www.observer.at Chemiereport.at Ö. Magazin für Chemie, Life Science & Materialwissenschaften Wiener Neudorf, im August 2015, Nr: 5, 8x/Jahr, Seite: _ Druckauflage: 9 200, Größe: 94,88%, easyAPQ: _ Auftr.: 7023, Clip: 9243052, SB: IMC FH Krems I I LIFE SCIENCES Mit mehr als 4.000 Mitarbeitern stellen die Aktivitäten in Wien und Orth an der Donau Neuer Namen, fortgesetzte Aktivitäten Von Baxter zu Baxalta Beinahe alles, was bisher in Österreich Baxter war, firmiert seit kurzem unter Baxalta. Wir sprachen mit dem heimischen Management über die Pläne des neuen Unternehmens und die Bedeutung des Standorts Österreich im weltweiten Verbund. Von Georg Sachs D „Bis 2020 sollen 20 Produkte gelauncht werden." ie Aktivitäten von Baxalta in Österreich bauen auf einer langen und reichhaltigen Tradition auf. 1960 gründete der Chemiker Johann EibI gemeinsam mit Otto Schwarz die Immuno AG, die sich auf Produkte aus menschlichem Blutplasma und Impfstoffe spezialisierte. 1966 wurde in Wien das erste Plasmapheresezentrum Europas errichtet. Das US-Unternehmen Baxter erwarb 1996 Forschungs- und Produktionsanlagen der Immuno und gliederte sie ihrem Geschäftsbereich Bioscience ein. In künftigen historischen Rückblicken wird das Jahr 2015 einen weiteren Meilenstein dieser Geschichte markieren. Denn Baxter hat - einem in den vergangenen Jahren zu beobachtenden Trend folgend - seine Biotechnologie-Aktivitäten von seiner Medizinprodukte-Sparte getrennt. Während das Geschäft mit Produkten für Transfusionsmedizin und parenterale Ernährung unter dem Namen Baxter weitergeführt wird, firmierte der bisherige Bereich „Bioscience" mit 1. Juli in Baxajgi um. Von den mehr als 50.000 Mit- Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 0699/19673631). arbeitern, die bislang im Konzern gearbeitet haben, werden rund 16.000 in die BaxaltaOrganisation wechseln. Rund ein Viertel davon arbeitet in Österreich: Mit mehr als 4.000 Mitarbeitern stellen die Aktivitäten in Wien und Orth an der Donau zusammengerechnet den weltweit größten Standort des neuen Unternehmens dar. Gewicht des Standorts gestiegen Fast alles, was Baxter in Österreich bis jetzt gemacht hat, ist nun Baxalta geworden. 3.500 Personen sind dem Bereich „Global Operations" zugeordnet, der die Produktion und die dieser vorgelagerte Prozessentwicklung umfasst, wie Simone Oremovic, Personalvorstand von Baxter Österreich, erläutert: „Wir haben Produktionsstandorte in sieben Ländern, Österreich ist der weitaus größte davon." Insgesamt betreibt Baxalta 13 Produktionsstätten, davon sechs in den USA. Allein in Wien werden im Jahr Produkte im Wert von ca. 700 Millionen Euro erzeugt, davon gehen mehr als 90 Prozent in den Ex- Seite: 1/3 www.observer.at Chemiereport.at Ö. Magazin für Chemie, Life Science & Materialwissenschaften Wiener Neudorf, im August 2015, Nr: 5, 8x/Jahr, Seite: _ Druckauflage: 9 200, Größe: 100%, easyAPQ: _ Auftr.: 7023, Clip: 9243052, SB: IMC FH Krems LIFE SCIENCES I Simone Oremovic ist als Personalvorstand für mehr als 4.000 österreichische Mitarbeiter verantwortlich. port. „Baxalta macht knapp die Hälfte seines Umsatzes von rund sechs Milliarden USDollar in den USA", erklärt Oremovic die Marktrelationen. Aber auch in der Unternehmensforschung kann Wien entsprechendes Gewicht in die Waagschale werfen. Einer von drei F&EStandorten von Baxalta ist hier angesiedelt. Und schließlich gibt es noch eine kleine Vertriebsgesellschaft, die Baxalta-Produkte auf dem österreichischen Markt vertreibt. Auch Baxter wird mit einer Vertriebsniederlassung für die im Konzern verbliebenen Medizinprodukte weiterhin in Österreich vertreten sein. Schon vor der Trennung der beiden Unternehmen wurden die gesamten Impfstoffaktivitäten verkauft: Die am Markt gut eingeführten Vakzine gegen Meningokokken und FSME gingen an Pfizer, zudem hat man sich mit dem US-Unternehmen Nanotherapeutics über einen Verkauf der Verocell-Technologie inklusive der laufenden Entwicklungs- projekte geeinigt. „Dieser Schritt war wichtig. Um auf dem Vakzin-Markt erfolgreich zu sein, braucht man eine kritische Größe. Unser Impfstoff-Geschäft war weltweit betrachtet aber sehr klein", meint dazu Unternehmenssprecher Michael Heinrich. Starker Forschungsstandort bleibt erhalten Dass die Forschung aus Osterreich an den im vergangenen Jahr eröffneten Forschungsstandort in Cambridge, Massachusetts, verlagert wird, davon könne keine Rede sein, betont Oremovic: „Der Mitarbeiterstand in Österreich wird sich in den nächsten Jahren nicht dramatisch ändern - weder in die eine noch in die andere Richtung." Der Bereich „Process Science" sei weltweit der Produktion angegliedert worden, manche Mitarbeiter wechseln daher in eine andere organisatorische Einheit. „Wir planen viele Produktlaunches in den nächsten Jahren, da Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 0699/19673631). Karl-Heinz Hofbauer verantwortet den Produktionsstandort Wien. wird produktionsnahe Entwicklung gebraucht", so Oremovic. Rund 50 Mitarbeiter haben zudem die Möglichkeit bekommen, nach Cambridge zu wechseln. „Das heißt aber nicht, wir lösen die F&E in Österreich auf, wie manchmal in der Öffentlichkeit zu hören war", stellt die HR-Managerin klar. Rund 700 Personen arbeiten derzeit in Österreich an präklinischen, klinischen und prozesstechnischen Entwicklungsprojekten. Bis vor kurzem, als damit begonnen wurde, den F&E-Standort in der Nähe von Boston aufzubauen, war Österreich der einzige große Forschungsstandort des damaligen BaxterBioscience-Geschäfts. Daher versteht man sich auch auf alle Phasen des F&E-Prozesses und hat sowohl hämatologische als auch immunologische Kompetenz aufgebaut. „Wir gehen nun dazu über, vermehrt Entwicklungsarbeit auszulagern. Es kommen immer neue Moleküle dazu, das können wir nicht alles selbst machen", sagt Oremovic. Verstärkt wird diese Entwicklung dadurch, dass Seite: 2/3 www.observer.at Chemiereport.at Ö. Magazin für Chemie, Life Science & Materialwissenschaften Wiener Neudorf, im August 2015, Nr: 5, 8x/Jahr, Seite: _ Druckauflage: 9 200, Größe: 100%, easyAPQ: _ Auftr.: 7023, Clip: 9243052, SB: IMC FH Krems Michael Heinrich ist Unternehmenssprecher des frisch umfirmierten Unternehmens. Ein Highlight der F&E-Pipeline ist die Entwicklung einer Gentherapie, die Hämophilie-Patienten ermöglichen soll, den Gerinnungsfaktor IX selbst zu produzieren. „Gentherapie ist an sich eine schwierige Sache. Aber in diesem Fall muss nur ein einziger genetischer Schalter umgelegt werden", erklärt Heinrich. Ob dies dauerhaft gelingt, ist noch nicht sicher, pessimistische Schätzungen gehen zumindest davon aus, dass die Wirkung fünf Jahre lang anhält. In all dem will man der bisherigen Strategie, auf seltene oder heute unterversorgte Erkrankungen zu fokussieren, treu bleiben. „Auf diesem Gebiet gibt es gewachsenes Knowhow", erläutert Oremovic, „da kennen wir die Entwicklungsprozesse, die Zulassungsverfahren, das Marketing." Beziehungen, da habe es sich angeboten, dort zu investieren. Zudem müsse man für zentrale Produkte mehrere Möglichkeiten offenhalten und könne nicht nur auf eine einzige Betriebsstätte angewiesen sein. Eine der Besonderheiten des österreichischen Standorts ist das Zusammenspiel von Forschung und industrieller Produktion „Das verschafft uns eine zentrale Rolle beim Launch zukünftiger Produkte, denn auf diese Weise können wir in späten Entwicklungsphasen und während der klinischen Prüfungen den Wirkstoff bereits im Werk herstellen", so Hofbauer. Die Prozesskette der Plasmafraktionierung vor kurzem damit begonnen wurde, die Onkologie als neues Standbein aufzubauen, und nun zusätzliche Kompetenz und Kapazitäten benötigt werden. Im Wechselspiel mit den USA wird sich darüber hinaus nun eine gewisse Differenzierung ergeben: „In Österreich wird der Schwerpunkt vermehrt in der Grundlagenforschung und frühen Entwicklung liegen, während die klinische Entwicklung verstärkt in den USA durchgeführt und dort zunehmend an Spezialisten ausgelagert wird", so Michael Heinrich. Langfristig wolle man eher Scout in einem Netzwerk wissenschaftlicher Partner sein, als alles operativ selbst zu machen. Gefüllte Pipeline Denn in der Neuentwicklung von Produkten hat Baxalta große Pläne: Bis 2020 sollen 20 Produkte gelauncht werden. Bis 2016 soll es dabei, dem bisherigen Portfolio entsprechend, noch einen starken HämatologieSchwerpunkt geben. „Dabei ist auch vorgesehen, bestehende Produkte zu verbessern oder in neuen Märkten zu launchen", so Oremovic. Ab 2017 sollen die immunologischen Produkte verstärkt und die ersten Früchte aus dem neuen Standbein Onkologie geerntet werden. Der jüngst erfolgte Zukauf von Oncaspar, einem vielversprechenden Arzneimittelkandidaten gegen Akute Lymphatische Leukämie (ALL), wird hier weitere Impulse geben. Produktionstechnisch betrachtet ist Österreich ein Standort, an dem eine große Bandbreite an Technologien gehandhabt wird: Nach wie vor macht die Plasmafraktionierung die wichtigste Quelle für die von Baxalta produzierten Arzneimittel (etwa Gerinnungsfaktoren und Immunglobuline) aus. „Wir haben die ganze Prozesskette hier am Standort", erklärt dazu Karl-Heinz Hofbauer, Betriebsleiter Wien und Vorstand von Baxter Österreich. Man bringt das Ausgangsmaterial — menschliches Blutplasma — in Österreich auf, fraktioniert es, reinigt die gewonnenen Komponenten und führt sie in bestimmte Darreichungsformen über. Schließlich wird verpackt, etikettiert, gelagert und ausgeliefert. „Letztlich führt also ein direkter Weg vom Spender über unsere Mitarbeiter zu einem lebensrettenden Produkt für den Patienten", so Hofbauer. Österreich sei das einzige Land, wo Baxalta alle diese Prozesse vereint habe. In Orth an der Donau ist zusätzlich dazu die Produktion rekombinanter Proteine in Zellkultur angesiedelt. Und schließlich ist man gerade dabei, eine neue Facility zur Reinigung von Gerinnungspräparaten in Krems aufzubauen. „Uns haben im internationalen Produktionsverbund Kapazitäten in der Purifikation gefehlt", erklärt Hofbauer dazu. Mit den am Standort Krems angesiedelten Institutionen wie der Donau-Uni oder der IMG, FH Krems habe man seit langem gute Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 0699/19673631). Über Baxalta Baxalta Incorporated ging mit 1. Juli aus der Abtrennung des ehemaligen Bioscience-Geschäfts von Baxter hervor. Der Hauptsitz des neuen Unternehmens liegt in Bannockburn, Illinois, mit mehr als 4.000 Mitarbeitern stellt Österreich aber den weltweit größten Standort dar. Baxalta wird mit rund sechs Milliarden USDollar bewertet und ist auf die Entwicklung, Fertigung und Vermarktung biopharmazeutischer Produkte für seltene und unterversorgte Krankheiten auf den Gebieten Hämatologie, Immunologie und Onkologie spezialisiert. Neben der Grundlagenforschung und der Process Science, die in Österreich betrieben werden, befindet sich eine neues „Baxalta Global Innovation and R&D Center" in Cambridge, Massachusetts. Der Vorstand von Baxalta Österreich besteht aus Karl-Heinz Hofbauer (Betriebsleiter Wien), Karl Kogelmüller (Finanzen), Simone Oremovic (Human Resources) und Hans Peter Schwarz (Klinische Strategieentwicklung). Roman Necina ist Geschäftsführer der Baxalta Innovations GmbH, in der Forschung und Entwicklung gebündelt sind. Die für den Vertrieb in Österreich verantwortliche Baxalta Österreich GmbH wird von Roland Bindeus geleitet. Seite: 3/3
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