6 // CAR E ko n kret AUS GA B E 4 9 // 4 .1 2 .2 0 1 5 HEIME Umstellung der Gebäudereinigung Selbst ist das Heim Das Evangelische Diakoniewerk Zoar in Rheinland-Pfalz hat von Fremd- auf Eigenreinigung umgestellt. Dadurch konnten Kosten gespart und die Qualität verbessert werden. VON ALEXANDRA KOCH Rockenhausen // Zum 1. Februar 2015 wurde im Evangelischen Diakoniewerk Zoar (Rockenhausen, RheinlandPfalz) in sechs Häusern von Fremdauf Eigenreinigung umgestellt. „Es war eine Kosten- und Qualitätsfrage, die uns dazu veranlasste“, berichtet Martina Leib-Herr, Leitung Zentrale Dienstleistungen und designiertes Vorstandsmitglied des Evangelischen Diakoniewerks Zoar. „Durch die Umstellung im Bereich der Gebäudereinigung konnten bislang rund 30 Prozent der Kosten eingespart werden.“ Dank guter Vorbereitung und der fachkundigen Begleitung eines externen Beraters konnte das ehrgeizige Projekt nicht nur zügig, sondern auch zeitgleich in mehreren Häusern der Einrichtung durchgeführt werden. „Weitere Einrichtungen werden Schritt für Schritt folgen“, informiert Liesel Sköries, Zentrale Hauswirtschaftsleitung. Damit geht das Evangelische Diakoniewerk Zoar einen Weg entgegen dem OutsourcingTrend und bündelt Dienstleistungen mit tarifgebundener Entlohnung unter dem Dach der Einrichtung. „Vor der Umstellung im jeweiligen Haus wurde eine individuelle Bewertung aller Räume vorgenommen, und es wurden neue Raumgruppen vergeben. Auf diese Weise entstanden neue Raumbücher.“ Lie- sel Sköries sieht das als einen wichtigen Erfolgsfaktor des Projekts. Denn durch die individuelle Bewertung der Räume (Größe, Bodenbeschaffenheit, Einrichtung usw.) sei es möglich geworden, die speziell für diesen Raum benötigte Reinigungszeit exakt zu berechnen. „Im Gegensatz dazu berechnen die externen Gebäudereiniger ihre Dienstleistung pauschal“, so Sköries. Umstellung der Reinigungstechnik Ein weiterer Erfolgsaspekt im Rahmen dieses Projekts ist die Umstellung der Reinigungstechnik und -methode. Umgestellt wurde vom zwei- auf einstufiges Wischen. Wurde früher nass und im zweiten Gang trocken nachgewischt, wird heute mit aufbereiteten Wischbezügen einmal gewischt. „Dies ist nicht nur effektiver, weil ein Arbeitsgang eingespart wird, sondern durch den Einsatz entsprechender Materialien auch qualitativ hochwertiger“, erklärt Liesel Sköries. Zudem ist die Reinigungsarbeit im Zuge der Umstellung ergonomischer (Teleskopgestänge, keine Mopp-Pressung etc.) und somit gesundheitsverträglicher gestaltet worden. Hauswirtschaftsleiterin Sköries zählt die Vorteile auf: „Beim einstufigen Wischen arbeiten wir mit Teleskopgestänge und aufbereiteten Wischbezügen, die abgezählt in einer Box aufbewahrt werden. Außerdem tragen unsere Mitarbeiterinnen bei der Reinigungsarbeit Mehr- statt Einweghandschuhe.“ Dies alles sowie die klar definierten Aufgaben der Reinigungskräfte führten, laut Sköries, zu einer gestiegenen Mitarbeiterzufriedenheit. Zwanzig Teilzeitkräfte neu eingestellt Mit Beginn der Umstellung der Gebäudereinigung von Fremd- auf Eigenreinigung wurde ein zentraler Einführungstag für alle Reinigungskräfte durchgeführt, in dessen Rahmen die Teilnehmer in den Bereichen „Methodik“, „Hygiene“, „Umgang mit Gefahrstoffen“ und „Reinigungschemie“ geschult wurden. Die aufgrund der nun intern erbrachten Dienstleistung rund zwanzig neueingestellten Teilzeitkräfte erhalten für ihre Arbeit im Evangelischen Diakoniewerk Zoar Tariflohn. „Für das Gebäudereinigungshandwerk besteht ein bundesweiter Mindestlohn. Der von Zoar angewandte Tariflohn für Gebäudereiniger nach AVR unterscheidet sich nicht sehr davon“, sagt Peter Kaiser, Direktor der Diakonie Zoar. Außerdem entfielen die bei einem Gebäudereinigungsunternehmen anfallenden 19 Prozent Umsatzsteuer, da die Leistung selbst erbracht würde, so Kaiser. Nachdem sich das Umstellungsprojekt nun fast ein Jahr in der Praxis bewährt habe, sei positiv zu vermerken, dass sich die zum Unternehmen gehörenden Mitarbeiter eher mit diesem identifizieren als Mitarbeiter einer externen Gebäudereinigungsfirma. „Unsere Reinigungskräfte arbeiten motivierter und fühlen sich als ein Teil des Zoar-Teams“, berichtet Liesel Sköries von den positiven Veränderungen im Mitarbeitergefüge. „Auch der Austausch mit den jeweiligen Mitarbeitern vor Ort ist nun viel ausgeprägter als vorher.“ Auf manches könne individueller und flexibler eingegangen werden. Auch die Gestaltungsmöglichkeiten bei der Mitarbeiterführung und Dienstplangestaltung seien im Vergleich zu früher gestiegen, was gerade bei Personalengpässen von großem Vorteil sei. Eine Zukunftsvision sei daher, so Sköries, ein Mitarbeiter-Pool, um auf Engpässe in sogenannten „Stoßzeiten“ noch besser reagieren zu können. Professionalisierung der Reinigung Mit der Umstellung ging insgesamt eine Professionalisierung einher, entsprechend aus dem Qualitätsmanagementsystem sich ergebender Vorgaben, die dokumentiert und überprüft werden können. Auch dem Umweltmanagement wird entsprochen, indem durch die Umstellung der Reinigungstechnik und -methode der Verbrauch von Chemie reduziert wird. Das Verfahren trägt zudem zur Arbeitssicherheit bei, da qualitativ hochwertiges Material eingesetzt und im Umgang mit der Reinigungschemie mit entsprechender persönlicher Schutzausrüstung gearbeitet wird. „Das Projekt der Umstellung von Fremd- auf Eigenreinigung war und ist für die verantwortlichen Mitarbeiter eine große Herausforderung, die bisher überaus erfolgreich gemeistert wurde“, sagt die designierte Zoar-Direktorin Martina Leib-Herr. „Wir sind stolz darauf, diese Gebäudereinigungsumstellung so problemlos und mit so großer Unterstützung in den einzelnen Häusern implementiert zu haben.“ ■ Die Autorin ist Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit des Evangelischen Diakoniewerkes Zoar. Dienstplangestaltung Flexibler Nachtwachenschlüssel statt starrer Vorgaben Wie viele Mitarbeiter braucht ein Heim in der Nacht? Hierbei sollten sich Einrichtungen nicht nur an Studien orientieren, sondern individuell planen. VON MICHAEL WIPP Betrachtet man die Dienst- und Einsatzplanung im Nachtdienst auch vor dem Hintergrund, dass diese gemessen an der überwiegend praktizierten Dienstlänge von zehn Stunden nahezu 40 Prozent des gesamten Tages ausmacht, kommt dieser Planung eine nicht unerhebliche Bedeutung zu. Die aktuelle Studie der Uni Witten/Herdecke (siehe CAREkonkret 47/2015) oder die geplanten bzw. umgesetzten Verordnungen zu der Anzahl der Mitarbeiter im Nachtdienst in den Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern unterstreichen die Aktualität dieser Thematik. Bevor überhaupt über die quantitative und/oder qualitative Ausstattung der erforderlichen Besetzung im Nachtdienst nachgedacht werden kann, muss man sich über das Bewohnerklientel und dessen Hilfebedarf im Klaren sein. Welche Tätigkeiten fallen denn überhaupt im Nachtdienst an? Diese Frage zu beantworten ist wichtig, wenn es um die erfor- derlichen Qualifikationen geht. Verschiedene Studien kommen zu dem Schluss, dass die zur Verfügung stehende Zeit pro Bewohner und Nacht ca. 12 – 14 Minuten ausmacht, einschließlich der Administration. Eine Studie des Instituts für Psychogerontologie der Friedrich Alexander Universität in Erlangen-Nürnberg sagt aus, dass bei benötigten 20 Minuten eine Pflegekraft für maximal 30 Bewohner zuständig sein kann. Be-trachtet man die Vorgaben aus den einzelnen Bundesländern – soweit sie bestehen – schwanken diese gegenwärtig überwiegend zwischen 1 zu 40 und 1 zu 50 (Pflegekraft zu Bewohner). Letztlich bedarf es aber nicht zwingend einer Studie, sondern der verantwortungsvollen einrichtungsinternen Aufgabe zu prüfen, welche Bewohnerstruktur mit welchem konkreten nächtlichen Interventionsbedarf, zu welcher Uhrzeit, mit welchem Umfang und daraus resultierend welchem Qualifikationsbedarf, vorliegt. Daraus ergibt sich letztlich die Besetzung des Nachtdienstes. Dass sich bei einer Erhöhung der Nachtdienstbesetzung eine Reduktion des Tagdienstes ergibt, ist logische Folge eines 24-Stunden-Pflegeschlüssels. Das muss nicht unbedingt nachteilig sein, wenn eine qualifizierte und verantwortungsbewusste Arbeitsorganisation, die einen 24-Stunden-Überblick in Bezug S erie Dienstplanmanagement auf den insgesamt erforderlichen Pflege- und Unterstützungsbedarf für alle Bewohner im Fokus hat, der Dienstplanung zugrunde gelegt wird. Reine Vorgaben zu der Nachtdienstbesetzung könnten zu der „Zwangsverlagerung“ von Aufgaben des Tag- in den Nachtdienst führen mit kritischen Auswüch- sen wie zum Beispiel nächtliches Medikamentenstellen. Wichtig ist, dass die Pflegedienst- und Einrichtungsleitungen die für ihre Einrichtung möglicherweise bestehenden vertraglichen Vorgaben oder die Anhaltswerte kennen, welche die Behörden ansetzen. Letztlich muss immer belegbar sein, warum mit welcher Besetzung und welcher Qualifikation der Nachtdienst im Sinne einer verantwortungsbewussten Dienstplanung gleistet werden kann. Konkrete Arbeitsorganisatorische Maßnahmen zur Sicherstellung einer qualifizierten nächtlichen Bewohnerversorgung können zum Beispiel sein: JJ Fundiert quantitativ festgelegte Nachtdienstbesetzung einschließlich der erforderlichen. Qualifikationen (siehe oben). JJ Konkrete Ablaufplanung im Nachtdienst, welche insbesondere die Schnittstellen zum vorangehenden/folgenden Dienst berücksichtigen. JJ Versetzte Spät-Spät- und/oder Früh-/Frühdienste zur Berücksichtigung von Arbeitsspitzen und zur Unterstützung einer „Regelbesetzung“. JJ JJ JJ Überprüfung der bestehenden Arbeitsablauforganisation in Bezug auf anfallende Tätigkeiten. Anzahl der individuellen Bewohnerbesuche pro Nacht Technikeinsatz Mit einem flexiblen Nachtdienstpflegeschlüssel, maximal auf Basis eines Grundregelungskorridors, der zwingend auch arbeitsorganisatorische/Klientelbezogene Konzepte berücksichtigt, kann qualitativ mehr für die nächtliche Betreuung erreicht werden, als mit starren Vorgaben, die unreflektiert eher auf politischem Aktionismus, denn auf Berücksichtigung des tatsächlichen nächtlichen Pflege- und Unterstützungsbedarfs beruhen. Lesen Sie mehr zu diesem Thema in Michael Wipp, Peter Sausen, Dirk Lorscheider: Der Regelkreis der Einsatzplanung, 2012, Vincentz Network. Michael Wipp ist Geschäftsführer der Haus Edelberg Dienstleistungsgesellschaft für Senioren. Alle Serienteile können auf seiner Homepage nachgelesen werden: http://vinc.li/1STbcsm
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