Was bisher geschah Modellierung von I Aussagen durch Logiken I Daten durch Mengen, Folgen, Sprachen I Zusammenhängen und Eigenschaften durch Relationen I I I I I Definition, Beispiele Operationen auf Relationen: inverse Relation, Verkettung, Einschränkung, Projektionen Eigenschaften binärer Relationen R ⊆ M 2 reflexive, symmetrische, transitive Hüllen spezielle binäre Relationen auf einer Menge: Halbordungen, Äquivalenzrelationen 136 Totale Ordnungen Jede Halbordnung R ⊆ M 2 mit ∀(a, b) ∈ M 2 ((a, b) ∈ R ∨ (b, a) ∈ R) (alternativ) heißt totale (lineare) Halbordnung. (alle Elemente miteinander vergleichbar) Beispiele: I R ⊆ ({a, b, c})2 mit R = {(a, a), (a, b), (a, c), (c, b), (b, b), (c, c)} I ≤⊆ I R ⊆ ( Menge aller AMB-Studenten )2 mit (p, q) ∈ R gdw. (Matrikelnr. von p) ≤ (Matrikelnr. von q) I alphabetische Ordnung der Wörter im Wörterbuch N2 (≤ ⊆ Z2, ≤ ⊆ R2) 137 Totale Ordnungen häufige Aufgabe: Sortieren von Elementen z.B. Menge von Wörtern aus A∗ : {ab, ε, a, ac, abc, c} Präfix-Relation v A∗ × A∗ mit ∀(u, v ) ∈ A∗ × A∗ ((u v v ) ↔ ∃v 0 ∈ A∗ (u ◦ v 0 = v )) ist reflexiv,transitiv, antisymmetrisch, also eine Halbordnung Gilt ∀(u, v ) ∈ (A∗ × A∗ ) : ((u v v ) ∨ (v v u)) ? nein, z.B. für A = {a, b, c}, u = ab, v = ac gilt ab 6v ac und ac 6v ab v ist also keine totale Ordnung auf A∗ Sortieren lassen sich nur Elemente aus totalen Ordnungen totale Ordnungen auf A∗ ? 138 Ordnungen auf A∗ ohne Ordnung auf dem Alphabet A: Präfix-, Postfix-, Infix-Relation auf A∗ sind Halbordnungen, nicht total (linear) bei gegebener totaler Ordnung < auf dem Alphabet A: lexikographische Ordnung auf A∗ : ∀u, v ∈ A∗ : u ≤lex v gdw. 1. u v v oder 2. ∃w ∈ A∗ ∃a, b ∈ A : a < b ∧ wa v u ∧ wb v v quasi-lexikographische Ordnung auf A∗ : ∀u, v ∈ A∗ : u ≤qlex v gdw. 1. |u| < |v | oder 2. |u| = |v | ∧ u ≤lex v Beispiele: für A = {a, b} mit a < b I ab v aba, ab ≤lex aba, ab ≤qlex aba I abab 6v abba, aber abab ≤lex abba und abab ≤qlex abba, I aaa ≤lex ab, aber aaa 6≤qlex ab I ab 6≤lex aaba, aber ab ≤qlex aaba 139 Funktionen (Wiederholung) Funktion: spezielle Relation mit Richtung Relation f ⊆ A× B heißtgenau dann partielle Funktion, wenn ∀a ∈ A : π2 f |{a} ≤ 1 Relation f ⊆ A× B heißtgenau dann (totale) Funktion, wenn ∀a ∈ A : π2 f |{a} = 1 Beispiele: I Abbildung aller HTWK-Studenten auf ihren Geburtstag ist totale Funktion I Abbildung von Geburtstag auf Studenten ist keine Funktion I f ⊆ I I I I Z2 mit f = {(x, x 2) | x ∈ Z} ist (totale) Funktion f 0 ⊆ Z2 mit f = {(x 2 , x) | x ∈ Z} ist keine Funktion g ⊆ N2 mit g = {(x 2 , x) | x ∈ N} ist partielle Funktion g ⊆ N2 mit g = {(x 2 , x) | x ∈ N} ist partielle Funktion k ⊆ R2 mit h = {(sin x, x) | x ∈ R} ist keine Funktion 140 Definition von Funktionen Funktion f : A → B wird definiert durch Angabe von: Typ (Signatur): Definitionsbereich : Menge A Wertebereich : Menge B Werte Zuordnung f extensional z.B. f = {a 7→ 1, b 7→ 0} (statt f = {(a, 1), (b, 0)}) intensional z.B. ∀x ∈ : f (x) = x 2 Syntax Semantik N Graph von f : Relation f ⊆ A × B = {(x, f (x)) | x ∈ A} 141 Mehrstellige Funktionen auf einer Menge A = B n : Funktion f : B n → B heißt auch n-stellige Funktion auf B Achtung: n-stellige Funktionen auf B sind (n + 1)-stellige Relationen auf B. Beispiel: f : × → mit ∀(x, y ) ∈ 2 : f (x, y ) = 2x + y N A= B0 N N N = {ε}: Nullstellige Funktionen f : B 0 → B heißen auch Konstanten f ∈ B. Beispiel: c : 0 → mit c = 3 N N 142 Abgeleitete Funktionen Für Funktion f : A → B heißt f (A) = π2 (f ) ⊆ B Bild von f , f (M) = π2 (f |M ) ⊆ B für M ⊆ A Bild von M unter f , f (a) = π2 f |{a} ∈ B für a ∈ A Bild von a unter f , f −1 (N) = π2 f −1 |N ⊆ A für N ⊆ B Urbild von N unter f , f −1 (b) = π2 f −1 |{b} ⊆ A für b ∈ B Urbild von b unter f , Für jede (totale) Funktion f : A → B gilt f −1 (B) = A 143 Eigenschaften von Funktionen (Wiederholung) Funktion f : A → B heißt injektiv , falls für alle b ∈ B gilt f −1 (b) ≤ 1, surjektiv , falls für alle b ∈ B gilt f −1 (b) ≥ 1, bijektiv , falls für alle b ∈ B gilt f −1 (b) = 1, Eine Funktion ist genau dann bijektiv, wenn sie injektiv und surjektiv ist. Beispiele: N → N mit ∀x ∈ N : f (x) = x 2 ist injektiv, nicht surjektiv I f : Z → Z mit ∀x ∈ Z : f (x) = x 2 ist weder injektiv noch I f : surjektiv I R f : ≥0 → surjektiv R≥0 mit ∀x ∈ R≥0 : f (x) = x 2 ist injektiv und 144 Mengen von Funktionen Menge aller (totalen) Funktionen von A nach B: B A = {f : A → B} = {f ⊆ A × B | ∀a ∈ A : π2 f |{a} = 1} Beispiel: {0, 1}{p,q,r } = {W : {p, q, r } → {0, 1}} Für alle endlichen Mengen A, B gilt B A = |B||A| . ( Es existieren |B||A| verschiedene Funktionen von A nach B.) Beispiele: I |{0, 1}||{p,q,r }| = 23 = 8 Funktionen W : {p, q, r } → {0, 1} I 3|A| Funktionen f : A → {rot, grün, blau} I 4|A| Funktionen f : A → {1, 2, 3, 4} I 4|A| Funktionen f : A → {0, 1}2 145 Funktionen auf Anfangsstücken von Funktion f : I → B mit I = {0, . . . , n} ⊂ N N Beispiel: f : {0, . . . , 4} → B, wobei ∀n ∈ {0, 1, . . . , 4} : f (n) = 7n + 2 f (0) = 2, f (1) = 9, f (2) = 16, f (3) = 23, f (4) = 30 alternative Darstellung: f0 = 2, f1 = 9, f2 = 16, f3 = 23, f4 = 30 Folge f = [2, 9, 6, 23, 30] =(7n + 2)i∈{0,...,4} Jede Funktion f : I → B mit I = {0, . . . , n} repräsentiert eine eindeutig definierte Folge (f (i))i∈I ∈ B ∗ Jede Folge (ai )i∈I ∈ B ∗ repräsentiert eine eindeutig definierte Funktion a : I → B mit a(i) = ai 146 Funktionen nach {0, 1} Für endliche Mengen A und B I I (Anzahl) A0 nullstellige Funktionen f : → {0, 1} f0 = 0, f1 = 1 (Konstanten) 0 2|A | = 21 = 2 2|A| einstellige Funktionen f : A → {0, 1} Beispiel: für A = {a, b} f00 = {a 7→ 0, b 7→ 0} f01 = {a 7→ 0, b 7→ 1} f10 = {a 7→ 1, b 7→ 0} f11 = {a 7→ 1, b 7→ 1} mögliche Urbilder der 1: −1 −1 −1 −1 f00 (1) = ∅, f01 (1) = {b}, f10 (1) = {a}, f11 (1) = {a, b} für beliebige Menge A: −1 f (1) ∈ A | f ∈ 2A = 2A (Potenzmenge von A) I zweistellige Funktionen f : A × B → {0, 1} 2(|A||B|) 147 Charakteristische Funktion einer Menge Menge A definiert für jede Teilmenge B ⊆ A die charakteristische Funktion χB : A → {0, 1} mit ( 1 falls x ∈ B ∀x ∈ A : χB (x) = 0 sonst Beispiel: für A = {a, b, c, d} und B = {a, d} ⊆ A gilt χB : A → {0, 1} mit χB = {a 7→ 1, b 7→ 0, c 7→ 0, d 7→ 1} (χB ordnet jedem x ∈ A den Wahrheitswert der Aussage x ∈ B zu.) Umgekehrt definiert jede Funktion f : A → {0, 1} eine Teilmenge f −1 (1) ⊆ A Für endliche Mengen A = {a1 , . . . , an } und beliebige feste Anordnung [a1 , . . . , an ] lässt sich jede Teilmenge B ⊆ A durch das eindeutige Binärwort b1 . . . bn ∈ {0, 1}n mit bi = χB (ai ) repräsentieren. 148 Multimengen (Vielfachmengen, Bags) zur Beschreibung von Elementen mit Vielfachheit Beispiele: I Bibliothek mit mehreren Exemplaren von Büchern I Vorrat an Münzen I Rommé-Blatt Teilmenge A einer Menge U (Universum) als charakteristische Funktion von A bzgl. U: χA : U → {0, 1} mit ∀x ∈ U : χA (x) = |A ∩ {x}| N Multimenge A über Menge U: Funktion A : U → alternative Darstellungen von Multimengen: z.B. für U = {a, b, c, d} und A : U → mit A(a) = 3, A(b) = 3, A(c) = 0, A(d) = 1 durch I {a 7→ 3, b 7→ 3, c 7→ 0, d 7→ 1} (Reihenfolge egal) I {a, b, a, b, d, b, a} (Reihenfolge egal) I als Relation A ⊆ U × ( \ 0) mit {(a, 3), (b, 3), (d, 1)} N N 149
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