Himmel und Erde 22. November 2015 Manuscript Sprecher

Himmel und Erde
22. November 2015
Manuscript
Sprecher
Adventszeit - so heißt die Kirchenzeitung, die in den nächsten Tagen allen
katholischen Haushalten im Erzbistum Köln ins Haus flattert. In ihr geht es vor
allem um ein Thema: RITUALE. Wie bitte? Rituale?
Becker-Huberti
Braucht man einen solchen Quatsch überhaupt noch? Sind wir nicht längst von
so etwas weg, frei von solchen Vorgegebenheiten?
Sprecher
... fragt Manfred Becker-Huberti, katholischer Theologe und BrauchtumsForscher aus Grevenbroich. Seine Antwort ist allerdings eindeutig.
Becker Huberti
Brauchtum heißt unter andem deshalb Brauchtum, weil es gebraucht wird, weil
es notwendig ist. Unser ganzes Leben ist durchzogen von solchen Dingen, und
die Rituale geben uns Sicherheit.
Sprecher
Das fängt schon beim kleinen Kind an, wenn es abends zu Bett gebracht wird.
Becker-Huberti
Da gehört es dazu, dass eine Geschichte vorgelesen wird, dass es einen Kuss
gibt, dass die Bettdecke hochgezogen wird. Und dann erst kann ein Kind
schlafen.
Sprecher
Rituale - das sind nicht einfach nur Gewohnheiten, die irgendwann entstanden
sind, und die man irgendwie beibehalten hat.
Becker-Huberti
Sehr sorgsam sollte man mit Ritualen umgehen. Rituale müssen gelebt werden.
Und sie müssen einen Sinn haben.
Sprecher
Einer, der seine Rituale lebt, ist Fritz Lehmann, pensionierter Sozialpädagoge
aus Neuss. Wenn er ein Fest feiert, ist ihm ein Ritual besonders wichtig.
Lehmann
Wenn wir zusammen essen, dann gibt es bei uns die Gepflogenheit, dass wir
uns an den Händen halten und folgenden Spruch sagen: Fröhlich sei das
Mittagessen (oder Abendessen). Dieser Spruch hat den Sinn, einmal die
Gemeinschaft zu betonen, aber auch zum Ausdruck zu bringen, dass es gar
nicht so selbstverständlich ist, dass wir jeden Tag ein gutes Essen haben.
Übrigens
Heute mit einem Aufruf zum Mitmachen bei einem ganz besonderen Ritual.
Hunderttausende sind zZt auf der Flucht, unter ihnen auch hochschwangere
Frauen.
Auch Maria, die Mutter Jesu, musste hochschwanger in ein fremdes Land
aufbrechen.
Im Nikolauskloster bei Glehn steht eine Skulptur der schwangeren Maria. Die
soll nun jeden Tag von einer anderen Familie aufgenommen werden. Das nennt
sich Marientragen,
Es beginnt am ersten Advent und endet am Heiligen Abend. Dann trifft die
Marienfigur wieder im Nikolauskloster ein - quasi zur Entbindung.
Marientragen! Wer mitmachen will, melde sich im Kloster unter der
Telefonnummer 0 21 82/82 99 60.