aus dem vollen schöpfen - NFP 63 Stammzellen und regenerative

WISSEN
RUBRIK KLEIN
Forscher auf der ganzen
Welt haben eine Vision: Sie
möchten aus Stammzellen,
die jeder Mensch in sich
trägt, neue Körperteile oder
Organe herstellen. Was
heute im Labor bereits gut
gelingt: Die Züchtung
von Knorpel, Hornhaut und
Herzklappen.
Stammzelle
Aus körpereigenen
Stammzellen lassen
sich Herzklappen
rekonstruieren und
implantieren. Der
Vorteil dieser
Methode: Es gibt
keine Abstossungsreaktion.
AUS DEM VOLLEN
SCHÖPFEN
Mit Hilfe von
Stammzellen kann
sich die Haut, unser
grösstes Organ,
ständig er­­neuern.
Und auch bei
Verbrennungen,
die nicht allzu
tief gehen, hei­len
Stammzellen die
Wunde.
Blutstammzellen,
etwa für die
­Therapie von
Leukämie, können
am einfachsten
aus dem
Knochenmark
des Beckens
gewonnen
werden.
30
Schweizer Familie 19/2015
Damit der Mensch überlebt, müssen sich Blut und
Gewebe wie die Haut stets erneuern. Diese Fähigkeit zur
Regeneration verdanken wir den STAMMZELLEN.
Forscher nutzen die Kräfte der Alleskönnerinnen
für die Heilung von Krankheiten.
Text Hans-Martin Bürki-Spycher
S
ie sind produktiv. Unglaublich
produktiv. Minute für Minute stel­
len die Stammzellen im mensch­
lichen Körper 300 Millionen neue ­Zellen
her und erneuern damit unsere Haut,
unser Blut, unser Haar. Ohne Stamm­
zellen wäre jeder Mensch innerhalb von
wenigen Wochen tot.
Fotos: Corbis, SPL
Doch was genau sind Stammzellen?
Viele haben den Begriff schon gehört,
vielleicht im Zusammenhang mit Kos­
metika oder wenn es um Krankheiten
geht oder um Embryos.
Jedes Lebewesen ist aus Zellen aufge­
baut, aus mikroskopisch kleinen Gebil­
den. Bei Einzellern, wie zum Beispiel ➳
Schweizer Familie 19/2015
➳
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WISSEN
Blick in die Blutfabrik:
In der Mitte sitzt die
Stammzelle, umgeben
von roten und kleinen
weissen Blutkörperchen.
WIE STAMMZELLEN BLUTKÖRPERCHEN BILDEN
Im stark durch­
bluteten Inneren
des Knochens,
dem Knochen­
mark (rot),
bilden die Blut­
stammzellen pro
Sekunde zwei
Millionen neue
Blutkörperchen.
Blutstammzelle
Blutstammzelle
Vorläuferzelle 1
Vorläuferzelle 2
fertige Blutzellen
BlutBlut­kör­
perchen plättchen
weisse Blutkörperchen
Eine Blutstammzelle teilt
sich in zwei ungleiche
Tochterzellen: In eine Vorläuferzelle (1 oder 2) und
in eine Stammzelle, die
dem Pantoffeltierchen, besteht das ganze
Lebewesen aus einer einzigen Zelle. Diese
eine Zelle ist für alles zuständig: für die
Fortbewegung, die Nahrungsaufnahme,
die Vermehrung. Während zweieinhalb
Milliarden Jahren der Erdgeschichte gab
es auf unserem Planeten nur solch ein­
zellige Lebewesen.
Dann, vor etwa 700 Millionen Jahren,
der grosse Schritt der Evolution. Kolonien
von Einzellern schlossen sich zusammen
zu vielzelligen Lebewesen. «In einem vielzelligen Organismus müssen nicht mehr
alle Zellen alles können; es gibt eine Arbeitsteilung», sagt Adrian Heuss. Der Biochemiker hat im Rahmen des Nationalen
Forschungsprogramms NFP 63 «Stammzellen und regenerative Medizin» eine
Ausstellung über Stammzellen konzipiert,
die zurzeit am Zoologischen Museum in
Zürich zu sehen ist (siehe Hinweis).
In einem vielzelligen Lebewesen spezialisieren sich die einzelnen Zellen. Die
meisten können sich nicht mehr teilen.
Doch einige können das weiterhin; das
sind die Stammzellen. Sie sind zuständig
für Nachschub an neuen Zellen, für
Wachstum und für Regeneration. Stamm32
Schweizer Familie 19/2015
mit der Mutterzelle identisch ist. Aus den Vorläuferzellen entstehen, je
nach Bedarf, alle Sorten
Blutkörperchen. Bei einer
«In einem vielzelligen Organismus
müssen nicht mehr alle Zellen alles
können. Es gibt eine Arbeitsteilung.»
Adrian Heuss, Biochemiker
zellen finden sich zum Beispiel in der
Haut, in den Haarwurzeln, im Darm.
Oder im Knochenmark: Dort sitzt die
«Fabrik», in der die Blutzellen hergestellt
werden, pro Sekunde zwei Millionen rote
Blutkörperchen. Diese leben im Durchschnitt 100 bis 120 Tage. Gewisse weisse
Blutkörperchen, die für die Abwehr von
Krankheitserregern zuständig sind, leben
viel kürzer, nur einen oder wenige Tage.
Sie alle müssen laufend ersetzt werden.
Zuständig dafür sind die Blutstammzellen im Knochenmark. «Wenn sich eine
Blutstammzelle teilt, gibt es nicht zwei
identische Tochterzellen», erklärt Adrian
Heuss, «sondern eine Blutvorläuferzelle
und eine weitere Blutstammzelle.» Aus
den Vorläuferzellen entstehen die Zellen
des Blutes: Blutplättchen, rote und alle
Sorten weisser Blutkörperchen (siehe
Illustration).
Passiert bei der Produktion neuer
Blutzellen ein Fehler, kann eine Krebszelle
entstehen. Leukämie bricht aus.
Infektion bildet der Körper
vermehrt weisse Blut­
körperchen, um die Krankheitskeime unschädlich
zu machen.
Herausgefunden haben das die Forscher durch ein schreckliches Ereignis.
Am 6. August 1945, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, warfen die US-Streitkräfte
eine Atombombe auf Hiroshima ab. Die
japanische Stadt wurde fast vollständig
zerstört. Über 90 000 Menschen waren auf
der Stelle tot. Viele, die die Atomexplosion
überlebt hatten, wurden in den folgenden
Wochen krank und starben. Die Wissenschaftler entdeckten, dass die atomare
Strahlung bei den Opfern die Blutstammzellen zerstört hatte. Die Betroffenen starben, weil ihre Blutkörperchen nicht mehr
ersetzt wurden.
Selbstheilung unterstützen
Die Mediziner überlegten, dass sich die
Blutfabrik durch eine Knochenmarktransplantation eines gesunden Spenders
womöglich reparieren lässt, und konnten
das in späteren Experimenten tatsächlich
belegen. Diese Erkenntnis kommt heute
Menschen zugute, die an Leukämie (Blutkrebs) erkrankt sind. Passiert im Knochenmark bei der Produktion neuer Blutzellen ein Fehler, kann eine Krebszelle
entstehen, die sich unkontrolliert teilt.
Und plötzlich nehmen dann die weissen
Blutkörperchen überhand. Leukämie
bricht aus, eine tödliche Krankheit. Doch
sie lässt sich heilen. «Bis heute sind weltweit über eine Million Leukämie-Patienten mit einer Knochenmarktransplanta­
tion behandelt und viele auch geheilt
worden», sagt Adrian Heuss. (Mehr dazu
in der Box rechts unten.)
Dieser Zweig der Wissenschaft nennt
sich regenerative Medizin. Es geht nicht
um Implantieren oder Transplantieren.
Sondern darum, den Körper bei der
Selbstheilung zu unterstützen. Dabei spielen Stammzellen eine zentrale Rolle. Nicht
nur unser Blut erneuert sich ständig, auch
unsere Haut, die Darmoberfläche und
­viele andere Gewebe. Ein Grossteil des
Hausstaubes besteht aus Hautschuppen,
die von den Wohnungsbewohnern stammen. Die oberste Hautschicht des MenFotos: MedDesign Frank Geisler, Corbis
schen wird ständig ausgewechselt, alte
Hautzellen fallen ab, neue stossen von
unten nach. Das merken wir jeweils, wenn
die Bräune unserer Haut schon wenige
Wochen nach den Ferien nachlässt. Die
toten Hautzellen fallen als Schuppen zu
Boden. Jeder Mensch verliert etwa ein halbes Kilogramm Hautschuppen pro Jahr.
Wie die Haut erneuern sich viele
menschliche Gewebe ständig: Haare,
­Nägel, Schleimhäute – alles muss fort­
laufend ersetzt werden. Da stellt sich die
Frage: Wenn sich alles laufend regene-
riert, warum wird unser Körper dann
trotzdem älter und stirbt schliesslich?
«Die Leistungsfähigkeit der Zellen nimmt
mit der Zeit ab», sagt Adrian Heuss. «Irgendwann ist die Produktionskraft unserer Stammzellen erschöpft. Und der Tod
unausweichlich.»
Haut aus dem Labor
Im vitalen Menschen aber liefern Stammzellen stets Ersatz. Hat sich jemand ein
Stück Haut verbrannt, sorgen die Hautstammzellen für die Wundheilung, sofern ➳
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Die Spende von Blutstammzellen rettet Leben.
Bei Leukämie-Patienten
werden viel zu viele weisse
Blutkörperchen produziert.
Die kranken Blutzellen
müssen ersetzt werden.
Geeignete Spender zu finden, ist sehr schwierig, da
nicht nur die Blutgruppe
passen muss, sondern
auch gewisse Strukturen
auf den weissen Blutkörperchen, die sogenannten
Humanen LeukozytenAntigene, kurz HLA. Es
gibt Millionen von möglichen HLA-Kombinationen.
Je mehr Menschen sich
als mögliche Spender in
den weltweiten Datenbanken registrieren lassen,
desto mehr Leukämie­
Patienten können gerettet
werden. Gespendet wird
grösstenteils Blut, aus
dem die Blutstammzellen
direkt gewonnen werden
können. Nur eine Minderheit spendet Knochenmark. Helfen Sie mit, retten Sie Leben! Mehr Infos
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Schweizer Familie 19/2015
33
WISSEN
ZELLVERMEHRUNG IM LABOR
Patient
mit kaputtem
Knie
Dem Patienten werden
Knorpelzellen ent­
nommen, zum Beispiel
am gesunden Knie.
Schliesslich bekommt
der Patient den neuen
Knorpel implantiert.
Wird ein Knorpel verletzt,
heilt er nur schlecht. Eine
neue Methode verspricht
Hilfe. Dem Patienten wer-
Fabelhafte
Selbstheilungs­
kraft: ­Verliert
der Axolotl
eines seiner
vier Beine,
wächst dieses
dank Stamm­
zellen innert
Wochen
wieder nach.
Innert zwei Wochen
­vervielfältigen
sich die Zellen in
einer Nährlösung.
Danach werden sie auf ein
Stützgerüst übertragen und
bilden dort innerhalb von zwei
Wochen neues Knorpelgewebe.
den körpereigene, knorpelbildende Zellen, so­
genannte Chondrozyten,
entnommen, im Labor
vermehrt und wieder eingesetzt. Da es sich um körpereigene Zellen handelt,
droht keine Abstossung.
Meister der Erneuerung: Wird der Süss­
wasserpolyp Hydra zerschnitten, bildet
sich aus jedem Teil ein neuer Polyp.
die Verbrennung nicht zu tief reicht und
die Stammzellen, die an der Grenze zwischen Oberhaut und Unterhaut sitzen,
zerstört hat. Ist das passiert, hilft nur eine
Hauttransplantation. «Dabei werden dem
Brandopfer Hautstammzellen von einer
unversehrten Körperstelle entnommen
und damit im Labor Ersatzhaut gezüchtet», erklärt Lukas Sommer, Professor am
Anatomischen Institut der Universität Zürich und Stammzellforscher. Die auf diese
Weise vermehrte Haut wird dem Patienten transplantiert und wächst dann an.
Was, wenn die Regenerations­fähigkeit
gewisser Tiere auf den Menschen
übertragen werden könnte? «Bisher schaffte man es nicht,
aus Stammzellen eine ganze
funktionelle Haut herzustellen.»
Lukas Sommer, Stammzellforscher
Ersatzhaut lässt sich im Labor also bereits züchten, doch das Original ist komplexer. «Sie hat Anhänge wie Schweissdrüsen, Haarzellen und Talgdrüsen», sagt
Lukas Sommer, «und bisher hat man es
nicht geschafft, aus Stammzellen eine
g­anze funktionelle Haut herzustellen.»
Einfacher ist es, einheitliche Gewebe zu
züchten. Bei Knorpel, Hornhaut und
Herzklappen gelingt das schon ganz gut.
Was den Forschern weltweit vorschwebt: Stammzellen dazu zu bringen,
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alle möglichen Gewebe herzustellen. Vorbilder liefert die Natur genügend. Vor
­allem Pflanzen sind wahre Meister der
Regeneration. Schneidet man einer ­Weide
einen Ast ab und steckt ihn in den Boden, wächst daraus ein neuer Baum.
Dank Stammzellen. Aber auch im Tierreich gibt es wahre Regenerationskünstler.
Der Süsswasserpolyp Hydra erträgt es, in
mehrere Teile zerschnitten zu werden.
­Jeder der Teile ergänzt das Verlorene und
wird w
­ ieder zu einem ganzen Polypen.
Auch ein Regenwurm, der zerschnitten
worden ist, kann wieder genesen. Zwar
ergibt das nicht zwei Regenwürmer, doch
der vor­
dere Teil kann den verlorenen
­hinteren wieder ergänzen. Die Eidechse
kann bei Gefahr den Schwanz abwerfen;
er wächst wieder nach, wird allerdings
nicht mehr so lang. Haifische wiederum
müssen nie zum Zahnarzt. Ihnen wachsen
ausgefallene Zähne ständig nach. Und
der Axolotl, ein mexikanischer Schwanzlurch, schafft es, ein amputiertes Bein
­innerhalb weniger Wochen wieder nachwachsen zu lassen.
Das weckt natürlich Hoffnungen und
Sehnsüchte. Was, wenn diese Fähigkeiten
Fotos: Picture Press, Interfoto
auf den Menschen übertragen werden
könnten? Wenn diese Selbstheilungskraft
auch bei verlorenen Gliedmassen oder
Rückenmarksverletzungen klappen würde? Zumindest die menschliche Leber
kann sich erstaunlich gut regenerieren,
das heisst nachwachsen, wenn ein Teil
­davon entfernt worden ist. Das wussten
Anhaltendes Leiden: Ein Adler hackt
Prometheus die stetig nachwachsende
Leber aus dem Leib.
offenbar schon die alten Griechen, in
­deren Mythologie der tragische Held Prometheus, zur Strafe, weil er Zeus hintergangen hatte, an einen Felsen gekettet,
jeden Tag von einem Adler Besuch erhält,
der ihm die Leber aus dem Bauch frisst –
und diese wächst über Nacht stets wieder
nach. Im wirklichen Leben dauert die
­Regeneration länger, einige Wochen.
Ethische Bedenken
Doch bei andern Organen hapert es mit
der Selbstheilung. Wieso, wissen die Forscher nicht. Fakt ist, dass im Laufe der
Entwicklung die Flexibilität der Stammzellen stark nachlässt. Die befruchtete
­Eizelle ist noch eine «Alleskönnerin», sie
ist sogenannt totipotent. Aus ihr wächst
ein ganzer Mensch. Im frühen Embryo­
nal­stadium sind die Stammzellen dann
­pluri­potent («Sehrvielkönner»): Sie bilden
Herzzellen, Leberzellen, Hirnzellen aus,
aber keinen ganzen Organismus mehr.
Multipotente Stammzellen («Vielkönner»)
besitzt jeder von uns: Sie können alle Zelltypen eines Organs entwickeln, so wie die
oben erwähnten Blutstammzellen. Uni­
potente Stammzellen schliesslich differen- ➳
Schweizer Familie 19/2015
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WISSEN
zieren sich nur noch in einen einzigen
Zelltyp, zum Beispiel in Hautzellen.
Embryonale Stammzellen können also
noch viel mehr als unsere erwachsenen
Stammzellen. Allerdings gibt es ethische
Bedenken, sie zu verwenden, weil bei
ihrer Entnahme der Embryo zerstört
­
wird. «Das Schweizervolk hat 2004 der
Verwendung von überzähligen Embryonen aus In-vitro-Befruchtungen zu Forschungszwecken zwar zugestimmt», sagt
Experte Lukas Sommer, «doch Alternativen sind wünschenswert.»
Vor neun Jahren hat der Japaner
Shinya Yamanaka es geschafft, Körper­
zellen zu Stammzellen umzuprogrammieren. Aus diesen sogenannten iPS-Zellen
(induzierte pluripotente Stammzellen)
könnten theoretisch sämtliche Arten
von Körperzellen gewonnen werden.
Das gab nicht nur einen Nobelpreis, sondern auch grosse Hoffnung unter den
Wissenschaftlern.
Aus frühen embryonalen Stamm­zellen,
ab dem 8-ZellEmbryostadium,
entwickeln sich
unterschiedlichste
Im Labor können
Körpergewebe.
Stammzellen
gezüchtet und vermehrt werden.
Dank pflanzen­
eigenen Stamm­
zellen lassen
sich Zweige
von den einen
Bäumen auf
andere auf­
pfropfen. Hier
trägt ein
­Orangenbaum
auch Zitronen.
Aus erwachsenen
Stammzellen ent­
stehen jeweils nur
noch bestimmte
Gewebe wie Muskeln
oder Haut oder Blut
oder Nerven oder
Leberzellen.
Erwachsene
Stammzelle
NabelschnurblutStammzelle
Für den Traum der Forscher, mit
Stammzellen alle möglichen Gewebe zu
machen, liefert die Natur Vorbilder.
«Es bleibt aber noch viel Forschungsarbeit», sagt Lukas Sommer. Heikel sei
zum Beispiel, dass diese Stammzellen sehr
teilungsfreudig seien und so die Gefahr
von Krebs bestehe. Ein Riesenvorteil sei
jedoch – habe man die Methode erst mal
im Griff –, dass einem Patienten Zellen
entnommen, diese im Labor zu iPS-Zellen
umfunktioniert werden könnten und daraus gesundes Gewebe hergestellt werden
könnte. Und dieses kann dem Patienten
wieder eingesetzt werden, ohne Abstos-
Nervenzellen
Aus dem Nabelschnurblut lassen
sich, wie aus
dem Knochenmark,
Blutstammzellen
gewinnen.
Blutzellen
Blutzelle
Knochenzellen
Leberzellen
Muskelzellen
Vom Embryo zum Erwachsenen: Die Alleskönner-Stammzellen zu Beginn des
Lebens werden später zu Spezialisten für die Regeneration bestimmter Gewebe.
sungsreaktion, wie man sie von Organtransplantationen her kennt. Bereits jetzt
werden iPS-Zellen eingesetzt, um die
Wirkung von Medikamenten an menschlichen Zellkulturen zu testen oder um
Krankheitsabläufe zu studieren.
Denkbar ist zum Beispiel, mit gesunden Bauchspeicheldrüsen-Stammzellen
Diabetiker zu heilen oder mit intakten
Hirnstammzellen Alzheimer- und Parkinsonpatienten. Die Stammzellforscherin
Magdalena Götz vom Helmholtz-­Zentrum
und von der Ludwig-Maximilians-Universität München forscht daran, sogenannte
Gliazellen des Gehirns in Nervenzellen
um­zuwandeln. Genau das tut der Zebrafisch von Natur aus. Er kann so Teile seines
Gehirns regenerieren. Könnte das auch
beim Menschen klappen? «Wir benötigen
noch viel Grundlagenforschung», dämpft
Magdalena Götz allzu grosse Euphorie.
Das letzte Kapitel in dieser jungen
Wissenschaft ist noch lange nicht ge­
●
schrieben.
Die Ausstellung zum Thema
«Stammzellen – Ursprung des Lebens» heisst
die Ausstellung, die bis 14. Juni 2015 im
Zoologischen Museum der Universität Zürich
zu sehen ist. Öffnungszeiten: Di–Fr, 9–17 Uhr,
Sa/So, 10–17 Uhr. Mo geschlossen. Eintritt frei.
www.zm.uzh.ch
Nationales Forschungsprogramm NFP 63
«Stammzellen und regenerative Medizin»,
www.nfp63.ch
Fotos: Keystone/SPL, Biosphoto
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