmatischen und kognitiven Persönlichkeitsdimensionen in die Didaktik der Gesundheitserziehung einbezogen. Vor diesem Hintergrund ist in den letzten Jahren das Konzept der "Ganzheitlichen Suchtprävention" als Teil des Ganzheitsgedankens präzise formuliert und didaktisch aufbereitet worden. Das Konzept 18 geht von der Prämisse aus, dass Suchtmittelgeund -missbrauch überwiegend eine Reaktion auf problembehaftete Situationen ist, die der Betroffene nicht zu bewältigen vermag. Aus diesem Grund stehen innerhalb der ganzheitlichen Suchtprävention nicht die Suchtmittel im Vordergrund, sondern die Jugendlichen selbst mit ihren Erfahrungen, Bedürfnissen und Problemen. Es sollen also in erster Linie nicht die Phänomene der Sucht, sondern ihre möglichen Ursachen angegangen werden. Ganzheitliche Suchtprävention spricht Jugendliche in ihrer gesamten Persönlichkeit an ("Kopf, Herz und Hand") und versucht, aus Information, Problematisierung und Handlungskompetenz ein einheitliches Ganzes zu bilden. Die Verantwortung für dieses Konzept wird in die Verantwortung der gesamten Schule und ihrer Akteure gestellt. Im Mittelpunkt der pädagogischen Bemühungen steht also heute die Hilfe zur Stabilisierung von Jugendlichen durch Gesundheitsförderung und durch Förderung von Lebenskompetenz, die Entwicklung von Kontakt- und Beziehungsfähigkeit durch Vertrauensaufbau und Aufbau von Handlungskompetenz sowie durch das Aufzeigen von Möglichkeiten zur Gestaltung des Umfelds. Suchtprävention zeigt vor allem dann Wirkung, wenn sie kontinuierlich in den Schulalltag integriert wird und die Eltern der Schüler mit einbezieht. Deshalb müssen Eltern über das Anliegen der Suchtprävention informiert und gleichzeitig aufgeklärt werden, wie sie den Erziehungsalltag mit ihren Kindern verändern können. Suchtprävention an Schulen Missbrauch heute Ein Ansatz im Wandel Seit Beginn der 90er-Jahre hat sich in der Suchtprävention eine Wende vollzogen, nämlich eine Abkehr von der reinen Informationsvermittlung und Abschreckung hin zum Ziel der Förderung von Lebenskompetenzen. Denn Missbrauch und Abhängigkeit entstehen nicht einfach aus dem Kontakt zu Suchtmitteln. Vielmehr werden diese als komplexe Phänomene mit vielschichtigen Ursachen, die in Wechselwirkungen miteinander stehen, betrachtet. Neben dem Angebot und der Verfügbarkeit von Suchtmitteln spielen vor allem Umwelt- und Persönlichkeitsfaktoren eine wichtige Rolle. Förderung von Lebenskompetenzen Bereits im Kindesalter und in alltäglichen Lebenszusammenhängen entstehen Einstellungen und Verhaltensweisen, die sich im späteren Jugendund Erwachsenenalter als Suchtverhalten verfestigen können. Daher ist heute auf der Grundlage eines breiten fachlichen Konsenses die Förderung von Lebenskompetenzen der tragende Pfeiler der Suchtprävention geworden. Wenn Heranwach-sende gelernt haben, ihre Alltagskonflikte zu bewältigen und Belastungen standzuhalten, Eigenverant-wortung zu übernehmen, ein stabiles Selbstwertgefühl aufzubauen, zu entspannen und zu genießen, dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie zu Suchtmitteln als Strategie der Lebensbewältigung greifen. Langfristigkeit Dieser Ansatz macht erforderlich, dass eine wirksame Suchtprävention langfristig und ganzheitlich angelegt ist. Die gesundheitsförderliche Gestaltung der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen in zentralen Lebensbereichen (z. B. Wohnung und Wohnumfeld, Schule, Freizeit) sowie suchtpräventives Handeln und Verhalten von Eltern, Erziehern, Lehrern sowie haupt- und ehrenamtlichen Betreuern sollten sich dabei ergänzen. Spezialisten, sondern eine Gemeinschaftsaufgabe, an der sich Bund, Länder und Gemeinden, Verbände und freie Träger beteiligen müssen. Kommune Von besonderer Bedeutung ist dabei die kommunale Ebene, weil hier die Zielgruppen in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld angetroffen und angesprochen werden können. Initiativen auf der örtlichen Ebene können hinsichtlich ihrer Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit große Wirkungen erzielen. Anderseits stehen sie eher selten im Lichte der breiten öffentlichen Wahrnehmung. Bundesweit In additiver Aufzählung listen wir die möglichen beteiligten Akteure auf: Bundesministerium für Gesundheit, Kultusministerien der Länder, Gesundheitsämter, Jugendämter, Schulen, Krankenkassen u.a. Bestehende Projekte Initiiert von der Europäischen Union, von Bundesministerien, Landesministerien und anderen Akteuren wurden und werden in jedem Bundesland und in vielen Städten Projekte durchgeführt. Ziele dieser Projekte sind: Förderung der Zusammenarbeit von Akteuren auf Orts- und Gemeindeebene Schaffung von (Experten-) Netzwerken Einbeziehung von Eltern Verbundprojekte zwischen Schulen und außerschulischen Trägern der Jugendarbeit langfristig angelegte, kontinuierliche Arbeit Die Projekte enthalten in der Regel Angebote in den Bereichen Beratung, Begleitung, Fortbildung und Durchführung regionaler Vernetzungstreffen sowohl auf regionaler als auch auf Landesebene. Beteiligte Akteure Die Entwicklung von Strategien und Projekten zur Suchtprävention ist nicht die Aufgabe einzelner 19 Suchtprävention an Schulen Hätten Sie das gewusst? Fakten zum Rauchen Fakten zum Rauchen Mengen Pro Kopf werden in Deutschland 1699 Zigaretten bzw. 31 Zigarren oder Zigarillos pro Jahr geraucht. Das macht 139,6 Millionen Zigaretten, 2,5 Millionen Zigarren/Zigarillos, 14,6 Tonnen FeinschnittTabak, 909 Tonnen Pfeifentabak. Der Aufwärtstrend ist ungebrochen. Die Konsumenten haben 20,3 Mrd. € für TabakProdukte ausgegeben. Durch Rauchen verursachte Krankheiten: Krebs im Mund-/Rachenbereich, Lungenkrebs, Kehlkopfkrebs, Chronische Bronchitis, Speiseröhrenkrebs, Bluthochdruck, Nierenkrebs, Blasenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Schlaganfall, Herzkranzgefässerkrankung Steuern Der Staat hat 11,2 Milliarden € TabaksteuerEinnahmen verzeichnet. Die Tabaksteuer ist die viertwichtigste Einnahmequelle für den Bundeshaushalt, nach der Umsatzsteuer (73 Mrd. €), der Einkommensteuer (60 Mrd. €) und der Mineralölsteuer (36 Mrd. €). Zigaretten werden mit 69,4% versteuert. Anzahl Raucher 76,5% aller Deutschen sind Nichtraucher (inklusive Säuglinge). Dem stehen 20 Mio. Raucher gegenüber (11,7 Mio. Männer und 8,0 Mio. Frauen). Leider sind ca. 25% aller Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren Raucher. Folgen Unabhängig vom Alter sind 70% bis 80% aller Raucher vom Nikotin abhängig. 22% aller Todesfälle bei Männern und 5% aller Todesfälle bei Frauen sind dem Rauchen anzulasten. Ungefähr 117.000 Todesfälle sind auf das Rauchen zurückzuführen gewesen. Kosten Die Kosten, die durch tabakbedingte Krankheiten und Todesfälle anfallen, belaufen sich für 2000 auf knapp 17 Mrd. €, das sind rund 200 € pro Einwohner oder 800 € pro Raucher. Zahlen für das Jahr 2000 (zitiert aus dem "Jahrbuch Sucht 2002") 20 Folgen des Passivrauchens Der unfreiwillig eingeatmete Zigarettenrauch (Passivrauchen) ist stark gesundheitsschädigend. Die Konzentration im Rauch enthaltener giftiger Substanzen (Nitrosamine, Dioxine), die von der Zigarettenspitze in die Umgebung entweichen, ist oft höher als im inhalierten Rauch. Studien haben ergeben, dass Passivrauchen das Lungenkrebsrisiko um 25% und das Risiko einer HerzKreislauferkrankung (z.B. Herzinfarkt oder Angina pectoris) um 25% erhöht. Obwohl die Giftstoffe sich mehr oder weniger im Raum verteilen, bleibt die von den etwa 40 bekannten krebserregenden Substanzen und von giftigen Gasen verseuchte Luft gefährlich für die Gesundheit. Anzeichen der Tabakabhängigkeit Bei Kindern und Jugendlichen können bereits nach dem Genuss von 4 Zigaretten erste Anzeichen einer Tabakabhängigkeit auftreten. Bereits innerhalb weniger Wochen, auch nur bei gelegentlichem Zigarettenkonsum, können Abhängigkeitssymptome, wie starkes Bedürfnis zu rauchen, wiederholte erfolglose Ausstiegsversuche sowie Nervosität und Unruhe bei fehlender Möglichkeit zu rauchen, auftreten. Suchtpotential nach einmaligem Genuss Nikotin 31% Heroin 21% Alkohol 9% Nikotin ist eine der am schnellsten süchtig machenden Substanzen. Suchtprävention an Schulen Hätten Sie das gewusst? Fakten zum Rauchen Fakten zum Rauchen Wirkung von Nikotin Wenn der Tabak glimmt, wird das Nikotin freigesetzt. Gebunden an die winzigen Teerteilchen im Rauch gelangt es in die Lunge und von dort ins Blut. Da Nikotin die Eigenschaft besitzt, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, die viele andere Giftstoffe stoppen kann, erreichen die Nikotinmoleküle schon sieben Sekunden später das Gehirn, heften sich dort an die Nervenzellen und beeinflussen deren Aktivität. betrifft, die den Herzmuskel mit Blut versorgen, dann droht ein Herzinfarkt. Wenn die Blutversorgung des Hirns betroffen ist, droht ein Hirnschlag. Bei Verengungen in den Beinen entstehen starke Schmerzen beim Gehen, das sogenannte "Raucherbein". Teer und Atemwege Durch die in die Atemwege gelangten Teerpartikel können sich bei den Verzweigungen der Bronchien die Innenwände verändern. Die Zellteilung wird nicht mehr "kontrolliert". So kann bösartiges Krebsgewebe entstehen. Wie groß die Angriffsfläche ist, wird durch den Vergleich sichtbar, dass das ausgebreitete Lungengewebe eines Menschen die Größe eines Tennisfeldes hat. Krebszellen können ins Blut gelangen und Metastasen bilden oder andere Organe angreifen. Kohlenmonoxid und Blutgefäße Anders als der Teer wirkt das Kohlenmonoxid, welches durch Verbrennung entsteht und durch den Tabakrauch eingeatmet wird. Es bindet sich an die roten Blutkörperchen und nimmt dem Sauerstoff den Platz weg. Bestimmte Zellen vermehren sich, um mehr Platz für den Sauerstoff zu schaffen. Dies führt zu Verdickungen in den Blutgefässen, weil sie zugleich mehr Cholesterin aufnehmen, dies führt wiederum zu Arteriosklerose. Folgen für die Psyche Eine Zigarette beglückt den Raucher ähnlich wie ein Kuss oder ein gutes Essen. Diese "Belohnung" wird direkt mit der Tätigkeit des Rauchens assoziiert. Der durchschnittliche Raucher mit 7000 Zigaretten pro Jahr wiederholt ständig seine "Erfahrung", dass Rauchen eine beglückende Tätigkeit ist. Dies prägt sich tief in sein Unterbewusstsein ein, es entsteht ein sogenanntes "Suchtgedächtnis". Dieses Gedächtnis wird aktiv, wenn der Spiegel an wirksamen Substanzen im Belohnungszentrum nachlässt. Oder wenn der Raucher einen anderen rauchen sieht. Dann erwacht wieder das Verlangen nach einer neuen Dosis Nikotin. Aber der Stress! Viele Raucher behaupten, mit Hilfe der Zigarette könnten sie besser Stress abbauen. Das Gegenteil ist der Fall. Wer raucht, um Stress abzubauen, fügt sich selbst nur weiteren Stress zu, denn der scheinbar entspannende Effekt des Rauchens kommt nur dadurch zustande, dass durch den Griff zur Zigarette die Spannung, die durch ein Sinken des Nikotin-Levels entstanden ist, wieder aufgehoben wird. Folgen für den Körper Gleichzeitig hat der Rauchende erhöhten Blutdruck, und es kann zu Gefäßverschlüssen kommen. Wichtige Organe werden nicht mehr durchblutet. Wenn die Gefäßverengung Koronararterien 21 Suchtprävention an Schulen Hätten Sie das gewusst? Fakten zum Rauchen Nichtrauchen - ja bitte! Wer mit dem Rauchen aufhört, hat folgende Vorteile: nach 20 Minuten: Soforteffekt. Herzschlagfrequenz und Körpertemperatur gleichen denjenigen von Nichtrauchern nach 2 Tagen: Sinnliches Vergnügen. Der Geschmacks- und Geruchssinn verfeinert sich wieder nach 3 Monaten: Wieder tief durchatmen. Die Lungenkapazität erhöht sich schon jetzt um 30% 22 Fakten zum Rauchen nach 2 Jahren: Herzenssache. Das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, entspricht jetzt wieder dem eines Nichtrauchers nach 10 Jahren: Gute Aussichten. Das Lungenkrebsrisiko entspricht wieder dem eines Nichtrauchers nach 15 Jahren: Geschafft. Das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung entspricht wieder dem eines Nichtrauchers Suchtprävention an Schulen Nikotin - eine Einstiegsdroge? Weg finden statt Wegschauen! Es ist offensichtlich, dass die Aufgaben von Lehrern weit über die reine Wissensvermittlung hinaus gehen. Aber habe ich als Lehrer nun auch noch die Aufgabe dafür zu sorgen, dass meine Schüler nicht rauchen, nicht zu viel trinken und ein "gesundes" Leben führen? Soll ich den Eltern nun auch noch das abnehmen? Suchtverhalten von Schülern ist für Lehrer häufig gar nicht sichtbar. Viele Schüler rauchen sowieso nur dann, wenn Eltern und Lehrer nicht anwesend sind. Diese Tatsache macht es nicht gerade einfach, auffällige Schüler ausfindig zu machen und gegen Suchtverhalten von Schülern anzugehen. Aber so einfach ist das Problem natürlich nicht "wegzureden". Das wäre zu einfach - wegschauen zählt nicht! Setzt man sich mit anerkannten aktuellen Ansätzen der Suchprävention auseinander, stellt man fest, dass es nicht ausreicht, das Suchtverhalten zu erkennen und erst dann zu bekämpfen - in diesen Fällen ist es meistens sowieso zu spät. In logischer Konsequenz setzt Suchtprävention heute bei der Persönlichkeit der Schüler an: Schüler stärken und so von vornherein die Suchtgefahr minimieren - das ist Suchtprävention heute und auch das Ziel von “Aktive Teens”. Das wohl gängigste Suchtmittel, dem Schüler immer häufiger und auch immer frühzeitiger verfallen, ist die Zigarette. Klar, denn Rauchen finden viele Jugendliche cool, die Zigarette in der Hand macht sie erwachsen und womöglich spielt auch noch der Reiz, etwas "Verbotenes" zu tun eine Rolle. So wird Rauchen häufig als "Einstiegsdroge" bezeichnet - ob dies wirklich der Fall ist, sollte dahin gestellt bleiben. Sicher jedoch ist, dass Rauchen eine Sucht ist, für die Schüler sehr anfällig sind. Und sicher ist auch, dass Jugendliche sich der Folgen des Rauchens nicht in der vollen Tragweite bewusst sind. Damit sind nicht nur die gesundheitlichen Folgen gemeint, sondern auch die Fähigkeit, das Suchtpotenzial und die drohende Abhängigkeit zu erkennen. Und vor allem gehört dazu, die Ursachen für Suchtverhalten im Allgemeinen zu erkennen und kritisch zu hinterfragen. Jugendliche rauchen bekanntlich aus völlig anderen Gründen als es Erwachsene tun - jugendlicher Leichtsinn? Persönliche Schwäche? Unsicherheit? Die Persönlichkeit der Schüler und die Suche nach sich selbst steckt schließlich mitten in der Entwicklung. Wer bin ich? Wohin will ich? Wozu gehöre ich? Diese Fragen sind allzeit präsent und machen Jugendliche anfällig für den Griff nach der ersten Zigarette. Und all diese entwicklungsbedingten Umstände werden nicht gerade durch die gesellschaftlichen Veränderungen vereinfacht. Die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen findet - das ist jedem Pädagogen bekannt - stärker als zuvor in Peergroups und nicht mehr im schulischen und familiären Umfeld statt. Jugendliche orientieren sich heute bei Verhaltens- und Einstellungsfragen immer mehr an Gleichaltrigen . Folge ist, dass Gleichaltrige oder wenig ältere Schüler eine Vorbildfunktion haben, derer sie sich gar nicht bewusst sind. Und wenn das Vorbild auch raucht, warum sollte ich dann nicht selbst zur Zigarette greifen? Dann bin ich genauso cool, gehöre dazu. Suchtprävention sollte all diese Gedanken berücksichtigen und Schüler nicht nur aufklären, sondern stark machen, Verantwortung für sich und den eigenen Körper zu übernehmen und auch mal "nein" zu sagen. Stark dafür machen, über ihre eigenen Grenzen hinaus zu gehen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und sich dafür einzusetzen. Stark dafür machen, auch für andere - insbesondere jüngere - Mitschüler Verantwortung zu übernehmen und auch sie stark zu machen. 23 Suchtprävention an Schulen Lernen auf verschiedenen Ebenen Der Ansatz von “Aktive Teens” Die Seminare sind in ihrer Vorbereitung, Gestaltung des Settings und Durchführung sehr vielschichtig. Alle Menschen lernen sehr unterschiedlich. Die "Fünf Ebenen" beleuchten und erklären die unterschiedlich tiefen Schichten von Denk-, Empfindungs- und Lernabläufen in jedem Einzelnen. Ob ich also mit Jugendlichen über deren Eltern rede, ein Quiz über das Rauchen durchführe, ein zum Thema Nichtrauchen passendes Video anschaue, ob ich eine Fantasiereise anleite oder die häusliche Prügelstrafe thematisiere, immer befinden sich alle Teilnehmer in unterschiedlichen Ebenen. Die einen bleiben völlig im Kopf. Für sie ist das alles nur ein Sachthema unter vielen, über das diskutiert wird. Andere berührt das vordergründige Thema sehr tief, und es ist ein Katalysator für einen Schmerz oder ein anderes Gefühl, welches sie oder er bereits verdrängt hatten. In den Köpfen der einzelnen Teilnehmer spielen sich jeweils sehr unterschiedliche Bilder und Geschichten ab. Kognitiv und emotional sind vermutlich alle unterschiedlich beteiligt. Methodisch und didaktisch sind die Seminare so angelegt, dass mehr als Informationsaustausch stattfindet, dass im besten Fall von den einzelnen Seminarteilnehmern ein individuell bedeutsamer Lernzuwachs verbucht werden kann. Fünf Lernebenen Das Modell der "Fünf Ebenen" hat sich als vereinfachende Darstellung dieser komplexen Vorgänge bewährt. Die Schülerseminare sind insbesondere dadurch so komplex, dass sie von ihrem Typus und ihrer Intention her mehr oder weniger Teile aus allen fünf Ebenen berühren. Suchtprävention beschäftigt sich mit dem ganzen Menschen. Neben der Vermittlung und Weitergabe von sachlicher Information spielen die Reflexion und Beziehungsebene, die sehr persönlichen 24 Fragestellungen, was denn ich als Schüler oder Lehrer mit Sucht zu tun habe, eine ebenso bedeutende Rolle wie der Blick hinter die Kulissen der eigenen Biographie und last but not least auch existentielle Sinn- und Lebensfragen. Schüler wie Lehrer lassen sich naturgemäß ganz unterschiedlich darauf ein. Die Gratwanderung für die Seminarleiter besteht darin, die Balance zu halten zwischen dem Vermitteln der verschiedenen Interessen, der Ermutigung der Teilnehmer, sich auf etwas für sie Neues einzulassen und dem Sicherheits- und Schutzbedürfnis der Einzelnen. Der Systematisierungsversuch ist zwangsläufig idealtypisch. Es geht nicht darum, die Ebenen gegeneinander zu stellen und sie quasi einer positiven oder negativen Bewertung zu unterziehen - sie haben nebeneinander ihre Bedeutung. Es geht darum, einen chronologischen Ablauf von Lernprozessen in fünf Schritten zu skizzieren. Im Fortbildungsgeschehen sind die Ebenen prozessual miteinander vermischt, die Übergänge sind fließend, sie können je nach Fragestellung, Entwicklungsstand und Erwartung der Lerngruppe flexibel zeitlich parallel oder nacheinander in die Lernprozesse einfließen. "Diese - hier notwendigerweise - sehr verkürzte und vereinfachte Übersicht will den Blick darauf lenken, dass es Lernvorgänge von unterschiedlichem Typus gibt. Es ist offensichtlich etwas anderes, ob ich 'lerne', beim Ertönen der Werkssirene mein zweites Frühstück auszupacken oder ob ich 'lerne', in einem komplizierten zwischenmenschlichen Wechselspiel Regeln 'herauszusehen', nach denen sich augenscheinlich ein bestimmter Konflikt immer wieder teufelskreisartig eskaliert und ich - wenn es gut geht auch noch 'lerne', durch welches Verhalten diese Eskalation zu vermeiden ist" [Wilfried Reifarth, "Grenzüberschreitungen", S. 344] Suchtprävention an Schulen Das Lernen auf verschiedenen Ebenen Die "Fünf Lernebenen" im Überblick Ebene I Inhalt und Information Was gibt es Neues?/ Trends, Stoffe, Treffpunkte, Meinungen/Wie wirken Drogen?/ Welche Droge macht süchtig?/ Ab wann bin ich süchtig? Wie passt das zu dem, was ich schon kenne?/ Was sagt die Wissenschaft?/ Welche Konzepte zur Problembeseitigung liegen vor? Ebene II Reflexion und Austausch Wie verhalte ich mich?/ Nehme ich alles mit, was kommt?/ Schwimme ich auf jeder Modewelle mit?/ Wie machen es die Freunde oder die Clique?/ Wie verbringe ich meine Freizeit und wie die anderen?/ Was kann ich davon lernen? Was könnte ich besser oder anders machen? Ebene III Selbstbild Wer bin ich?/ (dass ich mich mit dem Thema Rausch, mit Gesundheit, Krankheit, Sucht, Konflikten....beschäftige), Wer will ich sein? Wo stehe ich? Wo liegen meine Stärken und Schwächen? /Selbsterfahrung und Selbstreflexion. Ebene IV Biographie & Lebensplan Woher komme ich?/ Wie bin ich so geworden, wie ich jetzt bin?/Was trage ich an persönlichen Erfahrungen in meinem "Rucksack" mit mir herum? Ebene V Lebenssinn & Spiritualität Wohin gehe ich?/ Was hat mir das Leben bisher gebracht? Wo liegen meine Chancen?/ Wohin werde ich mich mit meinen Potentialen hin entwickeln?/ Welche Ideale und Visionen lebe ich? Es geht um die Einordnung von generellen Fragestellungen in einen übergeordneten Sinn- und Begründungszusammenhang. Die handlungsleitenden Fragen gehen in Richtung einer sinndeutenden Orientierung. 25 Suchtprävention an Schulen Fünf Lernebenen Ebene I Was? Wie? Warum? - Die Bedeutung des Sachaspektes Bildungsmotiv: "Anhäufung von Wissen erzielt eine Wirkung"/ Information gibt Anregung/ ("Wenn die Schüler genug wissen, können sie sich auch besser entwikkeln") Das gilt analog für den beruflichen Alltag (z.B. Unterricht leiten etc.) Handlungsleitende Fragen: Was gibt es Neues?/ Wie passt das zu dem, was ich schon kenne?/ Wie erzieht man richtig?/ Welche Methoden gibt es?/ Was sagt die Wissenschaft?/ etc. Methodischdidaktisches Vorgehen: Vermittlung und Erwerb von neuen Informationen und Theorien/ Suche nach logischen Erklärungsmustern/ Es gibt scheinbar einfache klare Antworten (idealtypische Skizzen und Modelle)/ Es gibt sogar auch Antworten, die niemand gestellt hat/ Genauer Zeitplan und Curriculum sowie Lehrpläne, Tagesordnung, Rednerlisten und sonstige Regularien sorgen für einen reibungslosen Ablauf/ Spontane Gefühlsäußerungen der Teilnehmer spielen keine Rolle bzw. stören den Ablauf/ Der Seminarleiter bleibt in Distanz zu dem Thema. Es geht vorrangig um Inhalte, nicht um den Menschen/ Das Wissen wird "vermittelt" über: Referate, Arbeitspapiere, Lehrgespräch, Plenums-Diskussion, Metaplan, Reden über.../ Es handelt sich zumeist um Einwegkommunikation. (Lehrer -> Schüler) Zuhören ist Pflicht. Rezeption über Ohren und Augen/ Lerninstrumentarium: Mitschreiben, auswendig lernen, wiederholen, etc. Erkenntnisebene: Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung 26 Sachverstand, Logik (wenn - dann), vorwiegend links-hemisphärisch (kognitiv) Informationen sind wichtig und regen das Denken an/ Wissen verschafft einen gewissen Überblick. Das Lernen auf Ebene I ist im Rahmen der Suchtvorbeugung dennoch nur bedingt einsetzbar; denn im Alltag erweist sich das erlernte Wissen oft nicht als taugliches Mittel / Der lehrende "Spezialist" mit Wissensvorsprung vermittelt die Illusion, alles in der Hand zu haben und beeinflussen zu können. ("Du brauchst nur das entsprechende Wissen, dann klappt es schon.")/ Die Zuhörer bleiben passive Empfänger von päd. Verhaltensbotschaften und werden dadurch geschwächt. Sie bleiben letztlich abhängig von Ratschlägen der sog. "Experten"/ Die linkslastige Arbeitsweise fördert die Bequemlichkeit der Teilnehmer./ "Menschen stärken" geschieht über den Austausch, über die Kommunikation. Suchtprävention an Schulen Fünf Lernebenen Ebene II Weißt du eigentlich, was ich denke, fühle, kann? - Der Beziehungsaspekt Bildungsmotiv: Erwerb bzw. Erweiterung der Handlungs- sozialen und affektiv-emotionalen Kompetenz/ Nachdenken über berufliches und erzieherisches Handeln/ Reflektieren des eigenen Lebensstils/ Umstrukturierung/ neue Sichtweisen erlangen/ Lernen braucht eine angstfreie Atmosphäre ("Container")/ Mehrere Wahrheiten stehen gleichberechtigt nebeneinander/ Angst, Humor, Liebe, Macht, Ordnung und Zeit sind wichtige Variablen im Lerngeschehen ("Wenn es nicht gelingt, Freude ins Lernen zu bringen, hört Lernen auf" [Reifarth])/ Verarbeiten der Information aus Ebene I/. "Störungen haben Vorrang" (TZI)/ etc. Handlungsleitende Fragen: Wie arbeite, erziehe ich?/ Wie handeln, wie erziehen die anderen?/ Was kann ich davon lernen?/ Wie geht es dir?/ Was hast du heute hierher mitgebracht?/ Welche Fragen bewegen dich/ etc. Methodisch-didaktisches Vorgehen: Prozessorientiert und klientenzentriert/ Seminarleiter wird zum Moderator/ Es findet Beziehung statt/ Der Einzelne wird als Individuum wahr- und ernst genommen/ In einer angstfreien Atmosphäre sollen die Teilnehmer gemeinsam lachen, sich empören, streiten, ihre Stärken und Schwächen zeigen, sich anrühren lassen können etc./ Päd. Botschaften wie: Liebe und Wertschätzung, Selbstverantwortung sowie das Zeigen von Gefühlen werden im Seminar lebendig/ Der Seminarentwurf dient als Orientierung, nicht als "Gesetz"/ Methoden können erprobt werden/ etc. Didaktische Medien auf Ebene II sind: Supervision/ Kollegiale Beratung/ Karusselldiskussionen/ Blitzlicht/ Metakommunikation/ Rollenspiel/ Feedback-Übungen/ aktives Zuhören/ Entspannungsphasen/ Theaterstück/ Warming up/ Energizer/ Skulpturen/ etc. Erkenntnisebene: Handlungsorientiert/ selbsterfahrungsbezogen/ kognitiv und emotional, d.h. über "gefühlte" Erkenntnisse/ Ambivalenz (sowohl - als auch) Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung Teilnehmer erhalten Stärkung durch die Gruppe und dadurch, dass sie willkommen sind/ Wissen und Erfahrung der TN stehen gleichwertig neben dem Wissen der Leitung/ Die TN beraten sich gegenseitig/ Ressourcen werden auf diese Weise mobilisiert/ eigene Lösungen und Antworten haben Raum/ etc. 27 Suchtprävention an Schulen Fünf Lernebenen Ebene III Was habe ich damit zu tun? Lernen und Lehren jenseits von Technik und Methode Bildungsmotiv: Erkenne dich selbst (hier und jetzt)/ Vertiefte Auseinandersetzung der Schüler mit der eigenen Identität/ Erkennen eigener Verhaltensmuster ( auch: Fluchtmechanismen)/ Der inneren Haltung auf der Spur/ Abgleich von Selbst- und Fremdwahrnehmung/ Das Anderssein (das Trennende, Fremde) spüren, akzeptieren und als Gewinn sehen lernen/ Durchlässigkeit der eigenen Ozonschicht erhöhen/ persönliches "Wachstum"/ Stärkung der eigenen Urteilsfähigkeit und das Gespür für den eigenen "richtigen" Weg wieder finden/ etc. Handlungsleitende Fragen: Wer bin ich? Wer will ich sein? Wo stehe ich? Wo ist mein Platz? Wie sehe ich mich, wie sehen mich andere? Was kann ich, was nicht? Wie bewältige ich mein Leben? Wo liegen - wie gekonnt auch immer versteckt - meine eigenen (Sucht-) Verdrängungsstrukturen?, Wie bewältige ich meine Leben, meinen Alltag, meine Konflikte? Welche Gesundheitseinstellung habe ich? Was hat all das mit mir und meiner beruflichen Tätigkeit zu tun?/ etc. Methodisch-didaktisches Vorgehen: Lernort ist überwiegend die Klasse/ Begegnung und Dialog in der Gruppe sind von besonderer Bedeutung / curriculare und zeitliche Vorgaben spielen kaum eine Rolle/ prozesshaftes Vorgehen/ Feedback/ Fantasiereisen/ Malen des Lebensflusses/ Das, was am meisten Angst macht, hat Vorrang/ Interaktionsspiele/ Echtheit, Empathie und Kongruenz sind wichtige Variablen, sind aber nicht Teil einer Methode, sondern beschreiben eine Grundhaltung/ Verzichts- bzw. Fastenübungen ("Hausaufgaben")/ etc. Erkenntnisebene: Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung 28 Emotional und kognitiv/ Selbstwahrnehmung/ eigene Bewertung der Lernprozesse/ Ambivalenz (Fragen lassen sich nicht einfach beantworten, bleiben z.T. offen) Wir reden oft über das Verhalten anderer, deren Sucht, Mängel an Konfliktfähigkeit, deren Verdrängen, Flüchte, Ausweichen etc. "Als 'Helfer', Berater, Seminarleiter, Eltern, Lehrer sind wir unser wichtigstes 'Instrument', nicht die Methode." [Reifarth] Daher hat die Selbstreflexion so viel Bedeutung/ Die Selbsterkenntnis kann zunächst zu Verunsicherung führen. Verunsicherung kann aber dazu beitragen, Neues zu wagen/ Vertrauen und sicherer Raum sind notwendig/ Widerstände akzeptieren und die TN als letzte Entscheidungsinstanz annehmen/ Die Falle des Leiters: die Abwertung der Teilnehmer Suchtprävention an Schulen Fünf Lernebenen Ebene IV Was schleppe ich in meinem “Rucksack” mit mir rum. Die Suche nach dem “roten Faden”der Biografie Bildungsmotiv: Es geht im Wesentlichen um Eigenreflexion ohne ein "höheres" Lernziel im Sinne sachlichen Wissens/ Erkennen der Einflussfaktoren auf die eigene Biografie, auf meine Sprache, Denken, Fühlen, Handeln/ Erweiterung der individuellen Verhaltensspielräume/ Eigene Verhaltensbotschaften entschlüsseln/ Versöhnung mit der eigenen Geschichte/ Verantwortung übernehmen/ Eigene Muster erfahren und bearbeiten/ Der eigenen Lebenseinstellung auf der Spur/ Reflektieren der eigenen Glaubenssätze/ Hinterfragen des eigenen "Kohärenzgefühls" [Antonovsky] etc. Handlungsleitende Fragen: Woher komme ich?/ Wie bin ich so geworden, wie ich jetzt bin?/Was trage ich an persönlichen Erfahrungen (Glück, Trauer, Angst, Unsicherheit, Zuversicht etc.) in meinem "Rucksack" mit mir herum?/Welche Einstellung habe ich zu Krankheit und Heilung?/ Was lässt mich immer wieder in die gleiche Falle tappen?/ Wie gehe ich mit Krisen um?/ Was ist veränderbar und was nicht?/ Wie wirkt das in meinen (beruflichen) Alltag hinein? Methodisch-didaktisches Vorgehen: Lernort ist die Klasse (auch Einzelarbeit)/ Die Gruppe hat dabei die Funktion eines Spiegels/ Sie bietet gerade in dieser Phase Schutz, Sicherheit und innere Rückzugsmöglichkeiten/ Voraussetzung für das Gelingen liegt hier "...im fraglosen Annehmen und in der authentischen dialogischen Begegnung 'von Schöpfungswesen zu Schöpfungswesen' oder 'von Wesenskern zu Wesenskern' [Scherpner/ Buber], durch den sich die Schüler als gleichwertige Gegenüber begreifen/ Nicht psychoanalytische Deutungen bzw. das "Herumwühlen" in der Vergangenheit, sondern "Funde" aus der Vergangenheit für lösungsorientierte Sichtweisen in der Zukunft zu nutzen ist hier die Triebfeder/ Der Einstieg in Ebene IV ist nicht spektakulär: Ein Satz, eine Formulierung, eine Metapher etc. können plötzlich "einschlagen" und bei Schülen oder den Lehrern eine Kette von neuen Bildern auslösen/ Über den Einsatz verschiedener Methoden kann ich gezielt die Suche nach dem "roten" Faden meiner Biografie aufnehmen: Fantasiereise zum eigenen Kind, "Lebensfaden spinnen"/ , Metaphern, Fabeln, Gleichnisse etc. Erkenntnisebene: Emotional und kognitiv/ Selbstwahrnehmung/ Erkennen und akzeptieren von Ambivalenzen/ Erkennen von Ressourcen und Entwicklungsmöglichkeiten Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung Das Arbeiten auf Ebene IV bezieht sich auf das sog. "Eingemachte" / Das Verlassen der gewohnten Sicherheit ist einerseits spannend, kann jedoch andererseits manchmal Angst, Blockaden und Rückzug der Schüler herbeiführen/ In Abgrenzung zur Therapie werden in solchen Seminaren jedoch die Interpretationen des Erlebten der eigenen Deutung überlassen. Widerstände sind auf jeden Fall zu akzeptieren. 29 Suchtprävention an Schulen Fünf Lernebenen Ebene V Der Blick auf Lebensziele, sinnstiftende Orientierungen und Visionen Bildungsmotiv: In der Gegenwart sein/ Persönliche Bilanz ziehen/ Existentielle Lebensfragen ermöglichen/ Suche nach sinngebenden Orientierungen/ Lebenssinn und Spiritualität/ Trotz Globalisierung und Inflation des Wissens (im Internetzeitalter) die Begrenztheit des Denkens erkennen/ Einsicht gewinnen, dass ich nicht alles in der Hand habe. Ich kann nicht alles steuern, beeinflussen und mir "untertan" machen/ Auch wissenschaftliche Erklärungsmodelle greifen manchmal nicht/ Dennoch den Lebensrätseln nachgehen/ Die Gegenwart, der Moment ist aber das Einzige, was ich für die Zukunft tun kann/ etc. Handlungsleitende Fragen: Wohin gehe ich? Welche Zukunft sehe ich für mich? (ganz allgemein/ beruflich/schulisch)/ Wohin gehe ich jenseits des biologischen Lebens?/ Wo ist mein Platz im Leben?/Was hat mir das Leben bisher gebracht? / Wozu habe ich meine bisherige Lebenszeit genutzt?/Wo liegen meine Chancen?/ Wohin werde ich mich mit meinen Potentialen hin entwickeln?/ Was bin ich wert?/ Gibt es noch ganz andere Einflussfaktoren, die meine Biografie mitbestimmen?/Welche Ideale und Visionen lebe ich?/ etc. Methodischdidaktisches Vorgehen: "Bildungsmotiv"? oder methodisch-didaktisches Vorgehen?/ Die Ebene V drängt sich oft einfach selbst ungerufen und ungeplant in den Vordergrund/ Die Themen wechseln zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft/ Ob im Schulalltag oder in der Einzelberatung, es geht immer wieder auch um Normen und Werte, um Lebensmut oder Lebensmüdigkeit (Suizid), um Unerklärliches und um Paradoxien (z.B. gehen einige das Risiko ein, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, um sich wieder zu spüren)/ Manchmal hilft nur noch eine "paradoxe Intervention"/ Die Sehnsucht auf der Suche nach Spiritualität, nach dem großen "DU", nach dem, was größer ist als wir selber, wird von Menschen der verschiedensten Kulturen unterschiedlich und doch ganz ähnlich beantwortet: Was die monotheistischen Religionen "Gott" nennen, bedeutet für andere "Mutter Erde", "universelle Lebensenergie" oder Ethik etc. Erkenntnisebene: "Es wirkt entscheidend das Erkenntnisprinzip der Paradoxie neben ambivalenten Erklärungsformen" [Sagebiel] Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung In Seminaren dieser Form geht es immer wieder um die Einordnung von generellen Fragestellungen in einen übergeordneten Sinn- und Begründungszusammenhang/ Existentielle Fragen in Bezug auf die universelle Gesamtschau auf das Leben wie: Geburt oder Tod, spielen oft (erst) im Zusammenhang mit schweren Krankheiten, Verlust eines geliebten Menschen o.ä. eine entscheidende Rolle. Dabei ist es nicht immer tröstlich, zu erkennen, dass ich manchmal ohnmächtig bin. 30 Persönlichkeitsbildung 31 Persönlichkeitsbildung Persönlichkeitsbildung eine neue Aufgabe der Schule? Die Notwendigkeit der Persönlichkeitsentwicklung von Schülern ist den meisten Lehrern sicherlich als Aufgabe bewusst. Aber nicht der Lehrer weiß, wie er dieses Lernziel erreichen kann. Und allzu oft geht dies im Unterrichtsalltag unter. Wie wichtig die Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung von Schülern ist, soll dieses Kapitel aufzeigen. Und welchem Lehrer schadet es da, bei sich selbst anzufangen? Wer sich selbst als Lehrer mit einem Thema auseinandergesetzt hat, dem fällt es sicherlich leichter, seine Schüler damit zu konfrontieren. Im zweiten Teil dieses Kapitels werden Sie daher genau dazu angeregt: Sie setzen sich mit Ihrer eigenen Persönlichkeit auseinander und erhalten dadurch Anregungen, wie Sie bei Ihren Schülern vorgehen können. Persönlichkeitsentwicklung der Schüler Veränderte Lebensumstände von Schülern Seite 33 Wie Schüler stark werden Seite 34 Starke Schüler brauchen starke Lehrer Seite 35 Werden Sie Aktive Teens Lehrer - eine Ermutigung Seite 36 Peer groups als Antwort auf Orientierungslosigkeit Einige Denkanstöße Gedanken zur Persönlichkeitsentwicklung als Aufgabe von Lehrern Chancen und Grenzen des Projekts Und jetzt Sie: Konfrontation mit der eigenen Persönlichkeit Einstieg: Ein "starker" Lehrer geht in sich Seite 39 "Stärke" - was verstehen Sie darunter? Seite 40 Auf den Spuren der Vergangenheit Seite 42 Finden Sie Ihren Begriff von "Stärke" Was hat mich zu dem gemacht, was ich bin? 32 Persönlichkeitsbildung Persönlichkeitsentwicklung Veränderte Lebensumstände von Schülern Die wachsende Komplexität unserer Lebenswelt macht es immer bedeutsamer, eine eigenständige und reife Persönlichkeit auszubilden. Das wird erschwert durch die Ausdehnung der Jugendzeit, die zu einer eigenständigen Lebensphase geworden ist und - je nach angestrebtem Bildungsweg - bis zum dritten Lebensjahrzehnt andauern kann. Der Zeitraum ökonomischer Abhängigkeit und gleichsam künstlicher Unmündigkeit wird immer länger. Dadurch entstehen Widersprüche und Spannungen zwischen den Ansprüchen von Schülern nach wirtschaftlicher, sozialer und politischer Teilhabe und den ihnen zugebilligten Spielräumen. Die Welt aus Schülersicht Schüler erfahren die Welt der Erwachsenen häufig als negativ. Ein solches Leben erscheint ihnen nicht erstrebenswert. Viele Anforderungen des Lebens können nur unter großen Mühen, mit vielen Verlusten und zum Teil gar nicht bewältigt werden. Für Schüler wird das Leben im Hier und Jetzt immer attraktiver, nicht zuletzt, weil sie die Welt und sich selbst von vielen Seiten bedroht erleben. Bedeutungsverlust von Familien und Lebensgemeinschaften Wir leben in einer Welt mit immer vielfältigeren Möglichkeiten in vielen Lebensbereichen. Traditionelle Eingrenzungen werden abgebaut. Gleichzeitig werden aber immer mehr Kinder in Familien hineingeboren, die ihnen keine Geschwister, kaum Verwandtschaftsbeziehungen und häufig nur ein Elternteil bieten können. Dadurch verliert die traditionelle Familie bei der Erziehung und Sozialisation von Kindern und Jugendlichen an Bedeutung . Emotionale und soziale Bedürfnisse werden oft nicht oder nur unzureichend erfüllt. Lebensgemeinschaft, Erwerbsgemeinschaft und Glaubensgemeinschaft sind schon lange nicht mehr deckungsgleich. Es gibt eine Vielzahl von möglichen Lebensstilen und Lebenszielen. Das beinhaltet für einige Menschen die Chance auf ein besseres, weniger eingeschränktes und "verregeltes" Leben. Für andere Menschen entsteht dadurch ein zunehmender Druck zur individuellen Gestaltung des eigenen Lebens. Sie fühlen sich überfordert, haben Angst, sind orientierungslos und gehen das hohe Risiko ein, zu scheitern. 33 Persönlichkeitsbildung Persönlichkeitsbildung von Schülern unterstützen Schüler können sich weiterentwickeln, indem sie ihre Wahrnehmungen und Ausdrucksmöglichkeiten üben. Um ihr Blickfeld für die eigenen Lebensmöglichkeiten zu erweitern, brauchen sie eine behutsame Begleitung, die auch die unterschiedlichen Lebenssituationen und -möglichkeiten von Mädchen und Jungen im Blick hat. Persönlichkeitsentwicklung ist nicht ein eigenes Unterrichtsfach, sondern der alltägliche Umgang der Schüler mit ihren Lehrern, der Unterricht mit seinen "Störungen", ist der Ort, an dem Persönlichkeitsentwicklung stattfindet. Peer to peer Modelle an der Schule fördern All diese Umstände führen außerdem dazu, dass Gruppen von Gleichaltrigen, so genannte Peergroups an Bedeutung gewinnen: Jugendliche orientieren sich in ihren Einstellungen und Verhaltensweisen stärker als früher an Gleichaltrigen. Dies hat sicherlich die weniger erfreuliche Folge, dass auch negative Verhaltensweisen imitiert werden - doch warum sollten wir nicht diese Tatsache dazu nutzen, sie in positive Konsequenzen umzulenken? Wenn sich unsere jungen Schüler an älteren orientieren und anfangen zu rauchen, weil sie es bei älteren sehen - so wirkt dies vielleicht auch bei positiven Vorbildfunktionen. Nehmen sie dann nicht auch eher Rat von gleichaltrigen oder älteren Mitschülern an? Von dieser Annahme gehen heutige Peer-Ansätze aus. Peer-Education wird hierzulande vermehrt in der Präventionsarbeit eingesetzt und stellt unter bestimmten Voraussetzungen eine wirkungsvolle Methode dar, Jugendliche zu erreichen. Durch Patenschaften haben zum Beispiel Schüler jüngerer Klassen Ansprechpartner in höheren Klassen, die ihnen vertraut sind und ihnen bei inner- und außerschulischen Problemen hilfreich zur Seite stehen. Diese beiden Aspekte sind zentrale Annahmen, die dem Ansatz “Aktive Teens” zugrunde liegen. Sie sind auch nicht voneinander getrennt zu betrachten - vielmehr tragen Peer-Ansätze zur Persönlichkeitsentwicklung Jugendlicher bei bzw. unterstützen sie dabei. “Aktive Teens” soll Schüler stark machen und sie dafür vorbereiten, Verantwortung für andere (z.B. in Form von Patenschaften für Jüngere) zu übernehmen. 34 Wie Schüler stark werden Zum Genuss erziehen (Zeit nehmen, weniger ist oft mehr, genießen gehört zum Alltag) Kinder stark machen, ihnen seelische Sicherheit bieten Lob und Anerkennung geben Freiräume und Beständigkeit gewähren (nicht verplanen) Zeit geben und ihnen Zeit lassen (Zeit ist mehr als Geld) Realistische Vorbilder liefern (eigene Schwächen z.B. im Umgang mit Suchtmitteln eingestehen) Ausgiebige Bewegung verschaffen; denn wer davon genügend hat, muss sich keine künstlichen Fluchtpunkte schaffen; Sitzen und Rumhocken sind für viele zur Hauptbeschäftigung geworden Freundschaften ermöglichen Träume und Lebensziele nicht abwerten Schüler brauchen innere Freiheiten genauso wie äußere Spielfreude fördern Konflikte angemessen austragen (Schüler brauchen Grenzen, Orientierung, aber auch Einfühlungsvermögen und Vertrauen) Fernseher und Computer altersgemäß und sinnvoll nutzen und das Allerwichtigste: Immer mit den Schülern im Kontakt bleiben Persönlichkeitsbildung Kongruenz von Aussage und Handeln Starke Schüler brauchen starke Lehrer! Wenn Schüler auffällig werden, so ist das eine gängige Problemstellung für Lehrer. Schüler, die rücksichtslos sind, für die Anteilnahme ein Fremdwort ist, Schüler, die zappelig sind, Schüler, die jedes Gespräch abblocken - all diese Schüler werden gerne unter der Kategorie "auffällige Schüler" als Problemfall diskutiert. Diese auffälligen Schüler sind Gott sei Dank eher die Ausnahme sonst würden sie uns ja nicht mehr auffallen - und wären folglich auch nicht mehr auffällig. Wenn wir die Schule als ganzheitliches System sehen, müssen wir uns doch auch fragen, wie es mit der anderen Seite - der Seite der Lehrer - aussieht. Gibt es auch hier "auffällige" Ausnahmen? "Auffällige Lehrer"? Lehrer, die Schüler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung erfolgreich unterstützen und begleiten wollen, müssen auch in der Lage sein, die eigene Persönlichkeit kritisch zu hinterfragen. Es wäre ja unnatürlich und wenn wir ehrlich sind, unmöglich, wenn Lehrer immer perfekt wären. Das würde sicherlich auch kein Lehrer von sich behaupten. Was sind denn auffällige Lehrer? Lehrer, die schnell aus der Haut fahren? Lehrer, die ihre Lieblingsschüler bevorzugen? Lehrer, die Vorurteile gegenüber bestimmten Schülern haben? Oder vielleicht Lehrer, die viel rauchen? Für Schüler lassen sich (wie bereits oben angedeutet) sehr einfach Merkmale bzw. Verhaltensweisen finden, die sie zum "auffälligen" Schüler machen. Bei Lehrern ist die Aufgabe, Merkmale zu finden wesentlich komplizierter - schon aus dem Grund, dass es im allgemeinen Sprachgebrauch keine "auffälligen" Lehrer gibt. Schließlich werden die Probleme und Auffälligkeiten doch lieber bei den Schülern gesucht - und auch gefunden. Ein Lehrer, der selbst Raucher ist, wirkt unglaubwürdig, wenn er einem Schüler sagt, er solle die Finger von den Zigaretten lassen, weil Rauchen ungesund sei. Und wie ist es mit dem Persönlichkeitstraining, dem sozialen Lernen? Hier sind die Parameter nicht so leicht zu messen wie bei dem Beispiel "Rauchen". Wann ist ein Lehrer dazu in der Lage, Schüler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung angemessen zu unterstützen? Oder müssen Lehrer jetzt auch erst einmal ein soziales bzw. ein Persönlichkeitstraining absolvieren, um die Entwicklung von Schülern erfolgversprechend zu fördern? Wenn Lehrer mit gesunder Selbstkritik an die Arbeit gehen, ist bereits ein wichtiger Schritt getan. Auch soziale Lerntechniken tragen sicherlich zur persönlichen Entwicklung der Schüler bei. Noch viel wichtiger ist jedoch, Schülern den nötigen Freiraum zu geben, um in der Schule aktiv zu werden, ihnen in der Schule einen Lebensraum zu bieten, der nicht nur zum Lernen auffordert, sondern der persönlichen Entwicklung Raum lässt. “Aktive Teens” schafft die Basis auf Schülerseite, an der Lehrer anschließend anknüpfen können und sollen. Die Rahmenbedingungen in der Institution Schule kann “Aktive Teens” nicht schaffen - wohl aber Lehrern das nötige Handwerkszeug mitgeben, um den Keim, der bei den Schülern während der Klassenfahrt gesät wurde, aufgehen zu lassen. Denn starke Schüler brauchen starke Lehrer, die dafür sorgen, dass die Ausbildung der Aktiven Teens nicht wirkungslos bleibt. Lehrer, die ihnen helfen, wenn sie an ihre Grenzen stoßen. 35 Persönlichkeitsbildung Werden Sie “Aktive Teens” Lehrer Eine Ermutigung Hand aufs Herz! Beneiden Sie nicht auch die Menschen, denen es gelingt, scheinbar ohne große Schwierigkeiten durch das Leben zu gehen, die nicht nur fit aussehen, sondern sich auch ebenso fühlen? Haben Sie noch nie das Gefühl der Überforderung in der Arbeit erlebt, so dass Schüler, Kollegen und Vorgesetzte Sie empfindlich in Ihrem Wohlbefinden stören? Und haben Sie sich noch nie über sich selbst geärgert, weil gute Vorsätze einer neuen Lebensführung, wie der Vorsatz zu mehr Bewegung, einer zielgerechten Planung des eigenen Tages oder einfach die Erfüllung eines lang ersehnten Wunsches wieder einmal nicht geklappt hat? Und natürlich misstrauen Sie Konzepten und Rezepten, die Ihnen vorgaukeln, dass es ganz leicht sei, sein Leben zu ändern. Mit dieser Haltung und Ihren Erfahrungen sind Sie gar nicht weit entfernt von der oft von Schülern gefühlten und erlebten Realität des Schulalltags. Wenn Schüler sich ihre "kleinen Fluchten" aus dem frustvoll erfahrenem Schulleben organisieren, wird ihr Verhalten oft als Schulfrust, Schulflucht, Desinteresse gegenüber dem Lehrstoff gekennzeichnet. Wenn sie übermüdet morgens im Unterricht erscheinen, fragt sie niemand ob es daran liegt, dass sie wenig geschlafen, Tabletten eingenommen oder Konflikte mit sich selbst oder mit ihrer Familie haben. Wahrnehmung Auf verändertes Verhalten von Schülern wird solange nicht eingegangen, bis es als Regelverstoß wahrgenommen wird. Diesem Phänomen begegnet man auch in der Erwachsenenwelt. Solange man nicht straffällig geworden ist, besteht kein Grund zur Klage. Solange man nicht zum Arzt muss, ist man nicht krank und solange man in der Familie und im Beruf funktioniert, d.h. die Erwartungen erfüllt, wird sich niemand genötigt fühlen, sich nach dem allgemeinen Wohlbefinden zu erkundigen. Schlimmer 36 noch: Im Laufe der Jahre wird oft die Fähigkeit verlernt, Empfindungen und Gefühle zu artikulieren, so dass die Frage: "Wie geht es dir?" zumeist floskelhaft beantwortet wird mit "nicht schlecht", "gut" oder "wie immer". Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen fällt auf, dass im Schul- und Lebensalltag häufig unbewusst und unreflektiert mit Leitsätzen operiert wird, die einen Mangel erkennen lassen, wenn man sich gegenüber seinen Gefühlen öffnet: Krankheitsorientierung: Gesundheit Abwesenheit von Krankheit. ist Risikofaktorenorientierung: Das Leben als ‚Minenfeld'. Begrenzung auf das Individuum. Individuelle Verhaltensänderung: Keine Änderung der Verhältnisse. Erziehung als expertengeleitete Belehrung: Appelle an die Vernunft, an die Gefühle. Persönlichkeitsbildung Chancen Teens“ des Projektes “Aktive Was bringt mir das Projekt Veränderungen initiieren: Macht es deshalb nicht Sinn, über eine Veränderung des Schullebens nachzudenken und mit Hilfe des Projektes “Aktive Teens” hat, Schüler in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, sie zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit zu bewegen und ihnen einen Weg zu eröffnen, wie sie sich aktiv für eine Schulumgebung einsetzen, die ihrem körperlichen und geistigen Wohl entspricht. “Aktive Teens”will nachhaltige Veränderungen initiieren. Deshalb sind die Schüler auf Ihre Hilfe angewiesen. Zusammen an einem Strang ziehen, um eine gesundheitsfördernde Schule für alle Beteiligten zu erreichen hilft allen am Schulleben beteiligten Menschen, weil die Gesundheit und nicht mehr die Krankheit im Fokus des Interesses steht, weil das Interesse auf Ressourcen gelenkt wird und nicht mehr Defizite beklagt werden, weil die aktive Anteilnahme an Mitmenschen gefördert wird, weil die aktive Beschäftigung mit sich selbst und dem eigenen Umfeld die Emanzipation fördert und sinnentleerte Anpassung verhindert. Neue Ziele gemeinsam entwickeln und definieren Lehrern, die eine Langfristigkeit der “Aktive Teens” Klassenfahrt unterstützen, empfehlen wir, mit ihren Schülern Patenschaften zu jüngeren Klassen aufzubauen. Hierbei können sie die Aufmerksamkeit der Schüler auf Fragestellungen lenken, die eine differenzierte Sicht auf eingefahrene Verhaltensmuster, individuelle (Sehn-)Süchte, freundliche Arbeitsplätze und Räume lenken. Methodisch verantwortet, reflektiert und gestaltet eine gesundheitsfördernde Schule die individuelle und gemeinsame Suche nach gesundheitsförder- lichen Lebensweisen und Lebensbedingungen. Den Schulbetrieb als System erkennen und gestaltend eingreifen Wenn "Gesundheit in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen wird, dort wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben" (Ottawa-Charta, WHO 1986), dann zielt Gesundheitsförderung auf soziale Systeme - und nicht mehr ‚nur' auf einzelne Menschen. Dieser Ansatz wird seit Anfang der 90er Jahre im Europäischen Netzwerk gesundheitsfördernder Schulen im Bildungswesen entwickelt und erprobt und das bisherige Verständnis von Gesundheit um eine systemische Dimension erweitert. Dabei trägt der Ansatz die Chance in sich, in der Schule bei allen Beteiligten eine Diskussion zu initiieren, deren Ziel eine genaue Positionsbestimmung ist unter den Leitfragen: Was heißt für uns "gesunde Organisation"? Wie kann sich unsere Schule zur gesunden Organisation entwickeln? Welche Förderungsmechanismen - intern und extern - können wir generieren und bereitstellen? Den Beruf forschend neu gestalten Schüler spüren sehr schnell, ob Erwachsene etwas ernst meinen. Sie verzeihen eher Schwächen von Erwachsenen, als dass sie Doppelmoral zulassen und akzeptieren. Sie verlangen von Erwachsenen Authentizität in Form und Inhalt und sind sehr feinfühlig in der Wahrnehmung von Abweichungen. Die Rückbesinnung auf pädagogische Traditionen und deren didaktische Ansätze, wie die der Schulen Platons, Rousseaus und anderer Pädagogen ermöglicht Lehrern einen kreativen Blick auf mögliche Szenarien eines veränderten Umgangs zwischen Lehrern und Schülern. Die Bestimmung eines klaren Zieles und die ungeschminkte Analyse der Ausgangssituation von Veränderungen birgt die Möglichkeit, neue Wege gemeinsam zu beschreiten, Erfahrungen zu teilen und dadurch zu einer geänderten Beziehung zu kommen. Welche Rolle spielt die Aktive Teens Klasse? Während der Klassenfahrt wird ihre Klasse sensibilisiert für den verantwortungsvollen Umgang für sich selbst und andere. Am Beispiel des Themas 37 Persönlichkeitsbildung Nikotinsucht erhalten Schüler Informationen, wie ihr Leben durch Werbung, Gruppendruck oder falsche Einschätzung von Risiken beeinflusst wird und sich schleichend Verhaltensmuster entwickeln, die sich in der Konsequenz gegen ihr eigenes Leben richten. Das Ziel der Klassenfahrt besteht darin, Schülern die Kompetenz zu vermitteln, selbstkritisch und reflektiert den eigenen Weg zu finden und ihre Umwelt aktiv zu gestalten. Exemplarisch erfahren sie dies durch erlebnispädagogische Methoden, die ihnen helfen, ein neues Körpergefühl und neues Selbstverständnis in der Klasse zu finden. Tägliche Verhaltensmuster werden hinterfragt, um Sehnsüchte zu erkennen und daraus eigenes Verhalten abzuleiten, das darauf abzielt, Sehnsüchte auch zu verwirklichen und nicht in Süchte abgleiten zu lassen. Eine veränderte Lebensgestaltung soll dadurch erreicht werden, dass Schüler dazu ermutigt werden, ihre Vorbildfunktion als ältere Schüler in der Schule zu erkennen und deshalb verantwortungsvolles Verhalten gegenüber jüngeren Mitschülern zu übernehmen. Gleichzeitig erfahren sie, dass Veränderungsprozesse nie linear verlaufen und Hartnäckigkeit und Geduld wichtige Voraussetzungen sind. Sind Schüler auf diese Art erstmals sensibilisiert, benötigen sie tatkräftige Unterstützung im täglichen Schulleben. Absolut kontraproduktiv wäre die Erfahrung, wenn sie nach der Klassenfahrt allein gelassen würden. Deshalb liegt der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg von Aktive Teens bei Lehrern, welche die Klassenfahrt als Chance begreifen, das Schulleben im Sinne einer Gesundheitsorientierung für alle aktiv zu gestalten. Mit “Aktive Teens” haben Lehrer erste Bündnispartner gefunden, die in der Lage sind, Projekte im Schulleben zu etablieren, die positiv auch auf andere Klassen und Lehrer wirken können. Unterstützendes Eingreifen finden Schüler, wenn ihnen der Weg zu einer Patenklasse geebnet wird, wenn bei frustrierenden Erlebnissen, die Erfahrung von Erwachsenen hilft, mit dem Frust umzugehen, wenn der eigene Schulalltag in der Klasse spürbar auch die Interessen von Schülern berücksichtigt, wenn kleine Schritte auch als Teil einer gesamten Veränderung wahrgenommen werden können. 38 Die Grenzen Projektes des “Aktive Teens” “Aktive Teens” ist als Projekt zunächst einmal auf eine Klasse, ihre Lehrer und eine Patenklasse gerichtet. Einiges kann in diesem Mikrokosmos verändernd in Gang gesetzt werden, anderes benötigt einen übergeordneten Ansatz, der die Notwendigkeit von Konferenzbeschlüssen, Einbeziehung außerschulischer regionaler Institutionen oder auch der Politik in Betracht zieht. Aktive Teens und ihre Lehrer sollten versuchen, ihre Handlungsmöglichkeiten realistisch zu bestimmen und sich nicht über die eigenen Kräfte zu verausgaben. Ganz im Sinne dieses Projektes ist die Ortung von externen Ressourcen, mit denen es gelingt, eigene Wege optimal umzusetzen. Persönlichkeitsbildung Fragen im Alltag Ein "starker" Lehrer geht in sich Hermann P. (47 Jahre, Lehrer einer Schule für Lernbehinderte) ist ein Lehrer, den die Schüler mögen und respektieren. Aufgrund eines Gesprächs mit einer Referendarin machte er sich folgende Gedanken dazu, was ihn zu dem Lehrer gemacht hat, der er ist... Kürzlich hat mich unsere Referendarin gefragt, wie ich es geschafft habe, dass die Schüler gleichzeitig Respekt vor mir haben und mich trotzdem mögen. Sie behauptete, dass es doch eine Gratwanderung wäre, die schwer zu steuern sei - die sie gar nicht einfach fände und vor der sie ein wenig Bammel habe. Ich konnte ihr gar keine Antwort darauf geben - in der Tat gibt es an unserer Schule (einige wenige) Lehrer, die von Schülern nicht so richtig ernst genommen werden, deren Versuche, hart durchzugreifen, meistens scheitern und denen dadurch das Leben als Lehrer sehr erschwert wird. Und dann gibt es wiederum Lehrer, vor denen die Schüler zwar einen unglaublichen Respekt haben, doch dieser Respekt löst auf Schülerseite eher Bammel vor dem Unterricht aus und so werden Lehrer doch eher zu Schreckensfiguren - das kann ja auch nicht Sinn der Sache sein. Und der Ruf eines Lehrers spricht sich von Klasse zu Klasse schnell herum. Prompt hat ein Lehrer den Ruf: "Der ist super streng" oder "bei dem kannste alles machen...". Also - wie bin ich denn nun zu meiner Position gekommen - dass ich ein Lehrer bin, der als äußerst gerecht gilt, dem die Schüler auch mal etwas anvertrauen... und dem sie trotzdem nicht auf der Nase herumtanzen? Vielleicht ist es einfach nur Glück gewesen, vielleicht bin ich einfach der geborene Lehrer - ist mir also diese Stärke in die Wiege gelegt worden? Bei einem Blick zurück bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich diese Stärke eigentlich erst in der Zeit meines Studiums bekommen habe. Während der Schulzeit, als ich noch zu Hause gewohnt habe, habe ich mich häufig sehr schnell unterbuttern lassen. Meine Eltern waren immer sehr streng und haben mich nicht so recht zu Wort kommen lassen. Das wirkte sich auch auf die Schule aus: Ich habe mir selbst nie viel zugetraut und war dadurch ein sehr stiller und auch eher mittelmäßiger Kandidat. Erst während des Studiums, als ich auf eigenen Beinen stand, und vielleicht auch dadurch, dass ich die richtigen Leute kennen lernte, begann ich, mein Glück aktiv in den Griff zu bekommen. So engagierte ich mich im Hauptstudium stark in der Fachschaft, hatte einen Hiwi-Job, in dem meine Arbeit geschätzt wurde und dies gab mir ein Selbstvertrauen, das sich auf meine Zukunft auswirkte. Bereits in den Praktika während des Studiums und des Referendariats gelang es mir, bei den Schülern den richtigen Ton anzuschlagen und ihnen Spaß am Lernen zu vermitteln. Gut - wenn mich nun meine Zeit im Elternhaus beeinflusst hat, die Zeit im Studium ebenso - dann werde ich doch auch in meinem aktuellen Lebensabschnitt geprägt. Also prägen mich im Moment vermutlich meine eigene Familie, meine Freunde, mein Kollegium - und sogar die Schüler. Doch ist es nicht auch umgekehrt, prägt meine jetzige Stärke nicht auch meinen Umgang mit der Familie, mit Freunden, mit dem Kollegium? Aber wahrscheinlich kann man tatsächlich nur rück- blikkend sagen, was einen geprägt hat. Ich werde wohl erst in 10 Jahren sagen können, ob mich meine Familie stark gemacht hat? 39 Persönlichkeitsbildung Was habe ich damit zu tun? Und was verstehen Sie unter "Stärke"? Die Bedeutung vieler Begriffe liegt im Auge des Betrachters. So ist es wohl auch mit dem Begriff der "Stärke" - was bedeutet denn eigentlich, stark zu sein? Was bedeutet es für mich als Lehrer? Für mich als Kollegen? Folgende - sehr unterschiedliche Definitionen sollen Ihnen dabei helfen, sich über IHREN Begriff von Stärke Gedanken zu machen! Stark ist, wer... Aufgaben gewissenhaft erfüllt, Verantwortung für das eigene Handeln übernimmt, Verantwortung für andere übernimmt, sich durchsetzen kann, zu eigenen Gefühlen steht, Entscheidungen klar treffen kann, sich seiner (Lebens-) Ziele bewusst ist, seine eigenen Bedürfnisse erkennt und sie durchsetzt, eine eigene Meinung hat und diese immer vertritt, sich nicht beeinflussen und manipulieren lässt, auch seine Schwächen erkennt, akzeptiert und zeigen kann, eine Balance findet zwischen den Anforderungen, die an ihn gestellt werden und seinen Bedürfnissen/Zielen. 40 Als Lehrer bin ich stark, wenn... ich den Schülern ein gutes Vorbild bin, die Schüler ihre Aufgaben gewissenhaft erfüllen, mich die Kollegen beneiden, weil immer Ruhe in meiner Klasse herrscht, ich den Schülern den Lernstoff gut vermitteln kann, die Schüler mich auch mal um Hilfe bei persönlichen Problemen bitten, die Schüler mich als Autorität ansehen und meine Anweisungen immer befolgen, die Schüler in meiner Klasse sich nie streiten und ich sie im Griff habe, ich auch vor den Schülern mal Schwäche zeigen kann, den Schülern der Unterricht Spaß macht, ich es schaffe, Alltagsprobleme und Ängste von Schülern zu erkennen und daran im Unterricht anzuknüpfen. Persönlichkeitsbildung Was habe ich damit zu tun? Und was verstehen Sie unter "Stärke"? Ich bin ein "starker" Kollege, wenn... Ich bin in der Familie stark, wenn... ich meine Kollegen niemals um Rat fragen muss, weil ich immer eine Lösung weiß, ich es schaffe, die Erwartungen aller Familienangehöriger zu erfüllen, ich anderen Kollegen meine Hilfe anbiete, ich meinen Standpunkt bei Diskussionen durchzusetzen vermag, ich Verantwortlichkeiten übernehme, die als Lehrer nicht selbstverständlich sind, ich auch mal "neue Wege" vorschlage, ich mich stark für die Schule engagiere, ich Projekte initiiere, ich es schaffe, vor meinen Kollegen Ängste und Sorgen zu verbergen, ich Probleme mit Kollegen sehe, mich damit auseinandersetze und Lösungen finde, ich gar keine Probleme mit Kollegen habe, ich Meinungsverschiedenheiten zwischen Kollegen als Motor für neue Entwicklungen sehe, mich alle Kollegen mögen, ich auch mal was "Neues" riskiere. ich meinen Lebenspartner von meinen Ideen überzeuge, ich es immer schaffe, meinen Lebenspartner von meiner Meinung zu überzeugen, ich nie mit meinem Lebenspartner Streit habe, ich trotz meiner beruflichen Belastung immer gute Laune habe und ausgeglichen bin, ich mir Sorgen und Ängste nicht anmerken lasse, ich berufliche Probleme in der Schule alleine löse, ohne meine Familie damit zu belasten, ich die Sorgen und Ängste meines Partners erkenne, ich meinen Partner dazu bringe, mich mit seinen Problemen in Ruhe zu lassen. 41 Persönlichkeitsbildung Auf den Spuren der eigenen Vergangenheit: Was hat Sie so stark gemacht, wie Sie sind? Unsere Persönlichkeit - und so auch unsere Stärke - wird im Wesentlichen durch unsere Lebensgeschichte mitgeprägt. Nicht nur Anlagen spielen hierbei eine Rolle. Besinnen Sie sich und drehen Sie die Zeit einmal zurück: Was hat Sie in verschiedenen Stadien Ihrer Biografie geprägt? Hierbei kann es sich um Ereignisse, Personen, Umstände oder auch eigene Entscheidungen bzw. Entwicklungen handeln. Schreiben Sie Ihre Gedanken in die Zeilen, um sich über Einflussfaktoren oder Ereignisse klar zu werden, die Sie so stark gemacht haben, wie Sie sind. Was hat Sie in Ihrem Elternhaus stark gemacht bzw. daran gehindert, Stärke zu entwickeln? Stark gemacht hat mich: Eingeschränkt wurde ich durch: 42 Persönlichkeitsbildung Auf den Spuren der eigenen Vergangenheit: Was hat Sie so stark gemacht, wie Sie sind? Was hat Sie während des Studiums stark gemacht bzw. daran gehindert, Stärke zu entwickeln? Stark gemacht hat mich: Eingeschränkt wurde ich durch: Und wie verhält es sich im Berufsleben? Was macht Sie hier stark oder hindert Sie daran, Stärke zu entwickeln? Stark gemacht hat mich: Eingeschränkt wurde ich durch: 43 Von der Schule als Lebensraum Wenn die Schule einen Lebensraum für Schüler bieten soll, gibt es zwei wesentliche Ansatzpunkte: Die Schule in Richtung "gesunde Schule" zu entwickeln - dies bedarf der Mitarbeit des gesamten Kollegiums und ist ein langfristiger Prozess. Mit dieser Frage beschäftigt sich der Teil 1: gesunde Schule. In Teil 2: “Konsequenzen für meinen Unterricht” finden Sie Gedankenanstöße und Ansätze, wie Sie Schüler in Ihrem Unterricht durch innovative Lernformen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen können. Schule als System Missstände in der Schule Seite 45 Lehrer und Schüler berichten darüber, was sie stört Was ist eine gesunde Schule? Seite 46 Gesunde Schule - eine Lösung Qualitätsanforderungen schulischer Gesundheitsförderung Seite 47 Schritte zu einer erfolgreichen Arbeit mit “Aktive Teens” Seite 49 Schaffen Sie optimael Bedingungen für die Aktiven Teens! Konsequenzen für den Unterricht Unterrichtsentwicklung Seite 52 Konsequenzen für Ihren Unterricht Seite 54 Das Internet zur Unterstützung sozialer Lernprozesse? Seite 56 Stationenlernen Seite 58 Patenschaften Seite 60 Kernpunkt von Schulentwicklung Mehr Partizipation durch soziale Lernprozesse Veränderte Lehrer-/Schülerrolle www.aktive-teens.de - was bietet die Plattform? Ein Dialog zwischen einer Referendarin und ihrer Mentorin Aufbau einer Patenschaft mit einer jüngeren Klasse, Schritte zu einer Patenschaft 44 Schule als Lebensraum Schule als System Missstände in der SchuleBetroffene äußern sich Es gibt sowohl auf Lehrerseite als auch auf Schülerseite sicherlich jede Menge Fälle, in denen Schüler und Lehrer sich unwohl fühlen. Einige Dinge lassen sich ändern, andere scheinen sich auf den ersten Blick nicht beeinflussen zu lassen. Folgende Beispiele sollen exemplarisch aufzeigen, welche Missstände an Schulen - und zwar in allen Schulformen - existieren können. Die Beispiele zeigen, dass Schüler und Lehrer gleichermaßen von Problemen betroffen sind. Simon (13), Schüler einer Hauptschule "Ich finde es absolut bekloppt, wie an unserer Schule mit dem Thema Rauchen bzw. Nichtrauchen umgegangen wird. Nicht, dass ich selbst rauchen will - das reizt mich ganz und gar nicht - aber unsere Lehrer predigen den anderen Schülern, die ab und zu mal zur Zigarette greifen, dass sie das nicht dürfen. Und im nächsten Moment zünden sie sich selbst eine Zigarette an - vor den Augen der Schüler. Wenn ich mir etwas für unsere Schule wünschen könnte, dann wäre das ein Rauchverbot für beide Seiten: Lehrer wie Schüler. Hermann M. (48), Lehrer einer Hauptschule "Es gibt einige Situationen, in denen ich mich als Lehrer gespalten fühle. Letzte Woche noch haben wir in der Schulkonferenz entschieden, einen Schüler meiner Klasse von der Schule zu verweisen. Ich weiß genau, dass er aus unheimlich schwierige Familienverhältnissen kommt und konnte ihm einfach nie die notwendige Unterstützung geben. Aber inzwischen hat er sich soviel geleistet da mussten wir etwas unternehmen. Der Meinung waren die anderen Kollegen einstimmig. Und objektiv gesehen, hätte ich sicherlich genauso entschieden. Mir sind bei der Konferenz auch irgendwie die Argumente ausgegangen." Jan (10), Schüler eines Gymnasiums "Unsere Schule ist der absolute Graus: Das Gebäude ist grauer als grau und in der Pause weiß man als Fünftklässler gar nicht, wohin. Die Großen haben wenigstens ihren Oberstufenraum, aber wir können immer nur blöd in der Aula auf das Klingeln warten, besonders wenn´s draußen kalt ist." Gerhard F. (58), Lehrer einer Sonderschule "Ich bin inzwischen schon fast dreißig Jahre im Schuldienst. Zu Beginn meiner Laufbahn dachte ich: An den Stress gewöhnst du dich schon noch. Wider Erwarten wurde es jedoch mit den Jahren immer schlimmer. Ich habe fast ständig Kopfschmerzen, kann nachts häufig nicht einschlafen und auch nach der Arbeit nicht richtig abschalten. Und das, obwohl es mir als Lehrer eigentlich gut geht. Die Schüler mögen mich, das Kollegium ist nett. Es sind die ganz normalen Alltagstätigkeiten, die mir zu schaffen machen." Patricia K. (29), Lehrerin eines Gymnasiums "Ich bin noch nicht lange als Lehrerin tätig. Gerade erst habe ich das Referendariat beendet und habe nun eine feste Stelle an einem Gymnasium. Und jetzt stehe ich eindeutig vor einem Problem, das mit dem hohen Alter der anderen Kollegen zusammenhängt: Ich hätte so tolle Ideen, wie wir neue Lernformen und vor allem fächerübergreifendem Unterricht praktizieren könnten - doch die Lehrer halten immer an ihren bisherigen Lehrmethoden fest und fühlen sich damit überlastet, sich auf etwas Neues einzulassen. Ich kann sie einfach nicht davon überzeugen, mal etwas Neues auszuprobieren.” 45 Schule als Lebensraum Schule als System Gesunde Schule - eine Lösung? Diese Meinungen machen deutlich, dass für eine gesunde Schule alle Seiten betrachtet werden müssen: die der Schüler, Eltern, Lehrer und des Verwaltungspersonals. Doch hierzu sollten wir erst einmal klären: Was bedeutet denn eigentlich "gesunde Schule"? Wann ist eine Schule gesund? Schule sollte vor dem Hintergrund einer gesunden Schule als ganzheitliches System betrachtet werden, in dem sich alles ineinander fügt und aufeinander Einfluss hat. Schließlich hat es eine vehemente Auswirkung auf die Schüler, wenn der Lehrer unzufrieden ist und diese Unzufriedenheit sich in einem lustlosen, routinierten, eintönigen Unterricht widerspiegelt. Umgekehrt erleichtern unzufriedene Schüler nicht gerade die Arbeit für den Lehrer, der lässt es womöglich an Kollegen aus und so leidet das ganze Klima im Kollegium. Wir können auch den Schulleiter als Ausgangspunkt nehmen: Ein uninteressierter, passiver Schulleiter, der seine Aufgaben nicht ernst genug nimmt, hemmt die Entwicklungsmöglichkeiten der Schule, der Schüler und der Lehrer. Doch nicht nur menschliche, sondern auch organisatorische Aspekte können das Schulleben positiv beeinflussen. So kann ein "Meckerkasten", der im Schulgebäude hängt, Schüler und Lehrer dazu animieren, auf Missstände hinzuweisen. Ein anderes Beispiel: Organisierte Klassen-Patenschaften können Schülern Unsicherheiten nehmen und so organisierte Hilfen in Form von älteren Ratgebern anbieten. Das Ziel, die eigene Schule in Richtung "gesunde Schule" weiter zu entwickeln, ist langfristig anzulegen. Langfristigkeit und Ganzheitlichkeit ist die Devise - keine punktuellen, kurzweiligen Änderun- 46 gen. Das heißt nicht, dass nicht an einem Punkt angefangen werden kann, die Zielrichtung sollte jedoch klar sein. Und die gesundheitsfördernde Schule? Ist eine gesunde Schule gleichzeitig eine "gesundheitsfördernde Schule"? Meistens ist dies schon der Fall: Denn bei der Frage, ob Schüler und Lehrer sich wohl fühlen, spielt die Gesundheit eine große Rolle. So fokussiert gesundheitsfördernde Schulentwicklung die Einbettung der Gesundheitsförderung in den Unterricht und das Schulleben. Jede Schule entwickelt gesundheitsförderliche Schwerpunkte und ein den spezifischen Gegebenheiten vor Ort entsprechendes Profil. Dementsprechend sollte auch Suchtprävention nicht isoliert betrieben werden, sondern ganzheitlich betrachtet werden. Schule steht heute in einem Spannungsfeld: Es besteht eine Diskrepanz zwischen den Bedürfnissen von Schülern und den Forderungen nach Expansion des Wissens. Die spezifische Zielsetzung der Schule ist auf Erziehung und Bildung von jungen Menschen gerichtet. Das heißt aber auch, dass auf ihre Bedürfnisse Rücksicht genommen werden muss. Schule sollte als Lebensumfeld, als Ort der Persönlichkeitsentwicklung von Schülern betrachtet werden. Schüler sollten die Möglichkeit haben, Schule als gesunden Lern- und Lebensort zu gestalten. Schule als Lebensraum Schulische Gesundheitsförderung Qualitätsanforderungen Gesundheitsförderung an Schulen wird durch viele Initiativen aktiv gefördert, wird an vielen Schulen bereits umgesetzt und setzt sich gerade deshalb der Gefahr aus, zu einem Schlagwort zu verkommen. Insbesondere an die schulische Gesundheitsförderung sind hohe Qualitätsansprüche zu stellen, weil Schulen einen besonders hohen Stellenwert in der Entwicklung von jungen Menschen einnehmen. Da schulische Gesundheitsförderung im Regelfall einem ganzheitlichen Konzept folgt, muss sich die Qualitätssicherung an der Struktur, dem Prozess und dem Ergebnis orientieren. Als Leitlinie können folgende Qualitätskriterien dienen. Integration in den Schulalltag: Schulische Gesundheitsförderung darf nicht abgehoben vom Arbeitsalltag in der Schule erfolgen, sondern muss auf unterschiedlichsten Ebenen in die schulischen Strukturen und Abläufe integriert werden. Dass zunächst nur einzelne Klassen in ein Projekt eingebunden werden, widerspricht dieser Qualitätsanforderung nicht. Das Ziel muss allerdings sein, den durch die Gesundheitsförderung entwickelten neuen Zugang zur Gesundheit in die gesamte Schulkultur zu übernehmen. Interdisziplinäre und hierarchieübergreifende Zusammenarbeit: Die Nutzung der Kompetenz von und die Kooperation mit allen in der Schule vertretenen Gruppen sind unabdingbare Voraussetzung für eine auf Dauer ausgerichtete Gesundheitsförderung. Dies bedeutet, dass die Schulleitung initiativ werdende Lehrer und Schüler sowie interessierte Eltern eine Steuerungsgruppe für die schulische Gesundheitsförderung bilden. Durchführung einer Ist-Analyse: Eine Bestandsaufnahme der die Schulumwelt beeinflussenden Faktoren, des gesundheitlichen Befindens von Lehrern und Schülern unter tätigkeitsbezogenen Anforderungen und Belastungen bilden die Ausgangsanalyse für ein Gesundheitsförderungsprogramm. Operationalisierbare Ziele: Zu Beginn des Gesundheitsförderungsprojektes müssen von der Steuerungsgruppe die schulischen gesundheitspolitischen Ziele und Teilziele konkret festgelegt werden. Kontinuität und Ganzheitlichkeit: Die schulische Gesundheitsförderung muss den Menschen als physisches, psychisches und soziales Wesen ansprechen und sie ist nur als ein kontinuierlicher Prozess zu begreifen, der in die schulische Organisation und die 47 Schule als Lebensraum Arbeitsabläufe eingebunden ist und auch die sich wandelnden Bedingungen in der Schule nachvollzieht. Offenheit und Partizipation: Schulische Gesundheitsförderung ist nicht frei von Interessenkonflikten. Deshalb ist es richtig, Entscheidungen für alle an diesem Prozess Beteiligten transparent zu machen. Beteiligung beginnt mit frühzeitiger und umfassender Information und reicht bis zur Einbindung der Betroffenen. Gesundheitsgerechte Gestaltung der Arbeitsumgebung: Die Arbeitsbedingungen an der Schule müssen in einer Weise gestaltet oder verändert werden, dass sie geeignet sind, die Gesundheit zu erhalten und gesundheitsgerechtes Verhalten zu fördern. Nutzen für die Schüler, Lehrer und Eltern: Gesundheitsförderung wird nicht um ihrer selbst Willen durchgeführt. Sie will zunächst den gesundheitlichen Nutzen für Schüler und 48 Lehrer erhöhen und deren Wohlbefinden verbessern. Wie die Erfahrungen gezeigt haben, ist damit sozusagen automatisch ein Nutzen für die Schule verbunden, der sich in einer Verbesserung der Bildungsqualität niederschlägt. Öffentlichkeitsarbeit: Gesundheitsförderung in der Schule muss sowohl innerhalb der Schule als auch bei Eltern und im Stadtteil oder der Gemeinde ein Gesprächsthema sein. Qualitätssicherung und Evaluation: Um sowohl den gesundheitlichen Nutzen für Schüler und Lehrer als auch den schulischen Nutzen nachweisen zu können, sind die Gesundheitsförderungsmaßnahmen ständig zu analysieren und zu bewerten und zwar sowohl bezüglich der vereinbarten Ziele als auch hinsichtlich unerwünschter Nebenwirkungen. Schule als Lebensraum Schule als System Schritte zur erfolgreichen Arbeit mit “Aktiven Teens” an der Schule Damit “Aktive Teens” nach der Klassenfahrt in der Schule fest implementiert werden kann, sind Lehrer gefragt. Wie schaffe ich es als Lehrer, den Aktiven Teens die notwendigen Rahmenbedingungen zu bieten, die ihre Arbeit ermöglichen und sie Früchte tragen lässt? Oder auch: Wie sieht der Nährboden aus, auf dem die Aktiven Teens langfristig gedeihen können? Folgende Schritte sollen Ihnen dabei helfen, den Aktiven Teens das Aktionsfeld Schule im Sinne einer "gesunden Schule" unterstützend zu gestalten: Bestandsaufnahme (Teil 1): Wie sieht es an meiner Schule aus? Um die Rahmenbedingungen in der Schule zu ändern, müssen Sie sich als Lehrer erst einmal klar darüber werden, wie der aktuelle Status ist. Hier bietet sich an, sich anhand folgender Checkliste selbst einige Fragen zu beantworten: Haben Schüler eine formelle Möglichkeit, ihre Anregungen zu wichtigen Fragen des Schullebens zu artikulieren? Gibt es ein Vorschlagswesen bzw. Beschwerdemanagement zu Fragen des Unterrichts, der Umwelt, Sozialem, der Ökonomie? Wie funktioniert es? Wie wird es angenommen? Bestandsaufnahme (Teil 2): Und wie sehen meine Schüler das? Jetzt haben Sie Ihren eigenen subjektiven Status. Doch wird dies auch von den Schülern so wahrgenommen? Ein Fragenkatalog kann dabei helfen, dies herauszufinden. Sie finden den Fragenkatalog als Kopiervorlage im Anhang. Seid ihr damit zufrieden, wie ihr das Schulleben mitgestalten könnt? (Skala von 1-5) Womit seid ihr besonders zufrieden? Womit seid ihr besonders unzufrieden? Unter welchen Voraussetzungen würdet ihr euch evtl. stärker engagieren? Gibt es greifbare Resultate? 49 Schule als Lebensraum Bestandsaufnahme (Teil 3): Was bietet die Schule den Aktiven Teens für Möglichkeiten, nach "außen" aktiv zu werden? Aktiv werden sollten die Aktiven Teens nicht nur innerhalb der Schule, vielmehr sollten sie auch außerhalb der Schule Möglichkeiten entdecken, wie sie sich engagieren können. Schließlich wird immer häufiger die "Öffnung der Schule" gefordert. Aber welche Möglichkeiten gibt es für die Schule, sich nach außen zu öffnen? Bei dieser Bestandsaufnahme soll Ihnen folgender Fragenkatalog helfen: Wie engagiert sich die Schule in der Kommune? Wie ist das Verhältnis zu Anwohnern? (z.B. Nachbarn engagieren sich für die Schule, z.B. Schule reagiert auf Probleme von Schülern - Nachbarschaft) Bestimmen Sie gemeinsam im Kollegium die Ziele für die Schule. Was wollen wir erreichen? Sprechen Sie das Thema in einer Lehrerkonferenz an. Diskutieren Sie gemeinsam, welche Ziele sich die Schule auf der Grundlage der Ergebnisse der Schülerbefragung setzen sollte. Folgende Fragestellungen eignen sich, um die Diskussion zu lenken: Was wollen wir bei unseren Schülern erreichen (auf persönlicher, sozialer, informativer Ebene)? Was bedeutet mehr Eigenbeteiligung der Schüler? Wie können wir die Eltern motivieren, sich am Schulleben zu beteiligen? Kooperiert die Schule mit dem Schulträger? Kooperiert die Schule mit anderen Schulen? Kooperiert sie mit Betrieben? Wie können wir den Weg für Eltern und Schüler vereinfachen, ihre Ideen, Anregungen und Kritik zu äußern (z.B. Meckerkasten)? Kooperiert die Schule mit Vereinen, Verbänden, Kirchen, Krankenkassen, Freizeiteinrichtungen, Hort, etc.? Das Thema sollte kontinuierlich in jeder Lehrerkonferenz auf der Tagesordnung stehen. Kooperiert die Schule mit Dritten, welche das Schulgelände mit nutzen (Sportverein, Volkshochschule etc.)? Diskutieren Sie gemeinsam, welche Maßnahmen Sie bzw. Ihre Schule zum Ziel führen! Wie weit sind Schüler Verflechtungen einbezogen? in diese Hier steht die Frage im Vordergrund, welche Schritte Sie zum Ziel führen. Es gibt Ziele, die jeder in seinem Unterricht eigenständig verfolgen kann, aber auch Ziele, die gemeinsam mit dem Kollegium in Angriff genommen werden müssen, um sie zu erreichen. Unterscheiden Sie bei der Zielbestimmung daher zwischen: Maßnahmen für den Unterricht (soziale Lernprozesse, Stationenlernen, mehr Gruppenarbeit, Klassenregeln etc.) Maßnahmen für die Schule als System (z.B. fächerübergreifende Projekte, rauchfreie Schule, mögliche Kooperationen mit außerschulischen Einrichtungen) Maßnahmen für das soziale Miteinander (z.B. Schülermentoren, Patenschaften) 50 Schule als Lebensraum Nehmen Sie sich nicht zu viel vor setzen Sie klare Prioritäten! Legen Sie nun fest, welche Maßnahme Priorität hat, damit ein Anfang gefunden wird. Zu viele Maßnahmen auf einmal überfordern Sie und ihr Kollegium und lassen die Motivation sinken. Nehmen Sie sich lieber Schritt für Schritt vor und legen Sie regelmäßige Treffen fest, um kontinuierlich an dem Thema weiterzuarbeiten! Am besten gelingt das Festlegen von Prioritäten durch eine Abstimmung. Je nach Anzahl der Maßnahmen darf jeder Lehrer 4-6 Punkte vergeben, die er verteilen darf, wie er möchte. So findet sich eine klare Reihenfolge für die Abarbeitung. Erklären Sie einen Lehrer zum hauptverantwortlichen” Aktive Teens” Lehrer! In jeder Lehrerkonferenz sorgt er dafür, dass folgende Punkte abgefragt werden: 1. Der Status bei der Abarbeitung des Maßnahmenplans (wo stehen wir?) 2. Die aktuell folgenden Schritte (was ist als Nächstes zu tun?) 3. Die bisherigen Schritte und deren Wirkung (klappt alles so wie geplant? Was sollten wir ändern? Müssen die Folgeschritte neu überdacht werden?) Beziehen Sie die Eltern mit ein! Am besten gelingt dies durch regelmäßige Informationsschreiben an die Eltern. Klären Sie die Eltern über die Pläne der Schule auf und lassen Sie ihnen Raum, um daran mitzuwirken. Eine Möglichkeit besteht zum Beispiel darin, das Schreiben der Informationen bzw. Newsletter in den Unterricht einzubeziehen und so die Schüler berichten zu lassen. Dies erspart Ihnen zusätzlichen Arbeitsaufwand und ermöglicht eine Berichterstattung von der eigentlichen Zielgruppe. Die Aufgabe des hauptverantwortlichen “Aktive Teens” Betreuers liegt darin, den Schülern als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Aus diesem Grund sollte es ein Lehrer sein, dem die Schüler vertrauen. Es liegt nahe, dass der Klassenlehrer der “Aktiven Teens” Klasse diese Aufgabe übernimmt. Außerdem sollte der verantwortliche Lehrer dafür sorgen, dass das Thema (gesunde Schule - Maßnahmenplan) kontinuierlich in der Lehrerkonferenz angesprochen wird und der Maßnahmenplan verfolgt wird. Der Verantwortliche sollte von anderen Verantwortungen der Einzelmaßnahmen entbunden werden - er hat eher die Aufgabe eines Koordinators. 51 Schule als Lebensraum Innovation im Unterricht Unterrichtsentwicklung als Kernpunkt von Schulentwicklung Sie sind bereit, neue Wege zu gehen, um eine gesundheitsfördernde Schule zu erreichen? Dann stehen Sie am Anfang eines Projektes. Wie bei jeder Projektplanung ist die Zielplanung dabei das Wichtigste. Aus den Zielen lassen sich Schritte zu ihrer Umsetzung herleiten. Deshalb ist eine genaue Zieldefinition die wichtigste Voraussetzung für ein erfolgreiches Projekt. Verschaffen Sie sich zu Beginn ihrer Überlegungen die Klarheit, welchen Hebel Sie ansetzen wollen. Wollen Sie die Schule als System zur gesundheitsfördernden Schule entwickeln, wollen Sie in Ihrem Unterricht dieses Ziel verfolgen oder setzen Sie mehr auf die Entwicklung von Persönlichkeiten? Jeder dieser Ansätze stellt einen praktikablen Weg zur Umsetzung einer gesundheitsfördernden Schule dar und sicher sind alle Wege sehr eng miteinander verbunden. Da der Unterricht der Kernbereich der Lehrertätigkeit ist, favorisieren wir diesen Weg, weil er einen überschaubaren und praxisrelevanten Handlungsbereich darstellt. Im herkömmlichen Unterricht findet selbstständiges, eigenverantwortliches Handeln in der Regel nur sehr bedingt statt. Daher ist es wichtig, Lernen aus eigener 52 Verantwortung zu fördern, individuelle Entwicklungsziele zuzulassen und einen methodisch hohen Grad an Selbsttätigkeit und Selbststeuerung zu ermöglichen. Konzepte neuer Lernformen In den letzten Jahren entwickelte die pädagogische Forschung zahlreiche Methoden innovatorischer Arbeit im Unterricht, wie Freiarbeit, offener Unterricht, Wochenplanarbeit, Stationenlernen, Projektarbeit und andere Formen des eigenverantwortlichen Lernens von Schülern. Lehrer, die sich auf die Kultivierung neuer Lehr- und Lernformen einlassen, verspüren nicht selten eine höhere Berufszufriedenheit, ein Ansteigen des Lernerfolges bei Schülern und eine höhere Zufriedenheit im Beruf. Jede dieser Methoden ist darauf ausgerichtet, das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen von Schülern zu unterstützen, um ein höheres Maß an Schlüsselqualifikationen wie soziale Kompetenz, Fachkompetenz, Methodenkompetenz und persönliche Kompetenz zu erreichen. Voraussetzungen bei Schülern Will man neue Unterrichtsmethoden einsetzen, so sind zunächst die Fähigkeiten von Schülern schrittweise zu entwickeln, die eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen voraussetzen. Hierzu gehört die Übernahme von Verantwortung, das selbstständige Arbeiten, die Fähigkeit, miteinander kooperieren zu können, zu planen und Probleme zu lösen. Man erreicht dies zum Beispiel, indem Schüler im Unterricht dazu angehalten werden, selbstständig nach Informationen zu suchen (in Fachbüchern, im Internet etc.), ein Straßeninterview vorzubereiten Schule als Lebensraum und durchzuführen und erhaltene Ergebnisse gemeinsam auszuwerten und zu präsentieren. Notwendigerweise müssen Schüler dabei elementare Lern- und Arbeitstechniken beherrschen, wie Lesen, Markieren, Visualisieren und Notizen machen. Gleichfalls bedeutend ist das Beherrschen von elementaren Kommunikations- und Kooperationsmethoden wie das aktive Zuhören, die Diskussion, das Feedback und das Brainstorming. Eine weitere Grundlage zur selbstständigen Arbeit ist der vertraute Umgang mit zentralen Makromethoden, wie z.B. Rollenspiel, Planspiel, Facharbeit und Arbeiten mit einer Lernkartei. Diese Fähigkeiten und Fertigkeiten von Schülern können im Unterricht entwickelt werden, ohne dass sich der Unterricht radikal ändern müsste. Eine zentrale Bedeutung erfährt jedoch die bewusste Planung dieser Lernprozesse, weil sie das Ziel verfolgen sollte, mit wachsender Fähigkeit der Schüler auch den Unterricht zu innovieren, indem der Weg vom Frontalunterricht zu einem Unterrichtsprozess des eigenverantwortlichen Arbeitens und Lernens von Schülern vorbereitet wird. Durch die vielfältigen aktiven und interaktiven Lernhandlungen lernen Schüler Verantwortung zu übernehmen: in Selbstverantwortung durch eigenständiges Problemlösen und eigenständiges Erarbeiten von Sachverhalten und in Mitverantwortung, weil sie in Arbeitsgruppen und Partnerarbeit für das Ergebnis der Gruppe verantwortlich sind. Offene Unterrichtsformen Die zentrale Idee ist es also, die Erziehungsziele Selbstständigkeit und Mündigkeit konsequent in entsprechende Unterrichtspraktiken umzusetzen. Offenes Lernen ist Anregung und Ermunterung, sich mit einer neuen Lernkultur auseinanderzusetzen, das Wagnis einzugehen, den Unterricht völlig neu zu gestalten, seinen eigenen Standpunkt als Lehrer zu überdenken und neu zu bestimmen. Offene Unterrichtsformen verlangen nach didaktisch-methodischer Differenzierung und Lernen an Projekten. Die Schüler wählen aus verschiedenen Angeboten aus und lernen dabei, im räumlichen Nebeneinander zu arbeiten, Rücksicht zu nehmen und Partner zu suchen. Sie erwerben Fertigkeiten, mit denen sie sich zunächst in der Schule und dann in Zukunft selber Zugang zu Wissen, das für sie relevant ist, verschaffen können. Handlungsanregungen Natürlich kann die Umsetzung einer schrittweisen Innovation Ihres Schulunterrichts auch auf unterschiedliche Hemmnisse stoßen, sei es von den Schülern, den Eltern oder auch vom eigenen Kollegium. Deshalb ist es empfehlenswert, sich zunächst um Bündnispartner im Kollegium zu kümmern. Zu zweit oder zu dritt entwickelte Innovation im Schulalltag fällt wesentlich einfacher und ist kreativer als das Einzelkämpfertum. Und natürlich erwachsen aus Innovationen in Ihrem Unterricht auch Forderungen an das System Schule, wie die Deckung des Fortbildungsbedarfs, die Entwicklung kooperierender Lehrformen und das Verlassen einer organisatorischen Fokussierung auf ein 45 Minuten Unterrichtsmodell. Damit ist der Weg von der Innovation im Schulunterricht zur Schulentwicklung im Sinne einer gesundheitsfördernden Schule vorgezeichnet. 53 Schule als Lebensraum Innovation im Unterricht Konsequenzen für Ihren Unterricht Jede Einsicht ist zwecklos, wenn daraus keine Konsequenzen gezogen werden. Selbst wenn ich eingesehen habe, dass ich die Persönlichkeit der Schüler stärker unterstützen sollte - welche Konsequenzen ergeben sich nun daraus für mich als Lehrer? Was bedeutet das für meinen alltäglichen Unterricht? Die Kernbegriffe hierbei sind "Partizipation" und "soziales Lernen". Die Partizipation der Schüler bezieht sich zum einen auf die Partizipation in der Schule im Allgemeinen und auf die Möglichkeiten der Partizipation der Schüler im Unterricht im Speziellen. Mehr Partizipation- was bedeutet das für das Schulleben? Schüler fühlen sich häufig machtlos. Insbesondere in der Schule denken sie, dass sie sowieso keinen Einfluss nehmen können. Häufig ist das für Lehrer sogar einfacher - auf den ersten Blick. Denn es kann ja nur Unruhe in der Klasse geben, wenn jeder Schüler meint, seine eigenen Ideen durchsetzen zu müssen. Vielleicht gerät die "schulische Ordnung" 54 durcheinander und der schulische Alltag artet womöglich in Chaos aus, wenn meine Schüler ihre Rechte kennen und auch noch darauf bestehen, diese durchzusetzen. Kein Lehrer würde solche Gedankengänge zugeben und vermutlich denkt auch kein Lehrer wirklich so. Schließlich ist jedem Lehrer bewusst, dass es Ziel sein sollte, junge Menschen auf eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben vorzubereiten - und die dafür notwendigen Motivation zu wecken bzw. Fähigkeiten zu vermitteln. Ebenso ist jedem Lehrer klar, dass eine solche Zielsetzung auch vielleicht sogar vorwiegend - im Lebensraum Schule verfolgt werden muss. Schließlich verbringt die Jugend eine beträchtliche Zeit dort. Wenn Schüler nicht bereits in der Schule lernen, sich aktiv einzubringen und anstelle dessen die Umstände, die ihr Leben bestimmen, passiv so hinnehmen wie sie sind, werden sie auch im späteren Leben nicht in der Lage sein, selbstbestimmt zu handeln. Fakten (Untersuchung der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2001) Annähernd zwei Drittel der Schüler geben an, Ausflüge und Schulveranstaltungen mitorganisieren zu dürfen. Auch die Möglichkeit, sich an der Ausgestaltung der Schule beteiligen zu können, wird von fast zwei Dritteln bejaht. Die Mitbestimmung bei der Auswahl der Freizeitangebote wird von den befragten Schülern etwas kritischer gesehen, hier stimmen nur knapp 60 Prozent zu. Die stärker den Unterricht betreffende Frage nach der Mitgestaltung von Projekttagen liegt wieder im Trend der beiden ersten Items und wird von zwei Dritteln positiv gewertet. Demgegenüber gibt ein Drittel der Schüler an, gar nicht oder eher nicht an der Gestaltung des Schullebens mitwirken zu dürfen. Schule als Lebensraum Partizipation - was bedeutet das für meinen Unterricht/ meine Klasse? Themen wollt ihr am liebsten behandeln? Welches Buch wollt ihr behandeln?), Die schulischen Rahmenbedingungen bilden nur eine Dimension der Partizipation. Für mich als Lehrer stellt sich jedoch auch die Frage, was ich in meinem Unterricht bzw. in meiner Klasse tun kann, um Partizipation der Schüler zu fördern und zu fordern. Auswahl unterschiedlicher Lernformen (wollt ihr die Aufgabe lieber in Gruppenarbeit oder in Einzelarbeit lösen?), Was bedeutet Partizipation für meinen eigenen Unterricht? Wie kann ich meine Schüler am Lernen partizipieren lassen? Für den Unterricht bzw. das Geschehen in der Klasse heißt das, den Grundstein, den Schüler für Partizipation als Fundament brauchen, zu legen. Erreicht wird dies durch soziale Lerntechniken. Dies fängt bei Lernformen an wie z.B. Aufgaben in Gruppenarbeit lösen zu lassen. Doch gibt es auch soziale Lernübungen (zur Wahrnehmung, Partner-, Gruppenarbeit, Interaktionsspiele) deren Zielsetzung eher im Erwerb sozialer Kompetenz liegt. Regelmäßige Interessensabfrage bei den Schülern (was bewegt euch im Moment?). Zum anderen bedeutet es für den Unterricht, die Schüler - im Rahmen des Möglichen - auf das Unterrichtsgeschehen Einfluss nehmen zu lassen. So kann ich als Lehrer Schüler mitentscheiden lassen durch: Auswahl unterschiedlicher Schwerpunktthemen (Welche der an der Tafel stehenden Aufgaben, die viel kreativen Freiraum lassen Ermöglichen individueller schwerpunkte, Interessens- Fakten (Untersuchung der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2001) 68 Prozent der befragten Schüler sind der Auffassung, den Unterricht so hinnehmen zu müssen, wie er ist, gut zwei Drittel nehmen ihn folglich als unbeeinflussbar wahr. Ca. zwei Drittel geben an, dass eine Mitentscheidung im Unterrichtsgeschehen nicht oder nur mit Einschränkung möglich sei. Bei der Frage, ob man durch gute Vorschläge den Unterricht beeinflussen kann, ist knapp die Hälfte (48,1 Prozent) der Schülerschaft der Meinung, dies nicht oder nur eingeschränkt tun zu können. 55 Schule als Lebensraum Innovation im Unterricht Das Internet zur Unterstützung sozialer Lernprozesse? Ein immer wieder unterschätztes Medium, um offene und auch soziale Lernprozesse zu fördern, ist das Internet. Die Möglichkeiten werden zwar immer wieder von Fachleuten betont, doch können viele Lehrer nur wenig damit anfangen. In welcher Weise fördert das Internet Lernprozesse und Lernerfahrungen, die mit anderen Medien nicht möglich wären? Und wie verändert sich die Rolle des Lehrers dadurch? Auslöser für die veränderte Schüler- und Lehrerrolle ist jedoch nicht das Internet: Vielmehr sind die veränderten gesellschaftlichen Anforderungen, die ein lebenslanges Lernen unabdingbar machen, Auslöser für ein notwendiges verändertes Lehrer-Schüler-Verhältnis. Trotzdem trägt das Internet dazu bei, die neue Schüler- und Lehrerrolle zu unterstützen. Um die Eigenaktivität der Schüler zu fördern und individuelle Konstruktionsprozesse zu ermöglichen, muss eine weitgehende Selbststeuerung des Lernprozesses angestrebt werden. Eine solche Selbststeuerung ist in der herkömmlichen Lehrer- und Schülerrolle nicht erreichbar. Die Funktion der neuen Medien ist in diesem Fall eine unterstützende. Sie können als Werkzeug dienen, damit der Lehrende seiner Rolle als Organisator und Berater gerecht werden kann. Veränderung der Rolle von Lehrern Die Autorität des Lehrenden bewährt sich in diesem 56 Prozess vor allem darin, den Lernenden zu helfen, eigenständiges, reflektierendes und intelligentes Lernen selbst zu erlernen. Der Lehrer verfügt nicht mehr in erster Linie über vorgegebene Lehrbestände, sondern vielmehr über die Kompetenz, die Vielfalt der Informationen auf nachvollziehbare und kooperative Weise zu kanalisieren. Lehrer sind keine reinen Wissensvermittler mehr, sondern ihnen kommt mehr und mehr die Rolle des Förderers und Motivators zu. Sie sollen den Schülern als Wegweiser durch den Lernprozess dienen, also die Führung und Unterstützung der Schüler in der Frage übernehmen, wie man lernt. Ihre Aufgabe ist es, den Lernenden möglichst vielfältige kommunikative Situationen zur Problemlösung zu ermöglichen. Bei Prozessen der Informationssuche und des sozialen Lernens moderiert die Lehrperson und vermittelt zwischen den Lernenden. Wenn Kinder dazu in die Lage versetzt Schule als Lebensraum werden sollen, ihre eigenen Lernprozesse selbst zu steuern, muss der Lehrer sie als Lernhelfer untersützen. Veränderung der Rolle von Schülern Interviews haben ergeben, dass Schüler durch das veränderte Lehrer-Schüler-Verhältnis eigenaktiver und motivierter waren. Offensichtlich ist: Der Schüler muss seine Einstellung zum Lernen völlig ändern. Er muss sich nun in eigener Regie durch den Umgang mit den vielfältigen Medien sein persönliches Wissen aneignen. Dabei kann ihm der Computer als Daten- und Wissensquelle behilflich sein. Diese neue Form der Wissensverarbeitung erfordert vom Schüler Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit. Damit der Schüler den Umgang mit Wissen und dessen Gebrauch optimal einsetzen kann, muss er zuerst gewisse Lernstrategien entwickeln, die ihm den richtigen Weg weisen. Selbstverständlich würde es den Rahmen dieses Heftes sprengen, auf die umfassenden Vorteile und Potenziale des Internets zur Unterstützung von Lernprozessen im Detail einzugehen. Jeder Lehrer hat inzwischen wohl bereits zu Genüge gelesen bzw. gehört, dass das Internet im fachlichen Unterricht Zusammenarbeit und Kommunikation unterstützen kann und handlungsorientiertes und fächerübergreifendes Lernen fördert. Daher wenden wir uns doch lieber der Praxis zu. So finden Sie im Anhang Unterrichtsbeispiele, in denen das Internet zur Unterstützung offener Lernprozesse und somit zur Förderung von Kommunikation und Zusammenarbeit speziell mit dem Fokus auf dem Thema Sucht eingesetzt wird. www.aktive-teens.de Was bietet die Plattform? Die Plattform soll Ihnen nach Abschluss der Klassenfahrt die Betreuung der Aktiven Teens erleichtern. So finden Sie hier Materialien zum Download, Internet-Rallyes zu den Schwerpunktthemen des Projekts und Infos rund um das Projekt bzw. Erfahrungsberichte anderer Schulen. Die Inhalte der Plattform überschneiden sich teilweise mit den Inhalten des Lehrerhefts, doch bietet die Plattform einige Materialien als Download, so dass Sie die Vorlagen (wie Eltern- oder Schüleranschreiben) nicht selbst schreiben müssen. Hinzu kommen Internet-Rallyes zu den Schwerpunktthemen "Schule", "Sucht" und "Persönlichkeit", die Sie im Unterricht als OnlineLernspiel zur abwechslungsreichen Informationsvermittlung einsetzen können. Außerdem soll die Plattform Platz für Erfahrungsberichte (von “Aktive Teens” Lehrern und Schülern) bieten - so sollen sich die Lehrer der nachfolgende Projekte hier informieren können, welche Erfahrungen in bisherigen “Aktive Teens” Projekten gemacht wurden. Internetrallyes zu den Themen Bei der Internet-Rallye handelt es sich um ein Online-Lernspiel, das zur Unterrichtsvorbereitung zu dem ausgewählten Thema (Sucht, Persönlichkeit, Schule) zu Beginn einer Unterrichtsreihe eingesetzt werden kann, um den Schülern auf eine abwechslungsreiche und interaktive Weise die Grundlagen über das neue Thema zu vermitteln. Eine Rallye besteht aus etwa 10-15 Fragen, auf die vier verschiedene Antwortmöglichkeiten zur Wahl stehen. Die Kinder finden die Antworten, indem sie den vorgegebenen "Hilfe-Link" zu interessanten Websites zum entsprechenden Thema nutzen, auf denen die Lösungen zur gestellten Frage zu finden sind. Dieses innovative Ratespiel fungiert also im Sinne einer "guided tour" für Kinder durch das Netz. Der Vorteil der Internet-Rallye ist der doppelte Nutzen, der sich für Kinder bei der Teilnahme ergibt: Einerseits erlernen Sie spielerisch den Umgang mit einem neuen Medium (Informationsrecherche), andererseits werden durch die geführte Tour Grundlagen über das gewählte Thema vermittelt, indem die Schüler sich eigenaktiv und selbstgesteuert mit dem gewählten Schwerpunktthema auseinandersetzen. Auf der Plattform www.aktive-teens.de finden Sie analog zu den Themen der von uns vorgeschlagenen Unterrichtsbausteine Internet-Rallyes zu den Themen Sucht, Persönlichkeit und Schule. 57 Schule als Lebensraum Innovation im Unterricht Stationenlernen zur Förderung selbstständigen Handelns Referendarin Ute plant eine Unterrichtseinheit zum Thema "Gefahren des Rauchens" und trifft sich mit ihrer Mentorin Claudia. Das Gespräch mit Bernd, ihrem Ausbildungslehrer, hat sie darauf gebracht, methodisch ein Konzept des "offenen Unterrichts" zu verfolgen. Dabei will sie den Unterricht durch das Lernen an Stationen gestalten. Claudia: Also Ute, deine Idee, die Unterrichtseinheit über Stationenlernen zu gestalten finde ich sehr gut. Wenn dir diese Einheit gelingt, hast du erhebliche Erfahrungen gesammelt, wie du Schülern einen eigenständigen Weg zur Erarbeitung des Stoffes öffnest. In der Reflexion der Stunde würde ich dabei gerne auf deine Wahrnehmungen eingehen, wie sich deine Rolle als Lehrerin durch diese Unterrichtsform verändert. Ute: Ohne die Ergebnisse schon vorweg zu nehmen, glaube ich, dass ich zwar größere Vorbereitungen für den Unterricht treffen muss, aber dass ich während des Unterrichts wesentlich mehr Zeit finde, mich um einzelnen Gruppen oder Schüler zu kümmern. Ich habe diese Form gewählt, weil ich das Lernen aus eigener Verantwortung fördern möchte und einen hohen Grad an Selbsttätigkeit und Selbststeuerung ermöglichen möchte. Vor allem bei diesem Thema ist es meines Erachtens 58 notwendig, Schüler lernen zu lassen, anstatt sie zu belehren. Claudia: Ja, genau das meine ich ja. Wenn du in deiner Planung so an den Unterricht gehst, muss du aber darauf achten, dass deine Angebote an den Stationen den unterschiedlichen kognitiven Voraussetzungen der Schüler entsprechen und dass du versuchst wirklich alle Sinne in den Aufgaben anzusprechen. Ich kann dich nur ermutigen, die unterschiedlichsten Materialien und Lernformen, wie eine Hörkassette, wie Stoffe zum Riechen und Fühlen, wie Schreiben, Lesen und Sehen, wie das Internet und der Computer, sich bewegen und spielen oder Buntstifte und Knete einzusetzen. Nur so gibst du den Schülern Gelegenheit zu selbstständiger Arbeit nach eigener Wahl und die Gelegenheit, ihren eigenen Rhythmus zu finden. Sie erwerben sich so Fertigkeiten, mit denen sie sich zunächst in der Schule und dann in Zukunft selber Zugang zu Wissen, das für sie relevant ist, verschaffen können. Ute: Und ich glaube auch, dass mit diesem Ansatz das soziale Lernen der Schüler erheblich gefördert wird. Bei der Planung bin ich bisher so vorgegangen, dass die Schüler Arbeitspläne mit Pflicht- und Wahlaufgaben erhalten und einen bestimmten Zeitrahmen zur Verfügung gestellt bekommen, der pro Station nicht mehr als 15 Minuten in Anspruch nimmt. Bei den Aufgaben erhalten die Schüler Wahlmöglichkeiten bezüglich der Zeiteinteilung, der Reihenfolge der Aufgaben und der vorgegebenen Sozialform wie Einzel-, Paar-, Gruppenarbeit. Claudia: Achte aber darauf, dass du den Schülern die Durchführung von Selbstkontrollen durch Genauigkeit in der Arbeit und das Erkennen von Fehlern ermöglichst. Dabei kannst du dich als Lehrerin auch zurückziehen. Versuche methodisch die Selbstkontrolle und die Kontrolle untereinander eher zu fördern. Nur so gibst du deinen Schülern die Möglichkeit, durch Selbsteinschätzung und Reflexion des eigenen Lernfortschritts die eigenen Lernbedürfnisse zu erkennen. In der eigenständigen Planung und Durchführung der nächsten Schritte übernehmen Schüler Verantwortung, so dass die selbstständige Gestaltung und Planung des eigenen Lernprozesses möglich wird. Schule als Lebensraum Ute: Ich sehe das genauso. Aber ich möchte dich noch um ein paar Tipps bitten, weil ich meinem Fachlehrer die Unterrichtseinheit vorher noch vorlegen muss, und er ist eher skeptisch. Was sollte ich bei der Organisation beachten? Claudia: Ich kann dir zwar nicht die gesamte Arbeit ersparen, aber einige Tipps kann ich dir doch geben. Bei der Organisation der Stationen musst du darauf achten, dass möglichst viele Wahlstationen vorhanden sind, nimm die Pflichtstationen nur dann, wenn du wirklich Grundlagen erarbeiten lässt. Dann sollte natürlich jede Station eindeutig gekennzeichnet sein und dir und den Schülern sollte auch die Abhängigkeit der einzelnen Stationen untereinander klar sein. Lass vor allem keine Einbahnstraßen entstehen. Ute: Okay, gibt es denn sonst noch etwas zu beachten bei der Organisation? Claudia: Es versteht sich ja von selbst, dass an jeder Station genügend Material vorhanden ist. Aber ein Fehler, der häufig gemacht wird, ist der, dass Schüler mit dieser Art der selbstständigen Erarbeitung Schwierigkeiten haben. Deshalb kläre vorab mit ihnen die wichtigsten Regeln. Dies betrifft nicht nur Regeln der Zusammenarbeit in Zweiergruppen oder Teams, sondern vor allem auch die Art, in welcher Weise die Ergebnisse gesichert werden sollen und wie diese Ergebnisse dokumentiert werden. Wenn du Hausarbeiten vorsiehst, muss den Schülern klar sein, wann diese fertig gestellt sein müssen. darauf achten, dass die Ergebnisse des Projektes zusammengefasst werden. Dies kannst du zum Beispiel mit einem abschließenden Spiel, einer abschließenden Diskussion erreichen. Und natürlich sollte das gemeinsame Ergebnis auch optisch dargestellt werden, wie zum Beispiel auf einem Plakat oder auf einer Wandzeitung. Ute: Ich glaube, dass ich damit eigentlich alles habe. Fällt dir noch etwas ein, auf das ich zu achten hätte? Claudia: Eigentlich ist es ja die Aufgabe deines Fachlehrers. Da er aber diese Art des Unterrichts nicht zu kennen scheint, gebe ich dir noch den Tipp, dass du die Eltern der Schüler auf einem Elternabend sowohl über das Thema der Unterrichtseinheit aufklären solltest und dabei auch ein großes Gewicht auf die Darstellung der Unterrichtsform des "offenen Lernens" legen musst, weil es vorkommt, dass Eltern durch die Schilderungen ihrer Kinder irritiert sind. Ute: Und was mache ich mit den Schülern, die sich krank gemeldet haben oder die keine Lust haben? Claudia: Jeder von uns ist manchmal nicht leistungsfähig. Deshalb richte für diese Schüler einen Freiraum ein, in den sie sich zurückziehen können, ohne die anderen Schüler zu stören. Bei Krankmeldungen musst du genaue Regeln aufstellen, wie Schüler ihren Rückstand aufholen können. Ute: Das ist gut. Jetzt brauche ich nur noch einige Tipps von dir, wie ich das Projekt beende. Ich komme da einfach nicht weiter. Claudia: Im Kern musst du auf drei Faktoren Rücksicht nehmen. Jeder Schüler hat am Ende des Projektes eine eigenständig geführte Mappe, in der seine Arbeiten dokumentiert sind. Dann musst du 59 Schule als Lebensraum Innovation im Unterricht Aufbau einer Patenschaft mit einer jüngeren Klasse Projektinitiative Im günstigsten Fall geht die Initiative für ein Projekt von Schülern aus. Dennoch darf aber nicht übersehen werden, dass auch Lehrer als Mitglied der Projektgruppe den Vorschlag einbringen können. In Klassen, die in dieser Arbeitsform wenig geschult sind, wird dies sicherlich notwendig und auch richtig sein. Projektskizze In dieser Phase stehen vor allem die Interessen und Wünsche der Schüler im Mittelpunkt. Sie machen erste Gestaltungsvorschläge, bringen Ideen und Zielvorstellungen ein. Projektplanung Aus diesem Interessenfeld entwickelt sich ein zielgerichteter, konkreter Plan. Grob vorstrukturiertes Material und Gestaltungsvorschläge, die von der Lehrkraft zur Verfügung gestellt werden, sind dabei ebenso hilfreich wie die Ideen und Informationen, die von den Jugendlichen selbst zusammengetragen werden. Projektdurchführung Je nach Fähigkeit und Erfahrung der Schüler mit dieser Sozialform, organisieren sie ihr Tun selbstständig und übernehmen damit Eigenverantwortung für das Gelingen. Beim gemeinsamen Handeln sind gegenseitige Rücksichtnahme und Kooperation notwendig. Dabei werden immer wieder Fixpunkte in der ganzen Klasse zur gegenseitigen Information eingeschaltet: Die Gruppen berichten über ihre Arbeit, offene Fragen werden eingebracht, Ideen und Anregungen ausgetauscht, so dass die Arbeit nach eventuellen Stockungen wieder in Fluss kommt. 60 Arbeitsmaterialien 61 Materialien im Überblick Die Materialien sollen Ihnen Hilfestellungen geben, um das Projekt "Aktive Teens" im Speziellen, aber auch die Anregungen zur Unterrichts- und Schulgestaltung im Allgemeinen effektiv umsetzen zu können. So finden Sie hier zu jedem Oberthema (Sucht, Persönlichkeitsentwicklung und Schule/Unterricht) Unterrichtsbausteine, die Sie im Unterricht verwenden können. Außerdem finden Sie Kopier-Vorlagen, Vordrucke für Eltern-Anschreiben, Checklisten etc., auf die im Heft bereits an entsprechender Stelle hingewiesen wurde. Sucht Übersicht: Unterrichtsbausteine zum Thema Nikotin/Sucht Seite 63 Persönlichkeit Übersicht: Unterrichtsbausteine zum Thema Persönlichkeit Seite 88 Materialien zur Elternarbeit Seite 115 Eltern stärken - ein dialogisches Seminar: Konzept mit und für Eltern Seite 116 Schulentwicklung Übersicht: Unterrichtsbausteine zum Thema Schul-/Unterrichtsentwicklung Checkliste für die Bestandsaufnahme in der Schule Seite 131 Beispiele für Schwerpunktthemen gesundheitsfördernde Schule Seite 134 Vorlage: Elterninformation. Information zum Thema Suchtmittelgebrauch an unserer Schule. Vereinbarung für eine rauchfreie Schule; Seite 135 Vorlage: Schüler-Anschreiben: Unsere Schule auf dem Weg zu einer rauchfreien Schule 62 Seite 120 Unterrichtsbausteine zum Thema Nikotin/Sucht Übersicht Unterrichtsbaustein Inhalte Seite Suchtsack Einstieg (Einführung zum Thema Sucht): Was haben die Gegenstände im Suchtsack mit dir zu tun? Seite 64 Karusselldiskussion Einführung zum Thema Nikotin: Schüler werden so auf das Thema und ihre eigene Betroffenheit eingestimmt. Seite 66 Gruppenarbeit im Internet Es werden vier Gruppen gebildet, die sich anhand der vorliegenden Linkliste und mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten in die Themen Tabak, Sucht, Gesundheit und Umwelt einarbeiten. Aus den Ergebnissen wird ein Tabakquiz erstellt. Seite 68 Sucht Einführungsspiel Dieses Spiel konfrontiert Schüler mit verschiedenen Suchtformen, die einen erweiterten Suchtbegriff verdeutlichen Seite 72 Lernplakat Rauchen Die Schüler bearbeiten anhand eines vorgefertigten Arbeitsblattes unterschiedliche Zeitungsartikel über das Rauchen. Seite 79 Tabakquiz So wird das selbst erstellte Tabakquiz gespielt! Rollenbeispiel Teamarbeit (2 Schüler) In einem Rollenspiel sollen die Schüler sich in die Rolle eines Pärchens “Raucher” und “Nichtraucherin” hineinversetzen und mögliche Konflikte durchspielen. Flucht und Sucht Rauchen macht abhängig. Man hat festgestellt, dass süchtiges Verhalten oft auch eine Flucht ist. Eine Flucht vor unangenehmen Gefühlen (Ich rauche, weil ich mich langweile). Mit diesem Arbeitsblatt sollen Schüler ihre eigenen Fluchten erkennen/kontrollieren. Gefühlsbälle Sensibilisierung der Schüler auf das Aufeinanderwirken von Geist und Körper bei verschiedenen Gefühlen So sollte die Welt aussehen, in der ich mich wohlfühle Die Schüler sollen gemeinsam, in Teamarbeit, Einzelarbeit oder Gruppenarbeit die Wandzeitung zum Thema "Eine Welt voll Harmonie" gestalten. Ich gestalte meine Welt Damit ich mich wohl fühlen kann, sollte sich folgendes in meiner Klasse, in meiner Clique, in meiner Familie, bei mir ändern. Seite 81 Seite 82 Seite 84 Seite 85 Seite 86 Seite 87 63 Suchtsack Suchtsack - Ablauf Ziele: Die Schüler sollen zum Thema "Sucht" hingeführt werden. Es soll deutlich werden, dass der Begriff "Sucht" über die üblichen Suchtmittel hinausgeht und dass Gewohnheiten schnell zur Sucht werden können. Sie sollen erkennen, dass erst bei maßlosem Konsum oder bei Konsum als Ersatzfunktion der Gebrauch vieler Gegenstände problematisch wird. Dauer: ca. 30 - 45 Minuten Material: Stoffbeutel mit den Inhalten: eine (leere) Zigarettenschachtel, eine Tüte Gummibärchen, ein Joystick, eine Fernbedienung, leere Playstation-Spielehüllen, Tablettenschachtel, Fernsehzeitung, Comics, Sammelbilder, Bierdose, Kartenspiel, Werbung aus Zeitungen (Kinderspiele etc.), Videokassette, Kondome, Alkopops, Sekt, Computerzeitung, Modezeitschrift, Haarspange, Wetgel, Billigschmuck, Putzlumpen, Videospiele, Schminke etc... Vorbereitung: Den "Suchtsack" zusammenstellen, Arbeitsblätter kopieren Ablauf: Die Gegenstände werden blind reihum von den Schülern aus dem Sack geholt. Der Gegenstand wird allen gezeigt. Methodische Alternative: -- Gegenstände offen auslegen -- Jeden Gegenstand in einen Sack packen. (aus: Dietrich Bäuerle, Georg Israel, Dirk Rasel, Suchtvorbeugung in den Schulen der Sekundarstufen I und II, Band I: Konzeption, Fachliche Grundlagen, Rechtsaspekte, 2001) 64 Suchtsack Gesprächsimpulse 1. Welche Spiel- und Konsummöglichkeiten gibt es mit diesem Gegenstand? 2. Was hat der Gegenstand mit dir zu tun? 3. Wie gehst du sinnvoll/nicht sinnvoll mit dem Gegenstand um? Methodischer Hinweis: Diese Übung eignet sich für das Gespräch. Schülerantworten werden von allen Beteiligten nicht kommentiert und bewertet. 65 Karusselldiskussion Karussellgespräch Einstieg in das Thema Nikotin - Ablauf Ziel: Die Schüler sollen durch Gespräche mit dem Thema konfrontiert werden und gleichzeitig einen persönlichen Bezug dazu herstellen. Dauer: ca. 45 Minuten Material: Für jeden Schüler einen Zettel mit den Fragen Vorbereitung: Geben Sie jedem Schüler einen Zettel mit den Fragen (s. Kopiervorlage) Ablauf: Bei ungerader Schülerzahl beteiligt sich der Lehrer. Die Schüler bilden einen Innen- und einen Außenkreis, sitzen sich dabei gegenüber. Jeder Schüler kreuzt von den ausgeteilten Fragen drei an, über die er gerne sprechen möchte. Vor Beginn stehen die Mitglieder des Innenkreises auf und gehen im Uhrzeigersinn zwei Stühle weiter. Als Regel gilt: wer "geht", entscheidet das Thema, über das gesprochen wird. Nun haben die Schüler 3 Minuten Zeit, über die ausgewählte Frage zu sprechen. Anschließend gehen die Mitglieder des Außenkreises gegen den Uhrzeigersinn zwei Stühle weiter. Nun haben sie die Wahl der Frage, über die sie mit ihrem Gegenüber sprechen wollen. Wiederum wird 3 Minuten lang über das Thema gesprochen. Der Vorgang wird (im Wechsel: Außen- und Innenkreis aktiv) vier mal wiederholt, so dass jeder zweimal ein Thema wählen konnte. 66 Karusselldiskussion Fragen zur Karusselldiskussion · Was fällt dir zum Thema Sucht ein? · Kennst du Süchtige? · Glaubst du, dass du auch süchtig werden kannst? · Was stresst dich in der Schule? · Was tut dir gut in der Schule? · Was kannst du besonders gut? Fragen zur Karusselldiskussion · Was fällt dir zum Thema Sucht ein? · Kennst du Süchtige? · Glaubst du, dass du auch süchtig werden kannst? · Was stresst dich in der Schule? · Was tut dir gut in der Schule? · Was kannst du besonders gut? 67 Gruppenarbeit im Internet Gruppenarbeit im Internet Ziele: Die Schüler sollen selbstständig Informationen im Internet recherchieren. Dauer: ca. 45 Minuten Material: Computer, Arbeitsblätter für die einzelnen Gruppen, Würfel, Karteikarten, vorbereitetes Informationsmaterial zu den Themen, Internetadressen Ablauf: Die Schüler werden in Zweiergruppen eingeteilt. Die vier Themen Sucht, Tabak, Gesundheit und Umwelt werden auf die Paare verteilt. Jedes Paar erhält ein Arbeitsblatt, das sie zu zweit bearbeiten sollen. Den Schülern wird noch einmal erklärt, wie sie mit dem Arbeitsblatt, den Fragen und den Linktipps umgehen sollen. Nun haben die Schüler 20 Minuten Zeit, die Fragen mit Hilfe des Internets zu beantworten und Informationen zu sammeln. Auswertung und Vorbereitung des Tabakquiz: Nach den 20 Minuten soll jedes Paar zu den gesammelten Informationen Fragen formulieren und diese auf 5 Karteikarten schreiben. Die Antworten notiert es auf einem Lösungszettel. So entsteht gemeinsam ein "Tabakquiz". Die Karten werden eingesammelt und für ein gemeinsames Tabakquiz verwendet. Methodischer Hinweis: Es werden keine Internetadressen vorgegeben. Die Schüler recherchieren selbstständig. Schüler erhalten vorgegebene Internetadressen: zum Beispiel WHO, Deutsches Krebsforschungsinstitut, Be smart don´t start,... Tipp: Die Internetrecherche eignet sich gut als Hausaufgabe. Das Quiz wird in der Schule erarbeitet. 68 Gruppenarbeit im Internet Thema: Gesundheit Linktipps: www.medicus.de/sucht www.meine-gesundheit.de www.gesundheit.com Sammle Informationen zu folgenden Fragen: Warum rauchen Jugendliche? Wie wirkt Nikotin auf meinen Körper? Welche gesundheitlichen Gefahren ergeben sich aus dem Nikotinkonsum? Thema: Umwelt Linktipps: www.medicus.de/sucht www.meine-gesundheit.de www.gesundheit.com Sammle Informationen zu folgenden Fragen: Wie viel Geld wird pro Jahr von Rauchern für Zigaretten ausgegeben? Wie wird die Umwelt/Gesellschaft durch Rauchen geschädigt? Wer verdient am Verkauf der Zigaretten? 69 Gruppenarbeit im Internet Thema: Tabak Linktipps: www.rauchen.de www.drogen-aufklaerung.de Sammle Informationen zu folgenden Fragen: Was ist Nikotin und wie wirkt es? Welche Inhaltsstoffe gibt es? Was ist Passivrauchen? Thema: Sucht Linktipps: www.medicus.de www.sucht.de www.suchthilfe.de Sammle Informationen zu folgenden Fragen: Was ist Sucht? Woran erkennt man, dass jemand süchtig ist? Was ist gefährlich an einer Sucht? Macht Rauchen süchtig? 70 Gruppenarbeit im Internet 71 Sucht - Einführungsspiel Sucht - Einführungsspiel Ziele: Einführung in einen erweiterten Suchtbegriff, der sich nicht an illegalen Drogen allein orientiert. Dauer: ca. 30 Minuten Material: Spielkarten “Suchtwörter” Vorbereitung: Vorbereitung der Spielkarten "Sucht-Wörter" Ablauf: Lehrer klebt allen Schülern ein Etikett mit dem Namen einer Sucht auf den Rücken (auch mit Tesafilm möglich). Jeder Schüler soll herausbekommen, was "seine" Sucht ist. Hierzu gehen alle Schüler im Raum umher und stellen sich gegenseitig Fragen nach der Sucht, die auf ihrem Rücken steht. Hierbei dürfen nur Fragen gestellt werden, die mit Ja oder Nein zu beantworten sind. Pro Person dürfen nur drei Fragen gestellt werden, dann muss man zu jemand anderem gehen. Wer seine “Sucht” erraten hat, nimmt sein Etikett vom Rücken und klebt es sich auf die Brust. Da der Suchtbegriff bei den Begriffen sehr weit gehalten ist und die Fragedauer maximal 10 Minuten betragen sollte, werden nicht alle Mitschüler "ihre" Sucht erraten. Die nicht erratenen Süchte können als Anlass zur Diskussion genommen werden: · Warum war diese "Sucht" so schwer zu erraten? · Was ist der Unterschied zu "gängigen" Süchten? Im Anschluss daran stellt jeder "seine" Sucht vor und erläutert den anderen, was darunter zu verstehen ist. Methodische Alternative: Ein langes Klebeband (optimal sind 10 Meter) wird in der Mitte des Raumes auf den Boden geklebt. Auf dem Klebeband wird eine Skala in Zehnerschritten von Null bis Hundert markiert. Jeweils zwei Schüler ziehen fünf verdeckte Suchtkarten. Sie erhalten die Aufgabe, diese entsprechend der Suchtgefährdung auf der Skala einzuordnen (höchste Suchtgefährdung bei 100%). Die anderen Schüler sitzen kreisförmig und diskutieren die Einordnung der Süchte. 72 Sucht - Einführungsspiel nikotinsüchtig spielsüchtig alkoholsüchtig kokainsüchtig heroinsüchtig haschischsüchtig gummibärchensüchtig arbeitssüchtig 73 Sucht - Einführungsspiel magersüchtig tobsüchtig gummibärchensüchtig fernsehsüchtig esssüchtig sehnsüchtig rachsüchtig arbeitssüchtig 74 Sucht - Einführungsspiel naschsüchtig trunksüchtig esssüchtig koffeinsüchtig geltungssüchtig habsüchtig profilsüchtig prunksüchtig 75 Sucht - Einführungsspiel 76 kaufsüchtig selbstsüchtig eigensüchtig mondsüchtig esssüchtig sehnsüchtig putzsüchtig eifersüchtig Sucht - Einführungsspiel internetsüchtig computersüchtig fettsüchtig habsüchtig süchtig nach: süchtig nach: süchtig nach: süchtig nach: 77 Sucht - Einführungsspiel 78 Lernplakat Rauchen Lernplakat Rauchen Ziel: Schüler sollen sich damit auseinandersetzen, wie das Thema Rauchen in der Öffentlichkeit behandelt wird und kritisch mit den Informationen aus den Zeitungsartikeln umgehen. Dauer: ca. 90 Minuten Material: Zeitungsartikel, Mappen, Arbeitsblätter, Würfel, Infomaterialien der Krankenkassen, Tonpapier, dicke Filzstifte, Klebstoff, Schere, Film “Mausekunde” (9 min) Bezug: Kreismedienstelle Ablauf: Die Schüler werden in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe zeichnet auf einen großen Papierbogen den Körperumriss eines Schülers. Die Umrissfigur auf dem Papierbogen wird duch einen vertikalen Strich in der Mitte in zwei Hälften geteilt. Überschrift der einen Hälfte: So sind wir. Überschrift der zweiten Hälfte: So sieht uns die Werbung. Die Schüler werten das Arbeitsmaterial aus und kleben die Ausschnitte auf das Plakat. 79 79 Lernplakat Rauchen Arbeitsblatt zu den Zeitungsartikeln So sind wir 80 So sieht uns die Werbung Tabakquiz Tabakquiz Material: Spielkarten Herstellung der Spielkarten: Die Schüler sammeln auf Karten Fragen (pro Karte eine Frage; diese Fragen drehen sich um die Themen Suchtverhalten, Suchtvermeidung, Gründe fürs Rauchen und gegen das Rauchen usw. Diese Karten werden vor dem Spiel in Gruppenarbeit erstellt oder als Hausaufgabe vorbereitet. Spielregeln für das Tabakquiz: Die Klasse wird in vier Gruppen eingeteilt, die als Mannschaften gegeneinander antreten. Die Spielkarten werden verdeckt in Form eines "Mensch-ärgere-dich-nicht-Spieles" auf dem Boden ausgebreitet. Die Gruppen stellen sich in die Ecken des Klassenzimmers (des Spielfeldes) und würfeln abwechselnd (einer aus jeder Gruppe stellt die Spielfigur dar). Nach jedem Wurf muss die Frage auf der Spielkarte beantwortet werden. Kann die Gruppe die Frage richtig beantworten, darf sie noch einmal würfeln und die beantwortete Fragenkarte behalten. Das Spiel ist beendet, wenn alle Fragen beantwortet wurden. Gewonnen hat die Mannschaft, die die meisten Karten gesammelt hat. 81 Rollenspiel Rollenspiel Teamarbeit Ziele: Auseinandersetzung mit dem Problem Raucher - Nichtraucher. Schüler sollen erkennen, dass das Rauchen immer eine Belastung für die Mitmenschen ist, die nicht rauchen. Dauer: ca. 45 Minuten Material: Rollenkarten (Sven und Sabine) in ausreichender Anzahl für alle Schüler Ablauf: Jeder Schüler erhält eine Rollenkarte. Die Schüler erhalten den Auftrag, sich Gedanken zu machen, wie Sven und Sabine - trotz der Vorbehalte Sabines zusammen finden können. Erster Schritt: Alle Raucher (Sven) entwickeln im gemeinsamen Gespräch Ideen, Argumente und Strategien, wie sie Sabine überzeugen könnten. Alle Nichtraucher (Rollenkarte Sabine) entwickeln ebenso Ideen, Argumente und Strategien, unter welchen Bedingungen sie mit Sven gehen würden. Zweiter Schritt: Alle Schüler finden sich zu Paaren Raucher/Nichtraucher zusammen. Sie entwickeln für sich eine individuelle Lösung. Dritter Schritt: Einige freiwillige Paare spielen ihr Gespräch vor. Vierter Schritt: Die Klasse diskutiert die vorgestellten Lösungen. 82 Rollenspiel Rollenkarte Sven (Raucher) Ich heiße Sven, bin in der siebten Klasse und rauche seit einem Jahr. Ich habe mich in Sabine verliebt und will mit ihr gehen. Ich weiß nicht, wie ich sie ansprechen soll. Rollenkarte Sabine (Nichtraucherin) Ich heiße Sabine, bin in der siebten Klasse und bin eine gute Sportlerin. Ich rauche nicht. Ich würde gerne mit Sven gehen, wenn er nicht so nach Rauch stinken würde. 83 Flucht und Sucht Flucht und Sucht Entdecke deine eigenen Fluchten und Süchte. Was tust du, wenn folgende Situationen eintreten? Wie gehst du damit um? Gehst du vielleicht auch schon aus Langeweile zum Kühlschrank? Oder knabberst an den Fingernägeln, wenn du nervös bist? Oder kannst nicht mehr ohne Fernseher einschlafen? Wir haben einige Situationen aufgezählt, in denen viele zu "Suchtmitteln" greifen oder ein bestimmtes Verhalten zeigen. Vervollständige die Sätze! Wenn ich Langeweile habe,... Wenn ich unsicher bin,..... Wenn ich mir mal etwas Gutes tun will,.... Wenn ich Angst vor etwas habe,..... Wenn ich wütend auf jemanden/etwas bin,..... Wenn ich mit mir selbst unzufrieden bin,..... Wenn ich mich ungerecht behandelt fühle,... Wenn ich etwas nicht erwarten kann und mir die Zeit verkürzen will,... (aus: “Ich lebe viel”, Verlag an der Ruhr: ) 84 Gefühlsbälle Gefühlsbälle Ziel: Schüler erfahren, wie sich die Gefühle “Freude”, “Trauer”, “Ekel” und “Überraschung” bei ihnen und bei anderen zeigen und ausdrücken. Dauer: ca. 20 - 30 Minuten Material: Vier verschiedene Gegenstände: (Handmassageball (Igelball) für Ekel, kleines Stofftier/Kuscheltier für Freude, schwarzes Tuch oder schwarzer Ball für Trauer, Stoffblume, bunter Ball für Überraschung. Gegenstände nach Phantasie und Eignung auswählen. Ablauf: Die Schüler bilden einen Kreis. Der Spielleiter zeigt einen Gegenstand und fragt die Schüler, für welches der vier Gefühle der Gegenstand steht. Die Schüler erhalten nun die Aufgabe, sich zu überlegen, wie sich das Gefühl bei ihnen zeigt. Hierzu drehen sich die Schüler aus dem Kreis, besinnen sich auf ihre Lösung und drehen sich wieder in den Kreis zum Zeichen, dass sie eine Lösung gefunden haben. Jeder stellt seinen Körperausdruck der Gefühle vor. Anschließend wird darüber gesprochen, wie sich die einzelnen Gefühlszustände bei den verschiedenen Mitspielern gezeigt haben. 85 So sollte die Welt... So sollte die Welt aussehen, in der ich mich wohl fühle Ziele: Die Schüler sollen ihrer Fantasie freien Lauf lassen und sich so darüber klar werden, was für sie wichtig ist und was für sie zu einer Welt gehört, in der sie sich wohl fühlen. Außerdem sollen sie dafür sensibilisiert werden, dass die Vorstellungen einer "harmonischen Welt" bei jedem unterschiedlich sind. Material: Wandpapierrolle, Stifte, Farben, Zeitschriften, Klebstoff, Schere Dauer: ca. 45 Minuten Vorbereitung: Vorbereitung von vier Wandpapierrollen (mit der Überschrift versehen: "Eine Welt voller Harmonie") Ablauf: Es werden vier Kleingruppen (jeweils fünf bis sechs Schüler) gebildet. Jede Gruppe soll ihre eigene Wandzeitung gestalten, indem sie klebt, malt und schreibt, Fantasie ist erwünscht. Anschließend werden die Ergebnisse an die Klassenwände gehängt und von den Mitschülern betrachtet. Jede Gruppe ernennt einen "Sprecher", der das Wandbild vorstellt, die anderen Gruppenmitglieder können Ergänzungen hinzufügen. Auswertung: · Was fällt euch an den Bildern/Collagen auf? · Gab es Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit? Wenn ja, welche? · Welche Gemeinsamkeiten könnt ihr bei den Wandbildern feststellen? Welche Unterschiede? (z.B.: Gibt es Motive, die sich häufig wiederfinden?) Methodische Anregung: Dieses Bild/diese Collage kann auch im Kunstunterricht, Religions- und Ethikunterricht hergestellt werden. 86 Ich gestalte meine Welt Ich gestalte meine Welt Was würdest du gerne in deinem Umfeld ändern, um dich richtig wohl zu fühlen? 1. In meiner Familie würde ich ändern: 2. In meiner Clique würde ich ändern: 3. In meiner Klasse würde ich ändern: 4. Bei mir selbst würde ich ändern: Wähle aus deinen Antworten das, was dir am wichtigsten erscheint, aus: ................................................................ Diskutiere nun mit deinem Nachbarn, wie du dein Ziel am besten erreichst! Stärken und Schwächen machen uns menschlich. Was hat Einfluss darauf, wie ich mich fühle? Hinweis: Siehe auch im Schülerheft Seite: 32, 33 87 Unterrichtsbausteine zum Thema Persönlichkeit -ÜbersichtUnterrichtsbaustein Inhalte Einstieg: Tarotkarten Hinführen zum Thema Sucht: Vergleich aktueller Seite 89 (Gefühls-/Sozial-)Situationen mit Zukunftswünschen durch Tarotkarten Selbsteinschätzung/ Fremdeinschätzung Wie sehe ich mich? Wie sehen mich andere? Seite 90 Was ich alles kann Spielerische Selbst- und Fremdeinschätzung bezogen auf positive Eigenschaften Seite 93 Meine Lebensziele Bewusstmachen und Bestärken der eigenen Ziele durch Visionen Seite 94 Der kleine Sinnesgarten Seite Alle Schüler spielen zugleich an verschiedenen Stationen und sollen dabei einen Fragebogen aus- Seite 95 füllen. Es gibt Stationen mit den Themen: Erinnern; Schmecken, Riechen, Sehen, Tasten, Hören, Übersinnliche Wahrnehmung, Koordination, Feinmotorik (Das Sucht Spiel Buch, Andrea Robra, Seite 171) 44 Gründe, weshalb ich drogenfrei lebe Schüler werden durch diese spielerische Übung dafür sensibilisiert, was für ein drogenfreies Leben sprechen könnte. Tankmodell Der Tank ist voll: unsere Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte Tankmodell - Meine Tankstellen Schüler tauschen sich aus, wie sie ihren Tank auffüllen Seite 107 Spielesammlung Drillinge Rollenspiele Partner- und Gruppenarbeit Leistungsbeachtung und -anerkennung auf allen Gebieten Seite 110 88 Seite 96 Seite 105 Einstieg Tarotkarten Einstieg - Tarotkarten Ziele: Vergleich aktueller (Gefühls-/Sozial-) Situationen mit Zukunftswünschen bzw. Sehnsüchten Dauer: ca. 20 Minuten Material: Ein Satz Tarot-Karten (64), alternativ: Bildkarten (selbst zusammengestellt) Ablauf: Die Tarot-Karten, die ich ausgelegt habe, sollen nicht zur Wahrsagerei benutzt werden. Sie sollen uns helfen, Ideen zu entwickeln. Sucht euch bitte zwei Karten heraus. Die erste soll für die Frage stehen: Wie geht es mir (heute/im Alltag)? Die zweite Karte steht für die Frage: Wie sollte mein Leben in fünf/zehn Jahren aussehen? Lasst euch für die Auswahl Zeit und setzt euch für den Austausch eurer Gedanken zu viert zusammen. Der hohe Assoziationscharakter der Tarot-Karten kann eine wichtige Funktion erfüllen: Er fördert eine Haltung von Selbstständigkeit und Verantwortung bei persönlichen Entscheidungen für Gegenwart und Zukunft. Methodische Anregung: Die beiden Fragen können auch mittels einer Bildkarte bearbeitet werden. (aus: Heinz Kaufmann: Suchtvorbeugung in der Praxis, 1997) 89 Selbsteinschätzung Selbsteinschätzung/Fremdeinschätzung Ziele: Reflexion und Vergleich persönlicher Eigenschaften; Erkenntnis, dass Selbsteinschätzung und Fremdeinschätzung unterschiedlich sind. Dauer: ca. 30 Minuten Material: ein Blatt Papier für jeden, Stifte, Tafel Ablauf: "Was mögt ihr an Menschen besonders gern? Schreibt einmal fünf positive Eigenschaften auf." In 5 Minuten Einzelarbeit werden Begriffe gesammelt. (Tafel) Danach werden gemeinsam die Eigenschaften zusammengetragen, Doppelnennungen sind zu vermeiden. Jeder Schüler schreibt die Begriffe, die genannt werden auf sein Blatt. Die Liste sollte nicht länger als eine DIN-A4 Seite sein, gegebenenfalls sollten die Nennungen beschränkt werden (z. B. jeder nur eine Nennung). Durch den Tausch der Blätter soll ein Vergleich “Fremdeinschätzung” und “Selbsteinschätzung” ermöglicht werden. (aus: Suchtvorbeugung in der Praxis, Heinz Kaufmann, Seite 125) 90 Selbsteinschätzung So sehe ich mich Eigenschaften Bin ich unbestimmt bin ich nicht 91 Selbsteinschätzung So sehe ich dich Eigenschaften 92 Bist du unbestimmt bist du nicht Was ich alles kann Was ich alles kann Ziele: Schüler sollen für Selbst-/ und Fremdeinschätzung sensibilisiert werden. Material: pro Teilnehmer eine Karteikarte und einen Stift, Karteikarten Dauer: ca. 30 Minuten Ablauf: Die Schüler bilden einen Kreis. Jeder Schüler schreibt auf eine Karte drei eigene Fähigkeiten oder Merkmale, die er besonders gut an sich findet und von denen er glaubt, dass sie typisch sind für ihn. Alle Visitenkarten (ohne Namen) werden eingesammelt, gemischt und wieder verteilt. Jeder Schüler liest nun die drei Merkmale der Visitenkarte vor, die er erhalten hat. Zusammen überlegt man, auf wen diese Eigenschaften passen. 93 Meine Lebensziele Meine Lebensziele Ziele: Bewusstmachen und Bestärken der eigenen Ziele durch kreatives Arbeiten Dauer: ca. 45 Minuten Material: Illustrierte, weiße Blätter, Klebstoff, Schere Ablauf: Jeder Schüler soll folgende Vorbereitung treffen: Zwei Blätter werden an der schmalen Seite zusammengeklebt und zu einem Leporello gefaltet. Dieses Blatt wird nun mit vier gleichen Linien versehen, so dass fünf Spalten entstehen. Die Spalten werden überschrieben mit 24,34,44,54,64, 74, 84. Die Schüler werden aufgefordert ein Zukunftsbild für den jeweiligen Altersabschnitt zu zeichnen. Was würdet ihr machen, wenn ihr so alt wäret wie die Spaltenüberschrift? Wie würdet ihr leben? In alten Illustrierten lässt sich viel Material darüber finden, was einen fasziniert, was man selber gerne einmal erleben oder erreichen möchte. Das können Bilder, Texte, oder einzelne Wörter sein. Sammelt diese und stellt eine Collage zusammen mit dem Titel: Meine Lebensziele. Die Schüler haben nun jeder 45 Minuten Zeit, ihre Collage zu erstellen. Anschließend werden die Ergebnisse in einer Art "Ausstellung" auf Tischen ausgelegt, so dass die anderen Schüler die Collagen betrachten können. Methodische Hinweise: Der Zeichentrickfilm “Leben in einer Schachtel” eignet sich als Einstieg. Er ist im Kreismedienzentrum erhältlich. (aus: Heinz Kaufmann: Suchtvorbeugung in der Praxis, 1997) 94 Kleiner Sinnesgarten Der kleine Sinnesgarten Ziele: Die Schüler sollen mit allen Sinnen wahrnehmen und so für sinnliche Erfahrungen sensibilisiert werden, genießen lernen. Dauer: ca. 1 Stunde Material: · Für Station 1 Erinnern: eine Schachtel mit zehn kleinen Gegenständen (z.B. Überraschungseifigur, Münze, Luftballon etc.) · Für Station 2 Schmecken: drei Becher mit Deckel (gibt es in gewissen Schnellrestaurants) und drei verschieden Säften, pro Teilnehmer einen Strohhalm · Für Station 3 Riechen: drei Schraubgläser, darin ein in Duftöl getränkter Wattebausch · Für Station 4 Sehen: zehn A5-Umschläge, in die Sie beidseitig (A- und B-Seite) ca. 2-Euro-Stück große Löcher geschnitten haben und in die Sie Fotos (z.B. aus Illustrierten) mit interessanten Motiven stecken · Für Station 5 Tasten: ein Schuhkarton, der an beiden Seiten handgroße Löcher hat, mit verschiedenen Materialien zum Ertasten oder eine Decke und verschiedene Materialien zum Ertasten · Für Station 6 Hören: zehn Filmdöschen, die Sie unterschiedlich füllen, z.B. mit Zucker, Grieß, Sesam, Reis, Erbsen etc. Als Gag füllen Sie immer zwei Döschen mit dem selben Material · Für Station 7 Übersinnliche Wahrnehmung: die vier Könige aus einem Kartenspiel · Für Station 8 Koordination, Feinmotorik: ein bis zwei Flaschen mit engem Hals, pro Flasche eine Schachtel Streichhölzer Außerdem acht Schilder, die Sie nummerieren mit "Station 1" bis "Station 8" Pro Teilnehmer einen Personenbogen (s. Kopiervorlage auf den nächsten Seiten) und einen Stift zum Ausfüllen (aus: Andrea Robra, Das Suchtspielbuch, 1999, Seite 19) 95 Kleiner Sinnesgarten Personenbogen für den "kleinen Sinnesgarten" Teil I Verteilt euch bitte an die verschiedenen Stationen, löst die dazu gehörigen Aufgaben und notiert euer Ergebnis auf diesen Bogen! Besucht alle Stationen in beliebiger Reihenfolge und nehmt wieder Platz, wenn ihr fertig seid. Station 1: Erinnern An dieser Station braucht ihr einen Partner. Auf dem Tisch liegen 10 Gegenstände. Prägt sie euch ein. Einer schließt die Augen, der andere entfernt einen Gegenstand. Weißt du noch, welcher entfernt wurde? Gegenstand:............................... Station 2: Schmecken Probiere mit einem Strohhalm aus den verschlossenen Bechern verschiedene Säfte! Trage den Namen des Saftes unter der entsprechenden Nummer auf deinem Bogen ein. Becher Nr. 1:................... Becher Nr. 2:................... Becher Nr. 3:................... Station 3: Riechen Riecht in die Gläser hinein. Welche Nummer hat welchen Duft? Bitte unten eintragen! Glas Nr. 1:.................. Glas Nr. 2:.................. Glas Nr. 3:.................. Station 4: Sehen Was ist auf den in den Briefumschlägen verborgenen Bildern tatsächlich drauf? (Achte auf Vor- und Rückseite!) Notiere deine Ergebnisse bei der entsprechenden Nummer! Umschlag Nr. 1 A:......................... Umschlag Nr. 1 B:......................... Umschlag Nr. 2 A:......................... Umschlag Nr. 2 B:......................... Umschlag Nr. 3 A:......................... Umschlag Nr. 3 B:......................... Umschlag Nr. 4 A:......................... Umschlag Nr. 4 B:......................... Umschlag Nr. 5 A......................... Umschlag Nr. 5 B......................... Umschlag Nr. 6 A......................... Umschlag Nr. 6 B......................... 96 Kleiner Sinnesgarten Personenbogen für den "kleinen Sinnesgarten" Teil II Umschlag Nr. 7 A:......................... Umschlag Nr. 7 B:......................... Umschlag Nr. 8 A:......................... Umschlag Nr. 8 B:......................... Umschlag Nr. 9 A:......................... Umschlag Nr. 9 B:......................... Umschlag Nr. 10 A:......................... Umschlag Nr. 10 B:......................... Station 5: Tasten Versuche, die unter der Decke verborgenen Gegenstände nur durch Tasten zu erraten. Breitet das Tuch danach bitte wieder für den Nächsten über den Gegenständen aus. Welche Gegenstände hast dur ertastet? Notiere hier....................................................................................... .............................................................................................................................................................................. .............................................................................................................................................................................. Station 6: Hören In den Filmröllchen befinden sich verschiedene Substanzen. Versuche, nur durch Schütteln und Hören herauszubekommen, um was es sich dabei handelt. Achtung: Bitte nicht die Döschen öffnen! Trage das Ergebnis auf deinem Bogen ein. Dose Nr. 1:....................................... Dose Nr. 2:....................................... Dose Nr. 3:....................................... Dose Nr. 4:....................................... Dose Nr. 5:....................................... Dose Nr. 6:....................................... Dose Nr. 7:....................................... Dose Nr. 8:....................................... Dose Nr. 9:....................................... Dose Nr. 10:....................................... Station 7:Übersinnliche Wahrnehmung Kannst du von vier Spielkarten den Herz-König herausfinden? Notiere das Ergebnis! König entdeckt? 0 ja 0 nein Station 8: Koordination, Feinmotorik Versuche, möglichst alle Hölzchen einer Streichholzschachtel paarweise auf einen Flaschenhals zu schichten. Wie viele Hölzchen hast du geschafft? Trage dein Ergebnis hier ein: Lege anschließend die Hölzchen bitte wieder in die Schachtel. 97 44 Gründe... 44 Gründe, weshalb ich drogenfrei lebe Ziele: Die Schüler sollen Argumente entwickeln, die für ein drogenfreies Leben sprechen. Dauer: ca. 45 Minuten Material: pro Schüler mindestens zwei der vorbereiteten 44 "Gründe-Karten", eine Blankokarte im gleichen Format, sowie ein Blatt Papier, Klebstoff, Tonpapier. Ablauf: Vor dem Spiel soll sich jeder Schüler einen Grund überlegen, warum es für ihn wichtig ist oder sein könnte, selbst drogenfrei zu leben. Er notiert diesen Grund auf einer Blankokarte. Die Gründe-Karten werden nun gleichmäßig an die Schüler verteilt. Jeder Schüler klebt die Gründe nun in der für ihn stimmigsten Reihenfolge von oben nach unten auf das Blatt. Auswertung: Jeder liest nun seine Gründe vor und kommentiert die Reihenfolge, Nachfragen sind erwünscht und gewollt. (Das Sucht Spiel Buch, Andrea Robra, Seite 93) 98 44 Gründe... ...weil 2,5 Millionen Alkoholkranke zu viel sind ...weil ich die Blumen wachsen höre ...weil ich mich ohne Drogen viel besser am Leben berauschen kann ...weil ich nicht abstürzen will, wenn ich abhebe ...weil Drogen doof sind ...weil ich einen klaren Kopf haben will ...weil ich Freude ...weil ich die Welt verbessern will genieße 99 44 Gründe... ...weil ich die Verantwortung für mein Leben selbst trage ...weil ich mein Bewusstsein nicht einschränken will ...weil mein Verstand mir sagt, dass das der richtige Lebensstil ist ...weil ich die Sonnenstrahlen auf meiner Haut spüre ...weil ich Verantwortung trage ...weil ich mich mag ...weil ich mir gegenüber ehrlich sein will ...weil ich bestimme, wohin mich mein Leben führt 100 44 Gründe... ...weil ich mir von niemandem vorschreiben lasse, wann ich wo was zu trinken habe ...weil ich auch ohne Drogen abheben kann ...weil ich vom drogenfreien Leben überzeugt bin ...weil ich einen Sinn in meinem Leben sehe ...weil der echte Rausch von innen kommt ...weil ich Umarmungen genieße ...weil mein Wellensittich sich auch nicht betrinkt ...weil ich dann aufnahmefähiger bin 101 44 Gründe... ...weil ich weiß, dass mein drogenfreies Leben geil ist ...weil ich weiß, dass mit Drogen niemals ein weltweiter Frieden zu erreichen ist ...weil ich frei sein will ...damit ich besser küssen kann ...weil ich kreativ sein will ...weil ich mich am Gesang der Vögel freuen kann ...weil ich auch drogenfrei high sein kann ...weil das drogenfreie Leben einfach Spaß macht 102 44 Gründe... ...weil ich einen klaren Kopf haben will ...weil ich meine Gefühle nicht einfach runterspülen oder wegdrücken will ...weil ich den Wind spüre ...weil ich mich nicht zerstören will ...weil ich als Mensch ein biologisches Wunderwerk bin ...weil ich mich am Sonnenaufgang freuen kann ...weil ich es schön finde, im Kornfeld zu tanzen und dabei das Leben zu spüren ...weil ich zufrieden bin 103 44 Gründe... 104 ...weil ich ...weil ich ...weil ich ...weil ich ...weil ich ...weil ich ...weil ich ...weil ich Tankmodell Tankmodell Ziele: Schüler sollen sich bewusst werden, welche Faktoren dazu beitragen, dass sie sich wohlfühlen. Material: Arbeitsblatt “Der Tank ist voll”. Dauer: ca. 30 Minuten Ablauf: Jeder Schüler erhält ein Arbeitsblatt. Er soll in den Tank die Fakten eintragen, die dazu beitragen, dass er sich wohlfühlt. Im Gruppengespräch wird vorgestellt, welche Faktoren den Tank füllen können. Anschließend wird ein “Klassentank” erstellt. Auf einem großen “Tankplakat” werden die notwendigen “Wohlfühl-Faktoren” der gesamten Klasse gesammelt. 105 Tankmodell Der Tank ist voll - unsere Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte: Was brauchen wir, damit wir uns wohlfühlen? Tank 106 Tankmodell Tankmodell - Meine Tankstelle Ziele: Schüler sollen sich bewusst werden, welche Möglichkeiten sie haben, sich selbst zu helfen, wenn es ihnen schlecht geht. Material: Arbeitsblatt “Meine Tankstelle” Dauer: ca. 30 Minuten Ablauf: Jeder Schüler erhält ein Arbeitsblatt. Er soll in die Tankstutzen die Faktoren eintragen, die ihm helfen, dass es ihm wieder gut geht. Woher beziehen die Schüler ihre Energie? Im Gruppengespräch werden die verschiedenen Tankmöglichkeiten vorgestellt. 107 Tankmodell MeineTankstellen: Hier kannst du deine Tankstellen eintragen. Tank 108 109 Spielesammlung Drillinge Die Schüler bilden Dreier-Gruppen. Damit alle Schüler mitmachen können, kann es natürlich auch ein oder zwei Vierer-Gruppen geben. Die Spielvorgaben werden dann entsprechend modifiziert. Jede Kleingruppe bearbeitet folgende Aufgaben: Sie nennt drei Dinge, die alle Gruppenmitglieder nicht mögen: 1. z.B. Ungerechtigkeiten 2. z.B. Hausaufgaben 3. z.B. nicht-mitspielen-dürfen drei Dinge, die alle mögen 1. z.B. Ferien 2. z.B. gelobt werden 3. z.B. gute Noten etwas, das nur einer/eine der Schüler nicht mag: 1. Kind z.B. Gruppenarbeit 2. Kind z.B. pünktlich sein 3. Kind z.B. Aufsätze schreiben etwas, das nur einer/eine der Schüler mag: 1. Kind z.B. klassische Musik 2. Kind z.B. die kleine Schwester hüten 3. Kind z.B. Briefe schreiben Je öfter die Gruppen getauscht werden, desto mehr erfahren die Schüler voneinander. Die Erfahrungen aus den Kleingruppen werden anschließend in der Klasse diskutiert. Welche Gemeinsamkeiten, welche Unterschiede gibt es? War es schwer, sie herauszufinden? Haben die Schüler etwas über andere herausgefunden, was sie bisher noch nicht wussten? 110 Spielesammlung Rollenspiele Auf Rollenspielkarten werden zwei unterschiedliche Schüler beschrieben und eine Situation, in der diese Unterschiedlichkeit von Bedeutung ist. Die Situation sollte möglichst aus dem Alltag der Schüler entnommen sein, z.B.: Kind 1: Du möchtest, dass Kind 2, mit dem du befreundet bist, dir seine neueste CD leiht. Schließlich ist das auch deine Lieblingsband und du hast kein Geld, um dir die CD selbst zu kaufen. Du bist der Meinung, dass man sich gegenseitig Sachen ausleihen sollte, wenn man befreundet ist. Dass dabei auch mal was kaputt oder verloren geht, ist doch ganz selbstverständlich. Kind 2: Kind 1, mit dem du befreundet bist, möchte deine neueste CD ausleihen. Du möchtest das aber nicht, da du mit dem Ausleihen schon oft schlechte Erfahrungen gemacht hast, die Sachen gehen kaputt oder werden gar nicht zurückgegeben. Du möchtest aber weiter mit Kind 1 befreundet bleiben. Die Rollenspielkärtchen werden an alle Schüler gegeben, zwei spielen das Rollenspiel vor. Die anderen beobachten, wie sie ihre Rolle spielen. Im Anschluss an das Spiel werden zuerst die Schüler, die gespielt haben, nach ihren Erfahrungen und Gefühlen beim Spiel gefragt, dann äußern die anderen ihre Beobachtungen. Das Spiel kann mit anderen Schüler wiederholt werden. Gelingt es, eine Lösung zu finden, die beide Schüler zufrieden stellt? 111 Spielesammlung Partner- und Gruppenarbeit Gute Möglichkeiten, sich gegenseitig kennen und schätzen zu lernen, bieten Partnerund Gruppenarbeit. Dabei sollten die Aufgabenstellungen so gewählt werden, dass sie durch Zusammenarbeit besser gelöst werden können als alleine. Jedes Kind sollte eine für die Aufgabenbearbeitung bedeutsame Arbeit übernehmen können. Jede Teiltätigkeit muss in gleicher Weise gewürdigt und bewertet werden. Das MiteinanderArbeiten-Können und Sich-Aufeinander-Einlassen ist nicht selbstverständlich. Es muss geübt werden. Mögliche Übungen sind: Eisschollenspiel Die Klasse teilt sich in gleich große Kleingruppen. Die Gruppenmitglieder sind Pinguine, die auf einer "Eisscholle", z.B. einem Zeitungsbogen, stehen. Die Eisscholle ist in Gefahr, in den Golfstrom abzutreiben und zu schmelzen. Die Gruppe kann das Schmelzen verhindern, indem sie mit ihren Füßen ein möglichst großes Stück auf der Eisscholle abgrenzt. Lehrerin oder Lehrer markieren mit einem Stift, wie viel Platz jede Gruppe braucht. Je besser die Gruppe abspricht, wie sie die Füße zu stellen hat, umso tragfähiger bleibt die Scholle. Unvollständige Quadrate Es werden Fünfer-Gruppen gebildet. Jede Gruppe enthält fünf Umschläge, die je fünf zerschnittene und gemischte Quadrate enthalten. In keinem Umschlag ist ein vollständiges Quadrat, die Gruppenmitglieder müssen einzelne Teile untereinander austauschen, dürfen aber ein anderes Kind nicht darum bitten oder entsprechende Zeichen machen. Es darf prinzipiell nicht gesprochen werden. Die Aufgabe ist erst gelöst, wenn jedes Kind vor sich ein Quadrat zusammengesetzt hat. 112 Spielesammlung Leistungsbeachtung und -anerkennung auf allen Gebieten Anerkennung und Wertschätzung werden eher den leistungsstarken Schülern zuteil. In der Schule werden aber längst nicht alle Fähigkeiten und Leistungen von Schülern beachtet und gewertet. Im Vordergrund stehen die kognitiven, schulfachlichen und versetzungswirksamen Leistungen. Andere Fähigkeiten, z.B. künstlerische, handwerkliche, soziale und organisatorische gelten weniger. Spezialisten Schüler haben viele Fähigkeiten und Spezialkenntnisse auf Nicht-Schulgebieten. Sie können kochen, Schach spielen, Filme drehen, sie kennen vielleicht alle Sterne am Himmel oder wissen, wie ein Motor funktioniert, sie können vielleicht kleine Geschwister hüten, alten Leuten zuhören und vorlesen, andere Sprachen sprechen # . Ideen zur Umsetzung: Möglichkeiten, um die vielfältigen Fähigkeiten gegenseitig kennen zu lernen, sind z.B.: Jedes Kind stellt sein Hobby vor. Schüler mit Spezialkenntnissen bieten Arbeitsgemeinschaften an (an denen auch Lehrerinnen und Lehrer teilnehmen dürfen). Die Schüler übernehmen (Mit-)Verantwortung für bestimmte Bereiche, z.B. für die Pausenspiele, für den Schulgarten, die Schulbibliothek, für die Kooperation mit dem benachbarten Altenheim... 113 Spielesammlung 114 Elternarbeit Materialien zur Elternarbeit 115 Elternarbeit Eltern stärken Ein dialogisches LernLehr- Konzept mit und für Eltern von Johannes Schopp "Es wird der Tag kommen, an dem, was der Erzieher mit Worten lehrt, nicht länger wirksam ist, sondern nur noch das, was er ist." C.G. Jung Im Eingang des Klassenzimmers hängt ein ungewöhnlicher Spiegel. " Schauen Sie bitte genau hinein", bitte ich jeden, der kommt. "Möchten Sie sich Ihrer eigenen Süchte bewusst werden?" steht da. Und: "Was mag ich an meinem Kind besonders?" Für die Eltern von Viertklässlern einer Schule in Dortmund ein ungewöhnlicher Einstieg zum Thema "Suchtprävention". "Eltern stärken" heißt das im Fachteam Suchtprävention entwickelte und seit ca. fünf Jahren erfolgreich erprobte Seminar mit und für Eltern aller Schulformen. Das Seminar arbeitet mit in der Elternarbeit ungewöhnlichen Methoden, um sein erklärtes Ziel zu ereichen. Im Mittelpunkt der beiden Seminarabende stehen die Eltern selbst und die Reflexion ihrer eigenen Erfahrungen und nicht der Referent mit seinem Wissen. Die Eltern befragen sich in einer "Karusselldiskussion", was sie unter Sucht verstehen, ob sie Angst haben, dass ihr Kind gefährdet ist, oder welche Möglichkeiten sie sehen, sie davor zu bewahren. Sie hören sich zu und sie beraten sich gegenseitig. Auf diese Weise erkennen sie ihre Stärken und Schwächen. Der Blick in den Spiegel, die "Fantasiereise zum eigenen Suchtverhalten" mit anschließender "Hausaufgabe" bis zum zweiten Abend in einer Woche oder auch das "Abschlussblitzlicht" haben 116 das Ziel, eingefahrene Verhaltensmuster aus anderen Blickwinkeln zu sehen und die eigene Verunsicherung ihres Erziehungsverhaltens in den Griff zu bekommen. Die Eltern in ihrer Erziehungsfähigkeit zu stärken und sie unabhängiger von Rat-"Schlägern" aller Art zu machen, ist das aktuelle Stichwort in der Debatte. Im Jugendamt Dortmund wird demnächst die Elternarbeit auf der Basis der o.g. Seminare im großen Stil möglich. Eltern brauchen Begleitung Verständnis und Eltern, die sich als eher unsicher in ihrem eigenen Lebensalltag wahrnehmen, brauchen das, was Kindern und Jugendlichen an vielfältigen, psychosozialen Förderprogrammen heute in Kindertageseinrichtungen oder an Schulen zur Verfügung steht. Sie haben ungelöste Erziehungsfragen, ihnen bereiten beispielsweise die Themen "Verhaltensauffälligkeit", "Sucht" und "Aggression" Angst, sie befürchten, irgendwie ihren Kindern ein "falsches" Vorbild zu sein. Darin brauchen Eltern Verständnis, Unterstützung und Begleitung. Ein Erziehungsprozess, in dem Kinder zu starken, selbstbewussten und selbstverantwortlichen Persönlichkeiten heranreifen sollen, gelingt um so leichter und überzeugender, je mehr die beteiligten Eltern selbst über die entsprechenden Kompetenzen und Stärken verfügen und diese den Kindern und Jugendlichen - am besten durch ihr eigenes Vorleben - vermitteln können und auch wollen. Dies ist wichtig, denn starke Kinder sind bisweilen recht unbequem und brauchen für ihre Entwicklung ein starkes Gegenüber. Das Konzept "Eltern stärken" wurde folgerichtig aus dieser Grundannahme entwickelt. Das Lern-Lehr-Konzept verlangt jedoch von den Seminarleitern ein Umdenken und Reflexion der eigenen Rolle. Denn: Eltern bringen ihren eigenen "Rucksack" mit, in dem sich ihre persönliche Geschichte und ihre Lebenserfahrungen befinden. Sie alle kennen, mehr oder weniger reflektiert, ihre Lebensbewältigungs- bzw. Konfliktlösestrategien. Es gilt, gemeinsam mit den Eltern den eigenen Erfahrungs "Schatz" wiederzufinden und diesen als wichtigen Baustein der eigenen Stärke zu begreifen und zu würdigen. Elternarbeit Hier einige Grundvoraussetzungen zum Gelingen des Konzeptes "Eltern stärken": Eltern stärken heißt, dass die Eltern "ihre" eigenen Antworten auf "ihre" Fragen und damit einen Zugang zur eigenen Stärke wiederfinden. Eltern sind Fachleute in eigener Sache, die das (Fach-)Wissen und die Erfahrung des Referenten komplementär ergänzen. Eltern brauchen und Besserwisserei. keine Belehrung Eltern benötigen fachliche Unterstützung, die ihnen Mut macht, gegen alle Schuldund Versagensgefühle, das Vertrauen in die eigene Urteilsfähigkeit und damit das Gespür für den eigenen "richtigen" Weg wieder zu finden, Als Pädagogen können wir niemanden verändern, allenfalls neugierig machen auf sich selbst, und uns mit der Bereitschaft des anderen verbünden, über sich nachzudenken. Pädagogen sind keine "Besserwissende", sondern "Anderswissende". Der Pädagoge wird vom Wissensvermittler zum Moderator und Begleiter. Er hat die Aufgabe, die Kommunikation der Eltern untereinander zu fördern. Er sollte abwarten und beobachten können, Orientierungshilfen und Denkanstöße geben und auf diese Weise das Lernen von und miteinander für den Einzelnen erfahrbar machen. Lernen praktisch erfahrbar machen "Lernziel" auf Elternseminaren bzw. in Elterngesprächen ist es, die Kerninhalte der Prävention, nämlich: "persönliches Wachstum fördern", den Eltern erlebbar zu vermitteln und durch Reflektieren und Metakommunizieren, transparent zu machen, statt ihnen dieses im klassischen Sinne "beizubringen", sprich: Die Kraft, die im echten Dialog steckt, die aus Selbst-Verantwortung, Liebe und Wertschätzung sowie aus dem Zeigen von Gefühlen erwächst, wird erst ganzheitlich wahrgenommen, indem ich all diese Begriffe im Seminargeschehen lebendig werden lasse. Wenn das, was hier idealtypisch dargestellt wurde, annähernd gelingt, dann kann von "gefühlten" Erkenntnissen (Reifarth) gesprochen werden. Diese können persönliches Wachstum der Eltern in Gang setzen. "Eltern stärken" beschreibt zum einen eine Seminarform und zum anderen eine pädagogische Grundhaltung, die die Eltern aktiv einbezieht und sie zum Mitlernen einlädt, anstatt sie zu passiven Empfängern von pädagogischen Verhaltensbotsschaften zu machen. Der Suchttherapeut Walter Lechler bezeichnet seine Patienten als "Gäste". Dies ist ein äußeres Zeichen dafür, dass die Rolle des 'Patiens' im Sinne von 'Erleiden' und 'Ertragen' nicht erwünscht ist. Jeder soll sich auf sein Erwachsensein besinnen und selbst die Verantwortung für die Bewältigung seiner Konflikte übernehmen. Wenn wir Eltern stärken wollen, sollten wir sie nicht als "Klienten" behandeln, als "clients" im Sinne von unmündig, sondern als Verantwortliche für ihre eigene Lebenssituation und -bewältigung sowie die ihrer Kinder. Im Mittelpunkt der Elternseminare stehen die Ressourcen und die Fähigkeiten der Eltern und die der Kinder. Ziel soll es sein, gemeinsam Strategien zu entwickeln, die helfen, das Leben mit seinem Auf und Ab zu bewältigen. Ich unterstelle grundsätzlich, dass die Eltern die Seminare in der Absicht besuchen, möglichst alles "richtig" machen zu wollen. Jeder Ansatzpunkt, den die Teilnehmer bieten, kann und sollte aufgegriffen und genutzt werden, sei er noch so vordergründig oder schein- 117 Elternarbeit bar unbedeutend, als Ausgangspunkt für Lernen und Wachstum. Der Scherz ist das Loch, durch das die Wahrheit pfeift. (Zen-Weisheit) Schließlich - dessen bin ich sicher - entfaltet die von mir hier beschriebene Haltung am besten ihre Wirkung dadurch, dass sie nicht als eine Art Methode angewandt, sondern von dem jeweiligen Pädagogen auch "verkörpert" und in diesem Sinn gelebt wird. Nicht zuletzt ein Wort zum Humor, einer wichtigen Prozessvariablen im Rahmen der Elternarbeit. Gerade Themen wie Abhängigkeit, Sucht, Drogen und Krankheit sowie deren Bewältigung sind zumeist angstbesetzt und werden häufig als Lasten empfunden, zumal dann, wenn Menschen, die sich nicht näher kennen, auch noch an einem Ort, der ihnen nicht sonderlich vertraut ist, zusammenkommen. Dies ist auf den Elternseminaren durchweg der Fall. Umso heilsamer und erleichternder wirkt dann der Humor. Gemeinsames Lachen ist befreiend. Wünschenswerte Pädagogen Basiskompetenzen des Das hier vorgestellte dialogische Seminarkonzept rückt die personalen Kompetenzen des Referenten mehr in den Vordergrund als das in anderen Seminarformen der Fall ist. Eine ethisch vertretbare Grundhaltung bei der Durchführung von Elternseminaren bzw. Beratungsgesprächen mit Eltern erfordert folgende Merkmale und Prinzipien: Differenzierte Wahrnehmung, Flexibilität, eigene Lernbereitschaft und zugewandtes freundliches Verhalten, Wertschätzung, Echtheit und Empathie sich selbst und den unterschiedlichen Lebens- und Erziehungsstilen gegenüber Raum für eigene Lösungen schaffen, Positives sehen: Wo liegen die Stärken der Familie? Ressourcen mobilisieren, Widerstände akzeptieren und die Eltern als letzte Entscheidungsinstanz annehmen, Sensibilität für kommunikative Prozesse, Bereitschaft zur Selbsterfahrung und Kommunikation als Mittel zur Selbstreflexion entwickeln, eigene Grenzen erkennen und offen legen. 118 Literaturverzeichnis: ANTONOVSKY, A., Salutogenese, Zur Entmystifizierung der Gesundheit, Dt. erw. Hrsg. Alexa Franke, Tübingen, 1997 BUBER, M., Alles wirkliche Leben ist Begegnung, München 1998 FRIEDMAN, M., Der heilende Dialog in der Psychotherapie, Köln 1987 FUHR, R., Dialogische Beratung, Person- BeziehungGanzheit, Köln 1991 HARTKEMEYER, M.& J.F., Miteinander Denken, Das Geheimnis des Dialogs, Stuttgart 1998 HYCNER, R., Zwischen Menschen, Ansätze zu einer Dialogischen Psychotherapie, Köln 1989 LECHLER, W. H., So kann's mit mir nicht weitergehen, Neubeginn durch spirituelle Erfahrung in der Therapie, Stuttgart 1994 MUTZECK, W., Kooperative Beratung, Grundlagen und Methoden der Beratung und Supervision, Weinheim 1996 PALMOWSKI, W., Anders Handeln, Lehrerverhalten in Konfliktsituationen, Dortmund 1997/98 PALMOWSKI, W., Der Anstoß des Steines, Systemische Beratungsstrategien im schulischen Kontext, Dortmund 1995/96 REIFARTH, W., Grenzüberschreitungen, Zur Praxis und Theorie selbsterfahrungsbezogener Lernprozesse, Frankfurt/M. 1989 SPECK, O., Frühförderung mit Eltern, Basel 1983 Elternarbeit Debatte Dialog Wissen Antworten Gewinnen oder verlieren Ungleich Macht Eine Sache beweisen Eine Position verteidigen Herausfinden Fragen Miteinander teilen Gleich Respekt, Achtung Zuhören Neue Möglichkeiten erkunden 119 Übersicht: Unterrichtsbausteine zum Thema Schul-/Unterrichtsentwicklung 120 Unterichtsbausteine Inhalte Seite Sich wohlfühlen Was heißt "Sich wohlfühlen"? Schüler sollen sich in dieser Übung mit Situationen des Wohlfühlens auseinandersetzen. Seite 121 Karusselldiskussion Warum fühle ich mich in der Schule wohl? In dieser Übung wird das Thema Wohlfühlen auf die Schule gelenkt. Die Karusselldiskussion ermöglicht - orientiert an vorbereiteten Fragen - einen Austausch zwischen den Schülern. Seite 123 Soziogramm der Klasse In dieser Übung wird in Einzelarbeit ein Soziogramm der Klasse erstellt, das Beziehungen in der Klasse verdeutlicht. Seite 125 Geschichte: Gregors Schulangst Die Geschichte "Gregors Schulangst" dient als Diskussionsgrundlage zum Thema Außenseiter und Gruppendruck. Seite 126 Rollenspiel Das Rollenspiel soll den Schülern verdeutlichen, dass es Überwindung kostet, sich von der Gruppe losgelöst für Schwächere einzusetzen. Seite 128 Meine Traumschule Jeder Schüler soll seine Traumschule zu Papier bringen. Hierbei kann er malen, schreiben, dichten, kleben, was immer er will. Seite 129 Die Schule und ihre "Wirkungsräume" Änderungsideen für die Schule werden zusammengetragen und diskutiert. Seite 130 Sich wohl fühlen Sich wohlfühlen Ziele: Schüler sollen sich darüber klar werden, was für sie zum Wohlfühlen gehört. Dauer: ca. 30 Minuten Material: Arbeitsblatt (Seite 122) für jeden Schüler Ablauf: Was heißt "Sich wohlfühlen"? Schreiben Sie das Thema "Sich wohlfühlen" an die Tafel. Verteilen Sie an die Schüler die Arbeitsblätter "Situationen, in denen ich mich wohl fühle". Jeder Schüler soll für sich allein über Situationen nachdenken, in denen er sich wohl fühlt und daraufhin überlegen, was ihm daran so gut gefällt. Lassen Sie den Schülern 10 Minuten Zeit, um die Blätter auszufüllen. Gemeinsam werden die Ergebnisse anschließend ausgewertet. Auswertungsfragen: · In welchen Situationen fühlt ihr euch wohl? · Woran merkt ihr das? · Was gefällt euch an der Situation? Gehen Sie bei den Fragen möglichst auf die drei Ebenen “Verhalten”, “Kognition“und “Gefühle” ausdrücklich ein. Fragen Sie bei den einzelnen Situationen: · Was tust du in der Situation? · Was denkst du dabei? · Wie fühlt sich dein Körper an? (aus Alf, Kerstin Walden, u.a., 1998) 121 Sich wohl fühlen Arbeitsblatt: Situationen, in denen ich mich wohl fühle 122 1.Situation Das gefällt mir daran: 2.Situation Das gefällt mir daran: 3.Situation Das gefällt mir daran: Karusselldiskussion Karusselldiskussion: Wann fühle ich mich in der Schule wohl? Ziele: Die Schüler sollen sich darüber bewusst werden, wann sie sich im Lebensraum Schule wohl fühlen Dauer: ca. 45 Minuten Material: Pro Schüler einen Zettel mit den Fragen Vorbereitung: Geben Sie jedem Schüler einen Zettel mit den Fragen (s. Kopiervorlage) Ablauf: Bei ungerader Schülerzahl beteiligt sich der Lehrer. Die Schüler bilden einen Innen- und einen Außenkreis, sitzen sich dabei gegenüber. Jeder Schüler kreuzt bei den ausgeteilten Fragen drei an, über die er gerne sprechen möchte. Vor Beginn stehen die Mitglieder des Innenkreises auf und gehen im Uhrzeigersinn zwei Stühle weiter. Als Regel gilt: Wer "geht", bestimmt das Thema, über das gesprochen wird. Nun haben die Schüler 3 Minuten Zeit, über die ausgewählte Frage zu sprechen. Anschließend gehen die Mitglieder des Außenkreises gegen den Uhrzeigersinn zwei Stühle weiter. Nun haben sie die Wahl der Frage, über die sie mit ihrem Gegenüber sprechen wollen. Wiederum wird 3 Minuten lang über das Thema gesprochen. Der Vorgang wird (im Wechsel: Außen- und Innenkreis aktiv) vier mal wiederholt, so dass jeder zweimal ein Thema wählen konnte. Fragen: · Fühlst du dich in der Schule wohl? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, warum? · Was fällt dir (Angenehmes und Unangenehmes) zur Schule ein? · Wie lange hat es gedauert, bis du dich in der Schule zurecht gefunden hast? · Wo dürfen sich Schüler in der Schule an Entscheidungen beteiligen? · Wie viel Zeit verbringst du nachmittags mit den Hausaufgaben? · Wann fühlst du dich in der Schule am wohlsten? · Was würdest du gerne in der Schule ändern? Abschließend wird unter der Fragestellung: "Wohlfühlen und Schule - passt das zusammen?" Bilanz gezogen, indem die Ergebnisse aus den Gesprächen noch einmal zusammengefasst werden. 123 Karusselldiskussion · Fühlst du dich in der Schule wohl? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, warum? · Was fällt dir (Angenehmes und Unangenehmes) zur Schule ein? · Wie lange hat es gedauert, bis du dich in der Schule zurechtgefunden hast? · Wo dürfen sich Schüler in der Schule an Entscheidungen beteiligen? · Wieviel Zeit verbringst du nachmittags mit den Hausaufgaben? · Wann fühlst du dich in der Schule am wohlsten? · Was würdest du gerne in der Schule ändern? · Fühlst du dich in der Schule wohl? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, warum? · Was fällt dir (Angenehmes und Unangenehmes) zur Schule ein? · Wie lange hat es gedauert, bis du dich in der Schule zurechtgefunden hast? · Wo dürfen sich Schüler in der Schule an Entscheidungen beteiligen? · Wieviel Zeit verbringst du nachmittags mit den Hausaufgaben? · Wann fühlst du dich in der Schule am wohlsten? · Was würdest du gerne in der Schule ändern? 124 Soziogramm der Klasse Soziogramm der Klasse Ziel: Positionsbestimmung in der Gruppe. Die Übung bietet einen guten Gesprächsansatz zum Thema "Ich und die Gruppe". Dauer: ca. 30 Minuten Material: DIN A4 Blätter, Buntstifte Ablauf: Mit bunten Punkten soll ein Bild deiner Klasse entstehen. Fange in der Mitte an, suche eine Farbe für dich, male einen runden Punkt. Gib deinen Mitschülern ebenfalls farbige Punkte, und gruppiere sie um dich. Wer ist dir am nächsten, wer ist weit weg...? Wenn du willst, schreibe die Erklärung auf die Rückseite. Methodischer Hinweis: Es können im Anschluss an die Übung gemeinsam Lösungswege bei Unzufriedenheiten, Spannungen und Veränderungswünschen initiiert werden. Alternativ: Anstatt bunter Punkte können auch getrocknete Erbsen, Halbedelsteine oder Ähnliches dazu benutzt werden, ein Soziogramm zu legen. Anhand der Positionen der Erbsen können Cliquen, Beziehungen, Distanzen, aber auch Wünsche gelegt und variiert werden. (aus: Suchtvorbeugung in der Praxis, Heinz Kaufmann, S.164) 125 Gregors Schulangst Gregors Schulangst: Geschichte und Rollenspiel Ziele: Schüler sollen dafür sensibilisiert werden, dass Außenseiter häufig erst zu solchen gemacht werden und welche Rolle Gruppendruck dabei spielt. Material: Geschichte: Gregors Schulangst (Seite 127), Ablauf: Lesen Sie die Geschichte laut vor. Diskutieren Sie anschließend mit den Schüler die Fragen: 126 · Wie kam es zu Gregors Schulangst? · Welche Möglichkeiten hat Gregor selbst, etwas an seiner Angst zu ändern? · Inwiefern könnten Mitschüler helfen? · Wie würdest du Gregor helfen? · Was könnte dich daran hindern, ihm zu helfen? Gregors Schulangst Gregors Schulangst Nach dem Umzug mit seinen Eltern ist der 13-jährige Gregor nun in einer neuen Schule. Klar, für ihn ist die Schule neu, für die Mitschüler ist er einfach nur der Neue. Und das mitten im Schuljahr! Dabei hatte er gerade angefangen, sich in der alten Schule wohl zu fühlen. Dort hatte er zu Beginn auch Schwierigkeiten: Er wurde aufgrund seiner sehr guten Leistungen von den Mitschülern häufig als Schlaumeier und Streber bezeichnet. Es hat eine Weile gedauert, bis er von den Mitschülern der ehemaligen Schule angenommen wurde, wie er war, aber es hat geklappt. Letztendlich hatte er sogar einen festen Freundeskreis, mit dem er sich in der Freizeit ab und zu traf. Und nun soll der ganze Kampf wieder von vorne losgehen? Um gar kein Risiko einzugehen, isoliert Gregor sich vom ersten Tag an. Solange er nichts von sich gibt, kann ihn schließlich keiner als Schlaumeier hänseln. Er verbringt die Pausen allein, unterhält sich wenig mit anderen. Denn dann, so glaubt er, bietet er den Mitschülern am wenigsten Angriffsfläche. Auch im Unterricht hält er sich zurück. An einem Montag in der großen Pause kommen drei Mitschüler auf ihn zu und fragen ihn, ob er eine Zigarette möchte. Gregor hat noch nie viel vom Rauchen gehalten. So lehnt er erst ab. Nach einigem Drängen der anderen Mitschüler jedoch, lässt er sich zu einer Zigarette überreden. Vielleicht bringt ihn das weiter? So steht er schon mal nicht als Streber oder Langweiler da, denkt er. Doch weit gefehlt. Die beiden Mitschüler verschwinden, nachdem er die Zigarette in der Hand hat, schneller als er reagieren kann. Und prompt kommt ein Lehrer im die Ecke! Da das Rauchen auf dem Schulgelände nicht erlaubt ist, bekommt Gregor ordentlich etwas zu hören. Der Lehrer betet ihm noch einmal die komplette Schulordnung rauf und runter und auf dem Weg in die Klasse sieht er, wie sich die beiden Mitschüler ins Fäustchen lachen. Erst jetzt wird Gregor klar, dass es sich bei der ganzen Aktion um ein geplantes, abgekartetes Spiel handelte. Von jetzt an isoliert Gregor sich noch mehr von den Mitschülern. Er steht immer am Rand und wird inzwischen von den anderen für arrogant gehalten. Sie denken, er hält sich für etwas Besseres und redet deshalb nicht mit ihnen. Gregor fehlt es einfach an Mut, auf die Mitschüler zuzugehen. Er wacht vor der Schule mit Magenschmerzen auf und hat regelrecht Angst vor der Schule. Auch auf seine Leistungen wirkt sich diese Angst aus. Er würde sich nichts sehnlicher wünschen, als einfach nur dazuzugehören, ein Teil der Klasse zu sein. 127 Gregors Schulangst Ablauf des Rollenspiels Ablauf: Ein Schüler soll die Rolle von Gregor übernehmen, ein anderer die Rolle eines Mitschülers, der ihm helfen will. Die Rollenverteilung ist klar: Gregor ist der Außenseiter, sein Mitschüler will ihn integrieren. Zuvor werden Gregor und der Mitschüler kurz vor die Tür geschickt. Die Gruppe wird angewiesen, bei dem nun folgenden Rollenspiel über Gregor zu tuscheln, zu lästern und mit dem Finger auf Gregor zu zeigen. Zu Beginn des Rollenspiels steht Gregor abseits. Nun soll der ausgewählte Mitschüler auf Gregor zugehen und mit ihm ein Gespräch anfangen. Beide wissen nicht, wie sich die Situation entwickelt. Auswertung im Gruppengespräch: · Wie hast du dich als Gregor gefühlt? · Mit dem anderen Mitschüler: Was fiel dir schwer, als du mit Gregor zu sprechen begannst? · Was hätte es erleichtert? · Mit allen: Was könnte es erleichtern, Gregor anzusprechen? Anschließend wird die gleiche Übung mit neuen Rollenverteilungen gemacht: Der Unterschied ist, dass nun zwei Schüler gemeinsam auf Gregor zugehen und ihn ansprechen. 128 Meine Traumschule Meine Traumschule Ziele: Die Schüler sollen in kreativer Arbeit Visionen entwickeln, wie ihre Traumschule aussieht. Dauer: ca. 45 Minuten Material: Zeitschriften, Kleber, Schere, Stifte, Wasserfarben etc. (alles, was kreatives Arbeiten ermöglicht) Ablauf: Jeder Schüler hat 35 Minuten Zeit, um seine Traumschule zu Papier zu bringen. Anschließend wird eine kleine Ausstellung gemacht, in der die Ergebnisse an die Klassenwände gehängt werden, so dass die Ergebnisse für alle sichtbar sind. Die Schüler stellen ihre Bilder, ihre Ideen und Fantasien vor. 129 Schule verändern Die Schule und ihre Wirkungsräume Ziele: Die Schüler sollen sich darüber klar werden, dass sie in der Schule mitwirken können, sich ihrer Bedürfnisse bewusst werden und diese äußern können. Dauer: ca. 45 Minuten Material: Karteikarten, Stifte Ablauf: Jeder Schüler bekommt mehrere Karten. Unter der Fragestellung: "Was würdest du an der Schule ändern? Lass deiner Phantasie freien Lauf!" soll nun jeder Schüler so viele Dinge aufschreiben, wie ihm einfallen. Nun teilt der Lehrer die Tafel in drei unterschiedliche Bereiche mit den Überschriften: "Schule allgemein", "Unterricht" und "Schulgestaltung". Jeder Schüler klebt mit Tesafilm seine Ideen und Änderungswünsche in die entsprechenden Bereiche. Vorschläge, die nicht klar zuzuordnen sind, werden in einen Sonderbereich geklebt. Auswertung: Anschließend wird über die Realisierungsmöglichkeiten gesprochen: · Was ist möglich? · Wo sind Grenzen? · Was ist wünschenswert? · Was wollen wir umsetzen? · Wer kann uns helfen? 130 Checkliste Checkliste für Bestandsaufnahme ++ 0 -- Schulklima Atmosphäre und Teamgeist Clubs Parties Formelle wie informelle Begegnungsgelegenheiten Autorität Privatraum, Rückzugsmöglichkeiten Absenzen Strafe, Belohnung, Verweis Sexuelle Belästigung Zeitmanagement Rauchen Burn-out, Stress Nacken- und Rückenbeschwerden Umgang mit problematischen Schülern Schulhausinterne Ausbildung zur Gesundheitsförderung Sensibilisierung für Vorbildfunktion Gesundheitsförderung für die Schüler Periodische medizinische Untersuchung Sexualerziehung Pubertät Haltung, Bewegung, Sport Erste Hilfe Suchtprävention Selbstvertrauen Umgang mit Gefühlen Rollenverhalten Aggression, Stress, Gewalt, Konfliktfähigkeit 131 Checkliste Checkliste für Bestandsaufnahme ++ Gesundheitsförderndes Lernen Persönliche Standortbestimmung Erfahrungsaustausch, Wissenstransfer Meinungsbildung Lehrmittel Spiele (Rollenspiel, Simulation, etc.) Gastlehrer, Theatertruppen Thematische Tage Projektwochen Schulfernsehen, Film, Video Schulreisen Exkursionen (Museum, Bibliothek, Zoo, etc.) Hospitation Tandembildung Eltern und Elternmitarbeit Elternabende mit spezifischen (Gesundheits-)Themen Gelegenheiten für formelle wie informelle Gespräche zwischen Eltern und Lehrern Teilnahme der Eltern, Einbezug der Eltern in Aktivitäten Elternrat 132 0 -- Checkliste Checkliste für Bestandesaufnahme ++ 0 -- Gebäude Ausstattung (Pflanzen, Kunst, etc.) Farben Licht und Beleuchtung Elektrizität und elektrische Apparate Heizung Belüftung Verhältnis Personen / Raum Schulmobiliar Reinigung, Unterhalt Hygiene (Toiletten, Duschen, etc.) Spielmöglichkeiten drinnen und draußen (Sandkasten, Rutschbahn, Kletterstangen, Fussballplatz, Basketballfeld, etc.) Sicherheit und Sicherheitsbestimmungen Vorsichtsmaßnahmen gegen Diebstahl Spezielle Einrichtungen Pausenkiosk, Pausenverpflegung Umweltpapier, Batteriesammlung, Reduzierung des Energie- und Wasserverbrauchs, Recycling Schulgarten Tiere in der Schule Schulzeitung Schaukasten für Arbeiten/ Sammlungen der Schüler Unmittelbare Schulumgebung Schulwegsicherung Spielgarten/-platz Vandalismus Abfall und Sauberkeit 133 Checkliste Beispiele für Schwerpunktthemen “gesundheitsfördernde Schule” Schüler- Klassenebene: AIDS-Prävention Entspannung Essgewohnheiten Gesunde Ernährung Gesundes Sitzen Gewaltprävention Individuelle Belastung Rauchen Ruhe und Bewegung Selbstverantwortung Sexualität Soziale Kompetenzen Suchtprävention Ebene Kollegium: Burn-out Energietanken Fitness für Lehrer Forum zu Lehrergesundheit Gesprächsführung Inoffizielle Anlässe Interventionskonzept für schwierige Situationen Intervision/Supervision Kommunikationskurs Konfliktfähigkeit im Team Lehrerfortbildung SCHILF Selbst- und Fremdbeurteilung im Team Spezifische Fortbildung zur Kontaktlehrperson Standortbestimmung Lehrerschaft Stressbewältigung Sucht Teamklima, -entwicklung Vertrauen - Misstrauen Ebene gesamte Schule: Ausbeutung / sexueller Missbrauch Beachvolleyballfeld Bewegte Pausen Bewegungsförderung Corporate Identity Curriculum Gesundheitsförderung Energiemanagement 134 Entstressung der Schule Essstörungen Fitnessraum Friedenswoche Früherfassungsprogramme Gesunder Lern- und Arbeitsort Gesundes Mensaangebot Gesundheitsecke Gesundheitstage Leitfaden für Gesundheitsförderung Lernstrategien Mittagstisch Mitverantwortung Offene Schulzimmer Pausenkiosk Pausenplatzgestaltung Pausenregelung Pausenverpflegung Qualitätssicherung Rauchfreie Schule Schuldisco Gesundheitswoche Gewaltprävention Hebung des Wohlbefindens Konfliktfähigkeit Kulturbegegnungen Schulgarten Schulgestaltung Schulumbau Schulumgebung Schulklima Schulzeitung Sexualität und Gewalt Soziale Regeln Stärkung der Schutzfaktoren Streitkulturtag Stress - Entspannung Suchtprophylaxe Unterrichtsbeurteilung durch Schüler Waldtag Wege zum Gleichgewicht Ebene Schulumfeld: Arbeit mit suchtbetroffenen Eltern Elterneinbezug Forum (Gemeinde, Schulbehörden, Lehrerkollegium) Gesundes, gewaltfreies Umfeld Gesundheit und Wohlbefinden im Quartier Schulinfozeitung für Gemeinde Sicherheitsförderung Suchtpräventives Interventionskonzept Zusammenarbeit mit Schulpartnern Materialien Entwurf eines Briefes an die Eltern Name Straße PLZ Ort Datum Elterninformation Liebe Eltern, für das neue Schuljahr hat sich unsere Schule ein Programm mit dem Namen "Auf dem Weg zur rauchfreien Schule" erarbeitet. Die gesundheitlichen Risiken des Rauchens sind Jugendlichen durchaus bekannt. Dennoch nimmt der Anteil der jugendlichen Raucher in unserer Gesellschaft eher zu als ab. Untersuchungen zeigen, dass die gesundheitlichen Schädigungen umso schwerwiegender sind und umso wahrscheinlicher die Entstehung einer Abhängigkeit, je früher das Einstiegsalter in den Nikotinkonsum liegt. Rauchende Schüler unternehmen bereits kurze Zeit nach ihrem Einstieg in den Tabakkonsum erste Ausstiegsversuche. Es gibt also durchaus Motivation bei Schülern zur Verhaltensänderung. Rauchen ist für alle anderen Substanzen eine Einstiegsdroge, d.h. es gibt kaum Schüler, die Alkohol und illegale Drogen konsumieren, wenn sie nicht zuvor mit dem Rauchen begonnen haben. Schüler der Sekundarstufe I rauchen deutlich weniger, wenn klare Rauchverbote auf dem Schulgelände bestehen und diese konsequent umgesetzt werden. An Schulen, in denen klare Regeln zum Rauchen existieren, gewinnen Lehrer an Glaubwürdigkeit. Die Lehrer-Schüler-Kommunikation verbessert sich. Von allen Gelegenheitsrauchern im Alter von 13 Jahren rauchen nach zwei Jahren ca. 67% weiter. Vorbeugung in dieser Altersgruppe ist daher besonders sinnvoll. Wir möchten Sie daher bitten, unser Programm zu unterstützen, da eine klare Haltung von Lehrern und Eltern eine positive Wirkung auf das Rauchverhalten von Jugendlichen ausübt. Das ist auch dann möglich und sinnvoll, wenn Sie selbst Raucher sind. Mit freundlichen Grüßen 135 Materialien Entwurf eines Briefes an die Schüler Liebe Schülerinnen und Schüler, das neue Schuljahr wird aller Voraussicht nach eine Veränderung für unser Schulleben bringen, die wir in den Klassen der Schule und mit möglichst vielen von euch diskutieren möchten: Unsere Schule auf dem Weg zur rauchfreien Schule. Wie kam es zu dieser Idee? Zunächst einmal haben wir Lehrerinnen und Lehrer in den vergangenen Jahren festgestellt, dass der Anteil der Schüler, die bereits unter 16 Jahren mit dem Rauchen auf dem Schulgelände beginnen, gestiegen ist. Der Einstieg ins Rauchen beginnt meist schon in der 7. oder 8. Klasse. Die Älteren bieten den Jüngeren ein negatives Vorbild. Wir fühlen uns aber persönlich für eine gesunde Entwicklung der Schüler verantwortlich. Dies wird außerdem von euren Eltern und auch vom Staat von uns erwartet. Eine gesunde Entwicklung lässt sich nicht mit dem Konsum von Suchtmitteln, gleich welcher Art, erreichen, eher das Gegenteil! Wir sind daher gemeinsam mit einer großen Mehrheit der Eltern zu dem Entschluss gekommen, das Rauchen auf dem Schulgelände grundsätzlich zu untersagen. Für alle Beteiligten aber wäre dies ein Fortschritt, da wir durch klare Absprachen eine einfache, aber konsequente Regelung an der Schule hätten. Diejenigen aber, die sich nicht an diese Regeln halten, werden mit Maßnahmen rechnen müssen, die z.B. folgendermaßen aussehen könnten: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Ansprache mit Hinweis auf Konsequenzen (maximal 3 x), Information der Eltern (Vordruck im Lehrerzimmer) Soziale Aufgabe. Katalog wird erstellt und von Gesamtkonferenz ergänzt, z.B. Hausmeisterhilfe, Aufräumen, Säubern, Schulgarten, Hausaufgabenhilfe für Jüngere, Gespräch mit einem Mitglied der Schulleitung, Hinweis auf Häufung von Regelverstößen, Belehrung über Konsequenzen Berücksichtigung der permanenten Regelverstöße im Zeugnis Klassenkonferenz, Teilnahme an einem Anti-Rauch-Kurs Auf der anderen Seite werden wir im kommenden Schuljahr versuchen, Freizeitaktivitäten während der Pausen zu ermöglichen, sowie Sitzmöglichkeiten zu schaffen, die für eine entspannte Pausengestaltung erforderlich wären. Wettbewerbe (schulintern oder auch -übergreifend) könnten dazu beitragen, die Einhaltung der Regeln attraktiv und lohnend zu machen. Bitte diskutiert die geplante Regelung in euren Klassen, äußert euch evtl. schriftlich und diskutiert das Thema in der nächsten Schülersprecher-Sitzung. 136 Materialien Entwurf für eine Schülervereinbarung: Information zum Thema Suchtmittelgebrauch an unserer Schule Regelmäßiger Suchtmittelgebrauch führt in die Abhängigkeit. Wir wollen, dass die Jugendlichen in unserer Schule eine gesunde und Suchtmittel unabhängige Entwicklung nehmen. Besitz, Handel oder Konsum von Suchtmitteln - gleich welcher Art - haben daher an unserer Schule nichts zu suchen. Unsere Schule ist eine rauchfreie Schule. Das Rauchen innerhalb des Schulgeländes und vor dem Schulgebäude ist daher nicht erwünscht. Jeder Regelverstoß gegen ein Schulleben ohne Suchmittel zieht pädagogische Maßnahmen nach sich. Durch Ihre/deine Unterschrift nehmen Sie/nimmst du diese Tatsache zur Kenntnis. Bei Verstößen gegen die schulischen Regelungen hat der Schüler/ die Schülerin mit pädagogischen Konsequenzen zu rechnen. Zur Kenntnis genommen: Unterschrift des Erziehungsberechtigten Unterschrift der Erziehungsberechtigten: ____________________________ Ich verpflichte mich, auf Besitz, Handel und Konsum von Suchtmitteln im schulischen Rahmen zu verzichten. Unterschrift des Schülers/der Schülerin: ____________________________ 137 Impressum Herausgeber IMAGO GmbH Konzeption und Inhalt: IMAGO GmbH Text: IMAGO GmbH Autoren: Gabriele Bouwhuis-Fiedler Cornelia Christiansen Gerd Frick Thomas Heine Sylvia Hirsch Ursula Jung Britta Koch-Schulte Willi Mayer Johannes Schopp Gestaltung: IMAGO GmbH Fotos: Emanuel Bloedt © IMAGO GmbH, 2007 Das Projekt Aktive-Teens wurde in Kooperation mit der e-nitiative.nrw entwickelt Kontakt: IMAGO GmbH Gutenbergstraße 36 44139 Dortmund [email protected] www.aktive-teens.de
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