Laden und wiegen

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Laden und wiegen
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Eine Waage am Frontlader – klingt gut: Nie
mehr den Schaufelinhalt
schätzen, sondern
genau wiegen. Wir
haben eine Lösung der
Firma Fliegl auf einem
Biogasbetrieb getestet.
B
ei Radladern sind Wiegeeinrichtungen weit verbreitet. Sie arbeiten mit
Wiegestäben in den Drehpunkten
und können sogar geeicht werden. Fliegl
geht einen anderen Weg. Die Frontladerwaage misst den Öldruck in den Hubzylindern des Laders und schließt daraus
auf das Gewicht in der Schaufel.
Hat man erstmal den richtigen Hydraulikschlauch ausgemacht, ist die Montage einfach. Ein T-Stück in der Leitung
verbindet den Sensor mit dem Hydraulikkreis. Wichtig: Der Sensorkopf sollte
nach oben zeigen und sorgfältig entlüftet
werden, damit sich keine Luft vor dem
Fühler sammelt und die Messung beeinflusst. Ein Kabel verbindet den Drucksensor mit dem Display in der Kabine.
Bei der Befestigung der Anzeige mussten
wir improvisieren und haben uns selbst
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Die Waage errechnet
das Gewicht der
Ladung in der
Frontladerschaufel
über den Öldruck in
den Zylindern.
einen Halter gebaut. Ein Saugfuß für die
Scheibe wäre sehr praktisch.
Kalibrieren und wiegen
Um die Waage startklar zu machen,
muss sie auf den Nullpunkt justiert und
mit einem bekannten Gewicht voreingestellt werden. Wichtig: Die Grundeinstellungen und auch alle späteren Messungen
müssen in der gleichen Schwingen- und
Werzeugposition erfolgen. Man baut sich
also am besten eine kleine Anzeige für
die Höhe des Messpunktes.
Zur Kalibrierung: Der Nullpunkt und
das Referenzgewicht müssen umständlich
über verschiedene Menüpunkte eingestellt
werden. Bei einmaligem Kalibriervorgang
wäre das kein Problem, aber bei jedem
Gerätewechsel geht der Spaß wieder los.
Will man zum Beispiel erst mit der Schaufel Getreide laden, später mit der Palettengabel arbeiten und dabei immer wiegen,
muss man zwischendurch neu kalibrieren.
Das wird nötig, weil der Lastmittelpunkt
unterschiedlich liegt und sich damit auch
der Druck im Zylinder bei gleichem Gewicht ändert. Wir hätten uns einige Speichermöglichkeiten für verschiedene Werkzeuge oder zumindest zwei Knöpfe für
Nullpunkt- und Lastkalibrierung gewünscht, damit die Sache schneller geht.
Zur Bedienung: Neben dem Ein- und
Ausschalter wird die Waage über drei weitere Knöpfe gesteuert. Weicht das Gewicht der leeren Schaufel ab, kann es über
die Taste „Nullen“ wieder zurückgesetzt
werden. Das ersetzt aber nicht den Kalibriervorgang. Eine Tara-Taste erlaubt das
Einwiegen von mehreren Komponenten
in einer Schaufel. Nach einem Tastendruck
auf „Gross/Net“ erscheint wieder das Gesamtgewicht. In der Premium-Ausstattung
summiert die Waage auch mehrere Füllungen zu einem Gesamtgewicht auf.
Wir haben die Waage hauptsächlich
mit der Greifschaufel zum Befüllen der
Biogasanlage eingesetzt. Ein Wiegevorgang läuft dabei einfach ab: Schaufel füllen, einknicken und auf die Wiegehöhe
anheben, das Display zeigt ein Gewicht.
Wichtig dabei: Bei doppelt wirkenden
Zylindern sollte die Wiegehöhe im Anheben, bei einfach wirkenden im Absenken
erreicht werden. Nachteil: Der Schlepper
muss still stehen, die Ladegeschwindigkeit leidet. Eine dynamische Variante, die
auch während der Fahrt wiegt, ist laut
Fliegl bald erhältlich.
Es geht genauer
Bei den Messungen mit der Greifschaufel ergab sich ein besonderes Problem: Solange die Schaufel nur gestrichen voll war
(ca. 700 kg Maissilage), wichen die Messungen nur im Bereich von maximal 20 kg
nach unten vom tatsächlichen Gewicht ab.
Arbeitete man jedoch mit dem Greifer,
um die volle Kapazität zu nutzen (1 450 kg
Mais), wanderte der Lastpunkt nach vorne
und die Messung wich um bis zu 80 kg in
beide Richtungen ab. Die Waage arbeitet
genau, solange die Last in der Schaufel
oder auf der Palettengabel bei jedem
Durchgang gleichmäßig verteilt ist. Rund
665 E (inkl. MwSt.) verlangt Fliegl für das
Einsteigermodell der Frontladerwaage.
Wir halten fest
Die Montage ist
einfach: Mit dem
passenden TStück wird der
Sensor in die
Leitung eingebaut und dann
entlüftet.
In unserem Test überzeugte die Frontladerwaage nur bei gleichmäßig gefüllter
Schaufel. Verteilte sich die Last ungleichmäßig, wie zum Beispiel mit einer
Greifschaufel, gab es große Abweichungen. Auf unserem Testbetrieb wäre die Frontladerwaage
deshalb wohl nicht in der Lage, die
Wiegestäbe unter dem Vormischer
zu ersetzen. Wenn Sie oft Getreide
laden oder Paletten wiegen müssen und sonst auf eine Brückenwaage verzichten können, kann
die Waage am Lader eine Alternative sein. Für den Werkzeugwechsel würden wir uns eine einfachere
Kalibrierung wünschen.
-fb-
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